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Faschismus in EuropaDie Scheu vor dem F-Wort

Faschismus beim Namen zu nennen ist Teil des Kampfes gegen ihn. Heute erobert er keine Länder mehr, sondern setzt auf Angst und Ausgrenzung.

Giorgia Meloni läutet ihr erstes Kabinettstreffen ein Foto: Yara Nadi/reuters

L ange gab es eine Scheu, das F-Wort zu verwenden. Es war eine Art von Aberglauben dabei: Wenn man das Wort sagte, würde es real werden; besser also, so ging das magische Denken, wenn man nichts sagte, dann konnte auch nicht passieren. Die Scheu gibt es immer noch, in den Medien, in der Politik, in privaten Konversationen. Und die Frage ist, wen man eigentlich schützen will, wenn man es vermeidet, Faschisten Faschisten zu nennen.

Anders gesagt: Was ist der Schaden, publizistisch oder politisch, sehr viel genauer und klarer zu sein in der Analyse dessen, was gerade an ­Faschismus in Europa passiert, von Schweden bis Italien, Polen, Ungarn, Frankreich und andernorts? Apropos Schaden: Man sollte Faschisten auf keinen Fall zu ihrem Wahlsieg gratulieren, wie es Kanzler Scholz gerade getan hat im Fall der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni.

Das ist ein fataler Versuch, Ideologie mit den Mitteln der Politik zu immunisieren, und führt nur dazu, Faschismus zu normalisieren. Als meine Tochter den Gratulations-Tweet von Scholz sah, schrieb sie mir: Der hat doch einen Schaden, kann man doch nicht machen. Ich finde das sehr präzise und prägnant formuliert.

Faschismus ist in vielem eine schleichende Krankheit, sie nistet sich ein, sie verbreitet sich langsam, sie verändert die Gesellschaft im Ton, im Tun, im Opportunismus auch, in der Gefälligkeit derer, die die neue Normalität mitmachen. Auch wenn man miteinander arbeiten muss, wie im Fall von Scholz, sollte man jede Gelegenheit nutzen, die Unterschiede zwischen Demokraten und Faschisten deutlich zu machen.

Bild: Frank May
Georg Diez

ist Chefredakteur von „The New Institute“. Zuletzt erschien von ihm das Buch „Blogdown. Notizen zur Krise“ im Frohmann Verlag.

Nicht länger expansiv, sondern kontraktiv

Und dabei hilft ein Blick zurück. Der historische Faschismus – in Deutschland und Italien etwa in den 1920er und 1930er Jahren – zeichnete sich unter anderem durch die Verherrlichung einer mythologischen Vergangenheit aus, die Propaganda von „wir“ gegen „die“, einen Antiintellektualismus, den hierarchischen Führerkult, eine Opferrhetorik, die Rede von Sicherheit und Ordnung, von Arbeit und Disziplin; das führte zu einem Weltkrieg und der Ermordung von sechs Millionen Juden.

Der Faschismus heute ist anders, und langsam zeigen sich seine neuen Züge. Der Faschismus braucht etwa keine Eroberungen mehr – in Deutschland und Italien in den 1930ern waren diese geopolitischen Raubzüge Kolonialverbrechen mit Verspätung.

Heute ist der Faschismus nicht expansiv, sondern kontraktiv, das Land zieht sich zusammen, es schützt sich, merkantilistisch durch eine Handelspolitik, die nationalen Egoismus an die erste Stelle setzt – in Italien heißt das Wirtschaftsministerium nun „Ministerium der Unternehmen und des Made in Italy“, das Landwirtschaftsministerium trägt in seinem Namen die „Souveränität über Lebensmittel“.

Die Nation also als Schutzraum vor der Gegenwart – und jedes Individuum Teil eines größeren Ganzen. Denn Faschismus war immer eine Ideologie, die den ganzen Menschen wollte – er bedeutet eine Dominanz des Lebens über das Leben. Es gibt keine Trennung von privatem und öffentlichem Ich im Faschismus, sondern es gibt nur das eine Subjekt, das zum Volk gehört. Damit ist eine wesentliche Errungenschaft und Vereinbarung der liberalen Demokratie aufgehoben – die individuelle Freiheit als Grundlage der öffentlichen Ordnung.

Auf Angst und Ausgrenzung setzende Rhetorik

Der Faschismus ist, obwohl Faschisten immer von Sicherheit und Ordnung reden, das Gegenteil dieser Ordnung. Die Rhetorik ist eine von Angst und Ausgrenzung, die Programme beschreiben eine bedrohte Ordnung und formulieren simplifizierende Lösungsversprechen. Zentral für den Faschismus ist es, die Komplexität der Welt radikal zu reduzieren. Das funktioniert am besten, wenn man auf Emotionen setzt statt auf Rationalität. Die faschistische Ordnung ist damit eine grundsätzlich andere.

Sie wird verordnet, sie will sittlich oder im Fall von Italien christlich sein: Moral geht vor Recht. Eine prototypisch faschistische Maßnahme etwa ist das, was die neue Regierung in Schweden gerade vorhat, ein rechtes Bündnis, das nur an der Macht ist, weil die faschistische Partei der Schwedendemokraten sie unterstützt: Menschen ohne schwedischen Pass droht die Abschiebung, wenn sie, wie es heißt, einen „mangelhaften Lebenswandel“ pflegen oder sich „in einer Weise verhalten, die der Bevölkerung missfällt“.

Die Sicherheit des Rechts, das die Bür­ge­r*in­nen ja auch voreinander und vor dem Staat schützt, wird dadurch ausgehebelt. Der Volkswille regiert. Denunzianten gegen Demokraten. Und so funktioniert der Faschismus heute oft weniger über sichtbare und mehr über unsichtbare Machtausübung oder besser: Gewalt. Die Werte mögen die gleichen sein, Gott, Familie, Vaterland, wie es die faschistischen Brüder Italiens von Giorgia Meloni formulieren, ganz im Geist von Benito Mussolini – die Wirkweisen aber sind andere.

Es ist bislang eine Art Trickle-down-Faschismus, der sich langsam seinen Raum nimmt in den Gesellschaften, eine Grundhaltung des Verdachts statt des Vertrauens. Die Faschisten von heute haben gelernt, die Prinzipien der liberalen Demokratie zu benutzen, um sie auszuhöhlen und abzuschaffen. Das Recht etwa oder die Rechtsprechung, das sie als antiliberales Mittel entdeckt haben, die USA sind dafür ein Beispiel.

Ein mir bekannter Professor an einer akademischen Institution erhielt neulich eine Anfrage von der AfD, wie viel Geld für die Forschung zur Critical Race Theory verwendet wird. Er lehnte es ab, sich zu äußern. Andere werden es nicht tun. Das sind Grenzen der Freiheit der Forschung. Wenn sie einmal eingerissen sind, ist es schwer, weiteren Grenzüberschreitungen zu widerstehen. Diese Grenze ist der Faschismus – um ihn zu bekämpfen, muss man ihn benennen.

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68 Kommentare

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  • 6G
    652134 (Profil gelöscht)

    Populismus ist ggf. eher das Problem, wobei dieser auch gegen Minderheiten gerichtete "einfache" Lösungen beinhalten kann und dann als eine Art Pseudo-Prä-Faschismus imponieren kann.

    Eine Politik, die bei sehr komplexen und grundlegenden Fragen Umfragewerten hinterher läuft (und laufen muss, wenn sie die nötige Durchschlagskraft haben will), in der sich keiner mehr Gedanken über langfristige Auswirkungen der politischen Maßnahmen machen kann, weil die Aufmerksamkeitsspanne der potentiellen Wähler immer kürzer wird und weil der politische Gegner sich auch nur noch mit plumpen Schlagworten und der richtigen Inszenierung zur richtigen Zeit gute Umfragewerte zu verschaffen weiß. Das nannte man früher glaube ich eine Ochlokratie (nicht am Gemeinwohl ausgerichtete Pöbelherrschaft), die die Vorstufe einer Diktatur sein kann.

    Wenn das eher linke Establishment einmal weggefegt werden sollte, werden m.E. keine besseren Zeiten anbrechen in Anbetracht dieser Dynamik, egal wie tiefsinnig manche Konservative und Liberale im Einzelfall auch die Probleme in unserer Gesellschaft zu erfassen mögen. Und vieles läuft m.E. nicht richtig. Es wird nicht genug gespart, es fehlt an ausgeglichenen Lösungsvorschlägen, der Wirtschaft wird nicht genug Raum gelassen, Hartz-IV Empfänger werden zur Verachtung freigegeben, obwohl diese nicht selten in der Zeitarbeit sehr hart arbeiten müssen, hart arbeitende Selbständige und Freiberufler, die 75 h Wochen haben, werden damit konfrontiert, dass junge Menschen nur 30 Stunden die Woche arbeiten wollen, der öffentliche Dienst fordert in Zeiten wie diesen (eine Rezession steht vor der Tür wenn die Energiepreise nicht sinken) 10 % Ausgleich, Bildungsniveaus werden überall gesenkt, Menschen werden in das Arbeitsleben entlassen ohne die erforderlichen Kenntnisse zu haben etc., Bürokratie ist einfach zu viel und oft sinnlos, etc. pp.

    Ich habe wirklich Angst vor der weiteren politischen Entwicklung.

  • Als (Alt)konservativer lese ich auch gerne die TAZ (ordentlich). Dass aufkommen der Rechtskonservativen ist eine Folge der linksozialen Verwässeung des positiven nationalgefühls. Ich bin selbst davon betroffen als Freiheitsvertreter für Europa kotzt mich die EU mit Ihren Vorschriften, Bürokratie und Arroganz nur noch an. Dies fördert dann Menschen rechts zu wählen um sich selbst und die eigene Identität zu schützen. Hauptschuld sind die inzwischen völlig abegtrennete Bürokratiekrake der Politik - letzendlich nichts anderes als eine Diktatur nur nicht so lar - mehr so "hintenherum". Viele Menschen denken so und wehren sich auf die eigene Art und Weise. Den eigentlich ist in Europa eine Denkweise "Germany first" völlig absurd - den es geht nur gemeinsam. Nur nicht wie es jetzt praktiziert wird.

  • Das Problem mit Faschisten ist:



    nennt man sie Faschisten, sagen sie "Danke für das Kompliment".



    Irgendwelche Versuche, Faschisten durch gezielte Ansprache als solche zu beschämen, sind alles Rohrkrepierer.



    Und dass sich 2022 außerhalb faschistischer Kreise noch viele zieren Faschisten als solche zu benennen, halte ich für ein Gerücht.



    Diese Feststellung im Arikel kommt 7 Jahre zu spät.

  • Es ist problematisch, faschistisch mit rechts in einem Atemzug zu nennen. Vor nicht mal so vielen Jahren war es ganz normal, die CDU und die CSU als rechts zu bezeichnen, faschistisch aber waren sie nie! Das sage ich als Altlinker!



    Wem nützt diese Vereinfachung bzw. Gleichsetzung letztendlich?

  • Mit diesem defensiven Verhalten werden rechtsnationalistische und faschistische Erfolge nicht verhindert werden. In Schweden, Italien und Frankreich wurden freie Wahlen durchgeführt. Solange die Linke oder Linksliberale offenbar unfähig sind, trotz inzwischen guter Medienpräsenz die Wähler zu sich zu ziehen, nützt es nichts, Faschisten Faschisten zu nennen. Das wird due Wähler nicht abschrecken und das Gedankengut nicht ändern.



    Das bloße Bekenntnis zum kosmopolitischen Universalismus in einer Zeit des weltweiten Kampfes um Ressourcen und Ressourcenverteilung ist leider ungeeignet, die konkreten Probleme der meisten Menschen in Europa zu erklären oder zu lösen.

  • Faschismus ist ein Wort. Das Wort hat eine Bedeutung. Da sollte man anfangen. Dann hat man eine Definition mit einer Reihe von Kriterien & kann subsumieren. Man kann auch unter völliger Missachtung der Wirklichkeit mit der Behauptung einsteigen, niemand wage es auszusprechen. Das am inflationärsten verwendete Wort dieser Zeit!



    Es kommt nur darauf an, welcher Logik man folgt: Der der aufgeklärten Vernunft oder der der asozialen Medien. Dass Herr Diez sich für letztere entschieden hat, ist sehr, sehr schade.

  • Na dann erkennen sie den Faschismus ja doch nicht, wenn sie ihn sehen. Den im Osten ist er wieder dabei Länder zu erobern und das Existenzrecht abzusprechen.

  • "Heute erobert er keine Länder mehr,"

    Wie bitte? Putinrussland ist nach allen Kriterien hier ein faschistisches Land. Nicht zuletzt deshalb, weil es im Interesse eigener Größe und Wirtschaft (Gas, Öl und landwirtschaftliche Ressourcen der Ukraine im Welthandelsmaßstab...) andere Länder brutal überfällt...!

  • Nur weil der zunehmende Faschismus ein schleichender Prozessist findet er trotzdem statt. Es ist halt einfacher jemand anderes für die eigenen Missstände verantwortlich zu machen. Wird ein größeres Problem gesehen muss sich der Faschist nur ein Opfer suchen der an allem Schuld sein soll. Und schon geht es ihm besser. Du kannst ja eh nichts machen die Anderen sind ja schuld. Das ist bequem.



    Ähnlich schleichend und vortschreitend ist der Klimawandel. Viele bezweifeln das er überhaupt stattfindet und wer oder was daran Schuld sein soll. Entspricht es den Fakten, dass der Mensch selber durch das übermäßige Verbrennen von fossielen Kraftstoffen daran schuld ist muss er selber Anstrengungen unternehmen um das zu ändern. Das ist nicht einfach und man muss selber tätig werden. Da versteckt man sich lieber hinter Aussagen wie, der Einzelne kann ja sowieso nichts machen, die Anderen verbrauchen ja viel mehr.

  • Ob man sie nun Faschisten, Nazis, Trumpisten oder (etwas lächerlich) Bolsonaristen nennt. Es gibt eine eindeutige Bewegung ganzer Gesellschaften nach rechts. Und das hat meiner Meinung nach mit der aus dem Neoliberalismus herrührenden und nachhaltigen Entsolidarisierung zu tun.



    Wenn die/der Einzelne tagtäglich eingeprügelt bekommt, dass sie/er allein für sich verantwortlich ist und alles von Freizeit, Gesundheit bis hinein in die persönlichen Beziehungen durchzuökonomisieren und optimieren ist, dann wird sie/er auch die einfachsten oder nächstbesten Schutzangebote annehmen. Und die Angebote der Rechtsradikalen sind nun mal schnell und einfach zu "verstehen" und anzunehmen. Allein dadurch, dass die dafür sorgen, dass es anderen schlecht ergeht, geht es ihren Wähler:innen/Anhänger:innen vergleichsweise gut.

    Und die linken Politiker sollen ruhig mal darüber nachdenken, populistisch zu agieren. Wenn der politische Gegner dies permanent tut, ist es fast "pazifistisch", es nicht zu tun. Auf jeden Fall wirkt es, als würden wir uns ergeben.

  • Ich bin der Meinung, die Linke sollte sich ein paar selbstkritische Fragen stellen. Alle Westeuropäerinnen leben in einer Demokratie. "Die Faschisten" wurden allesamt gewählt! Warum? Für Frankreich und Schweden liegt die Antwort auf der Hand. Was in den Vororten Stockholms und Göteborgs oder in den Banlieus von Paris abgeht, möchte ich auch nicht hautnah erleben! Die Linke hatte viele Jahre Zeit, aber das Problem wurde nicht nur nicht gelöst, sondern partiell sogar unter den Teppich gekehrt. Da wundern sich einige wirklich, dass die Leute irgendwann anfangen, rechts zu wählen? Und zwar genau so lange, bis klar wird, dass sie auch keine Lösung haben (siehe z.B. FPÖ). Und in dieser Situation fällt dem Kommentator nichts Besseres ein als zu fordern "nicht mehr mit denen zu reden"? Ja, "den Faschismus" sollte man beim Namen nennen. Die realen Probleme, die ihn stark machen aber auch.

    • @Running Man:

      Die Probleme, die den Faschismus stark machen zu benennen heißt eine Kritik an Verhaltensweisen und Traditionen zu üben, ohne (rassistische) Klischees zu bedienen und gleichzeitig zu erreichen, dass sich die Richtigen angesprochen fühlen. Damit das funktioniert, muss aber auch über Bildungsgerechtigkeit und Umgestaltung der Industriegesellschaft gesprochen werden. Man darf gespannt sein, wie die (weiße) Mehrheit und deren Vermögende darauf reagieren.

  • Naja, in der Tendenz würde ich dem Artikel nicht widersprechen, allerdings abwarten. Meloni wurde erst gerade gewählt. Die Faschist*innen um Mussolini oder auch Hitler haben auch nicht gleich Kriege erklärt, sondern an ihrer Machtstabilisierung nach innen gearbeitet d.h. Unterdrückung und Verfolgung sowie Umbau des Staates wie Unterhöhlung der Gewaltenteilung - Einsetzen rechter Richter*innen (USA), Einschränkung der Presse (Ungarn). Was ich unter Machtstabilisierung zusammenfasste, ist allerdings bereits schlimm genug.

  • 6G
    652134 (Profil gelöscht)

    Faschismus ist m.E. ein staatskapitalistisches System (Planwirtschaft, Verschmelzung von Staats- und Konzerninteressen) mit mehr oder weniger offen gelebten diktatorischen Elementen (Carl Schmitt und sein Ausnahmezustand) und einer Glorifizierung des Normalos sowie einer brandgefährlichen Abwertung oder sogar vollständigen Entwertung von meist verletzlichen Minderheiten. Wenn man durch rechte Blogs streift, will eigentlich keiner die ersten beiden Elemente. Das Problem ist die Abwertung von Minderheiten. Hier muss ich aber auch bemerken, dass m.E. viele Menschen auf rechten Blogs einfach nur verstörte Konservative sind, die darüber verärgert sind, dass man Vieles, was man vor 2 Jahren noch unproblematisch sagen durfte (etwa dass die Biologie unterschiedliche Geschlechter kennt) scheinbar nicht mehr sagen darf- sie verstehen einfach in vielen Punkten die neuen Diskurse nicht mehr und das ist nachvollziehbar.



    Konservative bekommen auch mit, dass die CDU nicht mehr konservativ sein möchte, dabei sind Konservative doch regelmäßig aus einem christlichen Menschenbild heraus Randgruppen und insbesondere Migranten sehr zugewandt.



    Ich bin auch konservativ aber nicht in einem politischen Sinn. Mir bedeutet zB die Ehe viel. Ich mag daher Angriffe auf die Ehe nicht. Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Tendenziell faschistisch wäre es mE die Ehe auf einen Sockel zu stellen und nicht Verheiratete abzuwerten. Konservativ ist es, die Ehe beizubehalten und zu schützen und andere, neue Lebensformen mit dieser gleich zu berechtigen, sofern und soweit dort ebenfalls Verantwortung übernommen wird. Progressive wollen oft alte Strukturen zerschlagen, die einmal faschistisch überhöht wurden. Damit tun sie aber (guten) Konservativen, die Vielfalt zulassen wollen, Unrecht und nehmen ihnen ihre Heimat auf die sie auch ein gutes Recht haben. Dies führt zu einer unnötigen Spaltung der Gesellschaft.

    • @652134 (Profil gelöscht):

      Welche Progressiven wollen denn die Ehe zerschlagen?

      • 6G
        652134 (Profil gelöscht)
        @Jim Hawkins:

        Die Julis zB wollen auf Dauer die Ehe ganz abschaffen, auf die schnelle- hier giessen.junge-libe...liebe-gehoert-mir/

        Darüber hinaus würde die Ehe zB durch eine Abschaffung des Ehegattensplittings steuerlich diskriminiert, da die Eheleute gemäß dem Halbteilungsgrundsatz ihr Einkommen hälftig teilen sollen mit der Folge, dass eine Besteuerung des Mehr- oder Alleinverdieners (m/w/d) nach Singletarif zu einer deutlichen Steuerungerechtigkeit führen würde. Denn eine Besteuerung nach fiktiven Einkommen (der geringer Verdiende könnte ja genauso viel verdienen, obwohl er/sie das ja oft noch nicht einmal kann aus verschiedenen Gründen) kennt das Steuerrecht nicht.



        Die Abschaffung des Splittings würde also die Ehe als Wirtschaftseinheit zerstören und damit m.E. insgesamt als rechtliche Kategorie (wenn auch die Liebe zwischen den Menschen bestehen bleibt, denn diese ist ja nicht vom Trauschein abhängig). Denn was sollte die Ehe sonst sein im Verhältnis zum Staat als eine umfassende Wirtschaftseinheit.

        • @652134 (Profil gelöscht):

          FDP und progressiv? ;-)

          • @Uranus:

            Lol.

  • Mir gefällt die Entwicklung in Europa ja auch nicht... Aber mir scheint, der Begriff Faschismus wird arg überstrapaziert: Kaum ein ernst zu nehmender Wissenschaftler würde die Regierungen (oder Teile) aller dieser aufgezählten Länder als faschistisch bezeichnen. Und die meisten würden wohl auch sagen, dass gerade der gewalttätige Expansionismus einer der Hauptmerkmale des Faschismus ist (Da fällt mir auf: Warum fehlt eigentlich Russland in der Aufzählung?). Eine solche unreflektierte Ausweitung als Kampfbegriff ist insofern problematisch, als dass er die Taten und Opfer von (tatsächlichen) Faschisten marginalisiert.

    • @Samvim:

      "Hilfe, Hilfe, der Wolf ist da" schreit der kleine Hirtenjunge. Die anderen Bauern kommen und wollen den Wolf vertreiben. "April, April"



      Beim dritten Mal kommt der Wolf wirklich, aber die Bauern nicht mehr.



      Genauso ist es auch mit dem Faschismus. der Vorwurf nutzt sich ab, wird zum Schimpfwort, um den politischen Gegner unmöglich zu machen, und wenn der Faschist wirklich kommt, nimmt den Vorwurf keiner mehr ernst. ODER es wird zu einem heftigen verbalen Angriff, sodass der andere nicht mehr zuhört und ein innenpolitischer Kalter Krieg entsteht.



      Gegen Faschisten ist härtere Gegenwehr gerechtfertigt als gegen Zumutungen der demokratischen Mehrheit- (Regierung oder Gesellschaft) Dies führt dann zu erheblichen Eskalation der Konflikte.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Der bekennende Nichtwähler Georg Diez wundert sich über das Wieder-Erstarken des Faschismus'. Witzig?



    www.spiegel.de/kul...stem-a-912025.html

    • @95820 (Profil gelöscht):

      So eine Pfeife. Parteien, zumindest demokratische, haben so viele verschiedene Facetten im Meinungsspektrum wie sie aktive Mitglieder haben. Daraus kristallisiert sich eine Parteipolitik, die natürlich durch Druck von Außen Anpassungen unterliegt.



      Habecks Agenda war eine industriefreundliche Umstellung auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Zum Plan gehörte sicher nicht, sich mit Energieengpässen wegen des russischen Großfaschisten herumzuschlagen. Das nur als ein Beispiel. Die berüchtigte Agenda 2010 war natürlich Kacke, aber das Ergebnis auch des Aussitzens eines einschlägigen Experten im Aussitzen.



      Ergo, wer mangelnde Authentizität bejammert und sich beschwert, wenn es nicht seiner Meinung nach geht, hat erstens Demokratie nicht verstanden, zweitens wohl wenig Ahnung vom Zusammenleben mit Menschen außerhalb der eigenen bubble, und muss sich drittens nicht wundern, wenn die Nutznießer dieser Selbstgerechtigkeit dann in Form von SA oder was auch immer an die Tür klopfen.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Danke für den Link.

      Der ist in der Tat bemerkenswert.

      • @rero:

        "Der Nichtwähler definiert den politischen Raum für sich neu." steht dort am Ende. Dabei stimmt das gar nicht. Der politische Raum bleibt der gleiche. 🤓

  • Ich habe nicht den Eindruck, dass es ein dominierendes Motiv ist Faschismus nicht zu benennen aus Angst der Begriff könnte selbsterfüllend sein.

    Ich finde es im Gegenteil zu verbreitet auf "Politisches" (d.h. Dinge die auszuhandeln sind) zu schnell extreme Begriffe wie "Faschismus", "Rassismus" anzuwenden, die letztlich besagen sollen, dass es nichts politisch zu verhandeln gibt, sondern die Feinde so schlimm seien, dass man erwartet, dass die Gesellschaft geschlossen zusammen dagegen steht.

    Das wird aber nicht passieren. Ein Grund, warum es selbst da zu wenig passiert, wo es wirklich um krasse Dinge geht, ist, dass man zu schnell den Faschismus, Rassismus etc. ausruft. Ich denke im Moment müssen wir akzeptieren, dass die Gesellschaft bunter und vielfältiger ist und es viele Gruppen gibt, die sich gegenseitig ganz schlimm finden. Über vieles werden wir trotzdem, oder gerade deswegen, reden müssen.

    Auch: Faschismus hat viele Aspekte. Einer ist es, von einer Wahrheit ausgehen, in der eine imaginierte einheitliche (Volks/Welt)Gesellschaft möglichst geschlossen gegen die Feinde der Wahrheit vorgeht. Das finden wir aber auch bei anderen Gruppen. Absolute Wahrheiten zu verteidigen scheint mehr eine menschliche Grundneigung.

    Wachsamkeit gegen Faschismus ist gut. Woher die nächste ganz große Gefahr für die Demokratie kommt, wissen wir heute noch nicht. In den 1920,30er Jahren hatte der Faschismus auch deswegen Zuspruch, weil viele fest überzeugt waren, dass die ganz große Gefahr vom Sowjetkommunismus ausginge - der Blick war da offensichtlich zu einseitig.

    Viel ist aber auch Buntheit, nicht Abgrund. Dass in bunten Gesellschaften Gruppen sich gegenseitig ablehnen, wird wohl so sein. Das Gesellschaften Zuwanderungsregelungen haben wird auch außerhalb des Faschismus so sein. Wir brauchen Lösungen, die damit politisch umgehen können, weniger eine geschlossene Front gegen "DIE" Feinde - weil zu wenig klar ist, wer das genau ist.

    • @Markus Michaelis:

      „Absolute Wahrheiten zu verteidigen scheint mehr eine menschliche Grundneigung.“



      Ja. Und der letzte Absatz ist in meinen Augen sehr wichtig. „Die“. Der Kampf zwischen Wahrnehmung als Gruppe oder als Individuum. Der Schlüssel zum Zusammenleben liegt in der Erkennung anderer Individuen (fand Eingang sogar in die Bibel, Jesus macht nix anderes als eben das Individuum hervorzuheben). Gleichzeitig ist mensch auch konfrontiert mit Menschen, die nur als Gruppe auftreten wollen. Oder mensch nimmt dies zumindest an. Wie man es macht, macht man es schnell verkehrt. Zusammenleben ist mit Arbeit verbunden wenn man es gut machen will.

  • Danger Dan textet "Faschisten hören niemals auf, Faschisten zu sein - Man diskutiert mit ihnen nicht, hat die Geschichte gezeigt".

    So recht hat er.

    • @Cervo:

      Wer ist Danger Dan? Und "Faschisten hoeren niemals auf, Faschisten zu sein" hoert sich ziemlich gruselig an, d. h. wer einmal Faschist war, kann sich später noch so sehr davon distanzieren, er bleibt das auch fuer immer und ewig "man diskutiert mit ihnen nicht", sondern was...?

  • Bei Russland stimmt es auch...

  • "Der Faschismus braucht etwa keine Eroberungen mehr"

    Dabei isser schon dabei, wieder Teile anderer Länder "Heim ins Reich" zu führen.

    • @R R:

      Ja, aber während wir uns mit aller Macht gegen die Tür stemmen, durch die der russische Faschismus gewaltsam Einlass begehrt, strömen durch die europäische Hintertür fast unbemerkt andere Faschisten herein bzw. wir bleiben sorglos, weil diese ja - beispielsweise in Polen und Italien - an unserer Seite kämpfen.



      Das läuft so nach dem archaischem Motto: der Feind meines Feindes ist mein Freund.

    • @R R:

      Das Problem dabei ist, daß viele die sich selbst Antifaschisten nennen kein Problem mit Russland´s Angriffkrieg haben weil es für sie immer noch das Mutterland des Sozialismus ist.

  • Faschismus fällt nicht vom Himmel der wächst in "liberaldemokratischen" Verhältnissen kommunal vorzugsweise im sog abgehängt ländlichen Raum sukzessive in die Ballungsgebiete, befeuert durch Pandemien, Krisen, Kriege, Katastrophen Zeiten.



    Historischer Faschismus in Europa beinhaltet, 1918 nach 1. Weltkrieg verlorengegangen dynastisch monarchistische Gesellschaftsverhältnisse zu restauerien unter staatspolitischer Losung völkischen Zuschnitts mit Verheißung an Protagonisten, standegemäß Privilegien aufrechtzuhalten, in Kultur der Straflosigkeit vor Stafverfolgung wg Korruption, politischen Morden, Kriegsverbrechen 1914-1918 zu schützen, Verhältnis, das zwischen Staatsvolk-, Fremdvolkrecht, Freund-, Feindrecht unterscheidet. jenen staatenlos gewordenen Bevölkerungsteilen in ehemals nun zerfallenen Vielvölkerstaaten Staatsangehörigkeit verweigert. Das basierte in Weimarer Republik auf Konzept 1927 "Formierter Gesellschaft" Staatsrechtlers Carl Schmitt (1888-1985). Reichskanzler Gustav Stresemann (1879-1929) verhalf z. B. seinem kaiserlichen Heereskameraden NS ?rotege Hohenzollern Prinz Wilhelm (1882-1951) ausgerechnet Tag nach Adolf Hitler/Erich Ludendorff gescheitertem Staatsstreich in München vor der Feldherrenhalle 9.11.1923 zur Rückkehr nach Deutschland aus dem Exil in Holland, ohne ihn, anders als Versailler Vertragsmächten von der Reichsregierung versprochen, als angeklagten Kriegsverbrecher vor deutsches Gericht zu zitieren. Im Gegenteil nach gescheitertem Fürstenenteignungs Volksentscheid 1926, was durch verfassungsrechtliche Manipulation Reichspräsidenten Paul von Hindenburgs (1847-1934) gelang, erhielten Hohenzollern 1918 unter Treuhand gestellt gesamtes Vermögen zurück. Diese Missachtung internationaler Gerichtsbarkeit, Verträge, Gremien, Organisationen, damals Völkerbund, Gerichtshof Den Haag, heute UNO, Strafgerichtshof Den Haag, ist Wasser auf Faschismus Mühlen.



    Übrigens blieb Weimarer Verfassung 1919 durch NS Regime 1933-1945 formal unangetastet

  • Ja, man mus Faschismus als solchen benennen, wenn man ihn dann allerdings diagnostiziert nur um dann sogleich zu erklären, dass der aktuelle Faschismus ja ganz anders wäre als der damalige kann so eine Zuschreibung Alles und Nichts bedeuten.



    Was aber gibt es an konkreten Anzeichen in Bezug auf Führerprinzip, Totalitätsanspruch, der Gleichschaltung von Wirtschaft, Medien und Kulturbetrieb, der mythisch-pseudoreligiösen Überladung von Nation, Rasse und Männlichkeit, der Terrorisierung und Ausschaltung politischer Gegner, der Agitation und ideologischen Zurichtung der Jugend, ... ?



    Keine Frage der überall in Europa um sich greifende Rechtspopulismus ist ein massives Problem das unbedingt bekämpft werden muss; aber dazu braucht es zunächst mal eine adäquate und nüchterne Analyse, aber keinen über die Spitze hinaus getriebenen Alarmismus der eine Landungsoperation in Anzio nahelegen würde.

    • @Ingo Bernable:

      Danke, dass sie hier die definierenden Kriterien - zumindest einen Großteil - in die Diskussion bringen.

      Aus dem folgt, dass er uns in EU-Europa momentan nicht gegenübersteht. Und das tut er auch nicht.



      In Russland selbst sieht das anders aus, dort ist zunehmend ein Großteil der Kriterien erfüllt und dort findet auch ein derzeit laufender genozidaler Angriffskrieg - der ultimativ faschistische Schrecken s. Italien (Abessinien, Lybien) und Deutschland (viele Feldzüge des 2. Weltkriegs) - seinen Ursprung (vgl. aktuelle Einschätzung samt Begründungen bei Timothy Snyder; dies erwähnt, um gleich den Einwand zu entkräften, dass dies nicht nur "eine" oder meine Meinung ist).

      Auch Zustimmung zu ihrem letzten Absatz. Aber so nervend und für progressive und klassische Liberale der Rechtspopulismus auch ist, ist er um Längen kein Faschismus sondern eine Sammlung für Menschen, die kulturell andere - womöglich veraltete, an Traditionen haftende - Einstellungen haben und sich für diese politisch einsetzen. Genauso, wie sich progressiv Liberale für ihre Werte einsetzen. Das muss man schon ehrlich eingestehen, ansonsten zieht man sich durch die Abstempelung des politischen aber doch demokratischen Gegners zum "Faschisten" - gern auch mit einem der zahlreichen Präfixe, die gerade Konjunktur haben - selbst den demokratischen Boden unter den Füßen weg. Man sorgt für ein Klima, in dem die Unerbittlichkeit steigt und wo auch Anfeindungen, Weghören, Dialog- und Kompromissunfähigkeit überhand nehmen. In dem Klima kann man dann nur hoffen, niemals auf der falschen Seite der Macht zu stehen. Besser wäre aus meiner Sicht, Rechte entweder zu ignorieren oder wenn das nicht geht, inhaltlich die Finger in die Wunden der rechtspopulistischen Positionen zu legen. Dazu aber braucht es Geschick und gute Argumentationen um Wähler in seinem Sinne zu beeinflussen. Das ist Demokratie.

      Wenn man es aber nicht schafft, wenn deren Argumente bei den Wählern irgendwann besser ankommen, dann ist das so.

      • @JK83:

        "Wenn man es aber nicht schafft, wenn deren Argumente bei den Wählern irgendwann besser ankommen, dann ist das so."



        Und dann? Koffer packen und exilieren? Oder in den Untergrund gehen?



        Ihr Kommentar ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man selbst eine an sich gute und überzeugende Argumentation mit nur einem einzigen Satz (nämlich dem Schlussatz) wieder mit dem A ... einreißt.



        Nicht übelnehmen, stimme Ihnen ansonsten ja zu.

  • Der Begriff "Faschismus" wurde und wird so inflationär gebraucht ,



    dass Faschismus nicht mehr mit Totalitarismus gleich gesetzt wird. Warum sprach man in der DDR immer vom Faschismus , nie vom Nationalsozialismus ? Wegen der Vergleichbarkeit der totalitären Herrschaftssysteme ? Warum ist jetzt in den "Mainstream-Medien" viel vom "russischen Faschismus" die Rede, obwohl Putin ein "lupenreiner Tschekist (KGB)" ist und Stalin in Russland rehabilitiert wird und "Memorial" , die sich der Aufarbeitung der stalinistischen Verbrechen zur Aufgabe gemacht haben ,verboten ? Der Begriff Totalitarismus würde viel besser die gesellschaftlichen Tendenzen erklären, als der überstrapazierte Faschismus.Ich würde mir eine tiefergreifende Diskussion über die Machtverschiebungen in unserer europäischen Gesellschaft wünschen, als nur mit dem Schlagwort Faschismus hausieren zu gehen. Identitäre Denkverbote von links und rechts, misslungene Integration bei gleichzeitiger Massenmigration, Kriminalität,Alltagsrassismus, Islamismus,industrieller Niedergang im Zuge der Globlisierung und,und ,und, das sind die Voraussetzungen für die



    Regierungswechsel in rechtes Fahrwasser und darüber sollte diskutiert werden.Schon Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger wurde der Begriff "Faschismus" zu einem hohlen Schlagwort, weil alles als faschistisch galt, was nicht "links" war.

  • Kann bitte mal jemand definieren was denn nun genau Faschismus ist? Bisher sehe ich einen sehr ungenauen Begriff

    • @Usch Bert:

      Und schon fangen wir an, den Faschismus zu verharmlosen.

      • @Troll Eulenspiegel:

        ???

      • @Troll Eulenspiegel:

        "Verharmlosung" ist also wenn man mal genauer nachfragt?

        • @Mustardmaster:

          Ich lese in Uschi's Kommentar eine Skepsis heraus. Dem Faschismus begegnet man aber nicht mit Skepsis. Die Antworten dürfen ruhig ungenau sein, wenn der Grundtenor Demokratie- und Menschenfeindlichkeit ist. Und hier nachzuhaken, ein Aber oder Ähnliches implizierend, wird weder den damaligen noch den zukünftigen Opfern gerecht.

    • @Usch Bert:

      Wikipedia hat hier ein schönes Zitat:



      "Was Faschismus ist oder sein soll, wurde vornehmlich von seinen Gegnern bestimmt, die Theorien des bzw. über den Faschismus entwickelt haben."



      Im allgemeinen wissenschaftlichen Kontext wird damit der Führerkult um Mussolini bezeichnet. Durch den derzeitigen inflationären Gebrauch ist es zur Worthülse verkommen, die schlicht zur Bezeichnung des "Feindes" dient.

    • @Usch Bert:

      Wenn sonst keiner will, dann versuche ich's mal: Faschismus ist eine politische Ideologie, die Herrschaftsanspruch aus dem Willen des Volkes abzuleiten behauptet, wobei dieser Wille sich nicht über demokratische Wahlen und parlamentarische Vertretung ausdrückt. Stattdessen vertreten faschistische Führer vorgeblich den "wahren Willen" des "Volkes", das keineswegs die ganze Bevölkerung umfasst, woraus sich die Verachtung gegenüber demokratischen Mehrheitsentscheidungen ableitet.

      • @Lillebjörn F:

        Ne, das ist Sozialismus.

      • @Lillebjörn F:

        "Stattdessen vertreten faschistische Führer vorgeblich den "wahren Willen" des "Volkes", das keineswegs die ganze Bevölkerung umfasst, woraus sich die Verachtung gegenüber demokratischen Mehrheitsentscheidungen ableitet."



        Der "Wählerwille" umfasst ja auch nicht die ganze Bevölkerung, sondern nur den größeren Teil davon.



        Und da sich Regierungskoalitionen zumindest in Deutschland erst nach der Wahl bilden,ohne den Einfluss des Wählers, ist es auch fraglich wie demokratisch und repräsentativ das gegenwärtige System der repräsentativen Demokratie tatsächlich ist.



        Damit sollen nicht Demokratie und Faschismus gleichgesetzt werden,aber aufgezeigt werden,das die Unterschiede in der Praxis weniger groß und unschärfer sind als es die Vertreter der "reinen Lehre" behaupten.

  • 6G
    652134 (Profil gelöscht)

    Es ist von größter Wichtigkeit den dominierenden männlichen "Zeitgeist" zu verstehen und das konnte keiner so gut wie der (feministische) Philosoph Otfried Eberz, der uns vor rund 90 Jahren warnte: "Demokratien sind anorganische Amalgame wirtschaftstreibender Atome, die unter parlamentarischer Regierungsform nach allen Himmelsrichtungen auseinandertreiben und nur durch die Mechanik der Gewalt eine Zeitlang von Diktaturen zusammen gehalten werden können, um dann Kurzsichtigen den Eindruck einer organischen Gesellschaft vorzutäuschen. Diktaturen können aber nur das Tempo des fortschreitenden Zersetzungsprozesses einen Augenblick verlangsamen, denn sie sind selbst wurzellos, und die immanente revolutionär-wirtschaftliche Tendenz des in die Periode seiner demokratischen Zersetzung eingetretenen männlichen Poles wird als die stärkere Macht diese ephemeren Gebilde immer wieder zerbrechen." (O. Eberz, Vom Aufgang und Niedergang des männlichen Weltalters, Bouviers Bibliothek, 1990, S. 75) M.a.W.: der männliche Geist will Kohle machen und dafür wird er immer, falls erforderlich, alle zuvor proklamierten Ziele über Bord werfen. Denn wirkliche Werte kennt er nicht, sondern nur vorgeschobene Pseudowerte, die er als Phrasen von ernsthafteren Geistern entleiht um sie zur Durchsetzung seiner wirtschaftlichen Ziele zu missbrauchen. Daher auch die ganzen widersprüchlichen Ideen, die kursieren- der männliche Geist will sich nicht festlegen müssen. Wenn die Unordnung, die er dadurch anrichtet, zu groß wird, verfällt er immer wieder gerne auch in einen mehr oder weniger offenen diktatorischen Modus.



    Wir können dem mE nur entgegen treten, wenn wir die Werte der Demokratie, vor allem deren Hauptwert, die Menschenwürde (Eigenwert des Menschen, Freiheit ggü. dem Staat etc) wieder in das Zentrum stellen und mit neuem Leben erfüllen, um der Demokratie, nachdem der männliche Zeitgeist vom Idealismus zum Materialismus, der keine Würde zulässt, herabgesunken ist, starke Wurzeln zu geben.

    • @652134 (Profil gelöscht):

      Vielen Dank für den spannenden Literaturtip, habe das Buch sofort bestellt. Brutal, aber leider nur zu wahr.

  • 20% Stimmenzuwachs kommen - und gehen manchmal auch schnell wieder in Italien. Was mir Sorgen beteitet ist, dass eine Mehrzahl der stärkeren Parteien dort mittlerweile aus dem populistischen Spektrum stammen. Man überbietet sich in Hardliner-Posen ggü. sozialen Gruppen. Die strukturellen Probleme des Landes geht aber keiner wirklich an.

  • "Faschismus" ist durch inflationären Gebrauch, insbesondere durch Journalisten und Politiker- eine leere Worthülse.

    Der Gegner ist immer Faschist, gerne mit einem Präfix, wenn es historisch so gar nicht passt, "Linksfaschist", "Klerikalfaschist" usw. .. . Geht eigentlich immer. Russland ist faschistisch, die Ukraine auch ... Deutschland eh.

    Wenn es so gar nicht passt, ist es halt nur faschistoid. Das passt immer.

    Die Verwendung erinnert mich immer an "Entenquak" aus 1984 (alte Übersetzung)

    • @Erwin Schiebulski:

      Das was die GIs rochen, als sie das Lagertor von Dachau aufbrachen, war keine leere Worthülse, sondern fassbare Realität.

      • @Ajuga:

        Das war Nationalsozialismus ....

  • "Als meine Tochter den Gratulations-Tweet von Scholz sah, schrieb sie mir: Der hat doch einen Schaden, kann man doch nicht machen. Ich finde das sehr präzise und prägnant formuliert."

    Das finde ich auch und offensichtlich hat da einer bei der Erziehung nichts falsch gemacht.

    • @Jim Hawkins:

      Hier finde ich es sogar gerechtfertigt, wenn die Tochter über ein Formular die familiäre Bindung (Tochter - Vater) auflöst.

      Als Grund kann man nennen, dass die Gratulation Faschismus unterstützt.

    • @Jim Hawkins:

      Ich frage mich auch weshalb er ihr nicht einfach den obligatorischen Gratulations-Strauss vor die Füße geworfen hat.

      • @SeppW:

        Gibt es bestimmt auch als Emoji.

  • Teil des Kampfes gegen Faschismus bedeutet in erster Linie Ursache und Wirkung zu erkennen und dann zu handeln.

    Warum sind die Rechten auf dem Vormarsch? Eine schonungslose Analyse ohne Tabus muss sein, denn sonst wird es auch Deutschland bald erwischen.

    Die Zeiten ändern sich. Wenn immer mehr Leute in die Armut rutschen, ist der Boden bereitet.

    Warum geschah der Brexit, was ist es was die Italiener gereizt hat, Meloni zu wählen, wodurch punktet Le Pen?

    In Deutschland sind die Rechten bisher nur so schwach, weil sie sich extrem ungeschickt anstellen.

    Ein völkisches Walhalla will niemand.

    Doch irgendwann halten sich die Leute die Nase zu und wählen sie doch.

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @shantivanille:

      Kann Ihnen nur zustimmen.



      Leider wird das völlig ignoriert.



      Gefährlich ist das!

    • @shantivanille:

      Rechte geben einfache, einleuchtende und falsche Antworten, deren Umsetzung schnelle Abhilfe zu schaffen verspricht.

      Sie mobilisieren Ressentiments gegen so ziemlich jede Minderheit, machen antisemitische grundiert internationale Eliten, Globalisten, für die Krise verantwortlich.

      Sie appellieren an die nationale Identität und das nationale Kollektiv, das nur in Abgrenzungen gegen alle außerhalb dieser Gruppe definierten funktioniert.

      Et voilà, es funktioniert. Besser gesagt, e voilà.

      • @Jim Hawkins:

        Beim Den Popolismusspielen gegen die "Eliten" gibt es dazu noch die Linkspopulisten, die im Kampf gegen die böse EU, amerikanischen "Globalismus" und gierig schleimige Superreiche, die angebote das Volk betrügen, ähnlich blöd ins gleiche Horn querfrontlerisch zusammen tönen.

        Und der Wähler wählt dann doch wieder das Original.

        • @Rudolf Fissner:

          Da kann ich nur zustimmen.

      • @Jim Hawkins:

        Leider keine Antwort auf die Frage, woher der Nährboden stammt.

        Wenn allerorten Verzicht gepredigt wird und immer mehr Menschen nicht wissen wo sie noch verzichten sollen, während andere keine Anlagemöglichkeiten mehr finden um ihr immer rascher wachsendes Vermögen unterzubringen, so ist es zu kurz gedacht nur den auf Dummfang gehenden Verführer zu verdammen.

        • @Fabian Wetzel:

          Der Nährboden ist da, wie der Bodensatz da ist.

          Bei der deutschen Gesellschaft sind das, je nach Umfrage, zwischen 15 und 25 Prozent, die reaktionäres, faschistoides, rassistisches und antisemitisches Gedankengut haben.

          Das ist immer da. Wenn es ganz gut läuft, wie in der goldenen Zeit des liberalen Kapitalismus, dann spielt es keine große Geige.

          Kommt es zu Krisen, ist es mobilisierbar.



          Seit ein paar Jahren hat es sich warmgelaufen und langsam wird es heiß.

      • @Jim Hawkins:

        Nun, da kann ich Ihnen nur beipflichten.

        Die Lösung kann es aber auch nicht sein, nationale Kollektive völlig aufzulösen.

        Und dies in einer Acht-Milliarden-Welt.

        Man braucht nicht viel Phantasie um sich auszumalen was dann kommt.

        Das nationale Kollektiv hat hierzulande über 70 Jahre einigermaßen funktioniert. Es gab ein gewisses Maß an Rechtssicherheit, Schutz, Wohlstand und sehr viel individuelle Freiheit.

        Die meisten Menschen mögen das.

        Wenn man dies angreift, wird es Gegenbewegungen geben. Und leider fallen diese oft krass aus. Der menschliche Verstand bewegt sich grade hierzulande ziemlich gern extrem in die eine oder andere Richtung. Doch das Pendel holt dann nur Schwung für die Gegenbewegung.

        Sorry, ich bin für den Weg der Mitte.

        Und diese haben wir verlassen.

        Schaue ich mir internationale Tendenzen an, ökonomisch, ökologisch und politisch, sehe ich sehr, sehr schwarz.

        Ihre Definition trifft übrigens nicht nur auf Nazis, sondern genauso auch auf Islamisten zu und diejenigen aus dem linken Spektrum, die mit diesen paktieren. Ein absoluter Affront gegen jede Art von Minderheiten.

        Zudem auch für die immer stärker werden totalitaristischen Systeme dieser Welt.

        • @shantivanille:

          Das nationale Kollektiv wird sich sowenig auflösen, wie es jemals eine emanzipatorische Revolution veranstalten wird.

          Die größte Revolution hierzulande war eine völkische, in die Klassengesellschaft negativ in eine Volksgemeinschaft aufgehoben wurde.

          Das wird wohl nicht noch einmal passieren, aber in vielen Ländern Europas greift der Faschismus nach der Macht oder hat sie bereits errungen.

          Sollte das in Deutschland auch passieren, dann Gnade uns Gott.

          Und natürlich sind die Islamisten kein Stück besser. Und auch stimmt, dass gerade Linke, siehe Neumann, siehe Wiedemann ihnen viel zu entgegenkommend begegnen.

          Das ist natürlich inhuman und anti-universalistisch. Jede und jeder, der die westlichen Werte, was ja letztendlich die Menschenrechte meint, in Anführungsstriche setzt, setzt sie für große Menschengruppen außer Kraft.

      • 6G
        652134 (Profil gelöscht)
        @Jim Hawkins:

        Es funktioniert deshalb, weil die meisten Menschen leider vollkommen denkfaul sind. Wenn man nur ihre Interessen bedient und ihnen ein bisschen schmeichelt (zB deutsche Mutter) denken sie überhaupt nicht mehr nach. Dies jedenfalls dann, wenn die Herde mit ihnen in die gleiche Richtung läuft. Und dies auch dann, wenn für einen Menschen, der jedenfalls einen Schritt weiter denken kann, klar erkennbar ist, dass ihre Interessen auf Dauer gar nicht bedient werden können, weil das ganze System. das man ihnen unterschieben möchte, nicht funktionieren kann. Ich kann es nicht belegen, aber ich habe mal gelesen, dass die Todsünde der Faulheit ursprünglich Denkfaulheit lautete, was mir unmittelbar einleuchtet.

        • @652134 (Profil gelöscht):

          Ich fürchte ja mehr, dass die Leute sagen, was sie denken.

          Also, dass die Wähler von faschistischen Parteien irgendwie gegen die Elite, gegen die da oben sind, internationale Mächte für vieles verantwortlich machen und Minderheiten jeder Art nicht ab können.

          Und diese Parteien verleihen ihren staubigen Ansichten eine offizielle Plattform.

          Das ist mit Sicherheit ein gutes Gefühl. In der Hinsicht geht es ja auch nicht anders.

          Wer freut sich nicht, wenn eine oder einer im Bundestag oder in einer Talkshow das sagt, was man selbst denkt und für richtig hält.

  • Also, zumindest wenn mensch sich auf Social-Media Plattformen umschaut, scheint die These, dass es eine Scheu davor gebe Faschismus zu sagen, bzw. eine Person des Faschismus zu bezichtigen, nicht ganz zutreffend...... Im Gegenteil, dort wird es eher inflationär gebraucht.