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Arbeitskräftemangel in DeutschlandWer packt mal mit an, bitte?

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Allerorts fehlt Personal. Wirtschaft und Politik müssen gegen den demografischen Wandel flexibler auf Arbeitslose und Zugewanderte zugehen.

Mangelware Flugbegleiter

I n einer Bäckerei in Berlin gibt es an manchen Morgen keine belegten Brötchen mehr: Personalmangel! Eine Kleinfamilie in einem Vorort von Berlin sucht einen Kitaplatz, aber es gibt keinen: Personalmangel! Dabei würde die Mutter, examinierte Krankenpflegerin, gern wieder in ihrem Krankenhaus arbeiten. Denn auch dort herrscht: Personalmangel!

Fehlende Kitaplätze, mangelndes Lehrpersonal, nicht verfügbare Handwerker:innen, geschlossene Gaststätten, nicht vorhandene Pflegekräfte und lange Warteschlangen in den Flughäfen, weil Ge­päck­ab­fer­ti­ge­r:in­nen fehlen: Mancherorts hat man den Eindruck, Arbeitskräfte seien wie von Zauberhand verschwunden.

Wer in einer Zeitmaschine aus der Jahrtausendwende in die Jetztzeit gebeamt würde, der dürfte sich vor Verwunderung die Augen reiben. Vor zwei Jahrzehnten galt noch das Narrativ: Wir haben Massenarbeitslosigkeit. Jobs werden durch Roboter ersetzt oder wandern ab nach China. Wer keine Berufsausbildung hat, ist komplett verloren. Es droht Lohndumping-Konkurrenz der Zugewanderten. Tja, Pustekuchen aus heutiger Sicht.

Niemand weiß zwar, was eine mögliche Rezession demnächst für den Arbeitsmarkt bedeuten könnte. Aber in der Gegenwart ist derzeit eine Art internationale Fahndung nach Arbeitskräften ausgerufen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kündigt an, dass Aus­län­de­r:in­nen aus Nicht-EU-Staaten, etwa aus der Türkei, demnächst als Gepäckabfertiger an hiesigen Flughäfen arbeiten werden. Der Hotel- und Gaststättenverband fordert, dass Mit­ar­bei­te­r:in­nen aus Drittstaaten, unabhängig von ihrer Qualifikation, ebenfalls demnächst in der hiesigen Gastronomie tätig werden können. Bisher ist das Ausländerrecht nur für Bür­ge­r:in­nen aus den Westbalkanstaaten entsprechend gelockert.

Der Arbeitskräftemangel ist eine Folge der Geburtenrückgänge und der Alterung, des Trends zu höheren Schulabschlüssen, der Landflucht, der Abwanderungen durch die Corona-Pandemie. Man hat diese Entwicklungen unterschätzt. Der Personalmangel erfordert nun ein Umdenken: Politik und Wirtschaft müssen sich auf die Möglichkeiten der vorhandenen und der potenziellen Ar­beits­neh­me­r:in­nen einstellen. Die Wirtschaft muss sich an den Menschen orientieren und nicht umgekehrt. Das erfordert Kompromissbereitschaft. Und wir müssen uns von drei Irrtümern trennen.

Es war ein Irrtum, zu glauben, dass die „niedrigqualifizierten“ Jobs verschwinden. Die Erwerbstätigkeit ist im Bereich der Helferberufe fast doppelt so stark gewachsen wie bei den Fachkräften, sagte unlängst der Migrationsexperte Herbert Brücker vom Nürnberger IAB-Institut. Der Begriff „niedrigqualifiziert“ ist eh irreführend. Wer als Hel­fe­r:in in der Paketzustellung, in der Gastronomie, in der Pflege eine 40-Stunden-Woche stemmt, bringt eine körperliche und mentale Belastbarkeit mit, vor der man den Hut ziehen sollte, auch wenn die Leute keine dreijährige Fachausbildung absolviert haben. Deswegen ist der Gedanke absurd, dass man Langzeitarbeitslose zu Hunderttausenden in Helfertätigkeiten zwingen könnte. 40 Prozent der Menschen im Hartz-IV-Bezug berichten in Erhebungen von schweren gesundheitlichen Einschränkungen, sagte IAB-Arbeitsmarktexperte Mark Trappmann der taz.

Der zweite Irrtum besteht darin, die Zuwanderung entweder als mögliche Dumping-Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt misstrauisch zu beäugen oder sich darauf zu verlassen, dass qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland dringend nach Deutschland kommen wollen. Deutschlands Standortnachteil ist eine schwere Sprache, die zu erlernen mühsam ist und die sonst nur in sehr wenigen Ländern gesprochen wird. Wer es sich aussuchen kann als Aka­de­mi­ke­r:in aus dem Ausland, geht samt Familie lieber in ein Land, in dem man mit Englisch weitgehend auskommt.

Der dritte Irrtum besteht darin, dass unser viel gelobtes duales Ausbildungssystem das Nonplusultra sein soll in einer Wirtschaft, in der wir mehr Zuwanderung brauchen. Ausländische Berufsabschlüsse müssen leichter anerkannt werden. Eine dreijährige duale Berufsausbildung hierzulande besteht aus der Arbeit im Betrieb und dem Besuch des Berufsschulunterrichts mit Lehrbüchern und Prüfungen, und das alles bei geringer Bezahlung. Von Geflüchteten weiß man, dass sie oft an diesem schulischen Teil scheitern, weil die Lehrbücher sehr gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift verlangen. Es wäre leichter, wenn die Leute erst mal auch mit weniger Vorbildung in eine voll bezahlte Arbeit einsteigen und dann Sprachkenntnisse und berufliches Wissen nach und nach verbessern könnten. Auch in Deutschland geborene Langzeitarbeitslose schaffen oft keine lange Ausbildung.

Auf dem Bildungsmarkt haben sich viele kürzere „Teilqualifikationen“ entwickelt, etwa Pflege-Basiskurse, Kurse zur Erzieher-Assistentin, zur sogenannten Elektrofachkraft, zur Verkäuferin mit Computerkassenschein. Diese Kurse können ein Einstieg sein, dürfen aber nicht zur Sackgasse werden. Und man muss die Gefahr der Verdrängung im Auge behalten. In einem Stadtteilprojekt in Berlin wurden Menschen zu „Integrationsassistent:innen“ weitergebildet. Deren Bezahlung ist niedriger als die der sonst eingesetzten Sozialarbeiter:innen.

Dennoch: Es führt kein Weg an Flexibilisierungen und Bildungsalternativen vorbei. Es ist richtig, dass laut Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung berufsbegleitende Weiterbildungen und Teilzeitausbildungen gefördert werden sollen. Personalengpässe wird es allerdings weiter geben, sagen die Prognosen. Das wird Kompromissbereitschaft bei Kun­d:in­nen erfordern, die mehr bezahlen und länger auf Dienstleistungen warten müssen. Welche Dienstleistungen unverzichtbar sind und gefördert werden müssen und welche nicht, das könnte sich sogar zu einer hochpolitischen Frage entwickeln.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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65 Kommentare

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  • Theorie und Praxis. In der Praxis lief es in der Gastronomie vor Corona folgendermaßen:

    Kleine Betriebe haben ca die Hälfte der Angestellten oftmals unter der Hand beschäftigt und/ oder Überstunden bar ausgezahlt, da eine Anstellung steuerrechtlich schwierig war.



    So konnte man überleben und die Angestellten hatten finanziell auch was davon.



    Oder die Angestellten waren zwar offiziell angestellt, aber mit schlechtem Stundenlohn , was aber das Trinkgeld trotzdem steuerfrei und angemessen ausgeglichen hat.



    Vorwerfen kann man es weder den kleinen Betrieben, noch den Angestellten und die Kundschaft hat sich auch über die günstigen Preise gefreut.

    Als dann in den letzten zwei Jahren die ganzen Schließungen der Gastronomie anstanden, haben sowohl die Betreiber als auch die Angestellten ziemlich schnell zu spüren bekommen, was das in einer Krisenzeit bedeutet.



    Mit schlechtem Stundenlohn auf Arbeitslosengeld 1 angewiesen zu sein, wenn das Trinkgeld wegfällt, war im Ergebnis finanziell kaum über Hartz4-Niveau.



    Die gastronomischen Betriebe haben wiederum kaum Covid-Hilfe erhalten, wenn es offiziell zu wenig Angestellte gab usw.



    Kurz-kein Job mit Perspektive wenn es hart auf hart kommt.

  • Wir haben rund 2,5 Millionen Menschen ohne Arbeit. Warum packen die nicht mal mit an?

  • Ich kann den Thesen nicht unbedingt zustimmen, sie sind allesamt aus einer Situation herausdestilliert, die eine Momentaufnahme ist. Die These, dass viele Hilfsjobs in Wirklichkeit keine sind, ist nett, aber wie viele erfolgreiche Aufwertungsaktionen gab es denn?

    Wie viele dieser sogenannten Hilfsttätigkeiten finden im Wilden Westen - weit weg von Tarifverträgen oder Gewerkschaften statt? Natürlich sterben diese Tätigkeiten hier nicht aus. Ich kann mich an eine Urlaubsreise in Dänemark erinnern, wo ich alles selber machen musste an der Tankstelle, da war niemand mehr, der Punkt war tatsächlich, dass denen für solche Tätigkeiten die Arbeitskräfte gefehlt haben. Davon sind wir in Deutschland weit entfernt.

    Wie viele qualifizierte, einsatzbereite Menschen sind im Bereich SGB II (Hartz)? Das weiß niemand genau, weil das System derart unangenehm und ungerecht ist, dass hier bisher alles mit Zwang ablief, also die Jobcenter selber nicht recht wußten, was los ist. Getreu dem Spruch 'Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus', wäre eine Aktiviertung dieser Menschen wohl an ein neues, faires, gerechtes System gebunden. Dass vielerorts einfach Zettel mit Zeitarbeitsfirmen ausgegeben werden, spricht nicht dafür, dass sich hier viel bietet.

    Zuwanderer sind wohl oder übel die Realität, die sich in der EU einstellen wird. Am Ende werden armen Menschen in Stadtgebieten leben, wo sie in auf Deutsch und in deutscher Sichtweise keinen Platz mehr finden können. Die Wut, die sowas auslösen kann, würde ich berücksichtigen wollen, bevor ich blindlings die Schleusen und Tore für alle Einwanderer öffne.

    Zuwanderung verändert auch die aufnehmenden Gesellschaften. Das interessiert Zuwanderer und Flüchtlinge an den Außengrenzen überhaupt nicht. Die Menschen, die kommen wollen, sind zu mind. 85 Prozent muslimisch und erwarten Rücksicht darauf.

    Und es kommen meist junge Männer, die in ihrer Heimat nichts finden. Das hat Gründe. Können wir das lösen? Ich bin skeptisch.

    • @Andreas_2020:

      ...



      "Die Menschen, die kommen wollen, sind zu mind. 85 Prozent muslimisch"



      Laut BAMF sind es 71%. [1]



      "und erwarten Rücksicht darauf."



      Wo ist das Problem? Und selbst wenn sie ein Problem damit haben gelten immer noch Grundgesetz und Religionsfreiheit.



      "Und es kommen meist junge Männer, die in ihrer Heimat nichts finden."



      Wo ist das Problem? Gerade in Hinblick auf fehlende Arbeitskräfte dürfte das doch eher ein Vorteil sind. Derzeit kommen übrigens vA Frauen, Kinder und Alte.



      "Das hat Gründe."



      Beispielsweise den, dass das Geld oftmals nur reicht um die Dienste der Schlepper für eine Person bezahlen zu können. Logisch also, dass die Person mit den besten Verdienstaussichten als erste geht.



      "Können wir das lösen? Ich bin skeptisch."



      Wie wäre es mit fairen Modelle für Familiennachzug zu finden oder regulären Einwanderungsmöglichkeiten die ohne Schlepper auskommen.



      [1] www.bamf.de/Shared...blicationFile&v=14

    • @Andreas_2020:

      "Zuwanderer sind wohl oder übel die Realität"



      Nun, eher wohl oder eher übel? Machen sie ruhig klar wo sie stehen.



      "Am Ende werden armen Menschen in Stadtgebieten leben, wo sie in auf Deutsch und in deutscher Sichtweise keinen Platz mehr finden können."



      Klingt also wollten sie umschreiben was im rechten Diskurs meist als "Überfremdung" und "Umvolkung" verhandelt wird.



      "blindlings die Schleusen und Tore für alle Einwanderer"



      Ebenfalls eine recht eindeutige Bildsprache, ist ja schließlich klar, dass wenn die "Schleusen" ersteinmal geöffnet sind die 'Flüchtlingswelle' über uns hinweg rollen und keinen Stein auf dem anderen lassen wird. Der Umstand, dass es bei all dem nicht um katastrophale Naturgewalten geht sondern um Menschen und zwar um Menschen die entweder kommen weil sie existenziell auf Hilfe angewiesen sind oder weil sie kommen um uns mit ihrer Arbeitskraft dort zu helfen wo wir es uA aus demographischen Gründen nicht mehr selbst hinkriegen, versinkt dabei als allererstes in den demagogischen Sturzfluten.



      ...

      • @Ingo Bernable:

        Ich finde es interessant, dass es um meine Verortung geht, nicht um die Tatsache, dass es einen starken Migrationsdruck gibt. Zuwanderung ist in Europa ein Normalzustand. Darum geht es schon nicht mehr. Es stellen sich eher andere Fragen.



        Und die werden oft nicht gerne gestellt, weil es Zuwanderung gibt, die im Sozialsystem endet - für immer, für 40 Jahre. Und dies oftmals für ganze Familien. Wenn Menschen total erschöpft, unter PTBS und psychischen Folgen der Flucht derart leiden, stellen sich für mich die Fragen nach legaler Einwanderung: Einwanderungsmöglichkeiten schaffen, Chancen eröffnen. Dann ist man in einer Konkurrenzsituation plötzlich, sobald es legal wird, ist Deutschland nur noch 3. oder 4. (vielleicht 5. ) Wahl. Solange es um illegale Migration geht, ist Deutschland in Europa 1. Wahl.

        Für meine Verhältnisse lösen wir das Problem auf dem Arbeitsmarkt nicht mit Einwanderung.(1)



        Arme Flüchlinge zu dauerarmen Menschen in prekären Jobs zu machen, ist nicht progressiv, schadet am Ende der aufnehmenden Gesellschaft. schaff Armutsbranchen. (2)

        Solange extreme Ungleichgewichte die sozialen Strukturen Deutschlands bestimmen, stockt der Nachwuchs, finden sich oft zu wenige Menschen für bestimmte Stellen und Aufgaben. Das Absurde ist, dass es durchaus gewollt ist. Ganze Branchen arbeiten daran, Gartenbaubetriebe, Landwirtschaft, Bau, Gastronomie - sie alle setzen geradezu darauf, Sonderwege für Saisonarbeitskräfte oder andere dubiose Beschäftigungsverhältnisse zu kriegen. (3)

        SGB II: Solange dieses System derart für prekäre Beschäftigungesverhältnisse mit sehr geringen Aufstiegschancen vom Staat selber betrieben wird, verbleiben dort Arbeitskräfte und stehen nicht zu Verfügung. (4)

        Mangelnde gewerkschaftliche Organisation und spezielle wilde Industrien und Branchen - wo nie jemand gut verdient, da finden sich auch keine qualifizierten Arbeitskräfte mehr. Der Staat ist mit dem Mindestlohn bereits direkt in die Arbeitswelt eingestiegen - wie geht es weiter? (5)

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Wer packt mal mit an, bitte?“



    Der hat’s gemacht. Jetzt sieht er doppelt: www.youtube.com/watch?v=o50ZAJKkVM4

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @95820 (Profil gelöscht):

      „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker.“

  • "Der Arbeitskräftemangel ist eine Folge....., der Landflucht,...." ?



    Erklären sie mir bitten warum Landflucht ein Grund von Arbeitskräftemangel sein soll, ich verstehe es nicht.

    • @Rudi Hamm:

      Dem ist so, weil Fachkräftemangel oft auch ein Problem der regionalen Verteilung ist. Landflucht verstärkt den Arbeitskräftemangel in ländlichen Regionen.

      • @Jürgen Meyer:

        Oder der Migration aus ärmeren Ländern infolge von Abwerbeaktionen um den Arbeitsmarkt hier aufzufüllen mit der Folge das gut Ausgebildete in den Herkunftsländern fehlen

  • Ehm ... gelten neuerdings die marktwirtschaftlichen Gesetze nicht mehr? Wenn man ein Gut zu einem bestimmten Betrag nachfragt, und es nicht bekommt, muss der Betrag erhöht werden.

    • @Kaboom:

      Das Werben um gut ausgebildete Arbeitnehmer bzw. Auszubildende ist ein Konkurenzgeschäft. Beträge bzw. Löhne werden an vielen Stellen erhöht.

      Es letzlich eine staatliche Aufgabe das zu steuern. Es kann nicht sein das wir keine Handwerker haben um das zu stemmen, weil die Masse der Auszubildenden in anderen, staatlichen wie privatwirtschaftlichen Bereichen zu besseren Konditionen erbeitet, weil Handwerksbetriebe die notwendigen Preisanstiege nicht stemmen können.

    • @Kaboom:

      Ich wunder mich da auch seit Jahren 😉 Aber auch die Marktgesetze kann man sich zurechtbiegen oder wenn’s nicht so genehm ist, großzügig ignorieren.



      Ist ja nicht so, als daß es erst seit Corona nicht mehr genügend Fachkräfte gäbe. Das Handwerk hat seit Jahrzehnten einen eklatanten Mangel an fähigem Nachwuchs mit guter schulischer Grundbildung. Und ja, auch so ein doofer Handwerker muß rechnen können und auch mehr als 2+2

  • Zitat:



    "Der Arbeitskräftemangel ist eine Folge der Geburtenrückgänge und der Alterung, des Trends zu höheren Schulabschlüssen, der Landflucht, der Abwanderungen durch die Corona-Pandemie"

    Nein. Der Arbeitskräftemangel entsteht durch eine kapitalistische Logik, durch möglichst wenig Arbeiter möglichst viel Gewinn zu erzielen. Sieht man gut anhand privatisierter Krankenhäuser. Personal kostet, und das will man nicht.

    • @Troll Eulenspiegel:

      "Nein. Der Arbeitskräftemangel entsteht durch eine kapitalistische Logik,..."



      Das verstehe ich jetzt nicht. Es sind doch gerade die "kapitalistischen" Arbeitgeber die dringend Arbeitskräfte suchen. Und am Gehalt alleine liegt es auch nicht, es fehlen einfach qualifizierte Kräfte.

      • @Rudi Hamm:

        "Und am Gehalt alleine liegt es auch nicht, es fehlen einfach qualifizierte Kräfte"

        Gibts dafür Belege?

        • @Kaboom:

          "Gibts dafür Belege?"



          Ja, jeder Stellenanzeiger.

      • @Rudi Hamm:

        Na ja, einfach mehr ausbilden, auch Quereinsteiger und Langzeitarbeitslose, das kostet halt Geld und andere Jobcenter Strukturen. Und von Arbeitskräftemangel oder Fachkräftemangel wird schon gesprochen, wenn auf 100 Stellen im Bestand der Bundesagentur für Arbeit weniger als 300 gemeldete Arbeitslose kommen.

        LOL

  • Erstmal ein wichtiger Artikel Frau Dribbusch!

    Dann möchte ich denjenigen hier die behaupten Personalmangel sei eine Verschwörung um Löhne durch billige Ausländer zu drücken einmal sagen: Geht einmal in einem beliebigen mittelständischen oder handwerklichen Betrieb und frag die Leute da was deren größtes Problem im Moment ist, ich denke die Antwort wird für sich sprechen... das ist eine Folge der Parole der letzten 20 Jahre :



    "Handwerker wird nur wer zu doof zum Studieren ist"

    Zweiter Punkt der hier debattiert wird ist ja, dass die Azubis ja aber auch schon Geld verdienen könnten im Gegensatz zu Studis. Also rechnen wir mal nach :



    Azubi-Vergütung geht so von 500-1100€ also nehmen wir mal 850 € im Schnitt an, aber für eine 40h Woche!

    Studi aus armen Hause:



    Bafög 812€ auf die Hand (ja Hälfte muss man zurückzahlen also sagen wir 406 € geschenkt)



    Wenn Studi nun noch 2 Abende die Woche 4h in der Kneipe Jobbt (bei mehr wären die 450€ Steuerfreigrenze schon gesprengt) komme ich auf 856 € für 16h Arbeiten im Monat... Dazu kommen noch alle möglichen Vergünstigungen für Studis (Semesterticket etc.) die allesamt nicht für Azubis gelten!

    ( Und ja es gibt auch Ausbildungsbeihilfe diese ist allerdings an wesentlich höhere Auflagen gebunden als das Bafög, wer also kein Waisenkind ist, der hat quasi keine Chance da einen Zuschuss zu kriegen. Es wurde bei mir damals sogar die Rente meiner Oma und das Gehalt meiner Schwester, die in einer anderen Stadt lebt, mit eingerechnet!)

  • > Deutschlands Standortnachteil ist eine schwere Sprache

    Deutschlands Standortnachteil sind hohe Steuern und Abgaben. Das ist gut für Gering- oder Gar-nicht-Verdiener, weil sie wenig Steuern zahlen, und ggf von hohen Sozialleistungen profitieren können.

    Fachkräfte dagegen sind idR Gutverdiener, müss(t)en hier Steuern ohne Ende zahlen. Sie würden von den dadurch finanzierten Sozialleistungen aber nicht profitieren, weil sie sie idR nicht brauchen.

    Es ist nicht die Sprache, die qualifizierte Fachkräfte einen Bogen um Deutschland machen lässt, sondern es ist eine Steuerlast, die weltweit ihresgleichen sucht.

    (Und dass wir uns hier mehr oder weniger einhändig von einer zuverlässigen Energiezufuhr abgeklemmt haben, sieht von Weitem möglicherweise auch nicht wie ein Standortvorteil aus.)

    • @Carcano:

      Die Mieten sind einfach hoch und sie steigen, steigen, steigen. Wer für prekäre Jobs nach Deutschland zieht, der verdient einfach nicht genug. Im Vergleich zu Skandinavien ist die Steuer- und Abgabenlast nicht so hoch. Ich glaube das Gesamtpaket stimmt bei uns nicht. Ganz besonders dann, wenn die Zuwanderer was mitbringen und Optionen haben, dann gibt es schnell eine bessere Option.

    • @Carcano:

      Wenn der Nettobetrag eine definierte Höhe haben soll, kann man den Bruttobetrag berechnen. Dieser wird ausgehandelt. Entsprechend KÖNNEN Steuern und Abgaben gar nicht das Problem sein Das Problem ist ganz schlicht, dass deutsche Arbeitgeber nicht willens sind, tief genug in die Tasche zu greifen, um am internationalen Markt im "Kampf" um Fachkräfte konkurrenzfähig zu sein.

      • @Kaboom:

        Was Leute wie Sie leider immer vergessen: der Arbeitgeber ist nicht das Ende der Kette - am Schluß steht der Kunde. Und selbst er steht genau genommen auch nicht am Ende, da all das ein Kreislauf ist. Dieser ist aber sehr erfolgreich in völlige Schräglage gebracht worden….oder ist das schon seit Jahrhunderten.



        Bleiben wir beim Handwerk: traurigerweise sind oftmals die betuchtesten Kunden die geizigsten. Da reden wir von Menschen, in deren Haushalte Monatseinkünfte von 5.000€ nach oben offen fließen, aber um den Preis für ein von einem hier ansässigen Handwerker maßangefertigtes Unikat wird gerungen, als gäb's kein morgen mehr….oder es wird gleich die Polentruppe geordert.



        Es wird immer wieder so hingestellt, als wären selbständige Handwerker die Sklaventreiber der Neuzeit und würden ihre Angestellten auspressen bis aufs Blut und sich selbst die Taschen so richtig voll machen.



        Warum geht ein Angestellter IT-ler oft mit hohen 5-manchmal auch schon 6-stelligen Jahresgehältern nach Hause, ein angestellter Handwerker mit gleich guter Berufserfahrung in SEINEM Beruf dagegen mit irgendwas um die 40.000,-???



        Da liegt der Hund begraben. Jeder Mensch hat 24 Stunden Zeit pro Tag, es kann auf Dauer nicht wirklich gut funktionieren, wenn der eine zig Stunden arbeiten muß, um EINE Stunde Arbeitsleistung eines anderen Menschen bezahlen zu können.



        Letztens hatte ich da einen Rechtsanwalt am Start mit 250,-€ Stundensatz….noch Fragen?

      • @Kaboom:

        Ja, um Himmelswillen: WO leben Sie denn? Es gibt keine Handwerker mehr - weil die Angestellten eben NICHT einfach mal so den Bruttolohn nach Belieben aushandeln können.

        Heilige Einfalt. Ein angstellter Handwerker muss mindestens DREI Stunden arbeiten - um sich nur eine seiner eigenen Arbeitsstunden leisten zu können. Und das seit Jahrzehnten!

        Wo sollen die Preise denn hingehen - wenn der Kunde sie noch bezahlen können muss?

        Nun: Ich als Handwerker habe KEIN Problem damit, alles selber zu machen. Mache ich schon seit Jahren. In nahezu jedem Gewerke. Elektrik und Trockenbau und viele weitere Arbeiten. Das ist nun mal so, wenn man Handwerker ist. Und als solcher stelle ich fest: Der Deutsche - ist sich längst zu fein für schwere und schmutzige Arbeit. Und so wird das eben auch weiterhin so bleiben: Dort werden die Arbeitskräfte fehlen. Wird ja heute schon fast nur noch von Ausländern gemacht ...

    • @Carcano:

      "Es ist nicht die Sprache, die qualifizierte Fachkräfte einen Bogen um Deutschland machen lässt, sondern es ist eine Steuerlast, die weltweit ihresgleichen sucht."



      Ist in skandinavischen Ländern(Schweden),die Steuer nicht auch ganz schön happig?



      Allerdings gibt es dafür auch Leistungen wie Kranken-.,Unfall-,Arbeitslosen-,Rentenversicherung ,was nicht in jedem Land (USA!) automatisch der Fall ist. Abgesehen von anderen etwas indirekteren Vorteilen,wie guter Straßenzustand, geringe Kriminalität, usw.

    • @Carcano:

      Es ist die Bürokratie, die Fachkräfte einen Bogen um Deutschland machen lässt. Die Steuern sind da irrelevant, wenn dafür die Infrastruktur, gute Schulen und eine hervorragende medizinische Versorgung geboten wird. Das sehe ich dann eher als Standortvorteil!

      • @Hannah Remark:

        Doch, doch…das sind schon die Steuern. Uns wird doch auch seit Jahrzehnten mantraartig erzählt, daß alle Reichen fluchtartig das Land verlassen, sollte man sie mit höheren Steuern malträtieren wollen ;-)

        • @Pointe du Raz:

          Stimmt, die lassen dann fluchtartig die Luft aus ihren zu horrenden Preisen erworbenen Immobilien und nehmen die dann im Köfferchen mit, wie die goldene Gummiente mit nach Luxemburg. Luxemburg ist ja nach Deutschland und Schweden das Land, welches die meisten Flüchtlinge aufnimmt. Allerdings nur Steuerflüchtlinge!

  • taz: "In einer Bäckerei in Berlin gibt es an manchen Morgen keine belegten Brötchen mehr: Personalmangel!"

    Meine Güte, wie schrecklich. Jetzt muss man sich tatsächlich die Brötchen selbst belegen. Hoffentlich hat man damals bei seiner Mama aufgepasst, als die immer die Brötchen belegt hat.

    taz: "Der Arbeitskräftemangel ist eine Folge der Geburtenrückgänge und der Alterung, des Trends zu höheren Schulabschlüssen, der Landflucht, der Abwanderungen durch die Corona-Pandemie."

    Nein, der Arbeitskräftemangel und auch der Fachkräftemangel ist ein Märchen, das ständig wiederholt wird, damit der Bürger es glaubt. Die 'Wirtschaftswoche' hatte schon 2018 folgendes geschrieben: „Der Fachkräftemangel-Alarmismus, den die Wirtschaftsverbände schüren, und der in Ministerien und Parteien unkritisch übernommen wird, ist reine Propaganda. Die Frage ist nur, zu welchem Zweck? Dass Arbeitgeber immer ein großes Interesse an einem großen Angebot des Arbeitsmarktes haben, nicht zuletzt um die Entlohnung niedrig halten zu können, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Ebenso die Tatsache, dass es für Arbeitgeber in jedem Fall sinnvoll ist, einen Fachkräftemangel zu behaupten und den Staat dazu zu veranlassen, das Arbeitskräfteangebot möglichst groß zu machen.“

    taz: "Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kündigt an, dass Ausländer:in­nen aus Nicht-EU-Staaten, etwa aus der Türkei, demnächst als Gepäckabfertiger an hiesigen Flughäfen arbeiten werden. Der Hotel- und Gaststättenverband fordert, dass Mit­ar­bei­te­r:in­nen aus Drittstaaten, unabhängig von ihrer Qualifikation, ebenfalls demnächst in der hiesigen Gastronomie tätig werden können."

    Da hat die 'Wirtschaftswoche' wohl schon 2018 einen Blick ins Jahr 2022 gemacht, denn so wie sie richtig geschrieben hatte, "Dass Arbeitgeber immer ein großes Interesse an einem großen Angebot des Arbeitsmarktes haben, ...", wird es wohl jetzt auch kommen. Auf die SPD können Arbeitgeber sich immer verlassen, damit die Gewinne nicht ausbleiben.

    • @Ricky-13:

      Sie schreiben, der Arbeitskräftemangel wäre nur erfunden, zitieren die Wirtschaftswoche. Steile These…



      Wie kommt es dann, daß in der echten, realen, analogen Welt…also draußen vor der Tür der virtuellen Internet-Kommentarspalten….reihenweise Selbständige Handwerker keine fähigen, von den zu erzielenden Einnahmen vernünftig bezahlbare Mitarbeiter mehr finden?



      Quer durch alle Gewerke.



      Vor knapp 30 Jahren war in der handwerklichen Berufsschule ein Realschüler schon eine absolute Ausnahmeerscheinung. Die übrigen Azubis hatten Hauptschulabschlüße, davon leider der größere Teil eher schlechte Abschlüße. Die, die gute schulische Abschlüße hatten, wollten schon damals nicht ins Handwerk.



      Dreckige Hände, schwere Arbeit und wenig Wertschätzung, vor allem monetär….und dann demnächst noch arbeiten bis „70". Der (Fach-)arbeitermangel im Handwerk ist real und….hausgemacht.

      • @Pointe du Raz:

        "Sie [...] zitieren die Wirtschaftswoche. Steile These…"

        Halten Sie sich fest, denn es kommt sogar noch schlimmer.

        "Dass Wirtschaftsverbände immer wieder lauthals über den Fachkräftemangel klagen, sei Teil einer Strategie, die man „Rentseeking“ nenne. Demnach wägen Unternehmer ab, ob sie effizienter durch eigene Leistung oder Hilfen des Staates weiterkommen. Scheint es einfacher und billiger, in den zuständigen Ministerien Helferreflexe auszulösen, als einen Mangel an Fachkräften im eigenen Betrieb mit neuen Ideen zu bewältigen, schickt man seine Verbandsvertreter nach Berlin." [WELT, 29.08.2018]

        Schau mal einer an, das stand doch tatsächlich in der konservativen Springerpresse WELT und nicht, wie man zunächst vermuten könnte, in einer "linken" Zeitung.

        Übrigens, ob ein Fachkräftemangel wirklich vorliegt, wird jemand, der das betreffende Gut nachfragt auch anders beurteilen als derjenige der es anbietet. Ein Maurer auf Stellensuche wird vermutlich kaum über einen Mangel an Maurern klagen. Fehlen im Handwerk wirklich Auszubildende, wie gerade in allen Medien verbreitet wird, oder ist das nur wieder das gleiche Märchen wie der angebliche Ingenieurmangel den man seit Jahren hört? Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) geht von über 25.000 arbeitslosen Ingenieuren in Deutschland aus, aber gleichzeitig wird erzählt, das Ingenieure fehlen. Die deutschen Hochschulen bilden selbst in so schweren Studiengängen wie Ingenieurwissenschaften drei Mal so viele Absolventen aus, wie tatsächlich am Markt benötigt wird.

        Die Realität sieht doch so aus, dass es zu viele Menschen und zu wenig Arbeit - besonders Jobs von denen man auch existieren kann - für die Menschen gibt. Jobs von denen man nicht leben kann, die gibt es natürlich haufenweise (siehe z.B. den "Brötchenbeleger" im obigen taz-Artikel). Schon James Allen Hightower (US-Politiker, Autor und progressiver politischer Aktivist) sagte einst: "Es geht nicht um Jobs. Selbst Sklaven hatten Jobs. Es geht um Einkommen".

    • @Ricky-13:

      Natürlich gibt es den Fachkräftemangel. Wartezeiten von einem Jahr für Dach- oder Elektroarbeiten etc. sind keine Seltenheit. Bei uns suchen Handwerker ständig nach Lehrlingen und Gesellen. Und das liegt m.E. nicht an der Bezahlung, sondern an der jahrelangen Propaganda, dass alles andere als das Studium eine minderwertige Ausbildung ist.

      • @resto:

        Also wenn man sich die Löhne und Auftiegschancen eines Gesellen im Handwerk anschaut, würde ich schon meinen, dass sie eher kleiner sind, wenn man sie mit universitären (kann man das so nennen?) Arbeitsplätzen vergleicht. Gleichzeitig sind körperlich fördernde Jobs nicht unbedingt bis zur Rente machbar. In meinem Gewerk schließen die Buden oder suchen Leute. Ich glaube also vielmehr, die Propaganda ist noch zu nett, je nachdem was man so im Leben vorhat.

        • @kingsley shacklebolt:

          Das kommt ziemlich drauf an, was man studiert. Gefühlte 70% (vermutlich aber deutlich mehr) der Studiengänge bieten wesentlich schlechtere Chancen als eine Ausbildung im Handwerk. Und dazu gehören auch MINT-Fächer wie Biologie.

          • @Kaboom:

            Haben Sie zu den 70% auch eine valide Quelle oder ist’s eben nur „gefühlt"?



            Wenn dem so wäre, warum sollten 70%!!! der Studenten quasi sehenden Auges in ihr zukünftiges finanzielles berufliches Desaster laufen.



            Warum satteln Leute auf dem zweiten Bildungsweg noch ein Studium drauf, wenn sie nach dessen Abschluss schlechter dastünden, als mit der beruflichen Ausbildung?



            Soviel aufopferungsvolle Selbstausbeutung halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.

          • @Kaboom:

            Warum stehen Biolog*innen dann auf der Liste der offiziellen Mangelberufe?



            www.mangelberufe.de/akademiker/

            • @Ingo Bernable:

              Achja, und in der Liste findet sich genau 1 Arbeitsplatz. Und der ist nicht für einen Biologen, sondern für einen Entwickler

            • @Ingo Bernable:

              Sie sollten sich einfach mal mit dem Thema beschäftigen. Eine 30-Sekunden-Recherche mit Suchmaschine ist da eher nicht hilfreich

  • RS
    Ria Sauter

    Gerade am Sozialamt mit dem Bus vorbeigefahren. Lange Schlangen vor der Tür. Alles junge Menschen ,die zu uns gekommen sind.



    Warum werden sie nicht ausgebildet. Eine Ausbildung müsste verpflichtend sein, sofort nach Antragstellung.



    Und dann wird ausgebildet, gefördert und vernünftige Löhne gezahlt.

    • @Ria Sauter:

      Bevor man Arbeitszwang fordert wäre es vielleicht erst einmal angebracht vielen dieser Menschen das Arbeiten überhaupt grundsätzlich zu erlauben. Meiner persönlichen Erfahrung nach wollen die Allermeisten von denen nämlich durchaus arbeiten und etwas sinnvolles tun, dürfen aber nicht weil das ja evtl. dazu führen könnte, dass sie eine Perspektive entwickeln.

  • In der Theorie ist das alles einfacher als in der Praxis. Ich würde einmal raten, sich mit Handwerksbetrieben über deren Erfahrungen mit kaum deutsch sprechenden und im Ausland ausgebildeten Menschen zu unterhalten. Die Anforderungen bezüglich Sicherheitsbestimmungen, Materialien etc.pp. können sehr unterschiedlich sein. Ich weiß von einem syrischen Elektriker, der hier eine Lehre durchlaufen musste, weil er absolut "keine Ahnung" davon hatte, wie "wir" das so machen.

    • @resto:

      Wenn der Syrische Elektriker hier noch einmal eine Lehre machen muss "weil er keine Ahnung hat" dann ist das Problem Rassismus.



      Vieleicht sollten die Arbeitgeber im Handwerk ihre überzogenen Ansprüche runterschrauben?



      Für eine Berufsausbildung ist gerade einmal ein Hauptschulabschluss nötig, kein Grund also von einem zukünftigen Lehrling besondere Leistungen in Deutsch, Mathematik oder Physik zu verlangen.



      Immerhin ist Ausbildung im Handwerk kein MINT Studium.

      • @Alreech:

        @Alreech: Es sind nicht die Arbeitgeber im Handwerk, die ihre (ihrer Ansicht nach überzogenen) Ansprüche runterschrauben müssten, sondern deren Aufttaggeber - also Kunden wie Sie und Ich...

    • RS
      Ria Sauter
      @resto:

      Das "wir schaffen das" hiess immer, schaut, dass ihr es schafft.



      Das ist nach Merkeĺs Abgang immer noch so.



      Und wehe, es meckert jemand.



      Es kommt dann die braune Keule und sofort ist Stille.



      Zu diesen Vollpfosten möchten die wenigsten gehören.

  • Volle Zustimmung zu Konrad Ohneland und Franz Frage. Außerdem: wir haben ein Lohndumping-Problem. Keine Niedriglöhne mehr, keine in Vollzeit Tätigen, die über Hartz IV aufstocken müssen!

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Es gibt nicht zu wenig Personal. Es gibt zu wenig Personal, das bereit ist, für die angebotenen Löhne und Gehälter zu arbeiten. Steigt die Bezahlung, werden auch die Tätigkeiten wieder attraktiver.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Jupp! Von daher müsste es heißen: "Wer zahlt denn mal gute Löhne, bitte?"

      • @Uranus:

        Warum sollten Arbeitgeber gute Löhne zahlen, wenn der Arbeitgeber in diesem Land auch schlechte Löhne zahlen darf?

        "Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt." sagte Gerhard Schröder (SPD) 2005 in Davos. Die Arbeitsmarkt-"Reformen" gibt es seit 2003 und die Ausweitung des Niedriglohnsektors wird immer noch betrieben, damit die deutsche Wirtschaft innerhalb Europas ihre Stellung als Exportweltmeister halten kann; was die übrigen europäischen Länder natürlich wirtschaftlich extrem unter Druck setzt.

        Wir haben jetzt schon ca. 10 Millionen Niedriglohnempfänger in Deutschland, die von ihren Lohn nicht leben können. Viele Milliarden Euro werden deshalb seit Jahren aus Steuermitteln aufgewendet, um nicht existenzsichernde Arbeit aufzustocken. Die Gesellschaft "subventioniert" also schon seit vielen Jahren Arbeitgeber, die ihren Angestellten nur Niedriglöhne zahlen.

        Wer auch mal schauen will, wie man den jetzt vorgesehenen Mindestlohn von 12 Euro/Stunde weiterhin umgehen kann, der muss bei Google nur "Mindestlohn umgehen" eingeben. Der Mindestlohn wird also weiterhin mit allen Tricks umgangen werden.

        Matthäus 23: "Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen." - Ich habe zwar nichts mit der Bibel am Hut, aber manchmal findet man dort tatsächlich Sätze, die auch im 21. Jahrhundert leider immer noch der Wahrheit entsprechen und den Kapitalisten in einem einzigen Satz treffend beschreiben.

        • @Ricky-13:

          Naja, wären mehr Menschen organisiert, und agierten die Gewerkschaften selbstbewusster, dann sähe es wohl besser aus. Aber ja, sich zu organisieren ist je nach Branche/Tätigkeit/Status auch nicht unbedingt einfach - insbesondere bei Scheinselbstständigen und befristeten Anstellungen.



          Und es stimmt auch, der Staat mischt da (als Handlanger der Reichen) kräftig mit. Zu den Veränderungen gehören auch die Benachteiligung von Angestellten bei freien Trägern (teils sind Lohnangleichungen an den Öffentlichen Dienst erst mühsam wieder erkämpft worden) oder in Universitäten und Schulen.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Wenn ich in meinem Umfeld herumschaue gibt's Einige die mittlerweile eher auf die Arbeitsbedingungen schauen, als auf das Gehalt. Umsteiger im selben Job schielen natürlich auf Gehaltssteigerungen.

  • Vielleicht sollten sich auch diverse Personaler von der Vorstellung verabschieden, dass über 50jährige entweder unfähig wären oder eine Bedrohung darstellen, weil sie zu qualifiziert wären oder sich angeblich nichts sagen lassen. Kenne etliche Leute in der Altersklasse, die, obwohl gut ausgebildete Spezialist*innen, bei Bewerbungen meist unter den Tisch fallen.

    • @Konrad Ohneland:

      Da gibt es schon einige harte Faktoren die gegen eine Beschäftigung älterer Bewerber sprechen. Der statistisch etwa doppelt so hohe Krankenstand zum Beispiel oder ganz banal das deutlich höhere Lohnniveau. Wir hatten in der Vergangenheit auch hin und wieder Probleme einen älteren neuen Kollegen in Teams mit lauter Endzwanzigern zu integrieren die an flache Hierachien und einen lockeren Umgangston gewohnt waren. Inzwischen können aber die meisten Firmen nicht mehr wählerisch sein und stellen wirklich jeden Bewerber ein. Bei uns hilft sogar gerade ein Rentner aus, weil wir den aktuellen Auftragsansturm sonst nicht mehr bearbeitet bekommen.

      • @Šarru-kīnu:

        "Harte Faktoren", genau.Ich arbeite nicht mehr für Mindestlohmn, habe allerdings ggüber Jüngeren den Vorteil von 25 Jahren selbsttätigem Lernen, Arbeit in Führungspositionen und generell nicht der Denke dass ich unbedingt beim Start gleich eine überlegene Position + entsprechendes Gehalt haben muss. Wenn bundesdeutsche Unternehmen lieber Vorurteilen folgen - nur zu. Ohne die "Alten" wird das aber nix.

      • @Šarru-kīnu:

        "statistisch gesehen" werden mit dieser Denke wertvolle und kompetente Arbeitskräfte diskriminiert!



        Außerdem wird damit der erwiesene Vorteil von alters- (und geschlechts-) gemischten Teams in die Tonne getreten.



        Die Strukturen, in denen Sie denken beschäftigen sich anscheinend eher mit Ausbeutung denn mit produktiver Arbeit.



        Unter der Prämisse maximale Ausbeutung der Arbeitskraft werden im Übrigen aus flachen Endzwanzigern irgendwann tatsächlich ausgebrannte Fünfziger.



        Mit einem gesunden, langen und produktiven Arbeitsleben hat das nichts zu tun!

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Warum eine Führungskraft von morgen ein kostenloses Studium von der Allgemeinheit bezahlt bekommt und der Handwerksbetrieb nicht, sollte erklären wo das Problem ist!

    Warum nicht jedem Handwerksbetrieb für einen Auszubildenenden einen Zuschuss von 50T Euro im Jahr geben?

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Azubis in Handwerksbetrieben werden entlöhnt und die im Metall- und Elektrobereich auch recht gut. Die Ungleichheit liegt darin, dass z.B. Krankenpfleger ihre Ausbildung finanzieren müssen, Ärzte aber nicht. Dasselbe gilt für LKW- und Busfahrer. Die notwendige Fahrerlaubnis müssen die Kandidaten selbst bezahlen. Es ist nicht verwunderlich, dass in Bereichen wo die Aspiranten erstmal eine Investition von einigen 10k€ und mehr aufbringen müssen, um damit hinterher in einem schlechtbezahlten Scheissjob arbeiten zu dürfen, eine Angebotslücke vorhanden ist.

      • @Carine Salazar:

        Studenten bekommen ja auch Bafög und das nicht wenig.Krankenpfleger müssen ihre Ausbildung nicht finanzieren, eventuell verwechseln Sie das mit den Physiotherapeuten. LKW und Busfahrer müssen als Berufskraftfahrer eine Ausbildung machen und die die wird von den Betrieben bezahlt( Speditionen, Öffentlicher Nahverkehr, Bus, Bahn). Das kann ich natürlich auch privat machen, dann muss ich es bezahlen. Ist wie bei einer Privat-Uni. Ich habe mit 14 eine Lehre begonnen, mit 17 war ich Geselle. Danach habe ich über den 2. Bildungsweg ein Studium gemacht und meinen Lebensunterhalt mit Semesterferienarbeit in Großbetrieben und Bafög finanziert. War eigentlich ganz einfach. Als Arbeiter oder Handwerker verdient man wenig, es sei denn man macht sich selbstständig. Als Altgeselle kommt man auf keinen grünen Zweig. Dies ist der Grund warum im Handwerk Arbeitskräfte fehlen. Verkäuferin, Krankenschwester, Schlosser, Klempner, Elektriker, Mechatroniker, wenn sie sich nicht selbstständig machen, fortbilden oder ein Studium draufsatteln bleiben sie lohnabhängig und manipulierbar.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Ein Handwerksbetrieb verdient spätestens im zweiten Lehrjahr mit seinen Azubis Geld in manchen Berufen quasi sofort. Wann hat die letzte Uni mit ihren Studenten Geld verdient? Da mag Ihre Antwort liegen.

      • @nanymouso:

        3-Mittel Forschung ist das Zauberwort. Unzählige Semesterarbeiten, Studienarbeiten, Diplomarbeiten und Doktorarbeiten generieren Einnahmen für die Universität finanziert durch Industrie und Wehrtechnik. Dadurch werden Lehrstühle , Professoren und Assistenten, Professorinnen und Assistentinnen finanziert.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Ich denke der Unterschied zwischen Studium und Ausbildung im Handwerk ist: Auszubildende können ab Tag 1 produktiv eingesetzt werden und Student:innen sind nur auf die Ausbildung fixiert ohne sofort wirtschaftlich tätig zu sein (und Uni Ausbildung im Größeren Teil auf eine wissenschaftliche Tätigkeit hinführt).

      Trotzdem wäre eine Förderung im Handwerk eine gute Idee.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Weil normalerweise Lehrlinge im Wesentlichen als billige Arbeitskräfte genutzt werden? Ich habe bisher selten erlebt, dass Auszubildende keinen Gewinn erwirtschaften.

      • @Adele Minze:

        "Weil normalerweise Lehrlinge im Wesentlichen als billige Arbeitskräfte genutzt werden?"



        Täuschen Sie sich nicht. In technischen Berufen wie Informationstechniker, Elektroniker, etc. wird der/die Auszubildende im seltenen Bestfall zum Nullsummenspiel, meist legt der Betrieb drauf. Aber er hat so auch die Chance Mitarbeiter aus erster Hand zu bekommen.