piwik no script img

Eine Frau flüchtet im September 2020 aus dem brennenden Lager Moria auf Lesbos Foto: Elias Marcou/Reuters

Westeuropa und seine GrenzenEin widersprüchliches Selbstbild

Europa unterscheidet in gute und böse Geflüchtete. Wäre der Kontinent so zivilisiert, wie man hier gerne behauptet, so wären alle gleichzubehandeln.

A ls Wladimir Putin seinen Militärapparat angewiesen hat, die ganze Ukrai­ne anzugreifen, fiel ich – wie viele Menschen auf dieser Welt – in ein tiefes Loch. Man muss keine Expertise für russisch-ukrainische Beziehungen mitbringen, um den existenziellen Charakter dieses Angriffskriegs für die Menschen in der Ukrai­ne, die russische Opposition und den Rest Europas und der Welt zu verstehen. In einer Kolumne plädierte ich nach dem Einmarsch der russischen Armee dafür, dass unser aller Aufmerksamkeit zumindest für einen Moment vor allem anderen auf die Ukraine gerichtet werden sollte. Ich stehe immer noch dazu – auch wenn es mir und so vielen anderen Menschen sehr schwer fällt.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Denn die meisten Kriege haben internationale Implikationen. Bedeutet: Wenn an einem bestimmten Ort Bomben fliegen, kann das Hunderte oder Tausende Kilometer weit weg Menschen ebenfalls irgendwie betreffen. Der Krieg zeigt schmerzvoll auf, dass die Weltordnung im staatszentrierten, machtpolitischen Sinne, aber auch mit Blick auf die Andersmachung von Menschen auf den Prüfstand gestellt werden sollte.

Kurz: Stell dir vor, es herrscht Angriffskrieg und einige Menschen haben immer noch den Nerv für Rassismus. Doch dieser Text geht über die dokumentierte, gefährliche und empörende Diskriminierung von verletzbaren Minderheiten im Kontext des Ukraine-Kriegs hinaus. Der Westen, insbesondere die Europäische Union und ihre Verbündeten, setzen der russischen Angriffsrhetorik und Putins Gewalt ein Friedens- und Zivilisationsnarrativ entgegen, das in der Realität so gar nicht gelebt wird. Welche Auswirkungen hat diese europäische Vorgehensweise auf den Zusammenhalt in unseren Gesellschaften, vor allem aber auf die nun flüchtenden Menschen aus der Ukraine?

Während die Menschen in der Ukraine sterben und vor dem Tod fliehen, stellen Kommentatoren europaweit einen Vergleich zum Jahr 2015 auf, dem Jahr, als Flüchtende aus dem Nahen und Fernen Osten über das Mittelmeer und die Balkanroute nach Europa kamen – und es bricht sich in diesen Kommentaren eine Flut der Doppelstandards Bahn.

Offener Rassismus in den Kommentaren

Hier nur einige Beispiele der vergangenen Tage. Die Neue Zürcher Zeitung formuliert schlicht: „Es sind dieses Mal echte Flüchtlinge“ – und legt mit „echte“ nahe, dass die vor Krieg und Elend flüchtenden Menschen aus dem Jahr 2015 aus Langeweile oder einer lustigen Laune heraus einen Spaziergang gen Norden machten. In der FAZ argumentiert ein Autor, dass „die meisten Flüchtlinge, die damals über die Türkei in die EU kamen, strenggenommen Migranten waren“. Mit anderen Worten: Die sind nicht in Gefahr gewesen, wir waren damals nicht streng genug, die wollen wir nicht hier bei uns haben, anders als unsere Geschwister aus der Ukraine. Bei der RTL-Sendung „Stern TV“ sagt ein Gast über die Ukraine: „Dies ist eine Nation, ein Land, das uns beeindruckt in diesen Tagen, was fleißig ist, was wissbegierig ist, was neugierig ist, das unsere Werte teilt. Deswegen verstehe ich, dass die Willkommenskultur bei uns hier in Deutschland, aber auch in Polen und Ungarn, eine ganz andere ist als bei früheren Flüchtlingskrisen.“ Ich denke, dass dieses Zitat für sich spricht.

Das sind nur drei von unzähligen Beispielen, die in kürzester Zeit über journalistische und soziale Medien verbreitet wurden. Sowohl in Deutschland als auch in anderen europäischen Ländern. Dass ein Krieg in der unmittelbaren Nachbarschaft anders wirkt, verstehe ich. Dennoch stimmt bei der entsprechenden Emotionalität etwas nicht.

Die beste Illustration dafür ist der Umgang mit Geflüchteten 2015 und heute in Ungarn. Die ungarische Regierung unter Viktor Orbán, die am 3. April 2022 Parlamentswahlen überstehen muss, markierte Geflüchtete aus Afghanistan oder Syrien in einer beispiellosen Kampagne als vom jüdisch-ungarischen Philanthropen und US-Milliardär George Soros entsandte Eindringlinge, die nicht nach Europa und am besten erschossen gehörten. Der Kontrast zur nun herzlichen Aufnahme ukrai­nischer Flüchtender, unter ihnen auch viele ungarischstämmige Ukrai­ne­r*in­nen (teilweise mit EU-Pass), könnte nicht größer sein. Dieser Haltung – wie bei „Stern TV“ geschehen – mit Verständnis zu begegnen wirft ein grelles Licht auf die Verhältnisse, die auf diesem Kontinent herrschen.

Doch nicht nur diskursiv zeigt sich, wie die Asylpolitik in Europa eigentlich wie ein Mülltrennsystem funktioniert: Es wird so getan, als würden die einen eine wertvolle Ressource darstellen, während die anderen angeblich nicht zu verwerten seien. Es drängt sich dabei zumindest die Frage auf, ob bei der Gestaltung der europäischen Fluchtpolitik humanitäre Intentionen im Vordergrund stehen – oder nicht doch neoliberale Hintergedanken.

Nicht alle können sich hinter diesem „Europa“ versammeln

Gänzlich unbekannt war mir – als Reporter, der sich mit Flucht und Migration seit Jahren auseinandersetzt – die EU-Richtlinie 2001/55/EG. Diese durch die Mitgliedstaaten der Europäischen Union am 20. Juli 2001 verabschiedete Direktive sollte nach den Fluchtbewegungen aus dem Balkan in den Neunzigerjahren dafür sorgen, dass Flüchtende ohne bürokratische Hürden auf die ganze EU verteilt werden können. Bei Aktivierung sorgt die Richtlinie dafür, dass Schutzsuchende aus einem bestimmten Land unkompliziert Aufenthaltstitel, Arbeitserlaubnisse und soziale Absicherung erhalten, sich ihren Aufenthaltsort in der EU auswählen und somit das Dublin-Verfahren umgehen können. Die EU hat 2001/55/EG wenige Tage nach dem Angriff auf die Ukrai­ne aktiviert: Ukrainische Staats­bür­ge­r*in­nen können so ohne Bürokratie in die EU einreisen, bleiben, arbeiten, ihre Kinder in die Schule schicken.

Das ist gut und richtig. Im Jahr 2015 dagegen blieb Richtlinie 2001/55/EG in Brüsseler Schubladen liegen. Die Ent­schei­dungs­trä­ge­r*in­nen in der EU und die Regierungschefs der Mitgliedsländer verschwiegen der Bevölkerung aktiv, dass es diese juristisch präzis vorbereitete Option überhaupt gibt. 2015 stellten die Geflüchteten aus Afghanistan, Syrien oder dem Jemen für viele politische Ent­schei­de­r*in­nen den Untergang des Abendlands dar, 2022 sind die Geflüchteten aus der Ukrai­ne der Kitt, der das Abendland überhaupt zusammenhält. Im Sinne von: Jetzt müssen wir uns selbst retten.

Als ich nach Beginn der Pu­tin’schen Aggression von der Richtlinie 2001/55/EG erfahren habe, fiel ich in ein noch tieferes Loch. Die Tatsache, dass seit 2015 an den EU-Außengrenzen aufgerüstet wurde und die EU-Grenzschutzbehörde Frontex laut Medienberichten Flüchtende in den Tod getrieben, auf Schutzsuchende geschossen hat; die Tatsache, dass mit dem Erdoğan-Regime auf Betreiben Angela Merkels ein Flüchtlingspakt geschlossen wurde, im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos das Elend der dort gefangenen Flüchtenden als Abschreckung zur Schau gestellt wurde und viele Be­ob­ach­te­r*in­nen diese Abschottung noch aktiv verteidigt haben, das alles wirft eine große moralische Frage auf: Gibt es für dieses Europa legitime Kriegsflüchtende und jene, die ruhig von Bomben zerfetzt werden sollen?

Ein perfider Aspekt des Angriffskriegs in der Ukraine ist, dass Wladimir Putin seit Jahren und bis heute an anderer Stelle dafür übt. In Syrien verbündete sich Putin mit der iranischen Führung, der libanesischen Hisbollah und dem Assad-Regime, um die Menschen dort von der Luft aus mit Fassbomben zu ermorden und am Boden wie Vieh in die Flucht zu treiben. Wenn man so will, gelten also für die einen Putin-Flüchtenden fundamentale Menschenrechte, die anderen, die aus aus Syrien oder Tsche­tsche­nien stammen, sollen ruhig krepieren. Und genau das macht es für viele Menschen, die über das Narrativ eines neuen europäischen Gemeinschaftsgefühls im Zuge des Ukraine-Kriegs hinausdenken können und wollen, so schwierig, sich ohne Vorbehalte hinter diesem „Europa“ zu versammeln. Obgleich dieses Europa ja zu Recht das russische Regime für seinen Angriffskrieg verurteilt.

Ukrai­ne­r*in­nen am Berliner Hauptbahnhof im März Foto: Annette Hauschild/Ostkreuz

Das Grenzregime teilt in zwei Kategorien

Putin ist der gemeinsame Nenner zwischen Ukraine und Syrien, dennoch trennt die beiden Fälle so einiges. Während sich in der Ukraine hauptsächlich zwei staatliche Kriegsparteien gegenüberstehen, greift das syrische Regime im Kontext eines unübersichtlichen, internationalisierten Kriegs seine eigene Bevölkerung an. Das ist eine wichtige Feststellung, um eine zentrale Behauptung zu demontieren, die immer wieder im Diskurs instrumentalisiert wird: Während die heroi­schen ukrainischen Männer für ihr Land kämpften (eigentlich: per Dekret kämpfen müssen), flöhen die feigen syrischen Männer ins Ausland.

Eine menschenverachtende Haltung, die von einem eurozentrischen Desinteresse zeugt. Eine Haltung, die eigentlich findet, dass irgendwelche Araber (oder Muslime) doch bitte in Foltergefängnissen nach Vorbild der DDR-Stasi verschwinden, von Panzern bei lebendigem Leib überrollt oder von russischen Streubomben zerfetzt werden sollen. Ja, ich bin fassungslos, wie normalisiert es ist, bestimmten Menschen das Recht auf Leben zu verwehren. Das nicht nur in Worten, sondern auch ganz konkret und greifbar.

Denn da sind ja noch die unzähligen Fälle von nichtukrai­ni­schen Staatsbürger*innen, die an den EU-Außengrenzen laut Medienberichten entweder von ukrainischen oder zum Beispiel polnischen Behörden an der Flucht aus dem Kriegsgebiet aktiv gehindert wurden und werden. Zehntausende nigerianische, marokkanische oder indische Studierende, Ar­bei­te­r*in­nen oder schlicht Bür­ge­r*in­nen, die sich zur „falschen Zeit“ in der Ukraine aufgehalten haben, durften und dürfen sich nicht in Sicherheit bringen. An einem polnisch-ukrainischen Grenzübergang, so beschreibt es ein Reporter des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, kategorisiert das europäische Grenzregime die Menschen in zwei Gruppen: Alle ukrainischen Staats­bür­ge­r*in­nen dürfen ohne große Nachfragen passieren, Schwarze Menschen und People of Color müssen tagelang ausharren und werden noch nicht mal darüber informiert, wie es für sie weitergeht.

Die einen gelten als Flüchtende, die anderen können – wenn es nach so vielen europäischen Ent­schei­de­r*in­nen geht – krepieren. Sie betreffen das Abendland nicht emotional und müssen deswegen nicht direkt gerettet werden. Das ist nur falsch.

Willkommenskultur kann schnell kippen

Der Dichotomie zwischen schutzbedürftigen und entmenschlichten Flüchtenden liegt ein Trugschluss zugrunde: dass die Ukrai­ne­r*in­nen in Europa und Deutschland auf ewig willkommen sein werden. Aber erinnern wir uns: Auch 2015 herrschte an einigen Orten in Deutschland durchaus beachtliche Aufnahmebereitschaft, auf die Po­li­ti­ke­r*in­nen heute gern romantisierend und verstörend stolz verweisen. Dann aber kippte die Stimmung schnell, als man überall im politischen Spektrum begann, die eigene weiße Überlegenheit gegenüber den ankommenden Geflüchteten zu betonen – und Konsequenzen daraus zu ziehen: den Pakt mit Erdoğan, die Schrecken von Moria, die Frontex-Politik.

Im Handumdrehen kann ein Diskurs entstehen, der slawischen Ost­eu­ro­päe­r*in­nen die Menschlichkeit entzieht – das lehrt die deutsche Geschichte. Wer heute herzlich aufgenommen wird, muss morgen nicht unbedingt willkommen sein. Derlei identitäre Konstruktionen eines christlich geprägten, kulturell kompatiblen, weiß imaginierten Abendlandes, welches mittlerweile Mittel- und Osteuropa mit einschließt, sind opportunistisch. Wenn sie nicht mehr passen, wird schnell umformuliert. Das könnte vielen Ukrai­ne­r*in­nen zum Verhängnis werden. Vor allem jenen, die dieser Imagination des homogenisierten „Wir“ nicht entsprechen: ukrainische Jü­din­nen*­Ju­den (das sind mehr als 50.000 Menschen), muslimische Krimtataren (250.000), ukrainische Rom­n*ja (400.000). Diese Minderheiten unter dem Schlagwort „christlich“ zu einem homogenen Klumpen zu kneten, ist für die Minderheiten selbst lebensgefährlich – spätestens dann, wenn die rechtsextreme, putinverliebte AfD und ihre Freun­d*in­nen im Plenum endgültig aufwachen.

Und dann ist da noch das Unverständnis, dass es in Europa überhaupt Krieg geben kann. Viele Be­ob­ach­te­r*in­nen im Westen wundern sich unverblümt darüber. Zum Beispiel betonte ein Reporter des US-Fernsehsenders CBS, dass die Ukrai­ne kein Ort „wie Afghanistan oder Irak“ sei: Die Ukraine „ist ein relativ zivilisierter, ein relativ europäischer – ich muss meine Worte mit Bedacht wählen – Ort, wo man so etwas nicht erwarten würde“, sagte der Reporter. Im zivilisierten Europa, so drückt diese Sicht aus, kann es anders als im unzivilisierten Afghanistan oder Irak keinen Krieg geben.

Der Erste und der Zweite Weltkrieg, die Kolonialisierung der Welt werden so zu trivialen Nacherzählungen aus Schulbüchern oder Museen gemacht. Der Balkankrieg oder der Nordirlandkonflikt werden dabei ganz vergessen. Es wird verdrängt, dass europäische Armeen oder die Nato in internationalisierten Kriegen mitmachen, die „weit weg“ in Mali oder in Afghanistan stattfinden. Dass sich viele den Krieg im vermeintlich hyper­zivi­li­sier­ten Europa nicht vorstellen konnten, ist mit eine Ursache dafür, dass die Ukraine der Aggression des russischen Regimes ausgeliefert ist.

Die Grundlage der Zivilisation

Die Sicht des CBS-Reporters ist kein Einzelfall: Eine Reporterin des britischen Fernsehsenders ITV äußerte ihr Erstaunen darüber, dass die Ukraine ja „kein Land der Dritten Welt“ sei und nun Krieg „in Europa!“ herrsche. Erstaunlich viele ukrai­ni­sche Po­li­ti­ke­r*in­nen drücken ihre Empörung aus, dass nun „blonde Menschen mit blauen Augen gekillt“ würden.

Der bulgarische Premierminister Kiril Petkow versuchte erst gar nicht, seine Worte „mit Bedacht zu wählen“, als er über den Unterschied zwischen den ukrainischen und den nichtweißen Flüchtenden sprach: „Dies sind Europäer. Sie sind intelligent (…). Dies sind keine Flüchtlinge, wie wir sie in den Wellen zuvor gesehen haben, (…), die Terroristen sein könnten.“

All refugees are welcome, müsste nun die Formel heißen, damit Europa überhaupt zivilisiert sein kann. Doch die Empirie zeigt, dass derzeit in Europa nicht alle Flüchtenden willkommen sind. Die „europäische Wertegemeinschaft“ muss ihren Rassismus und ihre vermeintliche Überlegenheit überwinden – jetzt. Spätestens in Zeiten von Krieg und Flucht wird diese Selbstreflexion zur Grundlage der Zivilisation selbst.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

29 Kommentare

 / 
  • Der Artikel zeigt einige wichtige Dinge auf. Im Kern jedoch, so finde ich, ist dieser Unterschied in der Behandlung leicht erklärlich, auch ohne den, bei einigen sicher noch vorhandenen Rassismus zu bemühen:



    Die Ukraine hat schlicht eine Grenze zur EU. Und wenn man sich die weiteren Nachbarn so ansieht ist die EU tatsächlich die einzige echte Fluchtoption für die Ukrainer. Menschen aus Syrien mussten mehrere 1000 km Reisen und je nach Route 5-6 sichere Staaten durchqueren um z. B. nach D zu gelangen. Da liegt der Verdacht schon irgendwie nahe, dass die Reise als Flucht begann, aber als Migration endete. Jeder möge sich selbst spiegeln, ob er im Kriegsfall ernsthaft Damaskus als Fluchtziel wählen würde, und wie sich die Einstellung dazu verändern würde, gäbe es dort monatliche Sozialleistungen, die einem Vielfachen des hiesigen Durchschnittsgehalts entsprechen. Vielleicht bin ich aber auch nur ein schlechter Mensch

  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    EIN SEHR GUTER UND WICHTIGER ARTIKEL!



    Es ist erstaunlich was plötzlich alles möglich ist wenn man/frau nur die "richtige" Hautpigmentierung hat.

    • @91491 (Profil gelöscht):

      Vielleicht liegt es weniger an der Pigmentierung, sondern Gesinnung.

      Man riskiert bei Ukrainern weniger Rassismus und Diskriminierung, die den Aufnehmenden entgegengebracht werden könnte.

      Unterscheiden die Ukrainer die Welt in "Gläubige" und "Ungläubige"?

      Sind Frauen gleichberechtigt?

      Oder LGBTQIA+-Communities, Juden, Agnostiker, Humanisten etc.?

      Nun, ich denke, die Aufnahmebereitschaft würde sich bei Tschetschenen (siehe Kadyrow & Co.) schlagartig ändern.

      Bei gleicher Pigmentierung.

      Man sollte in der Beurteilung dessen, was geschieht, schon einen oder zwei Level tiefer schauen.

  • Übrigens können aus der Ukrainer auch Menschen nach Deutschland kommen, die dort nicht die Staatsangehörigkeit haben, wenn sie einen gültigen rechtlichen Status hatten. Es gibt sogar Einreisemöglichkeiten für z.B. afrikanische Studenten oder andere Flüchtlinge, z.B. aus Afghanistan, solange sie in der Ukraine registriert und dort einen gültigen Titel haben, selbst dies wird gegenwärtig schon in vielen Bundesländern umgesetzt.

  • Wie wir täglich sehen, werden nicht alle Flüchtlinge gleich behandelt. Die Grundwerte der EU werden von selbiger in diesem Bereich nicht nur nicht gehalten, sondern nachweislich gebrochen oder unterlaufen.

    Das Argument der unterschiedlichen Zivilisationslevel von Ukrainern ggbr. anderen Flüchtlingen, insbesondere aus südlichen Ländern, ist nicht so klar wie es scheint. Die Ukraine hat große Mühe mit der Korruptionsbekämpfung. Das aktuelle gesellschaftliche Niveau würde einer Aufnahme in die EU klar entgegen stehen.

    Im eigenen Land wundere ich mich immer wieder über die Ergebnisse der Kindeserziehung. Soweit ich zurück denken kann, wird jeden Herbst mit bunten Kinder-Fackelzügen St. Martin gehuldigt. Nun hat dieser vermeintlich im Winter seinen Mantel mit einem Schwert geteilt und eine Hälfte einem notleidenden Bettler gegeben an dem er vorbei ritt. Die tatsächliche Botschaft dieses Gedenktages wird offensichtlich alljährlich von den Laternen der Kinder überstrahlt.

    Das nicht zumindest die C-Parteien hieraus eine dauerhafte stattliche Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft etabliert haben, sondern stattdessen "2015 darf sich nicht wiederholen" skandieren ist befremdlich genug.

  • Bravo! Es steht in der Überschrift: "Selbstbild". Darum geht es. Um uns. Ein bisschen natürlich auch um Rassismus, aber dazu später. Erstmal geht es darum, ob wir unseren Lebenslügen gerecht werden und das tun wir natürlich nicht. Geht ja auch nicht, sonst hätten wir sie ja nicht erfunden. Interessanterweise ist jetzt aber auch schon die gegenwärtige Hilfsbereitschaft gegenüber hellhäutigen Frauen und Kindern Indiz und Folie für unser vorhergegangenes Versagen und die aktuelle Andersbehandlung von nichtukrainischen Flüchtlingen der Beweis von böswilligem Generalverdacht. Fast bekommt man den Eindruck als wäre geteilte Solidarität ein Versagen an der Forderung nach ungeteilter Solidarität und die jetzige Hilfsbereitschaft nichts wert. Letztendlich ist das scheinbar ja alles Rassismus oder jedenfalls davon mitgeprägt. Der Vorwurf ist aber nicht nur arg bequem und reichlich stereotyp und pauschal, sondern vielleicht auch einfach falsch.



    Vielleicht haben wir nämlich ja auch gelernt aus unserem eher schwachen Verhalten während der letzten Flüchtlingsbewegung Vielleicht haben wir gemerkt, dass wir "es schaffen" können. Vielleicht sind uns Frauen und Kinder aber auch wirklich sympathischer. Ist das so wenig nachvollziehbar? Vielleicht ist es auch einfach vernünftig, wenn die EU verschiedene Regeln für Nah- und Fernflüchtlinge hat. Vielleicht gibt es auch einfach mehr Bilder oder man kennt mehr hier schon lebende Ukrainer oder Polen. Vielleicht ist es auch die Klarheit, dass der Angriff letztendlich auch uns gilt und wir diesmal keine Zuschauer sind. Das mag alles nicht dem Idealbild einer ungeteilten und altruistischen Solidarität entsprechen, Rassismus ist es aber keineswegs. Als einen Aspekt gibt es den sicherlich auch, aber so aufpumpen muss man das Thema auch nicht.

  • Vielen Dank. Absolut angemessen.

  • Auch für die rechtradikale polnische Regierung sind die Flüchtlinge plötzlich keine Migrantren mehr, die Krankheitserreger mitbringen möchten. Gleichzeitig werden an der Grenze zu Belaruss Menschen nach wie vor in den Tod geschoben und die Hilfe mit alle Mitteln erschwert und kriminalisiert.

  • Ein Plädoyer für offene Grenzen und massive Sozialleistungen für die dann hier ankommenden und hier lebenden Menschen.



    Natürlich wäre es schön, wenn Deutschland jedem Menschen, der herkommen will, ein Angebot machen könnte, das ist wohl kaum die Realität. Ich finde diesen Artikel selber etwas gefährlich, weil es sind sehr viele Menschen aus Syrien, Iran, Afghanistan, Irak und anderen Staaten außerhalb Europas nach Deutschland gekommen. Viele haben Negativbescheide erhalten und leben immer noch hier.

    In den 1980ern und 1990ern kamen sehr viele Kurden aus dem Irak und aus der Türkei. Es sind an diese Familien über die Jahre teilweise sehr viele und hohe Sozialleistungen ausgegeben worden.

    Dass in Deutschland für die Ukrainer alles offen und toll ist, während es für andere Flüchtlinge nicht so ist, das ist in meinen Augen eine steile These, die m.M. nicht simmt.

    Unterm Strich sind in Deutschland viele Menschen über das Asylverfahren eingewandert oder eingereist. Es gab mal 60.000 Menschen aus Algerien, die ausreisepflichtig waren. Davon sind immer noch sehr viele hier, obwohl das Asylverfahren negativ ausgegangen ist. Warum jetzt jemand behauptet, dass Deutschland für Geflüchtete nicht offen sei oder besonders repressiv mit Geflüchteten umgehe, das erschließt sich mir nicht.

    In der Gegend, wo ich lebe, haben Menschen aus Syrien sehr schnell Wurzeln geschlagen und es geschafft, sich ziemlich gut zu integrieren, das ich diese Menschen als eine tolle Bereicherung und ein Plus empfinde. Momentan kommen viele sehr gute und bitter enttäuschte, teilweise massiv traumatisiere Menschen aus Afghanistan hierher und sind vor allem sehr dankbar, dass sie hier aufgenommen werden.

    Ich halte nichts davon, anzuprangern, dass Menschen, die aus dem Krieg in der Ukraine fliehen, hier das große Los gezogen haben sollen. Es ist nie schön, eine Heimat unter solchen Bedingungen zu verlieren, weder am Hindukusch, noch am Schwarzen Meer.

  • Lieber Mohamed Amjahid,

    danke für Ihre Sicht auf Unterschiede zwischen 2015 und den traurigen Ereignissen heute. Viele Aspekte sind richtig analysiert und sollten allen zu denken geben.

    Auf der anderen Seite ist es fragwürdig, sich mit Zitaten zu versorgen (die findet man immer...) um pauschale Urteile über Europa und alle EuropäerInnen zu fällen. Das ist in sich schon wieder eine Form von Rassismus. Die Welt in Gut und Böse, nichtweisse und weisse Menschen zu unterteilen ist absurd, viele AfrikanerInnen würden SyrerInnen auch als "weisse Menschen" bezeichnen. Es ist auch kein Rassismus, drauf hinzuweisen, dass es sehr wohl erhebliche Unterschiede zwischen 2015 und heute gibt:

    Am 24.2. ist ein EU-Nachbarland von Russland überfallen worden, seither herrscht ein Krieg, den niemand für möglich gehalten hat.Innerhalb einer Woche sind mehr als eine Million Flüchtlinge, überwiegend Frauen, Kinder und alte Menschen, in den Nachbarländern mit offenen Armen empfangen worden.

    Im Unterschied ist der Bürgerkrieg in Syrien bereits 2011/12 ausgebrochen , die Menschen sind - wie bei allen Kriegen - zunächst in Nachbarländer geflohen, z.B. nach Jordanien. Nachdem die Situation dort unerträglich und aussichtslos wurde, haben sich viele verständlicherweise auf den Weg nach Europa gemacht, was absehbar war. Die innenpolitische Kontroverse in den europäischen Gesellschaften war auch dem Umstand geschuldet, dass Europa und Deutschland darauf adminstrativ völlig unvorbreitet waren. Und ja, es gab ein Unbehangen darüber, dass die Mehrzahl der Geflüchteten junge Männer waren, die -gefühlt- einer anderen Kultur entstammen. Diese Unbehangen war nicht in Ordnung, ist Rassismus und muss reflektiert werden.

    Die traumatische gemeinsame Geschichte von Ukraine, Deutschland Polen und Russland im 2. WK ist eine völlig andere Dimension der Unterschiede.

    PS: bisher habe ich noch kein Selfie eine(r)s Regierungchef(in)s mit einem lachenden Geflüchteten aus der Ukraine gesehen.

  • Nun kenne ich kein Narrativ, das in der Realität gelebt wird.

    Sonst wäre es ja kein Narrativ.

    Einen Doppelstandard sieht man nur dann, wenn man die Frage ausklammert, ob Afghanen oder Syrer nicht auf ihrem Weg nach beispielsweise Deutschland bereits unterwegs Asyl hätten bekommen können.

    Man kann dann zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

    Wenn der Autor versteht, dass ein Krieg in der unmittelbaren Nachbarschaft anders wirkt, verstehe ich nicht, warum er den Rest nicht versteht.

    Kommen zu 80 % junge Männer, erleben viele diese nicht als vulnerable Gruppe.

    Wenn vor allem Frauen, Kinder und Alte kommen, erwecken sie mehr Empathie.

    Zudem kommen sie direkt aus dem Kriegsland z. B. nach Polen und mussten nicht erst in einem weit entfernten Land einen Flug mit Touristenvisum buchen, um an die polnische Grenze zu kommen, wie die Iraker in Belarus.

    Man kann die Wahrnehmung der Unterschiede als Doppelstandards interpretieren. Man kann aber auch die Differenzen berücksichtigen.

    Der Vergleich der Kriege in der Ukraine, in Syrien und Tschetschenien hinkt ebenfalls.

    Das Narrativ zur Ukraine besagt, dass klar ist, wer die Guten und wer der Böse ist.

    In Tschetschenien und Syrien standen Putin Hardcore-Islamisten gegenüber, bei denen die Zuordnung zu den Guten aus hiesiger Perspektive nicht leicht fiel.

    Insgesamt ist die Kritik des Autors an dem Zivilisationspathos natürlich voll nachvollziehbar.

    Die positive Kehrseite dieser kritischen „Medaille“ ist aber, dass mit diesem Narrativ seit dem 2. Weltkrieg kriegerische Handlungen in Europa als nicht tolerierbar galten.

    Insofern profitierten alle in Europa von diesem Narrativ. (Wie ich eingangs hervorhob, sind Narrative Fiktion.)

    Sollte es künftig wegfallen, sehe ich nicht, wie es den Menschen außerhalb Europas helfen würde.

  • "Erstaunlich viele ukrai­ni­sche Po­li­ti­ke­r*in­nen drücken ihre Empörung aus, dass nun „blonde Menschen mit blauen Augen gekillt“ würden."

    Es verwundert mich, wie aus der rassistischen Laberei eines ehemaligen ukrainischen Generalstaatsanwalt ( www.kreiszeitung.d...haar-91388481.html 8 nun plötzlich "viele ukrai­ni­sche Po­li­ti­ke­r*in­nen" werden.

    Ist das Journalismus nach den Prnzip "Stille Post"? Oder macht das gerade bei Russia Today die Runde?

  • Danke für diesen Artikel.

  • Die Kritik ist berechtigt, dennoch finde ich, wir sollten froh sein, daß es zumindest bei der Frage der Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen Konsenz in der EU herrscht. Das ist wesentlich mehr als viele erwartet hätten. Andererseits muss man auch ehrlicherweise dazusagen, daß der Sonderstatus für Ukrainer nur ein Vorteil ist, wenn er exklusiv ist. Es bleibt eine sehr schwierige und heikle Frage. Dennoch überwiegt bei mir die Freude über die Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit

  • In diesem Kommentar ist einiges Wichtige angesprochen. Er lässt aber ausser Acht, dass Europa tatsächlich Millionen von Flüchtlingen aus z.B. Afghanistan, Syrien und Irak aufgenommen hat. Auch kann man die Meinung vertreten, dass die Verantwortung zur Hilfe grosser ist je näher man am betroffenen Land dran ist, ohne dass das Ausdruck von Rassismus sein muss.

    • @Magnus_15:

      Sie haben Recht. Wir sollten uns auf die Schulter Klopfen!

      Wir haben Menschen, die es trotz allen Wiedrigkeiten (an denen wir zu großenen Teilen direkt beteiligt sind) , dennoch zu uns geschafft haben, nicht direkt erschossen, ja gar aufgenommen (zum Teil).

      Das Menschen mit der "falschen" Hautfarbe nicht aus dem Land gelassen werden ist also kein Rassismus... aha

      Auch das Ukrainer plötzlich als eine homogene Masse angesehen werden ist eine Form von Rassismus.

      • @Obscuritas:

        Gibt es in dieser Debatte auch Zwischentöne? Oder ist Ihre Art einen Teileinwand in eine Richtung aufzublasen und bewusst misszuverstehen der richtige Weg zu einer offenen Debatte?

  • Danke für diesen Artikel, ehrlich! Differenziert und argumentierend und umfassend. Genau solcher Artikel wegen hab ich vor Urzeiten mal mit dem taz-Lesen angefangen.

    • @hierbamala:

      Schließe mich an.

  • Ich kann die Empörung über Rassismus verstehen, den es zweifellos gibt. Aber ich habe selbst beim BAMF gearbeitet: Sobald Flüchtlingen deutschen Boden erreich haben, wurden sie doch nach Recht und Gesetz behandelt, manchmal auch besser: So wurde anfangs bei Syrern ganz ganz auf Anhörungen verzichtet, die dann später nachgeholt wurden. Ich habe danach selbst als befristet eingestellte Kraft hunderte Anhörungen vorgenommen, dabei auch die anderen Anhörer dabei kennengelernt, und später als Anwalt viele Flüchtlinge vor Gericht vertreten: Es stimmt, dass Menschen manchmal empörend gedemütigt wurden, aber es ist unwahr, dass im Inland die Genfer Konvention oder die Qualifikationsrichtlinie 2011/95/EU etwa grundsätzlich falsch angewandt worden wären. Was Afrikaner unter den Ukraineflpchtlingen anbelangt, ist es leider de lege lata wirklich so, dass sie auch als Kriegsflüchtlinge in ihren "sicheren" Herkunftsstaat abgeschoben werden können, auch wenn Polen das in der Praxis offenbar härter handhabt als Deutschland. Auch ist die Massenfluchtrichtlinie 2001/55/EG nicht unbedingt eine Verbesserung, denn sie vereitelt systematische Verteilung und Unterstützung durch Sozialleistungen, weshalb Deutschland momentan versucht, sie, sofern durch sanften Druck auf die Flüchtlinge irgendwie möglich, nicht mehr anzuwenden.

  • Ich bin gegen pauschalisierende Rassismuskeule aber hier scheint mir eindeutig mit zweierlei Maß gemessen zu werden. Ukraine = nah, weiß = gut, Nordafrika = fern, farbig = schlecht.

    • @Phineas:

      ? Im Artikel wird doch gerade das zweierlei-Maß-messen bzw. rassistischer Diskurs und Asyl- und Grenzpolitik kritisiert.

  • Es ist ja noch viel schlimmer. Westeuropa trennt Flüchtlinge nicht nur in gut und weniger gut. Es unterscheidet auch die Opfer von Kriegen in erwähnenswert und weniger erwähnenswert, in erster, zweiter oder dritter Klasse. Die nicht erwähnenswerten Opfer werden oft mit unseren Waffen getötet. Z.B. im Jemen. Und selbst Kriegsverbrechen, wie das Verhungernlassen von Kindern, bleiben unerwähnt, weil die Opfer erster Klasse unsere ganze Aufmerksamkeit einnehmen.



    Mit dieser Doppelmoral lässt sich gut leben, wenn die meisten Medien wie in einer konzertierten Aktion nur die Opfer erster Klasse hervorheben. Diese Unterscheidung von Opfern entspricht offensichtlich auch einer rassistischen Grundhaltung, nach der weiße Opfer besonders beklagens- und erwähnenswert sind.

    • @Rolf B.:

      Dass im Jemen Kinder und Erwachsene verhungern und die Nahrungsmittelknappheit politisches Kalkül ist, war doch auf breiter Fläche zu lesen.

      Bei Ihrem Anprangern von Doppelmoral berücksichtigen Sie bitte, dass in einer Aufmerksamkeitsökonomie wie der Unsrigen Fotos und Videos das sind, was zählt.

      Viele Medien treffen ihr Urteil, ob ein Ereignis berichtenswert ist, danach, ob sie gute Fotos haben.

      Deshalb sehen Sie mehr von Ereignissen etwa in Nordamerika, obwohl der Wert der Nachricht eigentlich in die Kategorie "Lokales" gehören würde.

      Bei Überschwemmungen ist das nach meiner Meinung besonders offensichtlich.

      Ohne Bilder werden sie kaum erwähnt.

    • @Rolf B.:

      Die Perspektive is oft noch enger, Weltsicht übers eigene Visier (entlang des eigenen Gewehrlaufs): WIR bombardieren Belgrad: wichtig wichtig, und leider n bisschen collateral damage. DIE schlachten Sarajevo ab. Dass is dann der Grund dafür, dass WIR ....

  • Danke.

  • Zunächst mal ist es kein Rassismus, wenn einem das Schicksal von Menschen näher geht, mit denen man sich irgendwie verbunden fühlt. Weil es Familienangehörige sind, weil sie der gleichen Community angehören, aus dem selben Land/Kontinent kommen oder Teil der "westlichen Welt" sind. Das ist überall auf der Welt so, das ist menschlich.

    Das unterschiedliche Regeln für die Aufnahme von Geflüchteten angewendet werden, ist natürlich rassistisch. Trotz ihrem Appell wird sich daran aber nichts ändern. Es ist eine Mehrheitsmeinung, dass Europa nicht alle Notleidenden der Welt aufnehmen kann, die gerne zu uns kommen wollen. Und die Aufnahmebereitschaft gerade für Flüchtlinge aus muslimischen/afrikanischen Ländern ist überall in Europa sehr gering und wird es bleiben.

    • @gyakusou:

      Menschen mit denen ich mich nicht identifizieren kann, die nicht zu meinem Kreis gehören, kann ich auch entmenschlichen, kann ich hassen.

      Damit bilded dieses Gefühl auch den Grundstein für Rassismus.

      Der Übergang ist fließend.

      Rassismus ist leider auch menschlich und absolut alltäglich.

      Vll. wird ja durch die Klimakatastrophe die Menschheit lernen sich global als ein ganzes zu sehen. A man can dream.

    • @gyakusou:

      Sorry, Sie machen es sich zu einfach. Wieso sollen mir Menschen aus Teilen der "westlichen Welt" näher stehen als Menschen, die in Diktaturen leben und/oder kriegerischen Handlungen ausgesetzt sind? Human wäre für mich nicht die Selektion nach Ihren Kriterien. Unversehrtheit ist für mich ein Menschenrecht, das ich nicht unterteilen möchte in gut und böse.

      Mir stehen z.B. die Menschen in der Ukraine genau so nah oder fern wie die Menschen in Russland, Polen oder der baltischen Staaten. Und keine Propaganda kann mich davon überzeugen, dass ich so denken muss wie die Kriegstreiber.