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Umstrittene Kuppel des Humboldt ForumsPalast der Fußnoten

Die kontroverse Kuppel des Humboldt Forums in Berlin lässt sich jetzt aus der Nähe betrachten. Von dort zeigt sich deutlich, was falsch an ihr ist.

Wäre doch nicht nötig gewesen: Die Inschrift auf der Kuppel des Humboldt Forums Foto: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Auf der Straße Unter den Linden in Berlin ist es wieder voll, die Touristen scheinen zurück. Am Samstag bogen nicht wenige ab zum Humboldt Forum. Denn erstens ist es neu eröffnet, zweitens der Eintritt noch frei, und drittens konnte man zum ersten Mal auf die Dachterrasse mit einem guten Blick auf den Lustgarten, den protzig-hässlichen Berliner Dom und die Hochhäuser der Leipziger Straße. Unten an den Aufzügen stand man Schlange, aber wer oben war, bewies Lokalkenntnis und machte den Stadtbilderklärer.

Aus der Terrasse erhebt sich die Kuppel mit einem goldenen Kreuz und einer Inschrift, die jetzt gut lesbar und furchtbar ist. Sie ist die Krönung der Falschheit auf einem Gebäude, dessen Fassade eben nur das ist, Fassade, historisches Zitat, die nicht mit den inneren Funktionen übereinstimmt.

Der Förderverein Berliner Schloss trat für die Wiedererrichtung der Kuppel ein – obwohl sie eine spätklassizistische Zutat zu dem ursprünglich barocken Schloss war – private Sponsoren zahlten. Auch für die goldenen Buchstaben auf blauem Grund mit der Botschaft: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“

Für alle die Kritiker des Humboldt Forums, die den dahin gezogenen ethnologischen Sammlungen vorwerfen, sich mit den dubiosen Erwerbspraktiken ihrer Bestände zu Kolonialzeiten viel zu wenig auseinandergesetzt zu haben, ist dieser christliche Propagandaspruch Wasser auf ihre Mühlen.

Lieber Preußen als die DDR

Da hilft es auch nur kosmetisch, dass eine Tafel angebracht werden soll, auf der sich, wie Hans-Dieter Hegner, Technikvorstand des Humboldt Forums bei einem Pressetermin sagte, „alle Institutionen im Humboldt Forum ausdrücklich von dem Allgemeingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums“ distanzieren.

Überhaupt ist das Humboldt Forum ein Palast der Fußnoten, die auf die Vorgeschichte am Ort verweisen, den umstrittenen Abriss des Palastes der Republik und den Entscheid für die Rekonstruktion des Stadtschlosses, die zusammen betrachtet ergeben, sich lieber an Preußen zu erinnern als an die DDR. Kleine „Flashbacks“, Bilder, Piktogramme, Texte und Videos halten dagegen.

Vor dem neu eröffneten Café Baret auf dem Dach erinnert ein Video an das Eiscafé aus dem Palast der Republik, der für seine Gaststätten berühmt war. Ein Flashback führt zurück zur Zwischennutzung des Palastes, als zwischen 2003 und 2005 Kulturprojekte im entkernten Gehäuse auftraten, darunter die Einstürzenden Neubauten und Sasha Waltz, um das Potenzial einer Nutzung aus den Kunstszenen der Stadt zu skizzieren.

Das Humboldt Forum wird noch lange schwer an den vielen Fehlentscheidungen seiner Entstehung – politischen, ideologischen und architektonischen – zu tragen haben.

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86 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ich hab mir das Gebäude angesehen. Ein großer Wurf ist das nicht meiner Ansicht nach.



    Erich`s Lampenladen mit den kupfernen Scheiben wären sicherlich auch ein Turistenmagnet geworden. Gut, Schnee von gestern.

  • Und warum sind diese ganzen Fußnoten nötig? Ich bin Atheist und mich stört die Inschrift nicht die Bohne. Eine Tafel mit den diversen Ansichten der untergebrachten Institutionen zu dem Thema ist mir völlig schnuppe.

    Alles, was ich sehe, ist eine fette Wohlstandsgesellschaft, die scheinbar keine echten Probleme mehr hat.

  • In Koblenz ist man mit dem Kaiserdenkmal auch leidgeprüft. Kurt Tucholsky hatte die richtige Meinung zum Denkmal am Deutschen Eck. Nur: Der Willy auf seinem Ross mit der Dame daneben, deren Gewand und Brust nur so wallt, ist ein Witz, eine Karikatur. Und doch ist es so bitter ernst, dass es nicht eingeordnet wird sondern auch von einem privaten Sponsor (wissen die denn GAR NICHT, was die sonst mit ihrem Geld machen sollen....???) gestiftet wurde und die Stadt nicht die Eier hat, es wenigstens zu erläutern. Was hätte man aus der landschaftlich schönen Ecke alles machen können.... Claes Oldenburg wäre sich was eingefallen dazu. Den hätte ich bezahlt, wenn ich denn könnte. Nun steht das dieses Ding da und wer zu faul ist, Tucholsky dazu zu fragen, hier ein Auszug:



    "Zunächst ist an diesem Monstrum kein leerer Fleck zu entdecken. Es hat die Ornamenten-Masern.

    Oben jener, auf einem Pferd, was: Pferd! auf einem Roß, was: Roß! auf einem riesigen Gefechtshengst wie aus einer Wagneroper, hoihotoho! Der alte Herr sitzt da und tut etwas, was er all seine Lebtage nicht getan hat: er dräut in die Lande, das Pferd dräut auch, und wenn ich mich recht erinnere, wallt irgend eine Frauensperson um ihn herum und beut ihm etwas dar. Aber da kann mich meine Erinnerung täuschen ... vielleicht gibt sie dem Riesen-Pferdchen nur ein Zuckerchen. Und Ornamente und sich bäumende Reptile und gewürgte Schlangen und Adler und Wappen und Schnörkel und erbrochene Lilien und was weiß ich ... " Wie gesagt, eine Karikatur. Und das Humboldforum ist auch eine, dazu aus dem 3-D Drucker, alles ganz akkurat.

  • Bitte entschuldigt meine Ignoranz: Wie war denn das Original? Hat man das wiederhergestellt oder den Spruch neu erfunden?

  • Die Inschrift ist kein "Propagandaspruch" sondern ein Bibelzitat, das vom Apostel Petrus stammt. Das ist also weitaus älter als die Kolonialzeit und kommt noch nicht einmal aus Europa, sondern aus dem Nahen Osten.

  • Das Dortmunder "U" hat's vorgemacht: Eine umlaufende LED-Leiste kann mit Sprüchen und Bildern aller Art gefüttert werden. Das hätte der DDR bestimmt auch auf der Front des PdR gefallen, wenn es das damals schon gegeben hätte.



    :-)

  • Land und Leute sind wohlauf ... hoffentlich gehts uns demnächst mal nicht zu gut.



    Den möchte ich sehen, der einmal drumrumläuft und das vollständg liest und dann noch Kraft hat sich aufzuregen. Gelebte Irrelevanz.

  • Brüder im Geiste - die ostelbischen Junker und der osmanische Sultan -

    schaut auf Erdogans Palast:



    www.tagesspiegel.d...ssen/22967032.html

  • Wenn schon das Schloss nicht mehr so schnell abzureißen geht, das Sprüchlein wegzumachen sollte das einfachste und unaufwendigste sein. Der Rest des Schlosses ist ja schließlich auch keine genaue Replika.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @ingrid werner:

      Grafiti-Sprayer*innen kommen da vermutlich nicht unbeobachtet ran...

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @ingrid werner:

      Grafiti-Sprayer*innen werden vermutlich nicht untentdeckt da ran kommen... Leider.

    • @ingrid werner:

      Klar wäre das einfach.

      Andererseits ist Religion ja gerade schwer im Kommen.

      Und eigentlich haben wohl nur die Atheisten ein Problem mit dem Spruch.

      Für Religiöse gehört ein gewisser Ausschließlichkeitsanspruch dazu. Insgesamt ist dieser Spruch doch moderat.

  • Hier ein Vorschlag zur Güte zum Umgang mit diesem Gebäude:

    palast.jetzt/

    • @Jim Hawkins:

      ... und wieviel haben Sie schon gespendet? 🤪

    • @Jim Hawkins:

      ;-)

  • Ich sach's mal so: Dieses Forum nimmt - wie selbstverständlich - die Missionarsstellung ein.

  • In braunschweig hat sich der einkaufszentren-branchenriese zur durchsetzung der 2007 eröffneten shopping-mall mit genau so tickenden beschwörern der ach so viel besseren vergangenheit verbündet. Das örtliche zeitungsmonopol war - bei dem jährlichen anzeigenvolumen wenig überraschend - von anfang an dabei. Einem teil des shoppingcenters wurde also eine kopie der fassade der längst abgerissenen schlossruine angefügt. Gekrönt mit einer quadriga, deren höhe die berliner weit überragt. Und weil ein einkaufszentrum mehr platz braucht als es das residenzschloss den braunschweigischen herzögen bot, quillt es an den fassadenstücken vorbei.

    Warum wird die vergangenheit von manchen so sehr verklärt? Weil sie, vorgestern wie heute auf der sonnenseite leben? Die monarchie wurde 1918 abgeschafft nachdem die hohenzollern und ihre helfer millionen menschen unermessliches leid angetan haben. Dennoch betreibt ein bundesminister Altmeier ungeniert hohenzollern-pr.

    Der unsägliche spruch verhöhnt unsere pluralistische und multikulturelle gegenwart. Es ist ein schlag ins gesicht aller nichtchristen. Ob islamisch, atheistisch, buddhistisch, agnostisch oder sonstwie gesinnt. Es ist eine lüge die nicht heil, sondern unheil stiftet. Die auch sämtliche fortschritte innerhalb der christlichen kirchen zurück nimmt.

    • @hinnerk untiedt:

      "beschwörern der ach so viel besseren vergangenheit verbündet"

      Diese existieren natürlich nicht. Warum beschwört man also nicht existente Monarchisten herbei? Es ist wie immer. Menschen als Teufelchen darstellen, wenn man keine Argumente hat,

      • @Rudolf Fissner:

        Häää?

        Wo haben sie denn ihre "teufelchen" her? Die untaten der hohenzollern sollten nicht verniedlicht werden.

        Wer die vermeintlich 'gute alten zeit' zurück wünscht, baut auf den zutiefst menschlichen hang zur 'rosaroten brille' und stellt sich gegen unsere pluralistische und multikulturelle gegenwart.

        • @hinnerk untiedt:

          "Wer die vermeintlich 'gute alten zeit' zurück wünscht, baut auf den zutiefst menschlichen hang zur 'rosaroten brille' und stellt sich gegen unsere pluralistische und multikulturelle gegenwart."

          Das mag ja al s Lebensweisheit für Sie stimmen, als analytischer Hinweis taugt es aber wenig. und macht nicht nachvollziehbar wo Sie solche Menschen im Zusammenhang mit dem Bau gefunden haben.

          Können Sie da z.B. irgendwelche Dokumente der Initiative zitieren , die ihren Standpunkt verdeutlichen?



          Ich würde ansonsten bei meinen Teufelchenmalereien bleiben und weiterhin das Nichtvorhandensein von Argumenten sehen.

        • @hinnerk untiedt:

          Klar doch. die Hohenzollern. Die stecken hinter der Geschichte und haben 50.000 Spender ferngesteuert und zu getreuen Monarchisten umgemodelt. Podsdam (s.u.) ist deren aktueller Hauptwohnsitz. 🍌

          • @Rudolf Fissner:

            [...]

            Zumal an der ernsthaftigkeit ihrers ansinnens doch der eine oder andere zweifel nicht ganz unangebracht sein dürfte.

            Die Moderation: Kommentar gekürzt, bitte nicht persönlich werden.

    • @hinnerk untiedt:

      In Potsdam - bekanntlich Hauptstadt finanzstarker Restaurateure. Kleinbürger, die sich für Großbürger halten und deshalb königlich-feudalistischer Architektur nacheifern -

      Haben wir nun in einem "Stadtschloss" ein demokratisches Landesparlament gezwängt.



      Ergebnis: Nicht wenige müssen in Büros im Souterrain arbeiten, deren Fenster die Anmutung einer Gefängnistzelle haben. Klein. Weit oben. Dunkel.



      Denn die Fassade, die Deko, die Repräsentation verlangte solche aussen sichtbare Anordnung.

      Danke liebe Restaurateure alter Ordnung. Die gute alte schöne Zeit. Viel Ornament vorne. Und hinten innen Schwitzbude, dunkel, beschissene Arbeitsbedingungen.



      Es hat sich nichts geändert. Nicht einmal der schlechte Geschmack.

  • Jeder Muezzin-Ruf endet mit "Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt". Dies steht nicht etwa an der Moschee, sonder wird in Köln nun via Lautsprecher übertragen. Jetzt stören wir uns an einer Inschrift auf einer Kuppel, die kein Mensch von unten aus lesen kann?

    • @casio:

      Nur ist das Plattenbau-Dekoschloss weder eine Kirche, noch eine Moschee.

      Religionen verkünden so einiges sehr Fragwürdiges. Wir Demokraten waren dennoch so grosszügig ihnen ihre Kirchen zu lassen.

      Auch wenn alle Religionen notorisch verkünden, ihre Götter, oder ihr Gott sei der einzig wahre.

      Finden Sie sich damit ab: Deutschland /Europa entstammt - was monotheistische Religionen angeht - einer christlich-jüdischen und islamischen Tradition.

      Auch wenn Sie offenbar immer noch glauben, ein Mensch dürfe Ihnen zwar das Eisen, die Kohle aus den Minen holen. Eisenbahnen, Strassen, Brücken, Autos und allerlei bauen -



      - gehöre dann aber mit seinem Glauben nicht zur europäischen Tradition.

      Sie sind nicht der Gutsherr.



      Mal in der republikanischen Demokratie ankommen wäre sehr hilfreich.

    • @casio:

      Ihr Vergleich ist unglücklich gewählt: das Humboldt-Forum ist, anders als eine Moschee, kein religiöser Ort; stände die Inschrift auf einer Kirche, hätte ja niemand daran Anstoß genommen.

      • RS
        Ria Sauter
        @O.F.:

        Das ist ja das Fatale, dass wir beides ohne Widerspruch hinnehmen!



        Diese " Einzigartigkeit", welches Gottes auch immer, hat schon sehr viele Menschengetötet. Diejenigen, die nicht an den Einzigen glauben. Diejenigen, die religiöse Regeln nicht befolgen etc.



        Stört uns nicht? Unfassbar !

        • @Ria Sauter:

          Im Namen einer Nation oder auch politischen Kdeologie sind schon deutlich mehr Menschen gestorben. Stören Sie sich an Nationalstaaten oder politischen Ideologien?



          Menschen können alles mögliche instrumentalisieren, um andere zu manipulieren oder kontrollieren.

        • @Ria Sauter:

          Nun ja, in Deutschland herrscht immer noch Religionsfreiheit; insofern bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig, als das hinzunehmen. Hier geht es nicht um Religion an sich, sondern die Frage, ob der Staat ausgerechnet das Humboldt-Forum, bei dem es sich ja um kein Gotteshaus handelt, mit einem religiösen Spruch (und dann auch noch mit diesem!) schmücken sollte; und die darüber hinausreichende Problematik des Stadtschlosses als steingewordener Referenz an das vordemokratische Deutschland ist dabei noch ausgeklammert...

          • @O.F.:

            Das Gebäude wurde von außen historisch rekonstruiert. Ihre Argumentation erübrigt sich also. So sah die Fassade nun mal aus. Wer stört sich daran? Unsere Mitbürger muslimischen Glaubens mehrheitlich jedenfalls nicht.

            • @casio:

              Ich würde "Rekonstruktion" durch "Simulation" ersetzen. Das kommt dem Ganzen näher.

            • @casio:

              Ich persönlich störe mich daran, wenn der Palast der Republik durch eine Referenz an das vordemokratische Deutschland ersetzt wird (inklusive einem Glaubensbekenntnis, das an einer Kirche seinen Platz haben mag, aber eben nicht an einer staatlichen Institution). Bedenken Sie, hier geht es nicht um Denkmalschutz; das ganze Gebäude ist eine Replik, die mit dem historischen Schloss so wenig zu tun hat, wie die Nachbauten europäischer Sehenswürdigkeiten in China mit den Originalen. Wenn die steingewordene Antwort der BRD auf die DDR ein preußelnder Revisionismus ist, lässt das tief blicken...

              • @O.F.:

                Ich hätte mich mit dem Palast der Republik nicht anfreunden können. Ganz zu schweigen, dass dieser Palast völlig entkernt wurde, um diesen vom Asbest zu befreien....der Palast stand für eine Republik, die ihre eigenen Mitbürger in Gefängnissen im ganzen Land gefoltert hat. An diese Republik wollte ich an dieser prominenten Stelle nicht erinnert werden.

              • @O.F.:

                Ich persönlich finde es gut, dass der Palast der Republik abgerissen und durch eine Replik des vormals dort stehendes Gebäude ersetzt wurde.



                Die Inschrift stört doch niemanden. Wenn man sich darüber aufregen kann, hat wohl keine größeren Sorgen

                • @Hennes:

                  Das historische Gebäude, in dem im August 1990 der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deuschland beschlossen worden ist, wurde durch eine historisierende Fassade an einem Betonklotz ersetzt.

                  Das ist geschichtsvergessen. Und darüber darf man sich gerne aufregen.

                  Niemand hindert mich übrigens daran, mich trotzdem noch über anderes aufzuregen. Ich bin da sehr flexibel.

                • @Hennes:

                  Das historische Gebäude, in dem im August 1990 der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deuschland beschlossen worden ist, wurde durch eine historisierende Fassade an einem Betonklotz ersetzt.

                  Das ist geschichtsvergessen. Und darüber darf man sich gerne aufregen.

                  Niemand hindert mich übrigens daran, mich trotzdem noch über anderes aufzuregen. Ich bin da sehr flexibel.

                  • @PPaul:

                    Mir ist ein Andenken an Preußen lieber, wie ein Andenken an einen sozialistischen Staat.



                    Dann bin ich ja beruhigt, dann haben Sie bestimmt viel Aufregung in Ihrem Leben ;)

                    • @Hennes:

                      Sie halten die Erinnerung an die erste frei gewählte Volkskammer und deren entscheidenden Beschluss zur deutschen Einheit für unwichtiger als einen Betonklotz mit vorgesetzter historisierender Fassade?

                      Keine Sorge. Mein Leben ist aufregend genug.

                      • @PPaul:

                        Halte ich, ja. Warum sollte ich an eine Volkskammer erinnern, die eigentlich nichts zu sagen hatte, da alles von der SED bestimmt wurde?



                        Die DDR war sicherlich kein Staat, an des es zu erinnern gilt. Nichts daran war gut.

                • @Hennes:

                  Und welche Sorgen hat man wenn man Leuten eine Meinung über völlig unnötige Repliken feudaler Schlösser und christlicher Kalendersprüche abspricht, mit dem Null-Argument "wohl keine größeren Sorgen"?



                  Frage nur für eine befreundete Bigotterieabteilung.

                • @Hennes:

                  Nun ja, die problematische Symbolik, die daran mitschwingt, wurde je schon etliche Male erklärt (nicht nur von mir); vielleicht denken Sie einmal darüber nach, was das über das Weltbild politischer Entscheidungsträger und die historischen Kontinuitäten, in die sie sich stellen, aussagt.

                  • @O.F.:

                    Auch wenn man es 1000 mal erklärt, muss ich dies nicht als Problem ansehen.



                    Wir kommen aus einer christlichen Tradition, ob dies Ihnen gefällt oder nicht.



                    Ich bin dankbar über das Kreuz und der Inschrift auf dem Forum und kann über die Diskussion nur lächeln.

                    • @Hennes:

                      Offensichtlich können Sie doch nicht nur darüber lächeln. Die Diskussion scheint Sie ja sehr in Beschlag zu nehmen.

                    • @Hennes:

                      Ich habe kein Problem mit der christlichen Tradition, im Gegenteil, ich lege lediglich wert auf eine Trennung von Kirche und Staat - und das Humboldt Forum ist nun einmal kein Gotteshaus.

                  • @O.F.:

                    Vielleicht überhöhen Sie aber auch einfach die Symbolik.

                    Dieser Spruch sagt nämlich über das "Weltbild politischer Entscheidungsträger", wie Merkel, Scholz, Giffey oder Müller eigentlich gar nichts aus.

                    Eine Aussage macht dieser Spruch in erster Linie lediglich zum Weltbild des Kaisers, der glücklicherweise schon lange tot ist und den auch kaum einer wiederhaben will.

                    • @rero:

                      Nun ja, an der Symbolik habe ja nicht nur ich Anstoß genommen, sondern viele andere auch. Und ich fürchte, man kann sich ihr auch kaum entziehen: der Palast der Republik war ein Symbol der DDR - und on man will oder nicht wird es damit auch zur symbolischen Handlung, wenn man ihn abreisst und ersetzt. Dem kann man sich kaum entziehen. Ich unterstelle den involvierten Politikern nicht, den Kaiser zurück zu wollen, aber wenn man die DDR hier sozusagen aus der Geschichte auslöscht und wieder an die preussische Vergangenheit anknüpft, stellt man sich natürlich in eine Kontinuität - eine Kontinuität, in der für Kaiser und Kirche Platz ist, aber nicht für den Sozialismus.



                      Und es hätte ja auch Alternativen gegeben: man hätte auf den DDR-Palast mit Architektur antworten können, die das moderne, demokratische Deutschland symbolisiert, nicht mit einem Griff in die feudalistische Mottenkiste - was umso trauriger ist, weil die Replik des Stadtsschlosses ja keinen wirklichen historischen Wert hat. Im Grunde ist das Kulturpolitik auf Disney-Niveau, die historischen Kitsch mit historischer Substanz verwechselt.

  • Die Rekonstruktion des Königlichen Schlosses ist ja nur die Hülle des Humboldt Forums. Es ist nicht notwendig, beides miteinander zu vermischen.

    Beim Besuch des Palazzo Barberini macht man sich auch keine Gedanken über den früheren Hintergrund des Gebäudes. Die Gebäude von früher waren einfach schöner anzusehen als alles was nach dem WK I geschaffen worden ist.

    • @DiMa:

      Man kann Gebäude und Inhalt nicht trennen.

      "Die Gebäude von früher waren einfach schöner anzusehen als alles was nach dem WK I geschaffen worden ist."

      Ihre persönliche Meinung. Das "Schloss" hat übrigens zur Spree hin eine moderne Fassade. Typ Bunker.

      Es bleibt ein Disney für Preußenfans, die die Geschichte korrigieren wollen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Man kann Gebäude und Inhalt nicht trennen."



        Selbst wenn das so wäre, stellt sich die Frage was der dominantere Teil ist.



        Beim Reichstag z. B. scheinen sich die Gemüter nicht dergestalt zu erregen. Schon komisch.

        • @Encantado:

          Für den heutigen Reichstag musste man auch keine Nachfolgebauten abreißen.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Der Palast der Republik bestand spätestens nach der Sanierung/Entkernung als solcher nicht mehr.



            Die Nachfolgebebauung wurde dann demokratisch beschlossen.



            Über die Ästhetik des Ergebnisses kann jeder seine eigene Meinung haben. Aber hieraus eine Wiedererrichtung des preußischen Königshauses abzuleiten, ist absurd.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Auf die Zwischenbebauung kann es kaum ankommen. Die war hässlich genug und hätte selbst dann abgerissen werden sollen, wenn an gleicher Stelle nur der Parkplatz erweitert worden wäre.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das sehen Sie aber nun doch mächtig überzogen. Disney, Donald Duck und Mikey Mouse wollten nie die Geschichte korrigieren. Das war Ziel von Zurück in die Zukunft.

        Wenn es m Erinnerungskultur gehen sollte würde ich doch von Ihnen wissen wie durch das Entfernen historischer (Nach) Bauten das Erinnern besser funktioniert.



        Und welches Gebäude in Punkto Erinnerungskultur in seiner Architektur für Sie vorbildhaft ist.

        • @Rudolf Fissner:

          " Disney, Donald Duck und Mikey Mouse wollten nie die Geschichte korrigieren."

          Stimmt. Die Initiatoren des Schlossaufbaus aber offensichtlich schon.

          "Wenn es m Erinnerungskultur gehen sollte würde ich doch von Ihnen wissen wie durch das Entfernen historischer (Nach) Bauten das Erinnern besser funktioniert."

          Verstehe ich nicht. Der Müll steht halt jetzt da. Und wenn der unsägliche Spruch an der Kuppel verschwindet, so soll er halt vom schlechten Geschmack seiner Erbauer zeugen.

          Ich bin demnächst in Berlin und habe für mich beschlossen, das Teil zu ignorieren. Es gibt genug andere Dinge in Berlin, die man anschauen kann.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Die Initiatoren des Schlossaufbaus aber offensichtlich schon"

            Dann können Sie sicher auch den Dagobert Duck nennen, den diese Monarchistischen zum König erkoren haben. Und wer wird Prinzessin? Schneewittchen oder die Eiskönigin.

            Mal ehrlich! Da will niemand die Geschichte korrigieren! Man wollte schlicht nur im Krieg zerstörtes Stadtbild wiederherstellen.

            Das können Sie gerne als Müll bezeichnen noch bevor Sie es überhaupt gesehen habe.. Ist ja Geschmacksache. Und nicht Hinschauen erleichtert das Urteilen.

            Aber da gibt es m.E. wichtigere Baustellen. Gegenüber der nicht mal modernen Wegwerfarchitektur landauf landab an jeder Straße in DE ist das Stadtschloss immer noch ein optisches Juwel.

            Die Schlossgegner muten mir irgendwie wie Wutbürger an, die es nicht ab können, dass 45.000 Bürger aus Berlin, dem übrigen Deutschland und der ganzen Welt insgesamt 105 Millionen Euro für den Bau gespendet haben.

            • @Rudolf Fissner:

              "...den diese Monarchistischen zum König erkoren haben..."

              Darum geht es nicht. Nur ein paar Spinner wollen eine Monarchie.

              Es geht um die Deutung des alten Preußens.

              Die Alliierten haben 45 aus gutem Grund beschlossen, Preußen zu zerschlagen. Es hatte zu viel Schaden angerichtet. Seine Symbole wieder zu errichten, stellt einen Versuch dar, es zu rehabilitieren. Besonders krass ist die Absicht, die Garnisonskirche in Potsdam wieder aufzubauen. Eine Kultstätte des Militarismus mit ganz böser Geschichte.

              Vielleicht geht es manchen nur darum, Geschichte schön zu färben. Aber es kann auch weiter führen. Schließlich schicken wir ja schon wieder, wie unter Willi II, Kriegsschiffe vor die chinesische Küste...

            • @Rudolf Fissner:

              "45.000 Bürger aus Berlin"

              Berlin hat 4 Millionen Einwohner. Echt riesige Begeisterung :-)

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                "Dem übrigen Deutschland und der ganzen Welt" bitte nicht unterschlagen!

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Dann lachen Sie sich wahrscheinlich über ähnlich hohe Zahl an Unterschriften für einen Mietenvolksentscheid Berlin 2015 auch nur schlapp. Sind ja ach nur dumme Bürgis und waren noch nicht einmal zu Spenden bereit.

                • @Rudolf Fissner:

                  Um einen Volksentscheid anzustoßen, braucht es nicht mehr. Beim Volksentscheid haben dann aber viel mehr mitgemacht...

                  Der Vergleich taugt also nichts.

                  Übrigens musste der Staat ja dann auch kräftig zuschießen, um das "Schloss" so hinzustellen, wie es jetzt ist.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Diese moderne Fassade bestätigt ja nur das von mir geschriebene. Hässlich, Austauschbar. Das Beste, was man über diese schreiben kann ist eigentlich nur, dass sie wenigstens den Eindruck des restlichen Gebäudes nicht verschandelt (im Gegensatz zu den von unten sichtbaren Dachaufbauten).

        Und nur weil man einen Gebäudestil schön findet, bedeutet dies nicht, dass Geschichte revidiert werden soll.

        • @DiMa:

          Die moderne Fassade zeigt eben, was man für eine Krücke hingesetzt hat. Nichts Stimmiges.

          "Gebäudestil"

          Der fehlt eben völlig. Es ist zusammengewürfelt.

          Übrigens haben in den letzten hundert Jahren Architekten die unterschiedlichsten Gebäude errichtet. Darunter sollte eigentlich für jeden etwas sein. Es sei denn, man schaut nur starr nach hinten.

          PS: Ich mag auch alte Gebäude. Aber eben alte Gebäude. Keine Disney Varianten, die mehr gewollt, als gekonnt sind.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Und woran unterscheiden Sie dann ein echtes altes Gebäude von einem falschen? Es kann ja wohl nicht nur auf die Patina ankommen.

            Gehen Sie mit der Dresdner Frauenkirche auch so hart ins Gericht. Die ist ja äußerst beliebt.

            • @DiMa:

              Die Frauenkirche wurde Stein für Stein wieder aufgebaut.

              In Berlin steht ein Betonklotz mit einer Fassade. Fällt der Unterschied auf?

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Fällt Ihnen der Unterschied auf, wenn Sie vor den Gebäuden stehen? Bei 80 cm Ziegelwerk werden Sie den Betonkern wohl kaum merken.

    • @DiMa:

      Der Plattenbau "Typ Stadtschloss" mit vorgehängter Zierfassade "Barock"



      - "wie Abbildung oben im Katalog, jedoch ohne Dekoration" -

      hat keine andere Geschichte als die der letzten 30 Jahre.



      Das wilhelminische Stadtschloss ist und bleibt abgerissen. Das ändert auch keine Stadtdeko für Biedermeier- Restaurateure. Wenn der Plattenbau-Schlossnachbau eine Geschichte hat, dann ist es die: Die Bühnedeko steht da, wo einmal der "Palast der Republik" stand.

      Zudem ist Ihr Geschmack nicht Masstab. Er ist nur häufig der schlechte Geschmack derjenigen, die Macht und die Finanzen haben ihren schlechten Geschmack, ihre Ignoranz in die Stadt zu bauen.

      Lächerlich. Die Stadt ist zum Glück noch voll von Architektur die nicht nur schön anzusehen ist, sondern Funktion und Ästhetik verbindet. Und nach dem WK 1 geschaffen wurde.



      Eine Schule von Taut am Nöldner Platz hat tausend mal mehr Gutes zu sagen, als der Zuckerbäcker-Scheiss, die Architektur gewordene Repräsentationsgewalt vordemokratischer Gesellschaften.

      "Das Haus des Lehrers" am Alex wird immer bedeutender, schöner, richtiger, zukunftsweisender sein, als es eine so peinliche und gewalttätige Architektur wie das Plattenbauschloss je sein kann.

      • @Martinxyz:

        Taut wird sicher nicht solch eine platte, verhärtete, ideologische Sicht auf die Geschichte der Architektur gehabt haben.

        • @Rudolf Fissner:

          Billiger Kommunikationstrick Herr Fissner.



          Sie haben weder eine Ahnung davon, welche Sicht Taut (sind wir mal genau: die Taut-Brüder) auf den Schlossnachbau hatte,



          noch sollten Sie im Angesicht einer Beton und Replika gewordenen "verhärteten ideologischen Sicht" anderen diese vorzuwerfen versuchen.



          Die Tauts sind seit langem tot. Sie können also frei flottierend spekulieren was die möglicherweise gedacht, gefühlt hätten.



          Mehr aber auch nicht.



          Und wer eine Dekohülle baut, um nachher irgendwie innen Nutzung und Funktion herbeizuzitieren, sollte noch einmal nachdenken, ob er eigentlich überhaupt die Bedeutung des Begriffs "ideologisch" kennt.

          Ist so übliches Bewegungs- Argumentationsmuster von Reaktionären in der Defensive. Die anderen sind im "ideologisch verhärtet" werden ihre Wünsche, Ziele und Haltungen nicht geteilt.

      • @Martinxyz:

        Für das Tatbestandsmerkmal "Plattenbau" fehlt es an der "Platte". Das Schloss ist jedoch Stein auf Stein errichtet.

        Die Traut-Schule sieht dagegen wie ein langweiliger Industrienau aus, bei welchem der Putz vergessen worden ist. Und das obwohl es in früherer Zeit bereits schöne unverputzten Industriegebäude gegeben hat.

        • @DiMa:

          Das ist falsch. Das Plattenbauschloss, die Schlossimitation ist nicht Stein auf Stein gemauert. Es ist aber auch nicht im positiven Sinne serieller Betonguss. Also in sofern kein Plattenbau. Es ist eine verzierte Betonhülle. Einschliesslich der Kuppel. Wenig hat an dem Ding mit der tümelnden Handwerkskunst zu tun, die es vorgibt zu repräsentieren. Alles nur Fassade. Da war der Palast der Republik die architektonisch-handwerklich grössere Leistung. Auf einem komplizierten Baugrund.

          Kunsthandwerk kommt bei der Schlossimitation vergleichsweise wenig vor. Es steckt im Zirat, dem Ornament.

          Das Sie Tauts Schule am Nöldner Platz nicht verstehen war zu befürchten.



          Sowas gilt dem deutschen Stuckfan erst wieder als schön, wenn ihm ein anderer versichert hat, das die Schlichtheit und Funktionalität - zum Beispiel - japanischer Reduktion, die ganz grosse Kunst ist.

          Die Schlosskulisse angeblich wilhelminischer Grösse, Schönheit und Gemütlichkeit ist geradezu ein idealtypisches Beispiel für Macht- und Repräsentationsarchitektur, die keinen anderen Inhalt hat, als Macht zu repräsentieren und zu demonstrieren.



          In ihr wohnt also im Grunde nur Gewalt.



          Selbst in der "Rekonstruktion" dieses Statements im Stile von Las Vegas-Kulissen,



          demonstriert und schreibt es seine sonstige Leere fort.



          Es gab ja zunächst gar keinen Nutzungsplan. Ging nur darum nach 45 an dieser Stelle gegen die Architektur der DDR-Moderne vorzugehen.



          Danach musste erst Kulturforum und Museumsort erfunden werden. Für die die Räume im 21. Jahrhundert gar nicht zugeschnitten sind.

          Es waren die Breschen für die autogerechte Stadt, die in der Bundes- der Republiken mehr gewachsene (Alt)Stadt zerstörten, als durch Krieg zerstört worden waren.

          Aber ich verstehe das schon. Wenn man es nur zum Ernst-Reuter Platz gebracht hat...im Angesicht der Weltarchitektur Karl-Marx-Allee Bauabschnitt 2...da hat man bei der Repräsentation Nachholbedarf...wenn auch mal wieder mit falscher Funktion und Nutzung...

          • @Martinxyz:

            Genau. Es ist Beton mit mind 80 cm Verkleidung. Daher kommt es auf den Beton nicht an. Von Plattenbau kann keine Rede sein. Auf die Handwerkskunst kommt es nicht an. Entscheidend sind ausschließlich die sichtbaren Materialien. Es macht keinen Unterschied, ob ich eine Replik vom Original unterscheiden kann.

            "Tauts Schule nicht verstanden"! Genau das ist das Problem der sogenannten "modernen Architektur".

            Seit der Einführung von Beton, Stahl und Glas wird der Versuch unternommen, Gebäude wie auch immer geartet soziologisch und intelektuell mit Leben zu überfrachten (Bauhaus, van der Rohe, le Corbusier und Co.). Damit war das Ende der schön anzusehenden Architektur (Schlüter) besiegelt. Die Ergebnisse sind austauschbar und langweilig.

            Ernst Reuter-Platz und Stalinallee dürfen gerne neu bebaut werden.

  • 1G
    14390 (Profil gelöscht)

    Für den Einen mag die Inschrift Zeichen eines „Allgemeingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums“ sein, von dem er sich gestört fühlt und über den er sich echauffiert. Für den Anderen ist sie eine historische Rekonstruktion des (letzten) Bauzustandes, für den Dritten schließlich auch der Wunsch, wieder an 1200 Jahre zutiefst christlicher Prägung und Kultur in seinem Vaterland seit der Krönung Karls des Großen anzuknüpfen.

    • @14390 (Profil gelöscht):

      Jaja - "die Einen sagen so, die Anderen so"

      Und für diese Plattitüde bildungsbürgerlicher Banalität bemühen Sie Leserbriefseiten?

      zudem handelt es sich nicht um Rekonstruktion. Schon gar keine historische.



      Es ist Ausdruck eines Restaurationswillens. Und wie in reaktionären Kreisen üblich: Mal wieder vor allem Repräsentation. Herrschaftsdeko. Ornament und Gewalt.

      Und das alles als Plattenbau.

      So oft auch immer wieder anderes behauptet wird: Die Schloss- Replika wird nie eine andere Historie haben, als den Versuch einer restaurativen (Finanz) Elite die architektonische Moderne am Ort zu tilgen.

      Einem Ort übrigens, in dessen fussläufigem Umfeld Zehntausende in bis heute bezahlbarem Wohnraum im Zentrum einer Welthauptstadt leben können.



      Dank der architektonischen Moderne, dem sozialen Wohnungsbau, den die DDR-Bevölkerung finanzierte und ermöglichte.

      Ich wüsste nicht, was angefangen von Karl dem Großen bis hin zum Krüppelärmchen Wilhelm der Soundsovielte angemessen bedeutendes in dieser Frage allgemeiner Lebensqualität für jedermann vorzuweisen wäre.

      Ihre schwülstiger Pseudopatriotismus ändert an diesem Sachverhalt nichts.

      Auch wenn ich von Religion wenig halte, schon gar nicht von religiösen Institutionen:



      Wird Zeit das Muezzine in der Stadt zum Gebet rufen.



      Denn eine unserer wichtigsten Traditionen entstammt der nicht-christlichen Tradition. Die war weder für Wissenschaft, noch für Wissenschaftlichkeit berühmt.



      Das entnahmen wir eher den vorchristlichen Kulturen und dann dem islamischen Kulturkreis.

      Vielleicht hätte man statt den Palast der Republik abzureissen, daneben eine Moschee für unsere Mitbürger bauen sollen, die dieser islamischen Kultur entstammen.



      Wenn man schon nicht den hässlichen Berliner Dom abreisst.



      Oder das Brandenburger Tor. Das ist ja steingewordenes Tempolimit. Wie soll man da den dreispurig durch die Stadt rasen können?

      • @Martinxyz:

        "Krüppelärmchen Wilhelm"

        Meinen Sie nicht, Ihr Kommentar hätte ohne diesen behindertenfeindlichen Ausfall den gleichen Anklang gefunden?

      • @Martinxyz:

        sozialen wohnungsbau finde ich auch gut, auch in der Innenstadt, aber muss der so aussehen?: de.wikipedia.org/w...i:Rathausstr-b.jpg Schönheit kann man, wenn man ein wenig vernagelt ist und die DDR gern verklärt, als bildungsbürgerlichen Scheiß verdammen. Ich bin eher der Auffassung Schönheit ist für alle da, dabei muss es natürlich nicht immer Preußenreplika sein (obwohl das an sich nicht besonders preußisch ist sondern nur Barock u Klassizismus wie er überall in der Welt rumsteht u sich der römischen u griechischen Formensprache bedient). Reduktion ist auch gut. Das Kino international oder das Café Moskau gefällt mir z.B. auch. Nur der Rest drum herum ist so gar nicht "Weltarchitektur"-mäßig. Ich weiß auch nicht, was die Leute am Brandenburger Tor so toll finden, die wissen es wahrscheinlich auch nicht so genau. Aber Tempolimit ist gut. Zum Schloss: Das mit dem Willen zur Restauration ist sicher auch übertrieben, glaube kaum, dass der Bundestag den Kaiser zurück wollte, man hätte eben nur was besseres hinbauen können.

        • @ingrid werner:

          Restauration ökonomisch sozial wirksam, echte Originalrealität, echter Originalmenschen: Immer mehr haben weniger. Immer weniger haben mehr.



          Iss also nicht abstrakt. Gibt nen Zusammenhang. Sind die (welt)ökonomischen Grunddaten. Gibt keine andere Wirklichkeit als diese.

          Zum anderen: Die Menschen wohnen sehr gerne in den seriellen Wohnungsbauten. Ist sehr guter Wohnraum. Dazwischen sehr viel grün.

          Schütteln Sie Ihre eingepflanzten Kalte-Kriegs-Emotionen und Floskeln ab:



          Die (gesellschaftlichen, von der Bevölkerung, den Menschen erbrachten) Leistungen des sozialen Wohnungsbaus der DDR zu respektieren und wert zu schätzen hat nüscht mit "Verklärung der DDR" zu tun.



          Das ist bloss der Propagandasprech jener Priester des "Marktes" die offensichtlich nicht in der Lage sind, bezahlbaren, guten Wohnraum zu erstellen. Diese Situation erfindet ja kein "Linker" um die Minderleister, die Loser, die private Immobilien-Spekulation-Renditewirtschaft zu ärgern. Sie können es einfach nicht. Bringen die geforderte Leistung nicht.

    • @14390 (Profil gelöscht):

      Sie wissen, dass gerade in Preußen das Christentum als starke Stütze einer extrem aggressiven Monarchie diente?

      Der Spruch stammt übrigens von dem König, der die bürgerliche Revolution 1848/49 zusammenschießen ließ.

      Die angebotene deutsche Krone bezeichnete er als "Diadem aus Dreck". Er wollten nichts von den Bürgern annehmen (außer ihr Geld natürlich).

      Es gibt also mehrere Gründe, warum man diesen Spruch in einer deutschen Demokratie nicht mal aufs Klo hängen sollte. An einem öffentlichen Gebäude ist er eine absolute Frechheit.

      • 1G
        14390 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Dann bitte etwas genauer: die protestantische(n) Kirche(n).



        Und Ihrer Meinung nach mag die Inschrift an einem öffentlichen Gebäude eine absolute Frechheit sein, andere finden sie wohl gerade an einem öffentlichen Gebäude richtig. Eines darf man halt nicht vergessen: Kuppel, Kreuz und Inschrift sind im Rahmen des normalen, demokratisch wohl kaum in Frage zu stellenden Entscheidungsprozesses beschlossen worden.

        • @14390 (Profil gelöscht):

          "Dann bitte etwas genauer: die protestantische(n) Kirche(n)."

          Die katholische Kirche hat auch das Gottesgnadentum von Monarchen gepredigt. Darunter auch von sehr üblen Typen. Überhaupt diente Religion über tausend Jahre lang dazu, Unterdrückung zu rechtfertigen. Religion und Konfession egal.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            In neuzeitlichen und aktuellen Unterdrückersystemen findet sich nun der ganze Blumenstrauß der Moderne mit übelsten Eskapaden auf linker und rechter Seite, die nun stattdessen das Regiment übernommen haben.



            Die christlichen Kirchen sind bei diesen Eskapaden interessanterweise weitestgehend außen vor.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Naja - es ist eben ein Unterschied, ob ich es mit einem tatsächlich historisch stehen gebliebenen Gebäude zu tun habe, oder ob ich die Herrschaftsarchitektur nachträglich und noch einmal restaurativ in die Stadt stelle.



        Diesen Unterschied unterschlagen die Schlossimitation-Fans gerne.

        Dieser Spruch ist eben nicht mehr der historische, der einmal von Historie gewordenen Personen unter die Kuppel geschrieben wurde.



        Es ist der Spruch derjenigen, die diese Schlossreplika durchgesetzt und ausgestattet haben.

        • @Martinxyz:

          So ist es. Es ging beim "Aufbau" immer auch um eine politische Absicht.

          • 1G
            14390 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Es mag im Wiederaufbau des Schlosses (auch) eine gewisse politische Absicht gesteckt haben, die architektonischen Hinterlassenschaften des SED-Staates zu tilgen. Da gebe ich Ihnen unumwunden recht. Allerdings sollte dann auch die Gegenseite bereit sein, zuzugeben, daß auch die Ablehnung des Wiederaufbaus ein politisches Element beinhaltet. Nur daß diese Seite halt im Verlaufe der Diskussion und der sich anschließenden Entscheidungsprozesse unterlegen ist.



            Ästhetisch jedenfalls ist das Berliner Schloß ein Gewinn für diesen Teil der Straße Unter den Linden - das ursprüngliche Gesamtensemble aus sich aufeinander beziehenden Gebäuden ist wiederhergestellt, die Sichtachsen stimmen wieder, die Proportionen sind (wieder) stimmig(er).



            Und was Kuppel und Kreuz angeht: es mag andere Ansichten geben, aber es gibt auch Menschen in Berlin, die froh darüber sind, daß Kreuz wieder auf dem Schloß zu sehen. Möglicherweise nicht nur als Rekonstruktion, sondern tatsächlich als christliches Symbol, als Zeichen einer Neu-Christianisierung oder Neu-Evangelisierung, wie es Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. nannte, um Jahrzehnte einer glaubens- und kirchenfeindlichen Politik des SED-Staates zu heilen.

            • @14390 (Profil gelöscht):

              "... aber es gibt auch Menschen in Berlin, die froh darüber sind, daß Kreuz wieder auf dem Schloß zu sehen..."

              Das Kreuz ist nicht das Problem.

              "...das ursprüngliche Gesamtensemble aus sich aufeinander beziehenden Gebäuden ist wiederhergestellt..."

              Eben nicht. Man hat ja nicht das alte Gebäude wieder errichtet. Man hat an einen Betonklotz eine Fassade gehängt. Und das noch nicht mal ringsum.

              Ein besonderer Witz. Einen gewissen Balkon gibt es jetzt zweimal. Das Original und die Disney Variante :-)

              • 1G
                14390 (Profil gelöscht)
                @warum_denkt_keiner_nach?:

                Wenn Sie meine, daß nur die Inschrift, nicht aber auch das Kreuz ein Problem sei, dann haben Sie die Diskussionen hier im Leserforum nicht verfolgt. Für gewöhnlich stören sich diejenigen, die Kritik an der Inschrift üben, auch am Kreuz - was nur konsequent ist, weil beide der selben Quelle entspringt, nämlich einer ablehnenden Haltung gegenüber dem Christentum als religiös, ethisch und kulturell prägender Instanz. Ein Vorkommentator wünschte sich gar den Ruf des Muezzin in die Stadt, nur damit das Christentum zurückgedrängt würde.



                Und selbstverständlich wurde das Gesamtensemble aus sich aufeinander beziehenden Gebäuden, Sichtachsen und Proportionen wiederhergestellt, das kann durchaus auch durch die Kopie eines zerstörten Gebäudes erfolgen. Hierbei kommt es nämlich allein auf die Sichtwirkung an, und die wurde durch die Rekonstruktion - zumindest an drei der vier Seiten des Berliner Schlosses - eindeutig erreicht.

  • 3 Punkte Plan: Diebesgut zurück führen, Abreißen, Fläche sinnvoll nutzen.