Antrieb von Öko-Autos: Lasst die Experten entscheiden!
Was ist der bessere Antrieb: grüner Wasserstoff oder eine Batterie? Das letzte Wort sollte nicht die Politik haben.
W as ist der bessere Energiespeicher im Nutzfahrzeug – der Wasserstoff oder die Batterie? Beide Optionen haben Vor- und Nachteile. Sparsamer im Verbrauch ist zweifellos die Batterie: Mit 120 bis 150 Kilowattstunden kommt ein Lkw 100 Kilometer weit. Ein Fahrzeug mit Brennstoffzelle braucht für die gleiche Strecke etwa 8 Kilogramm Wasserstoff. Vergleichbar wird dieser Wert, wenn man weiß, dass für die Erzeugung von 8 Kilogramm Wasserstoff etwa 400 Kilowattstunden Strom für die Elektrolyse nötig sind. Pluspunkt für die Batterie.
Andererseits: Die Akkus im Lkw können fünf Tonnen wiegen. Das mindert die Nutzlast. Und während ein Wasserstoff-Lkw in einer Viertelstunde getankt ist, braucht ein Batterie-Lkw selbst an der leistungsstärksten Ladesäule zwei Stunden. Zudem passt sich der Wasserstoff-Lkw besser ins Stromsystem ein, denn das Gas kann man erzeugen, wenn Solar- oder Windstrom gerade im Überfluss anfallen und niemand weiß, wohin damit. An der Ladesäule muss der Strom hingegen exakt dann fließen, wenn der Fahrer ihn braucht. Pluspunkt für den Wasserstoff.
Nun kann man die Argumente nach Belieben gewichten. Deswegen sollte sich niemand zu sicher sein, die bessere Variante bereits heute gefunden zu haben. Fortschritt lebt vom Zweifel und von der Suche nach dem Besseren. Längst gibt es Speditionen, die in ihrem Fuhrpark mit beiden Varianten parallel experimentieren – eben weil sie unentschieden sind. Vielleicht kommt am Ende heraus, dass je nach Einsatzbereich – Fahrzeuggröße, Tourenradius, Topografie, was auch immer – unterschiedliche Techniken im Vorteil sind. Wer weiß das schon.
Deswegen sollten über den richtigen Weg nicht Ökonomen entscheiden. Und auch keine Politiker. Die Politik sollte allein den Rahmen vorgeben, damit sich die beste Technik gegen den Verbrenner durchsetzen kann. Das wird ihr gelingen, wenn das CO₂ einen angemessenen Preis bekommt – und der Staat sich mit der einseitigen Förderung einer bestimmten klimafreundlichen Technik vornehm zurückhält.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland