Antisemitismus in der Klimabewegung: Ist FFF Bremen antisemitisch?
Die Bremer Ortsgruppe von Fridays for Future sieht sich seit einigen Monaten Antisemitismusvorwürfen ausgesetzt. Aber worum geht es eigentlich genau?
Alles begann beim vergangenen großen Klimastreik im September 2022, als die umstrittene Gruppe „Palästina Spricht“ einen Redebeitrag auf der Kundgebung halten durfte. Auf Kritik daran ging FFF Bremen nicht ein. Stattdessen solidarisierte sich die Gruppe später in mehreren Statements mit Palästina Spricht und verteidigte ihre Entscheidung, die Gruppe einzuladen. Milan Wischnath von FFF Bremen bekräftige dies beim heutigen Klimastreik auf Nachfrage der taz. „Unsere Haltung bleibt weiterhin: Wir stehen zu unserer Einladung von Palästina Spricht“, sagt er.
Ende Januar dieses Jahres postete Fridays for Future International einen Tweet, in dem die Gruppe Israel als Apartheidstaat bezeichnete und zur Intifada aufrief. Beides gilt als israelbezogener Antisemitismus. Intifada ist der Name zweier Wellen palästinensischer Aufstände gegen Israel von 1987 bis 1993 und von 2000 bis 2004, bei denen vor allem israelische Zivilist*innen getötet wurden. Die Bremer Ortsgruppe retweetete und kommentierte den Post, während viele andere Ortsgruppen und auch FFF Deutschland sich davon distanzierten.
Weitere Kritik gibt es, weil in keinem der Statements und Posts etwas von dem Existenzrecht Israels zu lesen ist, sich FFF aber mit einer Gruppe solidarisiert, die Israel Selbiges aberkennt. In einem gemeinsamen Statement der drei Jugendorganisationen der Regierungsparteien in Bremen und des Verbandes Jüdischer Studierender Nord, das diese am 1. März veröffentlichten, betonen sie die Relevanz, die Fridays for Future für die Klimabewegung habe. Gerade deshalb fordern sie FFF Bremen dazu auf, die Gelegenheit zu nutzen, sich von dem Post zu distanzieren und sich mit der geäußerten Kritik auseinanderzusetzen. Dazu gehöre auch, den Antisemitismus in der eigenen Organisation aufzuarbeiten.
Doch Wischnath zeigt sich resistent gegenüber der Kritik: „Ich finde die Vorwürfe seltsam. Aber die Parteijugenden waren noch nie wirklich unsere Verbündeten.“ Man sei aber gegen jeglichen Antisemitismus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Absagen vor Kunstsymposium
Logiken der Vermeidung