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Ini gegen Gendersprache in HamburgDeutsch naturwüchsig

Eine Volksinitiative will, dass Hamburger Behörden nicht gendern. Im Gleichstellungsausschuss der Bürgerschaft durfte sie ihr Anliegen erklären.

Viel Unterstützung: Die Initiative gegen das Gendern übergibt 16.000 Unterschriften im Rathaus Foto: Markus Scholz/dpa

Hamburg taz | Jens Jeep versteht die Welt nicht mehr. Deswegen engagiert sich der Notar aus Hamburg in der Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in der Verwaltung und Bildung“. Die hat am Donnerstag dem Ausschuss für Gleichstellung und Antidiskriminierung der Hamburger Bürgerschaft ihr Anliegen vorgetragen.

Diese Gelegenheit bekommt jede Volksinitiative in Hamburg, die mehr als die notwendigen 10.000 Unterschriften beim Senat eingereicht hat. Die Bürgerschaft hat dann vier Monate Zeit, das Anliegen anzunehmen. In dieser Zeit dürfen Ver­tre­te­r*in­nen einer Volksinitiative ihr Anliegen im jeweiligen Bürgerschaftsausschuss vorstellen.

Und da beginnen auch schon die Verständnisprobleme, zumindest bei Jeep, einem der drei Ver­tre­te­r*in­nen der Initiative. Er weiß nicht, woraus die Ausschussvorsitzende Filiz Demirel zitiert hat, als diese ihm das Wort erteilt, „aus der Verfassung jedenfalls nicht“. In dieser werde nämlich nicht gegendert, Demirel habe das sehr wohl getan.

Gendern sei unverständlich – das wird schnell deutlich – ist eines der Kernargumente der Initiative. Ihr Vortrag im Ausschuss ist begleitet von einer Powerpoint-Präsentation in Regenbogenfarben mit der Überschrift: „Diskriminierungsfreies Hamburg ohne Gendern“, was „ganz ernst gemeint“ ist, sagt Jeep.

Zwei Stunden Vortrag

Die Stadt soll in ihrer Kommunikation, etwa von Behörden oder an Schulen, nur noch das generische Maskulinum verwenden. Denn das habe „immer schon“ alle Menschen unabhängig vom Geschlecht erfasst, findet Jeep.

Hans Kaufmann ist Lehrer im Ruhestand und zweiter Vertreter der Initiative. Außerdem ist er Mitglied im Verein deutsche Sprache und als solches an ihrem Erhalt als „naturwüchsig entwickelter“ interessiert.

Anja Oelkers ergänzt den Vortrag der Initiative um eine „Frauensicht“. Oelkers fühle sich „nicht als Opfer von Sprache und auch nicht unsichtbar“. Dann liest sie minutenlang aus einem Ratgeber für gendergerechte Sprache vor. Nach zwei Stunden ist Zeit für Fragen aus dem Ausschuss.

SPD, Grüne und Linke finden deutliche Worte gegen den Vorschlag und für das Gendern. Gabriele Dobusch (SPD) fand die Sitzung „auch persönlich als Linguistin“ interessant und zerlegt als solche einige Argumente. Die CDU steht „im Großen und Ganzen hinter der Ini­tiative“, sagt ihr Vertreter im Ausschuss, Andreas Grutzeck. AfD-Vertreter Marco Schulz hingegen kommt aus dem Schwärmen kaum heraus.

Es sieht ganz so aus, als würde die Bürgerschaft den Vorschlag der Volksinitiative nicht annehmen. In diesem Fall geht’s in die nächste Runde: Volksbegehren.

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46 Kommentare

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  • Schon manchmal amüsant wie sich der Wind dreht. Gefühlt war vor nicht all zu langer Zeit die Mehrheitsmeinung in der taz Kommune "Wer nicht gendert ist ein schlechter Mensch", heute gibts dafür nur noch vereinzelte Verfechter.

    Persönlich bin ich leidenschaftslos, ich gendere da wo ich is aus dem Kontext heraus angemessen finde. An der Hochschule ja, auf der Baustelle eher nein.

    Leider finde ich die meisten Konstrukte die mir im Deutschen begegnet sind eher holprig, die Bremsschwelle von Hoagie ist a eine schöne Analogie. Am besten kommt da noch die Partizipierenden-Form weg, etwa Studierende statt Studenten, aber auch das ist in meiner Wahrnehmung weniger elegant als das englische singular they oder das schwedische hen.

    • @Volker Racho:

      Ich erinnere mich nicht, wann in der Taz „ist ein schlechter Mensch“ gesagt wurde.

      „Gendern ist besser“, das ja. Denn das generische Maskulinum führt auf dem Weg des nicht-mitgedacht-werdens zu Diskriminierung.

      „Schlechte Menschen“ — wann das?



      Schlechte Menschen waren (und sind) nur die, die Leute, die gendern, gleich persönlich angreifen.

      Ich selbst gendere seit Jahren durch Verwendung geschlechtsneutraler Bezeichnungen: www.draketo.de/pol...rale-sprache#tipps

      Da fällt den meisten Lesenden nichtmal auf, dass in den Texten diskriminierende Bezeichnungen vermieden werden.

    • @Volker Racho:

      Gerade auf der Baustelle muss man gendern.

      Besonders, weil manche Fremdsprachen, die auf Baustellen gesprochen werden kein Maskulinum oder Femininum verwenden, und bei Berufsbezeichnungen alle, auch nonbinäre Menschen inkludiert sind.

  • "Gabriele Dobusch (SPD) fand die Sitzung „auch persönlich als Linguistin“ interessant und zerlegt als solche einige Argumente. "

    Aha! Auf der verlinkten Seite von Frau Dobusch steht nichts von Linguistin. Sie hat zwar Germanistik studiert, aber mit anderem Schwerpunkt (Medien/Soziologie).

    Von einem Abschluss lese ich da nichts. Sie hat auch - ihrer Vita nach - nie zu diesem Thema wissenschaftlich publiziert.

    Schon interessant, wie sich Politiker mit einer Fachkompetenz schmücken, über die sie offensichtlich nicht verfügen und das auch noch medienwirksam zu inszenieren wissen.

    Auch hier gilt: Listen to the science!



    Die nach Urteil der mir bekannten Rezensionen bislang umfassendste und gründlichste Untersuchung zum Thema: Eckhard Meineke, Studien zum genderneutralen Maskulinum (2023). Keine leichte Kost! Meineke war bis 2019 Professor für Geschichte der deutschen Sprache und sein Buch ist primär für Wissenschaftler geschrieben. Lohnt aber die Lektüre.

  • ich gendere seit über 40 jahren. kriegte höhnisches gelächter der cdu, fdp + wohl auch der spd - mitglieder der bürgerschaft der FHH ab.



    war nicht so schön, als frau am pult der fhh-bürgerschaft zu stehen und den herren der eifer des hasses anzusehen war + trotzdem durchzuhalten.

    es war supergruselig. wenn ich nicht einen sehr guten st.pauli-masseur gehabt hätte, der mich auch gegen diesen haß coachte - weiß nicht, was aus mir geworden wäre.



    psychisches wrack? keine ahnung.



    bin jetzt 75 jahre alt + freue mich über diesen fortschritt der deutschen sprache.



    gender gap bei lohn + vieles andere - frauen, laßt nicht locker!!!

  • Da der Hamburger Senat die Volksinitiative aller Wahrscheinlichkeit nicht annehmen wird, wird ein Volksbegehren entscheiden. Ich bin gespannt, wie das in Hamburg ausgeht. Einerseits ist Hamburg als Stadtstaat urbaner geprägt wie die Flächenstaaten, andererseits ist Hamburg strukturell konservativ, siehe das gewonnene Volksbegehren zu den Gymnasien gegenüber den Stadtteilschulen bzw. Gesamtschulen.

  • In Hessen (CDU/EsPeDe) wird die Nichtverwendung demnächst per Erlass geregelt.

    • @tcb262:

      Das sind dann die Verfechter des „lass mich so reden, wie ich will“? Toleranz nur, wenn es um sie selbst geht?

  • Ich gendere schon seit 15 Jahren, neuerdings mit Binnensternchen. Allerdings gelingt es mir beim Schreiben besser. Aber so konsequent wie die TAZ, die mit der Formulierung

    "Täter*innennachfahr*innen"

    meiner Meinung nach die Grenzen der Lesbarkeit, die für mich sehr wichtig sind, überschreitet, bin ich nicht.

  • Das "beste" an der ganzen verbiesterten Debatte ist doch, dass sich noch keiner der selbernannten Sprachschützer*innen (hihi).. über den Begriff der:

    Frauen- National-Mann-schaft

    ...mokiert hat..

    ..wie wärs also mal mit ein bißchen Humor.?? wirkt oft Wunder..

  • Zum Glück sind ja Etliche zum Plural des Generischen Maskulinum gewechselt und denken leise, es wäre der neutrale Plural.



    Alles Kopfsache.



    Für mich fühlt sich die Gendersprech beim Lesen und Sprechen immer noch mehr an wie eine Bremsschwelle in einer 30-Zone, als (wie) flüssige Kommunikation.

  • Ein Volksbegehren ist der richtige Weg. Privat kann jedü gendern wie es ihü beliebt. Offiziell sollte eine gesellschaftlich abgestimmte Lösung verwendet werden, damit endlich mal ein Deckel auf dem Topf kommt.

    Ich würde ja ein "ü" am Wortende bevorzugen statt des generischen Maskulinums oder des generischen Femininums mit *

    • @Rudolf Fissner:

      Das wäre der vernünftigste Weg. Am besten eine Abstimmung in ganz D, um die Geschichte für eine Weile zu erledigen. Aber leider ist Vernunft nicht sehr gefragt. Lieber wird von beiden Seiten verbittert aufeinander eingeschlagen.

  • Ich verstehe nicht, warum sich so viele Menschen über das Gendern von Behördenseite aufregen, wenn es sie doch gar nicht betrifft. Wer sich als Mitbürger mitgemeint fühlt, weil es das generische Maskulinum ist, kann sich genauso unproblematisch von der generischen Doppelpunktsform mitgemeint fühlen. Nur wer dem Maskulinum (vermutlich aufgrund biologischer Prägung) einen höheren Wert beimisst, kann daran ein grundsätzliches Problem sehen, denn bei einer Gleichwertigkeit macht es ja keinen Unterschied!



    Die Situation ist doch vielmehr so: Es gibt Mitbürger:innen, die sich übergangen fühlen, wenn das generische Maskulinum verwendet wird; Sprache ist nichts Objektives, wir können nicht berechnen, wie sich unsere Mitbürger:innen fühlen. Wenn der Staat nicht gendern darf, wird er also gezwungen, mit voller Absicht auf berechtigten Gefühlen von Mitbürger:innen herumzutrampeln, nur um den Wunsch (vielleicht sogar) einer Mehrheit nach Bequemlichkeit, Gedanken- und Rücksichtslosigkeit zu erfüllen.



    Warum glaubt jemand, eine Mehrheit von Traditionalist:innen könne rechtfertigen, dass Behörden bewusst so schreiben müssten, dass sich unsere Mitbürger:innen übergangen fühlen? Es gibt kaum etwas Unzivileres und Undemokratischeres als staatliche Behörden durch Mehrheit zwingen zu wollen, eine Gruppe von Mitbürger:innen willkürlich auszugrenzen.

    • @Zangler:

      Ich denke der Grund warum es viele Menschen stört ist daß es einfach beim Lesen oder Zuhören das Verstehen schwieriger macht und teilweise irritiert. Ich stolpere auch oft über Formulierungen wie beispielsweise. Da haben die Lehrer*innen das und das beschlossen und ich kann es nicht ändern für mich klingt es im ersten Moment immer wie da haben die Lehrer innen etwas beschlossen und halt nicht draußen. Mich stört es nicht wegen der Idee dahinter, sondern weil die Sprache oft uneindeutiger wird.

    • @Zangler:

      Sie beschreiben die Grundlage der Demokratie als undemokratisch?



      Es gibt halt auch keinen Grund, warum diese Personen sich durch das generische Maskulinum nicht mitgemeint fühlen.



      Demokratie ist nicht das Umzusetzen was eine Mindermeinung möchte. Demokratie soll die Interessen der Mehrheit umsetzen und die Mehrheit will kein Gendern.



      Genfern ist im Grunde der Inbegriff dessen, wo die Demokratie per Mehrheitswahl entscheidet und auch entscheiden soll!

    • 1G
      14231 (Profil gelöscht)
      @Zangler:

      Sprache muss in ihrer Form in erster Linie konsistent und zweckmäßig sein. Sie ist ein Werkzeug. Gefühle sind rein subjektiv und dermaßen divers, dass sie für ein formales Regelwerk keine sinnvolle Grundlage sind.

      Sich bei sprachlichen Regeln auf tradierte Formen zu verlassen, ergibt insoweit Sinn, als dass Tradiertheit der nennenswerteste Tauglichkeitsnacheis ist, auf den Wir Uns verlassen können. Fans der Binnenzeichen können sich ja untereinander noch nicht einmal auf eine Form einigen und haben mehr Varianten auf den Plan gebracht als das Deutsche an grammatischen Fällen aufweist.

      Auch wenn es sich manche nicht vorstellen können: es hat durchaus seinen Sinn wenn Menschen auch in 500 Jahren noch in der Lage sind, heutige Dokumente zu verstehen, ohne ein Studium absolviert haben zu müssen.

    • @Zangler:

      Wie kommen Sie darauf das Menschen, die nicht gendern, von Gendersprache nicht betroffen sind?

      By the way: Mitmenschen zu übergehen ist keine Frage der Sprache sondern des Handelns.

  • "Die Stadt soll in ihrer Kommunikation, etwa von Behörden oder an Schulen, nur noch das generische Maskulinum verwenden. Denn das habe „immer schon“ alle Menschen unabhängig vom Geschlecht erfasst, findet Jeep."

    Was nachweislich falsch ist. Männliche Berufsbezeichnungen haben jahrhundertelang nur Männer gemeint. Bis vor ca. 300 Jahren war es üblich, dass selbst Nachnamen bei Frauen eine weibliche Endung erhielten. Als die frz. Nationalversammlung vor ca. 200 Jahren die "Declaration des droits des hommes" verabschiedete, konterten Feministinnen mit einer "Declaration des droits des femmes". Denn natürlich waren Frauen höchstens eingeschränkt mit gemeint.

    • @Francesco:

      Beispiel für die Nachnamen: Luise Millerin in Schillers "Kabale und Liebe"

  • Vattenfall hat sich für das nicht Gendern entschieden.



    Zur Begründung: es liest sich einfacher.

    Ist mir gestern bei überfliegen des Vertrags aufgefallen.

    Gruß Roberto

  • Gendern ist wie Vegane Ernährung, jeder kann es tun aber niemand soll es tun müssen.

    • @Günter Witte:

      Sorgen sind wie Nudeln.



      Meistens macht man/frau sich zu viel davon.

  • Regierungsauftrag ist alles mögliche, nur nicht die Regelung von Sprache. Gut gemacht Initiative.

  • Im englischen Sprachraum ist das Geschlecht viel weniger in der Sprache präsent ist als bei uns. Im Chinesischen muss man explizit nachfragen wenn man wissen will, ob gerade von einem Männlein oder Weiblein gesprochen wird. Es drängt sich doch die Frage auf, wieso diese Sprachräumen nicht viel weiter fortgeschritten sind als wir in Sachen Gleichberechtigung, wo doch angeblich so viel abhängt von dem korrekten Gendern.

    • @sandoftime:

      Männlein oder Weiblein? Es geht um weder noch. Es ist wissenschaftlicher Konsens das es mehr als zwei Geschlechter gibt. Warum sollte sich das nicht in der Sprache wieder spiegeln?

  • Es ist ja nicht so, dass die Leute zum Gendern gezwungen werden. Wenn sie das nicht tun wollen, dann lassen sie es eben bleiben, ich verstehe das ganze Trara ehrlich gesagt nicht.



    Ansonsten hat der dreckich Katz aus meiner Sicht das Wesentliche zusammengefasst.

  • 4G
    47351 (Profil gelöscht)

    Dafür wird doch keine Initiative benötigt, das steht doch in § 23 VwVfG.

    Und mit "Deutsch" ist da nicht irgendein Geschreibsel gemeint, von dem jemand unautorisiert annimmt, es sei aktuell en vogue.

  • Gendern ist deshalb nicht gut weil es due Menschen nicht eint. Gendern selektiert und spaltet. Es wirkt als komme es "von oben", also aus den Universitäten und aus Teilen der Medien. Aus meiner Sicht werden beim gendern immer zwei Dinge vermicht, und daraus entsteht der Konflikt. Einmal das Ziel (Gleichberechtigung) und dann das Werkzeug (gendern) um das Ziel zu erreichen. Wenn man denkt dass das Werkzeug falsch ist bedeutet dass nicht das man gegen das Ziel ist. Das muss auch mal bei der pro Gendern Fraktion verstanden werden.

    • @Müller Christian:

      Gendern ist weder inklusiv noch Geschlechtergerecht.

      Wäre es inklusiv, wäre es barrierefrei.

      Und wäre es geschlechtergerecht würde es Frauen um korrekten Femininum ansprechen

  • "Naturwüchsig entwickelte" Sprache? Wieso kapiert diese Volksinitiative nicht, dass Gendern naturwüchsige Entwicklung ist. Und die passiert gerade direkt vor ihrer Nase. Und dann schauen wir in 200 Jahren nochmal, in welche Richtung sich die Sprache entwickelt hat. Vielleicht wird dann gegendert, vielleicht auch wieder nicht. Sprache ist veränderlich und das ist so ziemlich das einzige was an ihr "immer schon" so war.

    • 1G
      14231 (Profil gelöscht)
      @Der dreckich Katz:

      Das Gendern mit Binnenzeichen ist eine künstlich forcierte Entwicklung. Natürliche Entwicklungen entstehen üblicherweise aus dem gesprochenen Wort heraus und werden irgendwann ins Schriftliche übernommen. Beim Gendern mit Binnenzeichen verläuft es genau umgekehrt: Es begann am Computer und wurde später über Vertreter in Medien vorgeführt, wie man das umzusetzen habe. Und es wird hauptsächlich von jenen befolgt, die eine ideologische Gesinnung sprachlich zum Ausdruck bringen wollen oder sich von solcher unter Druck gesetzt fühlen, indem es ihnen beispielsweise verordnet wird.

      Vorteile hinsichtlich Einfachheit oder Verständlichkeit, die grundlegenden Triebkräfte sprachlicher Evolution, spielen hier keine Rolle. Denn gegenderte Texte sind weder kürzer noch verständlicher, und es müsste auch niemand von dieser Praxis überzeugt werden, wenn sie sinnvoll wäre.

      Ja, Sprache verändert sich, aber dies ist keineswegs ein so großer Vorteil, wie mache es immer wieder darstellen. Denn mit der Veränderung von Sprache geht das Verständnis für ältere Sprache und damit für die entsprechenden Quellen verloren. Mit dem Verschwinden des generischen Maskulinum ginge der breiten Öffentlichkeit das Verständnis für fast alle deutschsprachigen Texte die existieren abhanden. Dies würde beispielsweise bedeuten, dass die Geschichte des Dritten Reiches aus dem kollektiven Bewusstsein verschwinden dürfte.

    • @Der dreckich Katz:

      Es ist eben keine Sprache, die "naturwüchsig" ist und sich einfach aus der bevölkerung entwickelt. Gendergerechte Sprache ist ein akademisches Konstrukt und wird überwiegend in einer überschaubaren Community verwendet. Jede Umfrage zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen damit in der Praxis nichts anfangen kann. Dazu kommt, dass die Gesellschaft für deutsche Sprache ausdrücklich davon abrät, Gendersternchen oder Gender Gap zu verwenden.



      Ich persönlich habe absolut kein Problem damit, wenn in öffentlichen Publikationen oder auf Ämtern, Behörden, etc. eine einheitlich geschlechtergerechte Sprache verwendet wird. Und mir ist klar, dass solche Initiativen ebenfalls sehr ideologische Interessen haben.



      Aber solange die meisten Menschen das ablehen und nur eine kleine Minderheit das für wirklich wichtig hält (16% laut infratest '23) kann man einfach nicht behaupten, dass Gendersprache natürlich gewachsen ist.

    • @Der dreckich Katz:

      Vermutlich kapiert sie es nicht, weil es nach ihrer Definition eben nicht "naturwüchsig" ist"?

      Die Initiative dürfte diese Sprachentwicklung so definieren, dass die Sprache sich durch Abweichungen allmählich verändert, ohne dass irgendjemand sich dessen bewusst ist.

      Ganz absurd ist diese Definition von "naturwüchsig" nicht.

      Beim Gendern gab es dagegen eine realtiv kleine akademisch-urnane Elite, die ihre Sprache bewusst neuen Wünschen und Bedürfnissen angepasst haben wollte.

      Die Behörden folgten den Wünchen aufgrund einer sozialen und politischen Millieunähe.

      Gab es in der Geschichte nicht selten, wird es auch in der Zukunft immer wieder geben.

      Ist perse nicht schlimm.

      Nur als "naturwüchsig" gilt das dann eher nicht.

      Warum Sie jetzt wollen, dass Leute mit anderen Bedürfnissen oder Wünschen erstmal 200 Jahre die Füsse stillhalten sollen, habe ich leider nicht verstanden.

      Ist es aus Ihrer Sicht nicht wünschenswert, dass möglichst viele Bevölkerungsgruppen im Diskurs, also dem Ringen um die beste Lösung, eingebunden werden?

    • @Der dreckich Katz:

      Natürlich entwickelt sich Sprache. Aber nach Änderung der Lebensumstände von unten aus der Masse heraus.

      Das scheint mir hier nicht der Fall zu sein. Umfragen zum Thema ergeben regelmäßig satte Mehrheiten gegen das Gendern. Wäre es dann nicht an der Zeit, das Thema erst mal zu begraben, statt das rechte Wählerpotential weiter zu erhöhen? Wenn die erst mal an die Macht kommen, gibt es einen großen Sprung. Aber nicht nach vorn, sondern 150 Jahre zurück. Kann man in den USA gut beobachten.

    • @Der dreckich Katz:

      Ich finde es falsch zu behaupten, dass Gendern eine natürliche Entwicklung ist.

      Gendern (mit Sternchen und Sprechpause) wird von einer verhältnismäßig kleinen Gruppe vorangetrieben. In den Universitäten, bei Journalisten, Politikern, Aktivisten. Die aufgrund ihrer Position und Jobs eine große Reichweite haben.

      Im Rest der Bevölkerung spielt diese Art von Gendern eine untergeordnete Rolle und wird laut Umfragen von einer großen Mehrheit abgelehnt.

      Gerade staatliche Institutionen und Behörden sollten diese Realität anerkennen und die Leute so anreden, wie es die Mehrheit wünscht und wie es üblich ist.

      Private Medienunternehmen wie die TAZ können machen was sie wollen.

    • @Der dreckich Katz:

      Gendern ist das glatte Gegenteil einer natürlichen Sprachentwicklung. Es handelt sich um eine durch bestimmte akademische Kreise (hauptsächlich aus der Soziologie) allen anderen aufoktroyiert wird. Als Begründung dient die zweifelhafte (und jeden Nachweis für die Richtigkeit ihrer Hypothese schuldig bleibende) Theorie des Konstruktivismus.

      Die Bevölkerung lehnt gendern mehrheitlich ab, je nach Umfrage mit einem Anteil von 60 - 95 Prozent. Dabei gehören auch echte repräsentative Studien dazu.

      Bei einer Sprachänderung aus der Bevölkerung heraus, wäre mit wesentlich weniger Gegenwehr aus der Bevölkerung zu rechnen.

      • @Kriebs:

        Echte repräsentative Studien von 65 bis 95%? Ein Unterschied von bis zu 30% je nach Studie ist alles andere als Repräsentativ. Wer waren den die Auftraggeber und wer hat sie durchgeführt? Was zur Zeit Rechte und Konservative mit diskriminierender Sprache anstellen ist für sie dagegen eine natürliche Sprachentwicklung? Außerdem ist im Privaten niemand gezwungen zu Gendern. Mache ich auch nicht. Das ist wieder ein komplett bescheuerter Kulturkampf von rechts.

        • @Andreas J:

          Nein, was Sie machen ist explizit Kulturkampf. Kritik am gendern ist eben nicht pauschal ein Kulturkampf von Rechts. Und ich finde es unanständig Kritik am gendern nach Rechts zu verschieben. Denn man bekommt das Gefühl nicht los dass so Kritik am gendern diskreditiert werden soll.

  • Verboh-oh-ohhoho-hte!

    Das sind dieselben Schnapsnasen, die sonst manwirddasauchnochsagendürfen bruddeln. Mal so, mal so.

    • @tomás zerolo:

      Wie kann man nur so in Vorurteilen verrennen.

      Aber klar, wer mit gendern nicht einverstanden ist muss ja rechts sein. Finden Sie es dann aber doch nicht etwas zu simpel.

  • Wenn 70% der Bevölkerung Gendern mit Sternchen und Sprechpause ablehnen, sollten Behörden dies zur Kenntnis nehmen und darauf verzichten. Formulierungen wie "Bürger und Bürgerinnen" ist deutlich weniger kontrovers.

    • @gyakusou:

      Die übliche Form ist "Bürgerinnen und Bürger".

      Um dem Urteil des BVerfG zu entsprechen, wäre als Anrede

      "Sehr geehrte Damen, Herren und Diverse"

      der konservative Weg.

    • @gyakusou:

      Genau, es gibt nur zwei Geschlechter und fertig. So geht echter Konservatismus.

      • @Andreas J:

        Bürger*inmeister_In inkludiert kein einziges anderes Geschlecht.

      • @Andreas J:

        Bei Dingen die sich bewährt haben macht es Sinn sie zu konservieren. Und nicht alles was dem angeblichen Zeitgeist entspricht und "modern" erscheint, ist sinnvoll ;-)