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Hausprojekt Liebig 34 in BerlinApplaus für die Geräumten

Das linksradikale Hausprojekt Liebig 34 ist geräumt, Bewohner*innen winken beim Gehen. Im Umfeld gab es Rangeleien und Brandstiftungen.

9. Oktober 2020: Demonstrierende vor der Liebig 34 am Tag der Räumung Foto: dpa/Fabian Sommer

Berlin taz | 24 Stunden nach Errichtung der Roten Zone im Nordkiez des Berliner Stadtteils Friedrichshain ist das autonome Hausprojekt Liebig 34 geräumt worden. Polizeibeamte hatten zunächst vor dem Haus ein Gerüst aufgebaut, von dem aus gegen 7.20 Uhr ein Fenster eingeschlagen wurde. Stahlstäbe, mit denen es vergittert war, wurden aufgeflext. Im Inneren stießen sie offenbar auf weitere Hindernisse.

Später fuhr die Polizei einen Leiterwagen vor. Erste Bewohner*innen wurden über das Fenster im ersten Stock aus dem Haus geholt. Erst nach zwei Stunden war die Polizei so weit, dass sie Personen auch durch den Hauseingang rausführen konnte. Offenbar war das Treppenhaus stark verbarrikadiert gewesen. Aus dem Haus war stundenlang der Einsatz von Flexgeräten zu hören. Auch Äxte kamen zum Einsatz. Laut Polizei mussten unter anderem ausgelegte Balken weggeräumt werden. Auch Mauerreste und Beton seien aufgetürmt worden.

Bis 10 Uhr wurden rund 20 Personen aus dem anarcha-queer-feministischen Hausprojekt geführt. Die Räumung lief offenbar weitgehend friedlich. Einige der Geräumten winkten beim Rausgehen den Unterstützer*innen in den gegenüberliegenden Häusern zu. Eine Person mit regenbogenfarbenen Strickmütze ließ sich mit stolzer Haltung von zwei Beamten abführen. Andere wurden mit auf den Rücken gedrehten Armen weggebracht oder die gesamte Liebiegstraße hochgetragen. Anwohnende und Demonstrant*innen begleiteten sie mit Applaus.

Aus dem Haus war nach Beginn der Räumung noch getwittert worden, „es ist noch nicht vorbei. Das Haus ist noch voller Widerstand“. Die Polizei meldete wenig später, sie habe Zugang zum Haus und begehe nun Etage für Etage. Laut Polizei wurden die Abgeführten überprüft, aber nicht festgenommen. Es sei noch unklar, ob Ermittlungen etwa wegen Hausfriedensbruchs eingeleitet werden.

Der Gerichtsvollzieher hatte sich für 7 Uhr angekündigt. Bis zu 5.000 Beamt*innen, darunter 19 Hundertschaften aus anderen Bundesländern, waren einsatzbereit. Es war die wohl aufwendigste und heikelste Räumung in Berlin seit 2011, als die gegenüberliegende Liebigstraße 14 geräumt wurde.

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Parallel zur Räumung kam es in Sichtweite des Hausprojekts bei einer Kundgebung mit mehreren hundert Teilnehmer*innen zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Als ein am Boden liegender Demonstrant von Polizisten getreten wurde, bildete sich eine Traube um die Beamt*innen. Die Polizei ging mit harten Schlägen und Pfefferspray gegen die Demonstrierenden vor; daraufhin flogen Flaschen und Steine.

Auch ein paar hundert Meter weiter an der Proskauer Straße kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstrant*innen und der Polizei. Die hier eingesetzten Beamt*innen aus Bayern waren sich zunächst selbst nicht einig, wie rabiat sie vorgehen sollen, und diskutierten erst mal – bevor sie dann doch die Leute Richtung Frankfurter Allee drängten. Dort kam es zu weiteren Auseinandersetzungen. Aus den relativ planlos umherlaufenden Menschen hat sich eine lose Ansammlung gebildet. Polizist:innen kesselten sie ein, auch mit Hilfe von Hunden. Die Leute riefen: „Wo wart ihr in Hanau?“

Im Laufe des Vormittags machte sich unter den Räumungsgegner*innen spürbar Frustration breit. Immer wieder wurden sie ohne erkennbaren Grund von der Polizei zurückgedrängt. Die Beamt*innen waren zahlenmäßig weit überlegen, behelmte Trupps griffen immer wieder einzelne Personen aus der Menge der Demonstrierenden. Kurzzeitig gelang es einem knappem Dutzend, die Kreuzung am Frankfurter Tor zu blockieren, aber auch hier dauerte es nicht lange, bis die Polizei die Situation im Griff hatte.

Aus einem Haus gegenüber die Liebig 34 spielten derweil Anwohner einen Klassiker von Ton Steine Scherben. „Der Traum ist aus. Aber ich werd alles geben, dass er Wirklichkeit wird“, war zu hören, während auf der Straße einige Polizisten schon wieder ihre Helme abgesetzt hatten. Die Nachbarn legen nach und spielen “Polizisten“ von Extrabreit. „Tag und Nacht wird sie bei dir sein“. Wenigstens das Musikprogramm stimmt an diesem Tag.

Proteste seit dem frühen Morgen

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Bereits seit dem frühen Morgen hatte es Kundgebungen gegen die Räumung gegeben. In Sichtweite der Liebig 34 hatten sich gegen 5 Uhr ein paar hundert Menschen auf der Rigaer Straße versammelt. Aus dem Hausprojekt erklärte eine Frauenstimme per Megafon: „Wir sind nicht das Problem. Das Problem heißt Kapitalismus.“ Als die Polizei in die Menge ging und zwei Personen rausnahm, flogen die ersten Flaschen. Kurz darauf hatte sich die Situation aber wieder beruhigt.

Weiter östlich in der Rigaer stieg Feuerwerk in den Himmel, während im hermetisch abgeriegelten Bereich vor der Liebig 34 nur Polizei zu sehen – und andauerndes Topfschlagen von Anwohnenden zu hören war. Insgesamt ist der Protest nach Einschätzung der taz relativ gering, es dürften am Morgen kaum mehr als 1.000 Menschen unterwegs gewesen sein.

Auch eine Fahrraddemo mit etwa 70 Personen radelte durch den Kiez, die Polizei fuhr hinterher. Auf der Frankfurter Allee splitteten sich die Fahrradfahrer:innen auf. Es gab Tumult, einige Menschen fielen von ihren Rädern. Etwa zwölf Personen wurden von Polizist*innen durchsucht und festgehalten, die anderen fuhren mit ihren Rädern weiter.

Im südlichen Teil Friedrichshains zogen gegen 6 Uhr kleinere Gruppen Vermummter durch den Kiez, das Blaulicht der Polizei war allgegenwärtig. An der Wühlischstraße brannten ein Mercedes und mehrere Mülltonnen. Polizist*innen sicherten die Stelle, konnten aber nur zugucken, wie sich die Flammen ausbreiteten. Ein Anwohner mit leerem Feuerlöscher stand entgeistert daneben und fragte: „Wollen die das nicht mal ausmachen?“ Schließlich traf die Feuerwehr ein und löschte den Brand. Derweil wurden an mehreren Stellen in der Umgebung des Hauses kleinere Barrikaden errichtet.

Die Polizei berichtete von mehreren Bränden im Stadtgebiet. Zur Löschung sei der Einsatz von Wasserwerfern freigegeben.

Fingerzeig am frühen Morgen: Demonstrant auf der Rigaer Straße am Freitag hinter der Polizeikette Foto: Axel Schmidt/reuters

Die Polizei war am Morgen noch zu der Erkenntnis gekommen: „Es wirkt zunächst nicht so, als wolle man das Objekt bereitwillig übergeben.“ Über dem Kiez kreiste kurzzeitig ein Hubschrauber. Das Haus selbst wurde schon die ganze Nacht über von Scheinwerfern angestrahlt. Davor hatte die Polizei einen Räumpanzer, einen Bagger und einen Leiterwagen postiert.

Canan Bayram, die grüne Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Friedrichshain-Kreuzberg, hatte nach einem ersten Rundgang am Morgen den Eindruck, dass der Kiez belagert sei. „Ich wundere mich, dass so ein Polizeieinsatz unter Covid-19-Bedingungen stattfindet“, sagte Bayram der taz. Das Robert-Koch-Institut meldete am Morgen mehr als 4.500 Neuinfizierte bundesweit, ein neuer Rekordwert. Bayram fürchtet, durch diesen Einsatz gehe bei vielen Wähler*innen das Vertrauen verloren, dass sich unter einem rot-rot-grünen Senat in Berlin etwas grundlegend ändere.

Damit die Polizei zumindest von außen ungestört in das Haus eindringen kann, waren die Liebigstraße und ein Teil der Rigaer Straße bereits seit Donnerstag zur Verbotszone erklärt worden, die nur noch Anwohnende passieren dürfen. Schule und Kitas in der Nachbarschaft bleiben am Freitag geschlossen. Schon den ganzen Donnerstag war die Stimmung im Kiez gespenstisch: In menschenleeren Straßen fuhren Wannen Patrouille, auf den Dächern der umliegenden Häuser und der Liebig 34 selbst postierten sich Polizist*innen. Sie spannten dort teilweise Nato-Draht. Aus dem bunten Altbau Liebig 34 dröhnten derweil Geräusche von Akkuschraubern und Hämmern.

Vor allem im gegenüberliegenden Hausprojekt Liebigstraße 15 gingen die Beamten auch am Freitagmorgen ein und aus, um auf das Dach zu gelangen. Die irritierten Bewohner*innen des Projekts, das einer Genossenschaft gehört, hatten den Eindruck, dass ihr Dachboden zur Kommandozentrale umfunktioniert worden sei.

Keine Chance vor Gericht

Im juristischen Ringen um die Räumung hatten die Bewohner*innen der Liebig 34 am Donnerstag eine weitere Niederlage erlitten. Das Kammergericht wies den Antrag, die Vollstreckung des Räumungsurteils vorerst auszusetzen, zurück.

Nachdem Ende 2018 ein zehnjähriger Pachtvertrag ausgelaufen war, hatte der Hauseigentümer, der Berliner Immobilienspekulant Gijora Padovicz, auf Räumung geklagt und Ende August vor dem Landgericht Recht bekommen. Laut der Liebig 34 und ihrer Anwälte ist der zur Herausgabe verurteilte Verein Raduga e.V. gar nicht mehr im Besitz der Räume, sondern der ehemalige Untermieterverein Mittendrin e.V. – gegen diesen erging jedoch kein Räumungstitel.

Als die Räumung schon im Gange war und die Polizisten versuchten in das Haus einzudringen, wartete Lukas Theune, Anwalt des Vereins Mittendrin e.V., der aktuell im Besitz der Räumlichkeiten ist, immer noch an der Polizeiabsperrung in der nördlichen Liebigstraße. Seit 20 Minuten werde geprüft, ob er hineindarf, sagte Theune der taz. Ein Einwirken auf den Gerichtsvollzieher, der einen Räumungstitel gegen den Verein Raduga e. V. hat, werde dadurch verunmöglicht.

Die Liebig 34 gilt in linksradikalen, anarchistischen und queerfeministischen Kreisen als Symbol und hat die Szene weit über Berlin hinaus mobilisiert. Kritisiert wird, dass ein einzigartiger Schutzraum wegfällt, die etwa 40 Bewohner*innen mitten in der Pandemie auf die Straße gesetzt werden und mit die Gentrifizierung der Nachbarschaft ohne das widerständige Projekt noch schneller voranschreiten wird. Die Linke Berlin hatte sich mit den Projekt solidarisch erklärt, auch die Grünen im Bezirk. Eine politische Lösung jedoch wurde nicht versucht zu erzwingen und scheiterte am Unwillen des Eigentümers.

Mitarbeit: Jonas Wahmkow, Christina Gutsmiedl.

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106 Kommentare

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  • Sie haben natürlich tw. Recht, für die Unternehmungsrettung ist immer Geld da. An der Lufthansa hängen z.B. 100.000 Arbeitsplätze.

    Aber die Anzahl der Obdachlosen in Berlin steigt nicht wegen dieser Rettungen, oder weil das System nicht funktionieren würde, sondern weil eine sehr große Anzahl von Obdachlosen in Berlin aus dem Schengenraum einreisen, ohne eine Unterkunft zu besitzen. D.h., die kommen oft schon mit der Maßgabe hier an, obdachlos zu sein. Das ist m.M.n. etwas deutlich anderes, als wenn ein Wohnungsmieter wegen einer Eigenbedarfskündigung auf der Straße landet.

  • Wenn ich mir einige Kommentare hier ansehe, bin ich erstaunt und entsetzt, wie einige hier versuchen, ihre Neidkomoplexe, ihre Geiz- ist-geil-Menthalität und ihren Egoismus moralisch zu rechtfertigen!

  • Ist für viele, die sich hier zustimmend zur rechtlich korrekten Räumung äußern, doch nur eine Frage der Zeit, bis der Regler höher gedreht wird und auch ihre Wohnungen nicht mehr bezahlbar sind oder der jetzt noch gut dotierte Ingenieursjob an einen Jüngeren gegangen ist und man sowieso raus aus dem Spiel ist.

    Für mich ist diese wie auch einige vorangegangene und noch folgende Räumungen nur eine traurige Bestätigung des Adorno-Klassikers:



    "Es gibt kein richtiges Leben im falschen!"

    Es ist schlichtweg nicht mehr möglich unter den Bedingungen eines entfesselten Neoliberalismus seine Freiräume für Projekte per Mietvertrag zu sichern. Möglichkeiten, sein Projekt-Refugium per Solidaritäts-Crowdfunding in Eigentum, z.B. per Genossenschaftsmodell oder via Trägerverein umzuwandeln, gab und gibt es genug, Unterstützer*innen solcher Modelle ebenfalls.

    Am Ende trennt sich die Spreu vom Weizen dahingehend, dass Projekte wie der Mehringhof, die Regenbogenfabrik und viele andere ohne Räumungsgefahr weiterbestehen können, während über Projekten in "besetzten" Häusern mit Mietverträgen immer das Damoklesschwert schwebt. Das betrifft die Häuser in Berlin genau so wie die Flora in Hamburg. Die Politik von Grüne bis Linke wird keinen Finger krumm machen und rechtlich gibt es keine Chancen, wenn es soweit ist die die Gier des Spekulanten ihren Tribut fordert.

    • @Khaled Chaabouté:

      Das Richtige im Leben wird dort falsch, wo es in Übertreibungen ausartet.

  • Eieiei. Kommentarspalte sieht aus wie Twitter. Ich habe gerade nicht den Magen, das zu lesen.

    Jedenfalls macht es mich traurig zu sehen, wie unsere Staatsgewalt (mal wieder) im Dienst des Geldes statt der Menschen steht.

    Unsere Werte sind die Aktienwerte.

  • Augsburger Puppenkiste - "Katze mit Hut", Folge 2, 1981:

    Vermieter: "Die Miete haben Sie nicht bezahlt, das steht fest!"

    Katze: "Gewiss! Aber das Geld reicht leider nie! Alle wollen ernährt sein, alle sollen sich wohl fühlen. Geht Ihnen das nicht auch so? Nie hat man genügend Geld ..."

    Vermieter: "Mir? Wieso? Ich hab immer genügend Geld."

    Katze: "So richtig reichlich? Mehr als Sie brauchen?"

    Vermieter: "Selbstverständlich."

    Katze: "Ja wozu brauchen Sie dann noch die Miete?"

    • 9G
      90564 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      und der deutsche michel antwortet "ddr" und glaubt, damit wäre die krönung der argumentation erreicht, der vorhang der geschichte gefallen und keine frage mehr offen ;)

    • @Jim Hawkins:

      Für die Kohle, die die ganze Chose gekostet hat, hätte man das Haus kaufen, denen auf Erbbau überlassen können und hätte noch immer Geld gespart...

      • @Sven Günther:

        Das hat schon in der Rigaer nicht funktioniert: "Nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit dem Eigentümer bot die gemeinnützige Stiftung Edith Maryon an, das Grundstück zu kaufen und das Gebäude den Besetzern in Erbbaurecht für 99 Jahre zu überlassen. Die Bewohner entschieden sich jedoch „für die Fortsetzung des Kampfes und gegen die Befriedung“[9] und nahmen bauliche Veränderungen wie den Einbau schwerer Türen an dem Objekt vor, die vermutlich darauf ausgerichtet waren, den Zugang der Polizei zu erschweren." de.wikipedia.org/w...4399440#Geschichte

        Das Ziel ist nicht ein Haus zu haben um dort superprogressive Küchengespräche zu führen, die niemandem interessieren.



        Das Ziel ist es, mit Menschen/Polizisten Revolution zu spielen. Ein spießiges n Erbbaurecht überlassenes Haus würde da nur stören.

      • @Sven Günther:

        Ich meine, in der Sache wurden sogar Gespräche geführt. Offensichtlich ohne Ergebnis.

        Was so eine Show kostet, würde mich auch interessieren. Man findet allerdings kaum Zahlen. In Mainz wurde eine Villa voller Studenten geräumt. Dafür braucht die 500 Cops, samt Spezialkräften. Gekostet hat es 160.000 Euro. Geht eigentlich. Ich meine Mainz, Studenten.

        Andererseits, Freunde von mir besetzten vor Jahren ein Haus in Erlangen. Denen schickten sie die Prätorianer vom USK. Die brachen flott die Tür auf, während die Besetzer "USK" schreiend durch die Hintertür flohen.

        Die Mainzer Straße war da sicher eine ganz andere Hausnummer.

        Jetzt habe ich was:

        Ein Polizist kostet 54,- Euro die Stunde.

        Ein Helikopter 3.460,- Euro

        Bevor ich mich durch Gebührenverordnungen ackere, sage ich mal, es wird teuer.

        • @Jim Hawkins:

          Nur als Ergänzung, die Stadt Bremen hat damals Werder für 1 Risikospiel gegen den HSV 425.718,11 Euro in Rechnung gestellt.

        • @Jim Hawkins:

          Das ist doch mal eine streng kapitalistische Betrachtung des Ganzen.

          Man sollte Rechtslagen nur noch umsetzen wenn es nix kostet oder derjenige, der sie umgesetzt haben will, es auch bezahlt?

          • @Rudolf Fissner:

            Nein, nein, das ist schon in Ordnung so. Hat mich nur interessiert, was so etwas kostet.

            Und: Es ist gar nicht leicht, an Zahlen zu kommen.

      • @Sven Günther:

        Ihre Rechnung mal als korrekt unterstellt, Sie sehen schon das Ihrem Vorschlag inne wohnende grundsätzliche Problem?

        • @BluesBrothers:

          Das ist mir genauso bewusst, wie Ihnen bewusst sein sollte, das auf dem aktuellen Wohnungsmarkt so viel schief läuft, dass das so auf Dauer nicht gut gehen wird.

          • @Sven Günther:

            Ja ok stimmt. Da sind wir dann doppelt einig.

    • @Jim Hawkins:

      Vermieter: "Ohne Mieteinnahmen nicht reichlich Geld, und auch keine Instandsetzung, und wenn ich es mir genau überlege, noch nicht einmal ein Hausbau. Wieso haust Du nicht ab und baustbDir selber etwas auf?"

      • @Berliner Berlin:

        So denken Sie.

        Die Augsburger Puppenkiste hat anders gedacht.

        Die einen fantasievoll, der andere freudlos.

        • @Jim Hawkins:

          So denkt das System, und es funktioniert. Nur die, die denken, dass für sie ne Extrawurscht gebraten wird, negieren das. Pupertäres Gehabe.

          • 9G
            90564 (Profil gelöscht)
            @Berliner Berlin:

            ja, funktioniert, die anzahl der obdachlosen in berlin hat sich in den letzten von 2014 auf 2016 laut schätzungen um 140% gestiegen, die mietpreise sind explodiert und die profite steigen, für DIE EINEN funktioniert dieses system, und wenn es dann nicht mehr funktioniert, wird mit milliarden (aktuell lufthansa, tui, vorher die bankenrettung, atomausstieg etc) "gerettet", ob es für "die anderen" "funktioniert ist irrelevant, für die haben wir ja die staatsgewalt, so eine extrawurst muss man sich halt im kapitalismus verdienen, grüsse gehen raus an die familie hohenzollern

  • Gut, dass es nun vorbei ist. Es hatte bereits zu lange gedauert, bis das Urteil des LG Moabit vollzogen wurde.

  • "der Berliner Immobilienspekulant Gijora Padovicz,"

    Und das stimmt so?



    Da wollen wir doch hoffen, dass Herr Padovicz das nicht liest und evtl. rechtlich gegen dieser Formulierung vorgeht.

    • @lulu schlawiner:

      Dann soll er doch juristisch gegen die Wahrheit vorgehen...

  • Mal als Antwort auf die Warum-Fragen:



    Weil sie die Macht dazu haben.



    Sprich die finanziellen Mittel, die mediale Unterstützung, die Verbindungen in die Politik und natürlich das Rechtssystem, dass sie sehr gut zu nutzen verstehen.

    Und zuguterletzt, weil sie eben über die medialen Mittel immer noch mehr als 50% der Bevölkerung auf ihrer Seite

    • @J_CGN:

      Das "Möge die Macht mit ihnen sein"-Gen steckt doch in jedermann. Lassen Sie sich mal ihr Fahrrad klauen und fordern es vom Diebeli wieder ein. Ich wette, sie haben die Macht, es ohne ihr Zutun wieder zu erlangen:-)

    • @J_CGN:

      Sie müssen das Rechtssystem jicht besonders gut zu nutzen verstehen, um Ihr vertraglich reguliertes Recht durchzusetzen. Weder als Immobilieneigentümer, noch als Arbeitsloser.

      Und deshalb haben sie auch weit mehr als 50% der Bevölkerung auf ihrer Seite.

  • Was mich die ganze Zeit umtreibt ist die Frage nach der geringen Solidarität für die Liebig 35. Was ist im Vorfeld passiert, dass sich so wenige für sie eingesetzt haben?

  • welches label sich die besetzerInnen selbst geben...

    ist mir so ziemlich egal.

    es ist radikales und gewaltbereites verhalten, welches ihre beschworenen interessen leitet.

    ohne symapathie vo meiner seite.

    einverstanden, wenn ich dafür abwertend als 'gutbürgerlich' gelabelt werde.

    allein schon die parole 'smash the state', zeigt mir an, daß unwissenheit darüber besteht, was sich als staat definiert.

  • "Anwohnende und Demonstrant*innen begleiteten sie mit Applaus."



    Also als wir damals bei der Räumung der Mainzer Straße abgeführt wurden,haben die Anwohner auch geklatscht.Allerdings galt der Beifall damals den Polizisten.Wie das nun hier gewesen ist ,kann ich nicht beurteilen,da ich nicht selber anwesend war. Es ist aber nicht ungewöhnlich ,das ein Geschehen von Beobachtern je nach persönlicher Ansicht sehr verschieden interpretiert werden kann.

    • @Mustardmaster:

      Kann so sein, kann so sein.

      Die Akzeptanz der besetzten Häuser in der Mainzer Straße war bei den Anwohnern damals sicher nicht durchgängig. Zu laut, zu viel Dreck.

      Ich war damals oft dort, im Forellenhof etwa. Als geräumt wurde, dachten wir in unserem Haus in der Rigaer, dass wir als nächste drankommen.

      Aber soviel Polizeistaat war dann doch nicht.

      Der Einsatz allerdings war ja bürgerkriegsartig. Wenn ich mich nicht falsch erinnere, hat sich Helios Mendiburu vor die Wasserwerfer gestellt und wurde nassgespritzt.

      Tagelang lag Tränengasgeruch über dem Kiez.

      Immerhin: Die Grünen, besser gesagt die AL kündigten die Koalition. Käme heute nicht mehr vor.

      • @Jim Hawkins:

        Nicht zu vergessen die Polizisten, die Pflastersteine ausbuddelten und sie auf die Bewohner oder Demonstranten feuerten.

  • Wenn es sich um ein "Projekt" handeln soll, dann ist ein Prozess mit einem Anfang und einem Ende sowie einem Ziel. Welches Ziel sollte verfolgt werden. Einfach nur nach dem eigenen Gusto zu leben, ist kein Projekt.



    Und was bedeutet "Schutzraum" ? Wurden diese Menschen verfolgt oder bedroht ? Wenn ja, dann sollte die Einstellung der sie umgebenden Menschen geändert werden, damit kein "Schutzraum" mehr nötig sein wird.

    • @Coriolis:

      Ha, ein Projektmanager :-)

      Sie haben per PM-Definition recht, aber landläufig wird vieles "Projekt" genannt und es ist nicht verboten, weil kein geschützter Begriff.

      de.wikipedia.org/wiki/Projekt



      wirtschaftslexikon...tion/projekt-42861

      Die verfolgten und erreichten Ziele dieses "Projektes" Liebig34 würden mich wie viele andere hier aber schon auch interessieren.

      Und die Stakeholderkommunikation. Gab es dafür ein durchdachtes, zielführendes Vorgehen?

    • @Coriolis:

      "Wenn ja, dann sollte die Einstellung der sie umgebenden Menschen geändert werden, damit kein "Schutzraum" mehr nötig sein wird."



      Geniale Idee, und wir wird so etwas bewerkstelligt?

  • Rest in Power, Liebig34! Alles Gute den Bewohner*innen! Meinen Respekt für das Stellen gegen die Räumung habt Ihr.



    Schön, dass so viele Menschen, auch viele Anwohner*innen, sich solidarisch zeig(t)en! Liebig34, Ihr seid nicht alleine.

    • @Uranus:

      Ich schließe mich theoretisch-widerständig an.

      • @Jim Hawkins:

        Ich auch!

      • 9G
        90564 (Profil gelöscht)
        @Jim Hawkins:

        bei aller kritik, eine idee kann man nicht räumen und die letzte schlacht, gewinnen wir. hoffen wir, dass die antirepressionsstrukturen gut aufgestellt sind, krönchen richten, glitzer&staub abklopfen und weitermachen.



        heute noch geht ein 10€er an die rote hilfe und vielleicht machen ja auch noch n paar taz-leser!nnen mit

        • @90564 (Profil gelöscht):

          Das mit der Roten Hilfe geht natürlich in Ordnung.

          Ansonsten bin ich eher pessimistisch, was die Zukunft für solche oder ähnliche Projekte angeht.

          Andererseits muss ich auch an das Pferd vor der Apotheke denken.

        • @90564 (Profil gelöscht):

          Die letzte Schlacht gewinnt das Bier!

        • @90564 (Profil gelöscht):

          Schön gesagt! Den ersten Satz sollten sich einige hier hinter die Ohren schreiben. Das mit der Unterstützung wegen Rep. Kosten ist eine gute Idee. Vielleicht gibt es ja auch eine direkte Spendenmöglichkeit für die Liebig ...

  • Geld regiert die Welt - haste was, biste was, haste nix, wie die allermeisten, wirste geräumt.

    Das ist mittelalterlich. Warum darf der kleine Teil der Bevölkerung, der Besitz und Vermögen hat, über alle anderen bestimmen? Warum marschiert die Polizei auf, um deren Interessen durchzusetzen? Das stinkt mir. Ich hoffe, es wird immer Menschen geben, denen das stinkt.

    Denn solange das so ist, haben wir keine echte Demokratie. Wir haben Plutokratie, die Herrschaft der Besitzenden über die Mittellosen. Das ist der eigentliche Skandal.

    • @kditd:

      In der Regierung sitzt niemand, der zu den Reichsten des Landes gehört. Der ganze Sozialstaat, der auch Mittellosen eine Wohnung bezahlt und Geld zum Leben bereitstellt, passt in Ihre Erzählung auch nicht so gut rein. Sie haben, ähnlich wie Uranus, ein sehr von der Mehrheit (zu der in diesem Fall auch verschiedene Minderheiten gehören) abweichendes Weltbild. Nur weil nicht Ihre Meinung herrschend ist, heißt es nicht, dass es keine Demokratie ist. Unter anderem die Arbeitlosenzahl in Berlin zeigt doch sehr wohl, dass auch die, die "nix haben", nicht geräumt werden.

      • @Devil's Advocate:

        In der Regierung sitzen auch nicht gerade die Ärmsten des Landes. Viele Politiker aus der Regierung gehen nach ihrer politischen Laufbahn in die Wirtschaft und lassen sich ihre politischen Beziehungen und Einfluss vergolden. Den Mittellosen wird nur das absolute Minimum zugestanden, während Reiche immer reicher werden. Da wurde im Interesse eines Wohnraumspekulanten gehandelt. Mit ihren Ansichten haben sie sich schon den richtigen Nicknamen zugelegt.

        • @Andreas J:

          Warum haben die von Ihnen genannten "Mittellosen" angeblich nix?



          Aber offenbar genügend um tonnenweise Baumaterial in Liebig34 sinnlos zu verbauen?



          Warum haben diese "Mittellosen" für sich den Anspruch kostenlos in bester City-Lage wohnen zu wollen?



          Merken Sie selbst oder?

          Und seltsamerweise haben studentische Kapitalismusgegner sehr oft ein iPhone und ihr MacBook.



          Oder auch TAZ- Kolumnistin: macht Werbung für Luxus-Artikel.

          Mittellos scheint also nur scheinbar zu sein...

        • @Andreas J:

          Die Regierung ist gewählt und entspricht der Mehrheit der Bevölkerung. Welches Einkommen die Verteter haben ist nicht relevant. Sie waren schon immer bessergestellt. In jedem Sytem. Und wenn den Mittellosen etwas zugestanden wird, so ist es ein Akt der Humanität.

          • @Coriolis:

            Wahlkampfspenden, Lobbyarbeit, Hoheit über die Massenmedien. Auf das Gewicht der einzelnen Stimme kommt es leider nicht an. In den USA haben es beauftragte Firmen durch Medienkampagnen geschafft, dass ein guter Teil Personen, die von Obamacare profitieren, sich gegen dieses positionieren.

            Anders wären die Regelungen in sämtlichen Kodifikationen von Steuerrecht über das StGB bis ins BGB, die vermögende Personen durchweg bevorzugen kaum zu erklären. Es macht einen Unterschied wie Tag und Nacht, ob ich eine vermögende Person oder einen Mittellosen in einer Strafsache vertrete, mal abgesehen, dass man Mittellose aufgrund der PKH Sätze sowieso nicht vertreten will.

            Sie haben mit der Besserstellung in jedem System wohl Recht, aber ich denke wir sind uns einig, dass dies nicht den erstrebenswerten Zustand darstellt.

            Harzt ist auch keine Humanität, kein altruistischer Akt, sondern vielmehr wohlberechnet die Unterschicht auf Spur zu halten. wenn jemand wirklich ncihts mehr hätte, ja der könnte gefährlich werden im Gegensatz zum Aufstocker der weder die Zeit noch (meist) die Bildung hat, gegen seine Situation vorzugehen.

            Meine Güte;) uns (ich zähl Sie mal frech dazu) in der oberen Mittelschicht geht es doch nicht deswegen so rel. gut, weil wir so fleissig und intelligent sind, auch wenn der Gedanke doch beruhigend ist.

          • @Coriolis:

            "Und wenn den Mittellosen etwas zugestanden wird, so ist es ein Akt der Humanität."



            Nee, das ist ihr Recht!!!!!!!!!!!!



            Noch leben wir in einer Demokratie auch wenn das Solidaritätsprinzip immer weiter ausgehöhlt wird.

            • @Andreas J:

              Demokratie und Sozialleistungen/Solidaritätsprinzip stehen nicht im direkten Zusammenhang. Danach könnte Indien keine Demokratie sein und Saudi-Arabien wäre ein Muster-Demokratiestaat ( 1A Sozialleistungen für die einheimische Bevölkerung )

            • @Andreas J:

              *Noch leben wir in einer Demokratie auch wenn das Solidaritätsprinzip immer weiter ausgehöhlt wird.*



              Bullshit-Phrase!

              Was genau wird/wurde denn "ausgehöhlt"?

    • @kditd:

      Sorry, ich habe bisher leider nicht wirklich erleben können, dass in solchen "linken" Projekten Demokratie und Toleranz nicht nur nach innen, sondern auch nach außen gelebt wird.

      Meiner Erfahrung nach hört die Toleranz spätestens an der Tür auf. Auch ist es nicht einfach in solche Gruppen zu kommen oder langfristig Teil einer Gemeinschaft zu werden, wenn man nur irgendwie etwas abweichend der intern verordneten "Harmonie" denkt oder sich äußert.

      Keine Frage, da sind interessante und auch mutige Menschen und Ideen dabei, die wichtig sind für die Gesellschaft. Manche bleiben diesen Gedanken zwei Jahre, weniger auch ihr ganzes Leben hindurch "treu".

      Mich stört aber ganz massiv das heftige Abgrenzen und Super-Cool-Sein-Gefühl und damit verbunden auch das Abwerten vieler anderer Menschen mit anderen Biographien und Prioritäten und Werten. Und eben auch - bei aller Kritik daran - das massive Ablehnen von Rechtsstaatlichkeit.

      Manchmal weiß ich solche Gruppen nicht von anderen Gruppierungen zu unterscheiden, nur dass sie irgendwie anders für das Gute auf der Welt "kämpfen". Aber notfalls eben auch mit Gewalt.

  • „24 Stunden nach Errichtung der Roten Zone“

    Im verlinkten Artikel findet sich kein einziges Mal der Begriff „Rote Zone“, dessen Definition mich interessiert hätte.

  • Habe ich das richtig verstanden, dass 5000 Polizistinnen und Polizisten, aus Bayern oder NRW oder sonstwoher zur Räumung eines von ca. 20 Menschen besetzten Hauses zur Verfügung standen? Und das soll normal sein bei einer "rot-rot-grünen" Regierung?

    Hier kann doch wirklich nicht mehr von Verhältnismäßigkeit der Mittel ausgegangen werden. Das ist doch wegen der Martialität des Einsatzes eher eine Warnung an alle, die staatlichen Anweisungen nicht brav Folge leisten. Und wieder geht die Polizei gegen Linksradikale entschieden aggressiver vor. Und das findet sogar Zustimmung bei den braven Bürgern in der Nachbarschaft. Offensichtlich sieht der brave Bürger im Linksradikalismus immer noch die größte Gefahr.

    • @Rolf B.:

      Die 5000 Polizisten stehen auch nicht für die Räumung, sondern vielmehr für das bereit, was in der Nacht auf Samstag folgte und die Tage noch kommen wird. Und da werden auf jeden Fall Sympathien verspielt. Mal sehen, bei wem......

    • @Rolf B.:

      Es sollte ihnen bekannt sein, dass der Rechtsextremismus eine völlig andere und sehr viel gefährlichere versteckte Strategie verfolgt, die bis hin zu Mord geht.

  • Das muss jetzt im Corona-Hotspot erfolgen, eine zwangsweise Räumung eines alternativen Projekts, was die Eintönigkeit der Hausfassaden wenigstens etwas bunter machte? Und sorry, dass sind auch keine Menschenfresser, man kann sich mit Ihnen ganz normal unterhalten. Und wer sagt, dass sie immer für Übergriffe auf Anwohner verantwortlich sind. Wenn da eher Linksgerichtete eines Genossenschaftsprojekts angegriffen werden würde ich mal eher Rechtsradikale vermuten. Aber wie die Süddeutsche unlängst titelte "Harsch gegen links, lasch gegen rechts". Daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern.

    • @Cutia:

      Da muss ich leider widersprechen. Ich habe fünf Jahre im Samariter-Kiez gelebt. Die Angriffe auf Anwohner kommen aus den besetzten Häusern.

      Vielleicht kommt es auch daher, dass nur ein paar Hundert Unterstützer auf die Straße gegangen sind. Das sah früher in Berlin anders aus, wenn besetzte Häuser geräumt wurden.

  • Gut dass der Mist vorbei ist. Das war sinnentleerte, pseudolinke, selbstverliebte und gewalttätige Folklore, die die ganze Nachbarschaft in Mitleidenschaft gezogen hat.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Vielleicht hätte die Stadt ja de-eskalieren können anstatt gleich das ganze Hausprojekt zu planieren. Solche Projekte sind schließlich ein Teil der Identität der Stadt. Da kann mir auch keiner erzählen, dass irgendein wirtschaftlicher Nachsteil entstehen soll, wenn eine handvoll Hausprojekte aufrecht erhalten werden. Imübrigen kriegt man es auch hin auch Vermieter für unbeliebte Autobahnprojekte zu enteignen, dementsprechend ist die Gesamtargumentation für die Räumung nicht mehr als Makulatur.

      • @hey87654676:

        *Solche Projekte sind schließlich ein Teil der Identität der Stadt*

        Sind es nicht und waren es nie.



        Auch nicht wenn man es Mantra-mäßig wiederholt.

      • @hey87654676:

        Das Projekt hat - in der Gesamtschau - nichts Gutes zur Gesellschaft beigetragen. Zur Gesamtschau zählt es nicht nur, die linksaußen Szene zu fragen, sondern insbesondere die Anwohner sowie die breite Öffentlichkeit. Sachbeschädigungen, darunter insb. dem ÖPNV schaden, Anwohner stören und kaum bis gar nicht politisch aktiv nach außen treten, außer "lasst uns unrechtmäßig hier wohnen" machen eben kein zu bewahrendes Projekt aus.

  • Klar ist es für das persönliche Ego gut, unter Applaus rausgetragen zu werden.

    Nur ist hier kaum Nachhaltigkeit gegeben.

    Vielleicht sollte man/frau eine Sekunde darüber nachdenken, ob man/frau nicht von der Strategie Rechter was übernehmen könnte, die in Brandenburg und Meck-Pomm halbe Dörfer übernommen haben.

    Immobilien, die man dort für "einen Appel und ein Ei" bekommt, gäbe es massenweise. Ganze Gutshöfe.

    Eine langfrstige Planung wäre möglich, weil keine Polizei zum Räumen antanzt.

    Und so ganz nebenbei macht man aus braunen Ecken rote Ecken.

    Warum den Braunen dort das Feld überlassen?

    Man/frau müsste nur damit leben können, nicht mehr im Berliner Zentrum seinen Lebensmittelpunkt zu haben.

    • 9G
      90564 (Profil gelöscht)
      @rero:

      hach, das gute alte "geh doch rüber!", die älteren werden sich erinnern

      • @90564 (Profil gelöscht):

        Irgendwie ja genau nicht.

        "Geh doch rüber!" bedeutete, man solle doch zu "seinen Freunden" gehen.

        Was ich meine, bedeutet, dass man es wagt, mal ins Unbekannte zu gehen, und versucht, die Leute dort zu gewinnen.

        Heißt natürlich, dass man das liebgewonnene Umfeld, das einen immer bestärkt, verlässt und sich anderen Lebensrealitäten stellt.

        Ich zitiere mal eine großen Sozialisten vor rund 2000 Jahren: "Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken."

        • 9G
          90564 (Profil gelöscht)
          @rero:

          ach sol sie meinen wieder pionierarbeit für das kapital leisten, welches eineN dann später mit ihrer zustimmung wieder obdachlos macht? als die häuserbewegung nach xberg, wedding, neukölln, schöneberg etc gegangen ist, sind die besetzer!nnen in die letzten löcher eingezogen, in absolut tote gegenden und haben diese kieze erst wieder lebendig gemacht, nicht anders zu wendezeiten in ostberlin.

          • @90564 (Profil gelöscht):

            Wenn einem die Immobilien gehören, kann einen niemand obdachlos machen.

            Friedrichshain war nie eine tote Gegend.



            Können Sie die Behauptung irgendwie belegen, dass die Häuserbewegung manche Bezirke in Ostberlin "lebendig" gemacht habe?

            Ich habe das nämlich anders in Erinnerung.

            • 9G
              90564 (Profil gelöscht)
              @rero:

              gegen ihre subjektiven erinnerung dürfte jeglicher faktenverweis zwecklos sein, aber sie können ja gerne mal die friedrichshainer konzert-räume vor der besetzer!nnenwelle aufzählen, die ca 40 besetzten häuser im fhain 1990 hatten fast alle "kulturräume" und der pberg galt vorallem wegen seiner (ost-)besetzer!nnen als sehr lebendig, schon vor '90.



              mindestens für westberlin/kreuzberg ist das auch klar dokumentiert

              • @90564 (Profil gelöscht):

                Für mich hat die Lebendigkeit eines Stadtteils nichts mit dem Vorhandensein von Konzerträumen oder besetzten Häusern zu tun.

    • @rero:

      Die Rechten interessieren sich nicht für Gentrifizierung, sondern für ländliche Blut-und-Boden-Romantik.

      Die Linken wollen die Stadtzentren nicht der Gentrifizierung überlassen.

      Die Ziele sind also völlig unterschiedlich. Daher unterscheidet sich auch die Strategie.

      • @kditd:

        Die Linken wollen bequem leben.



        Und in der (Groß) Stadt lebt es sich nunmal bequemer- Dank des gut funktionierenden ÖPNV und anderer von den Kapitalisten errichteter Infrastrukturen.

        Warum war die frühere Linke bloss argumentationsstärker.



        Die Heutigen erscheinen mir wie ein billiger Abklatsch, quasi die Comic-Version.



        Na, die Ziele der früheren Linke sind ja schon sehr gut erfüllt. Lt. Rudger Bergman geht es den Menschen heute so gut wie nie.

      • @kditd:

        Darum sind die Rechten in Brandenburg auch erfolgreicher.

        Wie wäre es, statt Symbolik mal gesellschaftlichen Wandel zu bewirken?

      • @kditd:

        Aber man muss leider zugeben, dass Nazis besser darin sind, Freiräume zu schaffen. Siehe Jamel. Was genau hindert denn nun Linke daran, es auf dem Lande zu versuchen? Eigentlich ist doch das Fernziel, das irgendwann die ganze Gesellschaft so ist, wie man sie gern hätte. Das schließt doch auch die Landbevölkerung mit ein, warum versucht man es nicht auch mal auf dem Dorf?

      • @kditd:

        Sieht man ja wie erfolgreich das ist.



        Ein rotes Zentrum in Brandenburg bilden, in dem man dann die ganzen linken bis anarchistischen Ideen bei immer mehr Menschen ausprobiert, könnten den Beweis liefern, dass die ganzen linken Ideen auch in der Realität funktionieren könnten (oder eben nicht). Wenn man weiter versucht, der Mehrheit den Willen aufzuzwingen, versinkt man weiter in der politischen Bedeutungslosikeit. Aber tatsächlich aktiv werden, wollen Projekte wie Liebig34 ja sowieso nicht. Sonst wäre da mehr gekommen.

  • Respekt vor diesen Kämpferinnen. Einfach drinlassen ist in dieser seltsamen Stadt nicht mehr möglich, obwohl es legal ist. Die Legalisierung von 1990 fand auf Landesebene statt. Die Restitution wurde im Rahmen eines Staatsvertrages zwischen der DDR und der BRD geregelt.

    Für queere Schutzräume hat das Land keinen Platz und kein Geld, an millionenschweren Bulleneinsätzen und Zerstörung von Bausubstanz mangelt es hingegen nie.

    Florian Schmidt und Monika Herrmann sollen wohl politisch mundtot gemacht werden, gestützt vom rbb, Berliner Zeitung und TS. Dregger als neuer Lummer, obwohl er überhaupt nicht mitregiert. Was haben diese Leute von der BILD-Zeitung überhaupt in F-K verloren?

    • @Alvin Kettel:

      Warum sollte " drinlassen" legal sein? Der Vermieter hat ein echt auf sein Eigentum und diese vor Gericht erwirkt.

      • @Du Ich:

        Ein Projekthaus bedeutet, dass es auch um Inhalte geht. Was sind die Inhalte der Miethaie? Schufa, Vollmacht, Festjobnachweis, Kaution. Dann doch lieber radikal und queerfeministisch mit bedingungslosem Bleiberecht.

        Warum ziehen da Familien hin und beschweren sich dann? Ist doch alles schon im Programm der 90er beschrieben.

        • @Alvin Kettel:

          Das unterstellt mal wieder, dass angeblich anders - "normal" - lebende Menschen keine "Inhalte" hätten.

          Diese Arroganz macht es so schwierig solidarisch zu sein.

          Auch andere Menschen wünschen sich ein Bleiberecht in ihren gemieteten, vertrauten Wohnungen.

  • Um selber mietfrei und zentral zu wohnen, lässt man andere Brandanschläge begehen. Das nennt man Gewinne privatisieren und Schäden sozialisieren. Symptomatisch für die zutiefst kapitalistische Logik der hier abgefeierten Bewohner *innen

    • @Taubenus:

      Soll das psychologische Kriegsführung werden?

  • "Gendersprech" - echt der Hit! Sollte man auch in der Literatur nur noch verwenden!

    "linksradikalen, anarchistischen und queerfeministischen Kreisen"



    - Diese Gruppe wird Berlin in Corona Zeiten voranbringen. Schön, daß man im Biotop Berlin gefühlt noch in den 80ern leben darf.

  • Die Berliner Zeitung schreibt von einer internen Mail des Amtsgerichtes, wonach die Radmuttern am Fahrzeug der Gerichtsvollzieherin gelöst worden sind.

    Dass dies das Ergenis des angekündigten "Hausbesuches" ist, ist schon naheliegend.

    www.berliner-zeitu...-geloest-li.110090

    • @rero:

      Haha. Die Gerichtsvollzieherin darf sich jetzt Radmütterchen nennen lassen...

  • "Bayram fürchtet, durch diesen Einsatz gehe bei vielen Wähler*innen das Vertrauen verloren, dass sich unter einem rot-rot-grünen Senat in Berlin etwas grundlegend ändere." heißt es im Artikel.

    Ich hoffe, dass Canan Bayram Recht behält. Denn wer immer noch darauf vertraut, dass sich unter einem rot-rot-grünen Senat in Berlin etwas "grundlegend ändere", muss die Augen schon sehr fest verschlossen halten. Grüne und Linkspartei zeigen verbal irgendeine "Haltung", mit der sie bestimmten Gruppen signalisieren wollen, auf deren Seite zu stehen. Aber zugleich ist Verlass darauf, dass diese Haltung folgenlos bleibt. Ich bin zwar kein Fan des Liebig34-Projektes, aber wenn eine Regierungspartei sich mit denen "solidarisch erklärt", ohne den geringsten Einfluss auf die Räumung zu nehmen, ist das einfach nur lächerlich.

  • Falls die taz zwischendurch mal zum Luftholen kommt, bitte ich um Infos zur anarcha-queerfeministischen Projektarbeit in der Liebig 34.



    Vielen Dank schon mal.

    • @Berliner Berlin:

      Da werden Sie vergeblich warten. Die taz besteht nur noch aus einem bunten Blumenstrauß an Meinungen.

  • "Rangeleien" ist aber eine nette Umschreibung für Gewalt gegen Polizisten..



    Mir kommen die Tränen, wenn die 40 Bewohner jetzt "auf der Strasse" landen - sie hatten mithin 2 Jahre Zeit, sich was anderes zu suchen - das macht man nämlich gemeinhin, wenn der Mietvertrag ausläuft.



    Diese Leute tanzen dem Rechtssystem auf der Nase herum - das braucht niemand. Ich wünsche gutes Gelingen für die Räumung!

  • was bitte sind "Anwohnende"?

    • @mardirand:

      Anwohnende sind Einwohnende aber nicht Mitwohnende sondern Auchwohnende.

    • @mardirand:

      Neusprech. "Anwohner" = diskriminierend Gruß FE

    • @mardirand:

      Das Gegenteil von "Wohnungslosende" ;-)

    • @mardirand:

      Anwohnende sind Wohnende, die nicht in, sondern an etwas wohnen.

    • @mardirand:

      Genau, auch scheint nur ein Polizist und mehrere Polizistinnen vor Ort zu sein (Polizist*innen).

      • @kick:

        Ohje was ist denn nur aus der taz-Community geworden?



        Einfach mal mit dem abdeckenden Bereich des Gendersternchens auseinandersetzen...

        Gibt es denn wirklich nichts was Ihnen zu diesen Thema einfällt außer Einfältigkeiten?

        Und zum Thema anwohnende Exekutierende: für mich persönlich eine einfache - wenn auch nicht immer anwendbare Art der diskriminierungsfreien Sprache. Da findet man Lösungen weil Leute sich über das zu lange und komische _innen aufregen und auch dann poltern sie nur rum.

        Ein Vorschlag: Lesen Sie Bild und Focus und fühlen sich wohl im Schaumkronenhorizont... aber verschonen Sie uns hier bitte mit gewollter Unwissenheit und profilierenden Kommentaren - Deus meu

        Zu guter letzt: AnwohnEnde finde ich in diesem Zusammenhang hauptsächlich unter satirischen Gesichtspunkten gelungen.

        So und nun, hat noch irgendwer was zum Artikelthema??

        • @outsourced:

          Sie bieten doch hier selber nichts zum Artikelthema an!! Wozu dient also Ihre Frage?

          Gibt es denn wirklich nichts, was Ihnen zu diesen Thema einfällt, außer schlechte Empfehlungen wie Bild&Focus?

          • @Berliner Berlin:

            Doch doch mir fällt viel zum Artikelthena ein, ich war aber erstmal damit beschäftigt meine partiell getriggerte Misanthropie.

            Außerdem liegt es mir fern, in Gegensatz zu anderen (Obacht verwirrend genderneutrales Wort:) Anwesenden stets alles herum zuposaunen was mir impulsiv einfällt.

            Zum Schluss zu Ihrer Kritik: Mein Kommentar bestand aus Lehr als schlechten Empfehlungen UND ich sehe da keineswegs Empfehlungen sondern passende Alternativvorschläge - ich meine ein zahnloses Baby sollte statt eines rohen Kohlrabis auch lieber Babybrei essen obwohl ich das bei weitem kaum jemanden empfehlen würde ;)

        • @outsourced:

          @Outsourced: Bleib mal locker. Die Leute verstehen halt nicht das gefühlte Fairness wichtiger als Semantik ist.

          Darum zur Erläuterung für die Boomer (also jeder über 30!):



          Wer das Haus verlässt ist halt keine Anwohnende mehr. Anschließend beim betreten der Vorlesung wird sie zur Studierenden und dazwischen war sie ÖVP-Fahrende.



          Also alles easy!

          • @Andi S:

            Ich geben Ihnen recht, allerdings ist der Polizist auch Polizist wenn dieser nicht im Dienst ist und ÖPNV fährt? Oder ist er dann atmender öpnv-fahrender Exekutierender?

            Is Quatsch, nä? Kommt ja immer darauf an in welchem Zusammenhang die Tätigkeit steht...

        • @outsourced:

          Sehe ich auch so.

          Das ist die 2.0 - Version von denen aus den 70ern:

          "Schau mal, der mit den langen Haaren, ist das ein Junge oder ein Mädchen?"

        • @outsourced:

          Danke für den Kommentar

      • @kick:

        Vorschlag:



        Mitarbeiter der Exekutive werden Exekutierende genannt.

        • @rollef:

          Grammatikalisch ist das nicht ganz korrekt.

          "Das Partizip I drückt Gleichzeitigkeit aus oder eine im Moment des Geschehens stattfindende Tätigkeit."

          Ein Mensch der Exekutive muss nicht dauernd exekutieren und ist daher auch nicht ein Exekutierender als (Amts)bezeichnung.

          Genauso verhält es sich auch mit Student/in. Student/innen sind sie vom Status der Immatrikulation her, aber sie studieren nicht unablässig, sind also nicht immer Studierende.

          Und Sänger/innen sind auch keine Singenden. Es sei denn sie singen gerade.

          Und wenn ich eine Mörderin bin, morde ich auch nicht die ganze Zeit. Ich kann eine verurteilter Mörderin sein, die einmal eine Mordende war. Ich sitze dann nicht mit anderen Mordernden im Gefägnis, sondern mit weiteren Mörder/innen.

          deutsch.lingolia.c...verben/partizipien

        • @rollef:

          ok boomer

  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    und wieder einmal zeigt sich, gesellschaftlicher fortschritt kann nicht gewählt werden, sondern muss auf der strasse erkämpft werden. unter einem r2g-senat findet der "sommer der räumungen" statt, erst syndikat, morgen dann die l34 und demnächst dann meuterei und potse, linkspartei und grüne werden krokodilstränen vergiessen und die spd in guter noske-tradition beweisen, dass sie sklavisch die diktatur des kapitals durchsetzt, danke bürgerliche demokratie, dass du wieder einmal zeigst, dass der primat der ökonomie herrscht.



    ps ich bin ganz sicher kein fan der idealistischen anarcha-autonomen aus der l34&r94, aber obdachlosigkeit allgemein und während einer weltweiten pandemie, ist kein spass

    • @90564 (Profil gelöscht):

      Naja, waren auch zwei Jahre Zeit ne neue Butze zu suchen. Wurde halt gespielt und dann verloren...

      Fortschritt auf der Straße erkämpfen? Leider glaubt ja jeder den Fortschritt für sich gepachtet zu haben. Irgendwie dünkt es mir, dass am Ende immer wenig Sieger und viele Verlierer rauskommen. Aber wahrscheinlich bin ich vom Opium des Kapitalismus betäubt und erkenne nicht mein Hamsterrad.



      Also Vorwärts immer und Rückwärts nimmer... oder so.

      • 9G
        90564 (Profil gelöscht)
        @Andi S:

        nein, klingt wie hamsterrad akzeptiert, bestmögliche hamsterrad, yeah!