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Soziologin über AnhängerInnen der AfD„Es geht um Emotionen“

Die Soziologin Cornelia Koppetsch gibt den Linksliberalen und der „kosmopolitischen Elite“ eine Mitschuld am Aufstieg der AfD. Die seien zu exklusiv.

Die AfD ist kein Ost-Problem, auch im Westen findet sie Anhänger (Archivbild) Foto: reuters
Sabine am Orde
Interview von Sabine am Orde

taz am wochenende: Frau Koppetsch, bei den Landtagswahlen am Sonntag hat etwa jeder Vierte AfD gewählt. Warum ist ihr Erfolg gerade in Ostdeutschland so groß?

Cornelia Koppetsch: Weil Ostdeutschland ein Transformationsland ist, wie beispielsweise Polen auch. Die Wende hat zu dramatischen Umbrüchen geführt. Alte Industrien wurden abgewickelt, die meisten Führungspositionen in Universitäten, Verwaltung, Kulturinstituten mit Wessis besetzt. Es gab gebrochene Biografien und soziale Abstiege. Die Ostdeutschen fühlen sich benachteiligt – und nicht ganz ohne Grund. Ihnen ist ihre Gesellschaft weggebrochen.

Und deshalb stimmt man in Brandenburg für einen Spitzenkandidaten mit rechtsextremer Biografie?

Ehrlich gesagt wundert mich das auch. Der Anspruch von Rechtspopulisten besteht ja darin, die Mitte zu vertreten. Aber da verstärkt sich der Rassismus der einen mit dem Oppositionsgeist der anderen wechselseitig.

Wer sind die Wähler und Wählerinnen der AfD, nicht nur im Osten?

Sie kommen aus allen Schichten: aus den privilegierten konservativen Milieus, der traditionellen Mittelschicht und aus prekären Milieus, aber es sind eben nicht verstärkt Arbeitslose und Empfänger von Sozialleistungen. Was sie eint, ist das Gefühl, an Einfluss, Bedeutung und Macht verloren zu haben, nicht nur in materieller Sicht. Sie sehen ihre bisherigen Privilegien bedroht. Es ist eine Querfront der Verlierer.

Kann man so auch den Wahlerfolg zum Beispiel in Baden-Württemberg erklären? Ein reiches Bundesland, wo die AfD 2016 15 Prozent der Stimmen geholt hat.

Ja. In Ostdeutschland waren die Auswirkungen zwar besonders krass. Aber es gibt überall in der Gesellschaft soziale Entwertungen, die ähnliche Wirkungen haben können: Arbeitnehmer, denen das Leitbild des männlichen Familienernährers wegbricht. Oder aus dem akademischen Bereich: Wissenschaftler, die sich die ganze Gelehrsamkeit der Soziologie angeeignet haben, merken, dass man mit Max Weber heute nicht mehr weit kommt, sondern wissen muss, wie man Drittmittelanträge schreibt. Und viele von ihnen erleben es als eine brutale Entwertung ihres Berufsbildes, dass viele BA-Studenten heute fast schon nicht mehr das Niveau einer Volkshochschule erreichen.

Im Interview: Cornelia Koppetsch

42, ist Professorin für Soziologie an der TU Darmstadt. Für ihr Buch hat sie auch Interviews mit AfD-Anhängern geführt. „Die Gesellschaft des Zorns“ ist im Transcript-Verlag erschienen.

Was verbindet diese Wissenschaftler mit einem Stuttgarter Arbeiter, der Angst um seinen Job hat, weil ausländische Arbeitskräfte vielleicht billiger sind? Oder mit einem Ostdeutschen, dessen Beruf es nach der Wende nicht mehr gab? Oder mit Alexander Gauland?

Es geht um soziale Deklassierung, und das trifft auch auf Gauland zu. Dieser war als Konservativer in der CDU erfolg- und einflussreich – doch sein Politikverständnis und sein Gesellschaftsbild wurden zunehmend an den Rand gedrängt. Es geht nicht nur um Ökonomie. Es geht auch um Einfluss und Macht, um die Frage, ob mein Habitus, meine Werte von Bedeutung sind.

Wo sehen Sie den Anfang dieser Entwicklung?

Rechtspopulismus ist eine autoritäre Reaktion auf die Globalisierung, die sich gegen den Neoliberalismus und die globale Öffnung der Wirtschaft wendet und gegen den kosmopolitischen Liberalismus der neubürgerlichen Kultur. Es ist eine Reaktion auf einen unbewältigten epochalen Umbruch – die wachsende Macht transnationaler Unternehmen, der Fall der Mauer, die Hartz-Reformen, Schrumpfungsprozesse im ländlichen Raum und der Aufstieg kosmopolitischer Eliten.

Zweitstärkste Kraft

Die Ergebnisse Bei den Wahlen am vergangenen Sonntag wurde die AfD in Sachsen mit 27,5 Prozent und in Brandenburg mit 23,5 Prozent jeweils zweitstärkste Kraft. In beiden Ländern trat sie mit Spitzenkandidaten an, die dem „Flügel“ zuzurechnen sind, den der Verfassungsschutz im Blick hat.

Wir haben die Europäisierung, die mit Zentralisierung und einer Entmachtung lokaler Eliten einhergeht. Europäische Freizügigkeit und Migration bedeuten für manche mehr Konkurrenz. Hinzu kommt, dass sich viele einst Etablierte durch Diversity und Gender, durch den Aufstieg von Frauen und Migranten noch zusätzlich benachteiligt sehen.

Sie geben denen, die Sie kosmopolitische Eliten oder linksliberales Milieu nennen, eine Mitschuld am Aufstieg des Rechtspopulismus.

Ich würde nicht von Schuld sprechen wollen. Ich beschreibe einen gesellschaftlichen Konflikt, ohne eine Wertung vorzunehmen. Die Kosmopoliten haben das Selbstbild, inklusiv zu sein, gleichzeitig aber ein historisch nahezu unübertroffenes Niveau an Exklusivität erreicht.

Wie meinen Sie das?

Sie umgeben sich mit Leuten, die die Dinge genauso sehen wie sie. Sie ziehen in Gründerzeitbauten und nicht in den Plattenbau. Die Kreise werden über Kompetenzen, Geschmack und kulturelle Codes geschlossen und über Bildung an die nächste Generation weitergereicht.

Die Kosmopoliten haben neue Spielregeln durchgesetzt und tatsächlich weniger Diskriminierung erreicht. Doch sie sind in sozialstruktureller Hinsicht nicht egalitär – die Codes haben sich nur verändert. Anstelle der traditionellen Hochkultur und eines fixen Bildungskanons zählt heute die kulturelle Allesfresserei: Neugierde auf fremde Kulturen, Flexibilität und die Beherrschung einer Vielzahl von kulturellen Repertoires.

Als Professorin gehören Sie auch zum kosmopolitischen Milieu.

Darum geht es aber nicht. Ich versuche hier, mit dem Instrumentarium der Soziologie einen gesellschaftlichen Konflikt zu beschreiben, ohne mich auf eine Seite zu schlagen.

Unterschätzen Sie mit dem Fokus auf die linksliberalen Kosmopoliten nicht die Mobilisierungskraft von Rassismus, die die AfD und andere radikal rechte Parteien so perfekt zu nutzen wissen?

Dass das rechtspopulistische Weltbild indiskutabel ist, ist klar – darüber braucht man nicht mehr diskutieren. Ich möchte den Blick darauf lenken, dass die kosmopolitischen Eliten Teil dieser Dynamik sind, weil sie ihre eigene Moral zum Maßstab erheben und nicht sehen, wie sehr sie dabei eigenen Privilegien verhaftet bleiben, die andere ausschließen. So wie auch die Westdeutschen an dem, was in Ostdeutschland geschieht, nicht unschuldig sind.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Sie bezeichnen Rechtspopulismus als politische Therapie. Was soll das für eine Behandlung sein?

Anders als viele Erklärungsansätze, die darlegen, dass Rechtspopulisten eine rationale Agenda verfolgen, die Migration zu unterbinden, weil sie eine objektive Konkurrenz darstellt, glaube ich, dass die Triebkräfte der rassistischen Ausgrenzung nicht nur rational sind. Es geht darum, Ängste an einem Stellvertreter festzumachen und zu bekämpfen – dem Migranten. Alles, was einen stört oder frustriert, kann in ein bedrohliches Außen verlagert werden. Das wirkt wie eine politische Therapie.

Nach Ihrer Analyse findet man sich in einer Art Ressentiment-Gemeinschaft zusammen, die Sie „Neogemeinschaften“ nennen. Was meinen Sie damit?

Nehmen wir eine populistische Plattform wie Politically Incorrect, es gibt inzwischen ja viele davon. Da tummeln sich Leute, die in ihrem realen Leben keine Anerkennung für ihre Ansichten bekommen, sie sind ja Abweichler. Aber in der Plattform finden sie eine Gemeinschaft, in der sie sich ihre Ansichten um die Ohren hauen und am Ende ganz vertraut sagen, dass sie jetzt mal ins Bett gehen.

Welche Bedeutung hat das?

Kompensation für die Verlierer, die sich hier sammeln. Und Solidarität. Es sind Gemeinschaften, die in die Lücken treten, die erodierende Gewerkschafts-, Parteien- und Vereinsbindungen hinterlassen haben. Es wird dort ganz klar zwischen In- und Outgroup unterschieden, zwischen wir und sie. Sie sind digital und oft global vernetzt, eine physische Anwesenheit ist nicht mehr nötig.

Ihr Buch heißt „Die Gesellschaft des Zorns“. Sind Zorn oder Angst die entscheidenden Kategorien?

Gefühle der Abwertung werden oft mit Angst und Scham beantwortet, sind dann zum Schweigen verdammt. Angst demobilisiert. Erst wenn ich ins Ressentiment rutsche, zornig werde, kann aus der Deklassierung eine Systemopposition entstehen – wenn ich Menschen treffe, die sich mit mir verbünden.

Sie schreiben, Aufklärung helfe nicht.

Ja, denn es sind ja emotionale Gründe, warum AfD-Anhänger da sind, wo sie sind. Es nützt nichts, ihnen das zu nehmen, was ihnen hilft. Man muss an den Emotionen ansetzen. Bei einigen meiner Interviewpartner liegt die Krise etwa zehn Jahre zurück. So lange dauert die Radikalisierung. Das hat sich in die Persönlichkeiten eingefressen, das kriegt man nicht so leicht weg.

Wie sollte man mit AfD-Anhängern also umgehen?

Vielleicht sollte man sie umarmen. Natürlich nicht auf der Ebene der Parteien. Und bei allem, wo es um Rassismus geht, ist die rote Karte gefragt. Aber man muss sich die Anliegen der Anhänger dort näher angucken, wo sie vielleicht auch berechtigt sind, müsste sie wieder gesellschaftlich und kulturell repräsentieren, ihnen ein alternatives Sprachrohr an die Hand geben. Aber das dauert. 30 Jahre hat es gedauert, bis sich diese autoritäre Bewegung formiert hat. Vielleicht braucht man weitere 30 Jahre, um diese Spaltung wieder zu kitten.

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77 Kommentare

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  • Was mich nur wundert, ist folgendes:



    Gewinner und Verlierer hat es doch auch früher schon gegeben. Und Verlierer hatten immer erst Erfolge, wenn sie sich zu einer Protestpartei zusammenschlossen. Das ist gelebte Demokratie: Warum tun Frau Koppetsch und die Journalistin so, als wäre es die totale Ausnahmesituation?



    Ich denke, die Ausnahmesituation ist eher eine andere: Da hat sich eine ganze Generation (die 68er) eingeredet: Wir sind das Ende der Geschichte und zu uns wird es keine Alternative mehr geben. Und wird jetzt von der demokratischen Normalität überrollt.

  • Rechtsradikale umarmen ? Pfui Deibel.



    Faschos mit Affirmation zu begegnen ist garantiert der falsche Weg.



    Kann man ( siehe auch "SPIEGEL" Artikel hierzu) am Dresdner "KulturHaus Loschwitz" besichtigen: Erst wirbt man um Verständnis für die Brownies, dann hagelt es Wahlempfehlungen für die AfD.

    • @Mogel:

      "Faschos mit Affirmation zu begegnen ist garantiert der falsche Weg."

      Rosen auf den Weg gestreut





      Ihr müßt sie lieb und nett behandeln,



      erschreckt sie nicht – sie sind so zart!



      Ihr müßt mit Palmen sie umwandeln,



      getreulich ihrer Eigenart!



      Pfeift euerm Hunde, wenn er kläfft –:



      Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!

      Wenn sie in ihren Sälen hetzen,



      sagt: »Ja und Amen – aber gern!



      Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!«



      Und prügeln sie, so lobt den Herrn.



      Denn Prügeln ist doch ihr Geschäft!



      Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft.

      Und schießen sie –: du lieber Himmel,



      schätzt ihr das Leben so hoch ein?



      Das ist ein Pazifisten-Fimmel!



      Wer möchte nicht gern Opfer sein?



      Nennt sie: die süßen Schnuckerchen,

      gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen …



      Und verspürt ihr auch



      in euerm Bauch



      den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft –:



      Küßt die Faschisten, küßt die Faschisten,



      küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft –!

  • Ich denke, es geht um Misserständnisse und Eierkrauelen des inneren Schweinehundes.



    Missverständniss, weil Weltgewandheit kein Luxus ist, den sich nur wenige leisten können, sie führt auch nicht automatisch dazu, zur Führungselite zu gehören. Auch geht es nicht um Kosmopolitismus gegen Heimatverbundenheit sondern Alteingesessenes gegen Wandel an sich. Populisten kraulen nun gerne den inneren Schweinehund und biedern sich gern an den Bösen Zwilling des globalpropagiertem Glaubens an den Inneren Glückesschmied an, der lauert, wenn es mit dem Schmieden nicht klappt wie gewünscht.



    Was nämlich Populisten eint, ist Befriedigung von Missgunst. Deren Anliegen ist ja nicht den realen Status der Wähler durch konkrete Massnahmen zu bessern, sondern dem Wähler konkrete Massnahmen zur Statusverschlechterung Missliebiger anzubieten.



    Populismus ist das Versprechen die Welt so zurechtzubiegen, dass man selbst sich nicht ändern muss um in ihr zu bestehen.



    Deswegen jault der Schweinehund, wenn es heißt, wir schaffen das.

  • Man könnte also sagen, die Mehrheit der Gesellschaft hat sich linksliberal entwickelt, ihre Meinung (Forderungen nach besserem Sozialstaat, mehr Ökologie, usw. wie Umfragen seit längerem belegen) hat auf der politischen Ebene aber keine Umsetzung gefunden. Daran ist diese Mehrheit also nun „Schuld“ und muss sich mit der gelenkten Aggression eines rechtsoffenen Mobs gegen sie abfinden und versuchen, ihm entgegenzukommen.

    Diese Perspektive lässt die Machtverhältnisse komplett außer acht. Wenn sich eine



    Soziologin die Spalt-Propaganda der Rechten als Brille aufsetzt, kommt am Ende nicht mehr als geschichtsvergessene Zustandsbeschreibung heraus, aus der sich die Ausgangsperspektive selbst legitimiert. Als Bestandsaufnahme mag die Studie ihre Berechtigung haben. Was ihre Verfasserin hier implizit vom linksliberalen Milieu fordert, nämlich die Inklusion mindestens unangenehmer Denkstile und Verhaltensweisen, ist privat nicht zu leisten. Das Ressentiment besteht traditionell auf der Ebene der Deklassierten und wird ihnen von der Wiege bis zur Bahre staatlich und privatwirtschaftlich als Minderwertigkeitsgefühl eingebläut. Was unter den Unionsregierungen sträflich abgebaut wurde, sind sozialpädagogische Fürsorgestrukturen, die die Empfänglichkeit für Demagogie verringert hätten, aber man entschied sich bewusst für mehr Stimmvieh, das nun noch ruchlosere Demagogen einfangen. Ohne diese Masse, wäre die AfD nicht mehr als ein Haufen älterer wohlhabender Arroganzler, die sich mit der allgemeinen Entwicklung arrangieren müssen, wie alle anderen auch.

  • Finde es schwierig, jemanden zu umarmen, der eine Partei wählt, die sich an einer Hetzjagd auf Flüchtlinge, wie bspw. in Chemnitz, beteiligt.



    Ich befürchte, mit einer Waldorfpädagogik wird das nichts und genauso scheitern, wie in der Weimarer Republik. Da dachten bspw. einige Homosexuelle in Berlin ja auch: Ach die Nazis werden schon nicht so schlimm sein, der dicke Röhm ist ja auch regelmäßig in der Schwulenszene unterwegs. Den dicken Röhm und seine Anhänger zu umarmen, hat ja mal so gar nichts gebracht! Und die Vorstellung, dass sich die Gewinner, also die Vermögenden und oberen Einkommensschichten für die Belange der frustrierten Verlierer und Protestwähler der Gesellschaft interessieren werden, ist sehr naiv! Für die Protestwähler, die die Linkspartei u.a. wegen der Agenda 2010 und den sozialen Verwerfungen gewählt haben, interessieren sich diese Eliten bis heute nicht. Eher wird dann letztendlich gemeinsame Sache mit der AfD gemacht, wenn es der Gewinnmaximierung dient. Das haben die Weimarer Wirtschaftseliten hinbekommen, das wird erneut klappen, wenn die Gewinnmaximierung stimmt! Ich hoffe, hier wachen die Leute nicht erst auf, wenn Höcke Bundeskanzler und Hans-Georg Maaßen sein Vizekanzler geworden sind! Auch schwierig bspw. von Charlotte Knobloch zu erwarten, dass sie Wähler einer rechtsradikalen Partei umarmt!

    www.sueddeutsche.d...edrohung-1.4301858

  • Die Faschisten sind in Ostdeutschland nicht über die letzten 30 Jahre "entstanden". Ein Staat wie die DDR, nationalistisch, militaristisch und totalitär hat die Gesinnung unter einem angeblichen Sozialismus gehegt und gepflegt.

  • Ui. Guter Artikel für die taz, außerdem, weil es dabei bei der Redakteurin knirscht.

    Feinste Sahne bspw "Sie geben denen, die Sie kosmopolitische Eliten oder linksliberales Milieu nennen, eine Mitschuld am Aufstieg des Rechtspopulismus."

    Übersetzt: Ich packe ihre ausgedachten Etiketten mal mit spitzen Fingern an, wohl wissend, dass es keine ausgedachten Etiketten sind und dass sie voll auf mich zutreffen und interpretiere die Aussage dann auf der hier (wie so oft) unpassenden und eher albernen Ebene der Schuld.

    Mitverursacher, wenn Sie's gerne klarer und in weltlich hätten. 0:1

    Dann die Antwort: "Ich würde nicht von Schuld sprechen wollen. Ich beschreibe einen gesellschaftlichen Konflikt, ohne eine Wertung vorzunehmen. Die Kosmopoliten haben das Selbstbild, inklusiv zu sein, gleichzeitig aber ein historisch nahezu unübertroffenes Niveau an Exklusivität erreicht."

    BUMM

    Und die Nachfrage: "Wie meinen Sie das?"

    Was genau war an dem letzten Satz der Soziologin nicht zu verstehen? Er ist kurz, präzise und brutal ehrlich und beschreibt die gesamte Misere dieser Gruppe und des ganzen anhängigen Biotops.

    Die Nachfrage signalisiert mir die Weigerung, sich auf den Gedanken einzulassen, und evtl auch Interviewtaktik - stellen wir uns mal dumm, vielleicht verliert sie ja den Faden oder bringt irgendwas Nebensächliches, wohin ich dann ablenken kann. 0:2

    Das passiert aber nicht, im Gegenteil. Frau Kopetsch bleibt voll auf dem Punkt und liefert weiterhin schlüssige Begründungen und Zusammenhänge. Statt sich nun endlich mal auf's Inhaltliche einzulassen, wird die Redakteurin persönlich - Sie gehören ja auch zu der Clique.

    Auch dieses Ablenkungsmanöver pariert die Soziologin ohne Mühe. 0:3

    Usw. Im weiteren Verlauf kommt es dann tatsächlich zu mehr Austausch.

    Man ist förmlich live dabei bei der widerwilligen Auseinandersetzung einer Linksliberalen mit einer ihr unangenehmen Selbsterkenntnis.

    Höchste Zeit.

    • @uvw:

      Ist aber doch überzeugender als ein gefälliges Interview mit lauter Steilvorlagen. Erst die souveränen Antworten auf kritische Fragen verleihen der Position der Interviewten ihr Gewicht. Gerade, wenn man davon ausgehen muss, dass sie großen Teilen der Leserschaft gar nicht schmeckt.

      Das trotzdem zu bringen, spricht doch für die Interviewerin und die taz. Hier übrigens ein weiteres, ebenfalls sehr gutes taz-Interview mit Koppetsch:

      taz.de/Soziologin-...lschicht/!5516398/

  • 9G
    95309 (Profil gelöscht)

    Guter Artikel. Im übrigen steht sie mit der Betrachtungsweise nicht alleine. Francis Fukuyama " The Demand for Dignity" argumentiert ähnlich.

  • Es geht doch - siehe das Interview - gerade nicht um Geld. Meine Beispiele zielten auch nicht allein darauf, sondern im Falle des Braunkohlearbeiters und seiner Familie auch auf "Abwertung". Was interessieren mich Eure dreckigen Arbeitsplätze, mit denen ihre die Welt zerstört - kommt halt nicht so gut an.

    Daher helfen auch Geldgeschenke nicht. Es geht er um eine Attitüde, die stark überspitzt lautet: "wir sind die Guten und haben den Durchblick und wenn ihr nicht jeden Kontinent bereist und dort viele Freundschaften (Flug natürlich neuerdings mit Ausgleichszahlung) habt, könnt ihr eh nicht mitreden, ihr Provinzheinis......"

  • „Was verbindet diese Wissenschaftler mit einem Stuttgarter Arbeiter, der Angst um seinen Job hat, weil ausländische Arbeitskräfte vielleicht billiger sind?„

    Stuttgarter Arbeiter? Bei der Kommunalwahl 2019 hat die AfD in Stuttgart landesweit mit ihr schlechtestes Ergebnis eingefahren.

  • Gut gebrüllt Löwe. Nur wieso sollte eine links-liberale "Elite" daran schuld sein, daß sich andere Bevölkerungsteile in Untertanengeist, die da oben und wir da unten und politischer Konsumentenmentalität suhlen ? Nein diese Leute wollen keine politische Verantwortung übernehemen und wenn dann wollen sie die Macht. Ich kann an dieser soziologischen Verwahrlosung Mitschuld erkennen.

  • Es ist noch etwas komplizierter: Die CDU ist in den letzten 20 Jahren nach links gerückt. Dadurch ist ein Vakuum im bürgerliche-konservativen Spektrum entstanden, das die AfD nun in Teilen ausfüllt. Alle AfD-Wähler als rechtsradikal zu bezeichnen, verkennt genau die soeben von mir genannte Tatsache. Die AfD ist darüber hinaus aber auch Ziel und Einflussbereich wirklicher Rechtsextremisten und noch dazu ein Sammelbecken der Frustrierten, der Enttäuschten, der Verlierer, die möglicherweise für Rechtsextremisten besonders leicht lenkbar sind, vielleicht aber auch nicht, das wird die zukünftige Ausrichtung der Partei zeigen. Zwei Dinge sind zu bedenken: Auf der einen Seite müssen AfD-Wähler wissen, dass sie eine Partei mit rechtsradikalen Anteilen wählen, um ihren Protest und ihre Wut über das Versagen der etablierten Parteien zu zeigen. Auf der anderen Seite sollte man im linksliberalen Spektrum (zu dem ich mich auch zähle), bedenken, dass eine pauschale Diffamierung aller AfD-Wähler als Nazis erstens ungerechtfertigt ist und zweitens den Graben in der Gesellschaft vertieft anstatt diese Menschen zurückzugewinnen.Die radikalisieren sich dann möglicherweise erst recht.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Kagel :

      Die CDU ist weder sozial- noch sicherheitspolitisch nach links gerückt. Die Überwachung wurde ausgeweitet, reiche nachwievor begünstigt, Polizeibefugnisse erweitert. Wo ist das denn links bitte?

      Was wahr ist: Die CDU ist nicht mehr die rassistische und homophobe Partei die sie mal war. Nachdem Stoiber als hardliner gegen Schröder verlor, tat die CDU das, was unter moderat reaktionären Parteien üblich ist-sie ging ein stückweit mit dem Zeitgeist und mäßigte ihren Ton.

      Ich glaube nicht das man diese 28 Prozent Rechtsradikalen in Sachsen zurückgewinnen kann.

      Was mir Sorge bereitet ist dieses Entgegenkommen und diese Lust auf Afd in der Presse . Was denkt sich da wohl ein armer Rentner im Ruhrpott? "Wenn ich Afd wähle dann bekomme ich auch endlich die selbe Aufmerksamkeit wie die Sachsen und jeder fragt mich wo der Schuh drückt".

      Natürlich sind Leute umstürztlerisch rechts; also Rechtsradikal; die Afd wählen. Jeder weiß mitterweile was er da tut. Die Afd hat jetzt als radikale Alternative noch mehr Erfolg. Die Masken sind gefallen, die Ratten kriechen aus ihren Löchern. Ds passt ja auch zu verschiedenen Studien die es seit Jahren gibt, die eben besagen das gut ein Viertel der Ostdeutschen rassistische, antisemitische, demokratiefeindliche Positionen verinnerlicht hat.

      Das Ganze wurde nicht durch eine CDU die nach links gerückt ist verursacht, sondern durch eine erzkonervative Sachsen-CDU klein geredet, bestätigt und verharmlost, so daß über beinahe drei Jahrzehnte ein rechtsradikales Milieu entstehen und sich ausbreiten konnte.

    • @Kagel :

      So nach links gerückt ist die CDU nicht. Die Positionen die die AfD vertritt haben dort bestenfalls einige wenige Radikale vertreten und waren niemals auch nur ansatzweise mehrheitsfähig. Der Rechtsextremismus ist in der DDR und der BRD in Bierzelten und Hausmeisterstuben entstanden und zwar als Phänomen von sich deklassiert fühlenden. Nun sind aber deren narzißtische Kränkungen die heute zur Überkompensation neigen nicht zu befriedigen bzw. besänftigen. Auch ist die Frage ob es sich bei der AfD und einem Großteil ihrer Wählerschaft um Nazis handelt unintelligent. Nein es sind abgesehen vom völkischen Flügel, keine Nazis, aber eben auch in den anderen Flügeln Faschisten. Stahlhelm linker Flügel. Nur selbstverständlich ohne deren elitärem Charakter.

  • Interessant und bezeichnend, wieviele Leute sich über ein Buch aufregen können das sie eigentlich gar nicht gelesen haben....

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Cui bono?



    also ich meine das Buch. Mit Freude stelle ich immer wieder fest, das es für alles, aber wirklich für alles Experten gibt.Welchen sichtbaren, nachvollziebaren, in der Praxis umsetzbaren Nutzen kann ich ( aus der hart arbeitenden Bevölkerung...)aus dem Buch übernehmen. Bis ich das herausgefunden habe, versuche ich weiter--hoc ergo propter hoc- zu verstehen!

  • Ich habe selten eine so treffende und vollständige Analyse gelesen.

    Seit Breivik und der Identitären Bewegung sollte die Bedeutung von Emotionen für politische Überzeugungen eigentlich allgemein bekannt sein.



    Die Beschreibung finde ich in ihrer Allgemeingültigkeit sehr gelungen.

  • Spannendes Interview. Mir war es jedenfalls eine Anregung zum Nachdenken.

    Vermutlich bedarf es, wie Frau Koppetsch es tut, der "Empathie der Forscherin", um diese Spaltung zu überwinden. Mir jedenfalls fällt so etwas schwer.

    Für mich unaufgelöste Unstimmigkeiten:

    (1) Auf die Frage: "Sie geben denen [...] eine Mitschuld am Aufstieg des Rechtspopulismus" kommt erwartungsgemäss "Ich würde nicht von Schuld sprechen wollen. Ich beschreibe einen gesellschaftlichen Konflikt [...]" -- so weit, so gut: ganz die Soziologin. Um dann vier Fragen weiter selber "So wie auch die Westdeutschen an dem, was in Ostdeutschland geschieht, nicht unschuldig sind" von Schuld zu sprechen. Watnu?

    (2) Der Frage "Unterschätzen Sie mit dem Fokus auf die linksliberalen Kosmopoliten nicht die Mobilisierungskraft von Rassismus [...]" scheint Frau Koppetsch auszuweichen -- oder das Interview ist ungeschickt transkribiert. Ich sehe einen deutlichen Unterschied zwischen den Hetzern (Höcke et al) und ihren WählerInnen. Sehr wahrscheinlich verachten erstere die zweiten sogar.

    (3) "Politische Therapie"? So wie der Serienmörder "als Therapie" Menschen erwürgt? Da brauche ich mehr Erklärung.

  • Ich kann den Artikel mal etwas eindampfen: Wer von Arbeitslosigkeit bedroht ist, interessiert sich nicht besonders fürs Klima. Wer mit seinem alten Diesel nicht mehr in die Stadt zu seiner Arbeit fahren darf, sich aber kein neues Auto leisten kann, der hält "Elektromobilität" für eine Freizeitbeschäftigung für wohlhabende Grüne. Ich möchte den sog. Wissenschaftlern, Schlaubergern und Besserwessis mal empfehlen, sich als "Feldforschung" mal lieber in die eine oder andere Kneipe in der ostdeutschen Pampa zu setzen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Thomas Schöffel:

      War das nicht eher ein Umdampfen? Ein tiefer Griff in den hauseigenen Zettelkasten?

      "So genannte Wissenschaftler, Schlauberger und Besserwessis": soll das schon alles gewesen sein?

      Für die Feldforschung wird gar keine Kneipe benötigt. Posts wie der Ihre sind aussagekräftig genug.

      Ein Hoch auf die Differenzierung!



      Gerne würden wir Sie auch dabei begrüßen.

  • Danke für das gute Interview.

    Da es ja viel Kritik unter anderem an der Taz impliziert, meinen Respekt an die Taz, dass das Interview so erscheint.

    • @rero:

      Ja, das ist in der Tat bemerkenswert - und unterscheidet die taz positiv von vielen anderen Zeitungen. Vielleicht, dass die „Empathie der Forscher[*innen]“ einfach weiter verbreitet ist unter solchen Journalisten, die jeden Tag neue Rekordzahlen vermelden können in der Rubrik „taz - zahl‘ ich“.

      Der befragten Soziologin, jedenfalls, stimme ich in vollem Umfang zu. Und ich möchte an dieser Stelle Kapitänin Rakete zitieren: Wir haben es mit einer Krise der Solidarität zu tun.

      Das, was bockige Wendeverlierer, rechtskonservative Westbürger und gewaltbereite Nazis verbindet, ist der Umstand, dass sie sich gegenseitig das zeigen, was sie unter Respekt verstehen. Nichts mehr zu sagen zu haben, halten sie einfach nicht aus. Deswegen sind sie jedem dankbar, der ihnen nicht nur zuhört, sondern auch recht gibt.

      Leider sind linksliberale Besserwisser theoretisch stark und praktisch relativ schwach. Sie sind sich sich ihrer eigenen Sache, ihres neuen Einflusses wohl so wenig sicher, dass sie kein Risiko eingehen wollen. Aus Angst, die Kontrolle zu verlieren, schauen sie sich ihre Gegner nicht genau genug an. Brauchen sie auch nicht, weil sie ja nicht zu unterscheiden beabsichtigen. Sollen sich doch andere die Finger dreckig machen!

      Es kommen bloß keine anderen. Was die linksliberale Elite nicht leistet an Integrationsarbeit, das bleibt einfach liegen - und wächst sich zu einem Berg von Problemen aus. Es rächt sich halt, wenn das Bürgertum seinen Nachwuchs zwar kulturell bildet, ihn aber nicht das eigenhändige Arbeiten lehrt.

      Ich fürchte, ganz ohne Mut zur eigenen Courage und ganz ohne ernsthafte Kritik an der eigenen Sozialisation wird das moderne, linksliberale Bürgertum auch nicht mehr Nutzen stiften als das alte, rechtsreaktionäre. Die 68er haben revoltiert, nicht revolutioniert. Genau wie die 89er. Das Ende vom Anfang steht noch aus. Wenn es nicht bald kommt, könnte das der Anfang eines neuen Endes sein. Auch für den Linksliberalismus, wie wir ihn kennen.

  • Widerspruch Frau Koppetsch!

    Aber es gibt doch jederzeit die Möglichkeit sich egalitär zu organisieren und Klassenkampf zu betreiben.



    umgekehrt sind die Rechtsradikalen nur noch autoritärer und ausschließender als die als exklusiv bezeichneten Linksliberalen.



    Nichts ist exklusiv an einer KlimaWerkStatt - aber die Münchner Wirtschaftsgespräche aus denen 2013 die Wahlalternative 2013 hervorging, die war es.



    Nichts ist exklusiv an einem Plenum von Geflüchteten in meiner Stadt - aber die Mark Banco Anlegertagung 1.6.2013 mit Oliver Janich, Thorsten Polleit, JG Hülsmann, B.v.Storch, K-A. Schachtschneider, mit Frank Schäffler und den Hayek-Leuten, in der Hamburger Börse und dem Nobelhotel Steigenberger - das war elitär.



    In der AfD wimmelt es von Burschenschaftlern - Fallen Sie nicht auf die Sozialdemagogie ostdeutscher Nazis rein!

    • @nzuli sana:

      Mir ist keine konkrete Darlegung der Klasseninteressen von den politischen Linken bekannt.



      Erklären Sie doch mal exakt, was Poletarier, welche die Sozialkosten zahlen, mit dem neuen Lumpenproletariat verbindet an gemeinsamen Interessen?

      Autoritarismus haben Sie auch von links gegenüber Klimawandel und Migrationsstandpunkt.

    • @nzuli sana:

      Das Eine ist die Parteielite und ihre Finanziers, das Andere, wo und womit sie ihre Wähler ködert und hält, und das Dritte, wieso das greift und was sich ändern sollte, um diese Mechanismen zu durchbrechen. Leider bleibt der Artikel wie so viele am Ende bei der Beschreibung stehen. Sicher nützlich, Kurz- und langfristige Maßnahmen aber Fehlanzeige.

      Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupte, der Neoliberalismus der 80er ff erntet hier die Früchte der Deregulierung der Arbeitsmärkte, des Rückbaus der Kultur- und Bildungsoffensiven der 70er, des Umbaus der Universitäten zu Dienstleistern der Wirtschaft, des Ausrichten aller gesellschaftlichen Bereiche am Geldwert usw. (Sonntagsreden ausgenommen).

      Nicht umsonst ist das chilenische Modell die Blaupause für das, womit die Chicago Boys die Welt eroberten. Man könnte es also auch als Abwehrschlacht des Neoliberalismus gegen die gesellschaftlich geforderten Konsequenzen aus der Bankenkrise und der ökologischen Krise deuten. Angesichts der Finanzierung der rechten Parteien und der think tanks, liegt das zumindest nahe.

      Das ist ein weiterer blinder Fleck in der Berichterstattung über diese Parteien. Zumindest für Tea Party, Trump und den Brexit sind die Geldströme und Zuarbeiten (auch die verdeckten beider Felder) inzwischen analysiert. Die AfD hat ihre Geldzuflüsse noch immer nicht erklärt, Millionen muss man aber erst mal spenden können, wer das kann, hat sie über. Presse schnarcht, tagesaktuelle Kolportage geht vor etwas aufwändigerer Recherche. Dabei muss man die Quellen nur mal ein paar Tage zusammentragen.

    • @nzuli sana:

      Volle Zustimmung.

  • Prima, da hat aber jemand den Reinhard Kühnl, etwa den alten Schinken "Formen bürgerlicher Herrschaft" gelesen.



    Es kommt mir bald so vor, als bräuchten wird die AfD, wie die Luft zum atmen. Mit unserem alten dunklen Schatten kann sich bald jeder in die Sonne labern. Das ist das ganze Geheimnis. Steigen wir hinab von der Lounge unsres Luxusliners, machen Interviews, schreiben ein Buch...na, was wird's kosten?



    Die 1,5 Millionen hatten wir vor vier Jahren in Blechhütten gepfercht...Tuvia Tenenbom hat's aufgeschrieben. Wo sind sie geblieben?..Na, von dort hat man Sie in den vergammelten sozialen Wohnungsbau der 70er getrieben. Kannst ne ETW ersteigern, Mindestgebot 20000, die Miete bekommst du sicher von der Stadt. Schau aber nicht auf das Elend, etwa nebenan..... das arme Kind hustet sich die Milch aus dem Leib..der Schimmel an der Wand.....



    Sind die Bürger aufgerufen, Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen?



    Absolut, sagt Katrin Göring-Eckardt ....nur wenige wirklich ANSTÄNDIGE wie Martin Patzelt zeigen wies geht: www.martin-patzelt...ffener-Brief-.html



    Sonst ist es wie in grauer Vorzeit. Die zwei mittelalterlichen Gewalten Kaisertum und Papsttum, vom Hofe und aus dem Kloster lässt es sich trefflich predigen........

  • Vielleicht sollte man langsam auch mal anfangen das Narrativ von den sich abgehängt fühlenden Wendeverlierern die halt mal Protest wählen, es ja aber eigentlich gar nicht so meinen in Frage zu stellen. Spätestens die aktuellen Wahlen haben doch klar gezeigt, dass die AfD eben kein einmaliges Phänomen ist, dass mal kurz ins Parlament rutscht weil zu Viele meinten "denen da oben" mal eins auswischen zu wollen, sondern Ergebnis einer relevanten Wählerbasis menschenverachtender Anti-Demokraten. Wer sich wiederholt und wissentlich Rechtsradikale und Neo-Nazis als seine politische Repräsentanz wählt ist Rechtsradikal oder Neo-Nazi und sollte auch so behandelt werden und nicht als trotziges Kind das es leider noch nicht besser weiß.



    Zumal Frau Koppetsch leider auch nicht erklärt wie die hier in der Kritik stehenden Kosmopoliten die geforderte sozio-kulturelle Öffnung bewerkstelligen sollen, wenn letztlich genau der Kosmopolitismus Gegenstand der rechten Kritik ist. Damit "Kompetenzen, Geschmack" und die "Neugierde auf fremde Kulturen" aufzugeben und in Plattenbauten zu ziehen, und dort genau so provinziell und kleingeistig zu werden wie die AfD-Klientel, dürfte sich der Rechtsruck wohl kaum zurückdrehen lassen. Wichtiger als für die nächsten 30 Jahre Umarmungen zu verteilen wäre deshalb Demokratisierung und Denazifizierung entschlossen anzugehen, und zwar bevor eine Situation entstehen kann (etwa eine Wirtschaftskrise mit stark steigender Arbeitslosigkeit) die den Rechten tatsächlich zu einer Mehrheit verhelfen könnte.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Ingo Bernable:

      Generell stimme ich dir erstmal zu, das wir es in Sachsen einfach mit 28 Prozent Rechtsradikalen zu tun haben, die man nicht "wegkuscheln" kann.

      Was aber die arrogante Exklusivität von linksliberalen bis radikalen angeht, verstehe ich sehr gut was gemeint ist.

      Das denke ich an den weggeworfenen Döner den ein Bekannter ahnungslos in eine linke Wg mitgebracht hatte. Der Döner wurde entsorgt als dieser auf die Toilette ging, weil man ja eine fleischereie Wohngemeinschaft sei.



      Anderes Beispiel: Vor ein paar Jahren wollte eine linke Gruppierung kostenloses Kampfsporttraining für Jugendliche in einem türkisch geprägten, sozial schwachen Stadtteil anbieten. Eigentlich eine gute Sache, allerdings waren diese Leute so schockiert von dem typischen Slang der Jugendlichen, das sich die ganze Sache innerhalb kürzester Zeit wieder erledigt hatte. Natürlich waren die Jugendlichen halt einfach nur "Reaktionäre" und ausserdem eh halbe Nazis usw.



      Oder Debatten über "manspreading" in öffentlichen Verkehrsmitteln, anstatt sich für einen besseren Ausbau und höhere Taktung einzusetzen, damit jeder was von hat.



      Oder das " vergessen" wird zu erwähnen, daß man als studierte mittelklasse-frau wahrscheinlich trotzdem mehr Einfluss und das bequemere Leben hat, als ein einfacher männlicher Bauarbeiter und das dieser seine "Privilegien" als weisser Mann möglicherweise deshalb so hart verteidigt, weil ihm im Gegenzug niemand eine andere Alternative anbietet. Schließlich steigt er ja einfach nur ab auf die Stufe einer migrantischen Putzfrau ,oder kann auch der männliche Bauarbeiter von irgendwas profitieren was ihm linksliberale Grüne anbieten?- wenn ja wurde "vergessen" das zu erwähnen

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Keine Frage, das habituelle Gebahren und die Exklusivität vieler linker Zirkel sind berechtigt kritikwürdig.



        Gleichzeitig spricht leider wenig dafür, dass die AfD-Wählenden sich wieder demokratischer orientierten Parteien zuwenden würden, wenn nun etwa alle vegane Polit-WGs beschließen würden die Döner ihrer Gäste zu tolerieren. Viel eher würden sie sich dort noch immer ausgeschlossen und abgeschreckt fühlen weil man dort lieber Butler oder Adorno diskutiert als Sarrazin.



        Und irgendwie stellt es die Situation dann doch auch auf den Kopf wenn man tatsächlich anfängt die Schuld für das Rechtssein der Rechten bei den Linken zu suchen.

    • @Ingo Bernable:

      Es geht zum Beispiel um Geld. Einfach zu sagen, dass die CO2-Steuer kommen muss, nur noch Öko-Landwirtschaft, fair gehandelte Kleidung - ist moralisch absolut richtig, aber eben teuer.



      Gleichzeitig ist es aber ein "Schlag ins Gesicht" derer, die sowieso mit ihrer Arbeit kam über die Runden kommen, an ihrem Döner-Stand kein Ökofleisch anbieten oder die im Bereich Energiewirtschaft arbeite und bei TV-Diskussionen junge Leute sehen, die beim Thema Arbeitsplätze genervt die Augen verdrehen (vielleicht weil die Eltern Beamte sind und sich um so etwas keine Gedanken machen müssen?)....

      • @Dr. McSchreck:

        Die AfD hat Zulauf aus allen Bevölkerungsschichten, eine tatsächliche Armut ist also eher nicht die Triebfeder der Entwicklung und diese deshalb auch nicht als Aufstand prekarisierter Dönerverkäufer zu deuten. Die von Ihnen beschriebene Ablehnung von Öko, Fair, etc. dürfte sich eher sozio-kulturell als ökonomisch erklären. Den allermeisten "Wendeverlierern" dürfte es heute faktisch sehr viel besser gehen als zu Zeiten der DDR, dass sie sich dennoch zu kurz gekommen fühlen mag sein. Aber was will man machen wenn diese Leute etwa ernsthaft glauben, dass Flüchtlinge 6000€ Begrüßungsgeld bekommen würden und dann böse sind weil sie die (ebenfalls) nicht bekommen. Ich sehe nicht wie sich an dieser dermaßen irrationalen Gefühlslage etwas ändern sollte, selbst wenn man beschließen würde massiv Geldgeschenke zu verteilen wären die Ressentiments immer noch da und früher unter Honecker und Stasi sowieso alles besser gewesen.

    • @Ingo Bernable:

      Denazifizierung?



      Wie lange wollen Sie das Spiel so weitertreiben? Bis die AfD in einigen Bundesländern die absolute Mehrheit erreicht? Erkennen Sie nicht, dass es nicht funktioniert?

      Ich finde, Frau Koppetsch wird sogar recht konkret, wie man dem entgegentreten kann: Afd-Anhänger nicht marginalisieren, sondern eine Stimme für ihre Anliegen geben.



      (Rassismus als solches ist kein Anliegen.)

      Das dürfte die einzig effiziente Form der "Denazifizierung" sein.

      • @rero:

        Na ja, aber welche Anliegen, denen man einen legitimen Platz innerhalb eines offnen, demokratischen und pluralistischen Diskurses einräumen könnten bleiben da denn übrig wenn man versucht den rassistischen Anteil der Positionen wegzufiltern. Letztlich wird da doch praktisch jedes Problem monokausal auf die Geflüchteten geschoben. Wo zwischen "Denkmal der Schande", "Vogelschiss" und dem Vorschlag an den Grenzen "auch von der Schusswaffe Gebrauch [zu] machen." (Petry) ist denn etwas zu finden über das sich als ernsthaftes Anliegen sprechen ließe.



        Appeasement und Einbindung können nur dazu führen, dass Positionen die nicht nur in krassem Widerspruch zu allem was man aus der NS-Zeit gelernt haben sollte sondern auch zur Menschlichkeit stehen der Anschein von Legitimität verliehen wird.

        • @Ingo Bernable:

          Einen rationaler Diskurs zu den Themen Migration, Lehren aus dem Holocaust, Klimapositionen findet nicht mehr statt.



          Das ist den Milliardärsmedien geschuldet und dem fehlendem politischem Interesse einer inhaltlichen Auseinandersetzung.

          Anscheinend ist das nicht viel, wenn man dem politischen Gegner eine Vereinnahmung eines breitem rechten Spektrums ermöglicht.

          Menschlichkeit ist ein leeres Wort, weil der Mensch immer auch böse sein kann.

        • @Ingo Bernable:

          Nehmen Sie nicht die Spitzenpolitiker der AfD, blicken Sie bitte auf die Wähler.

          Was man oft heraushört bei AfD-Sympathisanten, ist z. B. der Wert Gerechtigkeit und Ordnung. Das sind nicht per se rechte Werte. Damit lässt sich was anfangen.

          Dass das Gefühl von Ohnmacht und Isoliertheit Zorn hervorruft, während wertschätzende Kommunikation die Wut verrauchen lässt, ist eine olle Kammelle, das hat Frau Koppetsch nicht erfunden.

          Gewaltfreie Kommunikation heißt nicht, dass man den Standpunkt des anderen übernehmen muss.

          Natürlich sind Ausländer und Flüchtlinge ein zentrales Thema. Das ist der Punkt, an dem der deutsche Staat 2015 nicht mehr in der Lage war, eine Ordnung aufrecht zu erhalten (z. B. Registrierung, Unterbringung). Die Überforderung kritisierten ja auch Flüchtlingsunterstützer.

          Außerdem sind Flüchtlinge diejenigen, mit denen die kosmopolitische Elite hier sich lieber identifiziert als mit dem gewöhnlichen Dorfostler.

          Umgekehrt sind die meisten Linken nach meiner Wahrnehmung keine No Border-Verfechter.

          Kompromisse zu finden (Sie nennen es Appeasement.) und möglichst alle einzubinden, davon lebt eine Demokratie, das ist aus meiner Sicht nichts Schlechtes.

          Und Politik ist die Kunst des Möglichen, nicht die Kunst des höchsten moralischen Anspruchs.

          Die AfD ist in mehreren Bundesländern bereits die zweitstärkste Partei. Wie lange wollen Sie noch "klare Kante zeigen"?



          Bis die AfD absolute Mehrheiten gewinnt? Und dann?

          Das Praktische ist doch: Wenn es ein komplementäres Verhalten der neubürgerlichen Liberalen gibt, dann würden Änderungen dort auch den Zorn der AfD-Sympathisanten eindämmen.

          Und davon hätten auch Flüchtlinge und Einwanderer mehr.

          Eine Rest-AfD als Mischung aus NSDAP und Ku-Klux-Klan machen politisch niemandem mehr sorgen, sondern füllen nur noch Gefängnisse.

  • Buchtitel: Die Massenpsychologie des Faschismus. Autor: Wilhelm Reich. Erscheinungsjahr: 1933. Steht alles schon drin und umfassender als bei Frau Koppetsch. Na, immerhin: „politische THERAPIE“. Es geht also um Kränkungen. Nicht anders als 1933 ff. Ohne Bezug auf Krankheit ist der Nazismus damals und heute nicht zu verstehen. „Weltpest Kommunismus“ und „Juden sind ein Geschwür am Volkskörper“. Die politische Therapie: Sieg HEIL und die hochaufgeladene medizinale Wahnidee einer überlegenen Rasse.



    "Rasse", "SiegHEIL", das sind ihrem Ursprung nach medizinale Wahnideen. Der Kern des Nazismus – damals wie heute und wie getarnt auch immer – ist der Hass auf alles Abweichende, Störende, Fremde, Andersartige, Ausländische, Ungesunde: der Hass auf Krankheit, die Ausrottung der Kranken zum HEIL verkalkter Verhältnisse.



    Sieg HEIL&GeSSundheit, diese terroristische medizinale Wahnidee richtete sich gegen alle diejenigen, die als krank diagnostiziert wurden und das waren Juden, sog. Zigeuner, homosexuelle Frauen und Männer, Patienten (275 000 Menschen ermordet im Euthanasie-Programm T 4, sogenanntes „lebensunwertes Leben“), politische Gegner ("Weltpest Kommunismus"), Christen, Künstler, Obdachlose, „Ausländer“… .



    Das Nazitum 1933ff war ein mörderischer Therapieversuch im Massenmaßstab gegen die Andersartigen, gegen diejenigen, die als krank, „abartig“, „lebensunwert“, „nichtarisch“ diagnostiziert wurden. Ausdrücke wie „Ausländerfeindlichkeit“ lenken deshalb eher ab, wo es auch heutzutage wieder um Rassismus geht, also darum, dass im Namen des HEILs Andere getötet werden. Zumindest das sollte man kapiert haben, wenn man von Nazismus redet: Er trachtet den Anderen nach dem Leben. Und davon sind so ziemlich alle bedroht. Soweit ich weiß, hat damals nur Wilhelm Reich und in neuerer Zeit das Sozialistische Patientenkollektiv (SPK) grundsätzlich etwas dazu zu sagen. Das SPK hat zudem Lösungsvorschläge, wie der Umwandlung von Kränkungen in Rassismus wirksam begegnet werden kann.

  • Guter und interessanter artikel

  • Frau Cornelia Koppetsch ist eine wirklich kluge Frau. Treffsicher hält sie uns - nach eigener Einschätzung - linksliberalen Kosmopoliten einen Spiegel vor, in dem wir uns jedoch nicht als solche, sondern als Mitverursacher des wachsenden Rechtspopulismus wiedererkennen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Der Begriff 'Schuld' bzw. 'Mitschuld' in diesem Kontext ist für mich bestenfalls unglücklich gewählt, schlimmerenfalls unpassend.

    Reden wir über Verantwortung. Das ist dem Thema angemessener.

    Innung Verhinderter Deutschlehrer (IVD), Der Pressereferent.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Kommentar entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich und konstruktiv. Danke, die Moderation

      • @Mogel:

        :-)

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Mogel:

        Kommentar entfernt, bitte sachlich bleiben. Die Moderation

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

          Die Moderation

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Mogel:

            Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

            Die Moderation

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @76530 (Profil gelöscht):

              Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

              Die Moderation

  • Warum sind mit kosmopolitischer Elite Juden gemeint?

    • @wirklich wahr?:

      "Warum sind mit kosmopolitischer Elite Juden gemeint?" (Wirklich Wahr?)



      Gute Frage! Nur: Wer sagt das? Die Autorin oder einer aus dem Puplikum - und dann ein ihn zitierender Forist? Haben die das Buch überhaupt gelesen? - Eben!



      Und warum sagen die das? Weil Beide sich das halt mal wieder einbilden - unabhängig davon was die Autorin eigentlich schreibt und meint.



      Derart neuartige und unangenehme Denkansätze müssen halt auch erst mal ertragen und in Ruhe überprüft und durchdacht werden. Da tut man sich schon einfacher sich das schnell mal passend zurecht zu dengeln um es in die eigenen Denkschubladen reinquetschen und ablegen zu können. Danach braucht man, so glaubt man, sich damit nicht mehr zu befassen und kann in seinen gewohnten Stiefeln weiter latschen. Denkfaulheit also - Rechts sowie auch Links.



      Während der Rechte "Juden" schreit, weil es ihm vermeintlich in seine Schubladen paßt, schreit der Linke "Juden" weil ihm der Rechte soeben den Grund dafür geliefert hat sich mit dem Inhalt überhaupt erst gar nicht befassen zu müssen. Letzterer also aus purer Negation zu Ersterem. Mit dem Inhalt des Buches hat das sehr wenig zu tun.



      Es ist halt nun mal so: Menschen neigen dazu sich aus der Informationsvielfalt, die sich ihnen bietet, jeweils nur das heraus klauben zu wollen, was einem in den eigenen bisherigen Kontext paßt, die eigene Meinung bestätigt. Rosinenpickerei. Der Gedanke man könne eventuell auf dem Holzwege sein ist halt für alle unangenehm. Sowas schiebt man dann lieber weg.



      Ich für meinen Teil gehe da jetzt mal lieber zur Buchhandlung ... Mal selber sehn!

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @wirklich wahr?:

      Weil es historisch sowohl von den Nationalsozialisten als auch von Stalin als Chiffre für Juden verwendet wurde.

      Es gehört in den Kontext, in dem zwischen dem "Raffenden Kapital" und dem "Schaffenden Kapital" unterschieden wurde.

      Das eine ist die Finanzsphäre, die Banken, die Börse, das andere die wackere Industrie und das Handwerk.

      Dass das eine ohne das andere nicht existieren kann, kommt in dieser Theorie natürlich nicht vor.

      Und verdammt man das "Geldwesen" ist man eben schnell beim Antisemitismus, der eine Antwort bietet auf das schwer zu ertragende Abstrakte im Kapitalismus. Indem er es personifiziert in Gestalt des Juden und eine Lösung anbietet in Form der Vernichtung des Juden.

      Na ja, "kosmopolitische Elite" geht meines Erachtens deshalb gar nicht.

      • 9G
        95309 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        Kompliment. Gut recherchiert. Stimmt der Begriff ist belastet. Kannte ihn aber auch nicht und bin da eigentlich ganz fit...

      • @88181 (Profil gelöscht):

        "Weil es historisch sowohl von (...)" (Jim Hawkins)



        Der Begriff wird in der aktuellen Diskussion allerdings unisono völlig anders interpretiert als sie das tun:



        www.wzb.eu/de/pres...nkt-kosmopolitisch



        Sie wollen doch wohl selber nicht die Begriffsdefinition Nazis und Stalinisten überlassen. - Na also!

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Die "kosmopolitische Elite" also.

    Die hier:

    „Ihre Mitglieder leben fast ausschließlich in Großstädten, sprechen fließend Englisch, und wenn sie zum Jobwechsel von Berlin nach London oder Singapur ziehen, finden sie überall ähnliche Appartements, Häuser, Restaurants, Geschäfte und Privatschulen. Dieses Milieu bleibt sozial unter sich, ist aber kulturell ‚bunt’.“

    Oder die hier:

    „Es sind das die Menschen, die überall und nirgends zuhause sind, sondern die heute in Berlin leben, morgen genauso in Brüssel sein können, übermorgen in Paris und dann wieder in Prag oder Wien oder in London, und die sich überall zu Hause fühlen.“

    Bei der zweiten Rede gab es einen Zuruf: "Die Juden!"

    Und die sind ja im Endeffekt auch gemeint.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Zustimmung: Hier reagieren sich antisemitische Affekte ab.



      Die Muster sind bekannt u. verräterisch.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Eine sehr interessante Analyse, einmal frei von ethnischen oder regionalen Stereotypen.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @nutzer:

        Ich habe nur zitiert.

        Der Begriff "kosmopolitische Elite" ist eben ein bisschen vergiftet.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      nein, gemeint sind die Hipster und Businessmenschen, die z.B. den AirBnB style teilen und schätzen, ob nun in Berlin, Mexico Stadt oder sonstwo.



      Eine ethnische/religiöse Zuschreibung ist von Prof. Koppetsch bestimmt nicht gemeint, bei der AFD bei einigen wohl schon.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Also gibt es diese kosmopolitische Elite gar nicht? Da viele white anglo-saxon Protestants, arabische Ölprofiteure, Finanzjongleure aus Singapur und Hongkong usw darunter sind: Die Religionszugehörigkeit scheint da eher kackegal. Und in Deutschland kommen sie überwiegend halt aus den Milieus, die vor 50 Jahren gegen ihre Eltern aufbegehrt haben die wichtige Posten bei der SS oder "Wehrmacht" oder im NSDAP-Akademikerbetrieb inne hatten.



      Keiner kann was für seine Herkunft. Wohl aber für seinen unreflektierten Umgang damit.

      • @Ignaz Wrobel:

        Sie meinen die Finanzjongleure wie Lucke und Weidel? Es sind nicht die ökonomisch Mächtigen, die Koppetsch hier meint sondern eine kulturell geprägte Elite, die ökonomisch mindestens eine Stufe unter den Superreichen steht. Angesichts der prekären Arbeitsverhältnisse in vielen kulturellen und Medienbetrieben vermutlich eher drei Stufen darunter.

  • Der Einbezug Gaulands als prominenten Vertreter der Deklassierung finde ich interessant. Allerdings erscheint mit die Schuldzuschreibung an linke Eliten, doch zu nah an der einfältigen AFD Denke, die immer eine Schuld bei anderen Personengruppen verortet. Sie betreibt im Kern eine Suggestion bzw. regt Auto-Suggestionen bei ihren Anhängern an, auf eine selbstkritische und konstruktive Betrachtung ihres Lebenswandels unter modernen Bedingungen zu verzichten und stattdessen in einer larmoyanten, einfältigen Haltung durch politische Drangsalierung bedürftiger und schwächerer Personengruppen die Illusion eine Selbstbehauptung zu nähren. Das ist keine Therapie, sondern eine politische Resteverwertung von Minderwertigkeitsgefühlen.

    • @Ward Ed:

      Die soziologische Sicht kümmert sich hierbei nicht um Schuld. Die Frage der Schuld ist bei komplexen Sachverhalten immer eine heikle.

      Es geht darum, dass Kosmopoliten eine vertikale Exklusivität schaffen. Kosmopoliten (uns es geht hierbei um die große Mehrheit; Abweichungen gibt es immer) leben gut. Sie leben in den teuren Vierteln, haben gute Bildung genossen und können alle kulturellen Angebote wahrnehmen. Sie reisen viel und kommen mit Menschen aller Kulturen in Kontakt - allerdings hauptsächlich mit den Menschen anderer Kulturen, die dieselbe Exklusivität genießen. Ihr Lebensstil ist identitätsstiftend. Probleme wie berufliche Existenzängste, hohe Mieten, geringer Bildungsstand und einen engeren Freizeitraum (hauptsächlich aufgrund der Finanzen) kennen sie nur periphär.

      Das AfD-Klientel grenzt sich horizontal ab. Hier ist "Heimat" die Identität. Bei Kosmopoliten ist die Heimat etwas Auswhählbares, die Welt ist die Heimat. Hier sieht es anders aus. Das Altbekannte gibt Sicheheit; der Wandel bedroht die Existenz (zumindest gefühlt). Man kommt nicht mehr mit und fühlt sich abgehängt. Man muss und sollte diese Sicht nicht teilen, man muss sie aber verstehen - Stichwort Empathie.

    • @Ward Ed:

      Es geht nicht nur um linke Eliten. Neoliberale Eliten verhalten sich ja nicht anders.

    • @Ward Ed:

      Es geht nicht um Schuld, sondern um die Erkenntnis, dass man auch Bestandteil von Mechanismen ist, die auf andere andersgerichtete Wirkungen hat.

  • Wer Frust hat soll nicht wählen sondern Sport machen. Nicht Fitness Fussball Boxen und sowas. Wer Marathon läuft, Langstrecke schwimmt usw kommt auf keine Sch...ideen mehr. Hilft gegen Extremismus und Aggression. Ich glaube die Menschen hängen zuviel rum und machen sich n Kopf.

    • @sachmah:

      Nein, die Menschen optimieren nur die Zielfunktion anders.



      Rechte denken sicherheitsaffektiert und handeln entsprechend ökonomisch.



      Wenn du ökonomisch eh schon nichts hast, suchst du dir eine Gruppe zum Runterschauen. Findet sich eine neue Gruppe, die auch Beteiligung mit anderen außerhalb deiner ökonomischen Gruppe ermöglicht, ist diese umso erfolgreicher.

      Man könnte schlicht die neutralen Statistiken angehen und die Asozialen ausweisen sowie ein alternatives ökonomisch begründetes Gemeinschaftsgefühl vermitteln, sodass die wieder verschwinden.



      Passiert aber leider nicht aus ökonomischen Gründen.

      Ergo entwickelt sich der ökonomisch-politische Kampf immer weiter.

    • @sachmah:

      "Wer Marathon läuft, Langstrecke schwimmt usw kommt auf keine Sch...ideen mehr." (Sachmah)



      Fressen, stundenlang im Rad auf Vollgas und dann fix und alle ab ins Nestchen? Kann ja sein dass Hamster deshalb so friedfertig sind. Aber ob so eine Existenz für unsereinermeiner erstrebenswert ist? Ich glaub, ich denk noch nicht mal drüber nach.



      Übrigens: Lustige, aber komplett veraltete und widerlegte Idee aus den 70ern, das mit Fußball und Boxen als Aggressionsprophylaxe. Dann müßten ja Fußballstadien und deren Umfeld ein Hort des Friedens und der Liebe sein. Ist das so? Na eben!



      Aggression ist ne Verhaltensweise. Und sowas kuriert man nicht mit aggressiven Sportarten die aggressive Verhaltensmuster fordern und fördern um darin erfolgreich sein zu können.



      Dann doch lieber den Hamster machen!

  • Auch wenn die AfD eine rechtsnationalistische Partei ist mit einflussreichen Mitgliedern, denen man eine Nähe zu faschistischen Positionen nicht absprechen kann, ist sie eine Partei, die nach den Spielregeln der parlamentarischen Demokratie wählbar ist. Für die ProtestwählerInnen ist die Wahl dieser reaktionären Partei eine wesentlich demokratische Form des Protestes. Vielleicht sogar die einzig wirksame Form des demokratischen Protestes.

    Die etablierten Parteien können keine Antwort finden auf die Frage, wie man die AfD zurück drängt, weil sie nicht begreifen, dass der Erfolg der AfD eine Reaktion auf den arroganten Umgang mit den Menschen ist, die sich abgehängt fühlen. Das Interview mit Frau Koppetsch würde ich allen verantwortlichen Politikern und Politikerinnen empfehlen, insbesondere bei den Linken, die Frau Wagenknecht so verteufeln und bei den Grünen.

    • @Rolf B.:

      Man darf bei der Diskussion aber nicht die von der AfD angebotene "Lösung" unter den Tisch fallen lassen: den Hass. Und dass dieser nicht nur auf Migranten gelenkt wird, sondern auf alle, die sich nicht zur AfD bekennen oder sich ihr entgegenstellen.

      Und man darf nicht unterschlagen, dass sie sich dabei bewusst Mitteln der Demagogie bedient, einen permanenten Notstand verkündet und damit implizit zur Gewalt aufruft, was dazu führt, dass beinahe jeder, der sich gegen sie engagiert, Todesdrohungen erhält, auf Listen landet, in sozialen Netzwerken dämonisiert wird und von durch solcherart stochastischen Terrorismus (mal googeln) über die Klippe gehobenen Irren dann auch tatsächlich mit Tötungsabsicht angegriffen wird. Höcke hat die inoffizielle Zusammenarbeit mit Rechtsextremen bereits ganz offen als Strategie verkündet, die Macht zu erobern, um auch mittels nicht spezifizierter „unschöner Szenen, die es auszuhalten gelten wird “, ihre Hassobjekte loszuwerden.

      Eine solche Partei an ihrem kaum vorhanden offiziellen Wahlprogramm zu messen, ist schlicht Dummheit. Diese mündliche Programmatik müsste ihr täglich um die Ohren gehauen werden, stattdessen findet zur Selbstberuhigung Appeasement statt.

      Die pauschale Ablehnung gegenüber den Wendeverlierern, die hier konstatiert wird, vermischt die politische Ignoranz gegenüber diesen „Verlierern“ mit kulturellen Ausdifferenzierungen. Im Privaten hat es keinen Sinn, sich erzwungene Nähe mit Protonazis aufzuerlegen, es hat Sinn, ihre Nöte anzuerkennen und politisch anzugehen und sich nicht von aus Unverständnis gemachten platten Äußerungen zu hysterischen und ausschließenden PC-Tiraden hinreißen zu lassen, anstatt zu vermitteln. Viele Wähler, auch „gebildete“ sind nicht auf einem Stand, der es ihnen ermöglicht, die Trias Welt - Sprache - Weltbild aufzudröseln. Die Demagogen beweisen täglich, sie sehr gut zu verstehen und für ihre Propaganda zu nutzen. Sie triggern sehr bewusst solche Reaktionen.

    • @Rolf B.:

      Frau Koppetsch verstehe ich so, dass die Anhänger der AfD durch die AfD mobilisiert werden können, weil sie Anerkennung für bestimmte Wertvorstellungen haben wollen. Die Neue Rechte à la Höcke möchte aber keine konservativen Lebensmodelle gleichberechtigt neben linksliberale Lebensentwürfe stellen sondern die linksliberalen Lebensentwürfe verdrängen und die konservativen endgültig zu den vorherrschenden Lebensmodellen machen. Und das ist das antidemokratische Element hier, weshalb die AfD eben nicht wählbar ist. Die CDU und große Teile der SPD stehen übrigens ebenfalls für diese konservativen Lebensmodelle durchaus ein und können gleichzeitig den Pluralismus anerkennen. Dasselbe gilt für Grüne und Linke.

      • @LesMankov:

        Ich sehe da keinen Widerspruch zu meinen Aussagen. Die AfD kämpft gegen einen aus AfD Sicht linksliberalen Lebensentwurf. Richtig. Wie alle Lebensentwürfe werden die eigenen zum Maß aller Dinge. Kein Demokrat akzeptiert die "Lebensentwürfe" der AfD. Aber warum soll die AfD andere Lebensentwürfe akzeptieren?



        Man stelle sich eine wirklich linke Position vor, also einen linken Lebensentwurf Richtung Chancengleichheit, sozialer Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und internationaler Solidarität. Und nicht zuletzt einer Vermögensumverteilung von oben nach unten und nicht umgekehrt. Auch hier würde die radikale bürgerliche Mitte erheblichen Widerstand anmelden. Nicht, weil es gute Gründe gegen Gerechtigkeit gäbe. Es geht um Besitzstandswahrung.

        Die AfD ist m.E. eine gefährliche Partei, die bekämpft werden muss. Aber was ist mit den Parteien, die den Erfolg der AfD begünstigen?

        • @Rolf B.:

          Da alle anderen Parteien diesen Pluralismis anerkennen, ist der Rest Ihrer Argumentation abweichend im Sinne von nicht zielführend.



          Die Umwege verleiten Sie aber argumentativen Ungeschicklichkeiten.

          Inhaltlich sind wir uns wohl recht einig.

        • @Rolf B.:

          Das liegt daran, das Sie sich selbst widersprechen.

          Die AfD ist eben für Demokraten nicht wählbar, weil sie es sich zum Ziel gesetzt hat die (pluralistische) Demokratie abzuschaffen.

        • @Rolf B.:

          Was ist an Chancengleichheit, sozialer Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und internationaler Solidarität links? Das vertreten schon immer auch höchst konservative Kreise.

          • @Andrreas Lüdecke:

            Komservative Kreise vertreten Gleichheit in Armut für 99%



            Und Deutschland ist sozialexkkusiv. Durchlässigkeit nachunten, ein sozial segregierendes Bikdungssystem, ein Gesundheitssystem mit zwei Klassen.

            Alles Erfolge komservativer Politik wie der schwsrzen Null. Die gleichzeitig fsnz Europa zerrüttet.

            Alles im Namen der Alternativlosigkeit.

            Kulturelle Maßnahmen sind da lediglich Lametta am Weihnachtsbaum der Ausbeutung.

          • @Andrreas Lüdecke:

            Wie bitte, was? Sorry, aber im Kontext einer politischen Debatte sind mit "Links" und "Rechts" halt schon politische Denkrichtungen gemeint - und nicht etwa die Strassenverkehrsordnung.