piwik no script img

Ungarn verbietet Gender StudiesAus Angst um den Mann

Die ungarische Regierung verbietet die Gender Studies – angeblich, weil deren Absolventen nicht gebraucht würden.

Der Mann ist im ungarischen Parlament wahrlich eine marginalisierte Gruppe Foto: dpa

Budapest taz | Das hier ist seine Bühne. Es ist Ende Juli, Mitten in Rumänien, und der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán lässt sich feiern. Er steht auf einem Podium der Freien Universität in Tusványos, 400 Kilometer hinter der ungarischen Grenze. Tausende sind gekommen, die halbe ungarische Elite ist aus Budapest angereist. Die Regierungspartei Fidesz veranstaltet eine riesige politische Party für sich selbst.

Eine Stunde lang verkündet Orbán von hier oben seine Sicht auf die Welt. Er zeichnet ein Bild von sich als globalem Akteur zwischen Trump und Putin. Und am Ende kommt der Satz, der den Westen provozieren soll: „Wir könnten bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im nächsten Mai nebst den liberalen Demokraten auch die 68er Generation für immer verjagen.“ Orbán lächelt wie ein Pubertierender nach einem gelungenen Streich.

Es dauert keine zwei Wochen, bis er Taten folgen lässt. Mitte August beauftragt er zwei seiner Minister, das Studienfach Gender Studies an den ungarischen Universitäten verbieten zu lassen. Warum, sagt er zunächst nicht.

Die Nachricht platzt mitten in die Sommerferien: Viele Professoren befinden sich im Urlaub, die meisten Studierenden sind entweder auf dem Sziget-Musikfestival oder liegen am Plattensee am Strand. Trotzdem verbreitet sich die Neuigkeit rasend schnell.

Gergely Márton

war stellvertretender Chefredakteur der ungarischen Tageszeitung Népszabadság, die 2016 eingestellt wurde.

Orbáns Feldzug

Zwei Universitäten in Ungarn bieten Geschlechterstudien an: Die Central-European University (CEU) startete im Jahr 2006 als erste, es wird auf Englisch unterrichtet, und am Ende bekommen die Studierenden ein amerikanisches und ein ungarisches Diplom. 139 Studierende haben dort bereits ihren Abschluss gemacht. Im schicken neuen Campus der Universität kann man auch promovieren.

Kritik und Hetze ist man dort gewohnt: Gegründet wurde die Uni vom ungarnstämmigen Milliardär George Soros und ist seit Jahrzehnten Hassobjekt der ungarischen Rechten. Orbán versucht seit zwei Jahren, die Uni aus dem Budapester Regierungsviertel zu verjagen.

Geschlechter seien biologischer Natur und keine gesellschaftlichen Konstrukte, deswegen gebe es über sie nichts zu lehren, sagt der Kanzleramtschef

Dennoch: Weil die CEU eine private Uni ist, wird sie Gender Studies wohl trotz Verbot weiter lehren können. Allerdings wird sie das in der Europäischen Union anerkannte ungarische Diplom nicht mehr vergeben können und vom Erasmus-Programm ausgeschlossen werden.

Die Eötvös Lóránd Tudományegyetem (ELTE) trifft das Verbot härter. Es ist die größte Universität des Landes, Orbán hat hier Jura studiert. Erst vor zwei Jahren bekam sie die Akkreditierung für den ersten Studiengang Gender Studies in ungarischer Sprache.

„Keine Nachfrage“

Zehn Studenten und Studentinnen haben vor einem Jahr ihr Studium angefangen, dieses Jahr kommen zehn weitere hinzu. Aber danach wird wohl Schluss sein. Das Kabinett darf die Akkreditierung des Faches entziehen und die Gender Studies an dieser Uni verbieten.

Mittlerweile hat die Regierung ihre Entscheidung auch begründet. Der junge Kanzleramtschef Gergely Gulyás sagte gerade mit dem Charme eines Steuerbeamten, für Menschen mit einem solchen Abschluss gebe es keine Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt.

Viele Studierende halten das für eine Lüge. Die ersten Studenten der ELTE bekommen ihr Diplom erst in einigen Jahren, Zahlen liegen also noch nicht vor. Die Erfahrungen der privaten CEU zeigen aber: Die Nachfrage nach Gender Studies in Ungarn ist groß.

Die Absolventen kamen aus aller Welt, viele von ihnen arbeiten mittlerweile als Gleichstellungsbeauftrage in großen multinationalen Firmen oder sind Wissenschaftler geworden.

„Angriff auf akademische Unabhängigkeit“

Für die ungarische Regierung sind diese Erfahrungen aber auch nicht wirklich wichtig: Man müsse keine besondere Begründung hervorbringen, sagte Kanzleramtschef Gergely Gulyás weiter. Es sei eine politische Entscheidung. Die ungarische Regierungspartei sei überzeugt, Geschlechter seien biologischer Natur und keine gesellschaftlichen Konstrukte, deswegen dürfe man über sie nicht reden oder lehren.

Andrea Pető ist Professorin an der CEU und das bekannteste Gesicht der ungarischen Geschlechterforschung. Die 54-Jährige versucht derzeit alles, um dem Verbot zu trotzen. Der Angriff auf ihre Fakultät sei ein Versuch, die akademischen Unabhängigkeit in ganz Europa zu vernichten, schreibt sie auf taz-Nachfrage.

Gender Studies seien überall auf dem Kontinent ein Angriffsziel der populistischen Parteien. Pető ist sich sicher: Dahinter steckt der Plan, das Wissen im Land zu kontrollieren.

Für Petős Studentinnen hat die Kampagne von Orbán auch Auswirkungen im Alltag. Sie sei schon bespuckt worden, als sie sagte, dass sie Geschlechterforschung studiere, erzählt eine Frau, die aus Angst ihren Namen nicht nennen möchte. Sie beginne bald, an der CEU zu promovieren, traue sich aber derzeit nicht, mit ihren Kinder nach Budapest umzuziehen.

Arme weiße Männer

Die meisten Ungarn, sagt die Frau, wüssten kaum etwas über Geschlechterforschung. Die ungarische Regierung verbreite mit öffentlichen Statements und Flugblättern bewusst Falschinformationen und bereite so den Weg zu Frauenfeindlichkeit und Homophobie.

Das nimmt absurde Züge an. Das Schmutzportal www.888.hu, das von dem ehemaligen Orbán-Berater Gábor G. Fodor geleitet wird, hat gerade ein neues Ressort gestartet: „Der Weiße Mann“ beschäftigt sich mit der „kulturellen Ausgrenzung und der bewussten Erniedrigung“ der weißen, heterosexuellen Männer mit christlichem Glauben. So hat die Redaktion es verkündet.

Dabei sieht es in den mächtigen Positionen des Landes überhaupt nicht nach Männer-Verdrängung aus. Eine einzige Frau sitzt in Orbáns neuem Kabinett. In der vorherigen Legislaturperiode, 2014 bis 2018, gab es gar keine. Der Anteil von Frauen im Parlament liegt bei unter 12 Prozent, in der Regierungspartei, die immerhin zwei Drittel der Mandate stellt, liegt er sogar nur bei 8 Prozent.

In der neuesten Studie zur Repräsentanz von Frauen in der Politik des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen liegt Ungarn damit auf dem vorletzten Platz. Gefragt, warum es in Parlament und Regierung kaum Frauen gebe, sagte Orbán einmal, die ungarische Politik sei von Charaktermorden geprägt und Frauen könnten so eine Atmosphäre nicht verdauen. Übrigens befasse er sich nicht mit „Frauensachen“.

Unterdrückung erhalten

Deswegen glaubt die ungarische Frauenrechtlerin Rita Antoni, dass die Regierung Angst hat, dass die Ungarn irgendwann anfangen, die Vorherrschaft von Männern infrage zu stellen. Antoni ist eine der wenigen Frauen, die sich traut, den Kampf gegen die ungarische Männerwelt aufzunehmen.

Die Gender Studies würden nun verboten, sagt sie, um den öffentlichen Diskurs über Geschlechterrollen zu ersticken. Absurd sei: Die Wissenschaft könnte helfen, die ersehnte demografische Wende in Ungarn zu erreichen. Aber dieses Ziel opfere die Regierung, um die Unterdrückung der Frau aufrechtzuerhalten.

Ungarn ist tatsächlich eines der kinderärmsten Länder Europas. Die Regierung versucht schon länger, die Ungarn zu animieren, wieder mehr Nachwuchs zu bekommen. Durch Frauenförderung tut sie sich damit allerdings nicht hervor. Das Parlament weigert sich bislang, das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt zu ratifizieren.

Eine Stunde Feminismus

Immer wieder benutze sie solche Lügen, wie jetzt gegen Geschlechterstudien, sagt Rita Antoni. Die Regierung behaupte zum Beispiel, es gebe den Plan von liberalen Kräften, Kleinkinder in der Kita zu Homosexualität zu erziehen und die traditionelle Familie zu zerstören. Diese Verschwörung gelte es abzuwenden. Antoni fürchtet, dass die Orbán-Regierung als nächstes versuchen könnte, Schwangerschaftsabbrüche zu erschweren.

Dass sich die ungarische Regierung mit ihrer Härte dennoch nicht endgültig durchsetzen könnte, zeigt ein Aufruf von Csaba Tóth, der an der ELTE Politikwissenschaften unterrichtet. Er schlug seinen Kollegen vor, vom nächsten Semester an in jeder normalen Vorlesung eine Lehrstunde auch der feministischen Perspektive zu widmen.

So würde darüber in allen Wissenschaftsbereichen geredet. Tóth schreibt, dadurch könnte man viel mehr StudentInnen mit dem wichtigen Aspekt der Gleichstellung bekanntmachen, als es den Ideologen der Regierung lieb sein könne.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

108 Kommentare

 / 
  • Wie hoch ist eigentliche der Frauenanteil bei den Genderstudies. Also bei den Inhabern und Inhaberinnen der Lehrstühle, als auch bei den Studenten. Das würde mich wirklich mal interessieren.

    Mich würde nicht wundern, wenn sich ein fast umgekehrtes Bild zur Theologie abzeichnet.

    Das eine ist eben die Brücke vom Glauben zur Wissenschaft und das andere vom Feminismus zur Wissenschaft.

  • Konstruieren setzt ein Bewußtsein voraus. Dann wäre die Natur Gott.



    Daß unser Leben konstruiert ist glauben z.B die Kreationisten.



    Die Trennung in Geschlechter fand als Ablösung der Fortpflanzung durch Zellteilung statt da gab noch nicht mal tierisches Bewußtsein.



    Lange bevor der Mensch die Bühne betrat gab es Männlein und Weiblein mit den entsprechenden Unterschieden.



    Glaubt jemand die männlichen Löwen hätten konspiratisch vereinbart nur noch die Mädels jagen zu lassen und lieber faul in der Sonne zu liegen?



    Nach Butlers Therorie hätten die ersten Menschen Zwitter sein müssen die sich dann bewußt entschieden hätten sich in Frau und Mann zu trennen.



    Ich glaube die Geschlechter werden sich immer ähnlicher werden weil die Lebensumstände von Männern und Frauen sich angleichen ausgelöst durch die bewußte Entscheidung für Gleichberechtigung zu sorgen.



    Man kann aber Millionen Jahre Evolution nicht einfach wegdefinieren.

    • @Suchender:

      "Nach Butlers Therorie hätten die ersten Menschen Zwitter sein müssen die sich dann bewußt entschieden hätten sich in Frau und Mann zu trennen."

      Jeder Mensch IST biologisch erst einmal Zwitter. Danach diferenzieren sich die unterschiedlichen Organe aus. Diese können dabei ganz unterschiedliche Formen annehmen zwischen extrem-weiblich und extrem-männlich... oder dazwischen. Und das geht bei allen Organen... Informieren Sie sich bitte erst einmal!

      • @Kim Schicklang:

        Aber doch nicht nach der Geburt sondern im Mutterleib.



        Außerdem haben Embryos zunächst ein undifferenziertes Geschlecht. Zwitter ist in dem Zusammenhang die falsche Bezeichnung.



        Glauben sie, die Embryos konstruieren sich selber bewußt männlich oder weiblich oder werden durch Umstände von außen so konstruiert?



        Embrios werden völlig automatisch männlich oder weiblich.



        Butler glaubt,daß die Konstruierung durch die Sozialisation stattfindet.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Suchender:

      Bauen Löwen Häuser? Bauen Löwen Ampeln? Hängen sich Löwen mit Nägeln irgendwelche Bilder an die Wand um ihren Wohnraum zu gestalten? Fliegen Löwen zum Mond, streiten sich Löwen im Internet?

      Haben Löwen irgendwas mit der Zivilisation und menschlicher Entwicklung zu tun? Laut Bulter gibt es "Sex" und "Gender". Wenn du den Unterschied nicht kennst, dann google das mal...

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Nö, Butler behauptet, daß das anatomische Geschlecht auch nur vom Menschen konstruiert ist.



        Eben weil Tiere nichts mit Zivilisation zu tun haben hat sich die Geschlechtertrennung mit den entsprechenden unterschiedlichen Verhalten so entwickeln können und da der Mensch vom Tier abstammt hat er dieses so übernommen.



        Wäre der Mensch von anfang an intelligent gewesen wäre es nie zu so unterschiedlichem Rollenverhalten gekommen.



        Butler glaubt wohl das Bewußtsein könnte das Sein bestimmen

  • naja, ich glaube die Verhaltensweisen unserer Vorfahren auf den Bäumen unterscheiden sich aber auch unvergleichbar stark von unseren heutigen - inkl. derjenigen Verhaltensweisen, mit denen wir heutzutage über Biologie reden oder mit ihr argumentieren.



    Und: ab dem Zeitpunkt, an dem unsere Vorfahren von den Bäumen heruntergeklettert sind und mit Dingen wie spezifischer Arbeitsteilung begonnen haben- ja, seitdem konstruieren sie Geschlechter - was sich nach so vielen Jahrtausenden selbst in der Biologie widerspiegelt. Diese und ihre heutige "Lesart" bezogen auf Geschlecht in die Sozial- und Geisteswissenschaften aufzunehmen ist deshalb ein sehr kluger Verdienst von Butler (u. einigen Anderen), und keine Spinnerei ;) oder?

    • @thomasw:

      Klar, die konstruierten Geschlechter der Ex-Affen. Wir Menschen sind ja auch die einzigen Lebenwesen mit zwei Geschlechtern.

    • @thomasw:

      Spezifische Arbeitsteilung gibt es bereits bei den meisten Tierarten und hat sich über Jahrtausende entwickelt.



      Ich glaube die Menschen sind schon mit dieser von den Bäumen runter.



      Warum sollten es sich die Frauen sonst gefallen lassen haben in eine untergeordnete Rolle gedrängt zu werden wenn dies nicht bereits in Fleisch und Blut übergegangen wäre?



      Erst seit wenigen Jahrzehnen ist es möglich durch technischen und sozialen Fortschritt dieses Erbe zu überwinden.



      Ich glaube nicht, daß sich die Biologie groß geändert hat seit wir von den Bäumen runter sind aber sie wird es in Zukunft.



      Wenn es keinen Grund mehr dafür gibt, daß Männer größer und stärker sind als Frauen werden sie es auch nicht mehr sein.



      Butler könnte eine wertvollen Beitrag leisten wenn sie streng wissenschaftlich arbeiten würde..

    • @thomasw:

      Spinnerei ist es nicht. Aber geisteswissenschaftliche Hybris ist es und geht zu weit, wenn man vor lauter Konstruktionstheorie die Biologie als Faktor ausschließt - bzw. biologische Unterschiede pauschal zum Symptom sozialer Konstruktionen erklärt. Dazu sind die körperlichen Funktionen (insbesondere hormonelle), die sich direkt auf menschliche Emotionen und damit sozialrelevantes Verhalten auswirken, zu zahlreich. Da kann man nicht einfach drüberweggehen oder herrisch bestimmen, dass das Huhn vor dem Ei da war.

      Ist es so schwer, mal zunächst von der Grundthese auszugehen, dass geschlechtsspezifisches Verhalten SOWOHL durch biologische ALSAUCH durch soziale Faktoren beeinflusst sein kann? Bricht irgendeinem Denker der Butler-Schule ein Zacken aus der Krone, wenn er MIT-bedenkt, dass die soziale Konstruktion von Geschlechterrollen teils(!) durch biologische Gegebenheiten bedingt sein kann oder auch durch (hormonell bedingt) andere Reizverarbeitung unterstützt wird?

      Davon abgesehen ist gerade die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung teilweise bis heute eine physische Notwendigkeit. Es gab und gibt Tätigkeiten, deren Energieaufwand sich nicht mit dem Energieaufwand einzelner oder auch mehrfacher Schwangerschaften verträgt. Und bis vor evolutionsbiologisch unbedeutend kurzer Zeit überwogen die auch noch.

      Es geht wirklich niemandem darum, menschliches Verhalten in Gänze auf festgenagelte genetische Vorgaben zurückzuführen. Die Frage ist: Warum ist umgekehrt den Gendertheoretikern so sehr daran gelegen, der sozialen Konstruktion wider alle Vernunft eine vollständige Dominanz anzudichten? Geht es nur ums Rechthaben oder um eine politische Agenda (soziale Konstruktion könnte man leichter manipulieren, wenn sie von zähen genetischen Faktoren völlig unabhängig wäre)?

  • Judith Butler hält sogar das anatomische Geschlecht für ein Konstrukt.



    Das hat mit Wissenschaft nun wirklich gar nichts mehr zu tun.



    Oder haben unsere Vorfahren auf den Bäumen auch schon ihre Geschlechter konstruiert?

    • @Suchender:

      Na ja, die Natur konstruiert ja auch irgendwie

  • Eine vor Klischees nur so triefende Anekdote. Dürften wir evtl. mal erfahren, um welche Uni und welchen Jahrgang es sich dabei handelte?

    • @Khaled Chaabouté:

      Wenn Sie ein schlaues Kerlchen sind, dann können Sie aus dem Text ableiten, um welche Hochschule es sich nur handeln konnte.



      😎

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Korrekt, das wollte ich auch schreiben, aber als ich auf den Knopf drückte, war es zu spät!

  • Ich denke bei Gender Studies zugegeben an ein Märchen von Tausendundeinem Geschlecht, doch das beruht evtl auf meiner Unkenntnis. Ähnliches hört man gelegentlich zur Psychologie, doch eingelesen ist sie auch ohne echten Beweis plausibel. Dass sich Orban und Folger je eingelesen hätten, bezweifle ich mal ganz stark. Ich glaube eher, da steckt wohl Homophobie dahinter, denn wenn man mit der Tatsache Homosexualität nicht anders umgehen kann, als sie für pathogen zu erklären, was hält man dann noch von weiterer Spezifikation.



    Aber ich gelobe Besserung und mache mich mal in Sachen Gender Studies kundig.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    @EUROMEYER



    Übertrieben, weiß nicht, aber wenn ich Sie seinerzeit als Lehrer im Geschichte-LK gehabt hätte, wären wir wohl spätestens nach anderthalb Wochen mit allen durch gewesen, um dann die restliche Zeit bis zum Abi im Stamm-Café Fünkner (der Herr sei seiner Seele gnädig) bei Torte, Cointreau und philosophischen Erörterungen totzuschlagen

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Zu Freundlich von Ihnen, aber Sie unterschätzen meine Fähigkeit zum ausufernden Labern und Dozieren:)

  • Ich bin durchaus in der Lage, mich in an einer Phobie vor Feminismusinduzierten Schumpfhoden leidende Machophiele hineinzuversetzen:



    Die Geschichte lehrt die Reaktion, dass die Duldung neuer Richtungen in der Geistes- und Naturwissenschaft langfristig letale Auswirkungen auf etablierte Gesellschaftsstrukuren haben.



    Was ist mit dem christlichen Abendland passiert, als die Kirchen universitären Moden nachgaben, die sich in ihrer egoistischen Erkenntnissuche einen feuchten Kehrricht um die Konsequenzen kümmerten?



    Erst die Sache mit der Sonnen- und Erdbahn und schwups kam die Aufklärung, Revolution und Darwin als dem Totengräber des Biblischen Ordnung.



    Die ganze, über jahrhunderte etablierte feudale Gesellschaftsstruktur, die testosteronsteigernd dem leithammeligem Mann optimales Genspreading ermöglichte , wurde ersetzt durch geißenhaft gleichmacherische Demokratie, quasi eine Östrogenkur der Gesellschaft, die nicht mal durch 2 Weltkriege - dem Ragnarök des Männlichkeitsprimats- verhindern werden konnte.



    Theokratisch-bellizistische Gesellschaften, dem kämpfendem Manne huldigend, gibt es nur noch dort, wo rechtzeitig erkannt wurde, dass unzensierte Erkenntnissuche auszumerzen ist.



    Doch auch im Iran und bei den Saudis gärt die Zersetzenung männlicher Herrschaft: Erst Fussballspiele und Autofahren und wusch - sitzt Mann mit Schrumpfpiepmatz daheim bei den Blagen, derweil die Ex, als Quotenaufsichträtin, sich im Brüsseler Hauptquartier der €urokratischen gendermainstreamimg Islamo-illuminaten mit den Mann vollends entbehrlichmachenden Spielzeugen vergnügt....



    Habe ich übertrieben?



    Der reaktionäre Backslash nimmt immer absurdere Fahrt auf.



    Nach den WK1 bedingten Demokratisierungen und Modernisierungen hauten uns die Gut-alt-Zeitler den Faschsmus und den WK2 um die Ohren. Mal sehen was es diesmal wird.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Euromeyer:

      Eine hübsche und durchaus richtige Aufzählung haben Sie da hinbekommen. Es entbehrt aber nicht einer gewissen Ironie, wenn Sie die relativ neuen Gender Studies mit dem Hinweis verteidigen wollen, die Etablierung von Wissenschaft und Aufklärung hätten den Muff der Kirchen ausgelüftet, wo doch Gender Studies wieder Glaubenssätze und Dogmen an Stelle ergebnisoffener Forschung setzen.

      • @80576 (Profil gelöscht):

        Immer wieder kommen Theorien auf und was falsch ist, konnten die Wissenschaften bisher sehr wohl selbst herausfinden.



        Ich verteidige nicht jeden Uniunfug, ich verteidige aber das Recht der Wissenschaft, das selbst herauszufinden. ´Deutsche Physik´, bolschewistische Genetik, ... sowas passiert, wenn Wissenschaft durch die Herrschenden deformiert wird. Es kam noch nie etwas Gutes dabei heraus, wenn mächtige Schreihälse und die brüllende Mehrheit vorschrieben was richtig und falsch zu sein hatte. Irgend wann war es jedem der noch alle Tassen im Schrank hatte klar, dass der Christliche weiße Mann sich in Gottes Auftrag die Erdscheibe untertan machen soll, denn die Frau wurde schwachsinnig und der Schwarze sündig geschaffen.

  • 9G
    99663 (Profil gelöscht)

    no, wos will man bitterscheen erwarten von einer regierung, deren kanzleramtschef den namen des ungarischen nationalgerichtes missbraucht? die ignoranz von alten weißen männern und der rollback in geschlechterfragen war bei einem derartig rechtslastigen wahlverhalten der ungarn in den letzten jahren nur eine frage der zeit. ich bin auch kein freund von gewissen merkwürdigen sprachverbiegungen, aber die gender studies allgemein als überflüssig und unwissenschaftlich zu brandmarken ist nichts als völlig unbegründete polemik.

  • Als nächstes wird orban Ernährungswissenschaften verbieten, weil die sich zu viel mit Gemüse (vegetarisch! Ihh!) beschäftigen. Das braucht niemand in Ungarn.

  • Meine erste Begegnung mit dem Gender-Thema hatte ich als junger Student in den 80er Jahren. Die Studentenschaft war damals noch extrem politisch. Das Audimax war bei der Wahl des neuen Asta-Vorsitzenden brechend voll. Ich enthielt mich der Stimme, weil ich noch niemanden kannte. Von Anfang an schien klar zu sein, dass der einzige Kandidat der Wortführer der linken Hochschulgruppe ist, ein Student der Soziologie, dem Steckenpferd meiner Uni, weil die angesehendsten Soziologen des Landes hier lehrten. Kurz vor der Abstimmung kam noch der Einwand eines männlichen Studenten, es sei doch mal an der Zeit, endlich eine weibliche Asta-Vorsitzende zu wählen. Politisch korrekter Applaus war die Folge. Die Wortführerin einer feministischen Hochschulgruppe wurde gewählt. Ein Jahr später wurde der Asta durch den durchaus nicht konservativen Rektor order per mufti abgesetzt. Die Zuschüsse zum Asta waren zweckentfremdet für Urlaubsreisen des Musters feministische Bauchtanzseminare in der Toskana ausgegeben worden. Auch, als ich später ein paar Jahre im Öffentlichen Dienst arbeitete und zwei Büros neben mir die regionale Frauenbeauftragte loggierte, bestätigte sich die Assotiation zum Begriff Gender mit Esoterik und Sozialmissbrauch. Mein Herz ist aber noch jung genug, um es vom Gegenteil zu überzeugen.

    • @Karavanserai:

      Ja, solche Auswüchse kenne ich auch,



      mich wundert nur, dass niemand genauso konsequenterweise das Verbot ´männlicher´Fakultäten fordert, die sich ebenfalls exzessiver Auswüchse schuldig machten, obwohl die Verfehlungen ihrer Apologeten weitaus schlimmere Folgen hatten und haben, als Fengshuihäkeln, genderneutrale vegane Lebensmittel in der Mensa oder gar Frauenfussball (Von der Erforschung von Geschlechterrollen,Sterotypen und Benachteiligungen nicht-hetero-weiss-männlich-bourgeoiser Bevölkerungsgruppen mal ganz abgesehen).



      Ultimativ Verbotswürdige Fächer aus der hodengesteuerten Hölle wären(85% Männer) - Physik (u.a.mein eigenes Fach) und Informatik: Verantwortlich für Millionen Tote und Traumatisierte: Hiroschima, Fukuschima, Windows, Super Mario und regenbögenfurzende fliegende Katzen!



      Warum schützt uns Orban nicht davor?

      • @Euromeyer:

        Es ist keine hodengesteuerte, sondern eine Besitzansprüche über Menschen und durch Doppelmoral gesteuerte Hölle. Diese hat übrigens nie die Freiheitsrechte von Männern berücksichtigt. Die teilweise panische Kritik an Gender Studies verteidigt daher lediglich das besser gepolsterte Gefängnis von Männern.

      • @Euromeyer:

        P.S. Orbanisten aufgemerkt: Leó Szilárd, ein an der Atombombe beteiligter genialer Physiker war genauso wie George Soros ein ungarischer Jude, der nach Amerika auswanderte - vielleicht wird ja doch was aus dem Physikverbot in Ungarn (Tausende geplagter Schüler würden Orban hypen)

        • @Euromeyer:

          Vergessen Sie nicht Edward Teller, den Vater der Wasserstoffbombe.

          Vielleicht sollte man statt Finno-Ugristik nur noch Finnoistik an den Unis lehren. Für eine atomwaffenfreie Welt.

  • Es fällt mir äußerst schwer hier Mitleid mit den Betroffenen zu empfinden. Orban ist zwar ohne Frage ein Wiederling² aber Gender Studies sind weitläufig eben auch keine Wissenschaft, sondern eine scharmlose Aktivisten-Disziplin. Wenn sich nun rechte und linke Ideologen gegenseitig die Schädel einschlagen kann es am Ende eigentlich nur Gewinner geben!

    “Er schlug seinen Kollegen vor, vom nächsten Semester an in jeder normalen Vorlesung eine Lehrstunde auch der feministischen Perspektive zu widmen.”

    Ach und als Gegenmaßnahme möchte man hier nun einen Offenbarungseid leisten und Orban bescheinigen das er recht hat mit der Behauptung das sei keine wissenschaftliche Disziplin? Tolle Idee!^^

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Januß:

      "Orban ist zwar ohne Frage ein Wiederling² aber Gender Studies sind weitläufig eben auch keine Wissenschaft, sondern eine scharmlose Aktivisten-Disziplin."

      Das ist eine plumpe Behauptung. Natürlich sind Gender Aspekte in den Wissenschaften wertvolle Forschungsgebiete.

      Wenn diese dann in einem Fach "Gender Studies" gebündelt werden, warum sollte es auf einmal keine Wissenschaft mehr sein.

      Sie mögen für sich denken was sie wollen, ihre Behautung bleibt Unfug. :)

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Sie wissen ganz genau das es mir nicht darum ging infrage zu stellen ob man Geschlechterrollen wissenschaftlich erforschen kann. Es geht darum wie sich "Gender Studies" (die es ja als Disziplin real gibt) denn konkret ausgestalten. Und das tun sie häufig eben nicht als wissenschaftliche Disziplin (die sie natürlich sein könnten), sondern als staatlich subventionierter Feminismus.



        Die Gender Studies sind ja nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern aus der Frauenbewegung heraus und diese ideologische Last ist man bis heute nicht losgeworden und man versucht es auch garnicht erst.

  • Meine ältere Schwester ist in den 50er Jahren geboren und lebte bis zur Einschulung in einem kleinen Dorf, das nur aus einem halben Dutzend Bauernhöfen bestand. Es gab in ihrer Altersgruppe keine Mädchen. Ihre Freunde waren deshalb bis knapp 10 nur Jungs. Für seriöse Gender Studien wäre sie ganz sicher ein optimales Anschauungsobjekt.

  • Da es bei gender studies um Frau und Mann geht, müssten die Studien- und anschließenden Arbeitsplätze eigentlich einigermaßen paritätisch verteilt sein.

    • @Karavanserai:

      Wenn man der Logik derjenigen folgt, die Gender Studies lehren dann schon. Wenn man noch alle Latten am Zaun hat realisiert man das Männer und Frauen unterschiedliche Interessen haben!^^

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @Januß:

        "Wenn man noch alle Latten am Zaun hat realisiert man das Männer und Frauen unterschiedliche Interessen haben!"

        Und genau das kann ein Ergebnis von Gender Studien sein. Es ist beispielweise gefährlich medikamente für Männer und Frauen genau gleich zu dosieren. Was für die einen hilfreich ist, ist für andere überdosiert.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Ja einige Wissenschaftler (die den Titel auch verdienen) kommen zu diesem Ergebnis. Andere leiten aus da gibt es mehr Männer als Frauen gleich eine Unterdrückung ab, ohne mit der Wimper zu zucken.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Gilt auch für Jung und Alt sowie Dick und Dünn oder Asiaten und Kaukasier ...

    • @Karavanserai:

      Demnach müsste es bei Maschinenbau und Wirtschaftsinformatik um Männer gehen, bei Grundschullehramt und Komparatistik um Frauen.

      • @El-ahrairah:

        Grundzüge der Logik hatten Sie aber nicht während des Studiums, stimmts?

  • Ich kann den Sinn oder Unsinn von Genderstudien als Universitätsfach nicht beurteilen. Mir fehlen sowohl die Einblicke in das Studienfach wie auch irgendwelche Kenntnisse von staatlich subventionierter Lehre an Hochschulen. (Wenn, wie im Artikel behauptet, Absolventen des Studiengangs in der Industrie gesucht werden, ist es eigentlich logisch, dass auch diese die Ausbildung finanzieren soll.Ob staatlich oder privat: Eine Unabhängigkeit der Wissenschaft gibt es immer nur dann, wenn sie dem Profit dient.)

    Was mir aber wirklich Sorgen macht, sind Äußerungen, die hier so nebenbei angesprochen wurden. Wenn Urban auch jedwede liberalen Demokraten "verjagen" will, dann muss immer wieder dran erinnert werden, dass seine Partei in der gleichen Fraktion wie die CDU sitzt. Schon der "große Europäer" Kohl, dieser schäbige Einheitskanzler hat als einzigen an seinem Lebensende Orbán empfangen, Seehofer tat es ihm nach, von Kurz ganz zu schweigen.



    Ich schätze, dass Orbán nicht ganz falsch liegt und die EU bald nix mehr mit liberaler Demokratie am Hut haben wird (sofern sie es je hatte).

    Dieser Artikel interessiert mich wenig, was die ungarischen Zustände anbelangt (lt.. Artikel sterben die ja glücklicherweise bald aus), aber er ist einer unter vielen, die meine Abneigung gegen die EU weiter wachsen lassen.

    • @Age Krüger:

      "Wenn, wie im Artikel behauptet, Absolventen des Studiengangs in der Industrie gesucht werden, ist es eigentlich logisch, dass auch diese die Ausbildung finanzieren soll." Die Industrie beschäftigt auch Chemiker, Ingenieure aller Art, Biologen, Juristen, Betrtriebswirte, Informatiker ... Sollen all diese Uni-Fächer auch durch die Industrie finanziert werden?

      • @Hans aus Jena:

        Ja, dass sollen sie: in Form angemessener Steuern. Auch für die privaten Profiteure (Besitzer und Topmanager).

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Hans aus Jena:

        Warum nicht? Wäre doch ehrlicher, als den Staat für die Ausbildung jener Human Resources blechen zu lassen, welche die Industrie dann verwertet. Aber das ist ja auch schon streckenweise so: nicht nur in privaten Unis, sondern auch in den öffentlichen mischt die Industrie kräftig mit.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Also wollen Sie Bildung privatisieren?

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Hans aus Jena:

            Bildung an Unis und Hochschulen im Sinne der Ausbildung von Human Resources für die Industrie ist doch schon seit langem dabei, immer mehr zu einem "Privatvergnügen" zu verkommen. Ich habe nichts dagegen, wenn die Industrie Hochschulen gründet, die sie zu 100% bezahlt. Ich habe etwas dagegen, dass man so tut, als sei unser momentaner Hochschulbetrieb der Hort unbeeinflusster, freier Wissenschaft. Das ist er schon lange nicht mehr.

          • @Hans aus Jena:

            Die Bildung, die nur der Bourgeoisie nutzt, kann diese auch bezahlen.

            Es gibt natürlich noch einen Teil der Bildung, den man als gesellschaftlich notwendig bezeichnen kann. Dies muss weiterhin öffentliche Aufgabe sein, aber dass dazu die Ausbildung von extrem fachlich begrenzten Industriewissen gehört, wage ich auch zu bezweifeln.

            Ich weiß nicht, warum der Staat und somit jeder Steuerzahler meine Profs im Theologiestudium bezahlt hat und dies nicht Aufgabe der Kirchen sein sollte.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Age Krüger:

              Vielleicht wegen des Konkordats, wenn Sie katholisch sind!?

  • Ich habe nie verstanden warum es ein eigenes Fach "Gener studies" braucht, dafpr gibt es ja die Soziologie. Es wird ja auch Mathematik studiert, und nicht Algebra als Studienfach.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Lutz Maximilian:

      Die Ausdifferenzierung der Disziplinen ist ein alter Hut. Heute können Sie Geldwäsche(bekämpfung) studieren oder Travel Management. Dabei fragt sich noch eher als bei den Gender Studies, zu welcher Disziplin diese die Unterdisziplin bilden.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Lutz Maximilian:

      Weil es auch andere spezifische Fachbereiche innerhalb der Soziologie gibt, die studiert werden können.

      Ausserdem ist fraglich, ob in Ungarn nach diesem Urteil überhaupt noch Genderstudies innerhalb der Soziologie thematisiert werden

  • "Die ungarische Regierungspartei sei überzeugt, Geschlechter seien biologischer Natur und keine gesellschaftlichen Konstrukte, deswegen dürfe man über sie nicht reden oder lehren."

    Das klingt ziemlich genau, wie wenn man mit einem Genderforscher über mögliche biologische Einflüsse auf geschlechtsspezifische Verhaltensweisen reden will, nur halt andersherum. Inhaltliche Argumente für ihre Grundannahmen scheinen beide nicht nötig zu haben. Von daher stellt sich natürlich die Frage, ob man hier überhaupt einer Seite Recht geben kann.

    Orbans Regierung hat in diesem Glaubensstreit den Vorteil, nominell zumindest demokratisch legitimiert zu sein (und sie ist sicher nicht nur von Männern gewählt). Deshalb sitzt sie am längeren Hebel, und letztlich geht es eben bei Gender Studies auch um Politik und Machtausübung, weniger um echte Wissenschaft. Die zehn Studienplätze, die durch die Mittelstreichung ("Verbot" ist billige Propaganda, sorry. Verboten wird gerade nichts, sonst wäre die Privatuni auch betroffen) tatsächlich wegfallen, haben auch kein nennenswertes wissenschaftliches Gewicht sondern nur ein politisch symbolisches.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      Zum Genderforscher vs. Biologen.

      Entweder hält man die Erde halt für rund oder für eine Scheibe.

      Entweder deutet man den pinken Nagellack, und Shoppingwahn halt als gentisch geprägtes Verhalten der Frau, oder man sieht es als Ausdruck unseres Bewusstseins was vom Sein bestimmt wird. Will sagen: Ich sehe in diesem Streit erstmal zwei Grundannahmen die sich diametral gegenüber stehen.

      Ich halte mich für einen (sehr) gemäßigten Vertreter der Queer-Theorie. Meiner Meinung nach ergibt sich durch körperlich vorhandene Unterschiede, wie zb. die potentielle Gebährfähigkeit einer biologischen Frau und das Bewusstsein darüber, auch ein anderer Umgang mit der eigenen Sexualität, was sich auch in anderen Verhaltensweisen in Alltagssituationen widerspiegeln kann.

      Dennoch widerspreche ich diesem gefährlichen, biologistischem Hokuspokus der Frauen von Geburt an ein höhere Sozialkompetenz und Puppenspiel und Jungs Durchsetzungsvermögen und Rauferei unterstellt.

      Ich sehe die Gesellschaft im Bezug auf das Rollenverhalten von Jungs und Mädchen als einen enormen Verstärker der kleinen vorhanden Unterschiede und der Anpassungsdruck des Individuums auf genormtes Geschlechterverhalten ist extrem.

      In der Grundschulewaren Jungs und Mädchen in meiner Klasse ähnlich gut bei den Bundesjugendspielen. Drei Jahre später in der Pupertät konnten nur noch wenige junge Frauen mit den Jungs mithalten. Könnte das etwas damit zu tun haben, das die Jungs sich einfach weiterhin nachmittags fast täglich zum Sport trafen, während sich viele Mädchen zum Schminken, shoppen usw. verabredeten und wo kommt das her? Genetisch bedingt?-nicht dein Ernst. Rolle-Frau, Rolle-Mann wurde halt angenommen.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Ihnen scheint zumindest die dogmatisierende Art der Schaffiung von "Wissen", die man den Gender Studies häufig (und nach meinem persönlichen eindruck zu Recht) vorwirft, nicht unsympathisch zu sein.

        Die Einflüsse genetischer Vorgaben auf das sozialrelevante Verhalten einzelner Menschen sind für mich keine Glaubensfragen sondern ein geeignter Gegenstand für wissenschaftliche Forschung - ebenso wie die sozialen Einflüsse, und zwar am besten in Verbindung miteinander. Wenn Sie also einem "biologistischen Hokusopokus" wissenschaftlich widersprechen wollen, dann tun Sie das ruhig, aber bitte nicht einfach so, sondern mit Argumenten! Frauen haben einen höheren Östrogen- und einen niedrigeren Testosteronspiegel als Männer. Beide Hormone steuern nachweislich nicht nur die Anatomie sondern auch zumindest Teile des Verhaltens - blocken oder fördern die Auschüttung anderer Hormone wie Adrenalin etc.. Wenn man einen funktionellen Zusammenhang z. B. zwischen Testosteron und einer abstrakten stärkeren Wettbewerbsgeneigtheit ziehen kann, dann ist es nur logisch, dass Männer tendenziell(!) zwischenmenschliche Beziehungen stärker unter dem Konkurrenz- als unter Kooperationsaspekten betrachten und überhaupt das menschliche Miteinander nur als eine von verschiedenen Funktionen der Erfolgsgenerierung sehen - ergo technischen Hilfsmitteln eine vergleichsweise höhere Bedeutung zumessen als jemand, für den menschliche Kooperation im Vordergrund steht (wieder tendenziell, versteht sich).

        Ein solcher Denkansatz ist zum Einen ergebnisoffen (lässt sich der Zusammenhang zwischen Testosteron und Wettbewerb nicht herstellen, sind die Schlüsse daraus Makulatur), und zum Anderen lässt er noch ohne Ende soziologische bedingte Streuung zu. Sie werden (hoffentlich) keinen Biologen finden, der meint, anhand seiner Erkenntnisse das Verhalten eines konkreten Menschen voraussagen zu können.

        Warum also irgendwas vorab dogmatisch festlegen/ausschließen? Das ist Machtgerangel, keine Wissenschaft.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Im Grundschulalter sind Mädchen den Jungen teilweise sogar körperlich überlegen weil sie mehrere Jahre früher reifen.



        Wenn die Jungens dann in die Pupertät kommen und von Testosteron überschwemmt werden sind sie natürlich den Mädchen körperlich überlegen.



        Die geistige Überlegenheit der Mädels in dieser Phase zeigt sich indes in ihrer vielfachen Weigerung zu 22 einem Ball hinterzulaufen oder sinnlos im Kreis zu laufen.



        Übrigens behauptete mal ein sich als feministisch bezeichnende Ethnologin auf Arte, daß Männer deswegen größer und stärker sind als Frauen weil diese ihnen immer das Fleisch vorenthalten hätten.



        Nach einem herzlichen Schmunzeln ist mir dazu direkt eingefallen, daß Männer doch von vorherein schon größer und stärker sein müßten um dies überhaupt durchzusetzen.



        Ich glaube die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte zwischen Genetik und Sozialisation.



        Die Diskussion wird leider von den Anhängern der reinen Lehre bestimmt.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @6474 (Profil gelöscht):

        2)

        Hat es einen Einfluss, ob ich über zwei Meter oder unter eins-fünfzig groß bin?-Ich denke schon. Gibt es Parallelen im Verhalten von kleinen Männern wie Hitler, Napoleon, Kim Jong IL, Dschingis Khan usw?-kleine Männer greifen oft agressiv nach der Macht.

        Geschlechtlicher Biologismus auf kleine Männer übertragen würde so gehen: "Kleine Männer unterscheiden sich gentisch bedingt durch den Mangel an ...Stoff... was zu vermindertem Wachstum führt und sich auch im Verhalten widerspiegelt. Durch gentisch Blabla.. gibt es einen höheren Ausstoß an ....stoff.blabla.. was zu erhöhter Aggression, Größenwahn und Gefühlslosigkeit gegenüber Mitmenschen führt usw."

        ^^Kann man natürlich so sehen.

        Man könnte aber auch psychologisch, oder soziologisch untersuchen, was für Auswirkungen die gesellschaftliche Reaktion auf kleine Männer deren Sozialverhalten beinflusst und ob die von der Norm abweichende und als nachteilig empfunde Körpergröße zu mehr Frust und erhöhtem Geltungsbedürfnis führt.

        Mir erscheint letzeres logischer und genauso geht es mir, im Bezug auf das Verhalten von Männer und Frauen.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      Echte Wissenschaft von unechter unterscheiden zu wollen, ist unwissenschaftlich. Was Wissen schafft, ist Wissenschaft. Die Frage, ob Gender Studies Wissen überhaupt schaffen, mag man stellen, aber dann muss man sie auch auf die gesamte Geisteswissenschaft (und einen Teil der Naturwissenschaft) münzen. Denn die Ergebnisse derselben sind nur bedingt durch einen Staatsapparat zu verwenden, es sei denn, man hat solche schönen Disziplinen wie Dialektischer oder Historischer Materialismus und ein autoritäres Regime, das sich diese als Teil seines ideologischen Über- und Unterbaus hält.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Für mich zeichnet sich Wissenschaft vor allem dadurch aus, dass sie sich die Ergebnisse nicht selbst vorgibt oder ihre Forschung auf nicht zu hinterfragenden Grundsätzen basiert.

        Es gibt Ausnahmen. Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass die Theologie heute vor allem deshalb noch als "wissenschaftliche Disziplin" durchgeht, weil sie die älteste universitäre Fachrichtung ist. Aber ich kann ihr zumindest insoweit eine wissenschaftliche Existenzberechtigung zugestehen, als sie innerhalb ihres Systems bleibt. Der religiöse Glaube ist ihre Grundlage, aber dadurch auch implizit ihre Einschränkung: Wer z. B. nicht den Glaubenssätzen der katholischen Kirche anhängt, muss sich auch nicht darum kümmern, zu welchen Ergebnissen die katholische Theologie bei deren wissenschaftlicher Exegese kommt. Die außerkatholische Welt funktioniert auch ohne dieses "Wissen", viele Universitäten außerhalb des westlichen Kulturkreises auch ohne Theologie. Ähnliches gilt z. B. auch für die Literatur- oder auch Rechtswissenschaften, die so ein wenig in ihrer eigenen Welt existieren (literarischens Schrifttum, bzw. jeweiliges Rechtssystem), aber eben auch nur für diese Geltung beanspruchen.

        Gender Studies sind da (faktisch) anders aufgestellt. Sie KÖNNTEn ein neutrales, ergebnisoffen forschendes interdisziplinäres Fach sein. Aber in der Realität gehen sie von wesentlichen Grundannahmen aus, die sie der kritischen Überprüfung vorenthalten, denen sie aber eine globale Geltung zumessen - also auch für Leute, die diese Annahmen nicht teilen.

        Desweiteren haben die Gender Studies klare gesellschaftspolitische Vorgaben, denen ihre Forschung untergeordnet ist - namentlich die Beendigung von Geschlechterdiskriminierung. Das ist, als wenn z. B. Politikwissenschaften ausschließlich auf die Durchsetzung eines bestimmten politischen Systems zugeschnitten wären, und schädigt massiv die Objektivität der "Forschungs"-Ergebnisse. So schafft man kein Wissen, sondern Dogmatik.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Normalo:

          Theologie ist nach wie vor, wenn man von der Dogmatik absieht, eminent sozial relevant. Schließlich haben wir ja nicht überall eine derart religionsfeindliche Atmosphäre wie in Deutschland - und auch hier ist diese ja eher in bestimmten Millieus anzutreffen, die glaubt, die anderen ignorieren zu dürfen oder zu müssen.

          Nennen Sie mir doch mal bitte wesentliche Grundannahmen der Gender Studies, die deren Vertreter der kritischen Überprüfung vorenthalten!

          Soweit mir bekannt ist, haben Gender Studies auch keine gesellschaftspolitische Vorgaben, sondern ihr Anspruch ist gesellschaftspolitisch, genauso wie der der Soziologie oder auch der Theologie, insofern sie praktisch ist.

      • @849 (Profil gelöscht):

        nein, echte Wissenschaft zeichnet sich durch Methodik aus. Insbesondere forscht sie "ergebnisoffen". Eine "Wissenschaft", die nur ihre Thesen bestätigt sehen will und daher auf Empirie und andere männlich-weiß-geprägte Methoden verzichtet, ist keine Wissenschaft.

        Genau das ist der Hauptvorwurf an die Gender-Lehre.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Dr. McSchreck:

          Methodik ist lediglich eine Hilfestellung, die als solche die Ergebnisoffenheit der Wissenschaft auch gefährden kann. Mathematik ist zudem nach ihrer Definition keine Wissenschaft, denn sie kann ebensowenig wie die Theologie mit ihrem Gott beweisen, dass es etwas mit sich selbst Identisches gibt.

          Empirie ist gut, aber für Wissenschaft nicht konstitutiv. Ferner bezweifle ich rundweg, dass die Gender Studies auf Methoden und Empirie keinen Wert legen.

  • "mit dem wichtigen Aspekt der Gleichstellung bekanntmachen" = ist Ideologie. Im GG ist nur von Gleichberechtigung die Rede. Offengestanden lebe ich lieber in einer Leistungsgesellschaft, Konkurrenz motiviert. Aber bitte unter Chancengleichberechtigung

  • Die Diskussion hier ist lächerlich aufgeheizt. Es wird so getan, als ob es ein Menschenrecht auf freie Universitätsbildung gibt. Das ist Unsinn. Das "Normale" in der Welt ist: Sie zahlen für Ihre und Ihrer Kinder Bildung. Wollen Sie Gender studieren und dafür bezahlen, dann bieten Ihnen private Universitäten auch die entsprechenden Kurse an. Das staatliche Angebot wird dagegen politisch bestimmt. Es richtet sich in Demokratien nach der parlamentarischen Mehrheit aus. So ist es auch in Ungarn, die gegenwärtige demokratische Mehrheit will eben keine Gender Studien staatlich finanzieren. Die hysterische Empörung darüber beruht auf einem rigorosen Moralismus und ist ein bedenkliches Zeichen für eine anti-demokratische, totalitäre Einstellung.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Karl Bauer15:

      Wie elegant Sie den Spieß umkehren!

      Forschung muss frei sein. Wenn es eine Disziplin Gender Studies gibt (als Teil der Sozialwissenschaften oder eigenständig), warum sollte man ihm den Geldhahn zudrehen? Weil man die Aufdecktung von Problemen fürchtet. DAS ist ein bedenkliches Zeichen für eine autoritäre und totalitäre Einstellung!

      • @849 (Profil gelöscht):

        Dass Forschung frei ist, bedeutet nicht, dass es einen Rechtsanspruch gegen den Staat gibt, einen bestimmten Studiengang anzubieten.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Sophokles:

          Mag sein, aber hier ging es darum, einem bisher finanzierten Studiengang den Geldhahn abzudrehen.

          Ein vernünftiger Staat fördert zudem auch das, was ihm selbst nicht unmittelbar nützt oder sogar das, was ihm nicht sinnvoll erscheint. Wissen wird schließlich nicht geplant, sondern es entsteht u.a. aus abstrusen Ideen.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Sie können in Ungarn auch keine islamische Religion studieren ...

  • Orbans Äußerung, Geschlechter seien keine gesellschaftlichen Konstrukte, sondern allein biologisch zu sehen, ist grenzwertig. Trotzdem stellt sich die Frage, ob gender studies in der gelebten Wirklichkeit wirklich Wissenschaft betreiben und doch nicht eher eine moderne Form der Esoterik.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Karavanserai:

      Die modernste Form der Esoterik in den sogenannten Wissenschaften nennt sich übrigens Betriebswirtschaftslehre.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Und ich dachte es wäre Volkswirtschaftslehre.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Rooni:

          Korrekt, das wollte ich auch schreiben, aber als ich auf den Knopf drückte, war es zu spät!

      • @849 (Profil gelöscht):

        Jaaaah, auf diesem Niveau macht diskutieren so richtig Spaß!

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Karl Bauer15:

          Ein bisschen Spaaaß muss sein!

    • @Karavanserai:

      Gender Sudies sind genauso wissenschaftlich wie andere Sozialwissenschaften auch. Klar ist hier die Beweisführung im Gegensatz zur Naturwissenschaft anderer Natur. Aber wenn man Gender Studies für Esoterik hält, dann muss man auch konsequent sein und sozialwissenschaften grundsätzlich für Quatsch halten. 90 % der Leute die über Feminismus, Gender irgendwas lästern haben keine Ahnung was tatsächlich debattiert wird und glauben irgendein BS den sie auf einer rechten Hetzseite gelesen haben ist repräsentativ. Man findet in jeder Disziplin Spinner... aber aus irgendeinem Grund regen sich die Leute da nicht so auf. Woran das nur liegen könnte..... bestimmt nicht an einem latenten Überlegenheitsgefühl gegenüber Frauen... Nein, sowas gibts hier nicht, wir sind ja alle aufgeklärte Menschen...

      • @Huege:

        Wenn Sie sachlich debattieren möchten, dann wischen Sie sich bitte grad noch den Schaum aus den Mundwinkeln.

      • @Huege:

        " 90 % der Leute die über Feminismus, Gender irgendwas lästern haben keine Ahnung was tatsächlich debattiert wird und glauben irgendein BS den sie auf einer rechten Hetzseite gelesen haben ist repräsentativ."

        Die Frage ist dann natürlich, warum trotz der vorhandenen Mittel in den meisten Staaten (noch), es nicht klarer gemacht wird, um was es eigentlich geht. Ich habe die Feminismusdebatten der 70er verstanden, aber zu irgendeinem Zeitpunkt entstand der Begriff "Gender" während ich im Berufsleben war und niemals ist mir klar geworden, wofür er steht. "Emanziptaion" als Studienfach könnte ich nachvollziehen, bei den "Gender Studies" fehlt mir als bald 60jähriger schon die sprachliche Einordnungsfähigkeit.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Age Krüger:

          Bin auch nicht mit den Gender Studies vertraut, aber wenn man Butlers Postulat der konstruierten Geschlechter ernst nimmt, folgt daraus m.E. deren so weit als mögliche Dekonstruktion sowie die Erforschung dessen, wodurch Geschlecht (m/f) sich bis dato konstituiert und wo es die natürliche Ausprägung des Individuums als geschlechtiches Fluidum (Gender) behindert. Wenn man sich so umschaut, gibt es doch beim besten Willen nicht nur Männer und Frauen, sondern alle möglichen Schattierungen dazwischen. Wie man die Gesellschaft dazu bringen kann, die freie Entfaltung der Persönlichkeit zuzulassen, die nicht mehr stupide nach Geschlecht einordnet und kategorisiert und damit nebenbei auch kreatives Potenzial freilegt, ist m.E. Gegenstand dieser Disziplin.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Das ist doch das Problem, dass die ganze Chose auf einem unbewiesenen Postulat beruht.

            So stellt sich das für den Laien jedenfalls dar.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Peterbausv:

              Wie wollen sie denn einen Beweis darüber führen, dass Geschlecht (also Gender bei den Gender-Forschern) konstruiert wird (dass Menschen als Phänotyp Mann/Frau/Zwitter geboren werden, dürfen die Gender Studenten ja nicht bezweifeln). Das können Sie doch nur, wenn Sie darüber forschen.

              Unbewiesene Postulate! Das ist der genuin wissenschaftliche Ansatz. Es geht in Wissenschaft darum, sie zu verifizieren oder falsizieren.

        • @Age Krüger:

          Damit qualifizieren Sie "Gender Studies" eigentlich nur als ausgereifte Wissenschaft. Gemäß dem Systemtheoretiker Luhmann entwickeln Systeme (und zu diesen zählt die Wissenschaft in Form der diversen Disziplinen) eine eigene Fachsprache. Ergo: eben weil Sie es nicht verstehen ist es Wissenschaft. Aber das ist ja nicht Ihr Vorwurf. Sie fragen, weshalb der Öffentlichkeit nicht verdeutlicht wird, worum es dabei geht. Aber stellen Sie diese Frage auch allen anderen Fachdisziplinen die sich in einer komplexen und für Laien schwer verständlichen Sprache ausdrücken? Was ist zum Beispiel mit der Onomastik? Oder der Promenadologie? Beides studierbare Disziplinen an deutschen Unis. Oder haben Sie ein Problem mit der englischen Sprache? In weiten Teilen der Sozialwissenschaft hat Englisch die deutsche Sprache als Wissenschaftssprache abgelöst. Das ist aber kein Grund die entsprechende Disziplin in die Verantwortung zu nehmen. Oder wollen Sie etwa ernsthaft behaupten, dass Sozialwissenschaftler nur Sozialwissenschaft ausüben dürfen, nachdem sie der Bevölkerung vorher Englischkurse gegeben haben?



          Abgesehen davon, ich bezweifle dass Sie persönlich Ahnung von der konkreten Funktion der Mikroschlatungen im neuesten IPhone haben oder die komplexen Prozesse im Inneren eines Teilchenbeschleunigers nachvollziehen können. Dennoch bezweifeln Sie sicher nicht die Wissenschaftlichkeit der Elektrotechnik oder Kernphysik. Nur weil Ihnen Dinge nicht klar sind, bedeutet das nicht, dass die Disziplin überflüssig sei.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Ein Schelm:

            Dafür, dass Systeme eine Fachsprache entwickeln, hätte es keines Luhmanns bedurft. Das kann jeder sehen, der lesen kann.

          • @Ein Schelm:

            Ich weiß aber, was Kernphysik und Elektrotechnik bedeutet. Und ich gebe offen zu, dass ich persönlich, wenn man mich fragt, ob ich etwas dafür spenden würde, damit Onomastik und Promenadologie ein Studienfach wird, ich keinen müden Cent herausgeben würde, solange mir nicht erklärt wird, wofür ich Geld ausgeben soll.

            Und ich habe auch zeitlebens volles Verständnis dafür gehabt, wenn atheistische Bürger es nicht eingesehen haben, dass sie mir ein Theologiestudium finanziert haben, indem der Staat aus Steuergeldern mir die Profs (auch in eigentlich fachfremden Fakultäten wie Altphilologie) oder die Räumlichkeiten und Studienbücher zur Verfügung gestellt hat.

  • Ungarn verbietet gar nichts. Die Finanzierung wird eingestellt. Wer privat das weiter betreiben will, darf das jederzeit tun.



    Das ist natürlich ein politischer Eingriff - genauso wie die massenhafte Schaffung solcher Lehrstühle ein politischer Eingriff ist. Motivation ist jeweils die gleiche: Die Wissenschaft soll auf Linie mit der eigenen politischen Denke sein. Die Förderung von Gender-Studies ist auch in anderen Ländern nicht umumstritten. Norwegen hat nach entsprechenden Forschungsergebnissen die Fördergelder ebenfalls gestrichen.



    Insgesamt ist also das Thema Gender-Studies in beiden Richtungen ein Beispiel für den politischen Eingriff in die Wissenschaft. Oder anders ausgedrückt: Wer in Deutschland im Glashaus sitzt, sollte in Ungarn nicht mit Steinen werfen.

    • @Velofisch:

      In Norwegen ist die rechtspopulistische "Fortschrittspartei" übrigens an der Regierung beteiligt. Fällt Ihnen da was auf?



      Die Gleichsetzung, die Sie versuchen, ist absurd. Es ist ein Unterschied, ob Regierungen es unterstützen, dass zusätzliches Wissen generiert wird - oder ob aktiv verhindert wird, dass dies geschieht.



      Ersetzen Sie in Ihrem Kommentar einfach mal Gender Studies durch Politikwissenschaft oder Geschichte. Und dann denken Sie nochmal drüber nach.

      • @Soungoula:

        Absurd ist daran gar nichts. Wenn bei uns geisteswissenschaftliche Lehrstühle gestrichen werden ist das auch ein politischer Eingriff. Die Qualität des Eingriffs ist auch nicht wirklich anders, ob ich einen verschlossenen Geldhahn aufmache oder einen offenen Geldhahn schließe.



        Einzig im Tempo der Umsetzung - Abwarten der Emmeritierung von Lehrstuhlinhaber*innen oder die sofortige Einstellung der Finanzierung sehe ich einen graduellen Unterschied. Die Forschung ist frei das zu erforschen wofür sie bezahlt wird. Das ist die Wahrheit über die Freiheit der Forschung in Europa. Echte Forschungsfreiheit gibt es bei uns schon lange nicht mehr.



        Was die Genderstudies angeht, war es ein konkretes politisches Ansinnen in Deutschland, viele dieser Lehrstühle zu schaffen. Das waren nicht die Unis, die gesagt haben, wir brauchen und finanzieren das. Es war die Politik, die die Mittel aus konkreten politischen Gründen bereit gestellt hat.



        Von daher fordere ich Sie ebenfalls auf, "nochmal darüber nachzudenken" und den politischen Einfluss auf die Wissenschaft zur Kenntnis zu nehmen. Das ändert nichts daran, dass ich den politischen Einfluss in Ungarn für schlecht und den politischen Einfluss in Deutschland für weniger dirrigistisch und meistens positiver halte. Wir sollten aber den Balken im eigenen Auge nicht übersehen, wenn wir über andere Länder in Europa urteilen. Das gilt auch wenn dort Regime an der Macht sind, die manche unserer Grundwerte mit den Füssen treten.

        • @Velofisch:

          ps: ihre grundideen sind ja nicht ganz falsch - sie übersehen aber die konkreten hintergründe und die politische propaganda, mit der (z.b.) jetzt in ungarn ein forschungsfach diskreditiert wird.

          wenn bei uns gender studies oder gleichstellung staatlich gefördert werden, ist dahinter natürlich ein politischer wille zu erkennen - nämlich einen ausgleich zu traditioneller benachteiligung und eine kritische analyse unserer geselschaftl. verhältnisse zu schaffen.

          das mag man als meinung abtun, diese ist jedoch sachlich begründbar und an gerechtigkeit interessiert. das ist doch etwas völlig anderes, als wenn in ungarn die regierung behauptet, gender studies sollen kleinkinder 'schwul machen' und ottonormalfamilie zerstören.



          das lässt sich weder sachlich noch mit einem streben nach ausgleich und balance erklären, sondern nur mit deren genauem gegenteil.

          und es bleibt die frage zu ihrer behauptung "bei uns würden lehrstühle gleichermaßen gestrichen": welche denn?

        • @Velofisch:

          naja, ich sehe ihre gleichsetzung ganz ähnlich wie soungoula.

          "Wenn bei uns geisteswissenschaftliche Lehrstühle gestrichen werden ist das auch ein politischer Eingriff."

          welche wurden hierzulande denn gestrichen?

          • @the fall:

            Das ist ein Scherz oder?

            In Deutschland werden reihenweiße Lehrstühle für Geisteswissenschaftler nicht wiederbesetzt oder abgeschafft.

            In Deutschland wurden zwischen 1995 und 2005 663 Professorenstellen im Bereich Sprach- und Kulturwissenschaften gestrichen und davon haben die sich bis heute nicht erholt.

            Hier mal ein anschauliches aktuelles Beispiel, die Humboldt-Universität in Berlin hat ihr Institut für Asien- und Afrikawissenschaften aufgefordert, eine ihrer 11 Professuren einschließlich Mitarbeiterstellen zu benennen, die bis 2030 wegfallen wird.

            www.tagesspiegel.d...lich/19929260.html

            Das können Sie an praktisch jeder Uni Deutschlands ebenfalls sehen.

            Mit Geisteswissenschaften kann man einfach nicht so viele Drittmittel einwerben wie mit den Wiwis, Ingenieuren oder Informatikern und deswegen wird da immer als erstes gekürzt, wenn bei der Uni ein Haushaltsloch auftaucht.

            • @Sven Günther:

              ja, ich weiß. bin selbst kulturwissenschaftler (m.a.).

              passt hier aber nicht, wenn damit ein vergleich zu ungarn gezogen werden soll: bei uns bestimmt jede uni selbst, ob und welche lehrstühle sie abschaffen/ verkleinern/ zusammenlegen will, und ebenso jedes unternehmen/ jede stiftung, was sie wo mit welchen mitteln fördern möchte.

              es gibt hier doch keinerlei staatliche vorgaben (noch nicht einmal 'ratschläge'), welche inhalte / lehrstühle landesweit abgeschafft werden sollen!

              • @the fall:

                In Deutschland gibt es Geld, wenn eine Uni Gender Studies-Lehrstühle einrichtet - mehr als wenn sie stattdessen bestehende geisteswissenschafliche Lehrstühle erhält. Das ist sicher eine deutlich sanftere Form der Einflussnahme, aber steuernde Wirkung hat es allemal.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @the fall:

            Es gibt doch in Deutschland überall in Anlehnung an das Ausland Zusammenlegung von geisteswissenschaftlichen Lehrstühlen. Da wird schon erheblich gestrichen. Hinzu kommt, dass die Geisteswissenschaft nicht einmal 10% der Drittmittel einwerben kann wie die sogenannten MINT-Disziplinen.

            • @849 (Profil gelöscht):

              was hat es mit der diskreditierung bzw finanzierungsuntersagung eines klar benannten forschungsfelds durch den staat zu tun?!?!

              ich sag's ihnen: nichts. rein gar nichts.

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @the fall:

                Sie fragten nach Abschaffung der Lehrstühle. Diese ist Wirklichkeit!

  • es bleibt unverständlich und eine farce, dass ungarn mit dieser regierung, die die gesetze und landesinternen diskurse so umgestaltet und gezielt manipuliert hat, dass sie voraussichtlich noch sehr lange an der macht bleiben wird, seine eu-mitgliedschaft behält und darüber hinaus so viele transfergelder & subventionen einstreichen kann.

    schon klar, offenbar fehlen der eu die nötigen rechtsmittel, um gegen derart abdriftende nationen, zumal deren innenpolitisch motivierte, verlogene anti-eu-hetze vorzugehen.

    jetzt also mal eben eingriffe und verbote in forschung & lehre der geisteswissenschaften, abermals gespickt mit antiaufklärerischen gesten und scheinheiligen provokationen.



    eine farce wie gesagt.

  • Studiengänge zu verbieten ist ein no go. Trotzdem darf man/frau/divers sich fragen, was uns gender studies bislang gebracht haben - wohl nicht allzu viel Brauchbares. Meine intensive Recherche zur Thematik bringt mich zu dem Schluss, dass sie in der Gesamtbetrachtung tendenziell überflüssig sind.

    • @Nicolai Nikitin:

      Es wird in Ungarn nichts verboten. Es wird die Finanzierung für bestimmte Lehrstühle/Studiengänge gestrichen. Privatunis können diese weiterhin anbieten. Ein politischer Eingriff in Forschung und Lehre sicher - auch recht restriktiv. Aber die massenweise Schaffung dieser Lehrstühle war ja bei uns auch ein gezieltes politisches Anliegen.

  • Ich stehe den Gender Studies recht skeptisch gegenüber, da sie doch oft eher au\



    s politischen Aktivismus und weniger aus unvoreingenommenen wissenschaftlicher \



    Neugier angetrieben zu sein scheinen. Aber das Verbot in Ungarn sehe ich sehr n\



    egativ. Grundsätzlich sollte zum einen der Staat (hier: Orban) keine inhaltlic\



    he Kontrolle über Universitäten ausüben. Darüber hinaus braucht Wissenschaft F\



    reiraum, und das bedeutet auch, daß man eher problematischen Positionen eine Ch\



    ance geben muß. Entsprechend ist ein Verbot von Gender Studies genauso falsch w\



    ie es etwa Schikanen gegen Gender-Studies-Kritiker wie Kutschera sind. Wissensc\



    haft muß auch neue Ideen ausprobieren dürfen, nur so kann man auf wesentlichen \



    neuen Erkenntnisgewinn hoffen. Deshalb muß die Freiheit der Wissenschaft Priori\



    tät haben. Das bedeutet: keine staatliche Verbote von Gender Studies. Das bedeu\



    tet natürlich auch: keine restriktiven Maßnahmen gegen angeblich "rechte"



    Wissenschaftler, denen irgendwelche Aktivisten Sexismus oder Rassismus oder was\



    auch immer vorwerfen.

    • @yohak yohak:

      Wissen Sie, was dort gelesen wird? Schauen Sie sich mal ein Vorlesungsverzeichnis an, das ist kein Aktivismusstudiengang, sondern basiert größtenteils aus dem, was in benachbarten Disziplinen standard ist niemals solchen Angriffen ausgesetzt wäre.



      Gender Studies betreiben dezidiert zugespitzte Ungleichheitsforschung. Wer das mit Aktivismus verwechselt hat die Sozialwissenschaften nicht verstanden. Im übrigen ist Obacht angesagt, auch Naturwissenschaften bieten weniger einfache Wahrheiten, als gerne angenommen wird :)

      Den spannendsten Aspekt finde ich ja, warum gegen Gender Studies so arg opponiert wird. Wenn es nur um Geldverbrennen ging, gäbe es ganz andere Möglichkeiten, als so ein Orchideenfach dichtmachen zu wollen. Mir scheint eher, dieses Fach legt den Finger in die Wunde. Schön ist ja dieser Tage zumindest, dass man in der Regel nicht verbrannt wird, nur weil man die Herrschaftsverhältnisse, die ohne Patriarchat nicht denkbar sind, kritisiert.

      • @emanuel goldstein:

        Das unsinnige Gender-Gedöns ist eben kein Orchideenfach.



        Es gibt in Deutschland mehr Gender-Lehrstühle als für Pharmazie.



        Das ist doch absurd.

        • @Don Geraldo:

          Dann sagen Sie doch am besten auch gleich mal mit Quelle, wieviel Lehrstühle es jeweils gibt.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Rooni:

            Dieser Artikel hier (www.welt.de/debatt...ender-Terror.html) schreibt 2015 davon, dass ca. 196 Lehrstühlen für Gender Studies (inkl. Fachhochschulen) 191 Lehrstühle für Pharmazie gegenüberstehen (hier nicht nach Uni und Fachhochschule aufgeschlüsselt). Lehrstühle für Gender Studies gäbe es fast doppelt so viele wie solche für Altphilologie.

            Da könnte man auf den Dreh kommen, Gender Studies seien doppelt so wichtig wie Altphilologie, vor allem wenn man annimmt, dass die Wichtigkeit der Altphilologie in der heutigen BilDUNGsrepublik Deutschland gegen 0 geht. :-)

            • @849 (Profil gelöscht):

              Naja ich weiß nicht ob ne Meinungskolumne in der Welt mit dem Namen "Hurra! Viele neue Jobs durch Gender-Terror" eine Seriöse Quelle darstellt besonders wenn es dort keine Referenzen zu den Zahlen gibt.

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @Rooni:

                Das bezweifle ich mit Ihnen. Allerdings habe ich keine anderen Zahlen gefunden als die, dass es mittlerweile 250 Lehrstühle für Gender Studies gäbe.

      • @emanuel goldstein:

        Das Opponieren gegen die Gender Studies könnte einfach darin begründet sein, dass die Universitäten unter einem massiven Sparkurs leiden, gleichzeitig dieses Fach aber breit ausgebaut wird.



        Wenn Sie die angeblichen Herrschaftsverhältnisse im Sinne der Gender Studies kritisieren, befinden Sie sich auf Regierungslinie und werden öffentlich gefördert. Ob man da dann tatsächlich noch davon sprechen kann, dass Sie die Herrschaftsverhältnisse kritisieren, wage ich zu bezweifeln.



        Anders ist es natürlich, wenn Sie nach Ungarn gehen. Auch dort werden Sie nicht verbrannt aber bekommen schlicht kein Geld und können dort dann tatsächliche Herrschaftsverhältnisse kritisieren.



        Ich wundere mich immer, wenn jemand der die Regierungsmeinung vertritt meint, dass damit irgendwelche Herrschaftsverhältnisse kritisiert werden könnten. Es werden allenfalls vergangene Herrschaftsverhältnisse kritisiert.

        • @Velofisch:

          Und welche Regierungslinie wird bitte schön in den Gender Studies vertreten? Die der Herdprämien/Ehegattensplitting-Union?

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @yohak yohak:

      Ihr Beitrag liest sich ein bisschen holprig, aber ich stimme zu.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Die Gegner der Genderforschung hier im Forum müssten jetzt doch eigentlich die Korken knallen lassen.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Stille Freude ist vielleicht angemessener.