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die verständnisfrageRempeln als feministischer Akt

Warum macht ihr einander auf dem Gehweg keinen Platz, fragt ein Student. Eine Medizinische Fachangestellte antwortet.

„Wieso ist sie mir jetzt nicht ausgewichen?“ Foto: Zoonar/imago

Ein 27-jähriger Student aus Kiel fragt:

Liebe Leute, warum macht ihr einander auf dem Bürgersteig keinen Platz?

26, Medizinische Fachangestellte aus Bremen, antwortet:

Es gibt einige Personengruppen, denen ich auf dem Gehweg bewusst nicht aus dem Weg gehe. Wenn ich etwa das Gefühl habe, einer Person mit großem Selbstbewusstsein und dem Selbstverständnis, dass alle anderen für sie Platz machen sollten, zu begegnen. Oder Männern, die nicht sichtlich eingeschränkt sind.

Ich habe mal in einem Internetbeitrag einer weiblichen Person gelesen, dass sie häufiger angerempelt wird, seitdem sie Männern auf dem Gehweg nicht mehr ausweicht. Mir war das vorher gar nicht bewusst, dass ich immer automatisch allen Leuten Platz mache. Ich glaube, das ist ein anerzogenes people pleasing. Ich denke mir immer: „Oh, schnell weg hier!“ Mädchen wird schon früh beigebracht, eher ausweichend zu sein, während kleinen Jungs viel mehr Raum zugesprochen wird. Es ist ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem.

Seitdem ich Männern keinen Platz mehr mache, werde ich auch häufiger angerempelt. Ich habe bemerkt, dass Männer viel später zur Seite ­gehen als Frauen. Es ist zwar konfrontativ, Männern nicht aus dem Weg zu gehen, aber das Schlimmste, was mir passieren kann, ist eben ein Rempler. Für mich ist das ein kleiner feministischer Akt.

Wenn man sich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hat, kann man es problematisch finden, generell keinen Platz für Männer zu machen. Es kann als respektlos wahrgenommen werden. Aber wenn sich ein Mann darüber aufregt, dann ist ihm wahrscheinlich nicht bewusst, wie er sich selbst verhält. Im besten Fall fragt er sich: „Wieso ist sie mir jetzt nicht ausgewichen?“, und vielleicht kommt er dann darauf, dass er das auch selten tut, und ändert sein Verhalten. Das ist meine kleine Hoffnung.

Händchenhaltende Pärchen glauben übrigens auch, dass ihnen jeder aus dem Weg geht. Ich mache das extra nicht. Sie laufen nebeneinander auf dem Bürgersteig und können die Hände nicht mal für paar Sekunden loslassen? Ich finde das sehr unhöflich. Ich habe das Gefühl, sie wollen damit zeigen, dass sie besser sind als Einzelpersonen, weil sie jemanden an ihrer Seite haben und den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen. Dieses gesellschaftliche Bild erlaubt es ihnen, nicht nur Raum auf dem Gehweg zu beanspruchen. In Songs und Filmen geht es ja auch fast immer um Pärchen und selten um zufriedende Singles.

Das soll nicht heißen, dass ich Menschen auf dem Gehweg grundsätzlich nicht ausweiche. Wenn ich um eine Ecke laufe, habe ich keine Zeit, darüber nachzudenken, ob ich jetzt Platz mache oder nicht – und tue es einfach. Personen, die eine sichtbare Einschränkung haben, wie ältere Menschen oder Menschen mit einer Gehbehinderung, mache ich natürlich immer Platz. Kindern gehe ich auch aus dem Weg, sie sind in ihrer eigenen Welt oder wissen noch nicht, dass man anderen Menschen Platz macht, und andernfalls laufen sie in mich rein.

Ich glaube, letztendlich sollten wir alle empathischer miteinander sein, auch mit Menschen, die nicht Teil unserer Gruppe sind und denen wir nur über den Weg laufen.

Häh? Haben Sie manchmal auch diese Momente, wo Sie sich fragen: Warum, um alles in der Welt, sind andere Leute so? Wir helfen bei der Antwort. Wenn Sie eine Gruppe Menschen besser verstehen wollen, dann schicken Sie Ihre Frage an verstaendnis@taz.de.

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65 Kommentare

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  • Was du nicht willst, das man dir tu...

    Alle schreien nach Respekt und niemand hat ihn.

  • Ich hatte einmal "Feministinnen" und vielleicht auch "Feministen" gegenüber geäußert, daß mir Feminismus zu sehr "erzieherisch" vorkomme (Genau so)



    Und mir deshalb grundsätzlich spiessig.

    Das wies man weit von sich.

    Und hier wird der Artikel mit dem Hashtag #Erziehung geführt.

    Der Artikel ist peinlich

  • In der letzten Konsequenz bin ich ganz bei der Autorin.Aber als Mann nicht geschlechtsfixiert. Mir ist es egal welche Person kommt. Wird bewusst kein Augenkontakt oder sonstige Körperkommunikation aufgenommen,bleibe ich in der Regel stur.



    Missachtung ist kein Freifahrtschein. Natürlich kommt das bei Männern ungleich häufiger vor,aber ist mir bei Frauen nicht gänzlich fremd.



    Hier wurde über Mikroagression und was noch alles geschrieben.



    Da kann ich nur sagen, bleibt mal auf dem Teppich.



    Die agressiver Person ist die,die im Verkehr nicht kommuniziert und nicht die die sich diese Verweigerung nicht gefallen lässt. Letztere reagiert nur auf die Missachtung .



    Wenn sich alle alles von ein paar Dominanten gefallen lassen,bestärkt man sie in ihrem Ignoranten Handeln,so das sie sich wie King on the Bürgersteig fühlen,was nur zu noch mehr Stresssituationen in der Zukunft führt.

  • Ich frage mich, wer der größere Rüpel ist: Die Person, die (vielleicht aus Unachtsamkeit) keinen Platz macht, oder die Person, die unter dem Deckmäntelchen des Feminismus die Kollision absichtlich herbeiführt oder zumindest billigend in Kauf nimmt.

  • Ich stimme diesem Artikel voll und ganz zu!

    Auch mich nerven männlich-dominante Menschen, die denken dass ihnen alle andren immer auszuweichen haben. Auch mich nerven Pärchen, die nicht zur Seite gehen. Und auch ich habe mir schon früh angewöhnt, Menschen die 'stärker' erscheinen als ich selbst, und nur aus purem Egoismus nicht ausweichen, nicht aus dem Weg zu gehen. Notfalls bleibe ich lieber stehen, wenn die dominante-stark wirkende Person mich einfach ignoriert. Soll sie halt in mich rein rennen.

    Es gibt nur einen Problem mit dem Artikel: Ob wohl er meine Perspektive sehr gut beschreibt, hätte ich diesen Artikel nicht schreiben dürfen. Weil ich einen Schniedel habe. Nur deswegen, darf ich so nicht reden und denken.

    Ich mag zwar klein, unauffällig, schüchtern, zurückhaltend, hilfsbereit, andren immer den Vortritt lassend sein (in Tobias 'Bewohnerfrei' Beck's Denkwelt also ein "Wal", ein "Dauercamper") - aber - ich darf so nicht reden wir die Autorin. Weil ich das falsche Geschlecht habe.

    • @TAE EZR:

      "Auch mich nerven männlich-dominante Menschen, die denken dass ihnen alle andren immer auszuweichen haben."

      Als "Lösung" bieten sich dann weiblich-dominante Menschen an, die sich genau so verhalten?

      Wie wäre es mit gegenseitiger Rücksichtnahme?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        nein, es geht bei dem Begriff um männlichkeitsanforderungen und weiblichkeitsanforderungen.

        Also es geht da nicht um körperlich männlich oder weibliche menschen.

        Sondern männlich-dominante Menschen sind Menschen die die männlichkeitsanforderungen erfüllen in dem Punkt Dominanz.

        Auch eine Frau kann männlich-dominant sein.

        Dominanz ist aber keine weiblichkeitsanforderung. Daher gibt es kein "weiblich-dominant" sondern nur eine Frau, die männlich-dominant ist (oder eben Männer, die männlich-dominant sind). Beides existiert.

        • @TAE EZR:

          "Daher gibt es kein "weiblich-dominant" sondern nur eine Frau, die männlich-dominant ist..."

          Dazu muss man aber sehr um die Ecke denken. Natürlich gibt es auch dominante "Weibchen". Und die meisten davon würden jeden eine scheuern, der sie als "männlich" einordnet. Ich übrigen auch.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Ich bin großer Fan von Gleichstellung, habe großes Verständnis für die Gender-Problematik und wünsche mir eine Lösung, verstehe dass es strukturelle Benachteilung von FLINTA gibt, und dass dies, neben vielen andren strukturellen Benachteiligungen, ein Problem ist, das wir angehen sollten.

            Was mich jedoch immer mehr an Feminismus enttäuscht und zurückschreckt, ist, dass zwar einerseits die Gleichstellung und Gleichbehandlung eingefordert wird. Andrerseits aber man allen Menschen eine scheuern möchte, die sie gleich stellen und gleich behandeln.

            • @TAE EZR:

              Weibliche Dominanz zu leugnen ist aber das Gegenteil von Gleichstellung. Einer Frau "männliche" Dominanz zu unterstellen, ist einfach nur eine Beleidigung.

              Keine selbstbewussteste Frau will als Pseudomann bezeichnet werden.

  • Gehe keinen Mann aus dem Weg, der nicht sichtbar eingeschränkt ist!? - Das nennt sich ideologisch beschränkt agieren

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Also doch good old fashioned „Lady’s first“. So konservativ können Feministinnen dann doch sein. Emanzipiert ist in dem beschriebenen Szenario eines Remplers zwischen Mann und Frau allenfalls das Verhalten des beteiligten Mannes.

  • Beantwortet der Kommentar eigentlich die Frage? Die lautete ja nicht "Warum machen Frauen Männern keinen Platz (mehr)?", sondern, "Warum machen sich Menschen - geschlechterunabhängig und ganz im allgemeinen - keinen Platz?" Und da gibt es doch nen viel größeren und bunteren Strauß an potentiellen Antworten. Von "keine Erziehung" über "feministischer Akt von Frauen gegenüber Männern" über "war in Eile und habe Dich nicht gesehen" bis hin zu "zu viele Leute auf einem Knubbel"(um mal eine Auswahl zu geben...).

    • @Patricia Jessen :

      Man muss realistisch sein: Studien zum "Wer weicht nicht aus?" gibt es seit Jahrzehnten, und ja, dieses Verhalten ist, wenn nicht "typisch männlich" (=von den meisten Männer gezeigt), dann doch TYPISCHERWEISE männlich (wenn, dann meistens von Männern gezeigt).

      Was die Antwort außen vorlässt, ist die Frage, wie es sich z. B. bei Männern untereinander verhält. Die spielen das Spielchen natürlich genauso - im Zweifel sogar noch gezielter. Dass sie trotzdem nicht ständig ineinander reinrasseln, hat aber auch einen Grund: Die "Spieler" nehmen es vergleichsweise sportlich - mal gewinnst Du, mal verlierst Du, aber zum Äußersten kommt es äußerst selten.

      Das scheint bei Männer-Frauen-Konfrontationen zumindest anders zu laufen, wenn die Antworterin hier tatsächlich zu berichten weiß, dass es häufiger zu echten Remplern kommt. Insofern finde ich diese Perspektive interessanter - unabhängig von dem belligerenten "Fisch ohne Fahrrad"-Charakter den die Antwort spätestens mit der merkwürdig konfrontativ-egozentriscfhen Einschätzung zu händchenhaltenden Pärchen annimmt. Den bräuchte es natürlich nicht so dringend...

  • "Ich finde das sehr unhöflich." Nach all der 'feministisch' aufgeladenen Unhöflichkeit, musste ich über diesen Satz dann doch etwas lachen, als es um die Paare ging. Unhöflich ist es also vor allem dann, wenn man selbst die anderen nicht wegrempeln kann. Vielleicht sind Paare die Rache des Patriarchats? :P

    "Ich glaube, letztendlich sollten wir alle empathischer miteinander sein, auch mit Menschen, die nicht Teil unserer Gruppe sind und denen wir nur über den Weg laufen."

    Steht natürlich auch im Widerspruch zu der Paar-Sache, denn die von der Empathie ggü. den Pärchen lese ich in dem Artikel nichts. Eigentlich steht da vor allem ihre subjektive Sicht und ihre eigenen Befindlichkeiten, die durch eine politische Rückbindung gerechtfertigt werden.

    Und btw. JA, Männer nehmen mehr Raum ein und weichen wenig(er) aus. Und JA, ich finde das auch scheiße. Die meisten von den Angrempelten werden sich wahrscheinlich gar keine längerfristigen Gedanken darüber machen oder ggf. sogar denken "ihr Pech, wenn sie nicht aus dem Weg geht". Eigene Rücksichtlosigkeit ist sehr wahrscheinlich ein ziemlich schlechter Umgang mit solchen Problemen. Wir fangen ja auch nicht an, uns zu präventiv zu prügeln, nur weil andere Gewalttätig sind.

    • @White_Chocobo:

      Das ist die Terrorherrschaft des Paartriarchats! :D

  • Jetzt treffen sich also selbstbewusste Frauen, selbstbewusste Männer und selbstbewusste Frauen auf der Straße und machen sich keinen Platz. Tolle Idee!

  • Im Klimakrieg für die bald verglühende Erde, in dem wir uns befinden, sind diese Überlegungen existentiell, gut und wichtig. Die Schuld an der Erhitzung des Universums liegt eindeutig bei Männern. Jedes Ausweichen ist jetzt nicht mehr möglich.

    • @Alterchen:

      "Im Klimakrieg für die bald verglühende Erde..."



      Geht es nicht noch theatralischer? In etwa 5 Milliarden Jahren wird unsere Sonne zu einen Roten Riesen anwachsen, dann und erst dann wird die Erde verglühen.

      "...Die Schuld an der Erhitzung des Universums liegt eindeutig bei Männern. "



      Das selbe auch hier. Ich wüsste nicht, wie wir Menschen (nicht nur Männer) das ganze Universum nur um einen Bruchteil eines Grades erwärmen sollten? Pathos nutzt sich ziemlich schnell ab.

  • Über was man sich so Gedanken machen kann. :)



    Auf Gehwegen sind mir stoische Nichtausweicher noch nie wirklich aufgefallen. Warscheinlich weil ich immer intuitiv ausweiche und das für völlig normal empfinde. Auf kombinierten Geh- und Radwegen ist das manchmal schwieriger - auch wegen der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Da gibt es Rad-Rambos, die meinen, sie hätten mehr Rechte genauso wie sture Fußgänger, die prinzipiell zumachen, damit der Radler anhalten muss. Solche Konflikte erlebe ich als Radfahrer wie Fußgänger/Jogger häufiger.

    • @Stefan L.:

      Es gibt sie schon. Ich kann micherinnern, schon vor Jahrzehnten von soziologischen Experimenten gelesen zu haben, wo immer zwei Leute eine Fußgängerzone langgingen - einer der einfach stur geradeaus geht, egal ob das zu Remplern führt, und einer Prokollant, der schaut, wer wann ausweicht und wer nicht. Nach meiner Erinnerung gab es recht eindeutige Fallgruppen je nach Geschlecht des "Rammbocks" und der Entgegenkommenden.

  • Ich finde es auch logisch, das man sich rechts hält. Ich orientiere mich da am Strassenverkehr.



    In England dann also links...

    Und natürlich kommen einem dann Personen trotzdem in die Quere.



    Ich bleibe dann einfach kurz stehen.



    Da ist das Geschlecht dann unerheblich.

  • Frage : Wieviele zerstörte Handys erzeugt die Rempelei so pro Jahr... Dabei fällt das Verhalten der Autorin nicht unter feministische Akte sondern ebenfalls unter Rempeln.

  • Das gehörte in meiner Kinder- und Jugendzeit zur Erziehung, daß man anderen Menschen auf dem Gehweg Platz macht - egal wem!

    So handhabe ich das heute noch, mit Ausnahme von offen vorgeführtem Rechtsextremismus; derjenige muss dann schon die Strassenseite wechseln....was sie auch alle brav machen...

  • Frauen weiche ich immer aus, ich halte ihnen sogar die Tür auf, wenn eine im Weg ist.

    "Old-Boy-Sexism" eben.

    Bei Männern kommt es auf meine Tagesform und deren Schulterbreite an.

    • @Jim Hawkins:

      Vornehme Zurückhaltung, der Herr Pirat - Gentleman halt,



      Bei den Kerls nenne ich das angewandten Pragmatismus...

      • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

        Irgendwie weiß man halt, was sich gehört, das kriegt man nicht mehr raus.

        Mir scheint, die Franzosen sind in der Hinsicht sensibler, die entschuldigen sich selbst dann, wenn man ihnen auf den Fuß tritt.

        Ich habe mir in Paris mal den Knöchel verstaucht und war dann mit einer Krücke unterwegs. In der Metro dauerte es jedes Mal keine 10 Sekunden und jemand bot mir seinen Platz an.

        In Berlin schauen die Leute durch einen hindurch oder starren in ihre Smartphones.

        • @Jim Hawkins:

          Ich glaube zwar nicht, dass "die Berliner" sich so sonderlich hinter "den Parisern" verstecken müssen - aber hier wie da gilt - Stoffel bleibt Stoffel...

          • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

            Na ja, das liegt wohl an meinem verklärten Blick auf Adelaide und Louis.

            Allerdings hat sich der gelegentlich auch mal verändert, etwa nachts auf dem Boulevard de Strasbourg.

  • Mir passiert das übrigens als 1,90m Mann auch ab und an, dass jemand nicht ausweicht. Also nicht in dem Sinne dass ich erwarte dass jeder für mich ausweicht, sondern dass halt beide einen kleinen Schritt zur Seite gehen. Ich finde ein guter Kompromiss ist einfach kurz stehen zu bleiben, wenn man merkt dass einem jemand nicht ausweicht. Man sieht das den Leuten teilweise echt schon von weitem an. Wenn ich stehenbleibe wurde ich noch nie angerempelt, da ist irgendwas in uns das denkt laufende Personen anrempeln ist ok, stehende Personen nicht. Keine Ahnung was. Es ist auch weniger konfrontativ.

  • Gääähhnnnn. ich empfehle allen Protagonistinnen mal 4 Wochen urlaub in Bamako um mal zu schauen wie es in einer Stadt funktioniert in der Tuchfühlung auf dem Weg zum Markt zur regel gehört, und wie friedlich und selbstverständlich das in einem zivilisierten Land abläuft. Ganz ohne Revierkampf und Befreiungsstory.

    • @Mohammed Wasiri:

      Einverstanden, Mali mehrfach auf der Durchreise, 2004 Hochzeitsreise mit diskretem Besuch im pais dogon. Früher einige Jahre in Togo, Benin, Ghana, Cameroun, Congo, Gabon, etc.



      Überall sehr entspannt - und sogar Französisch gelernt.



      Hilft mir heute in FR, CH, BE enorm

  • Ja, was einem so alles auffallen kann....Mir fällt auch was auf- das ist ein ziemlich deutsches Phänomen nicht auszuweichen und es wird schlimmer je kleiner die Stadt ist.

    Wenn alle nur einen halben Schritt auf die Seite machen würden wie in den meisten Ländern üblich, dann wären alle zufrieden.

    Stimmt. Es gibt gewisse Männer die grundsätzlich nicht ausweichen. Prinzipiell habe ich aber in keinem anderen Land diese Probleme so ausgeprägt wie hier. Da wird der Supermarkt-Einkauf schon zum Stressfaktor, weil irgendwelche Trampel einfach aus Prinzip breitbeinig in der Mitte der Durchgänge stehen bleiben.



    Hier könnte man sich durchaus mal ein Beispiel nehmen an anderen Ländern.

    • 6G
      652797 (Profil gelöscht)
      @Alfonso Albertus:

      Das ist mir tatsächlich noch nicht so extrem aufgefallen, wenn dann überhaupt in Großstädtden im Norden.

      • @652797 (Profil gelöscht):

        Also wenn jemand in der Großstadt im Weg steht oder die Rolltreppe links blockiert, dann sind es meistens deutsche Touristen aus der Kleinstadt, die sich um Gewusel der Großstadt nicht zurecht finden.

        In Kleinstädten habe ich das Gefühl, es geht beim im Weg stehen eher um ein Grundprinzip. Frei nach dem Motto:" Ich stehe hier und dieser Boden ist meins".



        So unterscheiden sich wohl die Wahrnehmungen

  • Ich glaube solche Menschen wie der Autor sind eher das Problem als die Lösung. Es ist doch selbstverständlich, dass man immer wenigstens zur Hälfte ausweicht. Wer mit so einer Konfrontationsstrategie Menschen in eine Schublade steckt kommt aus dem Stress gar nicht mehr raus....

  • Das ist das Gegenteil von reflektiert. Ein plumper Erziehungsversuch, eine gezielte Mikroaggression um Dominanzgehabe oder auch nur Unaufmerksamkeit zu sanktionieren. Lassen wir Mal außen vor, dass Zivilisation im Reden, Mitteilen, Äußern von Gründen fußt, was hier mit Füßen getreten wird, so ist vornehmlich zu beanstanden, daß das Ziel was hier verteidigt werden soll, eines ist, das nichts wert ist: Es geht um die Unantastbarkeit des Egos, von einflußnahme, wo unsere Welt doch eigentlich gerade daran krankt, daß man nicht mit Fremden oder Anderen spricht, keine gemeinsame Welt mehr kschöpft, dass man andere nur noch plump projiziert und eigentlich nur noch sich selbst und sein Selbstbild bearbeitet.

    So gewinnt man gar nichts und besorgt das Geschäft der Gesellschaftsfeinde und das bei unerheblichen Zuständen.

    Außerdem: wer keine Vernunft hat, bei dem erreicht man so gar nichts und wer sie hat, mit dem kann man sprechen statt zu rempeln. Beugt auch hier naheliegenden Missverständnissen vor.

    Quo vadis Empathie?

  • Es gibt aber auch Leute die ständig in Phalanx schlendern müssen und dadurch den kompletten Gehweg oder Treppe beanspruchen.

  • Ich denke, dass ist ein Berliner Problem. Hier in der Provinz geht man entspannter und freundlicher miteinander um.

  • "Ich glaube letztendlich sollten wir alle empathischer miteinander sein, auch mit Menschen, die nicht Teil unserer Gruppe sind und denen wir nur über den Weg laufen."

    Völlig richtig. Und ein Anfang ist es, immer auszuweichen, statt in andere Menschen reinzulaufen. Unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe und was einem sonst noch so an Merkmalen einfällt.

  • es sind eher die arschloecher, die tendenziell mittig laufen und dann noch auf einen zusteuern, ganz egal welchen geschlechts. gibts in allen varianten.

  • Es ist keine Lösung deine "feministische" Akt es ist nur wenn überhaupt kindisch, man muss mit einander kommunizieren und da wird auch leichter und auch wird eine besseres Miteinander. So kann man auch nicht wissen was das Problem ist. Man kann als Mensch keine Gedanken lesen und noch weniger gefüllte. Man macht Platz auf die Straßen weil man mit einander leben muss und so wird besser das zusammen leben sein. Hier in Deutschland gibt es genügend Menschen, Frauen und Männern die denken das die allein leben und sehen nicht die Mitmenschen. Reicht zu sehen wenn man in dem Bus einsteigt und die Rucksack auch sitzen müssen und die bemerken nicht das jemand daneben steht. Also ist mehr ein Problem in der deutsche Gesellschaft was du beschreibst und nicht Patriarchat. Die auch gibt.

  • Unterschreibe ich genau so.

  • Es hat sich in den letzten Jahren tatsächlich verändert. Meine Interpretation geht eher in Richtung Smartphone-Nutzung. Es gibt keinen Augenkontakt mehr, in Präsmartphonezeiten war das Ausweichen gewissermaßen ein unwillkürlicher Akt. Jetzt aber rempelt man mit Smartphone Nutzenden - falls man sich so wie früher verhält - zusammen, da diese ihren Anteil am Ausweichen nicht beitragen.

  • Das gab mal diese Regelung, jeweils rechts zu gehen. Das hat auch ganz gut geklappt - auch bei Treppen - die einen auf der einen Seite in eine Richtung unterwegs, die anderen auf der anderen Seite in die andere - dann schwappte das aber mit dem Ego herüber und hat sich leider ausgebreitet

    • @Niemals:

      Ach, gilt das nicht mehr mit dem Ausweichen auf die rechte Seite? Das erklärt einiges. Ich würde mich übrigens freuen, wenn Verkehrsteilnehmer sich für kleine Gefälligkeiten (wie Vorfahrt gewähren, Ausweichen an engen Stellen, den Schnelleren auf Wegen vorbeilassen etc.) bedanken würden. Hand heben am Steuer oder als Radfahrer dem Fußgänger ein freundliches Dankeschön zurufen hilft ungemein gegen Verbissenheit, und es tut wirklich nicht weh.

    • @Niemals:

      Funktioniert gerade in London ganz hervorragend - für Kontinentaleuropäer natürlich genau umgekehrt. In Deutschland bringt es nicht einmal etwas, daß auf Treppen mittlerweile oft Mittellinien und Richtungspfeile zu finden sind.

    • @Niemals:

      Wann gab es die?

  • "Ich habe das Gefühl, sie wollen damit zeigen, dass sie besser sind als Einzelpersonen, weil sie jemanden an ihrer Seite haben und den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen."

    Sorry, aber da sollte die Person mal ihre Gefühle reflektieren.

    • @J_CGN:

      Ich dachte genau dasselbe. Wenn ich mit meiner Freundin unterwegs bin, halten wir auch immer die Hand. Das machen wir aber nur, weil wir Zärtlichkeiten austauschen wollen und bestimmt nicht, weil das jemand anderem unter die Nase reiben wollen.

  • Meine Erziehung hat mich dazu gebracht, Damen (fuer die, die es lieber so lesen: weiblich gelesenen Personen) in solchen Situationen stets den Vortritt zu lassen. Gerne uebe ich dies auch Maennern gegenueber aus. Mich würde mal interessieren, warum einige Maenner das nicht so halten - jemanden mit Absicht anzurempeln ist m. E. ein Zeichen extremer Unzivilisiertheit...

  • Danke, stimmt.

  • "Kindern gehe ich auch aus dem Weg, sie sind in ihrer eigenen Welt oder wissen noch nicht, dass man anderen Menschen Platz macht"

    sagt medizinische Fachangestellte, 27.

    Nicht nur Kinder sind in ihrer eigenen Welt und wissen noch nicht, dass man anderen Menschen Platz macht.

    • @Kevin Zertin:

      Die "eigene Welt" beschreibt es recht gut: Was nachlässt, ist die Fähigkeit, sich in die Situation anderer zu versetzen. Daher auch die Kollisionen am Ende der Bahnhofstreppe, wenn (zu) viele einfach stehenbleiben, um sich zu orientieren - obwohl hinter ihnen 30 Leute auch weiter wollen.

      Übrigens ist aus meiner Erfahrung beim "Platz machen" nicht unbedingt das Geschlecht das Entscheidende, sondern die Körpergröße- als kleiner Mann wird fast immer erwartet, dass ich zur Seite gehe.

    • @Kevin Zertin:

      ...von Erwachsenen wird jedoch verlangt, es gelernt zu haben. Und falls Sie auf das Verhalten der MFA anspielen, sie weiß das und nennt Gründe, warum sie Menschen, die das nicht zu wissen scheinen, keinen Platz macht.

  • "Seitdem ich Männern keinen Platz mehr mache, werde ich auch häufiger angerempelt."



    Das Geheimnis im zivilisierten Zusammenleben besteht darin, dass _beide_ Platz machen. Und ja, wenn ich dann merke, dass mein Gegenüber dazu keine Anstalten macht, lasse ich's je nach Stimmungslage ebenfalls bleiben. Und dann rumpelt's. Herzlichen Glückwunsch. Hätte sich vermeiden lassen. Insofern ist das genannte Häufiger-angerempelt-werden vermutlich zum größten Teil selbst verschuldet.



    "Für mich ist das ein kleiner feministischer Akt."



    Absichtlich Rempler produzieren ist feministisch? Ich nenne es schlicht unzivilisiert.

    • @Encantado:

      Danke! Dieser Artikel soll wohl aufregen, aber dem Feminismus leistet er maximal Bärendienste.

    • @Encantado:

      Ich kann die Wahrnehmung der Autorin bestätigen. Es gibt meiner Erfahrung nach Menschen, die ausweichen und Menschen, die davon ausgehen, dass die anderen ausweichen. Letztere sind häufig Männer. Wenn frau es drauf ankommen lässt und nicht ausweicht, weicht in dem dem Fall nicht das Gegenüber aus, sondern es kommt zur Kollision. Von welcher Partei das nun unzivilisiert ist - kann mensch drüber streiten. Ich finde das als Experiment spannend, ich habe auch schon erlebt, dass Männer ärgerlich reagiert haben, weil ihnen nicht ausgewichen wurde. Da stimmt definitiv was mit der Selbstwahrnehmung nicht.

      Das mit den Pärchen sehe ich etwas anders. Nach meiner Erfahrung weichen generell Menschen eher nicht aus, die zu mehreren unterwegs sind. Sie gehen nebeneinander und lösen das nicht auf, wenn ihnen eine Einzelperson entgegenkommt. Wenn sich die Einzelperson da schlecht fühlt, weil sie alleine ist, würde ich für Arbeit am Selbstwertgefühl plädieren. Und einfach weitergehen - ich denke, in der Situation ist die Erwartung gerechtfertigt, dass die Gruppe oder das Paar der Einzelperson etwas Platz macht. Oft unterhalten sich die Leute auch beim Gehen und achten deshalb nicht so darauf.

      Was ich sehr schön finde, ist die Variante, dass mensch einander ausweicht und sich im perfekten Fall sogar noch dabei anlächelt. Kommt seltener vor, aber passiert. Als feministischer Akt auch möglich wäre daher, nur so weit auszuweichen, dass der:die andere auch ausweichen muss, und die Person dabei anzulächeln.

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @Encantado:

      Sie schreiben ja selbst: zuvilisiert ist, wenn beide Platz machen - das sehe ich auch so. Wenn ich nun nach im Laufe der Jahre bemerke, dass meist ich Platz mache, gewisse Leute, z.B. Männer, mir aber nicht ausweichen (warum nicht?), dann habe ich eben auch irgendwann kiene Lust mehr. Beschreibt die Autorin und kenne ich auch so. Nicht nachvollziehbar?

      • @90946 (Profil gelöscht):

        "Wenn ich nun nach im Laufe der Jahre bemerke..."



        ...und genau da liegt m. E. der Denkfehler. Dann achtet man nämlich stärker auf bestimmte Personengruppen, dies verzerrt die Wahrnehmung - und voila, statt ausgeglichenem Arschlochstatus (= gibt es überall) finden sich bei diesen bestimmten Personengruppen überproportional viele.



        Natürlich neigen körperlich überlegende Menschen (meist Männer) zu einer höheren Nonchalance, was zu Ihrem Bild passt. Es gibt aber auch welche, die gerade auf die Rücksichtsmasche reiten. Mir kam z. B. neulich eine alte Frau entgegen, die mittig durch eine Menschenmenge ging. Alle mussten ihr ausweichen, sie blieb stur auf Kurs. Ich bin dann einfach stehengeblieben... ihr erstaunt-empörter Blick, dass ich nicht zur Seite wich...



        Insofern... ich halte eine Fokussierung auf bestimmte Gruppen, die dann zu erziehen sind, nicht förderlich für ein zivilisiertes Zusammenleben.

        • 9G
          90946 (Profil gelöscht)
          @Encantado:

          Es geht mir nicht so sehr um bestimmte Personengruppen oder um deren Erziehung. Ich bemerke bei mir lediglich, dass mir Geduld und urspüngliche Kompromissbereitschaft schwinden. Das ist der Punkt. Ich habe mein eigenes defensives Verhalten satt, ständiges Ausweichen hat mich ermüdet. Deshalb kann ich gut nachvollziehen, was im Artikel beschrieben wird. Mit Sturheit hat das, meine ich, wenig zu tun.

          • @90946 (Profil gelöscht):

            "Es geht mir nicht so sehr um bestimmte Personengruppen oder um deren Erziehung."



            Nicht bewusst, das glaub ich Ihnen sogar. Dennoch liegt Ihr Fokus auf 'gewissen Leuten' (Ihre Wortwahl), deren Verhalten Ihnen nicht gefällt. Und wenn Sie durch Gegenhalten keinen erzieherischen Effekt verursachen wollen, was dann? Konfrontation um der Konfrontation willen? Ich hoffe doch nicht.

            "Mit Sturheit hat das, meine ich, wenig zu tun."



            Ich fürchte doch. Aber nehmen wir andere Worte dafür: Standhaftigkeit. Die eigene Position behaupten. Nicht immer Ausweichen.



            Das ist immer eine Frage von Standpunkt und Auslegung. Aber bei einer verengten Fokussierung ist die eigene Position immer etwas fragwürdig, zumal so Personen Ziel von Gegenreaktionen werden, die gar nicht Auslöser waren.

            • 9G
              90946 (Profil gelöscht)
              @Encantado:

              "Und wenn Sie durch Gegenhalten keinen erzieherischen Effekt verursachen wollen, was dann?"



              Das hatte ich geschrieben: ich bin es müde immer auszuweichen. Sie kritisieren das, unterstellen dies und das, welchen Fokus ich anscheinend habe und welche Gegenreaktionen das auslösen könnte. Aber ist nicht, was ich empfinde, eine Raktion auf das konfrontative Verhalten anderer?



              Was ich bei Ihnen vermisse, ist Verständnis für das Erlahmen meiner Geduld und Nachgiebigkeit.