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Noch dreht sich hier nichts: Ausblick vom Hohen Mechtin, dem höchsten Punkt im Wendland Foto: Miguel Ferraz Araujo

Windkraft im WendlandWo sich der Widerstand dreht

Windkraft finden die Menschen auch im Wendland prinzipiell gut. Windräder aber möchten viele in der Heimat des Atomprotestes trotzdem nicht haben. Und nun?

L eo Aghte kann sehr schön schwärmen vom Wendland. Vor etwas mehr als sieben Jahren ist er mit seiner Frau und dem gemeinsamen Kind hierher gezogen. Seither werkeln die beiden an ihrem Fachwerkhaus herum, das eigentlich schon zum Abriss vorgesehen war. Aghte macht Musik für Filme, Serien und Werbeclips, seine Frau Nanni ist Landschaftsgärtnerin und Grafikerin. Sie betreibt einen Onlineshop aus ihrem Wendland-Idyll mit Hühnern, Katzen und Hund.

Fast nirgendwo in Deutschland ist man so weit von der nächsten Autobahn entfernt. Die sandigen Böden sind landwirtschaftlich schwer zu bewirtschaften, nicht besonders fruchtbar, chronisch zu trocken. Es habe eben, glaubt der Musiker, schon diese eigensinnigen Wenden mit ihrer kollektiven, kooperativen Arbeitsweise gebraucht, um dem etwas abzuringen. Aber vielleicht ist das auch ein Mythos.

Wirklich viel weiß man ja in Wirklichkeit nicht über die Sozialstruktur dieser slawischen Stämme, aber ihre berühmten Rundlingsdörfer finden sich heute noch in der Struktur vieler Orte hier wieder. Geblieben sind die oft slawisch klingenden Ortsnamen – und natürlich die Bezeichnung „Wendland“ für den Landkreis Lüchow-Dannenberg.

Der eigentliche Legendenlieferant ist natürlich auch viel jünger als die Erinnerung an die Zeit der Slawen: die Anti-Atomkraft-Bewegung. Seit den 1980er Jahren prägt sie die Gegend nachhaltig. Damals hatte die Politik hier die Rechnung schon einmal ohne den Wirt gemacht: Man glaubte, in diesem dünn besiedelten, strukturschwachen Zonenrandgebiet voller CDU-Wähler würde es keinen nennenswerten Widerstand geben, und siedelte gleich mehrere Atommüllanlagen in Gorleben an.

Doch die Proteste entstanden prompt und hielten sich hartnäckig. Vielleicht auch, weil hier eine Reihe von ganz eigenen Allianzen entstanden: zugereiste Linke und Aussteiger aller Art im Verbund mit konservativen Bauern und adeligen Waldbesitzern.

Die kulturelle Landpartie

Bis heute lockt die „Kulturelle Landpartie“ an den zwölf Tagen von Himmelfahrt bis Pfingsten zehntausende von Besuchern an. Und dieses Festival voller offener Ateliers und Höfe, mit Ausstellungen, Lesungen, Konzerten (und zunehmend auch wieder politischen Debatten) hat dafür gesorgt, dass die Dichte an Kunst- und Kulturschaffenden hier höher ist als sonst irgendwo auf dem Land. Sie sind einfach hängen geblieben. Kaum jemand kennt diese Geschichte so gut wie Wolfgang Ehmke. Er ist in der Gegend geboren und nur zum Studieren weggewesen – vor allem aber ist er seit Jahrzehnten das Gesicht und die Stimme der „Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg“ und Chronist des Gorlebener Widerstandes.

An einem sonnigen Nachmittag im April stapft er mit entschiedenen Schritten durch den Wald nahe seinem Haus. „Tadaa!“, macht er plötzlich, „der Breeser Grund.“ Vor uns tut sich eine entzückende Heidelandschaft auf, mitten in der Göhrde, dem größten zusammenhängenden Mischwaldgebiet Norddeutschlands.

Verwunschen aussehende knorrige uralte Traubeneichen und Birken stehen in der offenen Landschaft herum, manchmal trifft man hier auch auf eine Schafherde, die den ehemaligen Hutewald durch Beweidung erhalten soll. Früher sollen hier Könige und der Kaiser gejagt haben. „Und da“, sagt Ehmke und zeigt auf die Anhöhe links von uns, „da sollen sich dann Windräder drehen.“

Für Wolfgang Ehmke ist das ein Dilemma. Denn natürlich war man in der Bürgerinitiative immer für Windkraft. Er kramt sogar noch einmal das Gründungsmanifest „Gorleben soll leben“ von 1977 raus. Da steht sie doch schon drin, die Forderung nach regenerativen Energien – inklusive Windrädern. Auch in der legendären „Republik Freies Wendland“, dem Protestdorf mitten im Wald, drehte sich eines.

„Ich habe nichts gegen Windkraft, ganz bestimmt nicht“, sagt Ehmke. Nicht mal gegen die Windräder, die sich bald in Sichtweite seines Hauses drehen sollen. „Aber es gibt eben Stellen, an denen man sich schon fragt, ob das jetzt wirklich sein muss.“ In dieser einmaligen Landschaft etwa, mitten im Naturpark. Das, betont er, sagt er jetzt nicht im Namen der BI, sondern als Privatperson. „Die BI würde es zerreißen, wenn wir uns in dieser Frage positionieren müssten.“

Sie sind nicht gegen Windkraft. Aber … Leo Agthe und Matthias Kritz von der Bürgerinitiative Windkraft Zernien Foto: Miguel Ferraz Araujo

Neben Ehmke stehen Leo Aghte und Matthias Kritz und nicken. Sie haben bei Ehmke Rat gesucht, weil sie selbst eine Bürgerinitiative gegründet haben: die BI Windkraft Zernien. Und auch die beiden sagen: Wir sind nicht gegen Windkraft. Aber … nicht hier und nicht so.

Aber: Sagen das nicht alle Nimbys? Das Problem, das mit diesem englischen Begriff beschrieben wird, „Not in my backyard“, Nimby, taucht gerade an vielen Orten in Deutschland auf – gerade im Zusammenhang mit dem Ausbau der Windenergie.

Theoretisch möchten fast alle günstige, klimafreundliche Energie ohne geopolitische Fallstricke. Praktisch soll die aber bitte woanders produziert werden

Theoretisch möchten fast alle günstige, klimafreundliche Energie ohne geopolitische Fallstricke. Praktisch soll die aber bitte woanders produziert werden. An fast jedem Standort finden sich mehr oder weniger gute Gründe für ein „Hier lieber nicht“. Das war einer der Gründe, warum der Gesetzgeber auf Bundesebene verbindliche Flächenziele vorgegeben hat – damit sich die Last im Land halbwegs gleichmäßig verteilt.

Andererseits: Könnte es nicht tatsächlich sein, dass manche Standorte nicht klug gewählt sind? Dass man im großen Ausbaueifer übers Ziel hinausschießt? Überkapazitäten schafft, die man irgendwann bereuen wird?

Die Gemeinde Zernien, aus der Leo Aghte und Matthias Kritz kommen, hat ein spezielles Problem. Zwei Flächen kommen infrage, eine im Nordosten und eine im Südwesten. Ursprünglich waren sogar drei im Gespräch, auf der dritten und kleinsten Fläche soll nun aber eine Freiflächen-Photovoltaikanlage entstehen.

Bei manchen Bewohnern entsteht so das Gefühl, sie würden quasi umzingelt von Windkraftanlagen. Auch die Größe macht ihnen Sorgen. Neue und moderne Anlagen sind mehr als 250 Meter hoch: Höher als der Hamburger Fernsehturm, höher als der Sendemast, der zurzeit am höchsten aus dem Ortskern ragt. Auf den Fotomontagen, die sie für die Webseite, ihre Flugblätter und Plakate erstellt haben, ragen die Windräder gigantisch, bedrohlich und erdrückend über dem Ort auf.

„Kleiner geht es nicht“, erläutert Dagmar Krüger von der Juwi. Die Juwi GmbH ist einer der Projektierer, die die Windparkplanung in dieser Gegend maßgeblich vorantreiben. „Um die Windparks wirtschaftlich erfolgreich betreiben zu können, müssen wir mit den modernsten und effizientesten Anlagen planen – und die sind nun einmal so hoch.“ Mit 261 Metern plant die Juwi derzeit.

In der Nachbarschaft drehen sich schon die Räder

Sie verstehe durchaus, dass die Menschen hier sich ein wenig überrollt fühlten, sagt Krüger. In den benachbarten Landkreisen hat man früher angefangen, Anlagen zu errichten. Da hätten die Menschen mehr Gelegenheit gehabt, Erfahrungen zu sammeln, manche Ängste hätten sich als unbegründet herausgestellt. Hier ist lange nichts passiert und jetzt gibt es plötzlich diesen Nachholbedarf – weil ja die vorgeschriebenen Flächenziele erfüllt werden müssen.

Vom „Hohen Mechtin“, einem Aussichtsturm auf dem Höhenzug des Drawehn, kann man das ziemlich genau erkennen: Da wo die Nachbarlandkreise Lüneburg und Uelzen liegen, drehen sich am Horizont in der Ferne die Windräder – in der unmittelbaren Umgebung nicht. Gleichzeitig gibt es in der Nähe eben große Flächen, die von vorneherein ausgeschlossen sind: das streng geschützte Biosphärenreservat Elbtalaue, beispielsweise. Auch das lässt die Spielräume noch einmal schrumpfen, verringert die Zahl der Flächen, die überhaupt in Frage kommen.

Das ist einer der Punkte, an denen die Argumentation der Bürgerinitiative widersprüchlich wird: Zu nah an den Siedlungen sollen die Windräder nicht stehen, im Wald aber auch nicht. In einer Gegend, die von winzigen Kleckerdörfern geprägt ist, bleibt dann nicht mehr viel übrig.

Aber der Wald, der heilige Wald, ist natürlich ohnehin so ein Schmerzpunkt. Einerseits gibt es auch hier Waldflächen, wo selbst der Laie schnell ahnt, dass sich die ökologische Vielfalt wohl in ziemlich engen Grenzen halten wird – Nadelgehölze, in die Stürme und Rodungen schon breite Schneisen geschlagen haben.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Andererseits kritisieren auch viele Umweltschützer, dass die Waldflächen, in denen Windkraft erlaubt werden soll, im neuen Landesraumordnungsprogramm des Landes Niedersachsen noch einmal erheblich ausgedehnt werden sollen – obwohl Niedersachsen ja zu den eher waldarmen Bundesländern zählt. Nun sollen auch historische Waldstandorte nicht mehr zwangsläufig geschützt sein – damit würden aber ihre zahlreichen Schutzfunktionen, vor allem als natürlicher CO2-Speicher, sträflich ignoriert.

„Unserer Meinung nach gibt es hier eine Fehlsteuerung“, sagt die BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner. Weil man die Anlagen von den Siedlungsflächen weghalten will, rückten sie immer weiter in den Wald. Häufig sei hier auch leichter an ausreichend große, zusammenhängende Flächen zu kommen und es gebe scheinbar weniger Nutzungskonflikte. Eigentlich stünden die Waldbesitzer vor der Aufgabe, ihre Wälder resilienter gegen den Klimawandel zu entwickeln. „Das steht finanziell aber außer jeglicher Konkurrenz zu den Einnahmen durch die Errichtung von Windrädern.“

Das Beste für die Gemeinde

Na ja, sagt der Bürgermeister von Zernien, Carsten Schulz (CDU), so richtig begeistert ist er davon ja auch nicht. Aber er betrachtet es eben als seinen Job, das Beste für seine Gemeinde herauszuholen. Und da sehe das nun einmal so aus: Wenn der Gemeinderat jetzt proaktiv eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplanes vorantreibe, dann hätte man auch noch halbwegs in der Hand, wo diese Windräder stünden. Sonst wären bald andere am Zug.

Und finanziell hängt daran für die Gemeinde so einiges. Seit 2023 empfiehlt das Erneuerbare-Energien-Gesetz eine finanzielle Beteiligung der betroffenen Gemeinden, Niedersachsen hat die Akzeptanzabgabe 2024 zur Pflicht gemacht. Es ist wahrscheinlich einer der effektivsten Hebel zum Windenergieausbau. Denn für die chronisch klammen Kommunen ist das sehr verlockend, auf bis zu 20.000 Euro pro Windrad werden die zusätzlichen jährlichen Einnahmen geschätzt.

Beschauliches Wohnen: Zernien im Wendland Foto: Miguel Ferraz Araujo

„Wir müssen immer höhere Abgaben an die Samtgemeinde und den Landkreis zahlen – da bleibt bald gerade noch genug übrig, um ein paar Schlaglöcher zu flicken, mehr aber auch nicht“, sagt Schulz. Wenn sich die Gemeinde überhaupt noch etwas leisten will, was über die absoluten Pflichtausgaben hinausgeht – zum Beispiel die Zuschüsse fürs Waldbad, die Vereine oder auch für ein Ärztehaus –, dann ginge das nur so.

Deshalb versucht er weiter für die Sache zu werben – unterbricht bereitwillig die überfüllte Gemeinderatssitzung, um die protestierenden Bürger und Bürgerinnen zu Wort kommen zu lassen, stiefelt zu den von der BI veranstalteten Informationsveranstaltungen, um seinen Standpunkt zu verteidigen. Aber ohne dem Mann mit dem kurz geschorenem Resthaar und akkurat gebügeltem Hemd zu nahe treten zu wollen: Ein geborener Menschenfänger ist der ehrenamtliche Bürgermeister eben auch nicht. Sein Ton klingt oft eher knurrig, und überhaupt findet er, diese ganze Debatte werde auch viel zu emotional geführt.

Unterschiedliche Interessenlagen

Aus seiner Sicht zeigt sich hier deutlich eine unterschiedliche Interessenlage: Auf der einen Seite diejenigen, die hier schon lange ansässig seien und ein vitales Interesse daran hätten, dass eine gewisse Infrastruktur erhalten bleibt. Und auf der anderen Seite diejenigen, die sich hier eine Art Ruhesitz auf dem Land gegönnt hätten und vor allem möglichst viel unberührte Natur genießen wollten. Aber gut, diesen Satz „Wir sind hier eben nicht in Taka-Tuka-Land“, den hätte er vielleicht lieber nicht sagen sollen, gibt Schulz im Gespräch mit der taz zu.

Es ist nicht der einzige Satz, den ihm die Windparkgegner übel genommen haben. Viele von ihnen sind Freiberufler, haben sich ein Haus gekauft – und natürlich auch ein Interesse daran, dass es hier noch einen Arzt, ein Schwimmbad oder sonstige Infrastruktur gibt. Immerhin ziehen manche hier ja auch ihre Kinder groß. Die beiden BI-Gründer organisieren zum Beispiel schon seit Jahren die Band-AG an der Grundschule.

Aber auch sie unterstellen der Gegenseite gern das ein oder andere. Eine „Goldgräberstimmung“ beispielsweise. Sie glauben, dass bei der Entscheidung des Gemeinderates auch die finanziellen Interessen der Flächenverpächter eine ziemlich große Rolle gespielt haben. Dagegen haben – unabhängig von der BI – etliche Bürger protestiert, der Bürgermeister sah sich deshalb genötigt, die Abstimmung zu wiederholen. Bei der zweiten Abstimmung gab es drei Enthaltungen, die es bei der ersten nicht gab. Das waren die drei Landwirte, die unmittelbar profitieren würden.

Von Hinterzimmerpolitik ist da schnell die Rede, immerhin besteht der Gemeinderat ausschließlich aus Herren, überwiegend älteren Semesters, die hier schon lange ansässig sind und sich sehr lange kennen.

Das, argumentieren diese nun wiederum, sei ja aber nicht ihre Schuld. Von den Zugezogenen hätten sich eben bisher selten Leute in die Sitzungen verirrt, geschweige denn bei der Kommunalwahl kandidiert. Und im Hinterzimmer ausgekungelt werde hier gar nichts: Die Tagesordnungen seien ja für jedermann einsehbar. „Ich bin es leid, mich hier ständig als dumm und korrupt bezeichnen lassen zu müssen“, poltert einer der Ratsherren in Zernien.

Da treffen Welten aufeinander: Auf der einen Seite diejenigen, die in der Lokalzeitung auch zwischen den Zeilen lesen. Auf der anderen Seite diejenigen, die erst vor ein paar Monaten zum ersten Mal überhaupt von den Windparkplänen gehört haben, weil eine engagierte Nachbarin losgezogen ist und selbstgemachte Flugblätter in jeden Briefkasten geworfen hat. Mittlerweile sind sie in einer riesigen Whatsapp-Gruppe organisiert.

Auch in der sind sich aber längst nicht alle einig. Da tummeln sich Menschen, die sich Sorgen um den Wert ihrer Immobilie machen, neben solchen, die Windräder aus ästhetischen Gründen ablehnen. Die einen fürchten um die Tierwelt, die anderen um ihre eigene Gesundheit. Man hat Angst vor Infraschall und Lärm, vor Schattenschlag und nächtlicher Beleuchtung, vor dem Abrieb der Rotorblätter, vor Eiszapfen, vor Waldbränden.

Es sind die üblichen Argumente gegen die Windkraft. In den allermeisten Fällen haben Gesetzgeber und Windparkbetreiber darauf längst reagiert, mit umwelt- und immissionsrechtlichen Vorgaben, Abschaltautomatiken und Ähnlichem.

Aber am Ende ist es eben vor allem eine Haltungsfrage. Was will man in Kauf nehmen, um den Klimawandel aufzuhalten und sauberen Strom zu gewinnen?

Die einen versuchen, die finanziellen Vorteile kleinzurechnen und dafür die Anzahl der Anlagen hoch. Manche zweifeln am Klimawandel, die nächsten daran, dass der Strombedarf tatsächlich so hoch ist und weiter steigt. Ständig schwankt die Debatte zwischen Polarisierung und Differenzierung, zwischen Konfrontation und Kompromiss.

Am Anfang überlegte man noch, ob es möglicherweise Kompromissvorschläge geben könnte: Weniger Anlagen, kleinere Anlagen, nur an bestimmten Stellen. Manche Mitstreiter gingen deshalb von der Fahne. „Nullprozenter“ nennen Leo Aghte und Matthias Kritz die.

Verschiedene Planungsebenen

Was ebenfalls zum Misstrauen beiträgt, ist das Nebeneinander der verschiedenen Planungsebenen. Da sind die Gemeinden und die Samtgemeinde, die versuchen, über die sogenannte Gemeindeöffnungsklausel und über einzelne Änderungen der Flächennutzungspläne Flächen für Windparks auszuweisen – weil sie ihr Stück vom Kuchen wollen und nur so den Daumen drauf haben.

Und dann ist da der Landkreis, der an seinem Regionalen Raumordnungsplan (RROP) feilt, in dem auch die Vorrangflächen für Windkraft definiert werden. Die stimmen nicht immer überein mit den Flächen, die von den Gemeinden angepeilt werden. Das war vom Gesetzgeber so gewollt: Man wollte, dass die Gemeinden endlich aktiv werden, sich nicht länger wegducken und hoffen, dass sich irgendwer anders den Ärger einhandelt.

Gleichzeitig ist der Landkreis verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Flächenziele erreicht werden, und die sind mit Fristen versehen. Im Fall Lüchow-Dannenberg sind das 2,24 Prozent der Landkreisfläche bis 2027 und 2,89 Prozent bis 2032. Wenn der Kreis diese Fristen reißt, greifen die Bestimmungen zur Privilegierung der Windkraft im Außenbereich. Dann können überall Windräder beantragt werden und müssen bevorzugt genehmigt werden – vorausgesetzt, sie bestehen das sonstige immissionsschutzrechtliche Geneh­migungs­verfahren und ­erhalten den Zuschlag von der Bundesnetzagentur.

Die Leute aus der Bürgerinitiativ Windkraft Zernien tröstet das aber wenig. Sie haben das Gefühl, wenn sich dieses Räderwerk einmal in Bewegung setzt, dann kennt es nur noch eine Richtung. Also protestieren sie in den Gemeinderatssitzungen, schreiben Leserbriefe, schalten die Kommunalaufsicht ein, verfassen Stellungnahmen zum RROP und vernetzen sich mit anderen Bürgerinitiativen, die in der Umgebung überall entstanden sind. Viele Würfel sind mittlerweile gefallen: Gemeinderäte haben entschieden, die Fristen im öffentlichen Beteiligungsverfahren zum RROP sind abgelaufen.

Und dann wird es eben doch grundsätzlicher: Auf der Webseite fordert die BI Zernien jetzt die Abschaffung der Flächenziele. Das klingt dann allerdings doch schon schwer nach: Lieber keine Windkraft im Wendland.

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36 Kommentare

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  • Wir befinden uns in einer klassischen Zwickmühle: Entweder wir akzeptieren die Existenz von WKA/Solaranlagen oder wir müssen unseren Energiehunger drastisch zügeln. Wer beides nicht will, muss sich schon fragen lassen, was denn die Alternative wäre.



    Fossil wie bisher und auf utopische Technologien (Kernfusion, e-Fuels etc) hoffen? Atomkraft mit allen ihren Folgen wieder ausbauen?



    Zu sagen, was man gar nicht, beziehungsweise nicht im eigenen Hinterhof haben will, ist leicht. Die ehrliche Antwort, was man stattdessen möchte, bleibt manch Kritiker*in schuldig.

  • Für den Atom- und den Kohleausstieg brauchen wir immer noch Zubau von Wind- und PV-Anlagen. Und dieses 'anderswo sind bessere Standorte' verzögert den Kohleausstieg und macht evtl. sogar den Atomausstieg wieder rückgängig. Ich akzeptiere gerne ein Windrad einen Kilometer vor meiner Haustür, wenn dafür das 8 km entfernte AKW Gronde aus bleibt.



    Umweltschutz ohne das Mitdenken von Klimaschutz führt ins Leere.

  • Diese Debatte könnte ja überall so stattfinden. Aber speziell im Wendland wirft sie nun ein anderes, weniger ruhmreiches Licht auf dessen Vergangenheit: Ging es am Ende auch damals nur um den Nimby-Gedanken, den genauso auch z. B. Bayern hatte mit "Atomkraft ja, aber niemals in Bayern"?



    Solche Geschichten taugen nicht als Erzählung für die Zukunft. Es wäre toll, wenn die vielen BIs sich dieser Bedeutung bewusst wären. Man muss nicht immer und überall zustimmen, aber man kann versuchen, in den viel mühsameren Prozess des ehrlichen, sachorientierten und umsichtigen Aushandelns einzusteigen. Nicht mit dem Interesse, das Maximum (wie auch immer das definiert ist) herauszuholen, sondern mit dem Bestreben, eine tragfähige Lösung für alle zu finden.



    Auch im Wendland wird man es dereinst schätzen, wenn in der Gesamtanstrengung noch die allerschlimmsten Exzesse des globalen Temperaturanstiegs abgewendet werden können. Wenn.

  • Kenne die eine ähnlliche Situation aus einer anderen Gegend. Kleiner Ort, 1500 Einwohner, vor Jahren in eine Großstadt eingemeindet. Ohne Beteiligung des Ortschaftsrats wurden da Verhandlungen mit Bauern über Grunstücksverkäufe geführt um dort 3 Windkraftanlagen zu errichten. 250 m hoch, am Waldrand, das Ortsbild dominierend.



    Das erste mal mit den Einwohnern wurde knapp 2 Jahre später geredet, als die Planungen öffentlich wurden und sich schon längst eine von rechtsaußen finanzierte Anti-Windkraft Inititaive gegründet hatte. Da hat man dann 2 graue Anzuträger zu einer Bürgersprechstunde in den Dorfgasthof geschickt, die ihren juristischen Texte vorgelesen haben und danach nicht einmal auf tierfergreifende Fragen eingehen wollten. Die AfD Wahlquote ist in einem Wahlzeitraum bei den Lokalwahlen Zeitraum um knapp 10% gestiegen. Leute, die ich kenne und die eigentlich positiv der Windkraft gegenüberstanden, fühlen sich vor den Kopf gestoßen und sind jetzt auch dagegen. Die Bauern verkaufen jetzt doch nicht, aus vor Angst vor Anfeindungen im Ort.



    Über alle Köpfe hinweg. Am Ende haben da nur die Rechten profitiert.

  • Die Frage nach den Überkapazitäten ist ja eine ganz pragmatische und keine ideologische … sie darf also gestellt werden, ohne dass sich die Fragesteller einer Nimby-Mentalität zeihen lassen müssten.



    Wenn also die Windkraft-Anlage direkt hinter dem eigenen Grundstück - der Energiewende zuliebe - akzeptiert wird, allerdings (landschafts-)ökologische Bedenken gegen eine Aufstellung von Windrädern in naturnahen Lebensräumen geäußert werden, was soll denn daran Doppelmoral oder Heuchelei sein?



    Es ist nicht notwendig, die unterschiedlichen Interessen hier in populistischer Weise gegeneinander auszuspielen, sondern sie müssen pragmatisch gelöst werden.

  • Eine der größten Possen zum Thema regenerative Energien, spielt/spielte sich gerade erst in Berlin ab. Innerhalb des Landschaftsschutzgebietes sollten auf 72 Hektar (entspricht rund 100 Fußballfeldern) Windkraftanlagen aufgestellt werden. Inmitten von EU-Vogelschutzgebieten, Fauna-Flora-Habitaten, in unmittelbarer Nähe zu sieben Naturschutzgebieten. In der Zukunft wird der Umweltschutz immer mehr auf dem Altar des sogenannten Klimaschutzes geopfert, was sich aus meiner Sicht bzw. meinem Verständnis widerspricht. Naturschutz bedeutet gleichzeitig Klimaschutz und nicht umgekehrt.

  • Diese Nimby-Vertreter sind in ihrem Handeln Feinde der Energiewende und damit letztlich Klimaleugner.



    Sie sind gemeinsam mit den großen Windkraft-Verhindern des BUND und Nabu insofern klar als klimapolitische Gegner zu betrachten.



    Mir fehlt für diese Geisteshaltung, die sich im GESAMTEN Bundesgebiet findet, jegliches Verständnis.

    Das hat überhaupt nichts damit zu tun, das man Windkraftanlagen nicht natur- und umweltschonend planen sollte.



    BUND und Nabu haben sich leider vor Jahren eine großen Inititiave von den Anlangenbauern, dem WWW, Greenpeace und andere Umweltverbänden verschlossen, die hier gemeinsame Richtlinien festlegen wollten.



    Man kann RH wenigsten dafür dankbar sein, das er dieser unverantwortlichen, egoistischen Nimby-Fraktion einige Klagemöglichkeiten genommen hat.

    • @hsqmyp:

      Wenn Sie die Bundesrepublik Deutschland mit regenerativ gewandelter Energie versorgen wollten, reichen die 2% von RH bei weitem nicht aus. Allein mit Windkraft würden wir (bei einer Auslastung von 20% und mit Speichersystemen) ca. 50% unserer verfügbaren Flächen benötigen. In Kombination mit Solar, Offshore (die Meere sind bereits großflächig zugestellt) und Speichertechnologie wären es dann 20%.



      Erholungsräume gäbe es dann kaum noch. Urlaub oder Wohnen in einem Windpark ist nicht attraktiv. Aus dieser Perspektive ist es ratsam unbebaute Flächen zur Erholung aufrechtzuerhalten. Naturschutz ist der Schutz unser Lebensgrundlagen.

      Viel entscheidender ist es aber mal über andere Aspekte nachzudenken.



      Warum steigt unser Energie- und Rohstoffbedarf stetig?



      Welchen Stellenwert haben funktionierende Ökosysteme mit hoher Biodiversität für uns?



      Führt uns das "ewige" Wachstum in eine bessere Welt?

    • @hsqmyp:

      "Das hat überhaupt nichts damit zu tun, das man Windkraftanlagen nicht natur- und umweltschonend planen sollte."

      Mag für für diverse Bürgerinitiativen gelten. Aber den Umweltschutzverbänden vorzuwerfen, sie hätten ihre Bedenken nicht aus Umweltschutzgründen und sie als "klimapolitische Gegner" zu bezeichnen, ist schlichtweg ignorant und überheblich. Bio Diversität und Landschaftsschutz sind sehr wohl auch für den Klimaschutz wichtig. Und bei Weitem nicht jedes WKA Projekt basiert auf einem ökologischen Interesse.

    • @hsqmyp:

      Der Ausbau der Erneuerbaren sollte sehr wohl einer gewissen Ordnung und Logik folgen: Wir können uns leisten, Windkraft dorthin zu bauen, wo sie geringeren Schaden anrichtet und wo sie Sinn macht (dort, wo genug Wind ist). Dafür würde eine bundesweite Strategie benötigt, und keine unterkomplexe Lösung wie die Ausbauziele von X - Prozent pro Landkreis. Das Problem wäre, dass bei einer bundesweiten Raumordnung viele kein Geld mehr mit den Erneuerbaren verdienen könnten. Momentan gilt das vor allem für Waldbesitzer, die teils ihre Wälder so heruntergewirtschaftet haben, dass die Windkraft der Rettungsanker wäre. Und wir müssen uns mal darüber unterhalten, dass wir ein komplett anderes Wirtschaftssystem benötigen, denn die Strommenge wird, egal wie viel wir wo ausbauen, niemals reichen, um unser Wachstumsmodell weiter zu füttern. Was das Wendland anbelangt - eines der letzten, nicht massiv industrialisierten Landschaften Deutschlands. Warum sollten die eigentlich für das landschaftlich furchtbar kaputte Rest-Deutschland den Strom produzieren, der benötigt wird alles noch weiter durch den überbordenden Wachstumswahn zu zerstören?

      • @Axel Donning:

        Das Argument: Windbin den Norden und PV in den Süden führt zu einem massiven Bedarf an Stromleitungen.



        Eine geographische Gleichverteilung von EE-Anlagen reduziert die Transportkosten und den Neubau teurer Stromleitungen. In sofern ist das 2% Ziel, das sich am Strombedarf orientiert, schon ein guter Ansatz.

  • Klingt irgendwie nach "Windräder der Schande"... alles das gleiche. Schöne Aussicht ist kein Menschenrecht und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man sich daran gewöhnt.

    Rotmilan etc - alles nur vorgeschoben von Leuten, die den Vogel vorher noch nicht kannten.

    FreiflächenPV ist ein Verbrechen. Es gibt noch so viele freie Dächer, Parkplätze, Baggerseen. Da muss man keine Flächen verschwenden, auf denen Lebensmittel erzeugt werden können.

    Der Flächenbedarf für eine WEA ist so verschwindend gering, da kann man auch etwas Wald roden, gerade weil Wald durch die Aufforstung von schlechtem Grünland und Ausgleichsmaßnahmen (das Abholzen von Wald - meist irgendwelche Nadelholz Monokulturen - für Windkraft erfordert Wiederaufforstung mit zahlreichen Auflagen an anderer Stelle) in Deutschland immer mehr wird.

    Fraglich bleibt, ob man den Windstrom tatsächlich braucht und auch zum Verbraucher bekommt...

    • @Otto Mohl:

      "Rotmilan etc - alles nur vorgeschoben von Leuten, die den Vogel vorher noch nicht kannten."

      Mag sein, dass das für ein paar Leute zutrifft - aber unter Biologen wird das vollkommen anders gesehen: Deutschland ist für die Population vollumfänglich verantwortlich. Da drehe ich das Nimby - Argument einiger Diskutanten mal um: Wo, wenn nicht hier soll denn die Verantwortung für die Art (und natürlich weitere Arten) wahrgenommen werden? Vermutlich sagen die Befürworter eines beschleunigten Ausbaus auch "Nimby". Und was den Wald anbelangt - beknackte Idee, das Waldökosystem zu schädigen (Sandwege werden zu Asphalt oder Schotter, das Innenklima ändert sich zum Nachteil etc.). Schauen Sie sich doch mal die Waldstandorte an, wo WEA stehen.

  • Ich bin auch gegen einen zu massiven Ausbau der Windkraft im Wendland; hier tummelt sich ein großer Anteil der Rotmilan-Population Deutschlands und damit auch des Gesamtbestandes. Zudem muss es Orte geben, wo Menschen Ruhe finden und sich die Natur abseits jeglicher Industrialisierung entfalten darf. Windkraft dann auch noch in die Wälder zu setzen und entgegen jeglicher Vernunft das zu zerstören, was wir eigentlich mit der Bekämpfung des Klimawandels erhalten wollen, ist absurd. Die Flächenziele sind gut und schön, aber pauschale Flächenziele tragen niemals der Gesamtsituation Rechnung. Die Menschen im Wendland haben ihre Natur noch nicht vollständig zerstört - das könnte man damit belohnen, dass man sich beim Ausbau der Windkraft etwas zurückhaltender verhält. Man sollte bei der Standortwahl mehr Rücksicht auf Umweltbelange nehmen. Kaputte Landschaft = mehr Windkraft, könnte man das zusammenfassen. Wäre vielleicht auch ein Anreiz, die Zerstörung von Natur und Landschaft auch anderen Ortes etwas zu bremsen.

    • @Axel Donning:

      Das kann man so lesen - oder anders: Wer schon seit Jahrzehnten und Jahrhunderten unter Umweltzerstörung und Industrialisierung leidet, soll's auch weiterhin tun - war ja eh schon hässlich, und so schlimm scheint es ja nicht zu sein, wenn man immer noch da ist.



      Im Kleinen ist das dann der Ruhrpott, im Großen der Globale Süden. Ich halte nicht viel davon.



      Lieber würde ich es sehen, wenn die Wendländer, im Bemühen um ihren Wald, ein paar Windräder näher an ihren Siedlungen akzeptieren würden. Das wäre glaubwürdig.

    • @Axel Donning:

      Ständige Wiederholung falscher Tatsachen machen diese nicht wahrer:



      Der Hauptfeind des Rotmilans sind Verkehr und Landwirte.



      Erst auf Platz 7 rangieren Zwischenfälle mit WKAs, es sind europaweit Einzelfälle

      Weiterhin gibt es in Deutschland mittlerweile eine stabile Rotmilan Population, die nicht gefährdet ist. (Im Gegensatz zu allen Arten, die unter dem Klimawandel leiden müssen)

      Es ist schade das Umweltschützer wie sie dem Klimawandel, der genau die Tiere bedroht, deren Schutz sie sich verschrieben haben, so wenig Beachtung schenken und jegliche konstruktive Zusammenarbeit verweigern.

      Die Unterstützung der saturierten Nimby-Fraktion ist daher umweltpolitisch kurzsichtig und falsch. Auch wenn aus letzterer Ecke die eine oder andere Spende kommt...

      • @hsqmyp:

        Ich kenne die Studie, auf die Sie sich berufen - ist aus meiner bescheidenen Biologensicht Murks; der beste Schutz einer stabilen Rotmilanpopulation ist nach wie vor, sämtliche, gravierende Quellen für Mortalität zu minimieren. Zudem ist das laienhafte Verständnis, nachdem nur "gefährdete" Arten geschützt werden müssen wirklich überkommen. Es geht da auch um Empfindlichkeiten der Populationen. Deutschland beherbergt als "Verantwortungsland" nun auch einen großen Teil der weltweiten Gesamtpopulation. Das Nimby-Argument lenkt massiv davon ab, dass es für die Bekämpfung des Klimawandels keine Rolle spielt, wo wir Strom erzeugen; das sollte nach ökologisch, fachlichen Standards, und nicht nach irgendwelchen Flächenzielen erfolgen, was nämlich eine Auswahl ökologisch verträglicher Standorte ausschließt. Ich drehe zudem mal eine Argument um: Ginge es wirklich darum, den Klimawandel zu bekämpfen, müssten wir dringend eine knallharte Renaturierungskampagne durchführen. Dass wir zudem Erneuerbare Energien brauchen, ist mir klar, aber eben mit einem naturverträglich gesteuerten Ausbau. Von mir aus könnten die übrigens genau vor meiner Haustür im kaputten, windreichen Nordwesten WEA bauen.

        • @Axel Donning:

          Das Problem ist, dass die Windräder vor der Haustür nicht ansatzweise ausreichen werden, um den auf Instagram zelebrierten lifestyle "moderner" Gesellschaften im Rohstoff- und Energiebedarf zu sättigen. Es sind die tief verankerten Lebensgewohnheiten, die die Natur als Außen benötigen, um weiter expandieren zu können.

        • @Axel Donning:

          Der EE-Ausbau muss sich am Bedarf orientieren, sonst brauchen wir in Europa bald keine Rotmilane mehr schützen. Ein Naturschutz, det den Klimaschutz ignoriert, überholt sich in ein paar Jahren von selbst.

  • Dann doch lieber Endlager 🤔

    • @Syltfreund:

      Sie haben leider total recht. Ohne den massiven Ausbau von EE Anlagen droht ein Backlash von Atom- und Kohleausstieg.

    • @Syltfreund:

      Und Gaskraftwerke, LNG-Terminals, fossiler Autoverkehr, Gasförderung im Wattenmeer und auf dem Festland, CCS und vielleicht bald neue AKWs.



      Das ist den Nimbies aber ziemlich egal...

    • @Syltfreund:

      Sie erinnern sich an CO2 sequestierung?



      So ein CO2 endlager würde bei mir unendlich viel mehr angst auslösen als ein nukleares endlager nebenan. Ein CO2 depot das ausgast tötet in einigem umkreis sofort alles (siehe Nyos see)



      Selbst die dreckige Asse hat nicht ein einziges opfer gefordert.

  • Jetzt, wo sich endlich etwas tut, wollen wieder ganz viele Menschen noch ganz schnell etwas verhindern. Ist gefühlt irgendwie eine zunehmende Eigenschaft in diesem Land.

  • "Windräder aber möchten viele in der Heimat des Atomprotestes trotzdem nicht haben. Und nun?"



    Ich habe die Anti-Atomkraft-Endlager-Bewegung auch aktiv unterstützt.



    Der Mittelfränkische Mensch fürchtete sich 1835 vor der Eisenbahn, obwohl in England gebaut und dort schon lief. Später waren und sind Überlandleitungstürme im ganzen Land Zeichen von Fortschritt und Innovation.



    Was will ich sagen: Bahn, Überlandleitungen und jetzt die Windräder sind jederzeit ohne großen Umweltschäden rückbaubar. Wenn sich eine neue Technologie realisiert, z.B. Kernfusion. Die darf auf das dann hoffentlich noch intakte Leitungsnetz zugreifen.



    Abfall wird es geben.

  • Warum stellen die die Dinger nicht dahin, wo sie mal das Endlager bauen wollten? Ist mindestens 2 km vom nächsten Ort und Wald ist auch schon weg, Flachland, landschaftlich nicht so wertvoll wie die Göhrde.

    • @stadtlandmensch:

      Aber vielleicht ist Gorleben bereits durch das Zwischenlager genuegend gebeutelt?

  • Man kann kaum noch länger spazierengehen, Wandern oder Radtouren ohne überall von diesen riesigen technischen Anlagen gestört zu werden.



    Als Natur-und Landschaftsliebhaber schaudert mir vor den 20 000 Windkraftanlagen, die mittlerweile unsere ganze Landschaft zustellen. Und noch ein Vielfaches wird kommen.



    Wir sollten uns auch ein bißchen Natur und Landschaft bewahren.



    Wenn, dann müßte man sie konzentriert in einigen großen Windparks aufstellen.



    Aber nicht in kleinen Gruppen überall verteilt.



    Ich finde die Landschaft wird dadurch sehr gestört.

    • @drafi:

      "müßte man sie konzentriert in einigen großen Windparks aufstellen" und "in kleinen Gruppen überall verteilt"

      Anmerkung: Ein Windrad reduziert die Windgeschwindigkeit im rückwärtigem Bereich, wodurch für Folgewindräder die Antriebskraft also Stromausbeute sinkt. Daher sind Gruppierungen und dichte Windparks nicht sinnvoll.



      Aktuell gibt es deswegen Streitereinen bei dem Offshore-Ausbau in Nord- und Ostsee, wobei auch bereits geplante Projekte wg. reduzierter Gewinnerwartung wieder gestrichen werden.

    • @drafi:

      Spazierengehen, Wandern und Radtouren ist bestimmt auch wichtig.



      Ist aber einer Dekarbonisierung unterzuordnen.

      Weil der Klimawandel nicht nur unser Freizeitverhalten, sondern unser Leben bedroht.

    • @drafi:

      Ja, genau; oder man konzentriert sie entlang von Autobahnen. Ich wäre sogar dafuer, die Abstände zur Wohnbebauung zu verringern, um etwas mehr Landschaft und Natur zu schuetzen.

    • @drafi:

      @drafi: dann müssten sie 1..2 bundesländer in einen solar/wind park mit maximale bebauungsfläche verwandeln.



      Nebenher dürfte sich solch eine dichte bebauung selber die energie 'klauen'. Sie brauchen abstände zwischen windparks.



      Letztlich will auch keiner solche riesen industrieflächen. Solche anlagen können nur sinnvoll in kleinen gruppen verteilt werden, so wie anderen 'industrieparks' auch.

  • Es ist ja nicht nur der Widerstand gegen Windräder. Auch der Ausbau von Solarparks stößt in der Gegend auf erbitterten Widerstand. Die Planungen für Satkau und Woltersdorf sind mehr oder weniger tot. Die Wortführer der Diskussion in der Gegend stellen sich grundsätzlich gegen jede Form der zusätzlichen Energieerzeugung und fordern stattdessen konsequente Umsetzung eines staatlich dirigierten wirtschaftlichen Schrumpfungsplans.

    • @TheBox:

      Die stellen sich nicht gegen energieerzeugung, aber man muss doch mal einsehen das wind uns solarparks regional ausmasse angenommen haben die eher an einen industriepark erinner als an landschaft.



      Nicht vergessen, wenn wir den primärenergiebedarf ersetzen wollen (und das werden wir müssen wenn man die chemischen grundstoffe auch noch ersetzen will die aus dem Öl kommen) dann reden wir um etwa faktor 5..10 mehr ausbau. Das würde D in weiten teilen zum industriepark degradieren. Ein solarpark ist eine ökologisch eher minderwertige, eintönie (gemähte) grasfläche.



      Das problem vom "zuviel" gilt halt nicht nur beim resourcenverbrauch von fossilen energieträgern und mineralischen rohstoffen.

  • Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass. Mich stören Windkraftanlagen nicht. Sorgt dafür das die Dörfer und Gemeinden finanziell beteiligt werden und die Akzeptanz wird steigen. Bei einem Freund im Dorf war es auch so. Erst waren viele dagegen und nun wo regelmäßig Kohle in de Gemeindekasse fließt mit der sie Projekte finanzieren können, sind alle große Fans. Die haben einen Vertrag mit dem Betreiber. Sie wollen mit den Einnahmen einen von der Gemeinde bezuschussten Dorflanden eröffnen, weil es nichts mehr gibt was man ohne Auto erreichen kann.

    • @Andreas J:

      Der Trend geht zu Genossenschaften, um die Bürger zu "motivieren". Der Verpächter des Grundstücks verdient Geld, der Betreiber verdient Geld, die Bürger verdienen Geld. Und Zack, sind alle dafür. Und machen ein riesiges Fass auf, wenn aufgrund des zivilen oder militärischen Luftverkehrs nicht gebaut werden darf.