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Wie Russland auf Osteuropa blicktErst die Ukraine, dann das Baltikum

In Moskau will die Russische Militärhistorische Gesellschaft über die „baltischen Schmarotzer“ informieren. Eine primitive Erzählung – und eine verkappte Drohung.

Was hat die Sowjetunion nicht alles für das Baltikum getan? Das führt diese Straßen-Ausstellung in Moskau aus – stark geschönt Foto: Inna Hartwich

Moskau taz | Häfen, eine Ölpipeline, Flughafen – was nur habe die Sowjetunion in Lettland nicht alles bauen lassen! So viele Investitionen wie nie zuvor und nie danach! Das Land sei erblüht, die Bevölkerung glücklich. Litauen: ein ähnliches Bild. Eine 300 Kilometer lange Straße habe die Sowjetunion da entstehen lassen, eine der Vorzeigestraßen im riesigen sowjetischen Reich. Die Litauer seien geachtete Menschen in sowjetischer Kultur, Kunst, Wissenschaft und Sport gewesen. Estland? Nur unter sowjetischer Herrschaft sei es überhaupt souverän gewesen. Ein Spitzenreiter in allen Bereichen des Lebens sei Estland gewesen.

Ohnehin habe das Baltikum stets an vorderster Stelle in der Sowjetunion gestanden. Ein idealer Ort. Und jetzt: stagnierende Wirtschaft, schrumpfende Bevölkerung, die Behörden glichen der Gestapo. „Bald ist das Baltikum eine menschenleere, von Unkraut überwuchernde Trümmerlandschaft“, steht auf einer der Tafeln, die sich entlang des Gogol-Boulevards im Moskauer Zentrum aneinanderreihen.

Hier will die Russische Militärhistorische Gesellschaft über „Quellen und Sinn des baltischen Neonazismus“ informieren. So hat die vor 13 Jahren per Erlass des russischen Präsidenten Wladimir Putin geschaffene Organisation, um Rus­s*in­nen Stolz auf die militärische Vergangenheit ihres Landes einzuflößen, die Ausstellung genannt, die nichts anderes tut, als das bekannte russische Narrativ zu verbreiten: Russland sei von Feinden umgeben, die schlimmsten dabei seien die, denen die Sowjetunion überhaupt erst zum Leben verholfen habe.

Die Wohltaten der Sowjetunion werden glorifiziert und die sowjetische Gewaltherrschaft schlicht beiseite gelassen

Nun aber müssten sich diese an die Nato und die EU heranpirschen, denn ohne die Unterstützung Russlands als rechtmäßiger Nachfolger der untergegangenen Sowjetunion seien diese Länder lediglich „armselige Schmarotzer“, die vom Geld und den Befehlen aus Brüssel abhingen. Lettlands Visitenkarte sei Russophobie, Litauen sei eine Marionette Europas, Estland pflege gar eine manische Russophobie. „Das Hobby des Baltikums ist die Vernichtung alles Russischen“, lässt die Militärhistorische Gesellschaft die Vorbeieilenden wissen.

Eine verdrehte Darstellung der Geschichte

Nur selten bleibt an diesem trüben Juli-Vormittag jemand an den Tafeln stehen. Ein älterer Herr empört sich über die heruntergefallene Beleuchtung einer Tafel, ein Mann mit Rucksack bleibt länger vor der Passage über Kaja Kallas stehen, im wirklichen Leben frühere estnische Premierministerin und heute außenpolitische Beauftragte der EU-Kommission, am Gogol-Boulevard eine „an vielfältigen psychischen Erkrankungen leidende baltische Promenadenmischung der europäischen Russophobie“. Reden will hier niemand.

Auf jeder der 16 Tafeln der Prachtstraße, die sich von der Touristen-Meile Arbat bis hin zur Christi-Erlöserkathedrale zieht und den sechs Tafeln vor der lettischen Botschaft einige Straßen weiter weg geht es um Diffamierung der Staaten des Baltikums – mittels verzerrter und verdrehter Darstellung der Geschichte. Seit Jahren treibt die russische Regierung eine Geschichtspolitik voran, die ein selektives Narrativ der russischen Geschichte vermittelt und auch vor historischen Lügen nicht zurückschreckt. Die Wohltaten der Sowjetunion werden glorifiziert und die sowjetische Gewaltherrschaft sowie die Folgen dieser schlicht beiseite gelassen.

Die Ausstellung am Gogol-Boulevard ist ein in Russland gängiger Ausdruck einer großen Enttäuschung, in primitiver Form und einer Sprache voller Hass. Jede Tafel ist eine Art lautstarkes Verlangen nach Dankbarkeit. Aber diese Dankbarkeit kommt nicht: von den Balten nicht, aber auch nicht von Schweden,Finnen, Deutschen.

„Russophobie“ als Propaganda-Figur

In regelmäßigen Abständen tauchen solche Tafeln vor den Botschaften der EU- und Nato-Staaten in Moskau auf. Im März 2023 platzierte das russische Verteidigungsministerium etliche Stände „zur Erinnerung“ an die Nazizeit vor der Deutschen Botschaft. Im November 2023 hatte die Militärhistorische Gesellschaft die schwedische Botschaft mit einer „kurzen Geschichte der schwedischen Russophobie“ im Blick. Im Mai 2024 hat sie die finnische Botschaft über „Episoden finnischer Russophobie“ informiert.

Stets ist der Ton ähnlich: Ohne die Sowjetunion wären all diese Länder nichts. Und nun, so heißt es, wollten sie „alles Russische vernichten“. Das mache man nun doch wirklich nicht, wenn einem so vieles gegeben worden sei.

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81 Kommentare

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  • Warum findet Russland / Putin nur keinen Gefallen, an von Ursula von der Leyen's Plänen, die Europäische Union auszuweiten ?

    • @Alex_der_Wunderer:

      Weil die Russische Föderation in ihrer Sicherheitsdoktrin die Demokratisierung von Nachbarländern ausdrücklich als Bedrohung ihrer Sicherheit definiert.

      Gemeint ist: der Bedrohung der Sicherheit der Führung dieses mittlerweile zutiefst faschistoiden Mafia-Staates.

      • @Suryo:

        Wie sieht es denn mit den Machtstrukturen in anderen Staaten aus ? Akquiriert Frau von der Leyen auch schon in den USA , China oder Irak Staatsgebiete für ihre Europäische Union ? Da wird sie sicher auf große Zustimmung treffen....

        • @Alex_der_Wunderer:

          Mal blöd gefragt. Haben Se realisiert, dass unter Putin Faschismus in Russland herrsch und Nationalisten dort expansive Kriege führen?

    • @Alex_der_Wunderer:

      Weil Putin sich noch immer für fotogener hält und besser angeln kann als v.d.L.

      Spaß beiseite, Russland orientiert sich immer mehr an den Schriften von Alexander Dugin und seine Idee war (bevor Finnland der NATO beigetreten ist) Europa in seiner Gesamtheit zu "finnlandisieren".



      Sprich alle Länder in Europa müssen von ein ander isoliert "neutral" sein und von Russland militärisch und ökonomisch dominiert werden.



      Und wenn ein Land aufbegehrt wird es "entnazifiziert".



      Deshalb fordern Putins Muppets Farage, Le Pen und die AfD



      ja auch Brexit, Dexit, Austritt aus der NATO etc.



      Fico hat im Kuni ins gleiche Horn getutet.

      Als Dank dafür sieht Putin beispiesweise in der AfD nichts rechtsextremes, nazistisches und Parteimitlgied Gunnar Lidemann wurde zum "Helden des Antifaschismus" erklärt.

      Ein vereintes Europa, egal wie groß, egal wie klein, wird Putim immer im Weg sein.

      • @Waagschale:

        Wir wissen doch alles, es geht bei diesen Auseinandersetzungen in erster Line um Rohstoffe [ da hat Deutschland nun nicht ganz soviel zu bieten, im Gegensatz zur Ukraine ] . Zudem, wenn eine ehemalige Außenministerin Baerbock, nach Amtsantritt 2021, noch vor Putins Angiff gegen die Ukraine, zu Putin eilt und ihm ihre Pläne bezüglich der Erneuerbaren Energien weltweit unterbreitet, wundert es da irgendwen, wenn Putin da nicht vor Freude jubelt. Soll'er doch sein Gas einfach abstellen....



        Kriege werden meist im Interesse von Industrie & Wirtschaft geführt, es geht um den globalen Machterhalt einiger weniger Eliten und nicht um die Bevölkerungen.

        • @Alex_der_Wunderer:

          Es geht nicht immer nur um Ressourcen, es geht auch um Ideologie. Es geht um Großmächte und darum wer wie irgendwann einmal in den Geschichtsbüchern stehen will.



          Peter d Große also Beispiel für einen mächtigen Herrscher der russische Erde zurückerobert hat



          Stalin als der Held der den großen vaterländischen Krieg gewonnen hat (in der aktualisierten Geschichtsschreibung übrigens ganz allein während USA GB und FR das deutsche Reich mit Material unterstützt haben)



          Putin woll neben ihnen stehen.

          Bei G.W.B ging es um einen Kreuzzug zur Demokratisierung. Es hatte die Wahnvorstellung wenn man genug andere Länder so bombardiert die Deutschland im 2. Weltkrieg dann kann man sie danach so demokratisieren wie Westdeutschland.



          So wollte er in die Geschichte eingehen. Über den Irak ist er nicht hinaus gekommen.

          Bei Ressourcen steht auch die Frage was man als Ressourcen definiert.



          Putin definiert zum Beispiel auch seine Bevölkerung als Ressource.



          Die der Ukrainer, in seinen Worten Kleinrussen, sieht er genauso. Nur wollten die nicht mitspielen.

          Obendrein ist da noch die Komponente der persönlichen Bereicherung wie sie in eine Kleptokratie üblich ist.

          • @Waagschale:

            In den Geschichtsbüchern finden sich aber auch die Namen von ; Gendün Drub, Gendün Gyatsho, Sönam Gyatsho, Yönten Gyatsho, Ngawang Lobsang Gyatsho, Tshangyang Gyatsho, Kelsang Gyatsho, James Gyatsho, Lungtog Gyatsho, Tshülthrim Gyatsho, Khedrub Gyatsho, Thrinle Gyatsho, Thubten Gyatsho, Tenzin Gyatso.

            • @Alex_der_Wunderer:

              Und Stephen Hawking, Marilyn Monroe etc.



              Vielleicht auch irgendwann einmal Dieter Bohlen.



              Ich schätze durchaus dass Sie verstanden haben worauf mein Kommentar abzielt.

              Wer wird sich in 100 Jahren noch an Stalin erinnern und wer an Dieter Bohlen?

              Mir wäre nicht bekannt dass Putin eine der Personen die Sie genannt haben als Vorbilder genannt oder ihnen Denkmäler errichten lässt.

              • @Waagschale:

                ...wobei bei Marilyn Monroe wäre ich mir nicht so sicher...schmunzel



                Aber ich bin wirklich fest der Meinung/ Überzeugung, Frau von der Leyen hat mit ihrer Europäischen Union der Ukraine einen Bärendienst erwiesen. Ich sehe Frau von der Leyen extrem in der Mitverantwortung für diese katastrophale Entwicklung.

                • @Alex_der_Wunderer:

                  Sie meinen wir werden demnächst in Moskau auch ein Denkmal für Marilyn Monroe sehen so wie dieses Ding im Gedenken an Stalin das jetzt wieder nachgebaut wurde?



                  Das wäre wirklich mal eine Meldung wert.

                  Was genau Frau v. d. L. damit jetzt konkret zu tun hat erschließt sich mir nicht.



                  Außer natürlich dass sie als Verteidigungsministerin, so wie jede(r) Verteidigungsminister/in der letzten Jahre verunglipft wurde.



                  Währen Herr Pistorius als "Kriegsminister" bezeichnet wird war Fr. v.d.L. "Flintenuschi".

                  Putin führt seit 2014 Krieg gegen die Ukraine, leugnet es und bestätigt es doch im gleichen Atemzug weil er inzwischen russiche Soldaten die seit 2014 in der Ukraine kämpen rechtlich mit denen die dies 2022 machen gleichgestellt hat.

                  Frau v.d.L ist erst seit 2019 für die EU tätig.

                  • @Waagschale:

                    Frau von der Leyen ist doch maßgeblich an der kontinuierlichen Erweiterung der Europäischen Union beteiligt !

      • @Waagschale:

        Sorry, typo: Fico im Juni, nicht im Kuni.

  • Russland ist geographisch das größte Land der Erde. Unvermeidlich hat ein großes Land mehr Nachbarn als ein kleines. Die russische Führung fühlt sich trotzdem umzingelt. Ein Löwe muss die Hauskatzen bekämpfen denn sie könnten ihm gefährlich werden ist die Logik. Man hat den Eindruck, dass die russische Führung nichts Sinnvolles mit diesem riesigen und reichen Land anfangen kann. Solange die russische Führung nichts Sinnvolles mit diesem Land anfangen kann wird der Drang nach außen bleiben, obwohl größer werden als der größte ein Widerspruch in sich ist.

  • „an vielfältigen psychischen Erkrankungen leidende baltische Promenadenmischung der europäischen Russophobie.“



    Man kann kaum glauben, dass offizielle russische Stellen so etwas veröffentlicht haben. Tiervergleiche und Psychiatrisierung. In Deutschland würde man sich schämen sich so auszudrücken, ganz egal über wen. Ich würde denken, dass viele russische Leser vor diesem Poster betreten schweigen und sich Gedanken über ihre Führung machen, auch wenn es ihnen und uns nichts hilft.

  • Alles, was an Ruzzlands Grenzen grenzt, sind "Nazis" und "russophob". Kennt man schon als Hirngespinst über die Ukraine. Wer, wenn noch bei Verstand, soll diese plumpen Lügen den glauben? Rußland ist ideologisch auf dem Weg zurück zum Terror-Regime der SU. Der Homo sovieticus ignoriert das alles und lebt unter der Knute der Oligarchen und des Mafia-Staates, so als ob 1989 nicht stattgefunden hätte.



    Irina Scherbakowa, Historikerin und Gründungsmitglied der inzwischen verbotenen und aufgelösten Organisation Memorial (forscht zu Oral History, Totalitarismus, Stalinismus, Gulag und sowjetischen Speziallagern auf deutschem Boden nach 1945, Fragen des kulturellen Gedächtnisses in Russland und der Erinnerungspolitik) sagte schon vor Jahren, dass wenn der Stalin-Terror gesellschaftlich nicht im Sinne einer Erinnerungskultur aufgearbeitet wird, die russische Gesellschaft diese menschliche Katastrophe vergessen, unter den Teppich kehren wird und die Machtelite diese Erzählung in ihrem Sinne verdrehen wird. Das passiert nun in Echtzeit gepaart mit entsprechenden aggressiven militärisch-imperialistischen Verquickung mit dem Ziel des späteren militärischen Eingreifens, wie in der Ukraine.

    • @Hatespeech_is_not_an_opinion:

      "Wer, wenn noch bei Verstand, soll diese plumpen Lügen den glauben?"



      Der "homo sovieticus", also "der Russe", glaubt das. Das ist zumindest ihre Schlussfolgerung. Das die politische Entwicklung der russischen Gesellschaft seit 1989 nicht stattgefunden hat, bzw. revidierbar ist, ist Putins Wunschdenken, wenn Sie solche Aussagen treffen, sind sie der Propaganda selbst aufgesessen.



      Mit der Frage des Zwecks, an wen sich dieser Trash richtet, und wer das überhaupt wahrnimmt, geschweige denn glaubt, beschäftigt sich Frau Hartwich leider nur mit dem Satz: "Nur selten bleibt an diesem trüben Juli-Vormittag jemand an den Tafeln stehen."



      Ihre Mutmaßungen über den "homo sovieticus" sind außerdem dahingehend falsch, dass er auch vor 1989 nicht "alles ignoriert" und der Propaganda geglaubt hat, schließlich hat er die Veränderungen selbst herbeigeführt.



      Und klar, es gibt RussInnen, die glauben sowas vorbehaltlos, das Narrativ der fehlenden Dankbarkeit setzt sich fest, und das ist eine große Bürde für die Zukunft, aber die Zivilgesellschaft, für die Memorial und Golos stehen, das sind Menschen, die sind ja nicht plötzlich weg, weil die Organisationen verboten sind.

  • Das das "Verhältniss" zwischen den baltischen Staaten und Russland belastet ja gestört ist ....

    Das liegt nicht alleine nur an Russland.

    Es sei daran erinnert das im WW2 gemäß "Generalplan Ost" die Häflte aller Russen und Weißrussen westlich der Ural ermordert werden sollte.



    Und das dementsprechent auch im WW2 auch gehandelt wurde, 27 Millionen tote Bürger der UDSSR davon knapp 20 Millionen Russen und Weißrussen.

    Das Brisante daran heute:

    Die "Balten" feiern öffentlich die baltischen WaffenSS-Einheiten die an diesem Völkermord massiv beteiligt waren.



    Konkretes BSP:



    Der sogenante "Tag der Legnonäre" in Lettland feiert offen und öffentlich die Massenmörder der WaffenSS -- die an der Ermordnung von Millionen Russen beteiligt waren.

    • @Jörg Heinrich:

      Wieder mal nicht 'die' Balten - in Litauen gab es keine einheimischen SS-Verbände. Und öffentlich gefeiert wird hier auch nichts.

    • @Jörg Heinrich:

      Da kann man mal sehen, wie viel schlimmer die Russen waren, wenn es vereinzelt Menschen gibt, die die SS glorifizieren.



      Aber bleiben wir mal sachlich: der gleiche Vorwurf wird ja auch seitens der russischen Propaganda gegenüber der Ukraine gebracht und als Rechtfertigung für den Krieg genannt. Jetzt wollen Sie allen ernstes eine Rechtfertigung bringen, dass es in Ordnung wäre, wenn Russland die Letten überfällt. Geht's noch? Nichts rechtfertigt so einen Krieg, wo tausende Zivilisten (oder damals gar Millionen) ermordet werden/wurden. Weder Lettland noch die anderen baltischen Länder glorifizieren die SS oder sonst was für Nazis. Idioten gibt es in jedem Land. Ich wurde sogar schon von einem Einheimischen in Indonesien angesprochen mit "I adore Hitler". Also sind nun alle Indonesier Nazi-Fans, weil einer so drauf war?



      Wenn es nach Ihrem Prinzip geht, hat Russland auch jedes Recht in Deutschland einzumarschieren, denn wir haben hier ja auch immer noch Tausende wenn nicht gar Millionen Menschen, die Hitler, die Nazis und deren Symboliken feiern.

      Russland allein ist für seine Taten verantwortlich und kein anderer!

      • @Michael Lange:

        Btr Zitat:

        "Weder Lettland noch die anderen baltischen Länder glorifizieren die SS oder sonst was für Nazis. "

        Zitat Wikipedia zur letischen WaffenSS, teilweise Mordkomandos hinter der Front (SD) und KZ-Aufseher_

        "In die Lettische Legion wurden 1943 und 1944 Angehörige lettischer Strafkommandos der Sicherheitspolizei SD eingegliedert, die zwischen 1941 und 1943 an Einsätzen zur Durchführung von Massenmorden an der Zivilbevölkerung in Lettland, Russland und Weißrussland beteiligt gewesen sowie für Massenerschießungen im Wald von Biķernieki und zur Bewachung von Todeslagern und des Konzentrationslagers in Salaspils eingesetzt worden waren. "

        Zitat Wikipedia weiter, das Gedenken an die WaffenSS war in Lettland ganz offizell eine weile lang ein "staatlich" ein "Gedenktag":

        "Der 16. März, an dem 1944 die beiden lettischen Divisionen im selben Frontbereich kämpften, wird als Leģionāru piemiņas diena (Gedenktag der Legionäre) begangen. Er war von 1998 bis 1999 offizieller Gedenktag



        ...



        Eine Ehrenkompanie der nationalen Streitkräfte Lettlands erwies den gefallenen Legionären Ehrenbezeugungen. "

    • @Jörg Heinrich:

      Ferner sei daran erinnert, dass sich Hitler und Stalin verabredet hatten, Polen untereinander aufzuteilen, und dass der sog. Grosse Vaterländische Krieg erst 1941 begann und nicht schon 1939.



      Ich staune, dass der Bunkeropa hier immer noch treue Fans hat, trotz aller Menschenschlächterei.

    • @Jörg Heinrich:

      Das Problem ist komplex.



      Dafür, dass Sie in diesem Zusammenhang auch auf den Punkt des heutigen Umgangs mit der Geschichte der Waffen-SS im Baltikum aufmerksam machen, danke ich Ihnen. Das fehlte mir seit Beginn der Diskussionen bez. der politischen Kommunikation der militärischen Unterstützung ...

    • @Jörg Heinrich:

      Aber der Generalplan Ost ist keine Erfindung der baltischen Länder, auch wenn Bürger dieser Länder an den Verbrechen beteiligt waren.

      Es sei in dem Zusammenhang auch daran erinnert, dass allein während der Besetzung der drei baltischen Staaten von 1939 bis 41 tausende unter willkürlichen Vorwänden in die sowjetischen Gefängnisse und Straflager deportiert worden sind, was sich ab 1944 nochmal wiederholt hat.

      Nach 1945 wurden in allen drei Ländern tausende Russen angesiedelt mit dem Ziel, diese Länder zu "russifizieren". Damit griff man in großem Stil Tendenzen auf, die es schon unter Zar Alexander III. und seinem Sohn gegeben hat.

      Ein Teil dieser Russen hat sich offenbar in diesen Ländern eher wie "Herrenmenschen" aufgeführt und es auch 30 Jahre nach dem Zusammenbruch der UdSSR nicht für nötig gehalten, die Landessprache zu lernen, weil "die Esten/Letten/Litauer ja gefälligst russisch zu können haben.

      Das Problem bei der russisch/baltischen Geschichte dieser Zeit ist, dass sich die im Westen gängigen Einteilungen in "gut" und "böse" nicht eins zu eins übertragen lassen.

    • @Jörg Heinrich:

      Und was haben die Balten damit zu tun?

      Ist Ihnen nicht bekannt, dass sich Nazideutschland und die UdSSR im Hitler-Stalin-Pakt auf die Aufteilung des Baltikums geeinigt hatten? Das Memelland sollte zu Deutschland kommen, der ganze Rest der damals unabhängigen (!) baltischen Staaten sowjetisch werden. Und genauso ist es zunächst auch passiert.

      Hier irgendwie die Russen zu Opfern zu machen, ist aberwitzig.

    • @Jörg Heinrich:

      Auch das hat eine Vorgeschichte: Nämlich die Okkupation der baltischen Staaten durch die Sowjetunion 1940 infolge des Hitler-Stalin-Paktes. Im Jahr darauf begannen die ersten Massendeportationen von Esten, Letten und Litauern, einhergehend mit einer massiven Terrorwelle.



      Das entschuldigt keine späteren Kriegsverbrechen, erklärt aber, warum sich Balten der SS anschlossen und warum diese bis heute als Widerstandskämper angesehen werden.

      • @Schalamow:

        Die Beteiligung der Antisemiten im Baltikum, in der Ukraine aber auch in Kroatien (Ustascha) an riesigen Massenpogromen an der dort ansässigen jüdischen Bevölkerung hat wohl kaum etwas mit Widerstand gegen die Sowjetunion zu tun, sondern vor allem mit dem christlich-europäischen Antisemitismus.

        Wenn heute z.B. in Lettland die Waffen-SS gefeiert wird mit Unterstützung der Regierung und die EU, Deutschland und die NATO das mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen, dann sagt das sehr viel über die Genannten aus, vor allem, wenn doch in letzter Zeit gerade von den europäischen und NATO-Staaten so viel von der Bekämpfung des Antisemitismus die Rede ist.

        Das passt nicht zusammen. Entweder Europa ist antifaschistisch und bekämpft den Antisemitismus oder es feiert den historischen Faschismus plus Holocaust.

        • @Uns Uwe:

          Sehe ich auch so.

        • @Uns Uwe:

          Der Kausalzusammenhang im Baltikum ist in dem von mir beschriebenen Kontext offensichtlich. Hauptmotiv war nicht, möglichst viele Juden umzubringen, es ging primär um den Widerstand gegen die sowjetischen Okkupanten, da hat man sich dann eben auch mit dem Teufel arrangiert. In dieser historischen Konsellation hatte man faktisch wenig Auswahlmöglichkeiten. Rechtfertigt nicht die Mitwirkung an Verbrechen, erklärt aber einiges.



          Ähnlich die Situation in der Ukraine, der Holodomor hat eine ganze Generation schlichtweg traumatisiert. Auch hier sind die Massenverbrechen des Stalinismus der eigentlich Auslöser.



          Ansonsten: Antifaschismus und Antisemitismus gingen problemlos auch zusammen, siehe Sowjetunion oder auch DDR.

        • @Uns Uwe:

          Immerhin unterstützen wir ein LKand mit einem jüdischen Präsidenten, dessen Familie in der Shoah fast ausgelöscht wurde, vor dem Vernichtungskrieg des faschistischen Russland.

          Was Sie natürlich insinuieren wollen: wenn Russland das Baltikum angreift, dann hat es dieser Haufen Antisemiten irgendwie verdient.

          Jeder hier versteht Ihren Kommentar.

          • @Suryo:

            》Was Sie natürlich insinuieren wollen: wenn Russland das Baltikum angreift, dann hat es dieser Haufen Antisemiten irgendwie verdient.



            .



            Jeder hier versteht Ihren Kommentar.《



            .



            Sprechen Sie doch bitte nur für sich selbst!



            .



            Ich (Sg) z.B. verstehe Ihren Kommentar sinngemäß als "och, das bisschen Antisemitismus und Verherrlichung der SS!".



            .



            Zudem verharmlosen Sie die Verbrechen der Wehrmacht, den NS insgesamt, wenn Sie von "dem Vernichtungskrieg des faschistischen Russland" schreiben: machen Sie sich besser kundig, wie "Vernichtungskrieg" historisch zu verstehen ist de.m.wikipedia.org...rmachtsausstellung und verzichten Sie doch bitte auf Vergleiche, die letztlich Faschismus, den Nationalsozialismus indirekt verharmlosen, mindestens aber als Versuch einer Entlastung deutscher Schul verstanden werden können.



            .



            taz.de/Historiker-...ne-Krieg/!5861372/

          • @Suryo:

            "Immerhin unterstützen wir ein LKand mit einem jüdischen Präsidenten, dessen Familie in der Shoah fast ausgelöscht wurde, vor dem Vernichtungskrieg des faschistischen Russland."

            Sie meinen, das heutige Russland ist so wie das frühere Deutschland? Und das heutige Deutschland kämpft quasi gegen sein früheres alter ego und entnazifiziert sich auf diese Weise?

            "Was Sie natürlich insinuieren wollen: wenn Russland das Baltikum angreift, dann hat es dieser Haufen Antisemiten irgendwie verdient."

            Wenn Russland das Baltikum angreift, wird Russland von der NATO in seine Einzelteile zerlegt werden.

            Sie bauen hier das Bild eines vermeintlich übermächtigen Russland auf, das an die deutsche Propaganda vor den ersten beiden Weltkriegen erinnert.

        • @Uns Uwe:

          Btr. Zitat:

          "...oder es feiert den historischen Faschismus plus Holocaust."

          Sehr oft und wenn es politisch "passt" letzetes.

          Die "westlichen Werte" die "moralische Aussenpolitk" sind Agitation die Realität ist:

          Wir -- der politische Westen -- unterstützten jeden der uns für geopolitische Ziele nützlich erscheint.



          Einen "moralischen Kompass" gibt es nicht.

          Mal "unterstüzten" wir Islamisten wie in Syrien und "erfinden" schönfärbende Begriffe dafür (gemäßigter Islamist) -- mal bekämpfen wir sie (Achse des Bösen).



          --> das ist alleine von Interessen abhängig.

          Mal ist alleine schon die "Nähe" zu Faschistischen Aussagen ein "politisches Verbrechen" z.B. "Alles Für Deutschland" -Sprüche.



          Mal ist die offene Verehrung für Faschistische Massenmörder nur "netter Nationalismus" wie im Fall Ukraine und Bandera-Verehrungen.



          --> Je nach Interessenlage.

          Eine halbwegs rationale und "faken-basierende" Diskussion findet nicht mehr statt.



          Man eckt schon an wenn man davon spricht das auch "wir" Interessen haben -- und dafür plädiert ehrlich und mit der Suche nach Interessenausgleich über Kompromisse und Diplomatische Lösungen zu sprechen.

          • @Jörg Heinrich:

            Gut analysiert!

          • @Jörg Heinrich:

            Ja, um Menschen- oder Völkerrecht geht bei der westlichen Politik so gut wie nirgends, sondern überall sind geostrategische Interessen dominierend oder allein bestimmend. Das gilt für die Politik gegen/für die Ukraine, Russland, Israel, Palästina und auch für die Politik gegenüber Verbündeten.

            Alles andere ist Menschenrechtsheuchelei, wie selbst Egon Bahr einst formulierte.

            "Er ist ein Hurensohn, aber er ist unser Hurensohn!" hieß es einst in bezug auf Saddam Hussein als dieser in seinem Krieg gegen den Iran von den USA unterstützt wurde. Später war Hussein plötzlich der neue Hitler.

            Danach wurden noch einige weitere Hitlers entdeckt, von Milosevic, über Gaddafi bis hin zu Putin heute.

            Um diese Art von "Antifaschismus" bei gleichzeitiger Verharmlosung der oben beschriebenen neofaschistischen "Traditionspflege" zu verstehen, muss man analysieren, wer genau welche Interessen an der Ukraine hat.

          • @Jörg Heinrich:

            Wenn man nur tief genug in der Geschichte herumgräbt, findet man immer "Gründe", Massenmord zu rechtfertigen.



            Was, wenn man diese "Entschuldigungen" nicht gelten lässt und Russland an den Verbrechen misst, die es gerade begeht?



            Mord? Vergewaltigungen? Folter?

            Alles nur halb so schlimm, erklärbar und verständlich? Ehrlich?

  • Nur kurz zur Erinnerung, während der grausamen Zeit der Sowjetunion war Stalin, der Georgier der Machthaber. Später war es Chrustschow, der Ukrainer der die Macht hatte und die Krim verwaltungsmässig an die Ukraine angegliedert hat. Heute klingt es so, als wären immer nur die Russen für die Taten wärend der Sowjetzeit verantwortlich. Dem ist also nicht so.

    • @Peter Teubner:

      Als "Chef vons janze" hatte Chushchov jedes Recht, mit der Krim zu tun, was auch immer er wollte. Im übrigen war die Krim zu diesem Zeitpunkt gerade mal 170 Jahre russisch. Erobert von Katharina der Großen. Und am Ende des Tages ist es selbstverständlich illegal, Gebiete anderer souveräner Länder zu annektieren. Aber man gewöhnt sich an die ständige, unvermeidliche Verharmlosung des militanten russischen Imperialismus hierzulande.

    • @Peter Teubner:

      Nun bauen aber Russen die Stalin-Denkmäler wohl gerade wieder auf.

      Nicht die Georgier.

      Was sagt uns das?

    • @Peter Teubner:

      Theoretisch ja aber die Russifizierung war nunmal eine der Säulen sowjetischer "Modernisierungspolitik".

      Chrustschow stammte übrigens (wie so viele Ukrainer) aus einer russischen Kolonistenfamilie, die sich in der (heutigen) Ukraine angesiedelt haben.

    • @Peter Teubner:

      Russland ist Rechtsnachfolger der SU



      Das gilt im guten wie im schlechten.



      Russland beansprucht auch für sich dass alle Bürger der SU die im zweiten Weltkrieg gestorben sind Russen sind.



      Aber sobald es um sein Thema wie wie Stalins verbrechen geht fliegt dieser Anspruch aus dem Fenster.

      Russland beansprucht für sich selbst auch den Sieg der SU über Nazideutschland.



      Und feiert diesen mit russischen und sowjetischen Flaggen.

      Historisches Rosninenpicken.

      Gleichzeitig ist Russland der einzige mir bekannte Nachfolgestaat der SU, der aktuell Opfer des Stalinismus, die nach dessen Tod rehabilitiert wurden, wieder entrehabilitiert und dafür neue Denkmäler für Stalin aufstellt.

      Russland ist der einzige Staat der an öffentlischen Plätzen Bilder aufhänge auf denen Stalin dem amtierendem Präsidenten die Hand schüttelt:

      x.com/nexta_tv/sta...923415466409672905

      Das russische Staatsfernehen ist auch das einzige das behauptet die SU sei eine Forführung des russischen Reiches unter einem anderen Namen gewesen wodurch die territorialen Ansprüche in der Ukraine und im Baltikum gerechtfertigt werden.

      • @Waagschale:

        Vielen lieben Dank Waagschale für den 100% stimmigen Kommentar. Ähnliches wollte ich auch antworten. Vor allem würde es nach diesem Prinzip bedeuten, dass alle Deutschen für die Verbrechen des zweiten Weltkriegs freigesprochen werden können, weil der Führer war ja ein Österreicher. Viele scheinen immer wieder ausblenden zu wollen, dass nicht Stalin oder Putin die vielen Menschen umbringen, sondern es sind deren Soldaten und in dem Fall hatten die Russen immer die Führung, sonst wäre Moskau auch nicht die Hauptstadt gewesen.

        Ich verstehe ich auch nicht, was die Herkunft Stalins und Chrustschows für eine Rolle spielt. Weil Stalin auf dem Gebiet von Georgien geboren wurde, sind nun die Georgier also Schuld an den Verbrechen der Sowjetunion? Erscheint mir auf jeden Fall als verzweifelter Ablenkungsversuch.

        Dass Stalin von Putin zunehmend rehabilitiert wird, finde ich auch sehr bedrückend.

      • @Waagschale:

        Die Alma-Ata Erklärung von 1991 bezüglich der GUS-Staaten wird immer gerne ignoriert.

        • @Alex_der_Wunderer:

          Es wäre hilfreich zu sagen, worauf Sie hier konkret hinauswollen, statt nur das Stichwort in den Raum zu werfen.

          • @Encantado:

            An ignoriert ist nichts missverständlich. Fakt ist, die Alma-Ata Erklärung von 1991 wurde nicht von allen Involvierten Staaten zusammen weiter entwickelt. Da kann es schonmal zu leichten Disputen in der Sache kommen. Vielleicht sollten wir Frau von der Leyen - auch im Namen der Ukraine einen Blumengruß senden.

      • @Waagschale:

        Letztes behaupte ich auch. Die UdSSR war russischer Imperialismus unter roter Fahne

    • @Peter Teubner:

      Nein, aber die jetzige Verherrlichung und Bezug auf die "Größe" der UdSSR - inkl. Stalin und seines Terrors -, gehen von Russland aus. Der Sieg im großen Vaterländischen Krieg wird ja auch als Sieg Russlands in Anspruch genommen.

    • @Peter Teubner:

      Und dennoch wurden die Balten nicht zwangsgeorgifiziert oder -ukrainifiziert, sondern -russifiziert.

      Und Putin ist nun wirklich Biorusse.

  • Und da gibt es immer noch Leute - auch unter den Taz-Kommentatoren - die den faschistoiden, aggressiven und kriegsgeilen Charakter des russischen Regimes leugnen.

    Russlands Regierung will Krieg und schürt zu diesem Zwecke Hass.

    Aber "mehr Diplomatie" und eine Abkehr vom westlichen"Schwarz-Weiß-Denken" können da sicher abhelfen, was?

  • Aserbaidschan hat vor ein paar Tagen Sputnik News den Stecker gezogen nachdem in Russland um die 50 Aserbaidschaner verhaftet wurden von denen mindestens 2 die Verhaftung nicht überlebt haben.

    Russland hat sofort "Genozid" und "Russophobie" gebrüllt.

    Beides sind inzwischen nichts weiter als Codewörter für "das gefällt uns nicht" und "ihr werdet noch sehen was ihr davon habt".

  • Das Schlimmste ist, dass wir hier soweit sind uns ähnliches vorstellen zu können, wenn die politische Entwicklung der letzten Jahre sich fortsetzt

    • @TV:

      Reisen Sie mal nach Litauen, Estland oder Lettland. Da haben die Menschen ein ganz anderes Empfinden zu Russland als wir. Hier ist die mehrheitliche Meinung "nicht unser Krieg". Mag heute im weitesten Sinn stimmen. Aber fällt die Ukraine, warum sollte Russland stoppen? Selbst der Oberkommandierende der russischen Bodenstreitkräfte hat gesagt, dass die Ukraine nur ein Zwischenstopp ist.

      Die einzigen, die an dieser Situation schuld sind, sitzen im Kreml. Daher finde ich "wenn sich hier...die Entwicklung fortsetzt" als unpassende Aussage. Das hört sich so an, als ob die westlichen Politiker an Russlands Aggression, die seit Jahrhunderten besteht (deshalb das größte Land der Welt), schuld wären. Das entspricht definitiv nicht der Realität.

  • Wir sind gerade in Tallinn. Wir haben das berührende Denkmal für die " Opfer des Kommunismus" gesehen. Wir haben daneben den deutschen Soldatenfriedhof, der Rasen gemäht, gesehen. Wir haben dann daneben das Denkmal, den Obelisken, für die sowjetischen Soldaten gesehen. Diese Anlage verfällt, keine Infotafeln.



    Wir sind uns unserer Verantwortung aufgrund unserer deutschen Geschichte bewusst und empfinden Beklemmungen. Wir waren im Vabamu- Museum, das die estnische Freiheitsgeschichte aufarbeitet. Die Sowjets haben die baltischen Staaten okupiert. Wofür sollen sie dankbar sein? Jetzt versuchen sie es mit der Ukraine. In Estland sehen wir überall ukrainische Fahnen, die Esten wissen, was Unterdrückung bedeutet. Es ist wohl leider nicht die Zeit, russische Denkmäler instand zu halten.

    • @Emaloca:

      "Wir haben dann daneben das Denkmal, den Obelisken, für die sowjetischen Soldaten gesehen. Diese Anlage verfällt, keine Infotafeln."



      Für die Unterhaltung + Pflege ist das Land zuständig, wo das Denkmal steht. Also NICHT Russland.

      • @Pico :

        Natürlich nicht. Darum ging es mir auch nicht, sondern dass die Esten die Erinnerung an die sowjetischen Soldaten nicht wollen oder vielleicht besser ausgedrückt: wohl nicht ertragen können. Aber für uns Deutsche ist es doch etwas differenzierter: auch die sowjetischen Soldaten haben gegen die Nazis gekämpft und zu unserer Befreiung beigetragen.

        • @Emaloca:

          Da muss und werde ich den Esten nicht folgen. Die Ehrung der Sowjetunion bzw. eben diesem Denkmal sollte man klar von einem heutigen Russland trennen. Wenn Estland das nicht tut, will oder kann, dann ist das Wasser auf den Mühlen von Putin & Co., die bezeichnen das mit Russophonie.

          • @Pico :

            Warum sollte man das trennen? Die Sowjets haben zwar die Nazis aus dem Baltikum entfernt, dafür aber die stalinistische Terrorherrschaft wiedererrichtet. Die Ehrung der Sowjetunion wurde den Balten ebenfalls aufgezwungen. Und der Artikel oben macht klar, dass Russland sich nicht nur offiziell als Nachfolger der Sowjetunion sieht. Siehe auch Siegesparaden am 08. Mai und der russische Überfall auf die Ukraine.

  • Warte nur, Balte, ruhest Du auch ...?



    Putin gelingt es, Europa doch noch zu einen, im gemeinsamen Kampf gegen revisionistische grüne Männchen auch dort noch. Ob das sein Ziel war?

  • Vielleicht sollten die aus der SPD, die das „Manifest zu einer anderen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und Gesprächen mit Russland“ entworfen und unterzeichnet haben, mal eine Gruppenreise nach Moskau zur Ausstellung machen und dann vor Ort den Baltischen Staaten, Polen und dem Rest Westeuropas in einer Pressekonferenz erklären, dass das ja alles gar nicht so von Putin gemeint ist!?



    Der mangelnde Realitätsbezug nicht Weniger in Deutschland erschreckt mich immer wieder.

    • @Heideblüte:

      Guter Punkt. Es ist einfach ein himmelweiter Unterschied ob man sich mit Ländern die an Russland Grenzen über Russland unterhält (diese waren historisch immer wieder Opfer und kennen die Gefahr) oder in einem Land ohne direkte Grenze wie Russland.

      Das der Bündnisfall auch greift wenn die balten angegriffen werden und Russland doch gar nicht so weit weg ist, ist leider wenigen hier bewusst.

      • @Pawelko:

        Hier gilt es doch etwas differenzierter vorzugehen. Es gibt Nachbarstaaten die in ihrer Historie von Russland unterdrückt bzw der staatlichen Existenz beraubt wurden und es gibt Anrainerstaaten die ein relativ unbelastetes Verhältnis zu Russland haben.

        Dementsprechend ist auch die Perspektive ausgelegt. Bei uns in Nordnorwegen gelten die Russen nach wie vor als Befreier die uns vor Hitlers Anordnung der verbrannten Erde bewahrt haben. Aktuelle Umfragen zeigen das 90% der Bevölkerung in Nordnorwegen pro russisch eingestellt sind. Es gilt dabei den richtigen Bezug herzustellen, der beruht hier auf den kulturellen Einfluss und der russischen Bevölkerung, die hier stark vertreten ist, nicht jedoch auf der Staatsführung. Das war auch schon zu Zeiten des Kalten Krieges nicht grundsätzlich anders.

        Diese Sichtweise werden sie in Polen oder in Lettland nicht finden, da dort die russische Kultur den Bürgern übergestülbt bzw verordnet wurde, sie also nicht aus der Historie heraus gewachsen ist sondern unter Zwang stattfand.

        Ein gewichtiger Unterschied zwischen den Mentalitäten der Nachbarstaaten und deren Verhältnis zu Russland.

        • @Sam Spade:

          Also ich weiß nicht, wo Sie ihre Geschichte herhaben und ich will auch nicht behaupten, dass das zu 100% nicht stimmt. Aber Fakt ist doch, dass Norwegen von den Briten und Norwegern selbst befreit wurde. Sicher gab es ganz weit im Norden Gebiete, wo vielleicht im besten Fall 1.000 Menschen leben, die von Russen "befreit" wurden. Wäre die russische Befreiung wirklich so maßgeblich gewesen, hätte Norwegen nicht bis heute zur NATO gehört. So zu tun, als würden viele oder gar die meisten Norweger prorussisch sein, ist halt auch nicht richtig. Auch die Norweger werden damals mitbekommen haben, dass die Russen Finnland im zweiten Weltkrieg überfallen hatten.

          Aber wenn Sie eine seriöse Quelle haben, auf die Sie sich beziehen, bin ich gern bereit mir diese anzusehen.

          • @Michael Lange:

            "Also ich weiß nicht, wo Sie ihre Geschichte herhaben..."

            Das ist ganz einfach, in der Schule gelernt. Borgtun skole und Kongsbakken videregående skole, Tromsø, Norge.

            Der von ihnen erwähnte Nato beitritt beruht auf unseren unguten Erfahrungen mit den Deutschen. Wir waren nämlich wie Schweden ein neutrales Land. Hat leider die deutschen Besatzer nicht sonderlich beeindruckt.

            Über das Verhältnis der Nordnorweger zur russischen Bevölkerung ist im März diesen Jahres ein sehr empfehlenswerter Artikel in der taz erschienen. Dort wird der Zustimmungwert mit 84% angegeben. Meine Angabe mit 90% stammt aus der norwegischen Aftenposten.

            taz.de/Grenze-zwis...Russland/!6070118/

            Etwas leichtes zum Einstieg über den Norden während der NS Zeit aus dem Polarkreisportal, sehr seriös.

            polarkreisportal.d...mark-von-den-nazis

            Hoffe sehr, dass diese Informationen zu einer objektiveren Sichtweise beitragen.

            • @Sam Spade:

              90% "pro russisch eingestellt" bzw. "Zustimmungswert" in Nordnorwegen/Finnmark...



              Wenn ich den nachdrücklich differenzierenden verlinkten taz- Artikel durchlese, ist dort von erwünschten "guten nachbarschaftlichen Beziehungen" die Rede - in Kirkenes, schon weil dort viele Russen leben.



              Also lassen wir doch bitte die Kirche (Kirkenes?) im Dorf! Bei meinen Norwegenfahrten in jüngeren Jahren war ich zwar nie in der vergleichsweise großen Stadt Tromsø, aber in Hammerfest und - einer schier endlosen Küstenstreifen folgend - auch in Kirkenes. Damals habe ich dort von prorussischen/antideutschen Stimmungen in der Bevölkerung nichts mitbekommen. Seltsam war nur, dass mir beim Verlassen eines kleinen Supermarkts ein paar Halbwüchsige spöttisch zuriefen: "Dansker! Dansker!" - wegen meinem vermeintlich dänischen Akzent?



              Für mich klang das eher wie: Willkommen am Ende der Welt!

              • @Auweiowei:

                "Küstenstreifen" ist hier ein unpassender KI(?)-Vorschlag. "Küstenstraße" !

            • @Sam Spade:

              Die Zahl 84% aus dem von ihnen erwähnten Artikel haben Sie richtig zitiert, allerdings den Zusammenhang leider nicht. Da steht, dass 84% der befragten Nordnorweger es wichtig finden gute nachbarschaftliche Beziehung en zu Russland zu haben und nur 13% der Befragten gegen Waffenlieferungen an die Ukraine sind. Wie Sie daraus



              auf eine Russlandfreundlichkeit schliessen bleibt ihr Geheimnis...

    • @Heideblüte:

      Alles ist von Putin so gemeint. Nichts ist zu entschuldigen. Nichts muss man uminterpretieren. Nicht muss man verstehen.



      Aber wenn man Frieden will irgendwann, muss man verhandeln.



      Ist leider leider so

      • @Volker Krüger:

        Mit dem Verhandeln ist das so eine Sache. Ich denke, das wird erst nach Putins Tod realistisch. Jeder, der sich halbwegs mit dem Thema befasst, sollte doch mittlerweile mitbekommen haben, dass Putin keinerlei Interesse an Friedensverhandlungen hat. Lieber schickt er jede Woche tausende Menschen seines Landes in den Tod oder in die schwerste Verkrüppelung.

        1945 gab es auch erst Frieden, als Deutschland komplett erobert war. Da gab es dann nicht wirklich Verhandlungen. Vor wenigen Wochen hatten wir die Angriffe Israels und der USA auf den Iran gesehen. Da gab es soweit ich weiß auch keine Friedensverhandlungen.

  • Es ist also praktisch offiziell: Russland plant nach der Vernichtung der Ukraine die Vernichtung des Baltikums. Entweder Russland wird in der Ukraine gestoppt oder Deutschland wird richtig Kriegspartei, wenn das Baltikum auf Russlands Speisekarte steht.

    • @Luftfahrer:

      Wenn Russland militärisch so stark wäre, um sich mit dem Baltikum oder der NATO anzulegen, wäre dann die Ukraine nicht schon lange kein Thema mehr ?

      • @Alex_der_Wunderer:

        Sie übersehen da was:



        Wenn die Ukraine nicht mehr die russsichen Streitkräfte beharkt, hat Russland eine abgekämpfte, kampferprobte Armee mit 40%BIP und laufender Rüstungsproduktion. Ein Jahr später hat Russland dann eine gutaufgestellte kampferprobte Armee.



        Und Europa hat dann einen Haufen unerfahrene Armeen in verschiedensten Zuständen und mit Glück ausreichend NATO-Strukturen um sie zu koordinieren.

        Und es ist auch überhaupt nicht klar, wass passiert wenn Putin statt mit Divisionen mit "kleine grüne Männchen" und "Speratisten" arbeit. Befürchtungsweise sterben EU und NATO dann gemeinsam.

        • @metalhead86:

          & @ Luftfahrer



          Vielleicht sollten die Ukraine und die Europäische Union sich nochmals die Alma-Ata Erklärung von 1991 bezüglich der GUS-staaten vornehmen.

          • @Alex_der_Wunderer:

            Ich werde aus der Erklärung nicht schlau. Das einzige, was ich feststellen kann ist, dass es Russland einen feuchten Dreck schert, was da erklärt wurde. Wie auch beim Budapester Memorandum und der russisch-ukrainische Freundschaftsvertrag.

            • @Luftfahrer:

              Wenn man die Aktionen von Russland in Bezug auf die Ukraine sieht, scheint es nicht so, als wurden die Alma-Ata Erklärungen von 1991 bezüglich der GUS - Staaten, Putin einen Dreck scheren - wie Sie es ausdrücken.

              • @Alex_der_Wunderer:

                Das ist die deutsche Übersetzung:



                web.archive.org/we...gus_erklaerung.htm



                Teilzitat:



                "Im Bemühen um den Aufbau demokratischer Rechtsstaaten, zwischen denen sich die Beziehungen auf der Grundlage gegenseitiger Anerkennung und des Respekts für die staatliche Souveränität und souveräne Gleichheit entwickeln werden, das unveräußerliche Recht auf Selbstbestimmung, die Prinzipien der Gleichheit und Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten, die Ablehnung von Gewalt und der Drohung damit sowie wirtschaftlicher und anderer Formen der Druckausübung, - eine friedliche Regelung von Konflikten, - die Achtung der Menschenrechte und Bürgerfreiheiten ein- schließlich des Rechts der nationalen Minderheiten, - gewissen- hafte Erfüllung der Verpflichtungen und andere allgemein anerkannte Prinzipien und Standards des internationalen Rechts;



                in Anerkennung und Achtung der territorialen Integrität eines jeden und der Unverletzlichkeit bestehender Grenzen;" Für mehr reicht die Zeichenmenge nicht aus.



                Was davon tritt Russland nicht mit Füßen?

                • @Luftfahrer:

                  Zitat aus dem Bundesgesetztblatts der Bundesrepublik Deutschland wird auf die Alma-Ata Erklärung wie folgt Bezug genommen : " Mit der Schaffung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten [ GUS ] hört die Union der Sozialistischen Sowjetonion auf zu bestehen. Die Mitglieder der Gemeinschaft garantieren gemäß ihrer verfassungsmäßigen Vorschriften die Erfüllung der internationalen Verpflichtungen, die sich aus den Verträgen und Vereinbarungen der früheren UdSSR ergeben. "



                  Mit der Alma-Ata Erklärung vom 21. Dezember bestätigen die Staatsoberhäupter Russland und von zehn übrigen Nachfolgerepubliken der Sowjetunion - Amenien, Aserbaidschan, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Moldawien, Tadschikistan, Turkmenistan, der Ukraine und Usbekistan - in der damaligen Hauptstadt Kasachstans Alma-Ata [ heute : Almaty ] Russland als Nachfolger des sowjetischen Stitzes als ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen anzuerkennen.

                  • @Alex_der_Wunderer:

                    Und wie soll das den russischen Überfall auf die Ukraine erklären oder rechtfertigen?

                    • @Luftfahrer:

                      Die Entwicklung der Ukraine wurde nicht mit allen involvierten Staaten zusammen ausgearbeitet, sondern einige. Staaten wollten ihre Interessen ohne die nötig gewesenen Verhandlungen / Absprachen / Verträge durchsetzen.

                      • @Alex_der_Wunderer:

                        Nach der Erklärung erkennt Russland (auch) die Ukraine als souveränen, selbstbestimmten Staat auf Augenhöhe an und schließt militärische und wirtschaftliche Gewalt (auch) gegen die Ukraine sowie deren Androhung unter allen Umständen aus und garantiert, (auch) deren Grenzen nicht anzutasten. Aus der Erklärung geht nirgendwo hervor, dass die (auch) Ukraine für ihre Innen- und Außenpolitik Russland um Erlaubnis fragen muss. Im Gegenteil, Russland gesteht (auch) der Ukraine darin ausdrücklich ein Recht auf eine selbstbestimmte, eigenständige, unabhängige Innen- und Außenpolitik.



                        Es bleibt dabei: Russland juckt es überhaupt nicht, was es damals erklärt hat.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Russland kann ja vorher ein paar Jahre massiv aufrüsten. In den russischen Schulen werden die Jungs schon auf das Sterben für den russischen Imperialismus vorbereitet. Russland wird die gleiche erfolgreiche Strategie wie in der Ukraine fahren: mit Atomkrieg drohen, wenn die NATO-Länder es wagen sollten, das Baltikum im Angriffsfall zu unterstützen. Das die USA für das Baltikum ihre Finger bewegen werden: mehr als fraglich. Das weiß Putin.

  • Und in Berlin gibt es ein unwürdiges Gezerre, wenn man mal einen zerstörten russischen Panzer vor die russische Botschaft stellen will.