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Wahlverhalten in DeutschlandRettet uns Schwarz-Grün?

Völlig egal, mit wem die Grünen reagieren. Hauptsache, der Koaltionspartner kann nicht den Kanzler stellen und so für Stillstand sorgen.

Wer wird in der nächsten Bundesregierung den Kanzler stellen?

E ine Grundkonstante der Bundesrepu­blik ist es, dass sich neue gesellschaftliche Mehrheiten oder Kulturen immer mit großer Zeitverzögerung machtpolitisch realisieren. Bei den gesellschaftlichen Liberalisierungen war das trotzdem okay, wenn das neue Staatsbürgerrecht oder die „Ehe für alle“ spät, aber halt doch kamen. Bei der Erd­erhitzung ist das inzwischen anders: It’s now or never. Aber welche Koalition kann’s?

Wenn nun nach den Regierungsbildungen in NRW und Schleswig-Holstein Schwarz-Grün als der große Problemlöser verkauft werden soll, dann ist das aus Sicht der CDU/CSU und mit Blick auf kommende Landtagswahlen verständlich, denn es ist derzeit ihre beste oder einzige Machtoption. Mit den Grünen als Junior sind sie in charge und scheinen auf der Höhe der Zeit zu sein – besser geht’s nicht.

Aber diese unsere Zeit ist nicht nur über die fossile SPD hinweggegangen, sondern auch über Schwarz-Grün. Die anstehenden und im Wirtschaftsministerium bereits eingeleiteten Umbrüche kann man nur mit Überzeugung, Know-how und neuen politischen Ideen und Instrumenten schaffen. Nichts davon hat die Union. Man muss sie kleinkriegen, wie Winfried Kretschmann das macht, damit sie still ist und zulässt. Mehr geht im Moment nicht.

Richtig ist, dass beide, die Grünen und die Union, die Gesellschaft zusammenhalten müssen, sodass die in der Energie- und Wirtschaftstransformation kommenden populistischen Gegenbewegungen sich nicht ausweiten wie in Frankreich. Die zentrale und völlig offene Frage unserer Zeit ist ja, ob die Vernunft siegen wird. Sagen wir es neutraler: wessen Vernunft siegen wird. Die Vernunft, die Zukunft schaffen will. Oder die Vernunft, die sich an die Gegenwart klammert. Ich halte Ersteres für vernünftiger, aber andere halten mich deshalb für ein elitäres Arschloch.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Sicher können SPD-Kanzler und auch CDU-Oppositionsführer hoffen, dass die große gesellschaftliche Zustimmung für Vizekanzler Robert Habeck und dessen Politik der kurzfristigen Energiesicherheit und mittelfristigen Unabhängigkeit von Russland und fossilen Energien schon bis Weihnachten zurückgehen wird. Aber was, wenn nicht? Was, wenn sich zunehmend mehr Leute für die unbequeme Vernunft der sozialökologischen Transformation entscheiden, was im Moment als gleichbedeutend mit einer Stimme für die Grünen verstanden werden muss?

Dann wird die Versuchung nicht nur für die Union, sondern für alle Konkurrenzparteien groß sein, die Gesellschaft eben nicht zu einen für den Job, für den man selbst keine Ideen hat, keine Parteikultur und keine Sprache. Sondern zu spalten oder zumindest die Transformation im Namen der „alleinerziehenden Verkäuferin“ zu bremsen – statt dafür zu sorgen, dass genau diese die zusätzlichen Lasten eben nicht auch noch tragen muss.

Es ist hart, aber wir können nicht die „Zeitenwende“ ausrufen – und dann machen wir weiter wie bisher. Und das tun sowohl CDU als auch SPD verlässlich. Das war viele Jahrzehnte richtig. Und nun ist es falsch. Und deshalb ist es egal, ob in der nächsten Bundesregierung die Schwarzen oder die Roten mit den Grünen regieren. Vorrangig ist, dass keiner von beiden den Kanzler stellt und damit die Weiter-so-Führung beanspruchen kann.

Ob’s dann funktioniert, ist nicht klar. Nur, dass es anders auf keinen Fall geht.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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46 Kommentare

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  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Richtig ist, dass beide, die Grünen und die Union, die Gesellschaft zusammenhalten müssen,“



    Hoffentlich geht das ohne Käfighaltung. Ob sich „die Gesellschaft“ das gefallen lässt?



    „Ob’s dann funktioniert, ist nicht klar. Nur, dass es anders auf keinen Fall geht." „There Is No Alternative“ aka „TINA“. So schlicht, Herr Unfried? www.youtube.com/watch?v=iJhz7NjApzY



    btw. Die SPD ist älter als Sie – und jünger. de.wikipedia.org/w...ber_dem_Ruhrgebiet

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Lovando geschreddert - ach du Heiliger Strohsack! Da kann’s mal sehn. Gell!



      Das Chaos inne taz die Bayernkurier Immergriins ist nicht nur digital - sondern mit Zwirbelbart & Pickelhaube.

      Na Mahlzeit

    • @95820 (Profil gelöscht):

      anschließe mich - es naturellement immer wieder ein Angang Mr Superhyperpiper PU mit Argumenten zu kommen & Lück südlich des Weißwursthorizontes mit dem Ruhrpott Aufklärung angedeihen wollen?



      Upps - zählt doppelt! Denn - Gern beißen dero Südlichter die Hand - die sie so lange nährten.=> NRW-Abi/Examen gilded nich un sojet Driss! Wollnichwoll! - 😡 -



      (Doch Doch - Länderfinanzausgleich!)



      Get it? - le petit cheflereporter? Fein.

  • -?-"beide, die Grünen und die Union, die Gesellschaft zusammenhalten müssen"-?-Wird wohl nur funktionieren wenn auf Dauer genügend in der Gesellschaft, die Grünen und die Union zusammen halten wollen.

  • Auf das zusammenwächst, was zusammengehört.

    Die neue Mitte ist für mich die Verbindung von rechter, neoliberaler Wirtschaftspolitik und linker, sozialdemoktratischer Gesellschaftspolitk.

    Schwarz-grün ist die logische Fortsetzung dieser Politik und zeigt auch, dass sich diese Politik verfestigt.



    Die kaptitalistische Ordnung (und damit auch marktkonforme Demokratie, Ausbeutung von Mensch und Umwelt, Wachstumszwang etc.) soll erhalten bleiben, während die Verbreiterung einer grundlegenden Emanzipation und Teilhabe der Bürger (m/w/d) im wirtschaftlichen und politischen Bereich unterbunden wird. Gleichzeitig wird in anderen Bereichen gesellschaftspolitische Teilhabepolitik betrieben, was zu begrüßen ist, die das grundlegende System jedoch nicht gefährdet.

    Wie uns die taz erklärt, ist der Neoliberalismus nämlich nicht das Problem, sondern das Sprechen darüber sei eine >Diskursfalle.<



    taz.de/Demokratie-...teidigen/!5838353/



    Dabei wird verkannt, dass der Neoliberalismus den Staat braucht und ihn auch benutzt, um seinen Ordnungsrahmen zu erzwingen und zu erhalten (vgl. Slobodian Quinn 2018, Globalisten). Die Antistaatlichkeit und Freiheitsliebe des Neoliberalismus ist eine Nebelkerze. Den Neoliberalismus falsch einzuordnen, führt dazu, dass er sich immer mehr ausbreiten kann.

    Willkommen schwarz + grün.

  • Die verzweifelte Klammer an eine grüne Partei, deren Kanzler die Vernunft in Form einer sozialökonomische Wende herbeiführen soll, ist verständlich. Ich bezweifle jedoch, dass mit einem grünen Wahlsieg die Chance verbunden wäre, die Klimakatstrophe als die größte der vielen Krisenlagen in den Griff zu bekommen. Politisch haben wir, aber auch andere demokratisch geführte Staaten es mit einem Versagen einer politischen Klasse zu tun, über den Hebel Parlamentarismus, zusammen mit der Wählerschaft und für die Wähler_innen die anstehenden Krisen zu bewältigen. Wir könnten feststellen, Wissenschaftler und Bildungssystem haben die Politik zu wenig beeinflußt und die Ausführenden in ihrer Wirkungsmacht überschätzt, so dass der Einfluss einer 'Vernunft' auf der Strecke geblieben ist. Die Krise des Parlamentarismus äußert sich auch in der abnehmenden Wahlbeteiligung und darin, dass viele Wähler_innen trotz Bedenken einem kleineres Übel ihre Stimme abgaben. Es liegt auch nicht nur an den asozialen Medien und den Werbeversprechen in den privaten Medien, wenn Zweifler und Querdenker immer lauter werden. Wir müssen uns fragen lassen, was die Gesellschaft so auseinander dividiert, dass Parteien nicht mehr in der Lage sind, ein positives (demokratisches) Verständnis von Zukunft abzubilden, zu dem Wissenschaft, Kultureinrichtungen und Ehrenamtliche ihren Beitrag leisten. Da scheinen skandinavische Länder etwas vorbildlicher zu sein. Angesichts der wirklich -immer verdrängten- vielen Problemlagen mögen Hoffnungsträger en vogue sein, aber mir stellt sich viel ernsthafter die Frage, wie wir dazu kommen können, dass die Menschen an der Basis zusammenrücken. Debatten in den 'öffentlichen Wärmehallen' und an der 'Tafel für alle' auf die wir uns jetzt rasch vorbereiten sollten, könnten helfen.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    "Was, wenn sich zunehmend mehr Leute für die unbequeme Vernunft der sozialökologischen Transformation entscheiden, was im Moment als gleichbedeutend mit einer Stimme für die Grünen verstanden werden muss?".



    Das sollte Satire sein, vermute ich mal.

    • @82286 (Profil gelöscht):

      May be. But.

      Anyway. Wir aber sollten nicht anstehn:



      Uns aller le petit cheflereporter PU =>



      “SW - Seine heillose Wirrniss“ - 🧹🧹🧹 - zukünftig zu nennen. Gellewelle.

      Na Servus

  • Die schwarz - grüne Hochzeit in NRW



    Ist für mich Verrat an der linken Idee.



    NRW hat nach regenerativ guten rot - grünen Jahren einen absoluten Sillstand im Ausbau der Windkraft erlebt.



    Gleiches gilt für Bayern.



    Die sollen jetzt die Zugpferde beim Klimaschutz sein?



    Das ist höchstens greenwashing CDU.



    Schade, dass den Grünen die Pöstchen wichtiger sind als die Inhalte.



    Wie kann man mit einer Partei zusammenarbeiten, die illegalerweise den Hambacher Forst von der Polizei räumen ließ?



    Wie kann man mit einer Partei zusammenarbeiten, deren Ministerpräsident nach der Flutkatstrophe vor einem Jahr meinte,



    " wegen einem Tag kann man ja nicht die Politik ändern"?



    Wie kann man die Zusammenarbeit mit einem Herrn Merz in Erwägung ziehen, der bei Blackrock Millionär wurde und nun meint "wir" müssten den Gürtel enger schnallen?



    Es war eine SPD Ministerin, die durchgesetzt hat, dass alle Ressorts Ihre Klimaziele zu reduzieren und zu verantworten haben.



    Für die schlechten Zahlen in Wirtschaft- Bau- und Verkehrsministerium sind die letztjährigen Minister von CDU und CSU verantwortlich.

  • Während SPD und Grüne weiter vor der FDP einknicken, zeigt sich bei der CDU Bewegung:

    "CDU-Politiker offen für befristetes Tempolimit"



    www.n-tv.de/politi...ticle23467841.html

    Anderes Beispiel:

    Hamburgs SPD spricht sich für 69€-Ticket aus, während die CDU für



    "365 Euro im Jahr (ist):



    Das ist die Lösung der Hamburger CDU, macht 30 Euro im Monat. Fraktionschef Dennis Thering meint, nur ein erschwinglicher, gut ausgebauter Nahverkehr löse die Verkehrsprobleme."



    www.ndr.de/nachric...euroticket236.html

    Mit ihrem Kuschen vor der FDP hat sich die SPD in eine unhaltbare Lage gebracht.

    Aber auch die FDP hat nichts von ihrer Bremserrolle.



    Könnte gut sein, daß die FDP bei der nächsten Wahl aus dem Bundestag verschwindet.

  • In England tritt eine Krisenkommission wegen der Hitze zusammen. Es wird noch viele solcher Kommissionen geben müssen, auch in Deutschland. Derweil wird eines immer klarer: Weder mit den Roten, noch mit den Schwarzen, aber leider auch nicht mit den Grünen wird der Klimawandel gestoppt werden. Es werden andere Prioritäten gesetzt und nur kosmetische Schritte gegangen. Während man öffentlich über Duschzeiten spricht, gehen Fleisch- und Milchkonsum weiter und eine tierausbeutende und die Umwelt zerstörende Landwirtschaft wird nach wie vor subventioniert.

  • Ich lebe offensichtlich in einer linken Blase, wo die Politik und das Personal der Grünen Albträume hervorruft.



    Deutschland und Europa stehen unmittelbar vor einer Zeitenwende. Die Welt wird nicht mehr dominiert von einer transatlantischen Kriegs- und Ausbeutergemeinschaft, die ohnehin kein Interesse an einer friedlichen Lösung der vielfältigen Probleme hat. Die Grünen repräsentieren mit den Schwarzen am eindeutigsten die Freund-Feind-Ideologie der westlichen Gemeinschaft. Grün bedeutet Gesinnungsethik im Gewand von Moral. Und das ist die moderne Form einstmals kolonial geformter Weltbilder. (Michael Lüders)

    • @Rolf B.:

      Wenn ich es etwas plakativ formulieren darf: der sonntägliche Gottesdienst musste bei den grünen Jungkonservativen dem Biosupermarkt weichen - aber jenseits dieser Aktualisierung bleibt man eben bei der Verteidigung bürgerlicher Privilegien und Interessen. Eigentlich recht abgeschmackt, wenn Sie mich fragen...

    • @Rolf B.:

      Starker Tobak. Aber so isses.

      kurz - Peterchens 🌑Fahrten im Bayernkurier Immergriins werden immer abstruser & sei Schreibe is danach. Du packst dich ständig kopfschüttelnd an die Nase “Ey Alter - jetzt isses aber mal jot!“ & Däh!



      Da kommt der nächste Klops geschwommen.



      Ungenießbares Wirrzeugs an Worthülsensslat - aus Peter Unfrieds fleischloser Spätzlesuppenmanufaktur. Alles handgeschabt by PU - 🤬 - 🙀🥳😡 - •



      Gellewelle&Wollnichtwoll



      Na Mahlzeit

      • 8G
        82286 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        "Ungenießbares Wirrzeugs an Worthülsensslat", dass z.B. finde ich jetzt ganz nett: "unbequeme Vernunft ... "

  • Mehrheitsbeschaffer FDP würde auch Schwarz-Grün mit Antipolitik sabotieren.

  • "Ob’s dann funktioniert, ist nicht klar. Nur, dass es anders auf keinen Fall geht." und "Mehr geht im Moment nicht." sind wunderschöne Lückentext-Vorlagen für alle Rechtfertigungen, die Grüne ganz bald brauchen werden. Hätte man auch einer 80er-Kohl-CDU ins Poesiealbum schreiben können.

    Dass darüber noch durch die Blume Winnie The-Länd Kretsche als Vorzeige-MP im Umgang mit der CDU genannt wird... Alter Vatter! Kuschelige Arbeitsverweigerung ist das neue Kleinkriegen?

    Insgesamt eine unappetitliche Kolumne.

    • @Nifty_Monkey:

      Nein. Nicht niftelig - Nö. Schön gesagt!



      ( & PUuhh - “Winnie The-Länd Kretsche“



      Kommt innen Skat. Danke. - 🙀🥳 - ;))



      Ja unser Superhyperpiper kann’s nicht lassen - ob 🤬 Lindner vel Schrägschisser K&K Kretsche - Scheißegal: Superhypen! Hauptsache.



      & na logo =>



      Immer tipptopp Gekehrwocht 🧹🧹🧹 •

      • @Lowandorder:

        Danke! Und nicht dafür.

        Ums mit Skat zu sagen: Den Bock zum Redenschreiber gemacht, den Buben kein Contra gegeben und heillos überreizt, ohne Viere.

  • Jede Partei hat Milieus und Wählerstrukturen und bei den Grünen sind es die Modernisierungsgewinner, die gut ausgebildeten, meist gut bezahlten, mobilen, weltoffenen und liberalen, urbanen, aber verantwortlichen Milieus, die sie haben und die ihnen gegenwärtig stabile Mehrheiten bzw. Stimmenanteile bringen.

    Das Problem an diesen Milieus ist aber einfach: In einem Land wie Deutschland gibt es viele Gewinner und Verlierer.

    Und je stärker eine Partei wird, desto mehr muss sie integrieren. Ob die Grünen Kanzlerfähig sind, hängt insofern davon ab, ob die Wahlbeteiligung nicht allzustark steigt, ob der Bundestag ein Mehrparteiensystem abbildet. Für die Grünen wäre das Ende von AfD und Linken nicht gut, da es den Fokus auf sie richten würde. Bestimmte Hebel würden hier und da wieder SPD und CDU / CSU nach Oben bringen. Das müssten sie stoppen können.

    Es sagt sich leicht, dass wir einen Habeck als Bundeskretschman benötigen, aber die Realisierung hängt von vielen Dingen ab.

    Und die Grünen müssten ihren Wähleranteil verdoppeln, also ganz neue, bisher fremde Milieus erschließen und Wählergruppen binden. Sie müssten in Kleinstädten vor Ort wahrnehmbar werden, sehr viel deutlicher als bisher, sie müssten katholisch geprägte Gebiete voll erschließen. Sie müssten Menschen ohne Abitur, ohne Fachabitur direkt ansprechen können. Sie müssten Hilfsarbeiter und teilweise konservative Zuwanderer irgendwie binden, zum Beispiel Russlanddeutsche. Das wäre die absolute Megaaufgabe, zumal die Grünen ja bereits die Interessen der 'Gewinner' durchsetzen, etwa damals durch eine Schulreform in Hamburg mit der CDU. Das wäre für eine 'Volkspartei' Grüne viel schwieriger. Außerdem wäre die Freude am Abstieg von SPD und CDU/CSU mit den gleichen Schmerzen verbunden, wenn die Grünen in so eine Megaposition gerät. Auch die Personalstärke würde deutlich werden, oftmals gibt es nur wenige Mitglieder oder Aktive. Evtl. müssten also Professionals ausgeliehen werden. Bloß wo?

  • "Und deshalb ist es egal, ob in der nächsten Bundesregierung die Schwarzen oder die Roten mit den Grünen regieren. Vorrangig ist, dass keiner von beiden den Kanzler stellt..."



    Ach nee. Als ob die Grünen ein durchdachtes Programm gegen den Klimawandel hätten...

  • So ganz hat es der Auor selber NICHT analytisch durchdeklinieren können , ob es der Verkäuferin unter Schwarz-Grün besser ginge...



    ...

    ich sag mal, NEVER .....

  • Kürzlich las ich, dass der Robert der "Kanzler der Herzen" sei. Ich sehe es schon vor meinem inneren Auge: Der Robert H. kämpft gemeinsam mit Friedrich M. in vorderster Front gegen die immer länger werdenden Schlangen vor den Lebensmittelausgaben der Tafeln, indem sie ein neues Wartemarkensystem einführen.

    Währenddessen erklärt Annalena B. vor Mitgliedern der Frauenunion ihre feministische Aussenpolitik und verteilt im Anschluss Schlafsäcke an obdachlose Frauen mit Kindern, weil ihr das Leid der unschuldigen Kinder direkt am Herzen liegt.

    Aber mal ernsthaft:



    Den Grünen ist positiv anzurechnen, dass sie die Klimakatastrophe zumindes immer konsequent angesprochen haben - die Umsetzung ist dann nochmal etwas ganz anderes. Eine Friedenspartei sind die Grünen, schon lange nicht mehr - eine linke Partei mögen sie zum Teil mal in den Anfängen gewesen sein, aber auch das ist Geschichte.

    Wer gerne bürgerlich/ konservativ regiert werden möchte mag von schwarz/grün träumen - mein Wunschtraum ist das nicht - da würde eher eine resozialdemokratisierte SPD eine Rolle spielen.

  • Es gibt kaum einen größeren Irrtum, als zu glauben, die Grünen wären in der Lage, die Transformation zur klimaneutralen Gesellschaft zu bewerkstelligen. Warum? Die grünen Wähler sind tendenziell nicht gerade technologiefreundlich. Die ganze Partei steht Technologie eher ablehnend gegenüber. Fachwissen im Bereich der Energie ist in der Partei wenig vorhanden, bei den Wählern der Grünen praktisch gar nicht - sorry liebe Mitforisten, ihr könnt mich für die Aussage gerne ein wenig aufs Korn nehmen. Ideologie statt Technologiemix. Idealisierte Forderungen zur moralischen Selbsterhöhung statt realistische Transformation über 2 bis 3 Jahrzehnte. Und wo (zur Hölle) sind die unbequemen gesetzlichen Änderungen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromtrassen drastisch (!) zu beschleunigen? Wo sind die Vereinfachungen für angehende Solaranlagenbesitzer? Haben Sie sich nur mal den irrwitzig unübersichtlichen Vorschriftenjungel für Solaranlagen angesehen? Statt Lösungen wird der Verzicht gepredigt. Die Welt wird den Weg des Verzichts nicht gehen. Hochmut kommt vor dem Fall - der Herr aus Russland hat das nur beschleunigt.

  • "Es ist hart, aber wir können nicht die „Zeitenwende“ ausrufen – und dann machen wir weiter wie bisher. Und das tun sowohl CDU als auch SPD verlässlich."

    Aufwachen, die Wahlen waren letztes Jahr. Wir haben eine Ampel als Regierung, keine GroKo. Zeitenwendingwording ist rotgelbgrüngrau.

  • Wenn die Grünen irgendwo der kleinste Koalitionspartner waren und man nirgends Grüne Politik erkennen konnte, hieß es, der Stimmenteil sei zu gering.



    Wenn die Grünen die zweitstärkste Kraft in einer Koalition waren und man nirgends Grüne Politik erkennen konnte, wurde man/frau stiller und gelobte Besserung im Fall einer Wiederwahl…

    Sollte es der liebe Gott einmal schlecht mit uns meinen, und eine olivgrüne Moralistin zur Bundeskanzlerin gewählt werden, was würde sich dann wohl beim Klimaschutz, beim Naturschutz, in der Verkehrs- und Landwirtschaftspolitik ändern?

    Nichts.

    Komisch nur, das die Neoliberalen auch mit noch so kleinsten Stimmenanteilen ihre Politik durchziehehen können.

    Oder sind es am Ende sogar die Grünen, die den Neoliberalismus befördern?

    • @neu_mann:

      Ich glaube, befördern muss man den (i.w.S. des Status quo) gar nicht mehr und es ist in diesen Breiten immer noch zweifelhaft, ob er absehbar unter Artenschutz gestellt werden müsste. Das ist als Erkenntnis abr auch nicht so prickelnd und sicherer als die Prognose der Rückblick, auch dahingehend, wo, wie und warum die Grünen entstanden und wachsen konnten, insb. im Vergleich zu den Lagen, wo ihnen das (bisher) weniger glückte. Also etwa Westdeutschand vs Ostdeutschland, oder mit größerer Brennweite auch D/A/Benelux/Skand. im Vgl. mit Süd- oder Osteuropa. Die Grünen sind in Europa erst Resultat der meist protestantisch geprägten *liberaleren* Gesellschaften, sicherlich auch weil in der Tendenz die wohlhabenderen, Ursache/Wirkung da natürlich streitbar. Aber wer das noch nicht wusste, hat arg aufzuholen und als Gegner des (Neo?)liberalismus mit den Parteien in Deutschland ja sowieso eine sehr überschaubare Auswahl, d.h. ausdrücklich exklusive auch der Randerscheinungen AfD und *hust* selbstverständlich (Seifenblasen-)Linken. Leichte Wahl ist auch ne Form von Luxus.

      In der Darstellung richtig find ich dagegen die luxuriöse Pos. der Grünen, was den Schwarzen Peter betrifft, wobei die sich ja auch nicht wesentlich ändert mit dem bald absehbaren Ausfall der FDP in dieser Funktion. Sie können sich dann *immer* aussuchen, ob ihnen - resp. dem hippen medialen Following - der Kandidat der Roten oder Schwarzen grad mehr zusagt, aber schließlich alle Unzulänglichkeiten immer in diese Richtung abschieben, wo sie logischerweise gern akzeptiert wird dafür, dass es pol. nicht "zu wild" wird. Ja, "alles ist drin": aber eben deutlich weniger! Dabei beweist grade Kretschmann und inzw. konstant, dass das auch noch funktionieren kann, wenn sie vorn liegen. Im Zweifel fragt einfach niemand nach, der könnte, von der eigenen "Basis" schon erst recht nicht.

      Haben wir was Besseres? Gegen den Klimawandel sicher nicht, entdeckt und erklärt wurde der btw. auch nich in kommunistischen Ländern.

  • Es ist ziemlich einfach. Die Leute finden grüne Energie toll und stehen natürlich solidarisch zur Ukraine - da hat Habeck derzeit die besten Karten, um auf der Gewinnerseite zu stehen.



    Nur werden die Leute die grüne Politik wohl in nicht all zu ferner Zukunft am Kontostand bemerken. Auch die beinharte Ablehnung eines wie auch immer gearteten Friedensabkommens mit Russland führt am Ende zu einer weiteren Eskalation, von der Umweltbelastung ganz zu schweigen. Ich bin auch kein Freund der Atomkraft, aber in der derzeitigen Situation die letzten verbliebenen Atomkraftwerke abzuschalten und nicht bis zum Ende der Krise zu verlängern bringt keine Sympathien, sondern nur Unverständnis. Man darf auch nicht vergessen, dass die Regierung ihre Sympathien auch der Beteiligung der FDP zu verdanken hat, denn so sind stets Kompromisse gefragt, die letztlich auf allen Seiten akzeptiert werden. Die Grünen können Klientelpolitik für 15-20% der Bevölkerung, der Rest lehnt die Politik aber weitreichend ab. Die sind halt keine Volkspartei und sollten bitte auch nie einen Kanzler stellen, sonst hagelts am Ende noch Layla-Verbote von höchster Eben. Und sonstiger Schwachsinn.

  • Wenn ich mir vorstelle, die grüne Kanzlerkandidatin hätte sich durchgesetzt, wird mir schlecht.

    Was Baerbock an Bellizismus bisher schon auf die Straße gebracht hat, mag vielleicht an den PS gemessen, die in ihr stecken, nur ein Bruchteil sein - aber: zum Glück!



    (Wie gut, dass sie ihr Buch geschrieben hat und doch einige den Braten nich vor der Wahl gerochen haben)

    Und nein, Habeck ist keinen Deut besser: der hat nämlich das Fass schon lange vor dem Krieg aufgemacht, mit seiner Forderung nach Waffenlieferungen an die Ukraine vor mehr als einem Jahr.

    Und diese vielgelobten Erklärvideos auf Instagram z.B. stellen m.E. den Höhepunkt der fortschreitenden Infantilisierung der Bürger*innen durch die Politik dar. 'Kinderstunde mit Habeck' müsste da eigentlich drüber stehen

    (Fass=Büchse der Pandora)

  • Tja - Hofberichterstattung by le petit cheflereporter tonn yes weca‘nnt! - 🙀🥳 - Gellewelle - 🧹 🧹🧹 -

    kurz - Wer‘s mach - mach‘s ja mögen!;))



    Wer’s aber nich mach - hm! - 🤬 -



    Der mach‘s ja wohl auch nicht!“ - 🤢🤮🤑 •

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Ein unglaublicher Kommentar. Ich meine den von P.U.



      Ist wohl soeben von seiner Urlaubsinsel eingeflogen und konnte noch nicht checken, dass die Grünen das Super-System-Schmiermittel sind.



      Der geilste Satz von allen:



      "Richtig ist, dass beide, die Grünen und die Union, die Gesellschaft zusammenhalten müssen, sodass die in der Energie- und Wirtschaftstransformation kommenden populistischen Gegenbewegungen sich nicht ausweiten wie in Frankreich."



      Dann muss man die CDUCSU verbieten.



      Siehe Söder.

  • SPD ist schon (neoliberal) schlimm, wie sie sich in der politischen Realität zumindest im Bund etabliert (hat). CDU ist mE noch schlimmer, meiner Meinung nach Klimawandelleugner, Verzögerer, bösartige Taktierer, und wenn sie könnten, hätten wir die Hohenzollern.

  • Es ist völlig egal, ob die Grünen in Dt. regieren oder nicht; die Klimakatastrophe kommt leider trotzdem, gerade läuft die sich warm. Nicht nur weil Deutschland die notwendige Transformation nicht hinbekommt (und ein erheblicher Teil der Bevölkerung es scheinbar auch gar nicht hinbekommen will), sondern weil ein Großteil der Menschheit die Transformation nicht hinbekommt oder sie nicht hinbekommen will. Was spielt vor diesem Hintergrund eine grüne Kanzlerschaft (die ich gut fände) für eine Rolle fürs große Ganze?

    • @Bussard:

      Wer bei der Transformation nicht mit macht wird wirtschaftlich verlieren. Wer sich nicht auf den Klimawandel vorbereitet wird und ihn nicht ernst genug nimmt wird besonders stark davon überrollt werden.

      Die Politik ist nicht am Ende, weil der Klimawandel kommt. Sie fängt dann erst an.

  • Naja, eine Koalition der beiden konservativen Parteien in Deutschland würde zumindest das Gerücht beenden, dass die Grünen noch der politischen Linken zuzurechnen wären...

  • Nein. Und Habeck ist ein Machtmensch, der genauso gut schwarz oder rot sein könnte. Es ging nur einfacher bei den Grünen. Um mehr geht es ihn nicht.

    Daher hat er auch baerbock gendelmen like den Vortritt gelassen um dann wie selbstverständlich Vizekanzler zu werden.

    Mit ihr wäre Veränderung möglich. So sind die Grünen eine Partei wie die beiden anderen großen auch.

  • Elitaere A.....sind ja wohl gerade das Spitzenpersonal von CDU und FDP.



    Das Foto des Merz in der 2 motorigen silvermachine und Sylter Ereignisse um Lindner zeitigen jetzt schon Stagnation und Verluste in Prozentpunkten.



    Analysen von unten angeführten Kommentatoren sind grundfalsch .!



    Die naechste Koalition,die schon vorzeitig Scholz als Kanzler abwaehlen wird,wird sein:Gruene,Spd und Linke.



    Oder: gute Nacht ,Deutschland!

    Mein klitzekleines persönliches Problemchen besteht nur darin,dass ich weder Gruene noch Spd wählen kann eigentlich,weil die potentiell immer mit der CDU koalieren könnten und wuerden und dies für mich ein Nogoe ist .Linke wähle ich nur noch kommunal.



    Also wird doch vermutlich bei Gruen widerwillig angekreuzt beim naechsten Mal.

  • Ja, das ist wohl so.



    Jeder darf aber dennoch trefflich abwägen ob das ein Zeichen der Qualität der Grünen oder eher eine disqualifizierende Qualität der anderen Parteien ist.



    Was das weiterhin über das Nachdenkvermögen der Wähler sagt, wo doch SPD und CDU zusammen stets 50 plus x % Zustimmung erhalten ist dann auch, nennen wir es mal evident.



    Ansonsten ha, die Leute sind gedanklich stets der Politik voraus....Sie wählen aber oft nicht danach. Antwort? Keine!

  • „Diese unsere Zeit“ klingt wie das nicht dirigierbare Sein in der Zeit bei Heidegger. Wozu dann auch das Neue der Bewegung der neuen Partei, der Hitlerpartei, als etwas begrüßt wurde wo er dabei sein wollte und zwar besten Gewissens. Ich behaupte keine Parallele.



    Das Großreden der Grünen und gleichzeitig die spd Fossil zu nennen und als völlig gestrig abzutun, ist das gerechtfertigt? Zugegeben fällt es mit schwer das zu glauben. Weil ich spd-Mitglied bin? Daher befangen?

  • Ich seh nichts, was die Grünen derzeit für die Umwelt machen...

  • Ja, so muss es laufen. Zumindest werden es die anderen keinesfalls hinbekommen.

  • Die Grünen sind eine Partei, die mehr denn je die Befindlichkeit einer saturierten Mittelschicht bedient, die das Aufladen ihres E-SUVs, an der eigenen PVA, für die Fahrt zum Biobauern als Beitrag zur Weltrettung versteht.



    Die Deutschen sagen "Natur", aber sie meinen "Landschaft", die Grünen sagen "Klimaschutz" und meinen ihre eigene kleine Enklave, in der es keine böse Industrie gibt, keine Angst um den Arbeitsplatz, keine Angst sich Wohnung und Auto nicht mehr leisten zu können.



    Die Lösungen der Grünen funktionieren für die Grüne Klientel, für niemanden anderen, nicht mal in Deutschland.



    Was die Menschen und nicht nur in Deutschland ist sozialdemokratische Politik, aber dafür gibt es keine Partei.

    • @Octarine:

      Naja. Die Lösungen der Grünen unterscheiden sich kaum von denen der schwarzen oder gelben - und auch kaum von denen der roten zur Höhe ihrer Macht.

      Das wording, mit der sie vermittelt werden ist anders. Es klingt modern.

      Aus dem Atomausstieg werden die auch schon aussteigen. Habeck redet so viel, das weiß keiner mehr, was er gesagt hat. Aus Baerbock kommt die pure Ratlosigkeit; ich kann es ihr nicht verübeln.

      Und, ich glaube wer nur das nötigste sagt, wird am Ende wieder oben auf sein.

      Es ändert sich nichts…