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Vorwürfe gegen Annalena BaerbockHinschmeißen muss sie nicht

Barbara Junge
Kommentar von Barbara Junge

Die zentrale Aufgabe einer Kanzlerin ist Krisenmanagement – Baerbock lernt genau das gerade. Learning by doing, darin liegt ihre Chance.

Muss endlich kämpfen, wie es sich für eine Kanzlerkandidatin gehört: Annalena Baerbock Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

P olitik ist Vollkontaktsport. Was hat Annalena Baerbock denn erwartet? Gewiss, ihr Co-Chef Robert Habeck hat zugunsten der Frau im Team verzichtet. Aber dachte Baerbock, dass da draußen, außerhalb der Grünen-Zentrale, lauter euphorisch gestimmte Grünen-Wähler.innen herumlaufen, die eifrig ihr Buch lesen, ohne kritische Fragen zu stellen? Hinter den Anwürfen stehe eine Kampagne. Ja, Himmel, was denn sonst? Es ist Wahlkampf!

Baerbock muss deshalb nicht hinschmeißen, auch Habeck hat seine Stolpersteine. Aber sie muss endlich kämpfen, wie es sich für eine Kandidatin gehört, die dieses Land führen will. Es rächt sich jetzt, dass Baerbock noch kein öffentliches Amt innehatte, Krisenbewältigung steht nicht auf ihrem Bewerbungsbogen. Gerade durchläuft Baerbock also Krisenmanagement Learning by Doing, und die Republik sieht ihr live und mit einer Spur Häme zu.

Dass darin auch eine Chance liegt, ist in der Diskussion über aufgehübschte Lebensläufe und übereiltes Bücherschreiben viel zu kurz gekommen. Das ist doch das Profil des Amtes, für das Baerbock sich bewirbt: Krisenmanagement. Merkel hat 16 Jahre lang vorgemacht, wie es geht, von Fukushima über die Euro-Krise, die Krise um die Geflüchteten und dann Trump. Das darf man unabhängig von der politischen Bewertung ihrer Politik festhalten.

Mit dieser Qualifikation wird man oder frau nicht geboren, im besten Fall ist sie das Ergebnis von Erfahrung. Die leidige Copy-and-paste-Geschichte und alle anderen (teils selbst) in den Weg gelegten Stolpersteine müsste eine Politikerin, die ins Kanzler.innenamt will, als Training für härtere noch kommende Wahlkampfattacken begreifen. Das grüne Team hat schlampig gearbeitet, Baerbock überempfindlich reagiert, aber jetzt ist es Zeit, Fehler auszuräumen und die öffentlichen Anwürfe hinter sich zu lassen.

Wer ins Kanzler.innenamt will, muss mit Lust und Leidenschaft kämpfen. In den kommenden Tagen und Wochen wird sich zeigen, ob Baerbock das kann. Genau gesagt wird sich zeigen, ob sie es verdient hat, gewählt zu werden.

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Barbara Junge
Chefredakteurin
taz-Chefredakteurin, Initiatorin der taz-Klima-Offensive und des taz Klimahubs. Ehemals US-Korrespondentin des Tagesspiegel in Washington.
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54 Kommentare

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  • Annalenas Baerbocks Plagiate, Inhalte Autorenschaft z B. Jürgen Trittins in ihrem Buch nicht kenntlich zu machen, zeigt Networking, Teamwork scheint ihr nicht Herzenssache zu sein, sie gefällt sich in inszenierter Pose der Solo Wahlkampf 2021 Akteurin im grünen Kleide, dem inzwischen auch in Deutschland personalisierten Wahlkampf geschuldet. Andererseits signalisiert sie mit ihrem geschönten Lebenslauf weg von sich selber, dass ihr der akademische Betrieb so ziemlich schnuppe ist, wie vielen ihrer Generation in Nachfolge 68ern, parteiübergreifend anderen wie Silvana Koch-Mehrin FDP 2011, Karl-Theodor zu Guttenberg CSU 2011, Franziska Giffey SPD 2021 Doktortitel aberkannt wurden, wiederum ohne das kenntlich machen zu wollen, weil es ja dann um politischen Reformwillen gegenüber akademischen Betriebes gehen könnte?



    Dann aber wieder andersherum wird akademischer Betrieb von Annalena Baerbock im politischen Gerangel im Bundestagswahlkampf 2021 zu fremdem Zweck asymmetrisch überbewertet, abgesehen dass Skandalsierung ihres Buches Auflagen fördert, sich evtl. programmatischen Debatten zu entziehen, noch sich proaktiv als Transatlantikerin outen zu müssen, die aus Überzeugung als Alumna an German Marshall Fund Stiftung Förderprogramm teilnahm - Mitgliedschaft im eigentlichen Sinne gibt es da nicht - , denn da ist ja Nomen est Omen außenpolitisches Programm.



    In ihrem Verständnis scheint diese Haltung taktisch politischen Gewinn zu generieren, in Sänfte von konservativrechts bis zur linksliberalen Mitte als gewogen gut befunden, an die Macht in Berlin getragen zu werden. Darüber hinaus bietet Baerbocks unterkomplexes Standing adrett anzuschauen, lieb aber politisch durch`n Wind, Armin Laschet CSU, Olaf Scholz SPD, selbst Spät 68er Jürgen Trittin Grüne Steilvorlage ihr in Macho Manier Anmutung, gönnerhaft Altherrenschutz anzudienen, sie als eine der Ihren kenntlich, kommenden Koalitionen aller denkbar politischen Farben in ihren Freundeskreisen wärmstens zu empfehlen

  • Ne, Politik ist kein Sport und spätestens bei den Grünen darf man ein bisschen mehr erwarten als strategisch richtiges Verhalten. Ansonsten könnte man ja vor lauter Bewunderung für seine Igel- Strategie (immer schon ganz gemütlich da sein wo es nur anderen weh tut) auch Laschet wählen. Nein, es geht schon um Glaubwürdigkeit und auch um eine gewisse Entschiedenheit. Wer meint der eigenen Vita noch schnell ein Buch hinzufügen zu müssen offenbart schon eine gewisse Selbstgeringschätzung, damit können Wöhler aber auch dann nichts anfangen, wenn sie weder Eitelkeit noch Täuschungsabsicht unterstellen. Die möglichen konservativen Grünwähler lassen sich auch vielleicht von einem Merkelschen "auf Sicht fahren" überzeugen, aber nicht von einen unprofessionellen "learning by doing" eben gerade bei "Lappalien". Baerbock muss nicht zurücktreten, es wäre aber auch nicht falsch zurückzutreten. Jetzt hingegen sind die Grünen zu einer Nibelungentreue gegenüber einer dauerhaft geschwächten Kandidatin gezwungen. Mehr als 16 Prozent wird es in beiden Fällen nicht, in beiden Fällen bleiben Verwerfungen in der Partei zurück und in beiden Fällen wird der ökologischen Sache geschadet worden sein. Es ist ein Jammer, gerade jetzt.

  • Gut -mit dem Buch ist es schlecht gelaufen. Gibt viel Gegenwind.



    Aber gut geklaut ist immer noch besser als schlecht geschrieben. Sind die Inhalte des Buches gut? Hab noch nichts darüber gelesen!



    Vielleicht sagt das Buch mehr aus über eine eventuelle Kanzlerpersönlichkeit Annalena Baerbock als das was Scholz und Laschet bisher gezeigt haben.

    • @StefanMaria:

      "Sind die Inhalte des Buches gut? "

      In Teilen liest es sich wie eine lange Version ihrer Parteitagsrede. -Taz

      Wer es mag.

  • Ich sehe bei der Plagiatsgeschichte durchaus eine Kampagne, schätze die aber eher als Versuchsballon und relativ harmlos ein. Bezüglich der Umfragewerte sehe ich nix außergewöhnliches: seit Januar liegen die Grünen bei 20%, mit einem Hype im Mai. Die Union ist dagegen seit Januar 21 von 35 auf 28% runter - ist den Medien allerdings kaum Schlagzeilen wert. Was die Wahlen angeht: die Grünen (West) hatten 1987 8,3% der Wählerstimmen, 2017 als B90/Die Grünen 8,9% und der Schnitt aus den letzten 16 Landtagswahlen ergibt 12,7%. Wenn sie sich im Herbst verdoppeln (18%+x), werden die Schlagzeilen von der Niederlage der Grünen berichten ...

  • Na das ist jetzt aber ein Höhepunkt der politischen Reifebescheinigung - Angela Merkel als Top-Model der Krisenbewältigung hochjazzen, an der sich eine Annalena Baerbock messen lassen müsse! Wenn es zwei Merkel´sche Polit-Technikvokabeln nicht mehr hören will, dann sind es "Durchregieren" und "Alternativlos". Was uns Barbara Junge hier nahelegt ist, dass wir uns doch bitteschön und immer mit den besten, weil erfolgreichsten Einseifern, Abwieglern und Volksverarschern abfinden sollten, schliesslich geben die ja doch die bessere Performance... So wenig kann Frau aus der Beobachtung des US-amerikanischen Wahlkampfs also verstanden haben.

  • für learning by doing ...

    braucht es zeit.

    hier handelt es sich wohl eher um smiling and fooling.

  • Ich hätte die Grünen WIRKLICH gerne gewählt dieses Jahr, aber mit DIESER Spitzenkandidatin geht es nicht. Wie im Artikel schon beschrieben: das ist Krisenmanagement und darin versagt Frau Baerbock inklusive ihrem Stab gerade auf ganzer Linie. Was macht sie dann erst bei einer echten Krise?! Weiter lernen? Das ist mir für ein so wichtiges Land wie Deutschland zu gefährlich. Tut mir wirklich leid für die Grünen… gute Partei, schlechte Spitzenkandidatin. Hätte man aber vorher wissen können…

    • @Gregor von Niebelschütz:

      dein kommentar ist eine musterschablone von anti-grün-pöbler*innen. so tun als ob man grün gut findet, um sie dann schlechtzumachen. dein kommentar hat so einen langen bart.

      • @tobio:

        Es tut mir leid, wenn mein Kommentar nach Musterschablone aussieht, ich kann die Aussage ja auch nicht beweisen. Aber ganz ehrlich: Bei DEM Gegenangebot fällt es mir normalerweise gar nicht schwer, grün zu wählen. Wen auch sonst? SPD und Linke schaffen sich gerade selber ab, dafür brauchen die meine Stimme nicht. Und die CDU kann ich in meinem Alter (40) schon auf Grund ihres Programms nicht wählen (Rentenversprechen etc.,). Grün ist für mich auch nach dem Ausschlussverfahren die logische Wahl. Aber ich habe tatsächlich ernsthafte Zweifel an der Amtstauglichkeit von Frau Baerbock. Vielleicht wähle ich die Grünen am Ende trotzdem und hoffe insgeheim, dass Laschet, so wenig ich ihn mag, Kanzler wird, meinetwegen auch Scholz. Am Ende: Die Qual der Wahl... (leider)

      • RS
        Ria Sauter
        @tobio:

        Ich bin eine Exgrüne und stimme GvN in allen Punkten zu.



        Wächst mir jetzt ein Bart?

        • @Ria Sauter:

          "Wächst mir jetzt ein Bart?"

          Ja. Das ist die gleiche Nummer wie oben und noch eins draufgesetzt:



          "hey, ich WAR sogar bei den Grünen und jetzt geht das aber gar nicht mehr weil..."

          • RS
            Ria Sauter
            @Mitch Miller:

            Richtig erkannt, jetzt geht das gar nicht mehr.



            Vielleicht mal wieder bei anderen "Führungsmenschen"!

      • @tobio:

        "Die kritisierten Passagen sind urheberrechtlich gedeckt..."



        Vielleicht sollte man sich nicht so am Urheberrecht festklammern, sondern geistig einen Schritt zurücktreten und schlicht überlegen, wie es denn wirkt, wenn eine Spitzenkandidatin ein Buch vorstellt, das sie angeblich quasi alleine geschrieben hat, in dem dann doch ganze Passagen von anderswo zu stammen scheinen. Das noch kurz nachdem die Schummeleien im Lebenslauf bekannt wurden?

        Da muss man schon großer Fan sein, um das gut zu finden.

      • @tobio:

        Das ist jetzt aber auch eine Behauptung von Ihnen. Ich glaube schon, dass es für eine Wahlentscheidung wichtig ist, ob frau/man... der Spitzenkandidatin vertraut und Leistung zutraut.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Die zentrale Aufgabe einer Kanzlerin ist Krisenmanagement – Baerbock lernt genau das gerade. Learning by doing, darin liegt ihre Chance."

    Verstehe! Das gilt dann also auch für Andy Scheuer und all die anderen Versager wie etwa AKK?

  • Eben konnte sie noch über Wasser gehen und jetzt muss sie zurück auf die Schulbank? „Gemeiner“ kann der Rücktritt von der Kandidatur doch gar nicht gefordert werden.

  • 1)



    "Genau gesagt wird sich zeigen, ob sie es verdient hat, gewählt zu werden"

    was für ein extrem dummer satz.zwar ist der gegensatz zwischen den mitteln mit denen frau oder man in ein mit viel macht verbundenes amt gelangt und den tugenden die frau oder man braucht um es verantwortlich auszuüben in einer bürgerlichen demokratie nicht zwangsläufig so extrem wie in einem system in dem es keine möglichkeit zu einem friedlichen machtwechsel durch freie wahlen gibt-aber dieser gegensatz verschwindet nie und bleibt immer ein problem

    es kommmt so gut wie nie vor dass eine politikerin oder ein politiker eine wahl gewinnt ohne den schwindel zu liefern nach dem die meisten wähler*innen und wähler verlangen



    und alles oder fast alles was zwar wahr ist aber von diesen ungern gehört wird zu verschweigen

    2)



    mir ist es egal ob die kandidatin oder der kandidat der grünen für das amt der bundeskanzler*innen eine frau oder ein mann ist



    wenn Ich darüber zu entscheiden hätte würde die oder derjenige die oder der sich am ehesten und am glaubwürdigsten von der proimperialistischen militaristischen unfriedlichen aussenpolitik der brd lossagt automatisch grünes licht bekommen-denn eine rot "rot grüne "regierung ist nur möglich wenn im koalitionsvertrag unmissverständlich steht dass alle kriegsbeteiligungen beendet,keine neuen kriege begonnen keine waffen mehr exportiert werden-und dass alle atomwaffen und alle amerikanischen soldat*innen aus deutschland abgezogen werden wenn die grünen und die "s"pd das nicht wollen will Ich keine rot-"rot güne bundesregierung

  • ..Baerbock hat jedoch alle aktuellen Krisen, die sie betreffen, selbst ausgelöst...

    Dean Martin - Mona Lisa



    www.youtube.com/watch?v=AX-LhTKPetY

    ..........Viele Träume liegen dir zu Füssen



    Many dreams have been brought to your doorstep



    Sie liegen dort, und sie sterben dort.



    They just lie there and they die there



    Bist du warm, bist du wirklich, Mona Lisa,



    Are you warm, are you real Mona Lisa



    Oder nur ein kaltes, liebliches Kunstwerk?



    Or just a cold and lonely lovely work of art



    La la la la......



    La la la la......

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch schlenztein:

    “Hinschmeißen - Junge -

    „Die zentrale Aufgabe einer Kanzlerin ist Krisenmanagement – Baerbock lernt genau das gerade.“ Meinen Sie: „könnte genau das gerade lernen.“? „Politik ist Vollkontaktsport.“ Vllt. hätte Annalena Baerbock wirklich Kontaktsport lernen sollen statt Trampolinspringen, bei dem es nur auf die Haltung ankommt. Meine Sport-Empfehlung(en) für Menschen, die ein (politisches) Führungsamt anstreben: Kontaktsport, Teamsport und - Schach.

    Die Krisen, die Sie, werte Frau Junge, im Fall Merkel aufzählen, waren Krisen, die nicht von ihr verursacht wurden. Baerbock hat jedoch alle aktuellen Krisen, die sie betreffen, selbst ausgelöst. -



    Aber: „Das grüne Team hat schlampig gearbeitet..“ Ich mag das nicht mehr hören/lesen. „Produziere Krisen und bewältige sie.“ Ist das diese berühmte „Kanzler:innen-Richtlinienkompetenz“? „und die Republik sieht ihr live und mit einer Spur Häme zu.“ Häme? Mag es geben. Bei mir ist es Entsetzen.“

    kurz - anschließe mich

    • RS
      Ria Sauter
      @Lowandorder:

      Dem Entsetzen kann ich mich nur anschliessen.

    • @Lowandorder:

      Dem "Entsetzen" schließe ich mich an.

      Ich denke da gerade an Menschen die Bewerbungen für einen neuen Job schreiben und mal wieder für nicht "gut genug" abgelehnt wurden.

      Die Wahl fürs Kanzleramt läßt ebenso keine Toleranz zu. Dafür ist die Ersatzbank zu gut aufgestellt. (um eine Begrifflichkeit aus dem Fußball zu bringen, -aus nicht mehr gegebenen Anlass). gelewelle

  • "jetzt ist es Zeit, Fehler auszuräumen und die öffentlichen Anwürfe hinter sich zu lassen"

    Ich sehe nicht, dass Annalena Baerbock hier Fehler auszuräumen hat, da sie fest auf dem Boden des Urheberechts steht, und die Anwürfe jeglicher Grundlage (und Relevanz) entbehren. Ihre Integrität und Glaubwürdigkeit (auch als Autorin) sind unangetastet.

    Im Falle ihres Buchs wird (von einschlägigen Akteuren) aus einer unseriösen, substanzlosen Mücke ein angeblicher Skandal aufgeblasen, der lediglich ihre Glaubwürdigkeit beschädigen soll. (Nach dem Motto: "Keine glaubwürdige Spitzenkandidatin - Keine grüne Revolution.") Es ist somit ein Werfen mit Dreck.

    Dahinter steht jedoch die gewaltige Angst der Konservativen, inhaltlich nicht mit den Grünen konkurrieren zu können. Die Grünen haben auf nahezu allen Feldern zukunftsweisende Visionen und Konzepte. Die Konservativen haben nur ihren klientelistischen Murks und leeres Gerede. Wem sollte man wohl die Leitung übertragen?

    "Das grüne Team hat schlampig gearbeitet, Baerbock überempfindlich reagiert"

    Auch dafür sehe ich keine Belege.

    • @What would The Doctor do?:

      > Ich sehe nicht, dass Annalena Baerbock hier Fehler auszuräumen hat, da sie fest auf dem Boden des Urheberechts steht, und die Anwürfe jeglicher Grundlage (und Relevanz) entbehren.

      Hm, ist das wirklich so? Können Sie das im Detail erklären? Dass die Vorwürfe ausgeschlachtet werden und die bemängelten Textstellen im Prinzip belanglos sind - geschenkt. Die Aussage z.B., dass das BIP gesellschaftliche Kosten ausblendet und keine gute Messgröße ist, habe ich vor bestimmt 15 - 20 Jahren mehr als einmal gelesen - das ist also im Jahr 2021 keine originelle neue Idee, eher eine Binse. Jeden derartigen Diskurspunkt mit Quelle versehen zu wollen, wäre überzogen, aber im Fall eines wörtlichen Zitats wäre es schon das Richtige. Sind die Vorwürfe also komplett unzutreffend? Wenn ja, warum genau? Wäre doch wichtig zu wissen.

      Das Urheberrecht (und ich rede hier nicht von Promotionsordnungen) definiert auch gottlob keine strafrechtlichen Kategorien, sonst müsste jeder Teenager der sich mal eine CD oder Kassette kopiert hat, vor Gericht landen. Ich habe auch kein Problem damit, dass so ein Buch den Diskurs in der Programmentwicklung einer Partei wieder gibt, ein Parteiprogramm ist schließlich keine Kopfgeburt einer Einzelperson, und sei sie noch so genial.

      Wir verlangen auch nicht, dass Politiker ihre Reden selber schreiben. Wobei es schon eine andere Klasse hat, wenn jemand wie Biden eine Amanda Gorman sprechen lässt - das heißt ja auch Menschen eine Stimme zu geben, die nie gehört wurden.

      Nur... Fehler einzugestehen und Probleme transparent zu benennen ist keine ganz unwichtige Fähigkeit. Letztlich auch sehr wichtig, um Vertrauen zu schaffen. Ehrlichkeit auch in Kleinigkeiten ist Menschen meist wichtiger als Perfektion. Auch die Grünen können besonders für das Klimaproblem keine fertige perfekte Lösung haben, dafür ist unsere Situation zu verfahren und unübersichtlich.

      • @jox:

        "Sind die Vorwürfe also komplett unzutreffend? Wenn ja, warum genau?"

        Annalena Baerbock hat nicht unsauber gearbeitet. Sie hat alle Regeln beachtet, die zu beachten waren. Sie musste nicht auch noch der rigiden "Zitierethik" eines Herrn Weber folgen. Mit dem Buch ist alles in Ordnung.

        Die kritisierten Passagen sind urheberrechtlich gedeckt - aus gutem Grund gibt es Gestaltungsfreiräume. Sollen diese etwa eingeschränkt werden? Das Urheberrecht erlaubt die Verwendung von Formulierungen geringer Schöpfungshöhe, wie hier geschehen. Gehaltvollere Zitate wurden explizit gemacht.

        Insgesamt geht es um weit weniger als 1% ihres Buchs. Mit derart dünnem "Belastungsmaterial" scheibchenweise an die Öffentlichkeit zu treten ist bewusst rufschädigend und stigmatisierend.

        "Fehler einzugestehen und Probleme transparent zu benennen" ist eine wichtige Fähigkeit. Wenn jedoch die Fehler keine Fehler sind, und das Problem die gesteigerte Irrelevanz der Debatte (Herrn Webers "Zitierethik" bis ins Kleinste als Upgrade des Urheberrechts in Bezug auf Baerbocks Buch), kann es gelten, sich dem nicht erneut zu beugen.

        "Auch die Grünen können besonders für das Klimaproblem keine fertige perfekte Lösung haben"

        Nein, aber sie haben die besseren demokratischen Strukturen und die richtigen Massstäbe. Sie denken inklusiv, ganzheitlich und bündnisfähig. Sie erkennen den Ernst der Lage, beachten Wissenschaft und Wirtschaft und klammern sich nicht an Partikular-Interessen. Die Grünen haben die Schaffung von Hunderttausenden Arbeitsplätzen im Energiesektor ermöglicht. Sie haben gezeigt, dass sie zügig ausgewogene Gesetzesvorlagen erarbeiten können.

        • @What would The Doctor do?:

          Na dann mal Butter bei die Fische: Nach welcher Schranke des Urheberrechts aus den §§ 44a bis 63a UrhG ist hier die unautorisierte, nicht kenntlich gemachte Übernahme aus fremden Texten erlaubt? Und bitte § 63 UrhG genau anschauen!

          Eine zitierte Quelle war z.B. die bpb. Dort finden Sie im Kapitel "Zahlen und Fakten" folgendes:



          www.bpb.de/nachsch...utzungsbedingungen

          Ein Großteil der Grafiken, Tabellen und Texte ist unter der Creative-Commons-Lizenz by-nc-nd/3.0/de lizenziert.

          Für Nutzungsformen, die nicht unter diese Lizenz fallen (insbesondere die kommerzielle Nutzung), senden Sie bitte eine Mail an online@bpb.de.

          "nc" steht für non-commercial. Glauben Sie jemand darf hier ohne Kenntlichmachung eines Zitats ohne Erlaubnis für kommerzielle Nutzung "entlehnen"? Basierend auf welchem Paragrafen des UrhG?

          Im Übrigen geht es Herrn Weber um Plagiate, nicht um das Urheberrecht. Das sind zwei Paar Schuhe.

        • @What would The Doctor do?:

          „Sie denken inklusiv, ganzheitlich und bündnisfähig. Sie erkennen den Ernst der Lage, beachten Wissenschaft und Wirtschaft und klammern sich nicht an Partikular-Interessen.“

          Woher will man das wissen? Die Auswahl der Kandidatin war alles andere als inklusive, ganzheitlich und bündnissfähig. Und auch die Realpolitik in 10 oder 11 Landesregierungen zuletzt war es auch nicht durchgängig. Geht ja vermutlich auch nicht. Aber ständig den Grünen gottgleiche Fähigkeiten zuzuschreiben ist dumm, wenn für alle sichtbar die Spitzenfrau nicht mal ohne einen Haufen unmarkierter Plagiate ihr erstes Buch schreiben kann.

    • @What would The Doctor do?:

      Wenn Sie kein Problem sehen, gehören Sie vielleicht zum inneren Zirkel der Grünen.

      So kann man sich verteidigen, allerdings blöd, wenn - wie jetzt - mehr und mehr zutage kommt. Da bleibt von eigener Autorenleistung nicht viel übrig, wenn am Ende nachgewiesen, dass mehr als 50 % der Inhalte zusammenkopiert sind.

      Egal, die Geschichte mit dem Buch, hat „Don Alfonso“ vor einigen vorhergesagt, man hätte also gewappnet sein können. Schade, das war eine Gegentor mit Ansage.

  • Was die Grünen zu dieser Kampagne gerissen hat (Habeck verzichtet zugunsten Baerbock, Frauen gehören sowieso auf Listenplatz 1), erschließt sich mir nicht. Als Wähler würde ich überlegen, ob eine solche Qualifikation für eine Kandidatur ausreicht. Jetzt müssen die Grünen hoffen, daß andere Parteien ähnliche Selbstversenkungsversuche starten, dann haben sie immer noch große Brocken vor sich.



    Aus der grünen Kandidatur ist eine Talfahrt ins Ungewisse um die Wählergunst geworden. Bei Konservativen und potentiellen Nichtwählern würde ich jedenfalls nicht mehr versuchen. Learning by doing ist ein guter Vorschlag, mir fehlen echte Antworten.

  • Toller Bericht,



    ich fürchte nur, dass der Zug bereits abgefahren ist. Die Grünen haben viele Wähler aus den anderen Lagern bekommen und durch die Ernennung von Baerbock statt Habeck wieder verloren. Das unglückliche Auftreten nach dem geschönten Lebenslauf und den Plagiatsvorwürfen hat noch mehr Wähler gekostet.



    Profiteur des ganzen Schlamassel ist Laschet, der ohne einen Finger zu rühren durch die groben Fehler der Grünen neue Wähler bekommt und sich die Hände reibt.



    Man kann nicht gewinnen, wenn einem die eigenen Ideologien wichtiger sind als Wähler. Dies lernen die Grünen gerade schmerzhaft.

    • @Rudi Hamm:

      > Die Grünen haben viele Wähler aus den anderen Lagern bekommen und durch die Ernennung von Baerbock statt Habeck wieder verloren.

      Da bin ich mir nicht so sicher. Haben sie die Videos von Rezzo Schlauch gesehen? Die CxUSPDFDP haben es geschafft, sich von mehreren Generationen von Jungwählern zu entfremden. Reife Leistung. Und der Bullshit, den Leute wie Laschet erzählen, macht es nicht leichter, die sind für viele komplett unwählbar. Stadtbewohner und Menschen mit Kindern wählen vorwiegend grün, warum wohl?

      Nur um zu verdeutlichen, was inzwischen die Kernwählerschaft der Grünen ist.

  • Learning by doing.. .Ist das die "wir müssen auf Sicht fahren"-Variante der FAZ-Enkel? Auf jeden Fall eine Variante of concern.

  • Ich finde Krisenmanagement könnte man auch in einer Kommunal oder Landesregierung oder wegen mir erstmal in einem weniger bedeutenden Ministerium lernen und nicht gleich auf dem wichtigsten Posten des Landes.

  • Was mich am meisten schockiert hat ist diese absolute Unprofessionalität ihres Teams.



    Eine Kanzlerkandidatin sollte sich mit professionellen Personen umgeben und nicht nur mit Ja-SagerInnen. Anders kann ich mir die Reaktionen nicht erklären.

  • Learning by Doing mag ja per se nichts Schlechtes sein, wenn man sich z. B. das Stricken beibringen will, aber bitte nicht im Kanzleramt.



    Wer schon dergestalt bei einer im Grunde hausgemachten(!) Krise im Wahlkampf versagt, wird bei echten Herausforderungen sang und klanglos untergehen.

  • "Learning by doing". Sowas macht man gerne als Minister, als Ministerpräsident oder als Vorstand eines privaten Unternehmens. Jedoch nicht mitten in der Bewerbung für ein höheres Amt.

    Wer mitten in der Kanzlerkanidatur "learnt by doing" scheitert auf einem abgeschlagenen Platz und landet dann allenfalls "irgendwo ganz hinten" um dann sang und klanglos nach vier weiteren Jahren auszuscheiden.

  • Das Problem ist doch nicht mehr wegzudiskutieren, da Baerbock massiv in den Umfragewerten verloren hat. Der Wähler sieht Laschet als seriöser an. Hier sollten die Grünen mal aggressiver werden und seine Kittel- und Maskenaffäre mit dem Durchwinken der van Laack Geschäfte seines Sohnes thematisieren. Das ist Vetternwirtschaft, die einen als Kanzler als nicht geeignet dar stehen lassen. Aber da sind die Grünen viel zu intellektuell, um mal richtig anzugreifen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Glaubwürdigkeit ist wohl auch so ein zentraler Ansatz

  • Ich weiss ja nicht. Ich bin wirklich nicht 100% grün mit den Grünen. Sagen wir mal kritischer Sympathisant.

    Aber ey. Schaut Euch doch mal ihre Mitbewerber(innen?) an. Nee, wirklich.

    • RS
      Ria Sauter
      @tomás zerolo:

      Wenn die Mitbewerber nicht annehmbar sind, dann ist automatisch die Alternative gut?



      Der Logik kann ich nicht folgen.

  • Naja - hier geht‘s doch nicht um den Umgang mit externen Krisen, sondern um eine Krise bzgl. ihrer persönlichen bzw. charakterlichen Eignung.



    Sollte sie jetzt - mitten im Wahlkampf - ne Familienaufstellung machen?😅

  • Ich bin nicht bereit Teil der Selbsterfahrungsgruppe von Fr. Bäbuck zu sein.

    Wer ins Kanzleramt will, muss schon Qualitäten mitbringen, und nicht erst erwerben müssen.

  • Learning by doing? Dagegen ist Merkels "auf Sicht fahren" ja geradezu ein Ausbund an Zukunftsfähigkeit. Folgt man Annalena Baerbock, dann ist die Bundestagswahl die letzte Gelegenheit, eine Katastrophe, nicht nur des Klimas, abzuwenden. Und das wollen, sollen die Grünen mit "learning by doing" angehen? Ich fass' es nicht.

  • Kein Amt, ja. Aber das wurde ja schon als Vorteil gepriesen. Problematischer ist jetzt, dass sie bisher keinen Wahlkampf musste. Parteiintern hat sie sich hochloben lassen. Kein interner Wahlkampf. Das ist aber nötig, wie man bei CDU/CSU sieht, um die Partei und die Wähler hinter sich zu einen. Mir scheint, als wäre sie intern auch nicht (mehr?) die geliebte Kandidatin.

  • Geht es nicht auch um Anstand in der Politik? Stehen nicht gerade auch die Grünen für eine andere Politik, für ein anderes Miteinander? Jetzt sollen wir Frau Baerbock nachsehen, dass ihre Eitelkeit ihr selbst im Weg stand und sie zu feige ist, ihre Fehler klar zu benennen?

    Die "Spur Häme", die hier im Artikel beschrieben wird, wäre aus dem Linken Lager weitaus größer, wäre Christian Lindner der Autor eines Buches, welches zu 70% abgeschrieben ist. Wenn man diesen Maßstab an Frau Baerbock anlegt, dann muss man ehrlich eingestehen: lieber jetzt noch auf Habeck setzen. Der Zug zum Kanzleramt ist abgefahren. Wie will Frau Baerbock die kritischen 5-8% Wählerstimmen aus dem bürgerlichen Lager gewinnen?

    • @casio:

      Nö. Es geht nicht um Anstand in der Politik. Der fehlt bei allen anderen Parteien auch bei einigen MdB. Es geht immer darum, das kleinste Übel zu wählen. Und das sind für mich die Grünen. Auch mit Baerbock. Denkt wirklich jemand "neeee mit der Baerbock nicht mehr. Die straf ich jetzt ab und wähle Laschet oder Lindner. Ging nicht um Klima oder Soziales oder so."

      • @LeSti:

        Ich denke "neeee mit der Baerbock nicht mehr. Die straf ich jetzt ab ... und steh wieder vor dem gleichen Problem wie jedes Mal: nur Schrott zur Auswahl."



        Baerbock abzulehnen (bei mir insbesondere wegen dem Schweinehirten-Interview; deutlicher kann man seine mangelhafte Persönlichkeit gar nicht zum Ausdruck bringen) heißt noch lange nicht Laschet/Scholz/Scheuer/Söder zu wollen.



        Warum pusht die taz nicht endlich die Humanistische Partei, der Wahlomat bescheinigt mir regelmäßig hohe Übereinstimmungen mit denen; kennt aber keine Sau ...

    • @casio:

      > Die "Spur Häme", die hier im Artikel beschrieben wird, wäre aus dem Linken Lager weitaus größer, wäre Christian Lindner der Autor eines Buches, welches zu 70% abgeschrieben ist.

      Ich weiß nicht, ob das noch irgendwen enttäuschen würde. Ist Ihnen der Fall von Van der Leyens Dissertation bekannt?

      Ist aber auch egal. Was zählt, sind Inhalte und Ziele. Niemand erwartet, dass die Grünen alles umsetzen würden, was sie versprechen. Aber allgemein wird ihnen zugetraut, dass sie den Untergang unserer Zivilisation durch einen außer Kontrolle geratenen Klimawandel etwas bremsen - das ist etwas, was der FDP von Normalbürgern sicherlich nicht zugetraut wird.

  • Um es mal bildlich zu sagen: Wenn eine Fußballerin im Endspiel so in Form ist, dass sie besser ins Trainingslager geht, dann ist sie fehl am Platze.

  • Ja was für eine rauhe Welt.



    Was gut daran ist: Vielleicht klappt es jetzt, dass nicht die Linke vielleicht oder eventuell mit den Grünen regieren darf, sondern die SPD und die Grünen mit der Linken regieren dürfen. So schlecht wie die CDU ist und sich präsentiert ist das doch die Chance des Jahrtausends

  • Das ist doch mal ein schön positiver Ansatz!



    Glückwunsch

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Wie sollte man diesen "positiven Ansatz" denn bezeichnen? Probleme wegreden?

      Ich denke, dass jede Wählerin und jeder Wähler ganz individuell entscheidet, "... ob sie (Bearbock) es verdient hat, gewählt zu werden." Und das hängt wiederum auch davon ab, ob man bedingungs- und kritiklos Bearbock wählen will oder sich mit ihr auseinander setzt. Und zwar inhaltlich. Denn kaum jemand redet über die schlichten Inhalte ihres Buches, das sie mit einem Ghostwriter geschrieben haben soll.

      • @Rolf B.:

        Liggers. Entgegen der Kolumnistin -



        Geht es NICHT - um “verdient hat …“



        SONDERN UM PRÄSENS => VERDIENT •



        Und da - Sieht’s halt mehr als mau aus!



        Alles andere - &Perfect - ist - Pfeifen im Wald! Gellewelle&Wollnichwoll.



        Nothing else - kerr!

        • @Lowandorder:

          Ich sach Kisrata, - und vielleicht noch Pirol...