Vorschläge der Gaspreiskommission: Doppelt falsch

Der Vorschlag der Gaspreiskommission ist sozialpolitisch und klimapolitisch aberwitzig: Er bevorzugt Großverbraucher.

brennende Gasflamme blau-rot

Keine Sparflamme weit und breit Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Man stelle sich zwei Geschwisterkinder vor. Das eine macht seine Hausaufgaben immer vorbildlich, das andere schludert. Fangen Eltern nun an, den Schlamper für jede gemachte Hausarbeit zu belohnen, während der Musterschüler leer ausgeht, provoziert das Geschwisterzoff.

Genau in dieser Analogie stehen die Vorschläge der Gaspreiskommission. Wer immer schon vorbildlich Energie gespart hat, sei es durch Gebäudesanierung oder schlicht durch umsichtiges Heizen, soll vom Staat nun weniger bedacht werden als derjenige, der stets Energie verprasst hat. Was für ein Affront gegenüber allen Sparsamen.

Nun ist die Idee, ein Grundkontingent an Gas oder Fernwärme zum staatlich gedeckelten Preis anzubieten und bei den darüber hinausgehenden Mengen den vollen Marktpreis wirken zu lassen, durchaus ein diskussionswürdiger Ansatz. Nur darf man die Grenze zwischen dem staatlich gedeckelten Sonderpreis und dem höheren Marktpreis für Privatkunden nicht auf Basis des bisherigen Verbrauchs ziehen.

Denn damit bekäme der Villenbesitzer, der Unmengen Erdgas durch seine Heizung jagt, 80 Prozent dieser Energie subventioniert – was ihm weiterhin einen üppigen Lebensstil erlaubte, diesmal aber auf Kosten des Steuerzahlers. Ein Haushalt hingegen, der seit Jahren – sei es aus finanziellen oder ökologischen Gründen – sparsam heizt und daher kein Verbesserungspotenzial mehr hat, würde nur bescheiden bezuschusst.

Absurd ist auch die erste Stufe des Konzepts, die pauschale Übernahme eines ganzen Monatsabschlags durch den Staat. Auch da bekommt derjenige, der energetisch auf großem Fuß lebt, die höhere Subvention. Folglich ist das, was die Gaspreiskommission ersonnen hat, gleich doppelt falsch. Zum einen sozialpolitisch, weil Bewohner großer Wohnflächen vom Staat besser bedient werden als diejenigen, die weniger üppig residieren. Zum anderen widerspricht es in Zeiten, in denen man aus geo- wie aus klimapolitischen Gründen Gas sparen will und muss, jeglicher Vernunft, den Anreiz zum Energiesparen so zu hintertreiben.

Sinnvoller wäre, der Staat würde in der ersten Stufe den Haushalten einen einheitlichen Fixbetrag erstatten, unabhängig vom individuellen Verbrauch. Und in der zweiten Stufe für 2023 würde pro Haushalt ein ebenfalls einheitlicher Sockel an Kilowattstunden staatlich subventioniert.

Wird hingegen das Modell der Kommission Realität, dann sollte man sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Die SPD trüge ein sozialpolitisch aberwitziges Konzept mit. Und die Grünen eines, das klimapolitisch abwegig ist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.