Vom Feilschen mit Handwerkern: Das Heizungsproblem

Wie Osman seinem Kollegen zu einer „supergünstigen“ neuen Heizungsanlage verhilft. Der muss sich nach dem Ende der Verhandlungen erst mal setzen.

Ein Handwerker in einem Heizungskeller

Neue Heizung fällig: das kann teuer werden Foto: Christian Charisius/dpa

Das Reihenhäuschen von meinem Arbeitskollegen Nedim bekommt heute auch eine nagelneue Heizung. Die alte war nicht mal mehr in der Lage, sich selbst zu wärmen.

Wir fahren von Halle 4 direkt zu ihm nach Hause, um die neue technische Errungenschaft gebührend zu bewundern.

„Für läppische 4.000 Euro, inklusive Montage. Habe ich am Telefon abgemacht“, schnalzt Nedim mit der Zunge. „Osman, ich lass mich nicht so reinlegen wie du. Ich krieg die neue Heizung ganze 1.000 Euro günstiger, du Opfer“, lacht er selbstgefällig.

Während er für seinen Ford-Transit einen Parkplatz sucht, öffnet mir seine Frau Hümeyranim die Tür und ich laufe in den Keller.

Fünf leeer Bierflaschen

Der Blaumann ist immer noch eifrig am Rumschrauben. Damit meine ich nicht nur seine Arbeitsklamotten. Fünf leere Bierflaschen liegen neben ihm. Er selbst ist blauer als seine Kleidung.

„Wooow, so ein toller Heizkörper. Ich bin gespannt, was als Montagekosten noch auf uns zukommt?“, pfeife ich anerkennend.

„Öhm … Montagekosten?“, stammelt er überrascht, wittert aber sofort seine Chance. „Für das Montieren des neuen Geräts müsste ich Ihnen tatsächlich noch ’ne Kleinigkeit berechnen.“

„Klar, kein Mensch arbeitet umsonst“, bestätige ich sofort.

„Wäre 300 Euro zu viel?“, fragt er zaghaft.

„Keineswegs! Andere gute Handwerker stehen für 300 Euro morgens nicht mal auf.“

Gleiche Arbeit, gleiches Geld

„Wenn ich ehrlich bin, der neue Tarif liegt auch bei 600 Euro.“

„Und Ihr Kollege? Der muss ja auch was kriegen“, sage ich.

„Der ist heute verhindert. Aber Sie haben recht. Nach dem Gesetz müsste ich für ihn das gleiche berechnen“, grinst er.

„Logisch. Gleiches Geld, für gleiche Arbeit. Könnten Sie bitte das alte Gerät sofort entsorgen? Gegen Entgelt versteht sich“, frage ich ihn.

„Hätten Sie was dagegen, wenn ich die Entsorgung des alten Geräts mit 400 Euro berechne?“

„Nicht im Geringsten. Ich wundere mich eher, weshalb das Abmontieren des alten Geräts nichts gekostet hat?“

„Was halten Sie denn von 500 Euro?“, schlägt er vor.

„Sehr fair! Wenn Sie mir bitte noch verraten würden, wie hoch der Preis für die Endmontage ausfällt.“

„Für die Endmontage mache ich Ihnen einen Freundschaftspreis von nur 450 Euro.“

Plötzlicher Schwächeanfall

„Vielen Dank. Soviel ich weiß, werden die ganzen technischen Teile zum Schluss nochmal fachmännisch überprüft, nicht wahr?“

„Für die fachmännische Überprüfung der technischen Teile kommen wir locker mit 600 Euro aus. Ist es okay?“

„Völlig okay. Bitte vergessen Sie Ihren Kollegen nicht.“

„Klar. Also 1.200 Euro.“

„Und die Gewerbesteuer? Auch 1.200?“

„Sie sind der Fachmann, mein Herr. 1.200 und keinen Euro mehr“, lacht er.

„Sehr faires Angebot. Bitte vergessen Sie die Alkoholsteuer nicht.

In dem Moment zeigt sich mein Arbeitskollege Nedim im Türrahmen.

„So! Alles erledigt“, grinst der Monteur höchst zufrieden und reicht mir die Rechnung über 14.500 Euro, die ich sofort an Nedim weiterleite.

Wegen eines plötzlichen Schwächeanfalls muss ich meinem Arbeitskollegen helfen, sich zu setzen.

„Super Deal hast du gemacht, Nedim. Toll. Nur 14.500 Euro. Tschüss.“

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