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Thüringer CDU und AfDLasst endlich die Normalisierung!

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Vor der Landtagswahl steckt Mario Voigt (CDU) in einer verzwickten Lage. Doch ein Fernsehduell gegen den Faschisten Höcke ist die falsche Antwort.

Der Thüringer CDU-Landes- und Fraktionschef Mario Voigt im Erfurter Landtag im Dezember 2023 Foto: Jacob SChröter/imago

M ario Voigt steckt in einer verzwickten Lage. Die Thüringer CDU, deren Landes- und Fraktionschef er ist, ist formal zwar in der Opposition, trägt aber – auch als Konsequenz aus dem Debakel der Ministerpräsidentenwahl von 2020 – immer wieder wichtige Entscheidungen der rot-rot-grünen Minderheitsregierung mit. Das ist keine einfache Situa­tion, wenn man gleichzeitig von der AfD getrieben wird.

Für Voigt kommt erschwerend hinzu: Er ist deutlich unbekannter als seine beide Gegenkandidaten, die nach der Landtagswahl im September auf den Posten als Regierungschef schielen: Ministerpräsident Bodo Ramelow von der Linken und Rechtsextremist Björn Höcke, dessen AfD-Landesverband als erwiesen verfassungsfeindlich gilt.

In den Umfragen liegt Höckes AfD weit vorn, viele denken, uneinholbar weit. Eine Chance hat Voigt nur, wenn seine CDU mindestens auf Platz zwei landet. Seine Strategie: den weiterhin beliebten Ramelow verdrängen und die Wahl zu einem Zweikampf zwischen Höcke und sich selbst stilisieren.

Wer die AfD verhindern will, so das Kalkül, müsse im September CDU wählen. Das kann man als Parteistratege so darstellen. Doch wie die CDU ihren Angriff auf die AfD umsetzt, ist falsch, gefährlich und wird am Ende nicht der CDU, sondern den Rechtsextremisten nützen. Kurz: Es ist ein Trauerspiel, das weit hinter die Erkenntnisse zum Umgang mit Rechtsextremisten zurückfällt.

Voigt will Duell mit Höcke

Am deutlichsten wird dies durch das Fernsehduell, das Voigt nun für April plant: Er will sich einem Zweikampf mit Höcke stellen, ausgestrahlt von Welt-TV. Darin will Voigt die AfD wohl inhaltlich angehen, wie die CDU es mehrfach angekündigt hat. Gegen rhetorisch begabte Demagogen wie Höcke ist die Gefahr, dass jemand wie Voigt verliert, sehr hoch.

Doch die Gefahr besteht ganz unabhängig vom Ausgang des Duells. Denn Höcke bekommt so eine weitere Bühne, um sein extremes Gedankengut auszubreiten und zu verharmlosen. Ein solcher Zweikampf erweckt den Eindruck, die AfD sei eine ganz normale Partei, Höcke ein legitimer Gegenkandidat. Doch genau das ist eben nicht der Fall.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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56 Kommentare

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  • "Denn Höcke bekommt so eine weitere Bühne, um sein extremes Gedankengut auszubreiten und zu verharmlosen."



    Ich werde niemals verstehen, wie man ernsthaft glaubt, einer Partei, die laut Umfragen derzeit ernsthaft stärkste Kraft in einem Land werden könnte, könnte man die Bühnen entziehen. Den Zeitpunkt für wirksames Deplatforming hat man lange verpasst. Jetzt noch den Kopf in den Sand zu stecken, führt dazu, dass die AfD über Social Media und über die ihnen nahestehenden traditionellen Medien weiterhin unwidersprochen arbeiten kann. Immer nur zu sagen, die AfD ist schlecht, ohne sie direkt zu konfrontieren, ist schwierig. Dies funktioniert übrigens nicht, indem man AfDler immer wieder in "Talkshows" einlädt, wo sie dann zu fünft niedergequatscht werden, sondern durch Debatten auf Augenhöhe, in denen man die Möglichkeit hat, die Absurdität vieler ihrer Positionen tatsächlich zu entlarven - so dass auch bei weniger vorgebildeten Zuschauer*innen nicht ständig der Eindruck entsteht, man habe die AfD nur symbolisch eingeladen, um sie zu bashen.

  • Irgendwann muss man sich auch mal von seinen kategorischen Imperativen verabschieden, Frau vom Orde.

    Natürlich ist und bleibt Höcke eine solch übelriechende politische Giftwolke, dass man kaum erwarten kann, nach Rosen duftend aus einer direkten Konfrontation mit ihm herauszukommen. Aber wenn Alles Andere nicht funktioniert, muss das eben trotzdem mal Jemand machen.

    Denn die Situation in Thüringen wird zusehends untragbar: Die "Unberührbaren" von der AfD haben das restliche politische Spektrum mittlerweile so zusammengepfercht, dass kaum noch Politik möglich ist. Ständig sehen sich total gegensätzlich aufgestellte Kräfte zur Einigung gezwungen und müssen einen faulen Kompromiss nach dem anderen abnicken. Höcke darf das Trauerspiel als effektiver Oppositionsführer durch den Kakao ziehen und muss das nicht einmal, um seine Werte unaufhörlich klettern zu sehen.

    So kann es nicht weitergehen, und - ganz ehrlich - wer glaubt, dass über ein Drittel seiner Wählerschaft diesen Fascho wirklich aus Überzeugung wählen und für die Konkurrenz verloren sind, der kann auch gleich die Politik an den Nagel hängen. Es mag ein Risiko sein, aber in so einer Situation ist der beste Weg auf die andere Seite des Misthaufens im Zweifel der mittendurch.

  • Womöglich denken Kräfte in der CDU, ggf weil sie ähnlich ticken, sie könnten die AfD jedoch bezähmen und sich mit ihrer Hilfe an der Macht halten.

    • @Gerhard Krause:

      Hat ja auch in nem anderen Fall ganz prima funktioniert!

  • Mit jemandem, der schamlos lügt und hetzt, kann man nicht diskutieren. Unverschämtheit "gewinnt" in so einer Situation immer, denn Unverschämtheit befreit von den Fesseln des Anstands. Warum aber den Lügen und der Hetze noch extra eine Bühne bieten?

    • @Martin aus Hamburg:

      Weil ignorieren und ausgrenzen bisher nicht funktioniert. Der bisherige Weg funktioniert nicht. Man muss sie mit Argumenten stellen, sonst kommen sie noch in die Regierung (in Thüringen möglich)

      • @Walterismus:

        Ich kann nicht erkennen, das Ausgrenzen und Ignorieren bisher auch nur in Ansätzen versucht wurde. Jedes kleinste Stöckchen, dass die AfD fallen lässt, wird von allen Medien und allen Politikern groß und breit diskutiert. Es ist ein Verschwörungsmythos, die AfD würde in den Medien bislang klein gehalten. Das Gegenteil ist der Fall. Ich wünschte, wir würden das Ignorieren endlich mal machen. (Wobei auch mein Beitrag natürlich zur Sichtbarkeit der AfD ein klein wenig beiträgt.)

        • @Martin aus Hamburg:

          "(Wobei auch mein Beitrag natürlich zur Sichtbarkeit der AfD ein klein wenig beiträgt.)"

          Das ist nicht das Problem. Die Sichtbarkeit ist numal nicht aus der Welt zu schaffen. Sie bieten ihr aber keine Plattform, in der sie sich gehör verschaffen können. Und sie verbreiten auch nicht öffentlich ihre Positionen. Gehe ich jetzt einmal stark von aus.

        • @Martin aus Hamburg:

          Ich würde Ihnen beiden Recht geben. Zum eine wurde von Politik und den Medien jedes kleines Fitzelchen genutzt um sich lang und breit und teilweise künstlich aufzuregen, hat alles zum Skandal breitgetreten und damit der AfD viel Aufmerksamkeit und viel Zündstoff gegeben und den ein oder anderen wankelmütigen AfD Wähler in seiner Meinung vermutlich eher verstärkt. Die AfD das genauso wie Trump in Amerika zu ihrem Vorteil genutzt. Was aber auch stimmt ist das man die tatsächliche Gefahr der AfD zu lange ignoriert und abgetan hat, deren Wähler ignoriert und eben auch ausgegrenzt hat, Wähler die man vielleicht auch hätte umstimmen können. Es gibt in dem Parteiprogramm der AfD genug Schwächen außer ihrer Einwanderungspolitik die man schon lange hätte aufgreifen können, Aufklärungsarbeit hätte leisten können und zwar nicht im Gespräch mit AfD Politikern sondern mit Wählern. Nur ich fürchte das es mittlerweile dafür zu spät ist, weil die Fronten so verhärtet sind und man mit Fakten kommen kann ohne Ende, die AfD Politiker sagen sowieso das ist alles gelogen/ die Daten sind fake etc und viele ihrer Wähler glauben das. Das hab ich von Anfang an kritisiert, das ignorieren der Wähler und Fokussieren auf die Politiker deren Ziel doch genau ist, das sich Medien und Politik aufregen. Und dabei schaut unsere Politik auch noch gern darüber hinweg das auch Politiker aus anderen Parteien wie CDU/CSU (nicht nur) etwas schöner verpackt rassistische, ignorante und diskriminierende Äußerungen machen und eine Politik des Gegeneinander betreiben (die Bevölkerung gegen Gewerkschaften, Demonstranten, Flüchtlinge, Arbeitslose, etc ausgespielt wird) und das meist um von ihrem eigenen Versagen abzulenken, von unbeliebten Gesetzesentwürfen abzulenken etc und das oft sogar mit Erfolg.

  • Mir ist nicht ganz klar, warum in Thüringen ein Fernseh-"Zweikampf" sinnvoll sein soll. Das könnte man in Sachsen machen. Aber in Thüringen werden wohl fünf oder sechs Parteien reinkommen, mit nicht sooo großen Abständen dazwischen.

    • @Kohlrabi:

      Also die Umfragen sagen was anderes. FDP, Grüne und SPD sind nah an der 5% Hürde oder darunter.



      Dann bleiben nur Linke, BSW, AfD und CDU im Landtag.



      Wie soll das Land denn bitte regiert werden? Da wäre eine Koalition BSW und AFD noch die Wahrscheinlichste Koaltition.

      • @Walterismus:

        Glauben Sie wirklich, dass Katja Wolf vom BSW mit Höcke regieren würde? Vollkommen undenkbar.

        Falls wirklich auch die SPD unter 5% bleibt (was in Thüringen - im Gegensatz zu Sachsen - unwahrscheinlich ist), dann muss und wird die CDU ihre vorsintflutliche Totalabgrenzung gegenüber der



        Linken ad acta legen. Mit dem BSW und Katja Wolf werden gewiss sowohl die Union als auch die Linke können.

        Freilich wäre es mir lieber, die AfD wäre nicht die einzige Oppositionspartei im Landtag. Aber wenn es so kommt wie Sie vermuten, dann wird es m.E. ein Dreierbündnis der anderen geben.

        In anderen Ländern könnte eher die CDU gegenüber der AfD schwach werden. Aber nicht in Thüringen mit Höcke.

    • @Kohlrabi:

      Man hätte die drei Parteien über 20% einladen sollen (CDU, Linke und AfD).

      • @Der Cleo Patra:

        War da unaufmerksam und hab was überlesen ... Auf Welt TV soll das also ausgestrahlt werden, nicht im Öffentlichen ...

        O.K., das ist verständlich, dass die exklusiv einen konservativen Kandidaten promoten wollen und sich nicht um adäquate Repräsentation scheren.

        Dann sollen Voigt und Höcke auf dem Privatsender mal eine Schlammschlacht machen ... Ramelow und Wolf können dann ja sagen: Wir haben uns in unseren politischen Ämtern in Erfurt und Eisenach derweil um die Praxis gekümmert.

  • Umdeuten statt ignorieren oder normalisieren.



    Dann kann "AfD" schnell mal "Adolf fickt Deutschland" werden.



    Was ja auch näher an der Realität ist als die bisherige Deutung des Kürzels...

    • @realnessuno:

      War das nicht eher eine Liebesheirat?

      Große Teile der deutschen Bevölkerung sind damals mit großer Begeisterung mit dem Führer uns Bett gestiegen.

      • @Jim Hawkins:

        Das ist fragwürdig bis ungenau. "Große Teile"? Ja! Mehrheiten hatte Hitler aber nie. Alles hat damals mit schneller Selbstentzauberung gerechnet, viele haben genau aus dem Gedankengang heraus für eine Regierungsbeteiligung der Nazis plädiert. Es kam anders. Man muss außerdem immer wieder darauf hinweisen: damals herrschte Arbeitslosigkeit, die Wirtschaft lag am Boden, die Weltwirtschaftskrise hatte sehr viel Vermögen vernichtet. Heute ist Deutschland insgesamt stinkreich, die Arbeitslosigkeit ist gering, die Börse auf Dauerrekordkurs. Wenn heute jemand die AFD wählt, bei solchem relativen Wohlstand und vor dem Hintergrund von Nazi-Diktatur, Holocaust und Weltkrieg, dann finde ich das viel verwerflicher, als wenn jemand 1933 oder selbst noch 1936 auf Hitler hoffte.

  • In einem, am 14.02. vom Tagesspiegel veröffentlichten, Streitgespräch über ein AfD-Verbot zwischen der SPD-Bundestagsabgeordneten Maja Wallstein und dem Bundesvorsitzenden der Jungen Union, Johannes Winkel, äußerte Winkel sich wie folgt: "Wir haben einige große Probleme in diesem Land. Migration und Energie gehören sicherlich dazu. Wenn wir die nicht lösen, sondern nur noch verstärken, dann wählen immer mehr Leute AfD." Die Gegenrede von von Wallstein: "Genau darum darf es nicht gehen. Wollen wir Positionen der AfD aufgreifen und deren Politik umsetzen? Dann machen wir uns zu deren politischen Steigbügelhaltern."

    Solange es zu den sogenannten "Erkenntnissen zum Umgang mit Rechtsextremisten" gehört, gesellschaftliche Themen, die von der AfD adressiert werden, zu Tabus zu erklären, muss man sich eigentlich keine Gedanken darüber machen, ob man der AfD mit einem Fernsehduell eine Bühne bietet. Die Tabuisierung der Themen pusht die AfD viel stärker.

    Zu den "Erkenntnissen zum Umgang mit Rechtsextremisten" sollte gehören, dass man die Themen aufgreift, die die Menschen bewegen und ihnen Lösungen anbietet, denen sie mehrheitlich zustimmen können.

    Fall Voigt reden kann und etwas zu bieten hat, sollte man ihn reden lassen.

    • @Al Dente:

      "Zu den "Erkenntnissen zum Umgang mit Rechtsextremisten" sollte gehören, dass man die Themen aufgreift, die die Menschen bewegen"



      Genau das ist der Punkt.



      Allerdings ist die Annahme, die Themen der AfD seien unbedingt diejenigen die die Menschen bewegen, erst einmal wagemutig. Das werden sie erst, wenn man die AfD die Themen bestimmen lässt.

    • @Al Dente:

      "Die Tabuisierung der Themen pusht die AfD viel stärker. Zu den "Erkenntnissen zum Umgang mit Rechtsextremisten" sollte gehören, dass man die Themen aufgreift, die die Menschen bewegen und ihnen Lösungen anbietet, denen sie mehrheitlich zustimmen können. "

      Sehr guter Kommentar. Richtige Vorgehensweise

  • Liebe Frau am Orde, die Normalisierung findet doch gerade nicht statt. Den "Erfolg" sieht man. Ignorieren ist eben kein Politikersatz.

    • @Hans Hermann Kindervater:

      Wo werden die Rechtsextremisten den ingnoriert? Ist das nicht einfach Afd-Propaganda?

      • @Anna Bell:

        "Ignoriert" ist das falsche Wort, aber "rechts liegen gelassen" passt vielleicht. Die meisten AfD-Gegner begnügen sich damit, sich von der AfD zu distanzieren, möglichst kraftvolle Ausdrücke für ihre Abscheu zu verwenden, gar nicht erst mit ihren Schranzen zu diskutieren, schon gar nicht auf Augenhöhe. Umgekehrt macht es die AfD kaum anders, wenn sie nicht gerade mal wieder das Opfer mimt.

        Und wir sehen: Das funktioniert in Wählerstimmen gemessen für die AfD besser als für ihre Gegner. Denn da, wo sie tatsächlich inhaltlich auseinandergenommen wird, ist sie selbst selten vertreten und schauen entsprechend auch ihre Anhänger nicht hin. Stattdessen lassen die Anderen sie und ihre Wortführer schön in ihrer Blase ihren Mist unwidersprochen verbreiten.

        • @Normalo:

          Aus Neugier würde mich mal interessieren, ob sie für ihre zweite These ein konkretes Beispiel haben.

        • @Normalo:

          Fakt ist, dass die etablierten Parteien alle, mit Abstrichen bei den Grünen, dabei umso mehr bei Wagenknecht, das zentrale Narrativ der AfD übernehmen und eine restriktive Einwanderungspolitik übernehmen, die den Tod flüchtender Menschen billigend in Kauf bzw. auch explizit will (z.B. Jens Spahn und seine "Physische Gewalt", Olaf Scholz' Abschiebungen "Im großen Stil" usw. usf.). Wer die AfD bekämpfen will, indem deren Politik umgesetzt wird, gewinnt keinen Blumentopf, sondern bereitet den Boden für Schlimmeres.

  • Mit einer guten Strategie könnte Voigt wenigstens die "Unentschlossen" abholen. AFD Wähler wird er, egal mit welcher Strategie, wohl kaum erreichen. Und ich bin ganz ihrer Ansicht, die AFD ist alles andere als eine "normale" Partei, nur solange sie nicht verboten wird, ist sie auch legitim, gleiches gilt für den Spitzenkandidaten, der ja auch alles mögliche ist, nur kein "normaler Kandidat. Muss man in einer Demokratie halt ertragen. Und da ignorieren bisher nicht besonders gut funktioniert hat und die AFD in Thüringen weit vorne liegt, würde ein Verzicht auf die TV Debatte eher der CDU Schaden. Denn ich glaube nicht, dass die AFD in Thüringen auf diese Plattform unbedingt angewiesen ist. Natürlich besteht auch die Gefahr, wenn Herr Voigt sich im Duell als Totalausfall erweist, dass die AFD noch um einige Prozentpunkte zulegt. Das Risiko muss man halt eingehen.

  • Eines kann konstatiert werden: Die Strategie, die AfD einfach zu ignorieren und aus den Debatten auszuschließen hat nicht dazu geführt die Partei einzuhegen. Im Gegenteil, ihre Anteile bei Umfragen stiegen und stiegen.

    • @Rudolf Fissner:

      wie oben: Wo werden die Rechtsextremisten denn ignoriert? Ist das nicht einfach Afd-Propaganda?

    • @Rudolf Fissner:

      Falls da Korrelation vorliegt, ist deshalb noch keine Kausalität gegeben. Dass AfD aud Underdog-Sympathie oder Protest gewählt wird, ist zu kurz gegriffen. Die Leute, die sich das selbst glauben, sind ohnehin so desinteressiert an der Faktenlage, die holt man nicht mehr ab. Außer der Klimawandel hört auf und alle Ausländer gehen nach Hause. Dann müssen sie ja nicht mehr "protestieren"

    • @Rudolf Fissner:

      Der Umgang mit Fanatikern und Radikalen ist schwierig.



      Wie sagte Trump mal so treffend : "I could stand in the middle of 5th Avenue and shoot somebody and I wouldn’t lose voters."



      Ähnliches gilt hierzulande für viele AfD-Anhänger.

  • Sabine am Ordes Argumente kann ich alle nachvollziehen, dennoch finde ich sie unterm Strich nicht zwingend.

    Mittlerweile abgedroschen ist allerdings das "keine Bühne bieten"-Argument. Es stammt im Grunde noch aus den Zeiten des politischen Lagerfeuers, als sich die halbe Nation vor den zweieinhalb Sendern sammelte, um Fernsehduelle verfolgten. Inzwischen sind aber andere Kommunikationskanäle weitaus wichtiger, vor allem bei Jüngeren. Dass die AfD inzwischen aber auf Social Media die anderen Parteien leider abgehängt ist, ist längst bekannt www.blaetter.de/au...nz-der-afd-brechen

    Voigts rhethorisches und argumentatives Geschick kenne ich nicht. Er ist jetzt aber auch kein politischer Novize. Es geht aber auch gar nicht darum, hardcore-AfDler zu überzeugen. Sondern jene anzusprechen, die noch für Argumente aufgeschlossen sind. Im Gegensatz zu den üblichen AfD-Blasen muss Höcke hier mal mit Widerspruch rechnen. Da wünsche ich mir von Demokraten ein bisschen mehr Vertrauen in die Kraft der besseren Argumente. Und als Stimme des unterdrückten Ostens kann sich Höcke hier jedenfalls nicht inszenzieren, denn anders als er ist Voigt geborener Thüringer.

    Also, könnte gut gehen, und beim derzeitigen Umfragstand scheinen mir die Chancen für Voigt größer als die Risiken.

  • Ein TV-Duell ist ein TV-Duell und ehrlich gesagt, die Strategie mit "keine Bühne bieten" hat ja bisher super funktioniert.

    Nach all den Demos für Demokratie ist wohl trotzdem ein Blick ins GG notwendig: eine Partei die nicht verboten ist (AfD, CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke) kann ....

  • "Ein solcher Zweikampf erweckt den Eindruck, die AfD sei eine ganz normale Partei, Höcke ein legitimer Gegenkandidat. Doch genau das ist eben nicht der Fall."

    So lange die AfD nicht verboten ist und zur Wahl antreten kann, ist sie es sehr wohl, ob es einem gefällt oder nicht.

    • @Tom Tailor:

      Jeder, der sich ein wenig mit dem Thema beschäftigt, weiß, dass der Umgang mit den Lügen, Halbwahrheiten, Verdrehungen und Verharmlosungen des äußersten rechten Randes schwierig ist. Die letzten Beispiele sind die Lügen, die AfD-Funktionäre und -Anhänger über das Treffen in Potsdam verbreiten, oder die Verharmlosungen der rechtsextremistischen Umtriebe der JA durch Chrupalla. Will man diese Leute bei jeder Lüge stellen, redet man nur über die Themen des braunen Bodensatzes.

    • @Tom Tailor:

      Genau wie die diversen ideologischen Vorgänger der AfD ist die Partei keineswegs eine "normale Partei". Und die Kandidaten der Partei, insbesondere, wenn es sich - wie hier - um einen Faschisten handelt, sind zwar legale, aber keine legitimen Kandidaten.

      • @Kaboom:

        Spätestens ab Erringen der absoluten Mehrheit kann einem Höcke egal sein, ob ihn jemand "legitim" findet. Und an der ist er in TH schon nahe genug dran, dass er den Rest der Parteien komplett in einer dysfunktionalen Zwangsverbündung einschnürt. Das wird die Dynamik auf der er reitet, kaum abschwächen.

  • "Am deutlichsten wird dies durch das Fernsehduell, das Voigt nun für April plant: Er will sich einem Zweikampf mit Höcke stellen, ausgestrahlt von Welt-TV. Darin will Voigt die AfD wohl inhaltlich angehen, wie die CDU es mehrfach angekündigt hat. Gegen rhetorisch begabte Demagogen wie Höcke ist die Gefahr, dass jemand wie Voigt verliert, sehr hoch."

    Ach, und ich dachte es geht genau darum, die AfD inhaltlich zu stellen? Nun hat man Angst vor dem "Demagogen" Höcke. Wenn also kneifen statt argumentieren die Empfehlung der TAZ ist, scheint es um die Inhalte doch nicht so gut bestellt zu sein.

  • "Ein solcher Zweikampf erweckt den Eindruck, die AfD sei eine ganz normale Partei, Höcke ein legitimer Gegenkandidat. Doch genau das ist eben nicht der Fall."



    Doch genau das ist eben der Fall 🤷‍♂️



    Die AfD ist eine legitime Partei und Höcke ein legitimer Kandidat. Alles andere sind schlichtweg Falschbehauptungen bis endlich irgendwer nach Karlsruhe geht und den Verbotsantrag stellt - und Karlsruhe diesem dann auch zustimmt 🧑‍⚖️



    So funktioniert unser Rechtsstaat nunmal. Man kann der AfD nicht immer vorwerfen das sie unsere Demokratie aushöhlen will und im nächsten Moment macht man es selbst keinen Deut besser indem man der AfD ohne jegliches juristisches Urteil immer die Legitimität abspricht 🤷‍♂️



    Wofür sonst trägt man eigentlich seit Jahren die ganzen Indizien gegen die AfD zusammen???



    Zur 'Abschreckung' und 'Sensibilisierung' der Bevölkerung gegenüber der AfD?



    Wenn das die Idee war, dann gute Nacht.

  • Herr Voigt überschätzt sich und seine Fähigkeiten wohl etwas. Das könnte das Problem sein.

  • Die Diskussion zwischen Höcke und Voigt ist wichtig, denn einer von beiden wird Ministerpräsident werden.

    Höcke benötigt dazu eine absolute Mehrheit der Mandate, was nicht so unmöglich ist wie es sich anhört. Denn wenn neben FW, FDP und wer weiß wie vielen Sonstige auch Grüne und SPD an der 5-%-Hürde scheitern, könnten dafür schon 35-40 Prozent ausreichen.

    Voigt dagegen könnte Koalitionspartner finden, wenn nur genügend davon in den Landtag kommen. Deshalb ist es für ihn und die CDU so wichtig, vor Ramelows Linken zu landen. Und diese Diskussion kann ihm dabei helfen. Zurück kann er jetzt nicht mehr, das würde nur Höcke nützen. Und problematisch wäre es natürlich, wenn er sich als intellektuell und argumentativ unterlegen gegenüber Höcke entpuppen würde.

    • @Don Geraldo:

      Höcke wird nicht deshalb Ministerpräsident, weil die AfD die stärkste Partei werden könnte. Der Partei fehlt schlicht der Koalitionspartner.

      • @Rudolf Fissner:

        Och, warten wir doch mal ab, ob sich nicht ein paar für eine Koalition ausreichende Gemeinsamkeiten mit der Wagenknecht-Partei finden.

        • @Kaboom:

          Im Gegensatz von der SPD, Grünen und CDU hat Frau Wagenknecht noch keine gemeinsame Sache mit der AFD gemacht. Wer weiß, vllt hält BSW ja ihr Wort und machen es tatsächlich nicht.

        • @Kaboom:

          Nicht das ich der Linken solche Koalitionen nicht zutrauen würde, immerhin hat die Linke in Griechenland vor ein paar Jahren mit Rechtsextremen koaliert. Aber für DE halte ich das für ganz ganz wenig wahrscheinlich.

  • Ob Mario Voigt in einem TV-Duell gegen den Demagogen Höcke unterliegen würde, vermag ich nicht zu beurteilen. Möglicherweise können die thüringischen Wähler das besser einschätzen.



    Ich nehme jedoch an, dass Höcke gerade WEGEN seiner demagogischen Fähigkeiten von seinem Publikum geradezu verehrt wird - und er erreicht sein Publikum so oder so, die hohen Zustimmungswerte für die AfD in Thüringen sprechen eine klare Sprache.



    Bei der Frage, ob man ihm im Fernsehen noch eine weitere öffentliche Bühne bieten sollte, geht es daher mehr ums Prinzipielle - und, ehrlich gesagt, auch diese Frage vermag ich nicht zu beantworten. Wenn Voigt und seine CDU das Duell unbedingt in Welt TV austragen wollen, können wir es sowieso nicht verhindern.



    Ohnehin bin ich der Meinung, die Normalisierung der AfD ist schon lange vollzogen, auf den Straßen und Plätzen in Thüringen und anderswo - und in den (a)sozialen Medien. DORT muss die Auseinandersetzung mit der AfD geführt werden, nicht jedoch mittels Spiegelfechtereien in Talkshows oder Fernsehduellen in Wahlkampfzeiten.

    • @Abdurchdiemitte:

      Höckermen gibt sich gerne als provozierende Führungspersönlichkeit.



      Im AfD Zirkus kann er dabei immer ungefiltert den Clown spielen.

      Die öffentliche Rede in der Debatte mit Gegnern hat er nie geübt. Ich denke es würde schnell offensichtlich wie hohl und giftig seine Birne eigentlich ist.

      • @Rudolf Fissner:

        "... wie hohl und giftig ..."



        Das mag sein, ich fürchte aber, gerade dafür bekommt er Applaus von den Seinen.

  • War "Wir treten dem Populismus mit Fakten entgegen und entlarven das inhaltsleere Programm der AfD" nicht mal das empfohlene Mittel der Wahl?

    Davon einmal ab: Die aktuellen Prognosen legen sehr nahe dass das Amt des Ministerpräsidenten nur über die Konfrontation mit Höcke zu erreichen ist. Es geht nicht darum Höcke keine Bühne zu geben, sondern sie ihm nicht gänzlich zu überlassen. Die Situation wird nicht übersichtlicher durch das Spannungsverhältnis BSW/Linke, bei dem alles Mögliche passieren kann

    • @Questor:

      "War "Wir treten dem Populismus mit Fakten entgegen und entlarven das inhaltsleere Programm der AfD" nicht mal das empfohlene Mittel der Wahl?"

      Das Mittel, mit dem die AfD bei Wahlen einen Erfolg nach dem anderen einfährt, ja das war es.

      • @Ajuga:

        Sie meinen man fährt mit Populismus besser als mit Fakten? Würde ich Ihre Position teilen, dann würde ich die Demokratie aus offensichtlichen Gründen als gefährliche Schnappsidee ablehnen. Zum Glück sehe ich das anders

        @Tom Tailor: Alle anderen Parteien (zumindest im BT) haben deutlich mehr Inhalte (Disclaimer: BSW mal wertfrei ausgenommen - die könnten vllt. den Weg der AfD gehen). Manche dieser Inhalte halte ich für groben Unfug, ich gestehe den Urhebern aber zu dass sie aufrichtig an diese Inhalte glauben und räume die Möglichkeit ein, dass sie richtig liegen und ich mich irre. Bei manchen optimistischen Ansätzen hoffe ich es sogar.

      • @Ajuga:

        Dann gibt es ja nur zwei Möglichkeiten, woher das rührt: entweder die Wähler wählen die AfD TROTZ ihrer Inhaltslosigkeit, oder weil andere Parteien NOCH weniger Inhalt zu bieten haben.

  • Im Grunde wird doch alles als Falsche Antwort gedeutet?

    Ignorieren hat nicht geklappt.



    Die AFD entzaubern durch Regierungsarbeit will man nicht.



    Die AFD inhaltlich anzugreifen in Interviews und entzaubern ist der falsche Weg.

    Was ist der richtige Weg? Egal was, es ist immer falsch...

  • Das wird ein Schlachtfest für Höcke. AfD-Wähler interessieren sich kein bisschen für Sachargumente. Höcke wird sie emotional abholen und das wars.



    Einfach nochmal den Abgang von Meuthen Revue passieren lassen,



    z.B. in der Doku "Wir waren in der AfD". Der Flügel feiert seitdem den Stinkefinger gegen alles, was nach bürgerlichem Anstand riecht. Je brauner, umso besser. Damals musste selbst die Eisprinzessin kurz mal hinter die Bühne, um sich mental von hell- auf dunkelbraun umzustellen. Am Ende bleibt in Thüringen nur Ramelow als Hoffnungsschimmer übrig.

    • @Prayn:

      "Das wird ein Schlachtfest für Höcke. AfD-Wähler interessieren sich kein bisschen für Sachargumente."

      Der harte Kern der Wähler ist ja auch nicht das Ziel. Es reicht dass die weiche Schale von der AfD abfällt und der braune Kern deutlicher zum Vorschein kommt..

    • @Prayn:

      "Am Ende bleibt in Thüringen nur Ramelow als Hoffnungsschimmer übrig."

      Das verhindert Wagenknecht.