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Studie über DienstwagenprivilegienVerbrenner bekommen Milliarden

Durch Steuervorteile für fossil betriebene Firmenautos entgeht dem Staat eine Menge Geld, zeigt eine neue Studie. Das bremst die Verkehrswende.

Noch werden jedes Jahr fossile Dienstwagen mit Milliarden subventioniert Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin taz | 13,7 Milliarden Euro entgehen der Bundesregierung jährlich dadurch, dass sie Dienstwagen mit Verbrennermotor subventioniert. Das ist das Ergebnis einer Studie der Beratungsfirma Environmental Resources Management, die die Klimaschutzorganisation Transport & Environment (T&E) in Auftrag gegeben hat. Die Subventionen bremsten den Umstieg auf E-Autos, teilte T&E am Montag mit.

Bei einem Dienstwagen übernimmt in der Regel der Arbeitgeber die Anschaffungs-, Benzin- oder Ladekosten, die er allesamt von der Steuer absetzen kann. Laut der Studie verzichtet nur Italien durch die Subventionen mit 16 Milliarden Euro auf noch mehr Geld als Deutschland.

Bundesweit entstanden im Verkehr 2023 mehr als ein Fünftel aller deutschen Treibhausgasemissionen. Pkws, Motorräder und Lkws mit Benzin- oder Dieselantrieb sorgen für einen großen Teil dieses Ausstoßes. Für eine klimafreundliche Verkehrswende will die Bundesregierung mehr E-Autos auf die deutschen Straßen bringen – 2030 sollen es 15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge sein. Zuletzt brach der Absatz der E-Autos hierzulande allerdings ein.

Auch das Steuersystem biete keinen echten Anreiz, auf E-Dienstwagen umzusteigen, kritisiert Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland: „Jedes Jahr subventionieren wir fossile Dienstwagen mit Milliarden.“ Goetz wirbt unter anderem für eine höhere Steuer auf Verbrennerdienstwagen, weniger Abschreibungsmöglichkeiten für ebendiese Verbrenner und für günstige E-Auto-Leasingprogramme für Menschen mit geringem Einkommen.

Neue Steuervorteile für teure E-Autos

Die Bundesregierung hat gerade erst weitere Steuervorteile für E-Dienstwagen beschlossen: Bald sollen sie auch für teurere E-Autos, die bis zu 95.000 Euro kosten, gelten. Bisher lag die Grenze bei 70.000 Euro.

„Mitten in der Haushaltskrise sollen Besserverdienende noch stärker von Steuervorteilen für noch teurere und luxuriösere Dienstwagen profitieren“, sagt dazu Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim BUND. Das sei weder sozial noch ökologisch. Besser wäre, die Steuervorteile an ökologische Kriterien wie Strom- und Ressourcenverbrauch zu koppeln.

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13 Kommentare

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  • Unterstellen wir mal, dass es sich bei dem Dienstwagenprivileg tatsächlich um eine Subvention handelt, was würde passieren, wenn diese abgeschafft werden würde?

    Der Absatz an Neufahrzeugen würde massiv einbrechen, die inländische Fahrzeugbranche hätte zu kämpfen und sehr gut bezahlte Jobs würden wegfallen. Am Ende muss die Frage doch lauten, bringt die (angebliche) Subvention mehr ein als sie kostet?

  • Früher gab es ja mal diese Partei. Wie hieß die noch? Richtig: die Grünen. Also wenn die mit in der Regierung wären, die würden da nie mitmachen. Wäre ja auch doof, denn dann würden ihnen die WählerInnen bei so einem Scheiß reihenweise davonlaufen.

  • Wer sozial sein will: nimmt das Steuersystem. Da muss sowieso mal wieder auf Fairness und gleichere Chancen geachtet werden.

    Wer mehr lange Fahrten, dafür nötige teure Straßen und Umweltschäden haben will, sollte das auch laut sagen, wenn wir Pendelei sogar noch fördern?!??? Am meisten die von vielverdienenden Männern mit Langstrecke.

    Wer aber den Haushalt wie die Umwelt reparieren will, wer die Verkehrswende beherzt anpacken will, beginnt damit, die brutalen Bezuschussungen von dem Falschen zu stoppen. Eigentlich müssten wir das Geld seit 1933 sogar mal zurückholen, solange es noch geht.

    Das heißt auch, bei Verkehr wieder Analyse und Hirn einzuschalten statt PR der Auto-Großerben wiederzukauen. Danke, taz, für die Darstellung.

  • taz: *13,7 Milliarden Euro entgehen der Bundesregierung jährlich dadurch, dass sie Dienstwagen mit Verbrennermotor subventioniert.*

    So ist das halt in diesem 'Autoland'. Für den Ausbau des ÖPNV ist angeblich kein Geld da, und für ein günstiges Klimaticket ('Deutschlandticket') bald auch nicht mehr; aber für subventionierte CO2-Kutschen und neue Autobahnen hat man anscheinend genügend Geld vorrätig.

    So wird es jedenfalls mit der Mobilitätswende nichts werden, aber das ist vielleicht auch so gewollt, wenn man sich die Verkehrspolitik mal genau anschaut.

  • Die Studie bringt nun wirklich nichts Neues.



    Immerhin verlinkt.



    Dort sieht man, dass die Studie auch die Erkenntnis hatte, dass die Steuerersparnis für große Autos (SUVs, was sonst) größer ist als für kleine Autos. Komisch dass sich keine Managerin oder Aussendienstmitarbeiter (oft können die sich das Auto aussuchen) für einen Corsa entscheiden.



    Ebenso steht in den Anmerkungen der Studie, dass sie von einem Szenario ausgehen, dass der Dienstwagen zu 80% privat genutzt wird. Wenn das realistisch ist, sollte man wirklich über den Begriff Dienstwagen nochmal nachdenken.

  • Vertriebler koennen leider nicht des Nachts zu Hause aufladen. 2 - 3 mal so haeufiges und deutlich laengeres Tanken waehrend der Arbeitszeit sind die Folge. So hoch koennen die Steuererleichterungen garnicht sein, dass sie das auch nur im Ansatz ausgleichen koennten.

  • Das ist ziemlich polemisch. Dienstwagen werden geleast. Das fördert die Wirtschaft in Deutschland. Ohne die Subventionen würden das Geld beim Bund verbleiben. Der Artikel ist sehr einseitig und schaut nicht auf alle Faktoren und hat etwas von dem, was die Rechten immer gerne machen: Jammern. Wo das hinführt, sehen wir...

    • @Sanni:

      Das ist keine Förderung der Wirtschaft sondern Subvention von Verbrennern wodurch die deutschen Automobilbauer die E-Mobilität ignoriert haben und nun wiederum Förderungen vom Staat erwarten um sie zu retten. Vor sieben Jahren hatte ich Bernd Osterloh auf einer Betriebsratsversammlung von VW auf der Bühne gesehen. Der hat sich über E-Mobilität lustig gemacht und als den letzten Scheiß abgetan. Heute will VW Leute rausschmeißen und bettelt um Steuergelder weil die Umsätze zurückgehen. Jammern tut die Wirtschaft damit der Steuerzahler einspringt.

    • @Sanni:

      Was ist daran polemisch?



      Wo ist das Problem die "Förderung" von "Dienstwagen" auf vollelektrische Fahrzeuge einzuschränken ?



      Mit drei Jahren Vorlauf - dann sind idR die Leasingverträge "durch" und dann wird halt ein E-Dienstwagen angeschafft.

    • @Sanni:

      Wie wollen Sie statt Jammern denn das Klima schützen im Bereich Verkehr?



      Wie wollen Sie statt Jammern das Geld für die Allgemeinheit wiederholen vom Autoindustriekomplex?



      Wie wollen Sie die Verkehrswende einleiten, statt Jammern?

    • @Sanni:

      Ohne die Subventionen würde das Geld nicht „beim Bund verbleiben“, sondern für sinnvolleres ausgegeben.

    • @Sanni:

      "Dienstwagen werden geleast."

      Nicht grundsätzlich.

      Und warum fördern die Subventionen die Wirtschaft? Wenn die Autos gebraucht werden, werden sie auch ohne Subventionen angeschafft. Höchsten, dass man sich dann mehr Gedanken darüber macht, was man wirklich braucht.

  • A) Natürlich soll die Verkehrswende gebremst werden. Das war und ist von Anfang an die Absicht der Pseudopartei FDP gewesen.



    B) Natürlich sollen Besserverdienende gerne auch qua Luxusmobil noch besser gestellt werden. Das war und ist von Anfang an die Absicht der Lobbytruppe FDP gewesen.



    Gibt's daran ernstzunehmende Zweifel??