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Stromverbrauch von StreamingdienstenDer Weg zur Streamscham

Videoplattformen und Streamingdienste könnten sich zu Treibern der Klimakatastrophe entwickeln. Die Grünen wollen dagegen jetzt vorgehen.

Kann denn Streamen Sünde sein? Foto: Uwe Umstätter/Westend61/imago

Berlin taz | 200 Google-Suchanfragen benötigen so viel Strom, wie ein Hemd zu bügeln. 30 Minuten netflixen setzt so viel CO2 frei wie eine sechs Kilometer lange Autofahrt: Meldungen über den „Klimakiller Videostreaming“ liest man häufiger in letzter Zeit. Um den wachsenden Stromverbrauch von Streaming-Diensten und den Rohstoffbedarf von Smartphones und Computern zu senken, fordern die Grünen deshalb in einem Antrag im Bundestag neue Konzepte und Vorgaben gegen Umweltprobleme der Digitalisierung.

In vielen Bereichen sei bereits erkennbar, dass „eine Digitalisierung ohne ökologische Leitplanken den bestehenden Trend zu steigendem Ressourcenverbrauch und Emissionen verstetigt und beschleunigt“. Gehe diese Entwicklung ungebremst weiter, könne sich die Digitalisierung zum Treiber der Klimakatastrophe entwickeln, heißt es im Antrag. Ein wesentlicher Hebel dagegen könne eine CO2-Bepreisung sein.

Die Grünen berufen sich in ihrem Antrag auf im März dieses Jahres veröffentlichte Zahlen des Energieunternehmens Eon. Demnach habe das Videostreamen im Jahr 2018 weltweit so viel Strom verbraucht wie Polen, Italien und Deutschland zusammen: 200 Milliarden Kilowattstunden. Auf Youtube kommen demnach jede Minute circa 400 Stunden Videomaterial hinzu. Die Server für solche und andere Dienste laufen rund um die Uhr. Immer mehr Endgeräte greifen auf immer mehr Dienste zu. Die Mobilfunkindustrie schätzt, dass circa fünf Milliarden Menschen ein Smartphone besitzen, rund zwei Drittel der Weltbevölkerung.

In Deutschland ist der Stromverbrauch von Streaming-Diensten in Rechenzentren in den letzten Jahren deutlich gestiegen, sagt Clemens Rohde vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, der zu Energieeffizienz forscht. Einen wachsenden Anteil daran haben Cloud-Rechenzentren. „Der Anstieg ist aber nicht so erschreckend, wie man das von den zahlreichen neuen Dienstleistungen erwarten würde“, sagt Rohde.

Skandinavien attraktiv für Rechenzentren

Allerdings hat Deutschland international gesehen einen relativ kleinen Anteil am Stromverbrauch durch Rechenzentren, da die Stromkosten hierzulande höher als im Ausland sind und es langwierige Genehmigungsprozesse gibt. Beliebtere Standort für die Techfirmen sind die skandinavischen Länder, da dort durch viel Wasserkraft erneuerbare Energien besonders günstig sind.

Wie viel Energie die großen Streaming-Dienste exakt brauchen, lässt sich nur schwer sagen. „Die Zahlen liegen bei wenigen Akteuren, die sich nicht in die Karten schauen lassen, da die Energiekosten Teil der Geschäftsstrukturen sind“, sagt Rohde. Aussagen wie Streaming verbrauche so viel Strom wie ganze Länder fußten auf einer wackeligen Datengrundlage. Unter anderem lasse sich schwer bestimmen, wie hoch der Grundverbrauch der Rechenzentren sei, wenn gerade wenig gestreamt werde.

Wie hoch der Anteil einzelner Dienste am Stromverbrauch ist, lässt sich ebenfalls nur schwierig aufdröseln. Denn der Wert schwankt je nach der Serverauslastung, der Länge und Komplexität der Suchanfrage. Die britische Wochenzeitung Sunday Times behauptete in einem Artikel von 2009, eine einzige Google-Suchanfrage würde 0,003 Kilowattstunden verbrauchen. Google behauptete anschließend, der Verbrauch sei nur 0,0003 Kilowattstunden groß.

Cloudbasierte Dienste werden weiter wachsen

Dabei ist die Grundidee von Streaming ressourcensparend: weil man sich die Fahrt ins Kino spart, weil weniger Datenträger und Verpackungen produziert werden müssen. Doch der Vergleich zwischen DVD und Netflix sei kaum erforscht, sagt Rohde. Bislang gebe es keine valide Datengrundlage. „Bei der schnellen technischen Entwicklung kommt die Forschung oft nicht hinterher.“

Musik-, Video- und Game-Streaming-Dienste unterscheiden sich massiv in ihrem Daten- und Stromverbrauch. Spotify benötigt bei mittlerer Qualität rund 40 Megabyte in der Stunde, bei Netflix sind es bei mittlerer Qualität rund 700 Megabyte. Googles neuer cloudbasierter Spieledienst Stadia verbraucht mindestens 4,5 Gigabyte pro Stunde. Anders als bei Musik und Filmen, bei denen Server die Inhalte nur bereitstellen müssen, sind Games interaktiv und die Server müssen auf die Eingaben der Spieler*innen sofort reagieren.

Für die kommenden Jahre schätzt IT-Experte Rohde, dass cloudbasierte Dienste weiter stark wachsen werden. Doch wie mit dem wachsenden Strombedarf umgehen? Ein Weg zurück ist laut Rohde nicht mehr möglich. Viele Menschen hätten sich an das Streamen gewöhnt und nutzten keine DVDs oder Blu-rays mehr. Ein wichtiger Schritt sei daher die Effizienzsteigerung der Infrastruktur von Rechenzentren und der Software. Der Informatiker Peter Sanders forscht etwa am Karlsruher Institut für Technik zu effizienten Algorithmen, die Software schneller arbeiten lassen, um weniger Strom zu verbrauchen.

Effizienzsteigerung ist nur der Anfang

Das Problem dabei: Das Wachstum war in der Vergangenheit größer als die Effizienzsteigerung, sagt Ralph Hintermann vom Borderstep Institut. Ein klassischer Rebound-Effekt. Prozessoren und Smartphones erbringen zwar immer mehr Rechenleistung bei kleinerem Energieverbrauch und werden damit theoretisch ökologischer. Gleichzeitig nutzen nun immer mehr Menschen immer mehr energieintensive Dienste.

Rohde ist deshalb der Ansicht, dass Effizienzsteigerung nur der Anfang sein könne. Wichtiger sei ein bewusster Umgang mit Technik: „Beim Wasserhahn sehen wir, was wir verbrauchen, beim Streaming nicht, zumal ich die Stromkosten des Rechenzentrums nicht auf meiner eigenen Stromrechnung sehe“, sagt Rohde. Er plädiert dafür, Streamingdienste sparsamer zu nutzen: Einen hochauflösenden Kaminfeuer-Stream laufen zu lassen, hält er für wenig sinnvoll. Besser sei es, auf dem Smartphone zu schauen, als auf dem großen Bildschirm.

Eine CO2-Bepreisung sei aber nur schwer umsetzbar: „Denn die großen Techfirmen sitzen zum Großteil außerhalb von Deutschland.“ Die Grünen betonen in ihrem Antrag auch, dass Digitalisierung nicht per se eine Klimabelastung sein muss. So könne der Energieverbrauch in der Industrie bis 2030 mittels IT um 25 bis 30 Prozent sinken. Und autonom fahrende Kleinbusse könnten den privaten Pkw überflüssig machen.

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55 Kommentare

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  • Aha, wir stellen also alle jeglichen Konsum ein und dann bringen wir uns alle um und der Planet ist gerettet. Jetzt muß nur jemand den verdammten Vulkanen klarmachen, daß sie auch nicht mehr ausbrechen dürfen.

    • @Thomas Schöffel:

      Da hast Du Recht! Schon der gesunde Menschenvertsnd sagt uns, dass es unmöglich sein kann, dass die Menschheit angeblich Hunderttausende von Jahren ohne Smartphone und Internet überlebt haben kann. Das sind alles Lügen, mit denen uns die linksgrünversifften Mainstreammedien manipulieren sollen...

      • @boidsen:

        Es ist doch ehrlich gesagt ziemlich wohlfeil, nur bestimmte Dinge auf´s Sowie-Scham-Tablett zu hieven, oder?

  • Über den enormen Fußabdruck von Streaming brauchen wir nicht mehr zu diskutieren. Es sind allerdings keine Untersuchungen zu finden, wo Streaming mit Download verglichen wird. Die gängigen aktuellen Forschungen vergleichen Streaming mit dem Footprint der früher gebräuchlichen physischen Medien (DVD usw) - was müßig ist, denn die sind keine Alternative mehr.

    Download ist nach wie vor eine. Die übertragene Datenmenge ist grob die gleiche. Aber beim Streaming ist die gesamte beteiligte Infrastruktur (Cloud-Server in Datenzentren, Internetknoten, Netzwerke, Router, bis zum Empfangsgerät (TV, Smartphone, Laptop, ) über die gesamte Dauer mit der Diensterbringung beschäftigt. Beim Download nur während des Downloads, ab dann nur noch das Abspielgerät.

    Und mit jedem erneuten Abspielen schlägt Download Streaming sowieso.

    Download von großen Videos bedeutet allerdings auch Wartezeit, abh. von der Internetanbindung. Es gibt daher Ansätze, Download so umzusetzen, dass man während des Downloads ein Video schon sehen kann.

    Nur bedeutet Download den Besitz des Contents und nicht das Mieten. Nachdem sich Konsumenten nun halbwegs daran gewöhnt haben, Content nicht mehr zu besitzen, werden Anbieter kaum die für sie optimale Konstellation (sie werden u.U. mehrmals für die gleiche Ware bezahlt und haben volle Kontrolle über Content, Weiterverwendung weitgehend ausgeschlossen) ohne Zwang wieder aufgeben.

    Der Übergang zu 4K eskaliert das Ganze weiter. Es gibt immerhin kleine Verbesserungen - Firefox stoppt nervige Autoplay-Videos seit einigen Versionen. Insgesamt muss aber auch in der IT ein Umdenken stattfinden. Die ständige Materialschlacht ist der Ansatz für die, die es nicht besser drauf haben, und es ist ein schlechter Witz, für das Abspielen eines Filmchens oder Musik hintendran eine Kleinstadt an Elektronik zu betreiben. Das gilt auch für alle anderen IT-Bereiche und speziell die Cloud-Dienste. Für Werbung sowieso.

  • Also ich nutze 100% Ökostrom von EWS Schönau, daher brauche ich auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich streame.

    Wer gerne zurück ins Mittelalter will, kann das ja gerne machen.

  • Das wird doch alles mit STROM gemacht. Die Energieform, die bei Autos 0% CO2 emittiert.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Na schön, Pornos schauen wir nur noch auf dem Smartphone.

    Bestellen und liefern lassen tun wir gar nichts mehr, sondern kaufen alles in den nahegelegenen Manufakturen.

    Keine Wurst, kein Fleisch, kein Feuerwerk. Erst recht keine Plastiktüte.

    Wanderurlaub im Westerwald in aus Atlantik-Plastikmüll recycelten Funktionsklamotten.

    Würde man alle Dos und Dont's erfassen, hätte das Werk wohl den Umfang des OTTO-Kataloges.

    Den man als Jugendlicher in Ermangelung von Pornos entsprechend einsetzte.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Der eine schaut, der andere dreht ;)

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Der Otto-Katalog wird auf den Müllkippen globalen Südens bereits täglich durchforstet.

  • Ich betreibe auch schon "Ausatmenschämen".

    Die Lösung hier ist ja nicht unbedingt ein Verbot des Streamens, sondern vielleicht sogar eine Reduzierung der Datenmengen/pro Minute.



    Da muss man halt mal bisschen in die richtige Richtung entwickeln.

    Überall immer zu sagen... so das kostet jetzt mehr, kann ja auch nicht die Lösung sein.

  • DA Gute an Greta und all den Kindern: Sie lassen uns endlich mal über ALLES nachdenken, was wir täglich so tun. Ich bin auch dafür, dass Fitness-Studios ihren Strom durch Laufräder u.ä. selbst erzeugeugen. Ich will bei 24 Grad im Schatten nicht in einen eiskalten Aldi oder Rossmann gehen müssen und im Winter nicht in meiner Dauenjacke darin schwitzen. Es gibt viel zu tun! Packen wir es an, überall, an allen Stellen, so wie früher Papas ständiges: Licht aus! PC aus, Auto stehen lassen, Einen Raum weniger heizen, nicht über 20 Grad heizen, lieber Lammfellpantoffeln, keep yourself warm, not the room, Kommunen sollten ab 23 Uhr das Licht abschalten, wer raus geht, nimmt eine Taschenlampe mit. So viele Ideen.....

    • @Maria Burger:

      "Kommunen sollten ab 23 Uhr das Licht abschalten"

      Die nachgewiesene Korrelation zwischen mehr öffentliche Beleuchtung -> weniger Kriminalität (objektiv wie subjektiv) spricht m.E. dagegen.

      Die restlichen Vorschläge unterstütze ich.

  • Ok, aber was ist mit dieser Werbung die sogar hier auf der Taz ständig aufpoppt. Kein Mensch will sie und jede Anzeige verursacht 6Wh Stromverbrauch. Mein AdBlocker meldet mir teilweise 100 unterdrückte Anzeigen. Also 0,6 kWh pro Aufruf. (Die Tatz hat ca. 10 Aufrufe)

    *Sakasmus on* Der Vergleich mit dem Auto zeigt doch, dass Streamer besser sind als Autofahrer. 20-50km schafft ein Auto schon in 30 Minuten. c.O *SOff*

    Aber ich stimme dem weniger Streamen durchaus zu, so wie vieles was die moderne Welt geschaffen hat.

    Wir Fressen, Saufen, Rauchen, Glotzen, Fahren, Zocken, Kaufen, Konsumieren, Konsumieren, Konsumieren, Arbeiten, Konsumieren Arbeiten, Konsumieren, Arbeiten, Konsumieren, Arbeiten, Konsumieren Arbeiten Konsumieren Arbeiten Konsumieren usw. usw. nur wie Lange noch ist die Entscheidende Frage.

    Alle reden darüber wie wir in diesem System noch was ändern können, anstatt darüber zu reden wie wir das System ändern.

  • Abschaffung der Flatrate!

    Wer streamt wie blöde sollte zumindestens dafür zahlen.

    • @Rudolf Fissner:

      Naja, irgendwo sind Flatrates wie Netflix ja auch sowas wie die Demokratisierung des Entertainment-Konsums. Für das, was eine DVD gekostet hat früher kann ich jetzt einen Monat lang schauen was ich will...

      • 6G
        65572 (Profil gelöscht)
        @PLaub:

        Und genau das scheint das Problem zu sein.

  • DVBT! Das gute alte Fernsehen. Funzt ganz ohne Streamen!

  • Gut auf den Punkt gebracht. Einerseits ist es ja eine gute Nachricht, dass Rechenzentren vermehrt in Skandinavien stehen, wo es Strom aus erneuerbaren Energien gibt. Das grundlegende Problem unserer kollektiven Konsum-Sucht kann man aber nicht oft genug benennen. Ob wir Milliarden von DVD-Playern herstellen und später verschrotten oder eben Server für Rechenzentren, macht da nur einen kleinen Unterschied. Es ist wie mit klassischen Autos und E-Autos: Das Problem ist das Autofahren an sich!

    • @Winnetaz:

      "Das macht nur einen kleinen Unterschied" wird die passende Inschrift auf dem Grabstein der durch den Klimawandel ausgemerzten Menschheit sein, weil gar nicht umsetzbare, radikale Forderungen so viel sexier sind, als durch ganz viele kleine Unterschiede eben doch einen großen zu machen.

  • Hm, die Nutzung der Abwärme und vor allem die Verwendung von regenerativ erzeugter Elektrizität ist halt wichtig, gerade was das genannte Beispiel Skandinavien betrifft (ich weiß, Wasserkraft ist auch nicht immer unkritisch): Rechenzentren in kalten Ländern können ihre Abwärme sinnvoll zur Wohnraumheizung verwenden.



    Aber auch Länder mit sehr intensiver Sonneneinstrahlung sind denkbar: Energie aus solarthermischen Kraftwerken kann hier spottbillig sein und ist daher auch für die hier notwendigen Klimaanlagen reichlich vorhanden...das Internet ist ja glücklicherweise international, also: Augen auf bei der ökologischen Serverstandortwahl!

  • das ist doch jetzt aber auch nicht so erstaunlich, dass die vermehrte nutzung von technischen geräten mehr strom verbraucht. das zu allen, die sich darüber aufregen. wir alle lieben das internet & unsere kleinen elektronischen geräte sehr, deshalb ist es hart zu realisieren, dass das ökologisch gesehen ein desaster ist. aber erstaunlich ist es nun nicht.

  • Das ist doch alles nichts Neues. Jede technologische Entwicklung hat zwangsläufig gesteigerten Hedonismus zur Folge. Dass Menschen heute häufiger auf Streamingdienste zurück greifen, da diese ihnen ermöglichen fernzusehen aber selbst zu wählen, was sie sehen wollen, ist doch völlig logisch. Das ist doch genau die Entwicklung die dadurch beabsichtigt war. Und dass Technologie einen Rebound-Effekt besitzt ist auch logisch. Auch das war schon immer so. Daran wird sich auch nichts ändern. Nicht durch Moralisierung oder gute Argumente oder gar Verbote.

    Die eigentliche Crux ist doch, dass wir den Strom, der für das Betreiben der Streamingdienste notwendig ist, weiterhin wie vor 100 Jahren gewinnen, also durch das Verfeuern fossiler Energieträger. Wäre die Energiegewinnung in gleichem Maße vorangeschritten wie die Digitalisierung würden wir heute unseren Strom zu 100% aus regenerativen Quellen (oder neuen technischen Alternativen zB. Fusion) beziehen. Daran bestand aber kein Interesse - weder auf Seiten der Kraftwerksbetriebe oder bei den Produzenten fossiler Energieträger noch bei der Politik. Aber anstatt dort harte Kante zu zeigen wird den Endverbraucher_innen suggeriert, dass ihr Verhalten problematisch sei.

  • "Prozessoren und Smartphones erbringen zwar immer mehr Rechenleistung bei kleinerem Energieverbrauch und werden damit theoretisch ökologischer. Gleichzeitig nutzen nun immer mehr Menschen immer mehr energieintensive Dienste." - das Zeug muss ja auch hergestellt werden.

  • Guter Artikel, danke. Er zeigt auf, wie wichtig die "Lieferkettentransparenz", immer und überall wird.

    Das gefährlichste Gift, das uns die moderne Gesellschaft verabreicht ist wohl, uns von den Folgen unserer Handlungen zu entkoppeln. Dagegen hilft nur Aufklärung.

    Das Geschrei ("Moralismus!!!") in den Kommentaren ist wohl die Angst des Junkies...

    • @tomás zerolo:

      Ich würde den Kommentar einfach mal zu Ende lesen.

      • @Sven Günther:

        Na, Ihren/Deinen meinte ich auch nicht, obwohl (ich geb's zu) ich das Wort dort geklaut habe :-)

  • Aha, ich resümiere: das Streaming ist der SUV des Habenichts; also entweder muss ich meinen Visiodrogen entsagen, oder was? Ist es nicht schon ein Unterschied, dass mir die Standardbildqualitäten reichen? HD ist für mich überflüssig, von 4k ganz zu schweigen, Ein Aspekt, der im Beitrag fehlt!

  • "Durch 5G steigt Stromverbrauch in Rechenzentren stark an"

    www.zeit.de/digita...-rechenzentren-eon

    Wir haben kein Problem, außer, die politisch/ökonomische Realität mit der ökologischen Wirklichkeit zusammen zu denken. Ob das nun streamen, 5G, oder die angekündigte Billion der EU, die Milliarden der Nationalstaaten für zusätzliche Investitionen sind, die oben auf den laufenden Wachstumsmotor drauf gesetzt werden. Alles wird als Klimaschutz verkauft, und es wird gerne überhört, dass dies alles zusätzliches ökonomisches Wachstum, mehr Wohlstand und neue Arbeitsplätze schaffen soll.

    Und alles zusätzlich. Alles auf Basis des Gegenwartsenergiemix und den CO2 Emissionen. Alles verknüpft mit Erwartungen auf hohe Investitionsrenditen, die ihrerseits die Dynamik des Irrsinns und der Verantwortungslosigkeit verstärken.

  • Ist in der Friedrichstr. 21 in Berlin der Moralismus ausgebrochen?

    Die Beispiele für traffic sind also Spotify, Netflix und Stadia. Mal überlegen, was fehlt?

    Letzte Untersuchungen sagen, das etwa 80% weltweiten Datenverkehrs auf Videos zurückzuführen ist, etwa 60% sind On-Demand-Streaming.

    theshiftproject.or...-use-online-video/

    Die 60% teilen sich in 4 Gruppen auf, VoD wie etwa Netflix 34%, Videoplattformen wie YT 21% und über "soziale" Dienste wie FB 18%.

    Irgendwas hab ich und der Artikel bisher vergessen, ach ja, die zweitgrößte Gruppe, Pornos mit 27%.

    Also, leistet einen Beitrag gegen den Klimawandel und nutzt eure Fantasie wenn ihr an euch rumspielen wollt!

  • Die Grünen werden - leider - von großen Teilen der Bevölkerung als Verbotspartei wahrgenommen. Sinnvoll wäre ein Anreiz zur Veränderung des eigenen Verhaltens. Natürlich ist die Klimakatastrophe allgegenwärtig. Mit Angst und Verboten zu agieren ist jedoch in meinen Augen der falsche Weg. Viel besser wäre es, attraktive Perspektiven aufzuzeigen, die jede Änderung des Verhaltens als Gewinn für den Einzelnen / die Einzelne erscheinen lässt. Wie das genau geschehen soll, können sich die Fachleute der Grünen ja mal überlegen...

  • Die Zahlen, die ich gefunden habe, sprechen von 2-3 milliarden smartphonenutzern weltweit, was auch realistischer scheint, als 5 Mrs.

  • Das doofe ist eben, dass jeder jederzeit seine Filme starten und individuell anschauen kann. Wenn wenigstens gebündelt übertragen würde, sagen wir, man möchte Game of Thrones anschauen, dann wartet man auf die nächste viele Viertel Stunde. Das würde schon einiges an Energie sparen. Und Hardware.

  • 0G
    07954 (Profil gelöscht)

    So richtig schämen sollte man sich auch, wenn man noch mit Strom im Haushalt kocht !

    Mit elektrischem Strom zu kochen ist ein Relikt des Atomzeitalters, als Strom noch im Überfluss und extrem günstig zur Verfügung stand.

    Heute sollte man davon Abstand nehmen, da Strom aus renewables sehr teuer und hoch-subventioniert erzeugt wurde, und nicht für thermische Anwendungen benutzt werden sollte.

    Wer mit grünem Strom heute noch kocht sollte sich schämen!

    • @07954 (Profil gelöscht):

      Nicht jeder kann mit Holz oder Kohle kochen, mangels Beistellherd. Und Gas geht ja wohl gar nicht, zumal ich mein Gas-Auto ja durch ein E-Auto ersetzen soll.

    • @07954 (Profil gelöscht):

      "da Strom aus renewables sehr teuer"

      Quatsch. Solarstrom ist der günstigste, den es im Moment gibt.

      Strom ist sehr effizient, nahezu alle Energie wird in Wärme umgewandelt, es entstehen keine Schadstoffe oder Abgase, man verbrennt keine fossilen Energieträger.



      Das bischen Wärmeverlust beim Kochen ist im Winterschnuppe, da es emmissionsfrei die Bude heizt. Und im Sommer gibt es genug Solarstrom.

      Wo ich zustimme ist, dass man den noch zu raren EE-Strom vielleicht sinnvoller nutzen kann, aber wer eine PV-Anlage auf dem Dach hat kann nichts umweltschonenderes machen als mit Strom zu heizen (Wärmepumpe) und zu kochen.

      • @Mitch Miller:

        "wer eine PV-Anlage auf dem Dach hat kann nichts umweltschonenderes machen als mit Strom zu heizen"

        Im Klartext: Nachts und an dunklen Wintertagen bleibt die Bude kalt.

  • (...)"Allerdings hat Deutschland international gesehen einen relativ kleinen Anteil am Stromverbrauch durch Rechenzentren, da die Stromkosten hierzulande höher als im Ausland sind und es langwierige Genehmigungsprozesse gibt."(...)

    Das gilt aber nicht für Frankfurt:

    (...)"Die Digitalisierung boomt – und Frankfurt zählt zu ihren weltweit wichtigsten Zentren. In der „Hauptstadt der deutschen Digitalwirtschaft“ sind inzwischen mehr als 40 internationale Rechenzentrumsbetreiber vor Ort. Und das nicht ohne Grund:

    Mit dem DE-CIX befindet sich in der Mainmetropole der gemessen am Datenfluss größte Internet-Knotenpunkt der Welt. Sein Volumen beträgt ganze 6,1 Terabit Daten, die hier pro Sekunde verarbeitet werden. Solche gigantischen Datenkreuze sind für Rechenzentren besonders attraktiv, Rechenzentren, die zusammen inzwischen ein Fünftel des gesamten Strombedarfs der Stadt ausmachen."(...)

    www.datacenter-ins...nzentren-a-827997/

    Und:

    (...)"Deutschland ist eines der wichtigsten IT-Länder. Das wird sofort klar, wenn man die deutschen Data-Center mit den US-amerikanischen vergleicht. Ein im direkten Vergleich mit den USA so kleines Land wie Deutschland unterhält gigantische Rechenzentren. Das fünftgrößte Rechenzentrum der Welt mit 65.000 m² steht in Frankfurt am Main, dem digitalen Drehkreuz Deutschlands. Der überwiegende Teil der großen Data-Center Deutschlands ist in Frankfurt beheimatet. Selbst Apples großes Data Center in den USA kommt mit 44.000 m² nicht an das e-shelter Rechenzentrum in Frankfurt mit seinen 65.000 m² heran.."(...)

    www.drweb.de/10-gr...tren-deutschlands/

  • (...)"Allerdings hat Deutschland international gesehen einen relativ kleinen Anteil am Stromverbrauch durch Rechenzentren, da die Stromkosten hierzulande höher als im Ausland sind und es langwierige Genehmigungsprozesse gibt."(...)

    Das gilt aber nicht für Frankfurt:

    (...)"Die Digitalisierung boomt – und Frankfurt zählt zu ihren weltweit wichtigsten Zentren. In der „Hauptstadt der deutschen Digitalwirtschaft“ sind inzwischen mehr als 40 internationale Rechenzentrumsbetreiber vor Ort. Und das nicht ohne Grund:

    Mit dem DE-CIX befindet sich in der Mainmetropole der gemessen am Datenfluss größte Internet-Knotenpunkt der Welt. Sein Volumen beträgt ganze 6,1 Terabit Daten, die hier pro Sekunde verarbeitet werden. Solche gigantischen Datenkreuze sind für Rechenzentren besonders attraktiv, Rechenzentren, die zusammen inzwischen ein Fünftel des gesamten Strombedarfs der Stadt ausmachen."(...)

    www.datacenter-ins...nzentren-a-827997/

    Und:

    (...)"Deutschland ist eines der wichtigsten IT-Länder. Das wird sofort klar, wenn man die deutschen Data-Center mit den US-amerikanischen vergleicht. Ein im direkten Vergleich mit den USA so kleines Land wie Deutschland unterhält gigantische Rechenzentren. Das fünftgrößte Rechenzentrum der Welt mit 65.000 m² steht in Frankfurt am Main, dem digitalen Drehkreuz Deutschlands. Der überwiegende Teil der großen Data-Center Deutschlands ist in Frankfurt beheimatet. Selbst Apples großes Data Center in den USA kommt mit 44.000 m² nicht an das e-shelter Rechenzentrum in Frankfurt mit seinen 65.000 m² heran.."(...)

    www.drweb.de/10-gr...tren-deutschlands/

  • Einen hochauflösenden Kaminfeuer-Stream auf dem Smartphone zu schauen, ist auch nicht sinnvoller als auf fliegende Toaster auf dem Bildschirm.

  • Sorry, meine lieben Freunde von den Grünen! Zwar bin ich auch einer von euch und dennoch empfinde ich diesen Vorstoß ein wenig heuchlerisch: war nicht gerade erst unser Clubtreffen in Bielefeld? Ist nicht - wie immer - ein großer Teil der Veranstaltung live per Stream online gegangen? Posten nicht pausenlos Robert und alle anderen tausendfach ihre Bildchen (z.B. "Tannenbäume der Bundestagsliegenschaften", von Notz uvm.) ... und so weiter auf Instagram & Co.? Verbrauchen User der Grünen weniger Strom oder sind wir etwa CO2-neutral? Sorry, ich verstehe diese Selbstbeweiräucherung nicht mehr! Vielleicht fordern wir Mal die Dinge, die wir selbst auch LEBEN !

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @sucram.hh:

      ist es also falsch, über probleme zu reden, die man für sich selbst noch nicht gelöst hat?



      wie sonst könnte man überhaupt ziele formulieren, die von der eigenen, gelebten wirklichkeit abweichen.



      absurde argumentation, immer wieder von angeblich wohlmeinenden, aber-nun-reicht-es-mir-doch-leuten.

    • @sucram.hh:

      Es geht hier ja nicht um Moral, sondern um Tatsachen. Wenn mir ein Drogenabhängiger sagt, dass Drogen der Gesundheit schaden, hat er einfach recht, auch wenn er selbst Drogen nimmt. Wenn nun die Grünen Tatsachen aussprechen, wo sie bisher gedankenlos sind, ist das doch super. Wenn jemand ökologischer handeln will als die Grünen, immer nur zu.

      • @Kurt77:

        das ist richtig, aber die gewählten Worte (in diesem Fall stammen sie allerdings von der TAZ) sind einfach reaktionär. "streamscham", das ist das Gegenteil von Aufklärung, die setzt nämlich darauf das eine Verhaltensänderung durch Erkenntnis einsetzt, was sich aber immer öfter in Diskussionen und Berichten zeigt, ist eine puritanische, moralisierende Herangehensweise. Verhaltensänderungen werden durch die Erzeugung von negativen gefühlsbeladenen und vor allem auf Schuld aufbauenden Begrifflichkeiten versucht zu vermitteln.



        Mag das Ziel auch das richtige sein, aber dieser reaktionäre und anti-aufklärerische Stil ist ganz bestimmt nicht der richtige Weg die Gesellschaft zuverändern.



        Moral ist ein Unterdrückungselement, genau wie Religion, das genau so etwas aus der vermeintlich linken Richtung kommt ist erschreckend.

      • @Kurt77:

        Um bei ihrerAnalogie zu bleiben: Der Heroin unkie läuft rum und derzählt den Kiffern, Drogen sind gefährlich.

        • @Beowulf:

          Jaja. Und deshalb sollen die Grünen bloss die Klappe halten. Hauptsache @SUCRAM.HH, @NUTZER und @BEOWULF können ruhig weiterstreamen.

          Merkt Ihr eigentlich was?

        • @Beowulf:

          Argumente sollten nicht danach beurteilt werden, wie sich die Person verhält, die sie vorträgt.

          Umgekehrt würden wir es auch nicht gutheißen ein Argument nur deshalb nicht zu hinterfragen, weil die vortragende Person besonders tugendhaft ist. Es kann trotzdem Unsinn sein.

    • @sucram.hh:

      Wieso denn? Darf man nicht mehr streamen, bloß weil man fordert, dass Streaming weniger CO2 verbraucht? Eine CO2-Steuer in dem Bereich würde dafür sorgen, dass mehr Ökostrom hierfür benutzt wird, und weniger CO2 verbraucht wird. In nicht so ferner Zukunft müssen diese Dienste CO2-neutral laufen. Und dann können alle wieder fleißig streamen...

      • 6G
        65572 (Profil gelöscht)
        @Martinho:

        Streaming ist nicht die Lösung des Klimaproblems, es verbraucht kein CO2.

  • Solange sich die Rechenzentren in der EU befinden unterliegen sie bereits einer CO2-Bepreisung durch den EU-Emissionshandel.

    • @Milvus milvus:

      Das stimmt nicht. Der EU-Emissionshandel betrifft nur die Sektoren Energiewirtschaft, energieintensive Industrie und den innereuropäischen Flugverkehr.

      • @Martinho:

        "Der EU-Emissionshandel betrifft nur die Sektoren Energiewirtschaft, energieintensive Industrie und den innereuropäischen Flugverkehr."

        Richtig. Und die Energiewirtschaft produziert den Strom mit denen die Rechenzentren betrieben werden. Also unterliegt der beim Streamen verbrauchte Strom einer CO2-Bepreisung.

    • @Milvus milvus:

      Und solange sich die Rechenzentren dort befinden, wo sowieso regenerative Energie im Überfluss vorhanden ist, ist auch kein ökologisches Problem da. Man schreibt es ja ungern, weil es so klischeehaft ist, aber da schießen die Grünen schon wieder auf neue Technologien, statt darin eine Lösung zu erkennen.

      • @Ruediger:

        Die Server für die Rechenzentren müssen sehr energieintensiv hergestellt werden. Ein paar Jahre später sind sie massenhaft Elektroschrott. Klimaneutral geht anders. Es ist dieselbe Illusion wie beim angeblich emissionsfreien E-Auto.