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Soziologe über Ungleichheit„Neoliberale Ideologie ist gescheitert“

Arm und Reich driften weltweit immer weiter auseinander. In Deutschland geht unter Jüngeren die Schere auseinander, sagt der Soziologe Steffen Mau.

Wer profitiert von der zunehmenden Ungleichheit? Schwellenländer und globale Eliten: Finanzdistrikt in Schanghai Foto: reuters
Stefan Reinecke
Interview von Stefan Reinecke

taz am wochenende: Herr Mau, es gibt einen umfangreichen Report über globale Ungleichheit, verfasst von Wissenschaftlern um Thomas Piketty. Wissen wir jetzt mehr?

Steffen Mau: Schon. Der Report stellt die Entwicklung in mehr Regionen über einen längeren Zeitraum dar. Das ist neu. Die Studien der OECD und auch von Thomas Piketty waren bislang auf den Westen fokussiert.

Die absolute Armut hat global abgenommen: 1981 mussten 40 Prozent der Weltbevölkerung mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen, 2008 nur noch 14 Prozent. Kommt das in dem Report ausreichend vor?

Ja, positive Entwicklungen zeigen auch Piketty und seine Kollegen. Global ist das Einkommen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung gestiegen – vor allem aufgrund der Entwicklung in China und Indien.

Bild: privat
Im Interview: Steffen Mau

Steffen Mau, geboren 1968, ist Professor für Soziologie an der Humboldt-Universität Berlin. Er forscht auch über Ungleichheit.

Ein Angestellter in China verdient 15- oder 2o-mal so viel wie 1980, ein Angestellter in den USA hat real weniger als 1980. Verfall hier, Aufstieg dort. Ist das global gesehen nicht gerecht?

Das kann man so sehen. Der globale Süden holt auf. Aber es gibt auch die andere Seite: die unterschiedlichen Wachstumsrenditen und ein Aufklaffen der Ungleichheitsschere. Bei den Superreichen, dem obersten 1 Prozent der Weltbevölkerung, sind die Zuwächse viel höher. Die Globalisierung hat zwei Gewinner: aufsteigende Gesellschaften wie die chinesische – und die globalen Eliten.

Und wer verliert?

Die Mittelschicht im Westen. Die stagniert seit den 1980er Jahren. In den USA dramatisch, in Europa moderat, so ein einleuchtender Befund des Reports.

Heißt das: Nicht der Finanzkapitalismus als globales System ist ausschlaggebend für die wachsende Ungleichheit, sondern es sind nationale Texturen, sozialstaatliche Tradi­tionen und steuerpolitische Entscheidungen?

Ja, der Staat verfügt mit Sozialtransfers und Steuern noch immer über mächtige Instrumente. Und die sind in den USA massiv zurückgebaut oder sogar zerstört worden. Auch der Einfluss der Superreichen auf die Steuerpolitik ist in den USA viel extremer als in Europa.

Also ist die These, dass Na­tionalstaaten ohnmächtig dem Sturm der Globalisierung und damit wachsender Ungleichheit ausgesetzt sind, falsch?

Die Staaten und ihre Regierungen sind entscheidende Spieler. Und es sind keineswegs jene Staaten erfolgreich, die Steuern für Reiche und Unternehmen radikal gesenkt haben. Auch die OECD ist der Ansicht, dass zu viel Ungleichheit zwiespältige Auswirkungen hat, weil eine extreme Vermögenskonzentration die Märkte verzerrt. Wenn Reiche Kapital horten und die Staaten arm sind, fehlt Geld für nötige Investi­tionen, etwa für Bildung und Infrastruktur. Beides ist aber nötig für Wachstum. Der Report zeigt, dass der private Reichtum enorm gewachsen ist, während die Staaten nach den Privatisierungswellen kaum noch über Vermögen verfügen.

It ’s politics, stupid?

Ja, es geht um politische Entscheidungen. Die neoliberale Ideologie – weniger Staat, weniger Steuern, mehr Ungleichheit – ist gescheitert.

Deutschland erscheint im Vergleich zu den USA egalitär. Aber stimmt das? Die Mittelschicht schrumpft auch hier.

Da muss man genau hinschauen. Die Einkommensmittelschicht ist in Deutschland seit 2005 relativ stabil. Davor ist sie von 64 auf 58 Prozent geschrumpft. Das ist nicht so dramatisch. Das Problem ist die extreme Konzentration von Vermögen, die hierzulande weit ausgeprägter ist als in anderen Industriestaaten. Hinzu kommt: Die Vermögensbildung ist bei Jüngeren viel ungleicher und schwieriger als bei Älteren.

Je jünger, desto größer die Ungleichheit. Warum?

Dabei spielt der veränderte Arbeitsmarkt ebenso eine Rolle wie Fragen der Vererbung. Viele Ältere haben noch sichere Jobs und sind in ein anderes Einkommensgefüge hineingewachsen, bei den Jüngeren driftet das stärker auseinander.

Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist gesunken, aber das hat nicht zu mehr Gleichheit geführt. Warum nicht?

Das ist bemerkenswert. Denn Arbeitslosigkeit ist ein wesentlicher Grund für Ungleichheit. Eigentlich hätte die Ungleichheit also abnehmen müssen. Hat sie aber nicht. Das heißt: Der langfristige Trend, die Spreizung zwischen gut bezahlten qualifizierten Jobs und mies bezahlten für schlecht Qualifizierte, ist stärker.

Also wird die Ungleichheit weiter zunehmen?

Wahrscheinlich. Denn die Spreizung auf dem Arbeitsmarkt ist ein Muster, das wir in allen westlichen Gesellschaften finden. Das ist eine Auswirkung der Globalisierung, die die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern auf den Arbeitsmärkten vertieft. Dazu kommt der Effekt, den Piketty in seinem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ analysiert hat: Die Einkommen aus Kapital steigen stärker als die aus Arbeit.

Die 100.000-Euro-Frage lautet: Gibt es einen zentralen politischen Hebel, um die Ungleichheit zu begrenzen?

Wenn man die Akkumulation von Reichtum über die Generationen begrenzen will, geht das nur mit der Erbschaftsteuer.

Warum ist die so schwer durchsetzbar?

Rund 60 Prozent der Deutschen sind gegen eine Erhöhung der Erbschaftsteuer, obwohl sie davon überhaupt nicht betroffen wären. Eine Mehrheit ist gleichzeitig auch überzeugt, dass die Ungleichheit zu groß ist. Kurzum: Viele kritisieren die Ungleichheit, aber wollen keine höhere Erbschaftsteuer. Deswegen sind höhere Steuern politisch kein Gewinnerthema.

Liegt das daran, dass Reichtum hier eher versteckt wird?

Das ist ein Grund. Protzen, der demonstrative Konsum, das ist unüblich in Deutschland. Anders als Armut lässt sich Ungleichheit nicht so gut „fühlen“. Reichtum wird eher verborgen, auch vor der Forschung. Wir wissen über die Vermögen der Superreichen nur sehr wenig. Die werden geschätzt, weil es keine Daten gibt.

Welches Instrument hilft denn wirklich gegen Ungleichheit?

Man braucht viele Instrumente. Arbeit stärker zu besteuern als Kapitaleinkünfte ist zum Beispiel falsch. Und wir brauchen ein gut ausgestattetes Bildungssystem, das die Nachteile, die Unterschichtskinder meist haben, zumindest mildert.

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165 Kommentare

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  • 8G
    82278 (Profil gelöscht)

    "Bei den Superreichen, dem obersten 1 Prozent der Weltbevölkerung, sind die Zuwächse viel höher."

     

    Es ist doch blödsinnig, sich immer an den "1 Prozent" zu echauffieren, einfach weil diese Vermögen im Vergleich zum Vermögen der Mittelklasse gar nicht ins Gewicht fallen. Es geht um reine Symbolpolitik.

     

    Von den Vermögen der deutschen Millionäre kann man vermutlich 2 Wochen lang die deutschen Hartz4-Zahlungen finanzieren. Grandios.

    • @82278 (Profil gelöscht):

      Und dieses 1% diktiert in weiten Teilen auch die Gesetze. So ist das in einer Lobbykratie. Die Kleinheit dieser Zahl deutet nicht darauf hin, dass es unwichtig wäre, sondern genau das Gegenteil ist der Fall. Im Absolutismus des 17ten Jahrhunderts war diese Zahl noch kleiner. War es da deswegen besser?

    • @82278 (Profil gelöscht):

      Ist es nicht.

      Diesem reichsten 1% gehört mittlerweile 40% der Welt. (Laut Wikipedia)

       

      Und wenn es so weitergeht, werden die 1% irgendwann über 60% des Gesamtvermögens, werden also alle großen Konzerne steuern.

       

      Die deutschen Politiker schaffen es heute schon nicht einmal, gegen den Apothekerverband Politik zu machen.

       

      Ist es nicht auffällig, das immer mehr Millardäre sich zu Präsidenten wählen lassen?

  • Es ist gut, dass der globale Süden aufholt und einen Sturm der Globalisierung entfacht.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Ich weiß, Sie sehen die Lösung darin, jetzt mal die machen zu lassen, die bislang den kürzeren Strohhalm hatten. Aber das ist wirklich nicht die Lösung des Problems.

      Wer beispielsweise den Staatkapitalismus, gepaart mit dosiert-libertärem partikularem Unternehmertum in China als leuchtendes Beispiel vor Augen hat, weil die Wirtschaftskennzahlen der letzten Jahre so schön waren, unterscheidet sich bezüglich seiner Kritikfähigkeit vielleicht nicht soo arg von jenen, die vor vielen Jahren ganz enchantés mit Maos Büchlein in der Jackentasche rumgelaufen sind.

      Umwelt geht trotzdem den Bach runter, Herausbildung einer Oligarchenschicht (bemerkenswert, dass es die Partei nicht nur zulässt sondern fördert) und einer mittleren Unternehmerschicht, denen es ganz gut geht und demgegenüber Massen die sozial wenig profitieren, aber natürlich als Binnenmarkt-Kanonenfutter immens wichtig sind. Schließlich Konkurrenz und Konflikte (letztlich bewaffnet ausgetragen) mit ebenfalls global Agierenden. Hinzu kommt: interessanterweise eine ebensolche Verwundbarkeit gegenüber zyklischen Wirtschafts- und Finanzkrisen, wie man sie von herkömmlichen marktwirtschaftlich-neoliberalen Systemen kennt.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Ich finde nur die Erkenntnis Pikettys, dass sich weltweit die Ungleichheit verringert hat wesentlich wichtiger als die Lususprobleme der reichsten Länder und freue mich darüber. Dabei ist es mir völlig wurscht, ob das jetzt am Staatskapitalismus, Normalokapitalismus, Neoliberalismus, Kommunismus, Liberalismus oder weis Gott was liegt. Die Leute haben einfach mehr zu futtern, es verhungern weniger.

    • @Rudolf Fissner:

      für die Dividende der Globalisierungsgewinner

      • @El-ahrairah:

        Und? Angesicht der weltweiten Verbesserung der Ungleichheit sind das doch nur ärgerliche Peanuts.

        • @Rudolf Fissner:

          Du gehörst nicht zufälligerweise zu den glücklichen Peanuts-Gewinnern?

  • in treffender Leserkommentar: „Nur mal zur Klarstellung: die neoliberale Ideologie ist natürlich nicht gescheitert,. sondern hat genau das erreicht, was sie wollte – kurz gesagt. Umverteilung nach oben, Demontage des „sozialdemokratischen“ Westlichen Nachkriegskonsensus und Machtkonzentration bei bestimmten Wirtschaftseliten.“ Und dem hier interviewten Soziologen fallen nur lächerliche Punkte zur Korrektur ein: eine höhere Erbschaftsteuer (würde in Deutschland maximal 10 Milliarden Euro im Jahr mehr umverteilen) und, natürlich, „eine bessere Bildung“ (da können sogar Neoliberale zustimmen). Trotz der klaren Aussage, daß die Zunahme der Ungleichheit Ergebnis bewußter Politik ist, wird im nächsten Moment eine quasi zwangsläufige Entwicklung zu mehr Ungleichheit behauptet („Der langfristige Trend, die Spreizung zwischen gut bezahlten qualifizierten Jobs und mies bezahlten für schlecht Qualifizierte, ist stärker.“). Kein Wort dazu, daß auch nationale Politik höhere Löhne und bessere soziale Absicherung fördern und erzwingen können. Eine traurige Analyse. Gescheitert ist eine Soziologie, die im Lamento endet und die grundsätzliche Veränderbarkeit von Politik negiert. Quelle Nachdenkseiten

  • Na ob man Liberalismus als Ideologie bezeichnen kann?

    Ist das nicht so, als ob man sagt, dass Atheismus eine Religion ist?

    Die Deregulierung basiert ja nicht auf von Menschen erfundener Moral oder Ethik. Sie ist eher die vollständige Abwesenheit von Ideologie

    • @EinfachIch:

      Ich denke, der Begriff "Deregulierung" an sich ist schon hochideologisch. Neoliberale fordern in den ihnen dienenden Bereichen ein Mehr an Regulierung: Beim Schutz des Eigentums und seiner Verwertung, einschließlich seiner physischen Verteidigung durch Polizei und Militär.

      "Eigentum" ist der nächste hochideologische Begriff, der Kernbegriff. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft, in der sich die Menschen untereinander achten und respektieren und sich gleichberechtigt austauschen können, würde niemals ein Zustand entstehen, in dem die Arbeit(sprodukte) so ungleich verteilt wären wie im Neoliberalismus. Jede weiß, dass Arbeitszeit Lebenszeit ist und es deshalb ein simples Menschenrecht sein muss, über Arbeit und Produkte der Arbeit gemeinsam und wirklich demokratisch zu entscheiden. Der Kern des Neoliberalismus ist, genau das wirksam zu verhindern. Deshalb versucht er nach Kräften, uns seine sozialdarwinisische Ideologie um die Ohren zu hauen. Sie erscheint uns selbstverständlich, ja, weil sie selbst nur ein Abbild des herrschenden Neoliberalismus ist. Der aber ist nicht selbstverständlich.

    • @EinfachIch:

      Der Liberalismus macht wie alle Ideologien bestimmte Annahmen über die Welt und die menschliche Natur, und wie das menschliche Glück erreicht werden kann. Das wären das Naturrecht, also die Ableitung des persönlichen Eigentums aus dem Naturzustand, das der Natur gegenübergestellte Individuum (symbolisiert in der Robinsonade), die utilitaristische Konstruktion des absoluten und bestimmbaren Nutzens, die Smith'sche Lehre vom wohltuenden Egoismus und letztlich die Vorstellung von der isolierten Monade.

    • @EinfachIch:

      Es geht nicht um Liberalismus sondern Neoliberalismus gewaltiger unterschied.

      Neoliberalismus ist eine Ideologie.

    • @EinfachIch:

      Das stimmt so nicht. Deregulierung ist doch nicht Abwesenheit von Ideologie. Aus welchem Grund wäre man sonst für Deregulierung, wenn nicht irgendwo eine Begründung dafür zu finden wäre? John Locke, Hayek, Friedman, Smith, Ricardo - alles "Denker". Liberalismus ist genauso wie Konservatismus und Sozialismus eine politische Theorie. Man darf bestimmt auch Ideologie dazu sagen.

      • @Tomba:

        Das Einfordern von Steuer durch den Staat, basiert doch im Grundsatzt, auf Solidarität. Ihr etwas reicheren zahlt etwas ein, damit die Arbeitslosen wenigstens etwas haben. Es geht um Solidarität. Solidarität ist aber ein Gefühl. Es ist nichts was wie die Schwerkraft von der Natur gegeben ist. Der Eingriff des wegnehmens(Steuern), wegen der Solidarität(Gefühl), dass ist die Ideologie. Das NICHT-Eingreifen, ist nicht Ideologie. Genau wie es eben keine Religion ist, NICHT an Gott zu glauben.

        • @EinfachIch:

          ups, da kommt ja sehr schön deutlich zum Vorschein, wie der Kapitalismus mit der ihm gemäßen Gender-Ideologie verschränkt ist. Diese hierarchisierende / wertende Gegenüberstellung von Gefühl und Naturgesetz ist ein Konstrukt, das auch erst mit dem Kapitalismus, als Teil der ihm gemäßen Ideologie entstanden ist.

        • @EinfachIch:

          Doch doch! Teilen (von Nahrung), also Solidarität mit Schwächeren ist das, was den Menschen vom Tier unterscheidet.

          Das ist das, was Schimpansen oder Gorillas nicht haben und uns Menschen einen evolutionären Vorteil verschafft hat.

          Spektrum der Wissenschaft, Ausgabe November 2017.

          • @Tom Farmer:

            Das stimmt nicht. Ich meine, darüber wurde vor kurzem auch in der TAZ berichtet. Hier ein Zitat aus dem Spiegel zur Empathiefähigkeit von Zwergschimpansen:

            ""Die Ergebnisse legen nahe, dass mitfühlendes Verhalten gegenüber Fremden nicht einzigartig menschlich ist", schließen die Forscher. Leitautor Tan resümiert: "Genau wie Schimpansen wäre unsere Art bereit, Fremde zu töten; genau wie Zwergschimpansen können wir ebenso gut sehr nett zu Fremden sein.""

            //http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/sozialverhalten-zwergschimpansen-sind-keine-egoisten-a-875472.html

            • 6G
              61321 (Profil gelöscht)
              @Uranus:

              @TOM FARMER @URANUS

               

              Robert Sapolsky

              Stanford University

               

              The uniqueness of humans

              https://www.ted.com/talks/robert_sapolsky_the_uniqueness_of_humans

               

              Viel Vergnügen! Am Schluss kommt - wenn ihr bis dorthin dranbleibt - noch eine besondere Schlussfolgerung Sapolskys

              • 6G
                61321 (Profil gelöscht)
                @61321 (Profil gelöscht):

                Vortrag beginnt ab Min 5:00

          • @Tom Farmer:

            Ach ja? Warum verrecken dann immer noch Millionen jährlich an Hunger? Man sorgt sich hier wie jedes Schweinchen auch nur um die eigenen Ferkel, manchmal wird in einem fremden Ferkel auch das eigene gesehen.

            • @Rudolf Fissner:

              Für die Genetik vs. Prägung kann ich jetzt aber wirklich nix!

               

              Man muss jetzt halt mal wieder das Gute rausarbeiten!

        • @EinfachIch:

          Dass Liberalismus auch ideologische Elemente hat, wird am besten klar, wenn man die Grenzen seiner Offenheit betrachtet. Zum Beispiel werden Sie kaum einen Wirtschaftsliberalen finden, der das Kartellrecht für überflüssig erklärt. Oder vergleichen Sie Liberalismus mit Anarchismus. Dann sollte Ihnen eine gewisse ordnungspolitische Linie schon auffallen.

           

          Eine Ideologie muss nicht per se totalitär sein, um als Ideologie zu gelten. Es reicht, wenn sie gewisse Grundannahmen umsetzt, über die man streiten kann. Im Fall des Liberalismus ist es - grob vereinfacht - die Grundannahme, dass Individuen am ehesten bei möglichst freier Entfaltung ein funktionierendes, ausgewogenes Gemeinwesen bilden (bzw. dass das, was an Gemeinwesen herauskommt, wenn man dem Indiuviduum möglichst freien Lauf lässt, die Bezeichnung "ausgewogen" verdient - wo die Etatisten aller Couleur natürlich massiv widersprechen würden).

  • "Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist gesunken, aber das hat nicht zu mehr Gleichheit geführt. Warum nicht?"

     

    "Das ist bemerkenswert. Denn Arbeitslosigkeit ist ein wesentlicher Grund für Ungleichheit. Eigentlich hätte die Ungleichheit also abnehmen müssen. Hat sie aber nicht. Das heißt: Der langfristige Trend, die Spreizung zwischen gut bezahlten qualifizierten Jobs und mies bezahlten für schlecht Qualifizierte, ist stärker."

     

    Agenda 2010!

     

    Individuell und gesellschaftlich problematisch ist die prekäre Beschäftigung, die von der Arbeitsmarktstatistik verschleiert wird. So gibt es zurzeit 1,2 Millionen Aufstocker – also Menschen, die trotz Arbeit auf staatliche Hilfe angewiesen sind.

     

    Und die jetzt von vielen stolz zitierte Zahl von 2,8 Millionen Arbeitslosen verliert spätestens bei genauerem Blick in die Statistik ihren vermeintlichen Glanz:

     

    Herausgerechnet sind knapp eine Million Erwerbslose und Hunderttausende Jugendliche in Fortbildungsmaßnahmen sowie die über 58-Jährigen, die seit länger als einem Jahr Hartz IV beziehen. Schon schrumpft das „Jobwunder“, schrumpfen die „Erfolge“ der Agenda 2010 in sich zusammen.

    http://www.lvz.de/Nachrichten/Politik/Kann-die-Agenda-2010-weg

     

    Außerdem

     

    prekäre Beschäftigung und der Niedriglohnsektor haben sich massiv ausgeweitet;

     

    viele Menschen haben 2 Jobs gleichzeitig;

     

    der Anstieg der Mieten und Strompreise (vor allem geprägt durch die Energiewende) seit 2005 wird durch Lohnerhöhungen in der Mitte und dem unteren Teil der Gesellschaft nicht wirklich getragen.

    • @Stefan Mustermann:

      Der Statistikprofessor Dr. Gerd Bosbach vom Rhein-Ahr-Campus in Remagen schreibt: "In der Bundesagentur für Arbeit spricht man von ca. 3 Millionen Arbeitslose. Es gibt aber 5,3 Millionen erwerbsfähige Empfänger von Arbeitslosengeld I und Arbeitslosengeld II. Dazu kommt noch, dass die Bundesagentur für Arbeit eine Zahl von Unterbeschäftigten herausgibt. Diese Unterbeschäftigten werden mit 4,1 Millionen tituliert. Unterbeschäftigung bedeutet aber auch fehlende Arbeitsplätze. Das zeigt die wahre Dimension der versteckten Arbeitslosigkeit."

       

      Der Ex-SPD-Senator Detlef Scheele, der jetzt für ein Jahresgehalt von 300.000 Euro den BA-Chef spielen darf, wird aber sicherlich schlaue Statistiker in der BA haben, die weiterhin die Arbeitslosenzahlen "schönen" werden, damit diese Lügenzahlen am Monatsanfang medienwirksam an den naiven Bürger "verkauft" werden können.

    • @Stefan Mustermann:

      Nun ja, aber warum rechnen Sie nicht genau so mit den Arbeitslosenzahlen in der Vergangenheit?

       

      Rechnet man für alle Jahre alle Gruppen hinein, dann ergeben sich für 2005 ca. 7 Millionen Arbeitslose und 2016 knapp 4 Millionen Arbeitslose. Nterm Strich also 3 Millionen Arbeitslose weniger. (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/arbeitslosenstatistik-so-hoch-ist-die-verdeckte-arbeitslosigkeit-a-1133354.html)

      • @Rudolf Fissner:

        Absolut unbefriedigend muss aber sein, was für Jobs geschaffen wurden. Der Demographie schon mal sei dank ist die Arbeitslosigkeit in diesem Zeitraum gesunken, da eine große Gruppe Arbeitsloser, ab 2005 die 50+ in Rente gegangen ist, doch viel weniger junge in den Arbeitsmarkt eingetreten sind. Das "Jobwunder" ist also auch rein natürliches. Das kann sich keine Regierung zugute rechnen. Ganz im Gegenteil: Viele Arbeitslose gehen letztendlich mit großen Abstrichen in den Vorruhestand.

        Dieser Effekt wird gern unter den Tisch gekehrt.

        • @lions:

          Ich habe nicht die Qualität der Jobs bewertet, sondern die Qualität der statistischen Interpretation. Wobei auch bei ihrem Einwand die Frage beantwortet werden müsste, ob sich die Qualität der Jobs verbessert oder verschlechtert hat.

           

          Das was als „deutsches Jobwunder“ bezeichnet wird ist allerdings sicherlich nicht die im europäischen Vergleich durchschnittliche Vergreisung der Gesellschaft, sondern eher die sehr geringe Arbeitslosigkeit im Vergleich zu den anderen Ländern (bei gleichem Standard der Zählung wohlgemerkt) .

          • @Rudolf Fissner:

            Die Arbeitslosenzahl ist doch eine absolute Zahl, und die Abgänge daraus sind auch über den Renteneintritt zu erklären. In den 1950igern müssen Sie sich mal die Geburtenrate anschauen und mit der nach 1995 vergleichen. Die war fast doppelt so hoch. Wenn das mal nicht ein Faktor ist, die Arbeitslosigkeit ab 2005 kleinzukriegen. Die Agenda 2010 konnte nur ein Erfolg werden.

            • @lions:

              Klaro ich habe ihren Ansatz schon verstanden: Rückgang und Anstieg von Arbeitslosigkeit erkläre sich über Geburten und Sterberaten. Sie müssen sich nicht widerholen.

               

              Was ich nicht verstehe ist, wieso unterscheidet sich dann bei nahezu gleichen Geburten- und Sterberaten in einzelnen Ländern die Arbeitslosenrate.

  • Fragen hab ich auch an den Autor und den Soziologen: Wieso wird zweimal nach den Instrumenten gefragt, mit denen man der Ungleichheit begegnen kann? Und einmal kommt als Antwort nur Erbschaftssteuer, beim zweiten Mal sind es auf einmal eine Reihe von Instrumenten.... Sehr seltsam.

    Ich wusste auch nicht, dass man auf zwei verschiedene Arten stagnieren kann; die Mittelschicht stagniert in den USA dramatisch, in Europa moderat. Ebenfalls komisch.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)
    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @61321 (Profil gelöscht):

      @Atalaya (unten)

  • Die AFD im Bundestag wurde von Leuten gewählt, die alle genau so ein Wahlrecht haben wie Sie. One (wo)man one vote.

    Damit muss man umgehen lernen. Deren Wähler haben vorher Links,CSU/CSU,SPD,FDP gewählt. Wir können das akzeptieren oder weinen. Your choice.

    Ansonsten ist (wie auch im Bundestag) gar nix bestens. Aber nur thoeretischen Quatsch hoch und runter lamentieren. Ja gut, kann man natürlich auch....

     

    Ich arbeite übrigens im Bereich Erneuerbare... da versuche ich meinen bescheidenen Beitrag zu leisten zum Thema Klimaschutz.

    Und klar auch: Ohne Kapitalismus und dem Zwang Geld zu verdienen würde es diese Branche nicht geben.

     

    Kann aber auch nicht daran rütteln, dass der Mensch so bekloppt sein wird auch den letzten Topfen Öl aus dem Boden zu holen.

    Deswegen werde ich aber nicht alles beschissen finden und das Ende der Welt ausrufen.

  • Ja, so 'ne Überschrift: 'Neoliberale Ideologie... ' und schon steppt hier im Kommentar-Bereich der Bär und man fragt sich, wer von den Kommentatoren den Inhalt des Artikels überhaupt zur Kenntnis genommen hat. Und dann wird der Begriff 'Neoliberale Ideologie' Ruckzuck ausgeweitet auf alles, was rechts vom linken Flügel der Linkspartei ist und eine gespenstische Debatte losgetreten ... Also: die Armen werden in unserm Land definitiv NICHT ärmer, aber es ist schlimm genug, dass sie arm bleiben - dagegen gibt es nur ein Mittel: Bildung(schancen), - denn Armut wird vererbt.Oft über mehrere Generationen !

    • @Christoph :

      Die Armen werden in diesem Land nicht ärmer? Wie möchten Sie denn das erklären, bei stagnierenden, bzw., berücksichtigt man die ausufernde Sanktionspraxis, deutlich sinkenden Sozialleistungen und gleichzeitig explodierenden Mieten?

    • @Christoph :

      In dem Artikel wird die "Spreizung auf dem Arbeitsmarkt" gut beschrieben, also die Situation, dass einige gut-bezahlt arbeiten, viele andere hingegen schlecht-bezahlt oder gar mit staatlichen Aufschlag (Aufstockung durchs Jobcenter), da sollten Sie dann auch bis zum Ende den Artikel lesen: Die Armut von Arbeitnehmern nimmt zu, wer da genau arm und wer nur in der Unteren Mitte ist, das steht auf einem anderen Blatt, aber die These dass es eine Verarmung gibt, halte ich für ausreichend hier abgebildet und bewiesen.

       

      Dazu kommt ja noch, dass die Effekte der Riester-Rentenreform erst im Anmarsch sind. Und es gibt eine extrem ungleiche Verteilung von Vermögen. Im SGB II steht Arbeitslosen bzw. Hilfebedürftigen ja auch nur ein eher kleines Vermögen zu, diese Menschen müssen sogar von Staatswegen ihre Vermögen zunächst aufbrauchen, bevor sie überhaupt Unterstützung erhalten.

    • @Christoph :

      "die Armen werden in unserm Land definitiv NICHT ärmer,"

      Ja, mit der Armut ist das so eine Sache. Relative Armut wächst, absolute wohl nicht. Des weiteren steht eine Armut aus und die wächst ganz gewiss; Die Altersarmut.

      Haben Sie bzgl Entwicklung Bildungschancen, Verbesserung der Durchlässigkeit des Schulsystems in letzter Zeit schon große Fortschritte ausgemacht? Ich höre seit 25 Jahren nur vor der Wahl die großen Sprüche. Das Prinzip Hoffnung mag ja optimistisch stimmen, doch ich glaube nicht mehr daran.

      • @lions:

        Das Problem an der Nummer ist das die großen Änderungen am Schulsystem erst durch eine Verfassungsänderung möglich werden und das ist keine einfache Angelegenheit.

        Dazu kommt eine wietere Problematik: Die Kultusminister der Länder müssten sich und ihre Institutionen abschaffen und daran haben die überhaupt kein Interesse. Das erinnert mich so ein wenig an Korruptionsbekämpfung. Da müsste man für einen Umschwung den Bock dazu überreden tatsächlich das Gärtnern zu lernen.

         

        Ein weiteres großes Problem bei der Umsetzung solcher vorhaben ist die Trägheit solcher Änderungen. Wenn wir morgen das perfekte Bildungssystem einführen (tun wir einfach mal so als gäbe es das) dann dauert es noch mindestens zehn Jahre bis dieses die ersten Absolventen hervorbringt und weitere 50 Jahre bis alle aktiven Arbeitnehmer von diesem Schulsystem profitiert haben. Sowas ist nicht leicht zu verkaufen.

        Da ist man als Advokat für Umverteilung, Subvention und Quoten viel besser dran. Das sind Dinge die mittel- bis langfristig auch eine schädliche Komponente haben, ihre positive Seite wird aber direkt sichtbar und das bleibt hängen.

  • Die Ungleichheit wird auch deshalb zunehmen, weil gut ausgebildete gut bis sehr gut bezahlte Mitglieder der Mittelschicht später und weniger oder keine Kinder bekommen als weniger gut oder gar schlecht situierte Personen.

     

    Ferner ist bereits jetzt absehbar, dass die typischen Jobs der heutigen Mittelschicht mittelfristig wegfallen werden.

     

    Die Erbschaftsteuer besteuert im Übrigen maximal das monetäre Vermögen. Die notwendige Bildung und soziale Sicherheit als Ausgangspunkt für den eigenen Wohlstand werden viel früher "vererbt" und sind niemals besteuerbar.

  • Ich zitiere aus dem Artikel:

    >>> 'It ’s politics, stupid? -

    Ja, es geht um politische Entscheidungen. Die neoliberale Ideologie – weniger Staat, weniger Steuern, mehr Ungleichheit – ist gescheitert.'

    • @Christoph :

      Hier ist mein Kommentar leider abgeschnitten worden. Also die Fortsetzung. Der Punkt ist, dass in Deutschland (und auch in Frankreich) diese Ideologie (weniger Staat ...) gar nie zur Anwendung gekommen ist, wir haben heute noch eine Staatsquote von 45 Prozent, es ging in D nie um ein WENIGER Staat,sondern darum, ein MEHR zu verhindern. Lektürevorschlag: Ökonomie für den Menschen: Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft.Amartya Sen (Nobelpreisträger).

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @Christoph :

        Sie können dann noch hinzufügen als Lektüre Jean Tirole "Économie du bien commun" , Ökonomienobelpreisträger 2014, liegt auf der gleichen Linie. Ich weiss nicht, ob es eine Übersetzung gibt.

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @82236 (Profil gelöscht):

          Wenn Sie Lust haben, schauen Sie sich mal die Reportage an, die ich unten in einer Antwort an Atalaya verlinkt habe. Da geht es auch um ein 'bien commun' und wie Leute in Peru versuchen, es über die Zeiten zu retten

  • Wieder mal interessante Kommentarentwicklung. Da wir ein ausgewogenes Interview geführt und man kommt sich vor wie in einer -ismus Kampfzone; sitzend vor sicher fair produzierten PCs aus Fairland.

     

    Fakt ist, dass hier gar nix am scheitern ist, wir alle werden das zumindest nicht mehr erleben.

    Was aber getan werden muss ist schlicht dafür zu sorgen, dass Steuern so zu bezahlen sind wie das der Gesetzgeber formuliert hat.

    Gleiche Bildungschancen eröffnen, wirtschaftliche Trickserein wie Mindestlohn umgehen ausschließen.

    Meinetwegen Erbschaftssteuer novellieren. Teilhabe am Kapital ermöglichen.

    Untergangsphantasien stoppen.

     

    Staat nicht als Allwissenden akzeptieren und selbst für Veränderungen sorgen. So wie es Hayek im besten Sinne auch gemeint hat.

    • @Tom Farmer:

      "Staat nicht als Allwissenden akzeptieren und selbst für Veränderungen sorgen. So wie es Hayek im besten Sinne auch gemeint hat."

       

      Hayek im besten Sinne erleben wir täglich. Zunehmende Kinderarmut, ungerechte Besteuerung zugunsten der Reichen, Verkümmerung staatlicher Aufgaben wie z.B. Bildung, Gesundheit, Infrastruktur. Und Menschen, die "...selbst für Veränderungen sorgen" wollen, wie beispielsweise die Gegner der Kohlekraftwerke, werden mit Kampfgas besprüht.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Es gab mal eine Phase, die war gekennzeichnet durch den sogenannten Manchester-Kapitalismus. Sie war ganz maßgeblich für den schnellen Aufstieg Englands im Zuge der industr. Revolution. Dasselbe für Deutschland, etwas später Frankreich. Es war im wahrsten Sinne eine Revolution, technologisch, wie auch ökonomisch. Politische Rahmenbedingungen begünstigten teilweise die Entwicklung, teilweise hemmten sie sie zunächst (v. a. in D). Eine glückliche Koinzidenz mit raschem Bevölkerungswachstum (Menschen-Material f. d. Fabriken) und raschem Fortschritt in den Naturwissenschaften befeuerten das Ganze.

       

      Wieviel Opfer, auch Jugendliche und Kinder, hat dieser Manchester-Kapitalismus, z.B. in den Kohlegruben gefordert? Wieviel Kinder sind an schlechter Ernährung und in feuchtkalten krankheitsfördernden Arbeiterbehausungen zugrunde gegangen? Wie oft ist ein Arbeiter von flüssigem Stahl getötet worden? Wie sah es wohl in und um Manchester oder Birmingham aus, das Wasser, die Luft?

       

      Natürlich wissen wir das nicht mehr und werden die Opfer nie beziffern können.

      Aber dass wir heute in der geheizten Bude vor dem Mac o. dergleichen sitzen, haben wir irgendwie ein bisschen auch jenen zu verdanken, die damals schufteten, bevor Keuchhusten und Tuberkulose sie wegraffte. Die hatten die Hölle schon im Leben.

       

      Heute stirbt niemand mehr für Industriegüter oder die Herstellung von Nahrungsmitteln vor unseren Augen, sieht man mal von ital. Asbestopfern ab. Das Sterben spielt sich heute ganz woanders ab. Aufholer wie China haben es noch nicht ganz geschafft, diese unschönen Dinge outzusourcen. Da gibt es sie noch, die großen Grubenunglücke, verpestete Luft und Wasser usw. Sie werden's lernen.

       

      Sie, Tom Farmer, gehören zu den Glücklichen. Wie ich auch. Keine Hölle hier.

      Aber den Schlamassel, der unsere Art und Weise wie wir mit den Gütern und mit den Mit-Lebewesen der Erde umgehen, anrichtet, möchten Sie nicht sehen.

       

      Gehört schon eine ganz ordentliche Portion Unbekümmertheit dazu, alle Achtung.

    • @Tom Farmer:

      Wer produziert denn gerade die Untergangsphantasien? Euromaidan und Krimkrise war schon der zweite Vorstoß der transatlantischen Besitzelite, den Endkampf herbeiuführen, der durch Gewalt das neoliberale "Ende der Geschichte" erreichen sollte, das sich ideologisch und ökonomisch als Chimäre erwiesen hatte.

    • @Tom Farmer:

      Klar alles bestens! Ultrarechte im Bundestag, die Schere Arm- Reich geht auseinander, die Finanzierung der Renten wird schwieriger werden, Umweltzerstörung ungebremst, eine rationale Formulierung der Steuergesetze steht weiterhin aus, aber alles klar Tom Farmer, nichts wird scheitern. Für mich ist Ihre eine Einschätzung aus Wolkenkuckucksheim.

      Mal so nebenbei: Wer schreibt außer den Politikern an den Gesetzesvorlagen mit? Was macht Sie so sicher, dass ein Scheitern des Kapitalismus von uns nicht mehr erlebt wird; Ihre derzeitigen Lebensumstände?

      • @lions:

        Sorry Anomalie; oben das war für Sie als Antwort:

        Die AFD im Bundestag wurde von Leuten gewählt, die alle genau so ein Wahlrecht haben wie Sie. One (wo)man one vote.

        Damit muss man umgehen lernen. Deren Wähler haben vorher Links,CSU/CSU,SPD,FDP gewählt. Wir können das akzeptieren oder weinen. Your choice.

        Ansonsten ist (wie auch im Bundestag) gar nix bestens. Aber nur thoeretischen Quatsch hoch und runter lamentieren. Ja gut, kann man natürlich auch....

         

        Ich arbeite übrigens im Bereich Erneuerbare... da versuche ich meinen bescheidenen Beitrag zu leisten zum Thema Klimaschutz.

        Und klar auch: Ohne Kapitalismus und dem Zwang Geld zu verdienen würde es diese Branche nicht geben.

         

        Kann aber auch nicht daran rütteln, dass der Mensch so bekloppt sein wird auch den letzten Topfen Öl aus dem Boden zu holen.

        Deswegen werde ich aber nicht alles beschissen finden und das Ende der Welt ausrufen.

        • @Tom Farmer:

          "Damit muss man umgehen lernen"

          Na sicher muss man das. Das schließt aber eine Tendenz erkennen zu können nicht aus. Wenn der Kapitalismus in die Knie gehen sollte, muss das nicht das Ende der Welt bedeuten und auch nicht der Beginn einer kommunistischen Weltherrschaft. Meine Vorstellung von Revolution wäre da eher in Richtung stark kontrollierte soziale Marktwirtschaft, quasi die Fesselung des Kapitalismus im Gewand des rheinischen Kapitalismus; Dies aber im globalen Maßstab. Hier sind zu viele Menschen abgehängt und das ist ein Faktor, der in Zukunft sehr bedrohlich werden wird; Da bin ich mir sicher. Und ob wir dann mit den Massen, die sich der AfD und anderen zuwenden werden, noch umgehen können, ist zumindest für mich sehr fraglich.

          • @lions:

            Wäre auch mein Favorit. Nur das Model hat es schwer heutzutage. Es wird von allen Seiten, Linke, Rechte, Neoliberale beschossen.

          • @lions:

            Ich glaube betreff eines Fernziels sind wir nicht so weit auseinander, aber

            wo wir uns massiv unterscheiden :

             

            Abgehängte wählen nicht die AFD oder die Freiheitlichen in AT oder den Wilders in NL oder TRump in den USA: Zu glauben, und hier in den Kommentarspalten oft zu lesen, dass soziale Unausgewogenheit und "Folgen des Neoliberalismus" diese Typen stark macht ist allenfalls eine geneigte da in die Gedankenwelt von Links passende Interpretation.

            • @Tom Farmer:

              "Abgehängte wählen nicht die AFD"

               

              Doch, sie werden es tun. Ich habe eine Bundestagsrede von MdB Keuter (AfD) gehört. Die AfD formiert sich zunehmend sozial propagandistisch und dieser Keuter griff Diätenerhöhung im BT in Verbindung mit der Ächtung von H4 als Schande an. Die AfD ist unglaublich wendig und man sollte sie nicht unterschätzen. Eine NSDAP hat das auch gut verstanden. Solche wissen, was die Armen hören wollen.

  • Gescheitert?

     

    Man kann eher sagen: der Neoliberalismus hat seine Ziele voll erreicht.

    Oder hat jemand geglaubt, diese Theorie hat das propagierte Ziel des allgemeinen Wohlstands ernsthaft verfolgt?

    So viel Dummheit ist doch keinem führendem Vertreter dieser Ansicht zuzutrauen...

    • @mensch meier:

      Neoliberale Denkmuster sind in der SPD doch auch schon seit Jahren fester Bestandteil ihrer Politik.

       

      Seit Gerhard Schröder (SPD) gibt es nur noch einen Spitzensteuersatz von 42% für die Reichen, anstatt den 53% Spitzensteuersatz unter Helmut Kohl (CDU). Da soll noch mal einer sagen, dass die SPD nichts für Reiche getan hat.

  • Ergebnis der neuesten Piketty-Studie: Deutschland ist heute so ungleich wie vor 100 Jahren!

     

    Wie entsetzlich, wie niederschmetternd muss bitte ein Ergebnis noch aussehen, dass wir endlich begreifen, dass der Neoliberalismus nur sehr Wenigen nutzt und den Rest von uns ausbluten lässt?!

     

    Dennoch wählen wir weiter Mutti, verweigern die Wiedereinführung der privaten Vermögensteuer, sowie eine Reformierung der Erbschaftsteuer, die aktuell das Haus steuerlich erfasst, aber 126 Millionen „Firmenvermögen“ der steuerlichen Erfassung entzieht.

    Natürlich ist es begrüßenswert, wenn in den ärmeren Regionen dieser Welt das Lohnniveau ansteigt. Doch dies als Erfolg zu verkaufen ist für mich zu kurz gesprungen. Denn auch dort profitieren von dem Ganzen nur wenig Privilegierte, während für den großen anderen Teil die Lohnniveauerhöhung von den gleichzeitig steigenden Lebenshaltungskosten aufgefressen werden.

     

    Und in Deutschland führt der Neoliberalismus zu einer sozialen Spaltung des Landes, verbunden mit einer Gefährdung der Demokratie und Stärkung des braunen Mopps.

    Jährlich lesen wir wiederholt die aktualisierten Neufassungen des Armutsberichts. Ein Anlass sich theatralisch zu empören. Doch zu einer Änderung der neoliberalen Irrfahrt führt auch dies nicht. Stattdessen stellt man medial bestens aufbereitet die G20-Demonstranten – pauschal – als den personifizierten schwarzen Block des Bösen dar, zugleich unterschlagend, dass es tatsächlich der Neoliberalismus ist, welcher die Menschen durch seine Art und Ausübung von „Gewalt“ mundtot macht und unsere Demokratie gefährdet.

    Was muss also noch alles geschehen, dass wir endlich aufwachen?!!

    • @tazeline:

      "Was muss also noch alles geschehen, dass wir endlich aufwachen?!!"

       

      Zuerst müssen wir lernen, die Protagonisten den Neoliberalismus als solche auch zu erkennen und zu benennen. Nehmen wir das Beispiel des Sprüche klopfenden Populisten Cem Özdemir. Der preist unaufhörlich einen gewissen Macron aus Frankreich an als den Europa-Heiland. Und wofür steht dieser Macron? Ja, richtig geraten: für die reine neoliberale Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik.

       

      Der Neoliberalismus muss öffentlich geächtet werden als eine gefährliche, demokratiefeindliche und sozialfeindliche, also menschenfeindliche Ideologie mit schlimmen Folgen. Man muss begreifen, dass der Neoliberalismus zerstörerischer ist als Terrorismus. Und dementsprechend muss man auch die Protagonisten behandeln, nämlich mit sozialer Ächtung, wenn man sie schon nicht in den Knast stecken kann.

       

      Ich verstehe z.B. nicht, wie man für soziale Gerechtigkeit eintreten kann und gleichzeitig Ideologen oder Ideologinnen des Neoliberalismus wählt.

    • @tazeline:

      Deutschland -so ungleich wie vor 100 Jahren ? Selbst wenn es so wäre (in Wirklichkeit ignoriert Piketty den riesigen Bereich der Transferzahlungen, Renten- und Pensionsansprüche sowie Ansprüche auf medizinische Versorgung) - hier zwei Gruesse aus der Wirklichkeit: 1) schauen Sie mal, wie die Lebenserwartung vor 100 Jahren war

      (hier werden dann die Rentenansprüche interessant) 2) wieviele Frauen vor 100 Jahren studiert haben und heute ? - Willkommen in der Wirklichkeit !

      (Die Liste liesse sich fortsetzen ...)

      • @Christoph :

        Sorry! Aber Ihre angeführten Einwände vermögen hoffentlich selbst Sie selbst nicht zu überzeugen.

        Auch wenn die Kommentierungsebene zu einer mehr andeutenden Darstellung zwingt, so habe ich es aufgegeben eingefleischte Neoliberale, welche Dinge einfach nicht sehen wollen, von irgendetwas überzeugen zu wollen, da dieser Aufwand nicht lohnt. Grund: backfire effect.

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @Christoph :

        Meinen Sie, dass die Lebenserwartung, vor allem der Werktätigen bei verstärkter Prekarität, verlängerter Lebensarbeitszeit, erhöhter Altersarmut, maroden Gesundheitssystem und Sozialabbau weiter ansteigen wird? Ziel ist es doch viel mehr, dass die Leute wieder auf der Arbeit sterben, damit die gesamtgesellschaftlichen Kosten gesenkt werden können. Und was die Lebenserwartung anbetrifft, ist das ja nicht so doll in Deutschland, würden Sie in Frankreich leben, dürften Sie fünf Jahre länger leben.

  • Einer der Protagonisten der sogen. Angebotstheorie, die landläufig als Neoliberalismus bezeichnet wird, war neben Milton Friedman Friedrich August von Hayek, dessen Ideologie durch die weltweit agierenden Hayek-Stiftungen gefestigt wird und die meines Wissens auch Alice Weidel von der AfD maßgeblich beeinflusst hat.

    Hayeks Modell der totalen Unterwerfung der Ökonomie unter die Interessen der Anbieter (Unternehmer) wurde am "lebenden Objekt" nach dem gewaltsamen Sturz der Regierung Allendes in Chile durch den Diktator Pinochet angewandt mit den bekannten Folgen. Hayek war dort beratend tätig, wie er selber zugab.

    In Chile konnte sich die neoliberale Ideologie so richtig autoben.

    Pinochets Regime war eine faschistische Diktatur. Und wie ich bereits sagte: der Faschismus ist EINE Herrschaftsform des Kapitalismus. Sicher die schlimmste Form. Dass der Neoliberalis auch ohne Gewaltherrschaft auskommen kann, zeigt das "Modell Deutschland", von dem u.a. Herr Macron so ungemein beeindruckt ist.

    • @Rolf B.:

      Völlig richtig. Faschismus ist der Kapitalismus, der in einer liberalen Demokratie in eine Rechtfertigungskrise geraten war.

    • @Rolf B.:

      War als Antwort an WOLF HABERER gedacht.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Ich wage mal die Hypothese, dass die Zusammenarbeit genannter Akteure in Chile deswegen ganz gut hingehauen hat, weil es kein hochindustrialisiertes Land, sondern ein stark von der großgrundbesitzenden Agrarierschicht geprägtes Land ist.

        Möglicherweise hat der Faschismus hier sogar einen Industrialisierungs-Schub ausgelöst (Sie wissen da vermutlich Genaueres)

         

        Potente Wirtschaftseliten, die es gewohnt sind selbstbewusst und selbstbestimmt international auf den Märkten zu agieren tun sich demgegenüber mit mit dem Korsett eines totalitären faschistischen Regime schwer.

         

        Grundsätzlich gilt aber auch hier - solange die Hauptprotagonisten alle profitieren und synergistisch zusammenwirken, hält der Pakt.

         

        Ich meine mich zu erinnern, dass in Italien unter Mussolini gewisse Industriellenkreise durchaus unzufrieden wurden, weil der Duce teilweise hanebüchene Wirtschafts- und Industriepolitik betrieb (korrigieren Sie mich gegebenenfalls)

         

        Ich bin sicher, dass sich ein einheitliches Muster zeigen lässt:

        Noch jede faschistische Regierung hat sich die Wirtschaftseliten mit dem Versprechen auf billige Ressourcen und Arbeitskräfte und mit Absatzgarantien gewogen gemacht

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Ich will dem nicht widersprechen. Im Gegenteil. Die, wie Sie es nennen „potente(n) Wirtschaftseliten“ bevorzugen m.E. formale demokratische Strukturen, solange ihre Interessen sich so durchsetzen können. Um das zu gewährleisten, unterstützen diese Eliten alle Formen der Verbreitung der Ideologie des Neoliberalismus, insbesondere politische Parteien oder einzelne Politiker, z.B. mit Spenden, Beraterhonoraren und/oder mit sozialer Anerkennung. Man könnte ja zahlreiche Beispiele nennen, wie Parvenüs gepampert werden. Ich denke hier an Fischer oder Schröder. Auch NGOs werden oft maßgeblich finanziert von Milliardären wie Soros, der für eine Welt der formaldemokratisch legitimierten Unternehmerherrschaft eintritt.

          Das dichte ideologische Netz aus Medien, Parteien, NGOs, ThinkTanks und „Experten“ wie z.B. die sogen. Wirtschaftsweisen, die fast ausschließlich die Angebotstheorie vertreten, stellen die Gesellschaft quasi per Ideologie gedanklich auf den Kopf. Bester Beweis für diesen ideologischen Kopfstand ist die Tatsache, dass normale Arbeitnehmer bei den Streiks der Piloten deren „unverschämte Forderungen“ und deren rigorosen Arbeitskampf verurteilten anstatt selber darüber nachzudenken, wie sie sich erfolgreicher bei Tarifverhandlungen aufstellen sollten. Sie handeln gegen ihre eigenen objektiven Interessen so wie Millionen von Wählerinnen und Wähler bei der Wahl bestimmter Parteien. Aber der neoliberal orientierte Staat reagiert sofort und ändert im Falle der Pilotenstreiks das Streikrecht per Entmachtung schlagkräftiger kleiner Gewerkschaften.

           

          Wir werden auf europäischer Ebene eine völlige Neoliberalisierung erleben mit allen negativen Folgen für die Arbeitnehmer und Verbraucher. Und jeder, der dieses Europa anstrebt und anpreist, handelt gegen Humanismus und Aufklärung, gegen Freiheit, gegen Gleichheit und gegen Brüderlichkeit zugunsten einer reibungslosen Kapitalverwertung. Der Neoliberalismus wird in zunehmendem Maße autoritärer und militanter.

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Nicht zu vergessen, wer hinter chilenischen und anderen Latin-Militärejuntas beschützend stand, und das war ein sehr kapitalistischer. Das Wesen des Faschismus schlummert im Kapitalismus; Er tritt genau dann in Aktion, wenn sich der Kapitalismus arg bedrängt fühlt. Der Faschismus ist ein Notprogramm des Kapitalismus, das in voller Blüte von seinem Schöpfer nur schwer oder nicht zu kontrollieren ist.

          Selbiges steckt auch in fehlentwickelten sozialist. Diktaturen. Nur da wird der Zusammenhang mit dem Zwang zum Machterhalt offensichtlicher.

          • 6G
            61321 (Profil gelöscht)
            @lions:

            .

             

            "Notprogramm des Kapitalismus" - Ein recht treffender Begriff

             

            ... los espíritus que había invocado....

  • "Neoliberale Ideologie ist gescheitert"

     

    Stellt sich mir die Frage, ob und wozu sie denn angetreten ist. Nur darin lässt sich doch scheitern.

    • @lions:

      Die völlig richtige Frage. Ich bezweifle das Neoliberalismus den Zweck hat das die Mehrheit von ihm profitiert.

      Er ist die Ideologie der globalen Eliten und dient auch nur diesen Eliten.

      Wir kommen das als Konsumenten, Arbeitskräfte und potentielle Gefahren von und das wars

  • Man wird sich „im Westen“ noch daran gewöhnen müssen, dass man vom Exporteur zum Importeur wird, dass der Reichtum nicht nur hinein, sondern auch hinausfließt.

     

    Das wird in Zukunft rechte und linke Populisten stärker zusammen schweißen gegen die aufstrebenden Staaten der sogenannten „Dritten Welt“, der Schwellenländer.

    • @Rudolf Fissner:

      Durchsichtige identitäre Nebelbombe. Die gerechte Rache der braunen Unterdrückten am schuftigen weißen Mann. Nur bleibt der Reichtum bei den Ausbeutern, den Kapitaleignern, die sich nicht durch Hautfarbe oder Wohnsitz, sondern über rechtliche Machtressourcen definieren. Aber wenn es Ihnen hilft, die Supermarktkassiererin oder den flaschensammelnden Renter als globale Ausbeuter zu imaginieren, die bald ihre gerechte Strafe bekommen, bitte.

      • @El-ahrairah:

        Identitär und national sind allein die Reaktionen darauf. Und da kommen Rechstspopulisten und Linkspopulisten oft zum gleichen öden Ergebnis: Schutz der nationalen Bevölkerung.

         

        Wieso bringen Sie Obdachlose in ihrer Argumentation ein? Ich halte es für ein wenig ekelig, Dritte Welt Staaten und Schwellenländer mit Obdachlosen hier gegeneinander auszuspielen.

    • @Rudolf Fissner:

      Problem ist nur, wenn der Reichtum ob rein oder raus, an einem Teil der Bevölkerung ganz vorbeifließt. Davon leben wiederum die Populisten. Etwas mehr Umverteilung, und der empfundene Schwund hierzulande ist absolut gesehen gar nicht vorhanden. Ich denke nicht, dass Chinesen u.a. uns die Butter vom Brot klauen. Das will man nur glauben machen, um bspw die Arbeitsbedingungen und Löhne zu drücken.

      • @lions:

        Es ist „nur ein Problem“ aus Sicht der reichen Länder. Aus sich der armen Ländern sieht das schon ganz anders aus. Aber Sie haben natürlich recht, von den Problemen hier ernähren sich natürlich Populisten aller Couleur. Das wird nicht erst anfangen, wenn die Butter auf dem Brot nicht mehr bezahlbar ist. Das fängt schon heute an. Die letzten Eahlen, die aktuellen Diskussionen spiegeln das schon ganz gut wieder.

  • Der Neoliberalismus ist natürlich nicht gescheitert, weil aus der Sicht des Neoliberalismus die Verelendung eines Teils der Bevölkerung quasi die Folge eines zyklischen Reinigungsprozesses ist.

    Der Neoliberalismus lebt und feiert Party in Europa. Bestes Beispiel ist Macron, der genau das anstrebt, was die damalige rotgrüne Bundesregierung mit der Einschränkung des Kündigungsschutzes, Zwangsarbeit unter Hartz IV zu Billigstlöhnen usw. eingeführt hat. Ziel ist das Europa der Billiglöhne, Entrechtung der Arbeitnehmer und Lohnkonkurrenz mit den Niedriglohnländern wie z.B. Rumänien.

     

    Der Neoliberalismus ist so fest in den Köpfen der Herrschenden verankert, weil er durch zahllose ThinkTanks, Lobbyorganisationen, Finanzberater, Medien und gut bezahlter wissenschaftlicher Vertreter („Experten“) ein dichtes Netz aus Politikbeeinflussern geschaffen hat.

     

    Das beste Beispiel, wie verseucht unsere Gesellschaft durch den Neoliberalismus ist, zeigt die Gerechtigkeitskampagne von SPD-Schulz, der zwar von Gerechtigkeit faselte, jedoch kaum konkret sagen wollte, was er damit meinte. Und wenn es nur einen Hauch konkret wurde, dann lag er schon meistens meilenweit weg von den wirklichen Problemen, die der Neoliberalismus hinterlassen hat. Nämlich Unterfinanzierung wichtiger staatlicher Aufgabenbereiche, Aufgabe von staatlichen Versorgungsbereichen, Vergrößerung der Schere zwischen Armen und Reichen, relativer Rückgang der Reallöhne, Einführung von Billigstlöhnen, die durch sogen. Mindestlöhne noch untermauert werden, Verarmung der Rentner, Verschlechterung des Gesundheitssystems usw. usw. usw.

     

    Ich befürchte, dass der Neoliberalismus in Bürgerkrieg oder totaler Unterdrückung enden wird. Sozusagen als Ökofaschismus. Aber ist Faschismus nicht ohnehin eine Herrschaftsform des Kapitalismus?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Die von Ihnen aufgeführten Beispiele sind absolut zutreffend und sie sind ungeheure Sauereien, die für große Teile der Bevölkerung Folgen haben. Äußerst schmerzhafte Folgen.

       

      Mir fehlt eine schlüssige Antwort auf die Frage, wieso trotz alledem noch immer Parteien des Neoliberalismus von CDU bis zu den Grünen von derart vielen Menschen gewählt werden. Ich selbst habe bislang keine plausible Erklärung gefunden, die einen Hebel für erfolgreiche Alternativen beim Wähler darstellen könnte. Warum werden wider besseres Wissen noch immer diese Parteien gewählt, deren Politik sich gegen die Interessen vieler Bürger richtet? Selbsthass? Lust am Gequältwerden?

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Nein, nein, lieber Herr Leiberg, das ist kein Selbsthass, auch keine Lust am Gequältwerden. Die sind einfach alle, alle ganz fürchterlich dumm - außer Ihnen natürlich! Sie können deshalb Ihre Suche nach Erklärungen einstellen. Freuen Sie sich doch lieber, nicht zu diesen Dummen zu gehören!

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Karl Bauer15:

          Kann sich jemand, der die Welt mit wachen Sinnen wahrnimmt und dabei miterlebt, wie menschliches Handeln einen ganzen Planeten zerstört, freuen? Davon abgesehen: wo schrieb ich von Dummheit oder Dummen?

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Kapitalisten und Faschisten haben immer nur temporäre und eher brüchige Bundnisse geschlossen.

      Gegenseitige Duldung und der erfolgreiche Versuch der gegenseitigen Ausnutzung.

      Letztlich jedoch steht jedes faschistische Regime dem freien Betätigungsdrang der (neo)liberal Wirtschaftenden im Wege.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        ach ja?

        Hat nicht der letzte Faschismus den Unternehmen die billigsten Arbeitskräfte geliefert, die es nur gibt, in den Konzentrationslagern, Arbeitslagern, in der Zwangsarbeit?

        • @Margit Englert:

          Ich denke der Hauptkonfliktpunkt ist die Rolle des Staates. Großunternehmer haben kein Interesse an staatlicher Einflussnahme, die über den Schutz des Eigentums hinausgeht. Faschisten wollen einen starken Staat, der die Gesellschaft (einschließlich der Wirtschaft) umfassend kontrolliert und beherrscht. Ich sage nicht, dass das nicht zusammengehen kann. Ist eine Frage der konkreten Aushandlung, bei den Nazis hat es ja gut funktioniert, ebenso bei den faschistischen Regimen in Lateinamerika. Aber diese Arrangements beseitigen nicht den Grundkonflikt.

          • @Ruhig Blut:

            Ich denke, es gibt eine grundsätzliche Übereinstimmung zwischen Faschismus und Kapitalismus: Die Bejahung von Kampf, Konkurrenz, dem Recht des Stärkeren.

            Hitler hat diesen Zusammenhang bereits in „Mein Kampf“ formuliert. Er sieht dabei auch keinen Widerspruch zur Volksgemeinschaftsideologie:

            „Nationalsozialistische Arbeitnehmer und Nationalsozialistische Arbeitgeber sind beide Beauftragte und Sachwalter der gesamten Volksgemeinschaft. Das hohe Maß persönlicher Freiheit, das ihnen in ihrem Wirken dabei zugebilligt wird, ist durch die Tatsache zu erklären, daß erfahrungsgemäß die Leistungsfähigkeit des einzelnen durch weitgehende Freiheitsgewährung mehr gesteigert wird als durch Zwang von oben, und es weiter geeignet ist, zu verhindern, daß der natürliche Ausleseprozeß, der den Tüchtigsten, Fähigsten und Fleißigsten befördern soll, etwa unterbunden wird.“

            Später äußerte er sich klar ablehnend zur staatlichen Lenkung der Investitionstätigkeit von Unternehmen, die er als etwas vorübergehend Notwendiges ansah. So sagt er z.B. in einer Reichstagsrede im Jahr 1935, dass „jeder Planwirtschaft nur zu leicht die Verbürokratisierung und damit die Erstickung der ewig schöpferischen privaten Einzelinitiativefolgt“. „Diese Gefahr wird noch erhöht durch die Tatsache, dass jede Planwirtschaft nur zu leicht die harten Gesetze der wirtschaftlichen Auslese der Besseren und der Vernichtung der Schwächeren aufhebt …“

            Und gleichzeitig schafft der Faschismus den Unternehmen optimale Ausbeutungsbedingungen, indem er Menschen aus der Volksgemeinschaft ausschließt und rechtlos der Willkür der Zwangsarbeit ausliefert.

            Also, passt schon, in zweierlei Hinsicht: Die staatlichen Reglementierungen der Investitionstätigkeit der Unternehmen sind, wie die Zitate zeigen, kein „Grundkonflikt“, ganz im Gegenteil, und in Sachen Ausbeutung vertragen sich Faschismus und Kapitalismus hervorragend.

            (Dank an Herbert Schui für den Artikel in dem Band: „Neoliberalismus und Rechtsextremismus in Europa“)

            • @Margit Englert:

              Will Ihnen gar nicht wiedersprechen, jede Menge gemeinsame Interessen und v. a. gemeinsame Feinde (i. d. F. der Kommunismus). Aber die Rahmenbedingungen waren doch vom faschistischen Staat vorgegeben. Wie und was der Volksgenosse sich zu wünschen und zu konsumieren hat, ggf. die Schwerpunkte der industriellen Produktion sind doch Dinge, die sich ein faschistischer Herrschaftsapparat nicht von privaten Unternehmern aus der Hand nehmen lässt.

              Nix mit von privaten Akteuren finanzierten think tanks, und auch nix mit ausuferndem Lobbyismus und Einflussnahme auf die Politik. Zumindest nicht in dem Maßstab wie das hier und heute möglich ist und stattfindet.

            • 6G
              61321 (Profil gelöscht)
              @Margit Englert:

              Na ja, die harte Realität des Krieges hat ja dann doch diese Erörterungen zur theoretisch unangetasteten unternehmerischen Souveränität zur Makulatur werden lassen.

              Oder womit war Herr Speer denn beschäftigt, als er die Kriegswirtschaft bis zum Schluss am Laufen und auf Linie hielt?

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @Margit Englert:

          Hat er und ich sagte ja: gegenseitiges Ausnutzen.

          Das tausendjährige Reich ist aber nach wenigen Jahren erledigt gewesen.

          Wäre es länger gegangen, wären die Widersprüche zwischen Unternehmertum und Finanzkapital auf der einen und Regierung, sprich Hitler, auf der anderen Seite unweigerlich an die Oberfläche gekommen und die entstehenden Konflikte wären auf die eine oder andere Weise ausgetragen worden.

  • "Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist gesunken, aber das hat nicht zu mehr Gleichheit geführt. Warum nicht?"

    Echt komische Fragen manchmal. Die Sklaven in Amerika waren auch nicht arbeitslos. Die Zwangsarbeiter im dritten Reich auch nicht.

    Als ob der Mensch schon glücklich wäre wenn er irgendeiner irgendwie bezahlten Arbeit nachgeht.

  • Diese Berechnung mit dem einen Dollar pro Tag die es seit Jahrzehnten gibt, ist mittlerweile absoluter Schwachsinn und verfälscht die Realität. Die Preise Steigen auch in den Entwicklungsländern. Bei meinem letzten Besuch an der Elfenbeinküste habe ich gemerkt, das das Leben dort spürbar teurer geworden ist. Entscheidend ist die Kaufkraft, das was die Menschen für ihren Dollar bekommen. Ich glaube dann sieht die Statistik ganz anders aus. Aber so können wir uns alle mit einem guten Gefühl gegenseitig die Schultern klopfen.

  • Die Entwicklung in China und anderen aufsteigenden Staaten zeigt eindrucksvoll, wie sich die krassen kolonialen Unterschiede aus dem letzten Jahrhundert endlich nivellieren und verbessern. Die Gewinner finden sich endlich mal in den richtigen Ländern.

    • @Rudolf Fissner:

      "Die Gewinner finden sich endlich mal in den richtigen Ländern."

       

      Werden sie in diesen Ländern mal krank.

       

      Und was daran gut sein soll, das die Arbeiter in China nun ein paar Brotkrumen mehr habe, dennoch als Wanderarbeiter ausgebeutet werden und der europäische Arbeiter sich bald in chinesischen Verhältnissen wiederfindet und demnächst ebenso als Wanderarbeiter ausgebeutet wird, so er es nicht derzeit schon wird, sehe ich auch nicht.

    • @Rudolf Fissner:

      China als Vorbild: möchte Sie hören(lesen), hätten wir in D solche Verhältnisse. 240 Millionen Landarbeiter ohne jegliche Absicherung, wer nicht in der Partei oder Staatsdienst ist, muss sich Privat absichern und wer das nicht kann, ist auf seine Familie angewiesen.

      Die Gewinner sind ein sehr kleiner Kreis von Personen.

      Bei den Steigerungen für einzelne Personen. Wer im Vorjahr 50€ hatte und dieses Jahr 100€ , hat zwar um 100 % mehr, aber deshalb keine gravierende Änderung. Also bitte Äpfel mit Äpfel vergleichen.

      • @Günter Witte:

        Wer behauptet denn dass dort alles flauschig ist?! Insbesondere bei der Demokratie können die noch mächtig zulegen.

         

        Aber eine 20-fache Verbesserung der Einkommensverhältnisse bei Angestellten ... Hallo!?

         

        Wo legen Sie den die Latte hin? Bei einer 100-fachen Verbesserung seit 1980?

        • @Rudolf Fissner:

          20 fache Verbesserung bei Angestellten.

          Diese Zahlen bedeuten nicht viel.

          3/4 der Afrikaner haben unter 2€/Tag, davon gehen ca 70% für Lebensmittel weg. Da jetzt ein Deutscher X mal so viel wie ein Afrikaner hat, bei ca 10% für Lebensmittel, ist unser System, rein nach Zahlen, überlegen. Sagt aber nicht aus, auf welchem Standard der einzelne Lebt.

          • @Günter Witte:

            Ja, in Afrika besteht noch eine Menge Nachholbedarf. Die Steigerungn wie in China finden sich dort nicht. Insofern bringen Sie hier etwas durcheinander.

             

            Ich hoff, dass dort möglichst schnell eine zweite wirtschaftliche „Bedrohung“ für den Luxus der ersten Welt entsteht.

    • @Rudolf Fissner:

      Schauen Sie doch mal einen TV-Bericht über Wanderarbeiter in China...

      Und wie sieht es mit der dortiogen massiven Umweltzerstörung aus?

      Und mit der Aufrüstung...

       

      Tja...

      • @Hartz:

        Ich erinnere mich noch gut an solche Dokumentationen, wie sie uns in der Abiturvorbereitung, Grundkurs Politik-Wirtschaft, Anfang der 2000er vorgespielt wurden. Nur hat sich, der unglaublichen Entwicklungsdynamik der chinesischen Volkswirtschaft geschuldet, da jede Menge getan. Auch in anderen Bereichen.

      • @Hartz:

        Sieht gar nicht gut aus. Wer das bestreitet hat nen Knacks.

         

        Was aber halten Sie von der dortigen Verzwanzigfachung der Einkommen für Angestellte?

         

        Und umgekehrt gefragt. Umweltzerstörung geht ja insbesondere von der sog. 1. Welt aus. Was wollen Sie dort alles zurückgeschraubt wissen. 20-fache Veringerung des Einkommens? Ist ihnen Stagnation noch zu wenig? Oder geht es Ihnen nur um die Besitzstandswahrung gegenüber aufstrebende Staaten? Das wäre die alte koloniale Überheblichkeit.

      • @Hartz:

        Anscheinend brauch es einen zentralisierten kommunistischen Parteiapparat, um erfolgreich den Kapitalismus in ein Entwicklungsland zu überführen. Indien und Afrika bleiben abgehängt.

  • Danke - das Bedeutendste, das ich gelesen haben. Es öffnet die Augen zum Hinschauen, was um uns herum passiert.

    Es ergänzt den Bericht (in Panorama) über den Umzug der HSBC von Schanghai nach London. Der Blick auf "EUROPA" macht mich traurig.

     

    Nicht einmal die "Demokratie" in Deutschland gewährt mir ein Eremiten . Käfer Dasein. Das Spekulationsprojekt Stuttgart 21 liegt vor der Tür und da es in Deutschland nicht "nach dem Gesetz zugeht" haben wir mit dem KfZ Kartell uns das Trojanische Pferd selbst geschaffen.

    Wann kommt der ZORN des Achilles und die Öffentlichkeit ? In Karlsruhe hat die passende Ausstellung der Etrusker heute begonnen. Es war die Lucretia Legende, die in ROM aus Zorn die Etrusker vertrieb dank res publica (Öffentlichkeit) und zur Gründung der Römischen Republik für 500 Jahre führte.

  • Der Aufstieg Chinas kann mittlerweile nicht nur positiv gesehen werden. Auch in dem Kontext der Wohlstandsverschiebung.

    Die Chinesen vergossen in 3 JAhren mehr Beton als die USA im gesamten 20. Jh., haben in den letzten 17 JAhren ihren CO2-Ausstieg verdreifacht (USA um 15% gesenkt).

     

    BTW, die Bevölkerungen kommen aus der bitteren Armut weniger durch die Globalisierung und mehr durch due Erhöhung der Agraroutputs und Eindämmung des Bevölkerungswachstums. In z.B. Afrika happerts mit beidem:

     

    //http://www.wri.org/sites/default/files/uploads/cereal_yields_0.jpg

     

    //http://www.snouts-in-the-trough.com/wp-content/uploads/2014/05/poor-and-population.jpg

     

    Das Beispiel mit der Erbschaftssteuer bestätigt die These von Volker Pispers und ist irgendwie Armutszeugnis für die Fähigkeit der breiten Wählerschichten die Politik im Kontext des Eigeninteresses zu betrachten.

  • Die spezialdemokratischen und -bürgerlichen, pseudochristlichen und rechtssozialdemokratischen Gutmenschen suchen nach einer Lösung, um die Ungleichheit auch in den Wirtschafts-, Konsum- und Reichtumsmetropolen erträglich zu halten. Keiner möchte aber den Kapitalismus, die „soziale Marktwirtschaft“ der politischen Administration, der Millionäre, der Aktionäre und Vermögensmilliardäre, überwinden und schon gar nicht abschaffen.

     

    Die Überlegung nach Überwindung und Aufhebung des Kapitalismus wird auch bei den bürgerlichen Wissenschaften so behandelt wie eine religiöse Todsünde aus frühfeudalen Zeiten und unterliegt dem vorauseilenden Gehorsam und der psychologischen Selbstzensur. Die schüchterne Vorstellung und gar die öffentliche Aussprache, man könnte doch auch den Kapitalismus ganz beseitigen, ruft alle bildungspolitischen, medialen und selbstberufenen User-Stasijäger, bzw. Antikommunisten und Zensoren auf den Plan.

     

    Der bürgerliche Antikommunismus, ebenso wie seine kapitalfaschistische, extremistische und staatsterroristische Ausprägung, hat das Ziel, den wissenschaftlichen Marxismus und Kommunismus, in Theorie und Praxis mit allen Mitteln zu vernichten. Das bedingt eine Denk- und Verhaltensweise, so wie sie wir nicht nur bei User-Kommentatoren in den Medien erleben können, die sich in Aggressivität, Feindschaft und blindem Hass gegen alles äußert, was gesellschaftlich fortschrittlich ist.

     

    Der Antikommunismus ist die politisch-ideologisch-psychologische Hauptwaffe der Bourgeoisie und deren ideologischen und gesellschaftspolitischen Administration. Er richtet sich gegen die Formierung einer emanzipatorischen Frauenbewegung und revolutionären w/m Arbeiterbewegung, gegen die antireligiöse und antiimperialistische Befreiungsbewegung und gegen alle progressiven Kräfte und fortschrittlichen Bewegungen in den kapitalistischen Ländern selbst.

     

    Der Antikommunismus bedient sich zu seiner Begründung aller reaktionären Elemente und Lehren der bürgerlichen Ideologie.

    • @Reinhold Schramm:

      Bei welchen Kommunismus sollte man den noch „anti“ sein? Da ist doch alles weltweit zusammengebrochen? Da gibt es doch nichts mehr „zu vernichten“. Das Thema wird allenfalls von Rechtspopulisten oder Nicht-vom-Glauben-Abgefallene noch weiter geköchelt.

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Welcher Kommunismus ist denn tot ? Der primitive Panzerkommunismus. Aber das Nachdenken über alternative Lebens-und Produktionsformen kann keiner verbieten. Dieses Nachdenken ist angesichts der Finanz-und Umweltkrisen, die unabwendbare soziale Katastrophen in der ganzen Welt herbeiführen wird, unumgänglich. Das wirtschaftsliberale System zeigt gerade sehr eindringlich, dass Energiewende, ökologische Landwirtschaft usw...eben nicht mit egoistischen Profitinteressen vereinbar ist, dass uns die Zeit fehlt, bis die Unternehmer überall auf der Welt davon überzeugt'sind, dass man kein Petrol, kein Gas und keine Kohle mehr fördern und verbrennen sollte. Dass die übetriebene Akkumulation von fiktiven der Produktion entzogenen Kapital zu einer vielleicht finalen Explosion aller Spekulationsblasen führen wird, wenn wir bis dahin nicht eine Alternative zu diesem menschen-und umweltvernichtenden System gefunden haben. Eine erneute kritische Lektüre von Marx könnte da hilfreich sein, wohlbemerkt Marx und nicht seine missratenen Apologeten des 20. Jahrhunderts.

        • @82236 (Profil gelöscht):

          Die Frage war, welcher den lebendig ist. Und damit meinte ich existierend und nicht das Nachdenken über Zeitreisen oder das Leben nach dem Tod. Mir fällt ein: China, der klein Dicke, Petro-Kommnismus ....

          • 8G
            82236 (Profil gelöscht)
            @Rudolf Fissner:

            Herr Fissner Ihren Sarkasmus eines alt 68igers, der mit fliehenden Fahnen zum Liberalismus übergelaufen isi, in allen Ehren, aber gehen Sie tatsächlich davon aus - ich kenne Ihr Alter nicht -, dass das derzeitige System über unser aller Tod hinaus existieren wird?

      • @Rudolf Fissner:

        Sie versuchen Kommunisten mit Faschisten gleichzusetzen. Dabei unterschlagen Sie die geschichtliche Wahrheit. Die Kommunisten führten den Hauptkampf gegen den deutschen Faschismus, den japanischen Militarismus und französisch-amerikanischen Imperialismus!

         

        Sie bemühen sich um Fassadenmalerei für die kapitalistische Gesellschaftsordnung und sind nicht daran interessiert, dass sich die Menschen mit einer Alternative zum Kapitalismus ernsthaft beschäftigen.

        • @Reinhold Schramm:

          Nö. Sie suchen nur jemanden, der solche bescheuerten Gleichsetzungen tätigt. Treten Sie bei der AfD ein, da könne dann über Gleichsetzungen Kästchen.

          • @Rudolf Fissner:

            „da könne dann über Gleichsetzungen Kästchen“ – wie kam dieser Lapsus wohl zustande? Vielleicht mal nen Informatiker fragen.

            • @Ruhig Blut:

              Frage sie XYZ und deren Autokorrektur. Ich frage mich nur welches Wort ich da schrieb, vlcht. sollte es kabbeln heissen. :-)

              • @Rudolf Fissner:

                Hm, klingt irgendwie schon wieder schräg.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      Der real existierende Sozialismus hat es ja nun vorbildlich vorgemacht, wie es geht, dass jedem nach seinen Bedürfnissen gegeben werde!?

       

      Ich stimme Ihnen in dem, was Sie über die Missstände sagen, ja zu, aber den Kapitalismus zu überwinden, wie soll das gehen? Diese Welt lebt von Knechten, die ihre Herren haben, egal ob bewusst oder unbewusst, ob durch repressiven Konsum abgelenkt oder durch oktryierten Konsumverzicht gelenkt.

       

      Es wird unter den Bedingungen der bürgerlichen Freiheit unmöglich sein, ein anderes als ein kapitalistisches Gesellschaftssystem zu errichten und unter den Bedingungen der Unfreiheit (oder kommunistischen Freiheit) wird das Herr-Knecht-Verhältnis ebenso wieder durchschlagen und alle positiven Ansätze zunichte machen wie der Kapitalismus alles vereinnahmt, was sich an Freiheitsoptionen aus ihm ergibt.

       

      Der Kapitalismus ist mehr als ein System. Er ist die Erbsünde der Menschheit (mit wechselnden Namen), ihre DNA.

       

      Erst wenn der Mensch das erste Mal qua Bewusstsein über das Sein bestimmt (und nicht umgekehrt), kann sich etwas ändern. Aber dazu müsste er sich zunächst selbst "genetisch" zunächst verändern, was er vielleicht aus Idiotie, aber sicher nicht aus Vernunftgründen tun wird.

      • @849 (Profil gelöscht):

        „ ... aber den Kapitalismus zu überwinden, wie soll das gehen?„

         

        Marx ernst nehmen? Die Akkumulation des Kapitals beschleunigen, damit schneller die Endphase des Kapitalismus eingeläutet wird!

         

        Ergo: Noch mehr Neoliberalismus, ohne jede Einschränkung. Nur die Neoliberalisten führen uns ns gelobte Land ... ;-)

        • @Rudolf Fissner:

          Vom historischen Materialismus her richtig, nur hat der hier seine größte Schwäche: Unterdrückte und Niedergetretene richten sich in der Ausweglosigkeit nie gegen die Herrschaft, sondern wenden sich gegen Schwächere, wie 29-33 geschehen. Sozialismus oder Barbarei.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        "Der Kapitalismus ist mehr als ein System. Er ist die Erbsünde der Menschheit (mit wechselnden Namen), ihre DNA."

        Das sind deftige Worte über die länger nachzudenken sein wird.

         

        Man muss dazu die unzähligen Beispiele, sowohl rezente als auch in der Geschichte lange verschwundene, hervorkramen, in denen sich Menschen wirtschaftlich und sozial völlig anders und eben sehr häufig dedurchaus erfolgreich organisierten.

        Die meisten, vielleicht alle Beispiele die man anführen wird können, haben eine Eigenschaft, die ihre Schwäche gegenüber dem libertär-kapitalistischen System ausmacht: Sie sind sehr viel kleinräumiger, oft nur beschränkt auf ein einziges Gebiet und nur dort wirklich funktional und nachhaltig, weil sie eben genau auf dieses Gebiet und auf spezifische Verhältnisse angepasst sind und sie sind in der Konkurrenz zum global ausbeutenden Kapitalismus extrem schwach und verwundbar, das heißt, durch äußeren Einfluss sind ihre mühsam aufrecht erhaltenen Gleichgewichte extrem bedroht.

        Alle solche Systeme beruhen auf Beschränkung und Nachhaltigkeitsgedanken.

        Solche Systeme sind im agrarischen Kontext funktionell - einen industriellen Sprung, gar eine industrielle Revolution überleben sie i.d.R. nicht.

         

        Industrielle Revolutionen sind Selbstläufer. Eine folgt auf die andere, wurden sie erst einmal angestoßen.

        Inhärent ist ihnen allen eines: Das Prinzip der verbrannten Erde, die man hinterlässt.

        Auch einige Jahrzehnte ehrlicher Bemühungen von Menschen, die den Nachhaltigkeitsgedanken in unser System mit integriert wissen wollten, haben daran im Großen und Ganzen nichts geändert.

         

        Das mit der DNA - da hoffe ich sehr, dass Sie Unrecht haben. Das hieße nämlich, dass wir den Rest lediglich noch der Evolution überlassen können.

        Der Kapitalismus, der überall auf der Welt auf Raubbau und Verbrauch und Zerstörung beruht und zunächst in der Peripherie und zum Schluss auch in den entwickelten Kerngebieten für dystopische Verhältnisse sorgt, wird unweigerlich an die Wand fahren.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @61321 (Profil gelöscht):

          Ich hoffe selbst sehr, im Unrecht zu sein und ich glaube an die Utopie einer freien Gesellschaft, obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass weder ich noch meine Kinder und potenziellen Enkel diese erleben werden.

           

          Wo haben sich denn Menschen ganz anderes organisiert? Mir fällt da auf Anhieb nichts ein.

           

          Mit Kapitalismus meinte ich indes das fatale über die Jahrtausende andauernde Verhältnis von Herr- und Knechtschaft, also nicht das Wirtschaften im Gegensatz etwa zum Merkantilismus.

           

          Wenn der Kapitalismus an die Wand gefahren ist, dann ist er das wahrscheinlich wieder, weil die Akkumulation des Kapitals einen Krieg vom Zaum gebrochen hat. Und dann herrscht wieder einmal kurz Ohnmacht bei den Opfern und Freude bei den Tätern (den Kriegsgewinnlern).

           

          Dass der Kapitalismus an sonst irgendwas scheitern könnte, kann ich mir nur schwer vorstellen. Wenn er den Globus abgefrühstückt hat, werden sich die Kapitalisten dem Weltraum zuwenden oder einen grünen Kapitalismus installieren (wie ja bereits proklamiert), der weiter auf Reibach setzt, wo immer sich dieser ungestraft erzielen lässt, dabei Unterdrückung nicht nur billigend in Kauf nehmend.

           

          Dass der Mensch grundsätzlich kapitalistisch ist, glaube ich übrigens nicht, aber die Hirnwäsche ist mittlerweile derart vollkommen, dass es für solch zugerichtete Menschen noch schwerer ist, die Barriere zu durchbrechen, als etwa beim Veganismus, der ja nur als ein kleines Fragezeichen auftritt, das seine Anhänger dem Kapitalismus in der naiven Hoffnung anheften, er möge sich ohne weitere Konsequenzen als jene zum Verzicht auf Fleisch zum Heilsbringer für die Menschheit mausern.

           

          Das reicht aber nicht und die Industrie, die sich der veganen Bewegung bemächtigt, scheint mir daher auch nicht von der beginnenden Einwurzlung der Vernunft im Hirn des Menschen zu zeugen, sondern allenfalls von der Flexibilität des Kapitals. In letzteres kann man begründete Hoffnung setzen. Dass der Mensch "umkehrt" und "Buße" tut, hingegen nicht.

          • 6G
            61321 (Profil gelöscht)
            @849 (Profil gelöscht):

            Darf ich Ihnen die Doku von Erika Harzer vorstellen:

             

            "Das Terassenwunder von Peru"

             

            //http://www.eha-media.de/index.php/filme/202-das-terrassenwunder-von-peru

            https://www.youtube.com/watch?v=0-cZ-g6esRw

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @61321 (Profil gelöscht):

              Danke, werde ich mir anschauen!

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Keine Sorge, das stimmt, so allgemein behauptet, mit der globalen menschheitsgeschichtlichen Wirklichkeit auch keineswegs überein. Mal abgesehen von der völlig verkürzten Gleichsetzung von „Kapitalismus“ mit wie immer auch gearteten marktwirtschaftlichen Ordnungen, lässt sich die These halbwegs sinnvoll vielleicht noch auf die Triebkraft des menschlichen Egoismus herunterbrechen. Dass die aber der alles bestimmende Motor ist und entgegengesetzte Dispositionen eher so eine randständige, überlebensuntaugliche Abweichung von der Norm darstellen, ist erstmal nur eine aus der Evolutionsbiologie übernommene, tja, fixe Idee, die es als neoliberales Ideologem mittlerweile zu überwältigender Breitenwirkmacht gebracht hat. Von einer exotischen These zu einem unhinterfragbaren Axiom, der über den Wandlungen in Politik und Wissenschaft stehenden unveränderlichen Naturgesetzlichkeit. Die Karriere der Idee zu betrachten ist in meinen Augen daher noch viel bedeutsamer, als ihren Realitätsgehalt zu ergründen.

          • 6G
            61321 (Profil gelöscht)
            @Ruhig Blut:

            "entgegengesetzte Dispositionen"

            Meinen Sie Altruismus?

             

            Und:

            'menschlicher Egoismus als bestimmende Triebkraft'

            Wenn hierbei die Biologie als Rechtfertigungs-Quell der neoliberalen 'Doktrin' herhalten soll (habe ich das so richtig verstanden?), dann wäre man aber nicht mehr so ganz up to date, wird hier doch seit vielen Jahren die Bedeutung der intraspezifischen Kooperation und von altruistischem Verhalten in den Vordergrund gerückt.

             

            Analog zu Atalaya nehme ich auch einen Sündenfall des Menschen an, allerdings wohl einen etwas anderen: Der Gebrauch von Werkzeug.

            Der Erfolg der damit verbunden war, machte eine immer schnellere kulturelle und technologische Entwicklung möglich, da nun bestimmte Verrichtungen und Anstrengungen um die Nahrungsbeschaffung leichter zu vollbringen waren (als allererstes die Jagd) und somit ein wenig Zeit des Tages zur Muse übrig blieb.

            Es ist der Ursprung der (gefühlten) Freiheit des Menschen.

            Was damit jedoch immer unterentwickelt in der Evolution hinterherhinkte, war die Fähigkeit zur Technologie-Folgenabschätzung, was nicht verwundert, da die kulturelle Evolution der genetischen rasant davonlief.

            • @61321 (Profil gelöscht):

              Altruismus, Empathie, Solidarität, Mitgefühl und Mitleid, was auch immer. Alle Regungen, Verhaltens- und Handlungsweisen, die, ohne subjektiv auf den mittel- oder unmittelbaren eigenen Vorteil abzuzielen, am Wohl anderer orientiert sind.

               

              Was ich meinte war die Übernahme von ursprünglich aus der Biologie stammendem Gedankengut, das sich dann in vielerlei Ausprägungen, etwa als Sozialdarwinismus, Evolutionismus bis hin zu rational choice, sowohl in den Kultur- und Geisteswissenschaften als auch in der Weltsicht breiter Bevölkerungsteile niedergeschlagen hat.

              Eigentlich ein sehr alter Hut, völlig abgekoppelt von den weiteren Entwicklungen in der Biologie (von denen ich leider nicht viel Plan habe, danke für Ihre Information).

               

              Das mit der Muße mag zunächst stimmen, hat sich dann aber mit der Sesshaftigkeit vmtl. wieder gedreht. Also genau damals, als der technologische Fortschritt erst richtig Fahrt aufgenommen hat.

              Zumindest rezente Jäger und Sammler wenden im Schnitt ungleich viel weniger Zeit für die Sicherung des Lebensunterhalts auf als Ackerbauern, nix mit 40-Stunden-Woche. Dafür viel besserer Gesundheitszustand, was Ernährung und Krankheiten betrifft. Auch interessant, die besseren Schulleistungen zentralafrikanischer Jäger-und-Sammler-Kiddies im Vergleich zu den Leistungen der Bauernkinder. Ist womöglich einfach ein inspirierenderes Leben als den ganzen Tag auf die Ackerkrume zu glotzen.

              Sorry, für die Polemik…

              • 6G
                61321 (Profil gelöscht)
                @Ruhig Blut:

                "die besseren Schulleistungen zentralafrikanischer Jäger-und-Sammler-Kiddies im Vergleich zu den Leistungen der Bauernkinder"

                 

                Das ist ein interessanter Befund. Umso mehr, wenn es sich das mehrfach unabhängig auch andernorts zeigen ließe.

                Ein Freund hat in Tschad eine ethnologische Arbeit gemacht und lebte eine Weile mit Nomaden. Einen unglaublich harten Job hatten halbwüchsige Jungs - das Hüten der Rinder und der Wechsel mit ihnen zw. den Weideplätzen bzw. zum Wasser hin. Ein gefährlicher Job. Eine Panik, ein Ausbrechen (Stampede) des 'lebenden Vermögens' der entsprechenden Fulbe-Gruppe muss natürlich von ihnen zuverlässig und mit hoher Risikobereitschaft bewältigt werden. Es wird einfach erwartet. Machen Sie das mal mit Rindern, deren Hörner so 1 bis 1,5m lang sind. Dass allein schon das den Geist und die Sinne schärft, klingt unmittelbar plausibel. Hinzu kommen die besonderen Fähigkeiten der räumlichen Orientierung und, und, und... https://www.about-africa.de/kamerun-nigeria/115-menschen-afrika-heute-fulbenomaden-tschad

                • @61321 (Profil gelöscht):

                  Vielen Dank. Das hör ich mir an, wenn ich ein bißchen mehr Zeit habe.

                   

                  Sollte vielleicht noch anfügen, dass sich nomadische Gesellschaften, also Menschen, die mobil mit Nutztierherden leben, zumeist ganz grundsätzlich von mobilen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften unterscheiden (das wird im landläufigen Sprachgebrauch gerne durcheinander geworfen.): Eher hierarchische Sozialordnungen mit sehr rigiden Regeln und oft auch recht aggressiv nach außen. Ist auch nicht weiter verwunderlich, denn wenn man, anstatt gar keinen Besitz zu akkumulieren, seinen wertvollsten Besitz & Lebensunterhalt immerzu durch die Gegend treibt und dabei zusammenhalten muss, muss man natürlich achtgeben, dass sich den kein anderer aneignet (z. B. andere Nomaden).

                   

                  Die Sache mit den Schulleistungen stammt aus ner älteren Untersuchung von Colin Turnbull (The Mbuti Pygmies, New York 1983, auf S.98ff. oder 126ff.), derzufolge die Kinder durchgängig bessere Lernerfolge zeigen und daher oft als Ersatzlehrer eingesetzt werden (beachtlich auch, weil “Pygmäen” wohl überall stark diskriminiert und marginalisiert werden). Ist natürlich schwierig, da einen Kausalzusammenhang herzustellen, und Sie haben recht, dafür wären vmtl. weitere Untersuchungen bei anderen notwendig. Aber es passt sehr schön.

                  • 6G
                    61321 (Profil gelöscht)
                    @Ruhig Blut:

                    Schöner Lapsus, Jäger u. Sammler einerseits und Nomaden andererseits ohne Nachdenken über einen Kamm zu scheren. Naja, war schon etwas spät gewesen...

                    Dank auch für die Literaturangabe

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Ruhig Blut:

            Es ist ja auch immer mal wieder die Rede davon, dass Empathie die eigentlich Triebfeder der Entwicklung der Menschen zur Menschheit gewesen sei. Aber irgendwo gibt es doch, gerade wenn man der Idee in den Tiefen der Geschichte nachspüren will, eine Barriere.

             

            Da gibt es dann irgendwie in nicht allzuferner Zeit und an fernem Ort matriarchalisch geprägte Gesellschaften (die Reich in "Der Einbruch der sexuellen Zwangsmoral" beschreibt, auf Bronisław Malinowskis Forschungen bei den Tobriandern fußend), die scheinbar aus einer besseren Vergangenheit wie Dinosaurier fast bis in unsere Tage heranreichen.

             

            Aber m.W. kann doch nicht die Rede davon sein, als wäre nach dem heutigen Stand der Forschung ein weltumfassendes Matriarchat irgendwann in ein Patriarchat gemündet.

             

            Bei letzterem würde ich indes - als Imago - den Beginn des "Kapitalismus" als Herr- und Knechtschaft festmachen. Was Freud noch aus der zeitlich unbestimmten, aber sicher distanten Urhorde extrapoliert, den Vatermord uswusf. ist m.E. so eine Art patriarchaler "Sündenfall", der das konstituiert, was wir bis heute wahrnehmen: Unterdrückung der Frau, Unterdrückung der meisten Männer, Antisemitismus, Xenophobie, Homophobie usw.

             

            Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dies seinen Anfang genommen hat, als die Menschen nicht mehr gemeinsam nach Nahrung suchten, sondern der Mann sich - eher aus Prestigegründen, denn aus Not - der Jagd bemächtigte und die Frau an den Herd verwies.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Ja, hatte auch Jäger-und-Sammler-Gesellschaften vor Augen. Wie die die allerlängste Zeit beschaffen waren, bleibt natürlich immer ein Stück weit Spekulation. Aber denen, die sich im 20. Jhd. noch antreffen ließen, war (und ist) praktisch überall eine egalitäre und stark auf Kooperation und wechselseitige Unterstützung ausgerichtete Sozialordnung gemein. Ohne starre Gruppen- (oder „Horden-“ oder „Stammes-“) zugehörigkeit, ohne institutionalisierte Hierarchien, ohne funktionale Differenzierung (außer entlang der Geschlechtszugehörigkeit) und mit sozialen Mechanismen („levelling mechanisms“) ausgestattet, die diese Gleichheit aufrechterhalten. Eine Klassifizierung als Matri- oder Patriarchat geht da völlig an der Sache vorbei.

              Es spricht sehr viel dafür, dass der „Sündenfall“ dann mit der neolithischen Revolution über uns kam: Erstmals die Möglichkeit zu materieller Akkumulation und wegen der Ortsgebundenheit erstmals nicht mehr die Möglichkeit, sich widrigen Bedingungen (wie z. B. Herrschaftsansprüchen) durch Abwanderung einfach zu entziehen.

              Aber diese letzten 10.000 Jahre sind ja viel zu kurz, als dass sie „am Wesen“ der Menschen, ihrer genetischen Programmierung allzuviel hätten ändern können.

      • @849 (Profil gelöscht):

        "... aber den Kapitalismus zu überwinden, wie soll das gehen?"

         

        Trotz der historischen Niederlage müssen wir uns damit beschäftigen. Die kapitalistische Gesellschaftsordnung beinhaltet keine sozioökonomische und sozioökologische Alternative für die Existenz der Menschen.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Reinhold Schramm:

          Aber gerne!

           

          Ich habe bei Marx oder den real existierenden Sozialisten indes nie verstanden, warum das Eigentum der Produktionsmittel aus den neuen Eigentümern, dem Proletariat, unmittelbar oder mittelbar Menschen machen sollte, die das kapitalistisch-egoistische Denken überwinden, sodass am Ende des Prozesses kein Gott noch Staat mehr vonnöten sein würde. Die schier unlösbare Aufgabe ist doch (m.E.), dass Individuen ein Paradies schaffen sollen, die durch die Hölle erst zu solchen wurden.

    • @Reinhold Schramm:

      Oder der Erfahrungen der Geschichte.

      Irgendwann haben die letzten zugeben müssen, dass die Erde keine Scheibe ist.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Günter Witte:

        So genannte Flat-Earther tummeln sich auch bei Facebook.

      • @Günter Witte:

        Apropos Geschichte d.h. Historie:

         

        Seit der Antike war die Erde keine Scheibe mehr. Auch nicht im christlichen Mittelalter. Falls Sie das immer noch glauben, konnten Sie sich noch nicht von einer der Propagandalügen der Gelehrten des 19. Jhdts lösen.

        https://de.wikipedia.org/wiki/Flache_Erde

      • @Günter Witte:

        Die historische Entwicklung und die Implosion des Realsozialismus beinhaltet einen schweren Mangel an Erfahrung aus der Geschichte. Sie werden aber keine Alternative innerhalb der bürgerlichen Gesellschaftsformation finden, um die aktuellen und zukünftigen Existenzprobleme der Mehrheit der Bevölkerungen nachhaltig zu lösen.

  • Der Punkt ist doch, dass Einkommens- und Vermögenssteuern erhoben werden müssen und zwar ansteigend mit der Höhe der Einkünfte.

     

    Ein regressives Steuersystem, wie es die USA haben, produziert Armut und wird langfristig dieses Land KO hauen. Dass in Deutschland in der Mitte am nachhaltigsten besteuert wird, hat seit 1982/83 nicht Gutes bewirkt, die ansteigende Armut und Armutsarbeitnehmer belegen, dass die Gesellschaft einen neuen Ausgleich braucht.

     

    Ein Verkäufer, Koch, Kellner, Polizist, eine Verwaltungsfachangestellte oder ein einfacher Handwerker geraten immer mehr nach Unten, müssen einen Zweijob übernehmen und oft genug die Erziehung ihrer Kinder herabstufen, wofür sie parallel von denen genau dafür kritisiert werden, die diese Last nicht zu tragen haben.

     

    Ich glaube, dass Deutschland ohne neoliberale Ausrichtung besser funktionieren würde. Die einseitige Ausrichtung auf den Export ist der beste Beschleuniger für den Neoliberalismus hierzulande, weil jeder Liter Benzin, jeder Importkonsum immer eine Rückwirkung auf die Handelsbilanz hat und es dann regelrecht 'produktiv' ist, eine gewisse Armut zu erhalten und sich eine Reservearmee von Arbeitskräften für schlecht-bezahlte Arbeit zu schaffen.

     

    In Deutschland macht es für die herrschenden bürgerlichen Kreise Sinn, Hartz-V und Hartz-VI einzuführen, Riester II und III - es muss eigentlich noch mehr sozialer Druck aufgebaut werden, um China, Indien und andere asiatische Länder abzubremsen.

     

    Ob man diese Staaten im internationalen Handel wirklich mit solchen 'Methoden' klein halten kann, bezweifele ich. Bessere Produkte und nachhaltige Nachfrage aus der EU wären weitaus besser.

  • Einen schönen Abend. Zwei Fragen zu diesem Artikel:

     

    Wenn der Anteil derjenigen, der weniger als einen Doller je Tag zur Verfügung hat, um 65 % sinkt, gleichzeitig aber die Kaufkraft des Dollars um ca. 65 % eingebrochen ist und die Weltbevölkerung um ca. 49 % Zugenommen hat, kann wie genau ein positiver Trend erkannt werden?

     

    Gibt es anderweitige Maßstäbe, an denen sich die Entwicklung des "Weltwohlstands" nachvollziehen lässt, bei denen jedoch regionale Lebenshaltungskosten (existenzsichernd) berücksichtigt werden?

     

    Dollarwechselkurs (Ganz grob abgelesen): http://4.bp.blogspot.com/-YTyPGaEsBcw/T0Kd1nS9zJI/AAAAAAAABQw/MhD1cWnfJI8/s320/Purchasing%2BPower%2Bof%2BU.S.%2BDollar.jpg

     

    Weltbevölkerung: http://www.pdwb.de/nd02.htm

    • @-Zottel-:

      Dollarwechselkurs meinte natürlich Kaufkraft :)

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    " Heißt das: Nicht der Finanzkapitalismus als globales System ist ausschlaggebend für die wachsende Ungleichheit, sondern es sind nationale Texturen, sozialstaatliche Traditionen und steuerpolitische Entscheidungen?

     

    Ja, der Staat verfügt mit Sozialtransfers und Steuern noch immer über mächtige Instrumente. Und die sind in den USA massiv zurückgebaut oder sogar zerstört worden. Auch der Einfluss der Superreichen auf die Steuerpolitik ist in den USA viel extremer als in Europa.

     

    Also ist die These, dass Nationalstaaten ohnmächtig dem Sturm der Globalisierung und damit wachsender Ungleichheit ausgesetzt sind, falsch?

     

    Die Staaten und ihre Regierungen sind entscheidende Spieler. Und es sind keineswegs jene Staaten erfolgreich, die Steuern für Reiche und Unternehmen radikal gesenkt haben. [...]"

     

    Ich finde das aus der Sicht der Spieltheorie verkürzend. Der erhöhte Einfluss der (Super-)Reichen auf Politik und Gesellschaft ist die politische Ökonomie des Liberalismus. Das fiktive Finanzkapital steigert in seinen Ausmaßen und Wirkungen diesen Einfluss ins Äußerste.

     

    Selbstverständlich könnten Reichtum und Erbschaften viel stärker besteuert werden. Es ist der Erfolg (nicht das Scheitern) des Neoliberalismus, dass mit dem freien Kapitaltransfer so viele Steueroasen für die Kapitalflucht vorhanden sind. Juncker hat Luxemburg zur Quasi-Null-Steuer-Zone gemacht. Die Paradise auf den Kanalinseln gab es schon vorher und Irland ist nur ein weiteres Beispiel innerhalb der EU.

     

    Mit Transferleistungen kann zwar die Binnennnachfrage erhöht werden, aber man muss dann auch mit einer Kapitalflucht rechnen. Das ist bei einer extrem exportabhängigen Wirtschaft wie der deutschen aber dann auch mit Arbeitsplatzabbau in der Industrie verbunden.

     

    'Nationale Texturen' sorgen aus taktischen Überlegungen heraus für neoliberale Bedingungen unter denen dann eine ethischere Wirtschaftsweise wiederum taktisch den kurzfristigen Verlust verspricht.

    Das ist politische Kultur, auch in der Firmenethik.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Das fiktive Kapital, dessen Wertschöpfung aus der Zukunft, d.h. die Aktien aus Kapitalerhöhungen, ganz besonders deren Derivate, verbunden mit dem Keystroke-Prinzip der Wertschöpfung per Entertaste, sorgt einerseits dafür, dass die Renditen sich verlagern: Von Produkten, die zeitaufwändig mit Arbeit erschaffen wurden, die Produktionskosten haben und hinter denen das strategische Interesse von Arbeiter*innen an einem guten Leben steht, verlagern sich die Renditen auf Produkte ohne Produktionskosten: Aktienderivate und Kredite.

       

      Desweiteren gibt es beim Kapitalhandel extrem geringe taktische Gewinnerwartungen, die nur noch Computersysteme gegeneinander aushandeln, mit teils fatalen, ja lethalen Konsequenzen für die betroffenen Menschen. Die Spekulation mit Nahrungsmitteln muss am dringensten verboten werden.

       

      Es ist m.E. auch keine klassisch linke Frage, warum langfristige strategische Interessen in den Blickwinkel vieler Akteur*innen geraten, die im instrumentellen Interesse der Kapitalakkumulation handeln. In erster Linie geht es dabei um 'Nachhaltigkeit'. In liberal bürgerlicher Auslegung: Die 'Umwelt' soll nutzbar bleiben und die 'Bevölkerungen' sollen nicht revoltieren.

       

      Das ändert aber nichts am Grundproblem, dass es taktisch kurzfristige Nachteile gibt, wenn langfristige strategische Ziele verfolgt werden. Diese Nachteile sind für die betroffenen Arbeiter*innen nicht einfach nicht-realisierte Gewinne, sondern sie verlieren ihre Arbeitsplätze deswegen.

       

      Dann steht also so ein SPD-Genosse-der-Bosse da und erklärt der Öffentlichkeit, so-und-so-viele Arbeitsplätze in der Autoindustrie und dem Maschinenbau werden vernichtet, wenn ich nicht der neoliberalen Logik folge. Verlage und- Stiftungen, die Milliardären gehören, stimmen dann im Einklang mit Industrieverbänden in dieses Klagelied ein und die IG-Metall vertritt dann das Interesse derjenigen, die Interesse daran haben, genau diese Arbeitsplätze zu behalten.

       

      Der Erfolg des (Neo)Liberalismus.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @85198 (Profil gelöscht):

        "Desweiteren gibt es beim Kapitalhandel extrem geringe taktische Gewinnerwartungen ..."

         

        Das sind extrem kurzfristige taktische Gewinnerwartungen.

        Da habe ich das falsche Wort benutzt.

        • 8G
          85198 (Profil gelöscht)
          @85198 (Profil gelöscht):

          In diesem Sinne hat der (Neo-)Liberalismus erfolgreich eine Gesellschaft geschaffen, in der ein großer Teil der Menschen im arbeitsfähigen Alter nicht mehr gewerkschaftlich organisiert sind, als prekär Beschäftigte, outgesourcte private Subunternehmer oder Arbeitslose.

           

          Spätestens mit Hartz-IV hatte dann auch der Facharbeiter jemandem auf dem er gesellschaftlich voll anerkannt herumtrampeln konnte und mit den Migranten kommen jetzt diejenigen, auf denen auch noch die Arbeitslosen rumtrampeln sollen, wenn es nach BILD,, AfD, FDP, CSU, CDU, SPD oder Oskar Lafontaine geht.

           

          Facharbeiter hassen Leiharbeiter und Leiharbeiter hassen Festangestellte dafür.

          Piloten hassen Bodenpersonal und Bodenpersonal hasst Piloten dafür.

          Zugführer hassen Fahrkartenkontrolleure und Kontrolleure hassen Zugführer dafür.

          Steuerzahler hassen Hartz-IV-Empfänger und Hartz-IV-Empfänger hassen die Gesellschaft dafür.

           

          Und amit alles seine nationale Identität behält: Hartz-IV-Empfänger sollen Migranten hassen, damit Migranten Hartz-IV-Empfänger hassen und sich beide Gruppen nicht verbünden.

           

          So kommt es dann, dass aufrecht gehenden Linken auch hier im Kommentarbereich in wüster Sprache vorgeworfen wird, neoliberal zu sein, nur weil sie das Prinzip Hass nicht mehr mitmachen wollen und sie sich gegen.Mauern, Stacheldraht, Lager und das Ertrinken im Mittelmeer aussprechen und sie den Konflikt mit dem Prinzip Kapitalismus nicht auf den Köpfen von Migranten austragen wollen.

           

          Die Solidarität wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass können (Neo-)Liberale aus ihrer Sicht als vollen Erfolg verbuchen.

          In den Gewerkschaften und Gewerkschaftsverbänden wurde nicht ausreichend dagegen angesteuert und Solidarität mit Hartz-IV-Empfängern, Migranten oder Leiharbeitern wurde viel zu wenig ausgeübt. Vielmehr sind einzelne Gewerkschaften dabei, die Solidarität aufzukündigen und aus ihrer privilegierten Stellung im Produktionsprozess zu kapitalisieren.

           

          Wer nicht über den Kapitalismus reden will... - oder?

          • @85198 (Profil gelöscht):

            Richtig, unter Bevölkerung darf es keine Einigung geben, dass wäre schlecht für die Wirtschaft-Bosse,darum Hartz 4 und Flüchtlinge, ein erfolgreiches Mittel um die Bevölkerung von sich abzulenken.

        • @85198 (Profil gelöscht):

          Eine sehr ausführliche und größtenteils auch zutreffende Analyse, lieber @Hannibal. Und nun zur Nutzanwendung (beginnend mit einer Kritik):

           

          - Warum erliegen auch Sie der (im "linken Lager") weit verbreiteten Versuchung, für Missstände vor allem Politiker aus dem nicht-rechten Lager ("...so ein SPD-Genosse-der-Bosse...") auf die Hörner zu nehmen, aber bis in die Knochen durchgefärbte Marktradikalinskis (Union, FDP) außen vor zu lassen?

           

          - Sehen Sie einen (realistischen) Weg, all die Auswüchse des Kasino-Kapitalismus je wieder einzufangen - ob mit oder ohne Blutvergießen?

          • 8G
            85198 (Profil gelöscht)
            @Bitbändiger:

            Ich hoffe, ich habe die erste Kritik schon beantwortet. Ich hatte sie noch nicht gesehen, aber die Aufzählung all der Parteien und die Kritik an den Gewerkschaften soll dem entgegenstehen, dass hie nur die SPD gemeint ist.

            Trotz allem hat aber die SPD all den Jahren seit dem Umruch Anfang der 80er es nicht geschafft ein Gegennarrativ zu entwickeln und den eigenen Anspruch aufgegeben hat das Führungspersonal der SPD spätestens seit der Agenda 2010. Deswegen ist sie auch am besten geeignet, den Effekt, den die politische Ökonomie des Liberalismus auf die Öffentlichkeit hat, aufzuzeigen, mit den zunehmenden Einflussmöglichkeiten für Interessen im Rahmen der Kapitalakkumulation.

             

            Besonders aufgegangen ist dieser in der BRD erst mit den Anfängen der neoliberalen Ideologie anfang der 80er, als die FDP gegen die SPD 'putschte' und 1982 das Lambsdorff-Papier auf den politischen Markt warf, mit viel Kapitalunterstützung. 1983 wurde das Keystroke-Prinzip unter Schwarz-Gelb eingeführt.

             

            Einfangen ließe sich das System schon noch, es ist die Frage nach einem Gegennarrativ gegen das neoliberale Angebot: der Befreiung von der Diktatur der Freiheit, dem Zwang, selbst wählen zu müssen.

            Ich sehe da schon ein entsprechendes Narrativ:

             

            Eine europäische Republik der Regionen, in dem die nationalen Interessen zugunsten einer Solidarität zwischen den Regionen zurücktreten. Dazu dient ein bedingungsloses Grundeinkommen, das nach meinen Vorstellungen kofinanziert wird mit:

             

            europäischen Beteiligungen an Kapitalrenditen

            Erhebungsprinzip: Fairness, Verwendungsweck: Konsumgüter, Ziel: Renditen sozialisieren

            &

            europäischen Kapitaltransfersteuern

            Prinzip: Sicherheit, Zweck: technische Ausstattung, Ziel: Spekulation eindämmen

            &

            nationalen Vermögens- & Erbschaftssteuern

            Prinzip: Gerechtigkeit, Zweck: kulturelle Teilhabe, Ziel: Stabilität

            &

            regionalen Gewerbesteuern und einer entfernungsabhängigen fluiden Transportsteuer

            Prinzip: Nachhaltigkeit, Zweck: Wohnen, Ziel: Dezentralisierung

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @85198 (Profil gelöscht):

              "Eine europäische Republik der Regionen, in dem die nationalen Interessen zugunsten einer Solidarität zwischen den Regionen zurücktreten. Dazu dient ein bedingungsloses Grundeinkommen, das nach meinen Vorstellungen kofinanziert wird mit..."

               

              Klingt sehr gut!

            • 8G
              85198 (Profil gelöscht)
              @85198 (Profil gelöscht):

              Außerdem wird auch eine Umverteilung der Arbeit durch einen 6-Stunden-Tag in sehr naher Zukunft wohl unvermeidbar werden, spätestens, wenn die Turing-Schwelle überwunden ist und man nicht mehr unterscheiden kann, ob man mit einem Menschen oder einer Maschine spricht.

              Dabei gilt es jedoch, die Vorteile eines Lebens mit mehr freier Zeit anzupreisen. Sie merken, ich mache auch schon auf Politik-Verkäufer. Aber die Ökonomie der Politik soll ruhig durchsichtig bleiben.

               

              Das ganze hat zwei Stoßrichtungen: Regionalisierung: einerseits die experimentelle Demokratisierung der Regionen je nach den dort vorherrschenden kulturellen und bürokratischen Gepflogenheiten. Dabei eine Umkehr der Zentralisierungstendenzen und eine Entschleunigung der Alltagsprozesse. Die politische Wetterlage soll durch die Integration von Sezessionsbewegungen günstig gestaltet werden.

               

              Auf der anderen Seite die Teilung von wirtschaftlichen und ökologischen Kernkompetenzen mit der europäischen Republik, der gemeinsamen Sache der Regionen und ihrer Bewohner ('Bevölkerung' ist so kalt). Es findet eine Entmachtung statt der Nationalstaaten, aber auf einem grundsätzlich demokratischen Niveau, dazu ist eine entschiedene Reform der EU notwendig, in der nicht die Kommission aus Nationalstaatsvertretern regiert, sondern eine demokratisch durch das Parlament gewählte Regierung. Das wird mit der Gründung europäischer Parteien einhergehen. Der Kommission sollten beratende Funktionen in sicherheitspolitischen Fragestellungen und die diplomatische Vertetung nach außen verbleiben, um mit vielen Stimmen mehr zu erreichen. Die Armee sollten logistisch doch den Nationalstaaten unterstellt bleiben, mit Vetovorbehalt beim Einsatz, aber es sollte eine europäische Parlaments- und Verteidigungsarmee sein, die nur im Rahmen der UN in humanitären Notlagen eingesetzt werden darf. Auf keinen Fall darf sie bewaffnet im Inneren oder zu Angriffshandlungen eingesetzt werden.

               

              Es sind aber noch mehr Punkte außerst reformbedürftig.

              • 8G
                85198 (Profil gelöscht)
                @85198 (Profil gelöscht):

                Damit sind in erster Linie die EZB, das europäische Gerichtswesen und die Europäische Menschenrechtscharta gemeint. Die Justiz muss unabhängig und die EZB an die demokratische Leine genommen werden Die Menschenrechte müssen menschlicher werden. Todesstrafe, Erschießung bei der Flucht aus staatlichem Gewahrsam, präventive Inhaftierung zur Verhinderung des illegalen Grenzübertritts oder aufgrund von Trunkenheit oder Drogenkonsum gehören etwa verboten. Die AfD will z.B. an Grenzen auf Migranten schießen und Alkoholiker und andere Drogenabhängige inhaftieren, was mit 'Lagerbau' übersetzt werden sollte.

                 

                Zu diesem großen Anliegen müßte aber eine linksliberale 'Mitte' mit der radikalen Linken kooperationsfähig werden und andersherum. Denn der linksliberalen 'Mitte' fehlt es an revolutionärem Impuls und an Herrschaftskritik und der radikalen Linken an Organisationskraft und Kompromissbereitschaft. Ich sehe mich da in einer Vermitlerposition.

                 

                Mein Vorschlag ist die Gründung einer europäischen Plattformpartei, die mit einem diskursanalytischen und dekonstruktivem Rückgrat als Sektion Null andere existierende radikal- oder basisdemokratische Parteien und Strömungen als Sektionen integrieren kann, in denen die eigentliche sachbezogene Haupzarbeit gemacht wird. Die Rückgrat-Sektion dient als Verhandlungsraum der Positionen aus den Sektionen untereinander, sowie als gemeinsame Plattform und Bühne für den öffentlichen Auftritt mit gemeinsamen Forderungen. Die Rückgrat-Sektion dient so, weil sie die Dikurse analysiert und die Zusammenhänge dekonstruiert, zur Synchronisation der Geschwindigkeiten/Zeiten der inhaltlich arbeitenden Sektionen, zur Erzeugung von Gleichzeitigkeit zwischen den verschiedenen Flügeln der Plattform-Partei.

                 

                Dabei ist es dann für den taktischen Kurs der Partei und ihre strategische Zielsetzung sehr wichtig, wie viele Mitglieder und Wähler eine Sektion tatsächlich für ihre Idee von Demokratie mobilisiert.

                Sind so Benjamin und Bloch mit Habermas versöhnt?!

  • Neoliberal ist nicht gescheitert.

    Nimmt man alleine die Summen, die zur verfügung stehen könnten, von entgangenen Steuern und verschwendeten Steuern, gäbe es keine Diskussionen.

    • @Günter Witte:

      Richtig, verschwendet ist jeder Steuereuro an faule Unternehmer: Subventionen, insbesondere Steuervorteile, Märchensteuer.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Das Einkommen aus Arbeit ist bisher nur durch erhöhte Produktivität gestiegen, aber wesentlich langsamer als das Einkommen aus Kapital. Denn trotz Lohnerhöhungen haben die Kapitalisten den relativen Mehrwert erhöht und geht die Schere geht immer weiter auseinander bei gleichzeitiger scheinbarer Verbesserung der Einkommensentwicklung der unteren Schichten. Ein weiterer Faktor der stagnierenden Einkommensentwicklung ist das Wachstum, das in den Industrieländern zurückgegangen ist. Will also der Kapitalist mehr Profit, muss er die Reallöhne senken bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitsproduktivität: Das Erfolgsmodell Deutschland. Ansonsten lagert er die Produktion da aus, wo die Arbeitsproduktivität zwar geringer ist, aber die Löhne wesentlich niedriger sind. Aber in den Niedriglohnländern vor allem Indien und China wurde die Arbeitsproduktivität derartig erhöht, dass auch die Löhne schneller stiegen als in Europa und den USA. Die Ratio ist aber noch immer Vorteilhaft für diese Schwellenländer. Der Kapitalist kann jetzt mühelos die einen gegen die anderen ausspielen, um den relativen Mehrwert zu erhöhen, den Staat erpressen, um Steuervergünstigungen und Subventionrn zu erheischen. Deregulierung und Freihandel spielen den Kapitalisten in die Hände, Verlierer sind die Nationalstaaten und die Arbeitnehmer, vor allem in den entwichelten Industrieländern. Die poltischen Konsequenzen sind bei anhaltender Entwicklung nicht abzusehen, aber es wird ungemütlich werden auch für die" Bourgeois Bohème" in Kreuzberg-Friedrichshain und im 6. und 7. Arrondissement von Paris.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      "...es wird ungemütlich werden auch für die" Bourgeois Bohème" in Kreuzberg-Friedrichshain und im 6. und 7. Arrondissement von Paris."

       

      Langfristig ja, aber es wird vorher noch sehr viel Wasser Rhein, Seine und Havel hinunterlaufen bis wir dahin kommen, sprich, die Erwähnten werden eher zu den letzten gehören, denen die Folgen von all dem ins Gesicht klatschen

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @61321 (Profil gelöscht):

        "Langfristig ja"

         

        Ich frag mich immer, wann die lange Frist erreicht ist. Das was Herr Engelhardt prognostiziert, geistert seit etwa 200 Jahren durch Europa. Zwischendurch wurde es immer mal wieder mehr als ungemütlich, aber nicht wegen zu viel Freihandel, sondern wegen zu viel Protektionismus und Nationalismus.

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Was ging denn dem Zuviel an Protektionismus vorraus, Herr Dr. phil? Weltwirtschaftskrise, Austeritätsregime und Massenelend. Und das war kein Bedienungsfehler, sondern eine strukturelle Eigenschaft kapitalistischer Weltwirtschaft: Überakkumulation, Investitionskrise gefolgt von massiver Vernichtung des Kapitalstocks.

  • Stellt sich die Frage, welche Alternative es gibt, die bewiesen hat, dass sie funktioniert.

    • @Sophokles:

      Wenn Sie die Produktivität als ausschlaggebend bezeichnen wollen, dann haben die skandinavischen Wohlfahrtsstaaten mit zum Teil extrem hohen Steuersätzen, aber auch mit sehr guten Sozialleistungen, die besten Daten.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Muss man sich ganz genau anschauen, worauf der Erfolg beruht. Die machen sicher eine Menge richtig, aber beispielsweise Norwegens relative Sorgenlosigkeit beruht immer noch auf dem Öl, oder nicht?

        Wie wirtschaftet man erfolgeich und baut gleichzeitig eine soziale und ökologisch verantwortliche Gesellschaft, ohne den reichen Segen zufällig im Besitz befindlicher begehrter und teurer Ressourcen?

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Norwegen wird immer wieder als Beispiel abgetan wegen seiner Öleinnahmen. Es sticht sicherlich auch in den skandinavischen Ländern noch heraus trotz fallender Ölpreise.

           

          Skandinavien hat aber noch mehr Staaten und auch ein Land, das wegen blödsinniger Spekulationsgeschäfte seiner Banken wie Island kurz vor der Staatspleite noch vor ein paar Jahren stand hat schon ein besseres Bruttoinlandsprodukt wie die USA und andere Wohlfahrtsstaaten können zumindest mithalten und stehen besser da als die BRD.

          Ich würde aber grundsätzlich auch die Produktivität pro Kopf nicht als einzige Messgröße akzeptieren, sondern auch in den Human Developement Reports stehen diese Staaten immer hervorragend da. Es erscheint mir auch irgendwie einleuchtend, dass sich auf Dauer entsprechende soziale und demokratische Gerechtigkeit positiv auswirkt auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Sophokles:

      "Volksheim" und "Soziale Marktwirtschaft"

  • Nur mal zur Klarstellung: die neoliberale Ideologie ist natürlich nicht gescheitert,. sondern hat genau das erreicht, was sie wollte - kurz gesagt. Umverteilung nach oben, Demontage des "sozialdemokratischen" Westlichen Nachkriegskonsensus und Machtkonzentration bei bestimmten Wirtshcaftseliten. Dass so etwaas früher oder später zu Bürgerkriegen, populistischen Revolten und autoritären Regimes führt und dabei ggfs. einige der neoliberalen Profiteure auch mal an einer Laterne enden (was man dann tatsächlich als Scheitern betrachten könnte) ist jetzt in der Kapitalismusgeschichte auch nix neues.

    • @hessebub:

      Das denke ich mir auch oft genug: Haben diese Leute keinen Geschichtsunterricht gehabt und mitbekommen, dass die Guillotine längst erfunden und schnittig ausprobiert wurde?

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @hessebub:

      Wichtiger und richtiger Hinweis

  • Der Neoliberalismus ist vielleicht gescheitert. Der Gegenentwurf Sozialismus aber auch. ZB.DDR