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Siemens und die Kohlemine AdaniKaeser verarscht Neubauer

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Siemens-Chef Joe Kaeser hat die Klimaaktivistin Luisa Neubauer über den Tisch gezogen. In der Logik des Konzerns lohnt sich das.

Nach dem Gespräch mit Luisa Neubauer: Joe Kaeser beantwortet Fragen von Journalist:innen Foto: Soeren Stache/dpa

S iemens-Chef Joe Kaeser hat die Klimaaktivistin Luisa Neubauer und die Fridays-for-Future-Bewegung maximal geschickt für seine Zwecke instrumentalisiert: Am Freitag noch traf er sich mit Neubauer, bot ihr gar einen Job im Aufsichtsrat des künftigen Unternehmens Siemens Energy, redete übers Klima. Das alles, um am Sonntag zu verkünden: Siemens wird sich nicht aus seinem Geschäft um die australische Kohlemine Adani zurückziehen.

Die Klimabewegung schäumt. „Joe Kaeser macht einen unentschuldbaren Fehler“, sagte Neubauer. Warum um alles in der Welt erweckt Kaeser mit dem Treffen mit Neubauer erst die Erwartung, dass sein Konzern aus dem Projekt aussteigt – um dann genau das Gegenteil zu tun? Also, wie vorgesehen, Signaltechnik für eine 200 Kilometer lange Eisenbahnstrecke zu liefern, über die bald 60 Millionen Tonnen Kohle jährlich rollen sollen. Das entspricht dem jährlichen Verbrauch Deutschlands im Jahr 2016.

Aus Sicht von Siemens macht das alles sehr viel Sinn. Kaeser hat Neubauers Renommee als Klimaschützerin schlichtweg instrumentalisiert. Für ein Signal an Investor*innen und Auftragnehmer*innen. Die Rage des klimabewegten Teils der deutschen Öffentlichkeit nimmt er in Kauf. Weil er Siemens egal ist.

Ein paar Konsument*innen mögen vielleicht denken: Dann kaufe ich den nächsten Herd, den nächsten Staubsauger, den nächsten Kühlschrank aus Strafe eben nicht von Siemens. Aber damit strafen sie nur das Stuttgarter Unternehmen Bosch. Das verwendet den Markennamen Siemens für Konsumgüter, Kaeser hat damit nichts mehr zu tun. Den Leuchtmittelhersteller Osram hat Siemens auch längst verkauft. Kaeser muss also keine sinkenden Umsätze aufgrund von Boykottaufrufen fürchten.

Privatkonsument*innen sind nicht gemeint

Im Gegenteil, Siemens verkauft Software für Gebäude oder Fabrikautomatisierung, Schienenfahrzeuge, Kraftwerke, Windräder und liefert vor allem die Infrastruktur für Öl- und Gasfirmen. Nicht eben Dinge, die man als Privatkonsument*in kauft.

Das Kraftwerksgeschäft soll zudem ausgegliedert werden und im Herbst an die Börse. Siemens wird weiter Anteile daran halten und kann deshalb vor allem eines nicht brauchen: Aufträge aus der Öl- und Gasindustrie verlieren, weil Geschäftspartner weltweit das Signal erhalten, der Konzern werde wegen ein paar wütender Schüler*innen vertragsbrüchig. Der Imageschaden bei potenziellen Kund*innen aus der fossilen Industrie ist für Siemens viel teurer als der Imageschaden daheim. Der kostet vorerst überhaupt nichts.

All das ist so offensichtlich, es ist Kaeser sicher nicht erst am Sonntag beim Frühstückskaffee aufgefallen. All das wusste er bereits, als er sich zum Treffen mit Neubauer verabredete. Kaeser hat die Klimaaktivistin auf gut Deutsch nach Strich und Faden verarscht.

Das Treffen mit Neubauer diente nur einem einzigen Zweck: Den Investoren zeigen, dass das Thema Klima Chefsache bei Siemens ist. Dass der Chef sich sorgt. Und künftig Besserung gelobt. Die Investoren, von denen hier die Rede ist, sind mächtige institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, Kirchenfonds oder Versicherungsunternehmen. Weil sie langfristig denken, ist der Klimawandel für sie ein finanzielles Risiko – also pochen sie darauf, dass sich Unternehmen wie Siemens allmählich wandeln.

Zirkus für die Investoren

Einige von ihnen, etwa Axa, Union Investment, der Pensionsfonds der Church of England oder der Caritas haben sich beispielsweise zur Allianz „ClimateAction 100“ zusammengeschlossen. Sie verwalten insgesamt 35 Billionen Dollar und halten in Deutschland Anteile an Siemens, BASF, HeidelbergCement, Daimler, BMW, Eon, RWE, VW und Thyssenkrupp.

Für solche Investoren veranstaltet Kaeser den ganzen Zirkus. Ob sie sich damit zufrieden geben werden, ist noch offen. Würden sie ihr Kapital abziehen, wäre das zwar ein klares öffentliches Signal, auch an andere Unternehmen, die Klimasauereien im Portfolio haben. Allerdings ist die Idee solcher Investoren eben gerade die, im Unternehmen zu bleiben, um ein Mitspracherecht zu haben. Ob sie es nutzen, wird sich bald zeigen: Am 5. Februar ist Hauptversammlung bei Siemens. Wird Kaeser dort wegen des Adani-Geschäftes gegrillt, wäre es doch noch ein Sieg für Neubauer und die Klimabewegung.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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52 Kommentare

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  • Wer wen und mit was über den Tisch zog ist noch offen. Das hängt nicht einfach nur von Herr Kaeser ab und mit welchem Bein er heute morgen aufstand. Das kleine Marketingmanöver mit der väterlichen Geste "dann übernimm du doch mal Verantwortung Kind" ist so durchsichtig wie armselig. Wir müssen einfach verstehen: Mehr haben diese Leute tatsächlich nicht drauf. Kultur der Verantwortungslosigkeit die nur Initiationsriten in diese ihre Kultur kennt.



    Den Posten abzulehnen war natürlich richtig. Verarschen können wir uns selbst. Fehler ist aber jetzt wenn Neubauer /FFF nicht präziser wird: Nicht Siemens begeht das Verbrechen an den nachfolgenden Generationen in Australien. Das wird immer noch durch dieses völlig irrsinnige Kohle-Abbau-Projekt in Australien begangen.



    Hier hatten wir nur die Nebenfrage zu klären, ob man als Siemens dafür Infrastruktur liefert. Nicht unwichtig.



    Aber anlässlich nicht das eigentliche Thema. In einem brennenden Land, dessen Regierung noch Gesellschaft begreifen will was bei ihnen grundfalsch läuft.



    Also nicht im Dorf bleiben Luisa.



    Ich fände es richtig du fliegst mal rüber nach Australien und erklärst dort öffentlich mit den wahrscheinlich nicht so zahlreichen Freundinnen und Freunden, weshalb du nicht Aufsichtsrat geworden bist. Dein Flug wird Schmutz verursachen. Aber bist du am Ende ein wenig erfolgreich - das Australien mal mit sich selbst über sich selbst spricht -



    dann dürfte deine Energiebilanz am Ende positiv ausfallen.



    Ich verspreche dir - ich fliege nicht nach Australien. Um interessiert auf den Heiligtümern der Ureinwohner herumzutrampeln. Und ich kenne noch so 10 die es -versprochen- nie tun werden. Den Flugzeugsprit haben wir schon mal zusammen für dich gespart.

    • @Martinxyz:

      ob die Australier, die ja vor gar nicht so langer Zeit gewählt haben, wirklich von einer jungen Deutschen belehrt werden wollen, was sie bauen dürfen/sollen und was nicht - ich weiß ja nicht....

  • Inhaltlich ist der Artikel super. Ich finde die Form des Kommentars für die Ansammlung an Fakten unpassend.



    Kaeser musste sie fragen ob sie mitmachen will. Er musste mit ihr reden. Um Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Das ist sein Job. Sie hätte den Posten annehmen sollen. FFF wären ihre ungeliebte Sprecherin los. Sie hätte der Bewegung ungeheuren Einfluss verschafft.

    • 6G
      68514 (Profil gelöscht)
      @Götz-Michael Freimann:

      Welche ungeliebte Sprecherin? Es gibt weder einen gewählten Vorstand noch einen gewählten Sprecher. FFF ist eine basisdemokratische Initiative. Luisa Neubauer ist dabei halt sehr aktiv und deswegen vielen bekannt, nicht mehr und nicht weniger.

    • @Götz-Michael Freimann:

      Finde ich falsch. Neubauers Job ist nicht Kaeser quasi zu ersetzen. Noch wäre es überhaupt leistbar lauter Neubauers in Aufsichtsräte zu schicken. Die gibt es nämlich so einfach nicht.



      Worum es geht ist das die Kaesers dieser Welt volkswirtschaftliche statt betriebswirtschaftliche Entscheidungen treffen. Soviel Professionalität muss einfach jetzt sein. Deshalb war natürlich richtig Kaeser einen anderen Fachmenschen für den Aufsichtsratsposten vorzuschlagen. Woraufhin die prompte Ablehnung Kaesers die Redlichkeit und Wahrhaftigkeit seines "Angebotes" klärte. Soviel zu Ihrer Fantasie vom "ungeheuren Einfluss" unter solchen Vorzeichen in solcher Kultur und Unternehmensstruktur.



      Wir müssen doch nicht so tun, als wüssten wir nicht, das sie wissen wie es geht. Schliesslich machen die das ja schon ziemlich sehr lange genau so. Mit dem Ergebnis das sie ihre Ergebnisse richtig oder unvermeidlich finden.



      Während wir doch sagen: Nein. Eure Ergebnisse sind nicht richtig. Noch ausreichend. Wir sind nicht interessiert an der Technik zu falschen Entscheidungen zu kommen und sie als Richtige zu verkaufen.



      Das ist gemessen an unserem Ziel einfach Zeitverschwendung.

  • Die Entscheidung, die Kohle (grins) zu fördern, fällt woanders, nicht bei Siemens oder in Käsers Büro.



    Wer die Schienen liefert, die Lokomotiven, die Waggons, die Schwellen, die Signalanlagen oder die Computeranlage, die Bürostühle, oder die Bagger, die Händies der Mitarbeiter oder das Briefpapier, ist piepegal. Sollen die jetzt alle boykottiert werden?

    Und wieso heißt jetzt auf einmal Vertragsbruch "Aussteigen"?

    • @albert992:

      Ach so? Na, dann kann man wohl nichts machen. Also: WEITERMACHEN! Alles gut: wir können eh nichts ändern.

      Wir können zwar unseren einzigen Planeten verseuchen und die Lebensbedingungen extrem verschlechtern, aber Kohleabbau...neeee...das können wir nicht stoppen.

  • Ich finde bezüglich der Rolle von FFF



    folgenden Artikel interessant, ob man jetzt die Ernsthaftigkeit von Blackrock, die ich eigentlich gar nicht schätzte, ernst nehmen kann steht auf einem anderen Blatt

    www.spiegel.de/wir...-b7ac-63d98457947e

  • Siemens hat richtig gehandelt. Ein Vertragsbruch hätte kein Gramm CO2 eingespart, sondern durch erneute Ausschreibung, Planung und Entwicklung zu erheblichen Emissionen geführt. Deshalb werden auch Würstchen gegrillt bei der HV.



    Frau Neubauer hat falsch gehandelt. Mehr Einflussmöglichkeit wird sie so schnell nicht mehr bekommen. Leider.

    • @Gregor Tobias:

      Sie hat zu 100% richtig und ehrenwert gehandelt, im Gegensatz zu Kaeser und Siemens. Jeder hätte ihr danach auch postwendend persönliche Vorteilsnahme unterstellen können. Die Prioritäten für den Klimaschutz liegen weitaus höher, als Umsatz und Gewinn von Konzernen die Milliardenumsätze machen.

  • Siemens soll endlich mal eine Gemeinwohl Bilanz erstellen und Auditieren lassen damit die Öffentlichkeit auch Rechenschaft erhält und besser durchblickt

  • Die Rolle die Siemens in dem Projekt spielt ist ziemlich nachrangig. Daher kann man mit einer gewissen Berechtigung annehmen, das FfF als auch Siemens hier bewusst auf die Theatralik achten.



    Keine Ruhmestat von beiden!

  • es macht Sinn den Konflikt dahin zu spielen wo die Entscheidungen fallen. Hauptversammlungen sind eine Bühne aber leider nur das. Den Konzern öffentlichkeitswirksam herauszufordern Bringt viel Öffentlichkeit und macht deutlich wo die Verantwortung setzt. Käser ist demaskiert, FFF hat seinen Bluff aufgedeckt. Der Erfolg ist unmittelbar: ein geschärfter Review im nachhaltigkeitskontrollgremium. Es ist vielversprechend Konzernvorstände öffentlichkeitswirksam zu konfrontieren. Das bringt mehr als die Bundesregierung anzusprechen, denn die Konzerne ziehen im Hintergrund ohne hin die Strippen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Sehen wir also dem 5. Februar und dem "Grillen" von Herr Kaeser erwartungsfroh entgegen.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Werd' diesmal an der Hauptversammlung nicht teilnehmen. Sie können meinen Grillkaeser aber gerne haben.

  • Gabor Steingarts Morning Briefing: Nachruf auf Joe Kaeser



    www.gmx.net/magazi...oe-kaeser-34341378



    Das nenn ich treffend geschrieben.

  • "Kaeser verarscht XXX"

    Naja -- das gehört zu seiner Jobbeschreibung: der Zivilgesellschaft zu verkaufen, dass "sein" Konzern in unserer aller Interesse handelt; dieses Handeln wird jedoch ausschliesslich von den Interessen seiner Aktionäre bestimmt, und das wissen wir alle.

    Solche begabte TaschenspielerInnen werden hoch gehandelt.

  • Know your customer...

  • „Siemens-Chef Joe Kaeser hat die Klimaaktivistin Luisa Neubauer über den Tisch gezogen“



    Irrtum! Das konnte er gar nicht, selbst wenn er es gewollt hätte. Denn dazu gehören Zwei, und Frau Neubauer hat nicht mitgemacht, siehe taz.de/Siemens-wir...recherin/!5652243/



    Im Übrigen ist es selbst für Grüne keine grüne Todsünde, in die Industrie zu wechseln, wie Frau Röstel beweist.



    Gunda Röstel war Sprecherin von B90/Grüne 1996-2000. Danach wechselte sie zur Gelsenwasser AG, damals ein Tochterunternehmen von E.ON. Als Vertreterin des Landes Baden-Württemberg wurde sie im April 2011 in den Aufsichtsrat der EnBW gewählt. de.wikipedia.org/wiki/Gunda_R%C3%B6stel



    Anscheinend hatte Frau Röstel nicht die Absicht, sich als Feigenblatt missbrauchen zu lassen. Wäre es anders, hätte das die TAZ ganz bestimmt berichtet! Frau Neubauer hätte ruhig den angebotenen Posten bei Siemens annehmen und sicher auch etwas bewirken können. Aber vermutlich fühlte sie sich der Aufgabe nicht gewachsen – im Gegensatz zu Frau Röstel.



    Und was die besagte Eisenbahnstrecke betrifft: Ich bin ganz, ganz sicher, dass sich darüber auch andere Güter transportieren lassen, wenn Kohle nicht mehr „geht“. Frau Neubauer hätte daran mitwirken können. Eine Chance wurde vertan.

  • Im rot/rot/grünen Bremen externalisiert man einfach die Verantwortung für den Klimawandel. Das größte Kohlekraftwerk hat man an einen US-Investor verkauft :-) www.weser-kurier.d..._arid,1871348.html

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Hat denn die R2G-Regierung das Kraftwerk verkauft oder war das ein privater Konzern?

  • Naja, von was träumen wir nachts? Dass Konzerne ihrer Verantwortung nachkommen? Als würde sich der Präsi von Siemens mit Klimapolitik befassen. Es ging wie üblich nur um PR, keine weiteren Fragen. Was haben sie schon zu befürchten? Auf Privatkundenebene ist Siemens nicht zu boykottieren. Profit ist denen eben wichtiger als der Planet, das ist die unmissverständliche Botschaft.

    Bleibt die Frage, wie man dagegen wirksam vorgehen kann.

  • bitte thematisieren sie mal, das siemens schon lange mehr kohle mit ihren geld und bankgeschäften auf den xeno-offshore-finanzmärkten macht (ohne bafin kontrollen !) ,als mit ihren produkten!

  • Es ist wie ich finde wenig erbaulich, Begriffe wie verarscht oder gegrillt im Kommentar einer seriösen Tageszeitung zu lesen. Im Übrigen: ist nicht der Mensch Verursacher allen Übels? Wäre es nicht also am konsequentesten, die Abschaffung des Menschen zu fordern. Die Selbstgerechtigkeit, die überwiegend alle aktuellen Debatten bestimmt, seien es Debatten ums Klima oder um Geschlechter (Ich-Auch) ist mittlerweile kaum mehr zu ertragen. Im Kern ist alles rein egoistisch motiviert.

    • @OSCILLATEWILDLY:

      Aussagen wie "Wäre es nicht also am konsequentesten, die Abschaffung des Menschen zu fordern" lassen sich durchaus als Aufforderung zum Nichtstun deuten. Angesichts der aktuellen Situation wenig hilfreich.

    • @OSCILLATEWILDLY:

      Nein, nicht „der Mensch“ ist der Verursacher allen Übels. Ein Großteil der Umwelt- und Klimazerstörung wird von wenigen großen Konzernen verursacht! Es ist eine große Augenwischerei, sozusagen verarsche, zu sagen, es sei „die Menschheit“ und der „kleine Konsument“! Es macht wirklich keinen großen Unterschied, ob ich als Einzelperson Versuche, klimaneutral zu leben, oder nicht, solange Großkonzerne und Machthabende nicht bereit sind, das Ruder herum zu reißen!

  • "Am 5. Februar ist Hauptversammlung bei Siemens. Wird Kaeser dort wegen des Adani-Geschäftes gegrillt, wäre es doch noch ein Sieg"

    Kaeser wird gegrillt werden. Definitiv. FFF München plant bereits den Protest. Diese Aktionärsversammlung wird nicht ohne Protest vonstattengehen. Und die Entscheidung von Siemens wird nicht akzeptiert.

  • Ist das wirklich die geeignete Perspektive, aus der die Angelegenheit zu beurteilen ist, dass der Siemens-Chef Luisa Neubauer verarscht hat. Aus meiner Wahrnehmung heraus beurteilt, steht es 2 : 1 für Luisa Neubauer (bzw. FFF), in dem der Schachzug von Kaeser, ihr einen Job im Aufsichtsrat anzubieten, geschickt damit pariert worden ist, diesen (selbstredend) für sich selbst abzulehnen und statt dessen angeregt hat, diesen Job an einen Scientist For Future zu übergeben.



    Von vornherein ist es wohl kaum zu erwarten gewesen, dass der Siemens-Chef sich durch solch ein Gespräch tatsächlich dazu bewegen lässt, aus diesem Projekt wieder auszusteigen. Aber es macht nur allzu deutlich, wer es denn ist, der da "in der Ferne baggert" (bzw. baggern lässt). M. E. verhält es sich nicht so, dass es Kaeser gelungen ist, Luisa Neubauer vorzuführen und sich dabei ein "grünes" Image zu verpassen, sondern im Gegenteil, Kaeser ist der Vorgeführte, als einer von jenen Managern, die den Wachstum der Profitraten ihrer Konzerne, als die einzige zu akzeptierende Faktenlage anerkennen und Umweltschutz allenfalls für einen Marketing-Gag halten.

    • @Eckart Schirrmacher:

      Es steht 2:1? Nach Moralpunkten vielleicht? Die lassen sich leider weder in Geld, noch in Grad K messen. Sind mithin also für beide Seiten wertlos.

  • Luisa Neubauer ist ja nun allerdings drauf und dran, bei einer noch viel größeren, ja geradezu olympischen Verarsche mitzumachen [die taz berichtete hier: taz.de/Klima-Event...stadion/!5650366/ ], worüber uns dankenswerterweise Ole Nymœn und Wolfgang M. Schmitt Jr. aufklären.



    youtu.be/ZpabgFlVIlE

    • @Tatzelbrumm:

      Das Video ist das wichtigste Video überhaupt zu dem Thema Olympia. Es ist wahr, dass das Video Olympia zerstört. Und ja: Luisa Neubauer ist zu mächtig geworden. Und ja: es ist offensichtlich hauptsächlich ihr Wunschprojekt.

      Aber das hat mit diesem Thema hier eher wenig zu tun.

      Diskutieren wir also gerne über Olympia, wenn es wirklich mal wieder darum geht. Das Video zeigt noch nicht mal alles, was katastrophal schief läuft. Da gibts noch viel mehr Diskussionsbedarf.

  • Siemens kann vor allem eines nicht brauchen: Aufträge aus der Öl- und Gasindustrie, für Gasturbinen und Windparks verlieren, weil Geschäftspartner weltweit das Signal erhalten, sie können weiterhin ihre Kohlekraftwerke betreiben.

    60 Millionen Tonnen Kohle jährlich bedeutet auch: Ca, 50 Mrd. Euro Aufträge weniger für andere Energiegewinnungen wie Solar (Siemens liefert Wechselrichter), Wind (Siemens liefert Turbinen und Offshore-Plattformen), GuD (Siemens liefert Gasturbinen und komplette Kraftwerke und Anlagen zur Fördertechnik).

    • @meerwind7:

      Sie gehen davon aus, dass der Kuchen begrenzt groß ist. Im Kapitalismus ist das nicht der Fall. Der Kuchen wächst ständig. Energie kann man nie genug haben.

  • Ist 'ne ganze Weile her, seit so'ne Chefcharge 1:1 an Franz Josef Degenhardt erinnert hat.



    youtu.be/O6C2t6GtNDI?t=191

  • Ich finde nicht, dass seine Strategie wirklich aufgegangen ist. Dies wäre erst der Fall gewesen, wenn Neubauer den Posten im Aufsichtsrat angenommen und korrumpieren hätte lassen. Die genannten Imvestoren pfeifen auf Signale Richtung Umweltschutz. Die wollen Dividende.

  • Na eeeeeeeendlich. Habe ich von Anfang an so gesagt als Kaeser noch als Looser galt. (Sorry für die Selbstbeweihräucherung)

  • Zu bezweifeln ist, dass Kaeser/Siemens eine Verarschungsstrategie gefahren hat. (Dem scheint er ein Schulhof Politikverständnis zugrunde zu liegen, dass von politischer und unternehmerischer kurzfristiger Taktik und mittel- und langfristiger strategischer Planung noch zu wenig mitbekommen hat.) Das galt auch schon für Diess, der zuvor ausgelotet hat, wie empfänglich die Bewegung für Schmeicheleien und dem Gefühl von Einfluss und Anerkennung von Seiten der obersten Konzernebenen ist.Um herauszufinden, wie einzelne Personen und die Strömungen innerhalb der Klimabewegung auf Gesprächs- und Postenangebote reagieren.

    Kaesers Angebot für einen Aufsichtsratsposten für eine Führungsfigur von FfF, war ein doppelt vergiftetes Angebot: Bei Annahme wäre die Wahrscheinlichkeit der Spaltung von FfF und einem Einbruch der gesellschaftliche Zustimmung hoch. Der Vorwurf der Käuflichkeit stünde im Raum. Die Begründung weshalb Siemens dieses Projekt auch bei Annahme des Postens nicht aufgegeben hätte, ist im Artikel ja nachlesbar.

    Spekuliert wird gleichzeitig darauf, dass nach so einem Angebot eine interne Debatte entstehen wird, über die Umsetzungsmöglichkeiten wenigsten von Teilen der FfF Ziele, durch Beteiligung in Entscheidungsgremien. Um über diesen Weg, FfF in Strategiestreitereien zu verwickeln, ggf. zu spalten (Realo gegen Fundis; war bei den Grünen erfolgreich) oder Teile der Bewegung zu radikalisieren/kriminalisieren.

    Das FfF "auch an die Wirtschaft denken sollte", wurde ja schon von älteren Herren der FfF Unterstützer geäußert.

    Es ist immer das gleiche Spiel. Es sind immer die gleichen Reaktionsmuster, die ablaufen, wenn gesellschaftliche Bewegungen auf den Plan treten, die das Potential haben, den Status quo der herrschenden politischen und wirtschaftlichen Interessen zu gefährden.

    Eine Kretschmannisierung von FfF wäre den Kaesers, Diess@all das Liebste. Mit so einer Bewegung arbeitet man gerne zusammen.

    • @Drabiniok Dieter:

      Meine alten Leute haben Siemensaktien und ich werde mir mal eine Vollmacht von ihnen für die nächste Aktionärsversammling erbitten. Vielleicht kommt ja die eine oder andere auf dieselbe Idee.

  • Ein Artikel von Poschardt in der WELT sieht das in etwa seitenverkehrt.

    In jedem Fall scheint klar, dass die Welt in Gut und Böse geteilt ist. Der Gute Teil besteht aus Menschen, die nicht in Gut und Böse einteilen, sondern den Menschen sehen. Der Böse Teil besteht aus Gruppen, Firmen, Parteien etc., die grundsätzlich instrumentalisieren, d.h. ihre wahren Absichten sind immer versteckt und in jedem Falle schädlich für die Menschen.

    Eigentlich ganz einfach. Was für ein Glück, dass wir zu den Guten gehören.

    • @Markus Michaelis:

      Poschardt in der WELT+ ist hinter Bezahlschranke.

  • Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

    • @Tongo:

      Kaeser ist das nicht, weil er verarscht, sondern weil er ein Extremkapitalist ist. So wie jeder Konzernboss.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Was für eine Wortwahl. Verarscht hat er sie also. Das ist ja ungeheuerlich. Wir haben doch alle gedacht, Siemens würde das Projekt in Australien canceln. Und jetzt so etwas.



    Der Wahnsinn. Die sind ja voll mit allen Wassern gewaschen.

    Was wäre denn ein klima-neutraler Siemens. Wahrscheinlich kein Siemens. Was wäre ein klima-neutraler Kapitalismus? Wahrscheinlich kein Kapitalismus.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Ein klimaneutrales Siemens hat Fridays for Future nie verlangt. Um weltweite Klimaneutralität zu erreichen, müssen wir allerdings irgendwo mal anfangen. Es macht Sinn, das bei den größten Brocken zu machen. Und der größte Klimakillerbrocken der kommenden Jahre ist diese Kohlemine.

      Normalerweise wäre es besser, die Politik zu attackieren. Der Protest gegen Einzelkonzerne ist höchst ineffizient. Extremer Aufwand für sehr wenig Ertrag. Trotzdem war das hier richtig, weil einfach alles gleichzeitig versucht wurde. So hat etwa XR weltweit vor den Australischen Botschaften demonstriert. Und der Ultrakonservative Premierminister hat 2 Tage später eine "Klima-Kehrtwende" angekündigt. Ja, das sind nur Worte, aber dennoch verändert es das Bewusstsein in Australien für das Problem um 180 Grad und es ist ein erster Schritt.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      "Was wäre ein klima-neutraler Kapitalismus? Wahrscheinlich kein Kapitalismus."

      Richtig!



      Ich vermute, dass es auch in den Parteien kluge Leute gibt, die genau das auch so sehen und sich nicht trauen, das auch auszusprechen.



      M.a.W.: Wer sich zuerst so äußert, ist weg vom Fenster. Deshalb das Märchen mit grüner Marktwirtschaft. Mit nachhaltigen Profiten.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Und, weil es so schön ist, hier noch einmal der Text von Norbert Trenkle über die Unmöglichkeit einer ökologischen Marktwirtschaft:

        www.krisis.org/201...-zum-klima-killen/

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Danke für den Link. Als Volkswirt staune ich wie auch Ulrike Herrmann von der taz darüber, wie seltsam beschränkt viele Ökonomen in DE einfachste Logik missachten. Ganz abgesehen von den Predigern und Predigerinnen der marktradikalen Lösungen, die mit erschreckender Einfältigkeit dem Volk versprechen, dass der Kampf gegen Klimawandel mit einer grünen Preiserhöhung für fossile Energieträger möglich ist, sofern man mit der sozialen Frage nichts am Hut hat.



          Ich verwette meinen Ar..., dass in 10-20 Jahren die Armut in DE deutlich größer ist. Aber der Reichtum weniger auch.

          Der verlinkte Text zeigt in beeindruckender Weise die Fähigkeit des Kapitalismus, selbst im Zeichen der sich anbahnenden Klimakatastrophe noch Wege zu finden, auf Kosten der Armen noch einmal richtig abzufeiern und darüber zu lachen, wie Lieschen Müller mit Flug- und Autoverzicht, Ernährungsumstellung weg von tierischen Produkten usw. ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten will.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Rolf B.:

            Das Bittere an der ganzen Chose ist, dass es keine Lösung zu geben scheint.

            Die kapitalistische Produktions- und Geldverwertungsweise weltweit umzustürzen, dafür fehlt mir schlicht die Fantasie.

            Zumal man bei einem etwaigen Gelingen nur eine vage Vorstellung davon haben kann, wie das dann aussehen würde.

            Vielleicht hätte man die eine Hölle zerstört, nur um eine neue zu errichten.

            Andererseits, machen alle einfach so weiter, geht irgendwann auch die letzte Energiesparbirne aus und alles kollabiert.

            Die Reichen sitzen in ihren Bunkern und der Rest ist Mad Max.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Natürlich hat er sie verarscht.



      Und ein klimaneutraler Siemens ist wie eine klimaneutrale MAN, VW, AUDI, DAIMLER et j'en passe...

      • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

        Auch wenn ich das Wort hier nicht angemessen finde (wissen wir, ob er ihr im Gepräch irgendwas versprochen hat, was er nun nicht einhält?) sieht mir das eher aus, als ob sie sich selbst verarscht hätte.

        Nimmt sie den Posten an, geht die Sache genauso aus - nur sie hats dann schon fast gelöst...

        Herrjeh, ich muss Jim zustimmen. Wer glaubt mit bunten Umzügen wäre ein Paradigmenwechsel zu schaffen, der irrt.



        Damit kann man vielleicht geichgeschlechtliche Ehe erstreiten und andere Sachen, die keinen Mächtigen wirklich interessieren.

        Nur die objektiven Umstände werden das Umdenken vielleicht irgendwann erzwingen, aber dazu muss es noch viel mehr Menschen viel schlechter gehen.