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Russlands erfolgloser FeldzugKeine Exitstrategie in Sicht

Kommentar von Barbara Oertel

Der Vormarsch Russlands scheitert am Widerstandswillen der Ukrainer. Verhandlungen über einen Waffenstillstand hätten dennoch keine Chance.

Ukrainische Soldaten untersuchen ein zerstörtes Militärfahrzeug in Irpin bei Kiew am 1. April 2022 Foto: Efrem Lukatsky/ap

A lles nach Plan, lautet das Mantra des Kreml auch noch am 37. Tag nach dem Beginn der „Spezialoperation“ in der Ukraine. Wen will man damit noch täuschen? Spätestens seit Beginn der Woche ist klar, dass sich Moskau von seinen ambitionierten Kriegszielen verabschiedet hat und gerade eine Niederlage nach der anderen einfährt. Davon kündet vor allem der Abzug aus dem Großraum Kiew. Die Einnahme der Hauptstadt ist für die russischen Truppen eine Nummer zu groß.

Aber auch andernorts, wie an der ostukrainischen Großstadt Charkiw, beißen sich die demoralisierten „Freiheitskämpfer“ die Zähne aus. Langsam scheint sich auch in Russland die Erkenntnis durchzusetzen, dass man die Fähigkeiten der ukrainischen Armee sowie den Widerstandswillen der Bevölkerung unterschätzt hat. Ergo muss eine neue Strategie her, und die lautet: Vorhandene Kontingente umgruppieren bzw. alle personellen Ressourcen zusammenkratzen, derer Moskau habhaft werden kann.

Auch für die Belarussen, die ihrem Verbündeten bisher nur ihr Territorium zur Verfügung stellen, steigen die Chancen auf einen Einsatz. Vielleicht müssen am Ende noch russische Wehrpflichtige dran glauben, obwohl Moskau das bisher kategorisch ausschließt. Aber was heißt das schon …

Mit vereinten Kräften sollen jetzt die Gebiete Donezk und Luhansk vom Joch des Faschismus befreit werden – wohlgemerkt in den Grenzen von 2014. Weniger als das würde lediglich den Status quo festigen, der den Rus­sen­ kaum als Erfolg zu verkaufen wäre. Ohnehin hatte Moskau es bislang nicht eilig, die als unabhängig anerkannten Volksrepubliken „heim ins Reich“ zu holen.

Doch auch die Operation Donbass wird kein Selbstläufer. Vielmehr sind zähe Kämpfe zu erwarten, die sich noch Tage, vielleicht Wochen hinziehen könnten. Flankiert werden sie von Russlands Politik der verbrannten Erde: In Schutt und Asche bomben, was geht. Und möglichst viele ukrainische Flüchtende nach Russland zwangsevakuieren und so als Geiseln nehmen. Das passiert nicht nur in der belagerten Hafenstadt Mariupol, sondern auch in russisch besetzten Orten wie Melitopol.

Menschen, die ihr nacktes Leben zu retten versuchen, werden auf die Krim gebracht. Angesichts dieser Gefechtslage fragt man sich, ob Verhandlungen aktuell eine Chance hätten. Die Antwort lautet: Nein. Dazu bedürfte es eines Kompromisses, und der ist nicht in Sicht. Noch nicht. Momentan arbeitet die Zeit für die Ukraine – Zeit, die sich Russland zu erkaufen versucht, die ihr aber wegrennt. Alles nach Plan also? Von wegen. Dieses Argument Russlands könnte bald auch an der diplomatischen Front ausgedient haben.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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38 Kommentare

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  • "Ergo muss eine neue Strategie her, und die lautet: Vorhandene Kontingente umgruppieren bzw. alle personellen Ressourcen zusammenkratzen, derer Moskau habhaft werden kann."

    Das wird schwierig. 15.000-17.000 Gefallene und mindestens 1,5 bis 2 mal so viele Verletzte bedeutet, dass 35.000 bis 40.000 Soldaten ersetzt werden müssen



    -von den angeblich angeworbenen "16.000 syrischen Kämpfern" ist nichts zu sehen



    -der Anteil der potentiellen Befehlsverweigerer in der belarusischen Armee wird von der belarusischen und russischen Armeeführung als so hoch eingeschätzt (etwa 60%), dass man sich nicht traut, diese Truppen einzusetzen.



    -von 1200 von der "Republik Südossetien" zur Hilfe geschickten Soldaten ist, auf der Krim angekommen, die Hälfte desertiert und zurück nach Hause getrampt.



    In praktisch allen in die Ukraine geschickten russischen Einheiten haben Zeitsoldaten und sogar Offiziere einfach ihre Kündigung eingereicht und sind nachhause gefahren. Die hat, sehr empört, der Nationalist und Kiregsverbrecher Igor Girkin berichtet, der als ein offener Kritiker der Militäroperation am rechten Rand auftritt. Einfach kündigen können die Soldaten, weil kein Kriegszustand ausgerufen ist (dann wäre ihr Kündigungsrecht außer Kraft). Je länger die "Spezialoperation" dauert, desto mehr Soldaten werden diesen Weg gehen.



    -Weil kein Kriegszustand ausgerufen ist, kann keine Zwangsrekrutierung von Reservisten erfolgen. Reservisten versucht man ausschließlich auf freiwilliger Basis anzuwerben, mit geringem Erfolg.



    -nachdem in der ersten Kriegswoche der Skandal um zwangrekrutierte Wehrpflichtige entstand, wurden viele dieser Wehrpflichtigen bereits wieder an ihre Standorte zurückgeschickt. Dass man das nun erneut versucht, erscheint fraglich. Und selbst wenn: Ein Wehrpflichtiger ersetzt keinen erfahrenen Berufssoldaten.



    Und warum ist kein Kriegszustand ausgerufen? Weil Putin nie mit einer Operation in dem Ausmaß gerechnet , und Angst vor einer Generalmobilmachung hat.

    • @Barbara Falk:

      Ihr Kommentar lässt in mir Hoffnung aufkommen. Dieser barbarische Überfall muss in sich zusammenbrechen, Putin und seine Entourage als Kriegsverbrecher und Aggressoren verurteilt werden, das russische Volk "entputinisiert" - so, wie es 1945 mit den Deutschen geschah. Das imperiale Großmachtsdenken muss raus! Gott sei Dank müssen dies meine Großmutter (Ukrainerin) und mein Großvater (Russe) nicht erleben. Was für ein Albtraum!

    • @Barbara Falk:

      Danke für diesen Kommentar!

      Bei aller Tragik scheinen mir das relativ gute Neuigkeiten.

  • Ich dachte, es würden längst Wehrpflichtige eingesetzt, von denen auch überdurchschnittlich viele gefallen sind, und was der Kreml später als Fehler des Generalstabs bezeichnet hat, von dem Putin angeblich nichts wusste?

  • Fortsetzung:



    Putin hat nichts zu verlieren und der Lebensstandard „seiner“ Bevölkerung ist ihm genauso egal wie das Leben von tausenden „seiner“ Soldaten. Die innenpolitische Strategie, die Bevölkerung gegen einen Feind von außen zusammenzuschweißen, funktioniert – mit den Sanktionen sogar noch besser.

    Ohne einen Wechsel der westlichen Außenpolitik wird jede Form von Kompromissfrieden zu einer wirklichen Niederlage der Ukraine. Dass dort die große Mehrheit zu keinen Kompromissen gegenüber dem vertragsbrüchigen und brutalen Aggressor mehr bereit ist, ist nachvollziehbar. Wenn der Westen diese Haltung wirklich unterstützen will, muss er die Ukraine so ausstatten, dass es ihr möglich wird, die russischen Truppen komplett von ihrem Territorium zu verdrängen. Das wird nur mit einer massiven Aufrüstung der ukrainischen Luftwaffe und Luftabwehr sowie der Ausstattung des ukrainischen Landheeres mit modernen schweren Waffen gehen. Mit „Defensivwaffen“ kann man keinen Krieg gewinnen, auch wenn man ihn nicht angefangen hat. Aber auch dieser Weg würde viele Monate oder Jahre brauchen.

    Die Zeit spielt auf alle Fälle noch für Putin, denn im Westen ist Zeit Geld und das ist wesentlich weniger vorhanden, als es Öl- und Gasreserven in Sibirien gibt, die man den Rest der Welt verkaufen kann, wenn sie „der Westen“ nicht mehr haben will.

  • „Alles läuft nach Plan“ ist natürlich das Pfeifen im Walde. Aber wir im Westen wollen immer noch nicht glauben, dass für die Russische Föderation zwar der Kollaps der Ukraine misslungen, die geopolitischen Ziele aber zu einem guten Teil erreicht sind: eine Landbrücke von der Krim nach Russland, die komplette Eroberung des Donbass mit seinen Gasvorkommen, die Zerstörung der Infrastruktur der „restlichen“ Ukraine. Langfristiges Ziel ist es doch wohl, einen wirtschaftlich am Boden liegenden Nachbarn zu bekommen, der durch die Teilung des Landes und einen „kalten Konflikt“ ein Paria für die westliche Politik bleibt. Diese Politik war in den letzten 20 Jahren aus russischer Sicht sehr erfolgreich: Georgien, Moldau, Ukraine, in gewissem Sinne auch Armenien. Der Westen muss daraus lernen, dass diesen Ländern konkrete und nicht nur langfristige und vage Perspektiven gegeben werden müssen, trotz dieser Konfliktherde sich den westlichen Bündnissen anzuschließen (EU und/oder NATO). Alles Lavieren würde nur den „Erfolg“ der Außenpolitik der Russischen Föderation fortschreiben.

    Ein Teil des Plans der Russischen Föderation dürfte auch sein, dass „der Westen“ die Sanktionen nicht wird durchhalten können. Wollte man die russischen Auslandvermögen wirklich treffen, müsste der Westen ja unter anderem sein wirtschaftliches Modell des Schutzes der (großen) Privatvermögen vor den Mehrheiten der Steuerzahler grundsätzlich in Frage stellen (Stichwort Off-Shore-Wirtschaftssystem). Und der derzeit geführte Wirtschaftskrieg mit bislang beispiellosen Maßnahmen ist noch lange nicht gewonnen, wie die Diskussionen der letzten Woche um Indien und China gezeigt haben. Die „Exit-Strategie“ Putins, die wir im Westen gerade so schmerzlich vermissen, kann auch darin bestehen, diesen Krieg ein Jahr lang oder noch länger weiterzuführen.

  • Wo Caesarenwahn an der Macht ist( nicht nur in Russland ist das der Fall)



    Gibt es immer nicht nur einen " Brutus".



    Jedoch haben Tyrannenmord und auch Buergerkrieg,selten zu Demokratie und Frieden und Stabilität geführt.



    Alle Autokraten,von Lukaschenko bis Erdogan,haben aber Angst, Lukaschenko hat sich nicht umsonst Straffreiheit auf Lebenszeit selbst zusichern lassen,und für eine demokratische Zukunft oder Wiederherstellung wirklich demokratischer ,rechtsstaatlicher Zustände dieser Länder ( Tuerkei,Ungarn,Polen, betreffend) bin ich zuversichtlich.

    Russland scheint mir langfristig unfaehig dazu.Dieses Volk packt es wohl nie..

    • @Trotzleo:

      Jetzt muss ich gerade an Westerwelle denken...

      "Wo Caesarenwahn an der Macht ist( nicht nur in Russland ist das der Fall)

      Gibt es immer nicht nur einen " Brutus".

      Jedoch haben Tyrannenmord und auch Buergerkrieg,selten zu Demokratie und Frieden und Stabilität geführt."

      - Caesar war kein Tyrann, sondern Diktator, das eine ist griechisch, das andere römisch (auch, wenn das französische Aufklärer bereits absichtlich verwechselten, bei denen es vor allem gegen Ludwig XV. ging).

      - Brutus war (als Adoptivsohn Caesars) einer seiner Mörder, soweit korrekt (den angeblichen Vertreiber der Könige meinen Sie sicher nicht).

      - "Caesarenwahn" bezieht sich auf die Caesaren, d.h. die "Kaiser", im 1. Jh. n. Chr., es sind vor allem Caligula und Nero gemeint.

      Die erste Unsauberkeit geht als Metapher vielleicht noch durch. Aber G. J. Caesar war a) kein "Caesar" (zwinker) und b) nicht wahnsinnig. Caesarenwahn hat also mit Brutus nichts zu tun.

      Dass Sie sich für politische Morde interessieren, zeigt ja Ihr Nick. Über Robespierre könnte man diskutieren (ein "Tyrannenmord"?), aber es gibt ja auch Konkurrenz in der eigenen Partei als Motiv (zwinker).

      Ihr Hauptargument finde ich übrigens sehr interessant:



      "haben Tyrannenmord und auch Buergerkrieg,selten zu Demokratie und Frieden und Stabilität geführt."



      Am ehesten hat wohl die Vertreibung (!) von Tyrannen zu "Demokratie" geführt. Zu Frieden ..., naja, das ist keine wirkliche althistorische Kategorie.



      Es bleibt wohl am Ende (ihr Punkt!): Je mehr Gewalt und Blutvergießen, umso schwerer wird es, ebendies für die Zukunft dauerhaft abzuwenden.

      Herzliche Grüße

  • Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Kriegsende mit irgendeinem Verhandlungsergebnis herbeigeführt werden kann. Aber jetzt weiter zuschauen, wie ein ganzes Volk seiner Männlichkeit beraubt wird ? Es ist doch schon schlimm genug, dass die kapitalistische Klimawirtschaft immer mehr Anbauflächen und damit weltweit unsere Lebensbedingungen zerstört und jetzt auch noch eine weitere Kornkammer weggebombt wird! Diesen Krieg mit aller Gewalt, die einer freieren Welt möglich ist, zu beenden, steht doch auf der Tagesordnung, eine reine Notmassnahme, nicht nur gegen Putin, sondern alle, die die Ressourcen dieses Planeten privatisiert haben und jetzt militärisch absichern wollen.

  • Militärisch ist die blitzartige Besetzung der Ukraine gescheitert. Das ist allerdings schon seit Wochen keine Neuigkeit mehr.



    Neu ist jetzt, dass Russland auch das zerbomben von Städten und Infrastruktur nicht mehr aussichtsreich erscheint.



    Es bleibt Russland aber immer noch die Möglichkeit, große Teile der ukrainischen Streitkräfte im Osten des Landes einzukesseln und zu zerschlagen.

    Da wird immer noch versucht, auf militärischem Wege in eine für Verhandlungen günstige Position zu kommen.

  • "Vielleicht müssen am Ende noch russische Wehrpflichtige dran glauben, obwohl Moskau das bisher kategorisch ausschließt. Aber was heißt das schon …"

    Nein, das würde die Duma nicht mittragen. Vieles, aber das nicht. Nicht aus ethischen Gründen, sondern wegen der Imagepflege: der Schein, dass das gar kein richtiger Krieg ist, muss gewahrt bleiben.

    Ist auch gar nicht nötig. Man nimmt einfach die ausgedienten Wehrpflichtigen des letzten Jahres, und legt ihnen dringend nahe, doch einen Zeitvertrag zu unterschreiben (und damit dem Einsatz im Ausland zuzustimmen), wenn sie nach Entlassung auf dem Arbeitsmarkt noch eine Chance haben wollen. In Russland ist es schwer geworden, einen dauerhaften Job zu bekommen, der nicht am Wohlwollen der Regierung oder ihrer loyalen Kapitalisten hängt - die allermeisten großen Arbeitgeber sind ziemlich unmittelbar mit Putins Oligarchen und Silowiks verbunden.

    Dass Putin den "strategisch wichtigen" Sektoren (Ingenieurswesen und IT vor allem) verspricht, dass sie auch als Mobiks oder Zeitis nicht in den Krieg geschickt werden, zeigt ja, wie es läuft.

    Dass gepresste und genötigte Zivilisten an die Front geworfen werden, ist nichts Neues; die Invasionsarmee ist nur so auf Sollstärke gebracht worden. Neu ist, dass sich im russischen Militär seitdem herumgesprochen hat, dass der Krieg alles andere als gut läuft. Putins Hoffnung ist, mit demselben Betrug, derselben Nötigung, der die Invasion überhaupt erst militärisch möglich machte, genug Dumme und Feige zu fangen, um die Verluste aufzufüllen.

    Mindestens 20% der roundabout 130-140.000 der Abgedienten müssen sich als Kanonenfutter bereitstellen, damit sein Kalkül aufgeht.

    • @Ajuga:

      Die als Kanonenfutter Missbrauchten beklagen sich in subversiven Stellungnahmen aus dem Militär-LKW.



      www.youtube.com/watch?v=kV9DLy2NI_8



      (russische Donbass-Kämpfer mit roten Armbinden nach der Schlacht bei Sumy)

  • Na ja, Herr Myers kommentiert nicht neuerdings sondern seit Jahren schon in dieser Weise.

    Ganz daneben lag er mit seiner Argumentation ja auch nicht, die ich zwar immer wegen interessanter Details und Sichtweisen mitgelesen, aber mir lange Zeit als zu obsessiv einseitig erschien.

    Ein originelles Highlight, bezogen auf die neuerdings (und für mich völlig unerwartet) sich als möglich abzeichnende Entwicklung sein Kommentar vom 06.01.22, ebenfalls zu einen Artikel von Barbara Oertel:

    "(...) Der russische Bär wird sich irgendwann an den großen Brocken verschlucken, die er gierig zu fressen gedenkt: Ukraine, Kasachstan. Das sind andere Kaliber als Tschetschenien oder Georgien, die Putin als Zwischenmahlzeit vertilgt hat. Der Tag wird kommen, an dem die russische Förderation aufgrund derselben strukturellen und institutionellen Fehlleistungen scheitern wird wie die Sowjetunion gescheitert ist. Ist lediglich eine Frage der Zeit. (...)"

    Bemerkenswert auch @Michael Myers wiederholten Einschätzungen zu Wagenknechts Querfrontambitionen...



    ... oder zur Rolle des Agenda- und GroKo-Architekten Steinmeier als zwielichtigen BND-Chef mit Verstrickungen in den Tschetschenienkrieg (incl. Belege).

    • @Waage69:

      Danke für die Aufmerksamkeit. Für Interessierte nochmal der Beleg taz.de/!1237696/



      Wer das Thema vertiefen will, muss etwas buddeln: Dr. Thomas Speckmann hat u.a. in der ZEIT darüber geschrieben. ARD-Korrespondent Jo Angerer hat für ARD Monitor einen Beitrag darüber gemacht. Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom hatte sich dazu geäußert. Ist alles gut 20 Jahre her. August Hanning, Steinmeier und Schröder sind m.E. ebenfalls Kandidaten für Den Haag. Klingt surreal, aber vor ein paar Jahren gab es in Frankreich eine Debatte, ob nicht Dominique de Villepin für die Verstrickung Frankreichs in den Genozid in Ruanda zur Verantwortung gezogen werden sollte. Die Beweise für die Mitverantwortung des BND gibt es. Es sollten sich jetzt nur noch Juristen dafür interessieren.

    • @Waage69:

      Eine Erwiderung zu @Neu_Manns Replik zum untenstehenden, sehr martialischen aber wohl treffenden Kommentar von @Michael Myers.

  • tja, in der Schule hieß es noch, sowas dürfen wir nie wieder dulden... und jetzt schauen wir täglich im TV zu...

    • @danny schneider:

      Jetzt würde mich noch interessieren, in welchem Staat Sie auf der Schule waren - bzw. wann genau Sie etwas grundlegend falsch verstanden haben.



      Intervenismus wurde in der BRD meines Wissens nie in der Schule gelehrt. Das widerspräche auch bislang (trotz anderer Praktik seit 20 Jahren) dem Selbstverständnis des Landes. Das Diktum "Nie wieder Krieg - nie wieder Faschismus" (übrigens nie offizielles Motto) bezog sich von jeher auf Deutschland selbst. Es war keinesfalls ein liberal gewendetes "Am deutschen Wesen...", sondern meinte: Wir dürfen der Welt und uns selbst nie wieder so etwas antun.

      Ihr "tja" ist daher völlig unangebracht.

  • „Dieses Argument Russlands könnte bald auch an der diplomatischen Front ausgedient haben.“



    Welche „diplomatische Front“ sollte das noch sein?



    Nachdem wir Jahrzehnte immer darauf geachtet haben, möglichst viele diplomatische Kanäle offenzuhalten, haben wir doch jetzt alle geschlossen.



    Wir wollen doch garnicht mehr verhandeln, sondern einen „regime change“.



    Wir wollen auch keinen Kontakt zur unschuldigen russischen Zivilbevölkerung, haben Städtepartnerschaften, Sportbegegnungen von 12jährigen, Verträge mit Kulturschaffenden, alles Verbindende gekündigt.



    Haben die Russen aus dem Europarat, aus dem Menschenrechtsrat, aus der G7/G20, der MSC rausgeschmissen.



    Wo soll denn bitte verhandelt werden? Und wer soll das tun, wenn wir es offenbar garnicht wollen.



    Wir wollen siegen, wollen Rache, wollen Entschädigen, wollen Unterwerfung.



    Mit uns kann man eh nicht mehr verhandeln, das müssen jetzt schon Erdogan überlassen.

    Wir waren mal gute Diplomaten.



    Jetzt sind wir schlechte Krieger geworden, die ihre Grenzen nicht kennen.

    • @neu_mann:

      Die fünf unteren Absätze könnten direkt vom Kreml stammen.

    • @neu_mann:

      Ihr "wir" ist in den Verhandlungen völlig egal.

      Es hilft, das Ganze weniger deutschlandzentriert zu sehen.

      Russland und die Ukraine müssen verhandeln.

      Und das tun sie.

      Sobald Putin nicht mehr das Gefühl hat, mit Krieg mehr erreichen zu können, wird es wohl auch erfolgreiche Gespräche geben.

    • @neu_mann:

      " Wo soll denn bitte verhandelt werden? Und wer soll das tun, wenn wir es offenbar garnicht wollen."

      Ob, wo und was wir* verhandeln wollen ist für den russisch-ukrainischen Krieg nicht von Belang.



      Wer das soll ist allerdings schnell beantwortet: Die Ukraine und Russland.



      Die Ukraine ist genauso wenig Teil von uns* wie von Russland.



      Wir* könnten in dieser Sache lediglich vermitteln, aber nicht verhandeln.



      Allerdings würde Russland uns* nicht als Vermittler akzeptieren. Denn wir* sind anlässlich dieses Angriffskrieges auf Konfrontationskurs zu Russland gegangen, da alle unsere* bisherigen diplomatischen Bemühungen offensichtlich nicht dazu geführt haben, Nachbarstaaten Russlands vor ungewollter Einflussnahme Russlands zu schützen, sondern zu Verletzungen ihres Territoriums durch Russland und Kriegen mit Russland und wir* nun fürchten müssen, dass Putin das Ziel einer Landbrücke nach Kaliningrad verfolgt und mit allen nötigen und ihm verfügbaren Mitteln versuchen wird durchzusetzen.

      Natürlich ist es in unserem* Interesse, dass diese imperialistische Politik Russlands endet. Sie schadet



      unseren* Handelspartnern, bedroht unsere* Territorien und widerspricht unseren* Vorstellungen, wie die Staaten der Welt zusammenleben sollten.

      * Ich unterstelle einfach mal mit "wir" meinen sie die EU Staaten.

    • @neu_mann:

      Wichtiger als die Frage, *wo* man verhandelt, ist die Frage, *worüber* man verhandelt. Solange Russland nicht brreit ist, die Ukraise als souveränen Staat in gesicherten Grenzen zu akzeptieren, ist keine Lösung in Sicht.



      "Regime Change" war doch eine russische Idee. Wie war das noch mit den Drogensüchtigen Kriminellen in Kyiv?



      Angeblich unterstützen 80% der Russen diesen Krieg, der nicht so heissen darf. Mich erinnert das an Unterhsltungen übee das dritte Reich in den 70er Jahren: "Wir hanen davon nichts gewusst." und "Es war ja nicht alles schlecht.". Letzteres sogar wieder nach dem Fall der Mauer. Diese Ausreden sind viel zu billig. Ohne ein Mindestmass an Rückhalt wäre Putins Krieg nicht möglich. Gerade aus deutscher Sicht bin ich gegen zu viel Nachsicht.

    • @neu_mann:

      Danke, ganz meine Meinung.

      Dem Irren vom Bosporus das Verhandeln zu überlassen ist komplett daneben.



      Der Typ hat im Prinzip die Blaupause für Putin geliefert: Opposition in den Knast geworfen, dann mit Flüchtlingen "gedroht", Nordirak und Nordsyrien völkerrechtswidrig annektiert und dabei NATO-Verbündete (YPG) niedergemacht - und wir zahlen ihm jährlichen Milliarden statt die Türkei in Grund und Boden zu sanktionieren.

      Vielleicht war der Überfall Putins auf die Ukraine aber tatsächlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und zur "Zeitenwende" führte.



      Wenn wir _ab jetzt_ bei illegalen Angriffskriegen immer so reagieren soll's mir mehr als recht sein. Das war schon längst überfällig.

      • @Bernd Berndner:

        Genau deshalb ist Erdogan doch so geeignet.

        Als Verfechter basisdemokratischen Denkens wäre er völlig ungeeignet.

    • @neu_mann:

      Ja. Finde ich nicht nur traurig, sondern richtig nutzlos!



      Man hätte zeigen sollen: Russen/Land ist cool wie immer!



      Pu_tin - not so much!



      ...komisch eig? Beim Fußball wird doch immer der Kopf



      vom Trainer gefordert?!

      Statt dieser "FlaggenFußballTradition" zu folgen, sollte man



      neben jede "GelbBlaue" auch eine "WeißBlauRot" hängen.



      (Nicht die von Pu:tin bevorzugte "rote"....)



      Denn schon jetzt ist sicher, dass des rus Volk ebenfalls nicht nur



      viel zuviele Verluste an Menschenleben, sondern ebenfalls



      auch noch mehr Leid vor sich hat...



      (Ohne Energie Exp hält sich des Rus BiP so zwischen Belgien &



      Nigeria... Käme auf ca 30%; China wird sicher ein guter Kunde...)

      • 9G
        97627 (Profil gelöscht)
        @StSx:

        Und währenddessen verbrennen die Russischen Faschisten Bücher im besetzten Osten der Ukraine. Ihre Strategie hätte sicher auch bei den Nazis funktioniert.

    • @neu_mann:

      Gratulation,



      sie folgen ganz der russischen Erzählung, dass es sich um einen Stellvertreterkrieg handeln würde.



      Sie nehmen die Ukraine nicht als EIGENSTÄNDIGE Kraft wahr, sondern als Anhängsel des Westens.



      Dieses Narrativ hat ausgedient. Russland verhandelt seit Wochen direkt mit der Ukraine. Zuletzt in der Türkei.



      Und die Verhandlungen werden weitergehen.



      Und die Position Russlands wird voraussichtlich schwächer werden.

    • @neu_mann:

      Bislang ist Russland vor allem damit beschäftigt, ukrainische Städte durch seine Truppen zusammenschießen zu lassen. Mehrere Millionen Menschen sind auf der Flucht.

      Sollten Ihnen aber irgendetwas Näheres über die Verhandlungsbereitschaft Putins bekannt sein, dann lassen Sie es uns wissen.

    • @neu_mann:

      Wie soll man verhandeln, wenn die Gegenseite vollständig unzuverlässig ist.



      P hat tagelang div. Staatschefs mit sinnlosen Lügen hingehalten und die letzten Kriegsvorbereitungen kaschiert. Das hat folgen.



      Da sind Worte nutzlos.



      Zudem es ohnehin keinen beidseits vertretbaren Kompromiss gibt. Russland muss kapitulieren.

  • Es sind möglicherweise mehr als 17.000 russische Soldaten gefallen in den letzten Wochen. In zehn Jahren Afghanistankrieg fielen rund 10.000 Soldaten. Der Krieg am Hindukusch hat das Ende der Sowjetmacht mit herbeigeführt. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Ukrainekrieg das Ende des Putinismus herbeiführt. Vielleicht nicht im nächsten oder im übernächsten Jahr, aber in den kommenden fünf Jahren mit Sicherheit. Putin befindet sich auf der Zielgeraden nach Den Haag oder ins Abflußrohr wie Gaddhafi vor ein paar Jahren.

    • @Michael Myers:

      "Putin befindet sich auf der Zielgeraden nach Den Haag oder ins Abflußrohr wie Gaddhafi vor ein paar Jahren."



      Schöner Satz, den rahme ich mir ein. Fürchte allerdings, er ist etwas zu optimistisch . .

    • @Michael Myers:

      Der Unterschied ist: Putin gilt als reichster Mann Europas. Dazu hat er mit den OMON quasi eine treu ergebene Privatmiliz (die er notfalls selbst bezahlen kann), die intern jeden Widerstand brechen kann. Der wird auf Russland wie auf einer Teufelsharfe spielen, bis er in die Hölle fährt.

      • @danny schneider:

        "die intern jeden Widerstand brechen kann. "

        Das ist wohl etwas übertrieben die OMON hat eine Mannstärke von vielleicht 30.000. Etwas wenig um 145 Mio Menschen zu kontrollieren.

        Zu den 17.000 Gefallenen zählen auch eine unbekannte Anzahl von OMON-Polizisten. Ein erheblicher Teil der Einheiten wurde zusammen mit der Armee in die Ukraine verlegt, um (so die Idee) nach dem schnellen Sieg als Besatzungspolizei die eroberten Städte zu kontrollieren.



        Es gibt aus verschiedenen Landesteilen verbürgte Fälle von Befehlsverweigerung:



        newsy-today.com/ag...to-war-in-ukraine/



        Mit der bedingungslosen Treue zu Putin steht es also auch nicht so, wie Sie befürchten.

    • @Michael Myers:

      Schade, das Bellizisten von ihrem Schlag jetzt die Foren einer ehemalig linken & pazifistisch orientierten Zeitung bevölkern.



      Es zeigt den Ernst der Lage.

      • @neu_mann:

        Würden Sie es wohl schaffen - einfach mal so als Selbstversuch im Stillen - Putin als Bellizisten zu benennen?

      • @neu_mann:

        Allzu ernst brauchen sie die Bellizisten nicht zu nehmen, wenn’s um ein wenig praktische Solidarität für die Ukraine geht, sind ja die nicht mal bereit auf ihr Auto zu verzichten. Vom Sofa aus sind natürlich ganz große Freiheitskämpfer, die Aussicht auf den Zinksarg überlassen sie dann aber gerne anderen.

      • @neu_mann:

        Der Ober - Bellizist Putin soll selber panische Angst haben, den Weg Gaddafis gehen zu müssen.

      • @neu_mann:

        Verwechseln Sie vielleicht Pazifismus mit Putinismus ?