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Jost Maurin (links) mit einem anderen Wehrpflichtigen bei einer Übung in einem Wald im Sommer 1994 Foto: privat

Pazifismus und der Ukraine-KriegMein Krieg mit der Waffe

Unser Autor brach den Wehrdienst ab. Der Ukraine-Krieg stellt seinen Pazifismus jetzt infrage. Kann man als Verweigerer für Waffenlieferungen sein?

W ir hatten uns im Wald eingebuddelt, die Gesichter mit oliver, schwarzer und brauner Schminke getarnt, auf die Stahlhelme Grasbüschel gesteckt. Unsere mit Platzpatronen geladenen Gewehre vom Typ G3 stützten wir auf Erdwälle am Rand unserer Schützengräben. Wir warteten auf den „Feind“. Soldaten einer anderen Gruppe meiner Bundeswehreinheit spielten ihn. Plötzlich rannten sie auf unsere Stellungen zu. Meine Kameraden zielten auf die Angreifer und drückten ab. Ich nicht.

Ich konnte nicht. Denn mich quälte die Frage: Was mache ich hier eigentlich? Ich musste mir eingestehen: Töten spielen, Töten üben. Das war äußerst unangenehm. Ich als fehlbarer Mensch darf nicht entscheiden, ob es richtig ist, jemandem das Leben zu nehmen, außer in einer eindeutigen, individuellen Notwehrsituation, grübelte ich. Wie konnte ich also eine derart gravierende, absolut unwiderrufliche Entscheidung treffen?

Am Ende verschenkte ich meine Patronen. Denn für mich wurde spätestens bei dieser Übung 1994 in einem Wald bei Koblenz klar, was es wirklich heißt, Soldat zu sein: andere Menschen im Krieg zu töten. Diese Tatsache hatte ich bis dahin konsequent heruntergespielt oder ausgeblendet. Weil sie meine damaligen politischen Überzeugungen gestört hätte, weil der Wehrdienst für mich beruflich attraktiv war. Und weil ich einfach nicht genug nachgedacht hatte.

Kein Heuchler sein

Kurz nach der Übung stellte ich einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung nach Artikel 4 des Grundgesetzes: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.“ Und leistete daraufhin Zivildienst – wie nach Angaben des Bundesfamilienministeriums rund 2,7 Millionen andere junge Männer von 1961 bis 2011, bevor die Wehrpflicht ausgesetzt wurde.

Doch der Krieg in der Ukraine stellt die pazifistische Grundhaltung vieler ehemaliger, oftmals aus dem linken Milieu stammender Zivildienstleistender infrage: Kann ich als Kriegsdienstverweigerer Waffenlieferungen an die Ukraine unterstützen, ohne ein Heuchler oder Opportunist zu sein? Und die Aufrüstung der Bundeswehr? War es am Ende sogar falsch, den Wehrdienst zu verweigern?

Seit dem Ukrainekrieg wollen aber auch vermehrt SoldatInnen aus dem Dienst entlassen werden. Von Januar bis Anfang Juni hat das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben nach eigenen Angaben 533 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung erhalten. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. 528 sind demnach aktive SoldatInnen oder Re­ser­vis­tIn­nen, 5 ungediente AntragstellerIn­nen. Die VerweigerInnen begründeten ihre Anträge häufig damit, „dass sie mit einer kriegerischen Auseinandersetzung nicht gerechnet hätten“, sagt ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums.

Aktuell ist die Frage nach der Kriegsdienstverweigerung auch deshalb, weil der Ukrainekonflikt eine neue Debatte darüber ausgelöst hat, ob Deutschland wieder die Wehrpflicht einführen sollte. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat kürzlich einen Pflichtdienst für Frauen und Männer bei der Armee oder in sozialen Einrichtungen vorgeschlagen. Die Frage „Könnte ich als SoldatIn töten?“ müssen sich also möglicherweise bald wieder viel mehr Menschen stellen als bisher.

Ich traf die Entscheidung, zum Bund zu gehen, Mitte der 1990er Jahre. Ich war damals 20 Jahre alt, machte gerade Abitur an einem Gymnasium nordwestlich von Hamburg und träumte davon, Journalist bei einer großen Zeitung zu werden, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten und um mich politisch zu engagieren. Denn ich war schon mit 14 Jahren in die Jugendorganisation der CDU, die Junge Union (JU), eingetreten. Damals interessierte mich vor allem Schulpolitik, und da vertraten meine Eltern eine konservative Linie.

Um die 1990er Jahre herum ging es in Schleswig-Holstein oft darum, ob das dreigliedrige Schulsystem mit dem Gymnasium an der Spitze besser sei oder die Gesamtschule. Als Gymnasiast war ich wie die JU für Ersteres, das sollte sich erst später ändern. Aber in der JU ging es natürlich nicht nur um Schulpolitik. Sie vertrat eine militärfreundliche Haltung. Kaum jemand dort leistete Zivildienst. Unser Kreisvorsitzender war sogar Offizier bei der Luftwaffe. Als JU-Mitglied hätte ich mich für unglaubwürdig gehalten, wenn ich bei der Einberufung zur Bundeswehr gekniffen hätte.

Der Wehrdienst versprach dann auch noch beruflich interessant zu werden. Denn mir wurde in Aussicht gestellt, nach den drei Monaten Grundausbildung in einer Pressestelle oder Redaktion der Bundeswehr zu arbeiten. Das hätte mir geholfen, meinen Berufswunsch „Journalist“ zu verwirklichen. Damals wollte ich ja nicht zur taz, sondern eher zur FAZ.

Freunde, die den Kriegsdienst verweigerten, argumentierten fast immer mit praktischen Überlegungen. Viele hatten einfach keine Lust auf den Bund. Für mich waren das aber keine zulässigen Argumente, denn das waren ja keine Gewissensgründe, die laut Gesetz für die Verweigerung nötig waren.

Leichte Zweifel kamen mir erst, als ich den Einberufungsbescheid erhalten hatte. Ich organisierte eine Abifete mit mehreren Schulen. Da lernte ich auch Leute von der Gesamtschule bei uns im Ort kennen, die tatsächlich aus Gewissensgründen den Kriegsdienst ablehnten. Der Frage nach dem Töten wich ich in der Diskussion mit den Gesamtschülern aus. Ich verdrängte das, es hätte mein Weltbild zu stark durcheinandergebracht, ich glaubte eh nicht an den Ernstfall, und die Jobaussichten beim Bund waren verlockend.

Ich ließ mich also einziehen und fuhr im Juli 1994 mit der Bahn nach Rheinland-Pfalz, in eine Kaserne in Lahnstein. Sie bestand aus mehreren massiven Gebäuden aus der Nazizeit. Hier war das Pionierbataillon stationiert, das nun auch meines sein sollte. Die erste Woche war harmlos. Wir bekamen unsere Uniformen, wir lernten „Achtung!“ rufen und strammstehen, wenn ein Vorgesetzter unsere Stube betrat.

Ich wurde nicht schikaniert, weder von Unteroffizieren noch von Re­kru­ten. Eine der ersten Regeln, die uns beigebracht wurde, war: Wenn ein Befehl gegen die Menschenwürde verstößt (das Töten im Krieg fiel nicht darunter), dürfen wir ihn nicht befolgen. In meinem Zug waren fast nur Abitu­rien­ten, die Unteroffiziere waren oft Studenten. Der Umgang war gut, das Essen lecker, der tägliche Sport machte Spaß. Aber schon ab der zweiten Woche konnte ich die Frage, ob ich im Krieg töten könnte, nicht mehr verdrängen.

Die Ordnung im Spind war vorgegeben, damit man bei Nachtalarm schnell seine Kleidung fand Foto: privat

Wir begannen zu lernen, wie man einen Menschen tötet. Wir neuen Rekruten saßen auf harten, blauen Stühlen in einem engen Schulungsraum mit stickiger Luft. Unser Zugführer erklärte uns, wie Weichkerngeschosse wirken: Sie hätten den „Vorteil“, sagte der Oberleutnant, dass sie den menschlichen Körper, in den sie eindringen, nicht nur durchlöchern, sondern weit aufreißen und so oft tödlich verletzten.

Entsetzt fragte ich: „Wozu ist das gut? Geht es uns nicht bloß darum, den Angreifer kampfunfähig zu machen?“ Ja, das sei im Prinzip richtig, antwortete der Offizier. Aber wer garantiere, dass der verletzte Gegner nach ein, zwei Monaten Behandlung nicht wieder auf uns schießt? Deshalb müsse er getötet werden.

Ich weiß nicht, warum uns das erzählt wurde. Denn später erfuhr ich, dass solche Geschosse nach der Haager Landkriegsordnung verboten sind. Auch hat sie die Bundeswehr laut Verteidigungsministerium nie benutzt. Ich weiß aber, dass mir spätestens da bewusst wurde, worauf ich mich eingelassen hatte.

Als ich später mein über ein Meter langes, mehr als vier Kilogramm schweres G3-Gewehr in den Händen hielt, das kühle Metall fühlte, die sieben Zentimeter langen Patronen ins Magazin drückte, da rückte der Gedanke noch näher: Welches Leid könnte, müsste ich mit diesem tödlichen Gerät anrichten?

Ich diskutierte solche Fragen auch mit meinen Kameraden. Lohnt es sich, Leben zu riskieren, um zum Beispiel die Freiheit zu verteidigen? Ist das Leben oder die Freiheit das höhere Gut?, fragte ich meinen Gruppenführer, einen Fahnenjunker mit sehr jungenhaftem Gesicht. „Natürlich ist das Leben wichtiger“, sagte er. Aber wo die Freiheit gefährdet sei, sei auch fast immer das Leben in Gefahr. Ein Kamerad sagte mir, er würde sein Leben für die Freiheit opfern. Nie könnte er in einer Diktatur leben. Lieber würde er den Feind töten und dabei selber sterben.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk, im praktischen Wochenendabo und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Ich habe darüber viel nachgedacht, bis ich zu dem Schluss kam: Für mich steht das Leben an oberster Stelle. Zu oft zogen Soldaten mit der Absicht, ihrer Meinung nach hehre Werte zu verteidigen, in den Krieg – und stellten am Ende fest, dass sie sich irrten.

Quälend wurden diese Gedanken, als wir das erste Mal mit scharfer Munition schießen mussten. Ich bekam Angst bei dem Gedanken, welch tödliche Macht ich mit diesen Patronen hatte. Während wir vor dem Schießstand warteten, stellte ich mir vor, wie eines dieser Metallgeschosse einem anderen Menschen den Kopf zerreißt.

Im Schießstand schossen wir allerdings nur auf Zielscheiben oder Pappkameraden, also auf leblose Gegenstände. Doch dann kam die Übung im Wald, bei der wir zwar nur mit Platzpatronen, aber doch auf echte Menschen „schießen“ sollten. Kurz danach fuhr ich zu einem ehrenamtlichen Berater der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) in der Nähe von Lahnstein. Er informierte mich darüber, wie ich aus dem Wehrdienst heraus verweigern konnte.

Wenig später lief ich ins Büro meiner Kaserne und sagte einem Vorgesetzten: „Ich muss einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung stellen.“ Er antwortete: „Schade, aus Ihnen wäre ein guter Soldat geworden“, aber dann stellte er mich vom Dienst an der Waffe frei. Ich nahm noch an den meisten Programmpunkten teil, aber eben ohne Gewehr, und nach einigen Tagen durfte ich nach Hause fahren, um mir eine Zivildienststelle zu suchen.

Doch ich musste dafür kämpfen, dass meine Kriegsdienstverweigerung auch anerkannt wird. 1994 wurden die meisten Anträge von Wehrpflichtigen, die nicht zum Bund wollten, nach Aktenlage positiv beschieden. Aber weil ich schon beim Bund war, musste ich meine Entscheidung nicht nur schriftlich, sondern auch in einem verhörähnlichen Termin vor einem Ausschuss im Kreiswehrersatzamt rechtfertigen.

Die Zurverfügung­stellung von Gewaltmitteln führt zu keiner Verbesserung

David Scheuing, Pazifist und Friedensforscher

Ein Oberregierungsrat und zwei weitere Männer wollten – die schwarz-rot-goldene Fahne im Rücken – noch einmal genau wissen, weshalb ich verweigern wollte. Es war allgemein bekannt, dass diese Ausschüsse die Antragsteller oft mit folgendem Szenario konfrontierten: „Sie und Ihre Freundin werden von einem bewaffneten Verbrecher angegriffen.Zufällig haben Sie eine Pistole dabei und können Ihr eigenes Leben und das Ihrer Freundin nur retten, indem Sie den Angreifer töten – was tun Sie?“

Ich weiß nicht mehr, ob die Prüfer auch mich mit dieser hypothetischen Gefahrensituation prüften. Aber ich hatte schon in meiner schriftlichen Begründung geschrieben, dass ich uns wahrscheinlich verteidigen würde. Doch das würde mich in eine tiefe Gewissensnot stürzen und meine Persönlichkeit beschädigen. „Ich will aber auf keinen Fall die Wahrscheinlichkeit erhöhen, in eine solche Situation zu geraten, indem ich Soldat bleibe“, argumentierte ich.

Diese Gewissensprüfungen waren hochumstritten, auch weil die Ausschüsse zuweilen völlig unrealistische Szenarien abfragten und junge, unerfahrene Menschen unter Druck setzten. Für mich hingegen war das Verfahren hilfreich: Es zwang mich, meine Entscheidung wirklich zu durchdenken. Am Ende war ich überzeugter als vorher. Nach drei Monaten bei der Bundeswehr wechselte ich in den Zivildienst und arbeitete zwölf Monate als Hausmeister und Hilfsbetreuer in Wohngruppen für psychisch kranke Menschen.

Nebenbei beriet ich ehrenamtlich Männer, die den Kriegsdienst verweigern wollten. Vor allem die schwierigen Fälle, die zu einer Anhörung mussten, weil sie wie ich bereits Soldat waren oder wegen fahrlässiger Tötung bei einem Verkehrsunfall verurteilt worden waren. Letzteren Antragstellern wurde pauschal unterstellt, sie könnten in Wirklichkeit doch damit klarkommen, im Krieg zu töten, weil sie ja schon einen Menschen auf dem Gewissen hätten. Ich half diesen Männern, weil auch mir die Beratung sehr geholfen hatte.

Jetzt befasste ich mich fast jede Woche mit Begründungen von Wehrdienstverweigerern. Ich las Ratgeber von linken Organisationen wie der DFG-VK. All das trug erheblich dazu bei, dass ich aus der JU austrat. Aus Anlass der Kriegsdienstverweigerung änderte ich am Ende zusehends meine gesamte politische Haltung. Der Zivildienst brachte mich in Kontakt mit einem linken Milieu, mit dem ich vorher kaum zu tun gehabt hatte.

Lange dachte unser Autor: Keine Waffen für niemanden Foto: imago

Nun schloss ich das Soldatenhandwerk nicht nur für mich persönlich aus. Ich lehnte auch die Bundeswehr insgesamt ab. Das Drängen der Bundeswehr nach immer mehr Auslandseinsätzen, die nichts mehr mit Landesverteidigung zu tun hatten, bestätigte mich darin. Und erst recht die Analyse um die Jahrtausendwende, dass niemand Deutschland angreifen würde – nicht einmal Russland.

Doch diese pazifistischen Überzeugungen wackeln gewaltig. Seit dem 24. Februar, als Russland die Ukraine überfiel. Seit der Kriegsdienstverweigerer Olaf Scholz als Bundeskanzler im Reichstag von einer Zeitenwende sprach und ankündigte, die Bundeswehr für 100 Milliarden Euro aufzurüsten. Und seit selbst Ex-Zivildienstleistende wie der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck, den ich für besonders reflektiert und integer halte, Waffenlieferungen an die Ukrai­ne nicht nur befürworten, sondern aktiv betreiben.

Jetzt auf einmal militärische Lösungen zu propagieren, da sträubt sich bei mir alles. Aber ich habe auch die Bilder von den Leichen in Butscha gesehen, die eiskalten Lügen des russischen Präsidenten Wladimir Putin gehört und gelesen, dass der Mann durch Eroberungen wieder ein russisches Imperium errichten wolle.

Ich fühle mich hin und her gerissen zwischen einem konsequenten Pazifismus und den Bitten der Ukrai­ne um militärische Hilfe gegen den Angriff aus Russland. Dieser Krieg geht mir besonders unter die Haut, weil er so eindeutig ungerechtfertigt von einem Aggressor begonnen worden ist. Auf dem Spiel stehen Werte, die mir wichtig sind: Menschenrechte, Demokratie, Freiheit. Auch ich sehe die Gefahr, dass Putins Truppen in der Ukraine nicht Halt machen werden, wenn sie dort nicht gestoppt werden.

Das ist ein Dilemma, aus dem ich allein keinen Ausweg finde. Deshalb suche ich mir Rat. Vor allem bei Kriegsdienstverweigerern, die sich intensiv mit dem Ukrainekonflikt befassen. Aber auch bei Philosophen, die sich mit dem Gewissen auskennen.

David Scheuing hat wie ich nach dem Ende des Kalten Kriegs verweigert. Heute ist der 32-Jährige Vorsitzender einer Stiftung der DFG-VK. Diese älteste Organisation der deutschen Friedensbewegung hat mir in Sachen Krieg und Frieden Orientierung gegeben. ­Scheuing hat Friedens- und Konfliktforschung studiert. Er sagt mir schon am Telefon, dass er bis heute zu seiner Verweigerung stehe – und zu seinem Pazifismus. Das ist auch meine Haltung, mit der ich diese Suche nach Antworten beginne, und deshalb fahre ich zuerst zu Scheuing.

Ich bin nicht der einzige

Er wohnt im Dorf Klennow im niedersächsischen Wendland. Auf dem Weg dorthin sehe ich im Bahnhof Stendal einen Güterzug voll geladen mit Bundeswehrpanzern, der Richtung Osten rollt. Aber das wirkt weit weg in Scheuings idyllischem Garten, in dem man fast nur Vögel zwitschern hört. Scheuing sieht sehr sanft aus mit seiner weichen Mütze, die mit einem Sonnenblumenmotiv bedruckt ist, mit dem zartrosafarbenen Hoodie und dem T-Shirt, auf dem „If WAR IS the answer, the question must be FUCKING STUPID“ steht.

Wir duzen uns gleich, Scheuing tickt halt so ähnlich wie ich. Er ist taz-Abonnent. Auch Scheuing hat in seiner Verweigerung geschrieben, dass er niemanden töten könne. „Ich stehe bis heute dazu“, sagt er. Für ihn wäre es inkonsequent, jemand anderem Waffen zu geben, damit der dann töten kann. Deshalb lehnt er solche Lieferungen an die Ukraine ab. Diesen Gedanken hatte ich auch schon – schön, dass ich nicht der Einzige bin, der so denkt.

„Ich will die Waffenproduktion an sich verhindern“, fährt Scheuing fort. „Wenn ich Gewaltmittel habe, fällt mir die Gewaltanwendung auch leichter und die Hemmschwelle sinkt.“ Er sagt auch: „Die Zurverfügungstellung von Gewaltmitteln hat in keinem Konflikt zur Verbesserung der Lage geführt.“ Die Energie, die jetzt für Waffenlieferungen eingesetzt werde, „könnte/müsste eigentlich auch in andere Maßnahmen, Mittel, Möglichkeiten, diplomatischer oder anderweitig friedenspolitischer Natur fließen“.

Es gibt einen Unterschied zwischen dem individuellen Verhalten und der Frage, was eine Gesellschaft und ein Staat tut

Jürgen Trittin, Außenpolitischer Sprecher der Grünen

Er ist sogar dafür, die Bundeswehr aufzulösen. Er glaubt nicht daran, dass Putin Deutschland angreifen wolle. Dessen „National­imperialismus“ drehe sich „primär um seine Fantasie von drei russischen Völkern“. Ich verstehe Scheuing so: Putin will Russlands Herrschaft auf die Gebiete ausdehnen, in denen diese Völker leben – weiter wird er nicht gehen.

Scheuing ist sehr eloquent. Seine Sätze sind lang und verschachtelt. Doch dann frage ich ihn, ob wir nicht moralisch verpflichtet seien, den UkrainerInnen auch durch Waffenlieferungen zu helfen, weil sonst Russland ein repressives Besatzungsregime errichte, Menschen töte und foltere. So wie in dem Kiewer Vorort Butscha – „wie kannst du das verantworten?“ Diese Frage tut mir selber weh, ich ringe eigentlich ständig um eine Antwort. Auch Scheuing tut sich schwer damit.

„Mmh, ja …“, sagt er erst, er stockt und guckt auf den Boden. Schließlich antwortet er: „Deswegen bin ich Bestandteil einer Gruppe, die gerade sehr akute Vorbereitungen für das Etablieren von sozialer Verteidigung als Handlungsalternative vorantreiben will.“ Damit meint er: Zivilisten stellen sich Panzern entgegen, demonstrieren, boykottieren Anweisungen von Besatzern, zahlen keine Steuern an sie und so weiter. „Genau. Ja. Und dann siehst du ­Butscha, Irpin, Mariupol“, fährt Scheuing zögerlich fort.

Dort haben russische Truppen ZivilistInnen massakriert. Zeigt diese rohe Gewalt nicht, dass sozialer Widerstand lebensgefährlich ist und in diesem Krieg kaum funktionieren könnte? Scheuing zögert lange, aber am Ende sieht er sich durch diese Taten bestätigt in seiner Überzeugung, „dass eine prinzipielle Gewaltlosigkeit notwendig ist“.

Scheuing räumt aber auch ein, dass die Lage für ihn gerade nicht einfach ist. Dass Russland seinen Status als Atommacht benutzt, um Druck in diesem Krieg auszuüben, all das „führt zu einem Wutanfall“, sagt der sonst so besonnene Pazifist. Ja, fahre ich fort, und man muss auch sehen, dass Putin sich einfach nicht an Recht und Gesetz hält, dass er offenbar nur die Sprache der Gewalt versteht.

Jost Maurin (rechts) mit einem Kameraden im Wald, 1994 Foto: privat

„Dann rette ich mich manchmal in meine Daten“, sagt Scheuing. Das sind Analysen bewaffneter Kämpfe, die nicht auf dem Schlachtfeld beendet wurden. „Der Krieg endet am Verhandlungstisch“, sagt der Pazifist.

Stimmt, denke ich. Doch vorher ist auf dem Schlachtfeld bestimmt worden, wie stark die Verhandlungsposi­tio­nen der verschiedenen Parteien sind. Einer wie Putin verhandelt ja nur, wenn er durch Gewalt so viel erreicht hat wie möglich.

Auf solche Einwände hat Scheuing kaum praktikable Antworten. Seine Lösungsvorschläge zu sozialer Verteidigung klingen in der Theorie gut, aber mir fällt es schwer zu glauben, dass sie in der Praxis funktionieren. Nach dem Gespräch mit Scheuing bin ich orientierungsloser als vorher.

Vielleicht muss ich jetzt einen Menschen fragen, der mehr Verantwortung hat, einen Praktiker der Macht: zum Beispiel Jürgen Trittin. Der 67-Jährige ist außenpolitischer Sprecher der Regierungspartei Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. Er hat 1973 den Kriegsdienst verweigert, hat erst Waffenlieferungen an die Ukraine abgelehnt, verteidigt diese Unterstützung für das Land aber seit dem russischen Einmarsch im Februar.

Trittin hat zwischen zwei Sitzungen im Reichstag Zeit für ein Telefonat mit mir. Er sagt: „Es gibt einen Unterschied zwischen dem individuellen Verhalten, ob man selbst an einem Krieg beteiligt ist, und der Frage, was eine Gesellschaft und ein Staat tut.“ Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung sei eben ein individuelles Grundrecht. Für Trittin wäre es also in Ordnung, zu sagen: Ich selbst kann nicht zur Waffe greifen, aber ich gebe sie anderen, damit sie für unsere Sache töten.

Wer so denkt, hat für sich das akute Problem gelöst: So lassen sich Waffen liefern, mit denen der russische Angriff auf die Ukraine gestoppt werden könnte. Aber ich finde es inkonsequent, sein Gewissen sozusagen an der Garderobe abzugeben, wenn man politische Entscheidungen fällt. Das überzeugt mich nicht.

Ein Vorbild?

Also, neuer Versuch: Trittins Parteifreund Tobias Lindner fällt mir auf, weil der 40-Jährige seit Dezember Staatsminister im Auswärtigen Amt ist, 2001 Zivildienst leistete, 2019 aber seine Verweigerung widerrufen hat.

Warum?

Wäre das ein Vorbild für mich?

Ich treffe Lindner im Auswärtigen Amt, wo alles noch wichtiger wirkt als in vielen anderen Bundesministerien: die langen, hohen Flure, weinrote Teppiche, getäfelte Wände. Der Staatsminister sitzt auf einer schweren, schwarzen Ledercouch, trägt einen dunklen, sehr formell wirkenden Dreiteiler mit Schlips und lächelt viel. Seine Kriegsdienstverweigerung habe er vor einer Wehrübung für Bundestagsabgeordnete zurückgezogen, erzählt Lindner. Fünf Tage trug der Verteidigungspolitiker Uniform, gehorchte Befehlen, schoss. „Rein nach der rechtlichen Definition bin ich jetzt sogar Reservist“, sagt Lindner.

Zu der Wehrübung wollte er nach eigenen Worten, weil er jahrelang als Haushalts- und Verteidigungsexperte seiner Fraktion Politik für die Bundeswehr mitgestaltet hatte. „Natürlich wollte ich diese Bundeswehr auch von innen sehen.“ Vor der Wehrübung habe er noch mal sein Gewissen geprüft, sagt Lindner. „Spätestens 2019 bin ich zu dem Ergebnis gekommen: Genau, ich würde mich auch mit einer Waffe in der Hand verteidigen.“ Deshalb schrieb er der zuständigen Behörde, dass ihn „Gewissensgründe nicht mehr daran hindern, den Kriegsdienst mit der Waffe zu leisten“.

Das hatte keine großen praktischen Folgen für ihn, denn die Wehrpflicht war ja damals schon ausgesetzt. Für opportunistisch hält er sich dennoch nicht. „Im Verteidigungsfall hätte ich vorher nicht zur Bundeswehr eingezogen werden können. Jetzt schon“, sagt er. Lindner erklärt mir seinen Sinneswandel so: Zur Zeit seiner Verweigerung im Jahr 2000 habe eine „westdeutsche und westeuropäische Wohlfühlatmosphäre“ geherrscht, in der niemand an Krieg hierzulande gedacht habe. Das habe sich zum Beispiel mit den Anschlägen vom 11. September 2001 geändert.

Waffenlieferungen verlängern Kriege nicht

„Und natürlich hat sich mein Bild über die Bundeswehr quasi durch den Verteidigungsausschuss geändert und gewandelt – zum Positiven hin.“

Muss ich meine Verweigerung auch zurückziehen, wenn ich für Waffenlieferungen an die Ukraine bin?

„Nein, das müssen Sie nicht“, antwortet Lindner mir. „Das würde nur gelten, wenn Sie aus Ihrer Verweigerung schlussfolgern, dass kein Mensch auf dieser Welt in keiner Situation Gewalt gebrauchen darf.“

So habe er nie gedacht, sagt der Staatsminister. Denn sonst hätte er ja nicht Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestags sein oder an Budgets für die Bundeswehr mitarbeiten können.

Lindner kontert auch ein wichtiges Argument des Pazifisten Scheuing. Dass Waffenlieferungen Kriege nur verlängern und nicht nachhaltig lösen würden, hält er für „historisch widerlegt“. „Im Zweiten Weltkrieg lieferten die Vereinigten Staaten den West­euro­päern massiv Waffen. Natürlich war das mitunter kriegsentscheidend neben dem Kriegseintritt der USA.“

Und was hält er von der Aussage, dass Putin Deutschland gar nicht angreifen will?

Er wisse nicht, woher der Pazifist seine Erkenntnisse über Putins Psyche hat, sagt Lindner dazu. Und es gehe auch nicht nur um Putin. „Ich halte Streitkräfte vor, damit mich niemand angreift. Damit erhöhe ich die Kosten eines möglichen Feindes, mich anzugreifen.“

Als Lindner Scheuings Argumente auseinandernimmt, fühle ich auch zentrale Teile meiner politischen Persönlichkeit infrage gestellt.

Das schmerzt. Umso mehr, als dass ich langsam nicht mehr weiß, was man Lindner entgegenhalten soll: Dass ein Sieg in der Ukraine Putin ermuntern würde, weitere Länder anzugreifen, ist sehr wahrscheinlich. Zivilen Widerstand würde dieser ehemalige KGB-Offizier wohl mit Morden, Folter und Deportationen nach sowjetischem Vorbild brechen. Putin lässt sich wohl nur durch militärische Gewalt oder die Drohung mit ihr stoppen.

Bilder tauchen wieder auf

Es tut weh, mir nach Jahrzehnten, in denen ich mich als Pazifist definiert habe, einzugestehen: Wahrscheinlich muss Deutschland wirklich das ukrainische Militär mit allen nötigen Waffen ausstatten – bezahlt auch mit meinen Steuern. Wahrscheinlich brauchen wir die Bundeswehr und müssen sie besser ausrüsten. Ob dafür wirklich 100 Mil­liar­den Euro nötig sind, ist eine andere Frage.

Da tauchen wieder die Bilder von der Kriegsübung in dem Wald bei Koblenz in meinem Kopf auf. Die Schulung über besonders tödliche Munition. Das G3. Die Gewissensprüfung im Ausschuss für Kriegsdienstverweigerung.

Dass Töten eine unwiderrufliche Entscheidung ist und ich ein fehlbarer Mensch – daran hat sich nichts geändert. Deshalb könnte ich es immer noch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, jemanden zu töten.

Aber viele Menschen können das. In der Ukraine gibt es zwar nur ein sehr eingeschränktes Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Doch offenbar kämpfen viele ukrainische Soldaten aus Überzeugung. Ihr Kampf ist auch aus meiner Sicht gerecht, und er könnte weitere Kriege verhindern.

Diese Abwägung zwingt mich dazu, von meiner radikalpazifistischen Haltung Abstriche zu machen und zu dem erschreckenden Fazit zu kommen: Waffen für die Ukraine, aber nicht für mich.

Gut leben kann ich mit dieser Haltung nicht. Weder Trittin noch Lindner konnten meine Einwände entkräften, dass so eine Position inkonsequent, ja heuchlerisch sei. Deshalb telefoniere ich am Ende noch mit der Philosophin und Autorin Ina Schmidt. Sie hat schon an anderer Stelle schlaue Sachen über das Gewissen gesagt. Schmidt findet es „überaus problematisch“, wenn etwa Politiker bei ihren Entscheidungen nicht auch ihrem individuellen Gewissen folgen, erläutert sie mir.

„Und trotzdem erfordert es die derzeitige Lage, sich hin und wieder aus guten Gründen einer anderen Meinung anzuschließen“, da es „eine objektive Notwendigkeit sein kann, schlicht weil Menschen sterben und wir nicht tatenlos zuschauen können“, sagt sie. Auch das sei eine Gewissensentscheidung, „die den kurzfristigen Kompromiss einschließt, ohne dass deswegen der Zweck alle Mittel heiligen darf“.

Das ahnte ich schon. Aber nachdem Schmidt mir das so klar gesagt hat, kann ich meinen Kompromiss in Sachen Ukraine etwas besser akzeptieren: Ja, das ist nicht hundertprozentig konsequent – aber in dieser schwierigen Lage notwendig.

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52 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Vielen Dank für diesen nachdenklichen Artikel!

    Die Frage, ob man sich oder andere in einer Konfliktsituation mit (tödlicher) Gewalt verteidigen und wie man damit im Nachhinein umgehen würde, stellt sich wahrscheinlich jeder irgendwann. Eine einfache Antwort gibt es nicht.

    Ich habe aber den Eindruck, dass dem Autor die Positionierung zu Waffenlieferungen an die Ukraine auch deshalb so schwer fällt, weil hier zwei Begriffe von "Gewissen" vermischt werden, die nicht ganz deckungsgleich sind.

    "Gewissen" meint einmal die Summe der eigenen abstrakten moralischen Überzeugungen. Wer nach langem Nachdenken zu dem Schluss kommt, dass Töten im Krieg unter ALLEN Umständen moralisch falsch ist, dem gebietet das Gewissen in der Tat nicht nur, den Kriegsdienst zu verweigern, der muss auch Waffenlieferungen und jede andere logistische Unterstützung einer Kriegspartei ablehnen. Das ist Pazifismus, eine absolut nachvollziehbare und achtenswerte ethische Haltung.

    Zum anderen gibt es die Emotion "(schlechtes) Gewissen", ein Unbehagen darüber, dass das eigene Verhalten zum eigenen Selbstverständnis im Widerspruch steht.



    Wer sich wie der Autor vorstellt, er müsste im Krieg auf einen Menschen schießen und diesen ggf töten und sich fragt, wie er damit emotional umginge, der stellt nicht direkt eine moralische Frage, sondern fragt sich, ob er es mit seinem Selbstverständnis vereinbaren kann, zu töten.



    Natürlich ist Moral dabei zentral, aber man kann Notwehr und auch kollektive Verteidigung gegen völkerrechtswidrige Angriffe für grundsätzlich ethisch legitim halten und dennoch erkennen, dass man es absolut nicht ertrüge, ja nicht damit leben könnte, im Krieg zu töten.

    Auch in diesem Fall sollte man den Kriegsdienst verweigern. Da dies aus einem (legitimen) eigenen Unbehagen und nicht aus Pazifismus heraus geschieht, spricht dann aber moralisch nichts per se gegen Waffenlieferungen. Denn andere müssen dieses Unbehagen ja nicht teilen und sollten sich ggf fürs Kämpfen entscheiden dürfen.

  • Ein wunderbar ehrlicher Artikel, vielen Dank für die Ausleuchtung der Konfliktlinien, die ganz und gar meinem Dilemma als überzeugter Bausoldat und Pazifist entsprechen.



    Einen Gedanken und eine Option möchte ich noch hinzufügen:



    Auch Juden, die 1941 und später vor der Wahl standen, sich als friedfertige Menschen in die Gaskammern treiben zu lassen, oder aber in den Untergrund zu gehen und gegen Nazideutschland zu kämpfen, oder überzeugte Christen wir Bonhoeffer kamen nicht um eine solche Entscheidung herum, so schwer sie auch ist. Vermutlich ist es ehrlicher, sich das Dilemma einzugestehen, als ideologisch zu argumentieren.



    Es hat Jahrhunderte Menschheitsgeschichte gedauert, bis die Zivilgesellschaft in den meisten Ländern ein Machtmonopol für eine mehr oder weniger neutrale Polizei ausgehandelt hat. Sollten wir nicht mit Nachdruck weiter daran arbeiten, die schon existierenden UNO-Friedenstruppen als neutrale Kräfte zur Lösung solcher gewaltbehafteten Konflikte einzusetzen? Das ist ein dickes Brett und die Veto-Staaten tun alles, ihre Vetomacht zu verteidigen. Aber langfristig hilft - neben Abrüstung und Gerechtigkeit - zum Schutz von Minderheiten, überfallenen Staaten oder anderen "Feinden" wohl nur eine bewaffnete, wirklich neutrale Macht, die von allen Kriegsparteien anerkannt wird und tatsächlich der Gewalt wirksam entgegentreten kann. So wie es auf nationaler Ebene die Polizei sein sollte.

  • Was hätte Deutschland einem Putin, der mit An- und Übergriffen auf unabhängige, souveräne Nachbarstaaten einen unverholenen, aggressiven Imperialisus betreibt, entgegenzusetzen?



    Nichts!



    Wir verlassen uns darauf, dass die Polen und die Balten uns schon verteidigen werden.



    Das kann es nicht sein.



    In Finnland und in Polen üben Zivilisten den Umgang mit Waffen - bei uns gefällt man sich mit dem Pflegen von Bedenken.



    Wären Churchill, de Gaulle, Roosevelt Pazifisten gewesen, dann hätte man Hitler die halbe Welt überlassen, um dort nach Belieben zu wüten.



    Konnte man nach Babi Jar, hätte man dvon erfahren, Pazifist bleiben, weil Gewalt ja immer falsch ist?



    Ich war aus Überzeugung Zivi.



    Ich würde gerne in einer Welt leben, in der jeder Pazifist sein kann.



    Aber tatsächlich brauchte es immer eine Mehrheit von zum Kampf und Krieg bereiten, um einer Minderheit die Gelegenheit zu geben, Pazifist zu sein und dies zu äußern.



    Ich interessiere mich sehr für jüngere Geschichte, auch für Militärgeschichte. Kriege sind eine schreckliche Sache. Sehr viel schrecklicher, als man sich vorstellen kann.



    Aber wen mich jemand fragen würde, ob ich gegen einen Putin in den Krieg ziehen würde, der Polen oder Litauen angreift, müsste ich ja sagen.



    Aus dem einzigen Grund, dass man nicht nein sagen könnte.



    Denn ein Regimekritiker ist im freien Polen seins Lebens sicher, in einem besetzten Polen wäre er das nicht mehr.

  • Hallo lieber Jost Maurin.



    Vielen Dank für den Artikel. Ich bin ebenfalls aus der Überzeugung Niemenden töten zu können in den 90er Jahren zum Zivildienst gegangen.



    Durch den Krieg in der Ukraine wurde ich so zornig, dass ich, hätte ich keine Familie mit 2 Kindern, am liebsten losgezogen wäre und versucht hätte mittels Sabotage die russischen Panzer in der Ukraine zu stoppen. In meiner - vermutlichen kindlichen - Vorstellung wäre das die Lösung für einen zivilen Ungehorsam, der mit meiner Kriegsdienstverweigerung in Einklang zu bringen ist.



    Ihr Artikel spricht meine eigenen Gedanken und Zweifel, meine Unsicherheit und das Infragestellen von bisher sicherem Boden an. Es tut gut zu sehen, dass auch andere Menschen unter dieser Situation leiden und sich neu orientieren müssen.



    Unterm Strich bleibt für mich das unangenehme Gefühl, dass ich es als Pazifist in so einer Situation gar nicht richtig machen kann.

    Es gibt da in meinen Augen nur eine einzige Ausnahme: Wenn alle Menschen am Abzug die Waffen niederlegen würden, und wir, also die EU auch russische Deserteure wie ukrainischen Zivilisten behandeln würden.



    Ich selbst halte das für eine kühne Idee und einen gewagten Wunsch…



    Trotzdem ist es bestimmt gut diesen Wunsch mit der Welt zu teilen und mitzuteilen!

    Herzliche Grüße aus Österreich.



    Markus Schaber

  • Hallo Herr Maurin,

    sie sind in die Verteidigungsfalle getappt und es ehrt Sie das sie immerhin knapp 4000 Worte gebraucht haben um sich das zurecht zu argumentieren. Und es ist auch naheliegend da wir als Spezies seit ca. 2 Millionen Jahren etwas kultivieren was wir von unseren Vorfahren übernommen haben. Verteidigungsbereitschaft. Die Liste der Gefahren ist vielfältig, Naturgewalten, wilde Tiere, Krankheiten, "feindliche" Stämme.



    Und da braucht es natürlich Gegenmaßnahmen, Dämme gegen Hochwasser, das Feuer am Höhleneingang gegen hungrige Wölfe, Kräutertinkturen gegen die Magenverstimmung oder eben auch die dicke Keule falls uns der Nachbar im Leopardenfell ans eigene Bärenfell will (und bitte, nur Bärenfelle sind gute Felle). Der sieht das natürlich anders, verteidigt sich auch nur, aus seiner Sicht. Haben wir vielleicht in "seinem" Revier gejagt, haben wir uns vielleicht immer weiter in "sein" Gebiet hineinbewegt, haben vielleicht sogar sein grimmiges Knurren ignoriert und wundern uns jetzt über seine Reaktion? Natürlich ist es nicht hinnehmbar und schreit nach "Verteidigung". "Zu den Waffen Brüder, für Recht und Freiheit." Und wieder jeder für sein Recht, seine Freiheit, immer mit dem Finger auf den anderen zeigend. "Der da hat angefangen!" Wie im Kindergarten.

    Wie auch immer. Für mich gibt es keinen fakultativen Pazifismus den ich nur dann beanspruche wenn er mir auch etwas nützt. Mich beruhigt es nicht, nicht selbst zu töten sondern "nur" zulassen das Waffen in Kriegsgebiete geliefert werden und das blutige Handwerk anderen zu überlassen. Waffen schaffen keinen Frieden, Waffen machen tot. Ganz egal wer damit unter welchem Vorwand, die eigene Rechtfertigung passt sowieso immer, wen tötet. Der einzige Weg aus diesem Dilemma ist eine Welt ohne Nationen, ohne Grenzen, ohne "Völker". Leider ist das in unserer von Gier, Neid, Angst und Hass geprägten Gesellschaft ein völlig utopischer Gedanke. Also wird sich diese Menschheit weiter bekriegen, koste es was es wolle.

  • Ich habe in den 70er Jahren als Zuhörer an einer Podiumsdiskussion teilgenommen. Themen waren u.a. KdV/Pazifismus und die Frage nach der Legitimation von Gewalt, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, Menschen vor Gewalt zu schützen.



    Hauptredner war der damalige Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International, Helmut Frenz.

    Helmut Franz war vor seiner Tätigkeit für ai evangelischer Pfarrer und als solcher schon vor dem Putsch von Pinochet nach Chile entsandt worden. Nach dem Putsch gelang es ihm mit seinen Möglichkeiten, Verfolgten zu helfen, sich in Sicherheit zu bringen, was ihm zunächst große Anerkennung und die Verweigerung der Wiedereinreise nach Chile einbrachte, später die Ehrenstaatsbürgerschaft Chiles und daraufhin die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft.

    Nach der üblichen längeren Auftaktrede konnten Fragen gestellt werden. Helmut Frenz erhob sich, um zu antworten. Man bedeutete ihm, er dürfe gern sitzen bleiben. Seine Reaktion: "Ich habe noch nie im Sitzen gepredigt!"



    Und dann predigte er. In meinem ganzen Leben haben mich nur wenige Menschen so beeindruckt wie Helmut Frenz.

    Als Kernaussagen ist mir in Erinnerung geblieben: Als Christ können wir in Situationen geraten, aus denen wir nicht herauskommen können, ohne schuldig zu werden. Hilft man unter Einsatz notwendiger Gewalt, macht man sich - dennoch - schuldig. Hilft man nicht, macht man sich ebenfalls schuldig. Es bleibt nur die Hoffnung auf die göttliche Gnade. Und dann ein Satz von stiller Wucht: Wenn einer meint, er könne schuldlos bleiben, indem er die Hände in die Hosentaschen steckt und garnichts tut - der ist für mich ein Pharisäer!

    Ich hatte zu dem Zeitpunkt längst aus Überzeugung meinen Wehrdienst geleistet und fühlte mich bestätigt. Ich war bei keiner Kampfeinheit, sondern Sanitäter, aber ich wäre bereit gewesen, wehrlose Kameraden mit der Waffe zu verteidigen. Und das würde ich auch heute noch tun, solange ich eine Waffe halten und einen Finger krümmen kann.

  • Es ist ja auch einfach, anderen die Verteidigung zu überlassen und den Pazifisten zu spielen - aufeinander zugehen wie in der Ostpolitik und Kompromisse schliessen wie in der EU.... Die Bundeswehr ist für die Berufslaufbahn ein vertaner Zeitraum, und das Leben in der Bundeswehr ist nicht unbedingt angenehm. Der Mensch als Krönung - das ist doch Selbstverblendung. Wirklicher Humanismus ist etwas ganz anderes. Ich kann einfach nicht... das kann auch die Arterhaltung mitspielen.

  • +++Der Ukraine-Krieg stellt seinen Pazifismus jetzt infrage. +++

    Pazifismus ist im Grunde ein sehr gute Sache, ähnlich wie auch der Sozialismus in der Theorie.

    Nur leben wir leider nicht in einer Optimalen Welt, in der alle Menschen egal welcher Herkunft, Religion uvm. einfach bereit sind, Friedlich miteinander zu leben ohne Egoismus, Hass, Gewalt, ich ,ich ich.

    So nebenbei vernichten wir gerade noch unseren Lebensraum (Klimawandel, Umweltvernutzung), was ein dauerhaftes überleben der Menschheit ohnehin in Frage stellt!



    Also auch ganz ohne Kriege werden wir Menschen es schaffen uns und viele Tierarten auszurotten. Die Krönung der Schöpfung Mensch, vielleicht auch nur ein Irrtum der Evolution!

  • Warum muss immer wieder diese Vermischung zwischen zwei völlig verschiedenen Dingen stattfinden, wenn es um diese Frage geht. Die eine Sache ist doch die meiner Persönlichkeit und wie ich selbst damit klarkomme, wenn ich töte. Wenn mir mein Gewissen signalisiert, dass es mich in diesem Falle nicht mehr zur Ruhe kommen lassen wird und ich es mit keinem Argument überzeugen kann, dass es sich beruhigen könnte, dann bin ich für einen Wehrdienst ganz einfach auch nicht geeignet. Man muss dann aber auch dazu stehen, selbst wenn eine irregeleitete Gesellschaft solche Menschen als Weicheier zu betrachten gedenkt. Man weiß es selber ja besser, dass dieses Stehen zu sich und seinen Empfindungen und seiner Sensibilität mehr Mut verlangt, als wenn man den Haudegen mimt, der mann dann womöglich im Ernstfall gar nicht ist.



    Was hätte auch eine Armee davon, wenn sie dann feststellen müsste, dass sich die Hälfte Ihrer Soldaten in einem Zustand befindet, der sie schlichtweg unbrauchbar macht. Das ist doch Irrsinn.



    Warum aber muss immer alles gleich auf die politische Ebene gezerrt werden und jeder Wehrdienstverweigerer gleich zu einem Pazifisten werden? Das ist der andere Irrsinn. Ich bin Wehrdienstverweigerer aus eine Untauglichkeit meiner Persönlichkeitsstruktur heraus, aber ich bin kein Pazifist. Wieso sollte das nicht funktionieren. Muss ein Verweigerer gleich der Missbilligung des Soldatentums verdächtigt werden? Oder kann der mit gutem Gewissen dennoch dem Soldaten respektvoll begegnen und diesem im Ernstfall im Hinterland den Rücken freihalten, oder als Sanitäter zur Verfügung stehen. Ich halte diese Preisgabe der Individualität zu Gunsten einer radikalen Gesellschaftspolitik für höchst gefährlich. Liegt nicht gerade darin schon der Angriff auf die Freiheit die wir doch alle verteidigen wollen, jeder auf seine Art?

  • Auch in der Ukraine werden Männer unterhalb des Rentenalters mit Gewalt an die Front geschickt. Sie dürfen nicht ausreisen, Kriegsdienstverweigerer leben illegal und müssen sich verstecken.

    [...]

    Das Grundrecht der Kriegsdienstverweigerung soll gerade auch im Krieg gelten.

     

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  • Nunja. Man kann das Leben als oberste Maximime, als höchstes Menschenrecht auswählen. Als Pazifist ist das konsequent. Im schlimmsten Fall ist es jedoch ein Leben als Sklave. Nicht nur deshalb ist auch in unserer Verfassung das Recht auf Leben nicht das absolut höchste.

  • Der Artikel ist eine echte Bereicherung. Fair und - so hat es den Anschein - ehrlich wird das aktuelle Dilemma beleuchtet. Dafür mein Respekt.

  • Ich habe nicht verweigert und den Grundwehrdienst - damals 15 Monate - in einem Jägerbataillon abgeleistet.

    Ich habe aus Überzeugung Wehrdienst geleistet und würde das heute genauso wieder tun. Und ich denke, Ich könnte dann wohl auch töten.

    Aber Soldat sein umfaßt vor allem die Bereitschaft, sein eigenes Leben zu riskieren. Nur wenige sind jemals in der Situation zu töten. Aber sehr viele müssen ihr Leben riskieren.

    Insofern habe ich auch kein moralisches Problem.

    • @Erwin Schiebulski:

      "Nur wenige sind jemals in der Situation zu töten."

      Sie verwechseln richtigen Krieg mit den neokolonialen Einsätzen der letzten Jahre. In einem richtigen Krieg kommen Soldaten ständig in die Situation zu töten.

  • Danke, ein sehr wichtiger, persönlicher Artikel. Wir alle sind in diese Widersprüche verstrickt - aber warum, weil uns konsequent die Entscheidung entzogen wird. Darum habe ich verweigert und würde es jeder zeit wieder tun.Pazifismus ist eine grundlegende menschliche Haltung genau wie es die Aggression auch ist. Man muss sich für eine Seite entscheiden!

  • Ich habe aus praktischen Gründen nicht verweigert. Es war zwar streckenweise ein idiotischer Gammeldienst, aber ich habe dabei ein paar Sachen gelernt, die ich nicht missen möchte.

    Allerdings entscheide ich gern selbst, gegen wen ich Gewalt anwende und gegen wen nicht, und irgendein Nationalstaat oder irgendeine "Friedensmission" würde mir als Motiv nicht ausreichen, um andere Leute umzubringen.

    So haben damals etliche gedacht. Diejenigen, die damals unbedingt freiwillig nach Jugoslawien wollten, wurden von den meisten anderen für etwas meschugge gehalten.

  • Ich - ebenfalls KDVer und 1974/5 ZD - habe mich nach 2 Wochen Krieg tage- bzw. nächtelang gefragt, was ich machen würde als 40jähriger Ukraine mit Familie ... also nicht ob ich meine Verweigerung zurückziehe - was in meinem Alter auch lächerlich wäre - und kam bei kämpfen ergo auch töten raus. Und da mein ukrainisches Alterego überleben soll, bin ich für Waffenlieferungen und so viel Bundeswehr, wie nötig, um glaubhaft eine neue Sicherheitspolitik in Europa zu verhandeln. Da das richtige Maß zu finden, sehe ich bei der neuen Regierung besser aufgehoben als bei den CDUlern, die mein Leben lang die Takte vorgaben. Das das ein Dauerdilemma ist, wussen ausser Robert Habeck noch einige Millionen ...

  • In den 70 er Jahren ging es in einem Panzerbataillon ganz anders zu: morgens nichts zu tun,ganze Tage



    ,Viel zu viele Uffze ,die kaum was zu tun bekamen( z 2 er wie ich ,Abi,perspektivlos)



    Drogen,Alkohlkranke,auch unter den Offizieren,aus Frust wurde viel mutwillige Sachbeschädigung von Wehrdienstleistenden an Fahrzeugen und auch Leopanzern ,zb.deren Optik angerichtet .Ich versichere dies ,als damaliger Augenzeuge.

    Warum ich dann nach Beendigung der zwei Jahre Kulturschock anfangs der 90 er doch einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung,auf Anerkennung als KDVw



    Stellte und anerkannt wurde,hatte andere Gründe:



    Es wurde klar,dass man selbst als Reservist,in die Situation geraten könnte,in Auslandseinsätze der Bundeswehr eingezogen zu werden Diese hielt und halte ich nach wie vor fuer Ve fassungswidrig



    Deutschland muss auch nicht am Hindukusch oder in Somalia verteidigt werden.



    Als anerkannter Kriegsdienstverweigerer kann ich allerdings von meinem Recht auf Notwehr Gebrauch machen!



    Dieses liegt z.b. vor ,wenn wie Russland jetzt ,einen Angriffskrieg ,einen Vernichtungsversuch vom Zaun gebrochen hat ..



    Auch der anerkannte Kriegsdienstverweigerer kann in individueller Notwehrlage ,auch mit Waffen,sich zu verteidigen suchen.

    • @Trotzleo:

      Das sehe ich auch so!

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Was ist besser als den Wehrdienst zu verweigern? Untauglich sein. Ich hatte das „Glück“.



    Über mein Gewissen will niemand was wissen.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Wie verdammt recht Sie haben. Das ist der beste und klügste Kommentar hier!!!

  • Ich muss mich zum Glück nicht so extrem mit meinem Gewissen herumplagen.



    Ich habe den Kriegsdienst verweigert, weil ich urplötzlich die Chance dazu hatte. Die DDR war auf einmal weg und ich musste mich nur noch entscheiden, womit ich die Verweigerung begründe.



    Also hab ich fröhlich geschrieben, dass ich nicht als Soldat in der NATO dienen will und bin mit dem Schriebs zur Musterung.



    Das Lustige: In der Musterungskommission, oder was das war, saßen lauter ehemalige NVA- oder DDR-Zivilverteidigungsfutzis und die fanden die Begründung gar nicht gut. Sie haben mich ein wenig angepflaumt und das war's.



    Aber 1989 wurde eh schon jeder Zivi, der es wollte.

    Verweigern würde ich heute noch. Ganz einfach deshalb, weil ich mich nicht für die wirtschaftlichen Interessen weniger umbringen oder verstümmeln lassen will. Siehe Afghanistan als Beispiel.



    Dass D einen Verteidigungskrieg wie die Ukraine führen muss, sehe ich erstmal nicht. Dass außer der Linken jede andere Partei im Bundestag einen Krieg aus wirtschaftlichen Interessen führen würde bzw sich beteiligen würde, glaube ich dagegen schon. Sie würden es nur Verkaufen müssen: Habeck erklärt uns dann alles ganz betroffen und Campino komponiert die passende Marschmusik.

  • Ich habe auch den Kriegsdienst verweigert, allerdings nicht aus pazifistischen, sondern aus antikapitalistischen Motiven.

    Das fanden weder Prüfungsausschuss noch Prüfungskammer witzig.

    Erst das Verwaltungsgericht verhalf mir zwei Jahre später zu meinem Recht.

    In der Folge habe ich dann einen Text produziert, indem ich begründete, warum ich Geld für "Waffen für El Salvador" sammelte, obwohl ich den Kriegsdienst verweigert hatte und Zivildienst leistete. By the way, eine der besten Zeiten meines Lebens.

    Den könnte ich heute recyceln, ich bräuchte nur den Ländernamen auszutauschen.

    • @Jim Hawkins:

      Yep, ebenso ich spendete ca 1985-88 großzügig Geld für Waffen für El Salvador, und ebenso für Arafat, der sich im Libanon vor dem isr. Bombenhagel verstecken musste. Heute im Mai 2022 spendete ich direkt an die Bank der Ukraine in Kiew (über Dt. Bank-Kto, googeln) Geld für defensiv zur Landesverteidigung zu verwendende Waffen.

      • @Martin L.:

        Interessante Idee!

  • "Es gibt einen Unterschied zwischen dem individuellen Verhalten und der Frage, was eine Gesellschaft und ein Staat tut"(Trittin). Dezidiert NEIN. Die Gesellschaft ist nichts Abstraktes sondern besteht aus jedem und jeder einzelnen. Daher kann ich nicht andere zum Kämpfen vorschicken und ich bleibe schön auf meiner Couch sitzen. Früher nannte man diese Leute "Schreibtischtäter" - sich selbst nicht in Gefahr begeben.

    • @resto:

      Das Zitat ist mMn eher so zu verstehen dass es ein Fehler ist, die eigene Weltanschauung als universell obligatorisch für alle zu verstehen.



      Nur weil ich niemals töten kann und es für falsch halte heißt das nicht das alles Töten aller anderen 'objektiv' falsch ist und mit aller Kraft verhindert werden muss. Klingt vielleicht widersprüchlich, manchmal muss man Widersprüche akzeptieren.



      Zu Ihrem Beispiel: es ist ein Riesenunterschied ob ich andere 'in den Kampf schicke' (oder nicht) vs 'anderen die in den Kampf WOLLEN Waffen vorenthalte (oder nicht)



      Dass das Verhalten aller als Teil der Gesellschaft nicht als versachlichte Staatsraison rationalisiert werden sollte da bin ich bei Ihnen.

      • @Eydeet14:

        Das sind so Spitzfindigkeiten : "es ist ein Riesenunterschied ob ich andere 'in den Kampf schicke' (oder nicht) vs 'anderen die in den Kampf WOLLEN Waffen vorenthalte (oder nicht)". Ich argumentiere genau andersrum: wenn andere in den Kampf wollen, muss ich als Pazifistin denen keine Waffen geben, dazu bin ich nicht verpflichtet; andernfalls bin ich auch für das Töten verantwortlich. Dagegen besteht die Verpflichtung darin, alles menschenmögliche zu tun, um das Kämpfen zu beenden.

        • @resto:

          Und genau dass habe ich in den ersten beiden Absatz gemeint: die eigene Überzeugung als etwas absolutes zu sehen und es der ganzen Welt aufzwängen zu wollen kann in eine Sackgasse führen.



          Es ging mir hier ja auch in erster Linie darum dass Trittin-Zitat in einen anderen Kontext zu rücken, was ich selbts von der Situation halten soll überfordert mich doch noch etwas...

  • Das Recht auf Selbstverteidigung und Notwehr würde ich einem anderen nie abstreiten, obwohl ich selbst Kriegsdienstverweigerer war und bin. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, eigenhändig einen Menschen zu töten und will es auch nicht lernen. Wie ich in einer konkreten, lebensbedrohlichen Notwehrsituation reagieren würde, mag ich mir nicht ausmalen und wage nicht, es vorherzusagen. Als Christ will ich niemandem etwas antun, nicht einmal meinem Feind.

    Und es macht es dann vielleicht noch einen Unterschied, ob es nur um mich geht oder auch um andere direkt bedrohte Menschen - z.b. meine Familie. Was dann?

    Waffen geraten schnell in die falschen Hände. Darum verstehe ich das Zögern der Politik, sogar in einem scheinbar so klaren Fall wie der Ukraine, die sich ja wirklich nur gegen einen brutalen Überfall verteidigt.

  • Dass Waffenlieferungen an die Ukraine, an die kurdischen Selbstverteidigungskräfte oder an andere Gruppen, die sich gegen militärische Angriffe wehren, für Pazifist:innen so ein kontroverses Thema sind, zeigt, wie dogmatisch viele Menschen denken. Und wie wenig radikal ihre Analysen sind.

    Pazifismus sollte auf die Überwindung aller zwischenmenschlichen Gewalt abzielen und dementsprechend die Strukturen angreifen, die dazu führen (namentlich Nationalstaat und Kapitalismus in Verbindung mit völkisch-nationalistischen Ideologien). Ebenso muss gelernt werden, zwischen Selbstverteidigung und Angriff zu unterscheiden.



    Waffenlieferungen an die Türkei sind so beispielsweise radikal abzulehnen und es ist ein Skandal, dass die mit islamistischen Proxys verbündete türkische Armee mit deutschen Panzern im Irak und in Syrien dasselbe abzieht, wie Putin in der Ukraine.



    Waffen in die Hände der Menschen in der Ukraine oder Kurdistan zu geben, die sich gegen einen solchen Angriff verteidigen, ist dagegen richtig und mir fällt es schwerer, die Opposition dagegen zu verstehen.

    P.S. einen Habeck als integer zu bezeichnen, ist eine Beleidigung für integre Menschen.

  • Für mich ist das die typische Haltung, welche man mit dem Spruch "Wasch mich, aber mach mich nicht nass." kennzeichnet.



    In einem Bechsteinschen Märchen heißt es auch: Geh Ann, geh du voran.

  • 0G
    06792 (Profil gelöscht)

    Ich bin gegen Krieg und finde alle Armeen der Welt sollten abgeschafft werden.

    Auf dem Weg dahin finde ich Raketenwerfer und Panzer für die Ukraine eine sehr gute Idee.

    • @06792 (Profil gelöscht):

      Sie meinen, es wird dann niemals mehr Krieg geben? Wie die Geschichte zeigt, ist das ein großer Irrtum.

      • 0G
        06792 (Profil gelöscht)
        @resto:

        Ja, das wäre für uns als Zivilisation schon ein gutes Ziel. Gibt viel zu tun: Planet erhalten, auf andere Planeten expandieren, Universum verstehen usw.

    • @06792 (Profil gelöscht):

      kurz und knackig: ebenfalls JA von meiner Seite

  • Man kann als Wehrdienst Verweigerer für Waffenlieferungen stimmen. Ich habe damals im alten System der Wehrdienstverweigerer Haßpublikation "Bundeswehr" sechs Stunden lang den Wehrdienst gegenüber fünf deutlich geschleiften Militaristen verweigert, um hinterher vergnügt festzustellen daß ich zivilrechtlich mehr drauf habe. Für Waffenlieferung stimme ich aktuell,



    um der Entgrenzung der russischen Kriegsleistungen in der Ukraine entgegenzutreten. Mein Favorit sind klar umrissene Verhandlungen, dazu benötigen wir fähige Vorschläge und kompetente Verhandlungspartner. Diese haben wir nicht, auf beiden Seiten nicht.

  • Danke für diesen Artikel.



    Ich habe ebenfalls in dieser Zeit verweigert und Zivildienst geleistet. Der Gewissenskonflikt ist für unsereins vielfältig.



    Für die nächste Generation stellt sich die Frage nur indirekt.



    Früher habe ich gegen Gelöbnis und Bundeswehr demonstriert.



    Nun glaube ich, dass ein Pflichtdienst für die Gesellschaft unser Deutschland zum positiven bewegen würde .



    Einer Parlamentsarmee würden auch linke Soldaten gut zu Gesicht stehen.



    In einem ökologischen Dienst könnte viel bewegt werden.



    Und eine Wahrheit bleibt:



    ohne Zivis ist Deuschland am Ende!

    • @Philippo1000:

      bin auch Ihrer Meinung

  • Pazifismus ist eine der wichtigsten politischen Strömungen. Ihr Ziel ist es, Krieg zu verhindern, die Zerstörung, den Tod und das Leid. Nur: Wenn der Krieg da ist, dann hat der Pazifismus offenkundig versagt. Und dann muss man zu anderen Mitteln greifen, um das gleiche Ziel zu erreichen. Metapher: Die wohl wichtigste und erste Anschaffung als ich mein Haus übernahm, war die Montage von sechs Feuermeldern. Sollte ich morgen Abend von der Arbeit nach Hause kommen und mein Haus in Flammen vorfinden, werde ich sicherlich keinen siebten Feuermelder kaufen, sondern zu anderen Mitteln greifen.

    Kriege werden zwar durch Verhandlungen beendet, aber sie beginnen letztlich ja erstmal immer dadurch, dass eine der Parteien ihr Ziel nicht durch Verhandlungen erreicht und daher zur Waffe greift. Verhandlungen gibt es immer erst dann wieder, wenn diese Partei bemerkt, dass sie ihr Ziel auch durch Waffengewalt nicht erreicht. (Oder hat, was sie haben will).

    Ich las mal den Satz "Pazifismus ist ein Luxus, den man sich leisten kann, wenn niemand auf einen schießt". Ich sage lieber "Pazifismus ist eine Pflicht, die man aufrechtzuerhalten hat solange keiner auf einen schießt". Es ist (meiner Meinung nach) durchaus miteinander vereinbar, in den 1990ern den Wehrdienst zu verweigern, in den 2000ern gegen den Irak-Krieg zu demonstrieren und 2022 Waffenlieferungen in die Ukraine zu fordern.

    Was den gewaltlosen Widerstand angeht: Der funktioniert meiner Meinung nach nur im Angesicht eines Gegners, der für sich eine moralische Führungsrolle in Anspruch nimmt. Indische Demonstranten, die sich von britischen Sicherheitskräften wehrlos niederknüppeln ließen, zeigten irgendwann Wirkung, weil die Briten sich als die überlegene Kultur ansahen und mit ihrem moralischen Versagen konfrontiert wurden. Das funktioniert nicht bei einem Gegner der Eroberung oder Genozid im Sinn hat. Der freut sich nur über früher erreichte Kriegs- und Auslöschungsziele.

    Dies ist meine Meinung, sie mag falsch sein.

  • Lieber Jost,



    danke für Deinen sehr persönlichen und ehrlichen Artikel.



    Die ehrliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Menschen und deren Weltbildern gefällt mir, und trifft bestimmt den Nerv vieler ZDLs.

    Neulich hat irgendwo im Fernsehen ein sog Militärexperte erklärt, warum die Ukrainische Armee den Häuserkampf in urkrainischen Städten SUCHT.



    … Sie hat dort bessere Verteidigungschancen als auf dem freien Feld.



    Nur: Was ist dann mit all den Zivilisten? Was ist mit der traurigen Gewißheit, das man dadurch die Stadt, die man verteidigen will, doch sicher zerstört?



    Mein Pazifismus ging nie so weit, das ich anderen die Legitimität absprechen wollte, die gerne für IHR Land zur Waffe greifen wollten.



    Aber die Ukraine ist nunmal nicht MEIN Land, und unsere Verfassung, die versucht Lehren aus WK1 &. WK2 zu ziehen, legitimiert ausdrücklich nur die Verteidigung des eigenen Landes – sonst nichts.



    Nicht Afghanisten, nicht Syrien, aber auch nicht die Ukraine.



    Ich meinen Zivildienst als sehr sinnstiftend erlebt, und würde mich heute wieder so entscheiden.

    • @neu_mann:

      Landesverteidigung ist Bpndnisverteidigung



      Damit war der Einsatz in Afghanistan von unserer Verfassung legitimiert-

  • 2G
    21327 (Profil gelöscht)

    Ich ahnte schon nach der Überschrift wohin die Reise gehen könnte, zumal der Text heute hier zu lesen ist, aber das es eine Tragödie sein wird, bei der am Ende Mensch den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht überraschte dann doch.

  • Sehr gut deutlich werden die tiefgreifend widersprüchlichen und ambivalenten Gefühle und Überlegungen, die wohl jeden einholen, der sich mit Krieg und Frieden im Kontext des Unrechts auf der Welt und der Frage des Widerstandes gegen dieses beschäftigt.

    Was mich dennoch verwundert – dass all dies bei vielen offenbar erst durch den Ukraine-Krieg aufbricht, obwohl wir doch in einer Welt täglichen Unrechts, ständiger Konflikte und zahlreicher Kriege leben, nicht erst seit heute, sondern seit jeher.

    Was mir übrigens auch fehlt, ist eine ausreichende Würdigzung der Kriegsdienstverweiger:innen in der Ukraine, auch der, die sich gegen die Anordnungen durch Flucht entziehen. "In der Ukraine gibt es zwar nur ein sehr eingeschränktes Recht auf Kriegsdienstverweigerung." Dieser Satz reicht mir nicht.

    Wird womöglich jemand gezwungen, Waffen in die Hand zu nehmen, die wir liefern, der gar nicht kämpfen will? Ist allen dort wirklich das Land, die Nation etc. wichtiger als das eigene Leben, die eigene Familie oder kreieren wir hier eine Fiktion, sodass wir uns nicht damit beschäftigen müssen, ob wir dazu beitragen, dass Menschen zum Töten mit gezwungen werden?

    Ich habe Probleme mit den offensichtlich verschiedenen Maßstäben:

    Wir haben ja nun auch einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf Kurden in Syrien durch ein NATO-Mitglied. Nicht nur höre ich nichts von geforderten Waffenlieferungen an die Angegriffenen, sondern ganz im Gegenteil von Waffenlieferungen an den Angreifer.

    Werden also am Ende zur Unterstützung der Verteidiger:innen in einem Fall Waffenlieferungen an die Angegriffenen gegen Waffenlieferungen an die Angreifer getauscht?

    Fällt dadurch nicht die gesamte moralische Basis der Argumentation in sich zusammen, die doch gerade mit der Sachlage des Angriffskrieges begründet wird? Warum gilt dies dann nicht universell?

    Ist es am Ende in Wirklichkeit nur eine strategische Frage, bei der moralische Argumente nur publizistisch eingesetzt werden?

    • @PolitDiscussion:

      @Guido F. Gebauer Ich sehe die von Ihnen erwähnte Widersprüchlichkeit in Bezug auf die Waffenlieferungen (Ukraine - Syrien) auch. Im Bezug auf den hier kommentierten Artikel von Jost Maurin, sind sie jedoch lediglich Whataboutismus. Denn hier geht es nicht um die Waffenlieferungen an die Türkei, sondern um jene an die Ukraine. Und ich bin sicher, dass die Gewissensbewertung im Fall Syrien ganz anders ausgefallen wäre.

      In allen anderen Punkten stimme ich Ihnen jedoch vollkommen zu, möchte diese sogar noch ergänzen.



      Es ist nicht allein die Behandlung von Kriegsdienstverweigerern in der Ukraine. Man muss auch offen die anderen Defizite des politischen Systems in der Ukraine diskutieren. Schließlich hat nicht zuletzt die Regierung Selenskyjs mit vielfältigen diskriminierenden Gesetzen und Verordnungen gegen die russischstämmige Bevölkerung Putin den willkommenen Anlass zu diesem Krieg geliefert.



      So sehe ich es als richtig und moralisch gerechtfertigt, die Ukraine gegen die unentschuldbare Aggression eines ewiggestrigen Imperialisten zu unterstützen. Gleichzeitig muss aber deutlich gemacht und sichergestellt werden, dass mit dieser Unterstützung die Einhaltung von demokratischen Grundrechten für die jetzige und zukünftige Regierungen nicht zu verhandelnde Pflicht ist.

  • Hm, habe auch verweigert, Pazifist war ich allerdings nie. Wobei gewaltfreier Widerstand schon zum Erfolg führen kann. In der aktuellen Lage und auch zu Zeiten des kalten Krieges konnte ich mir das allerdings nicht vorstellen.

  • Ich habe mich sehr über diesen ausführlichen & gedankenvollen Beitrag gefreut, der sich deutlich von anderen Beiträgen dieser Art abhebt.



    Ich habe 1993 meinen Wehrdienst bei den Fallschirmjägern in Nagold geleistet & bei dieser Entscheidung sehr ähnliche Überlegungen & Gewissensfragen verarbeitet, wie sie der Autor beschreibt. Mit einem anderen Ergebnis, offenkundig. Auch ich erinnere mich an viele ernsthafte Gespräche mit Kameraden über unsere Entscheidung & die Realität der Gefechtssituationen, auf die wir vorbereitet wurden.



    Ich habe sowohl überzeugten Pazifismus stets als eine ernste ethische Haltung respektiert als auch den Zivildienst als ebenso wichtigen & wertvollen Beitrag zum Allgemeinwohl angesehen wie meinen eigenen.



    Aber ich finde eigentlich schon, dass wer den Kriegsdienst verweigert hat & nun wirklich kriegstreiberisch nach Aufrüstung, Waffenlieferungen & Russland besiegen ruft, zumindest eine solide Erklärung schuldet.



    Dabei können sich die Betreffenden an diesem Artikel ein Beispiel nehmen.

  • 1975/76 leistete ich meinen Wehrdienst als BW-Sani ab. Im Anschluss folgte die 10-jährige Bereithaltung als Reservist. Zum Höhepunkt des Natodoppelbeschlusses versuchte ich 1981 zweimal hintereinander, nachträglich zu verweigern. Die Frage, ob ich meine Mutter vor einem gewaltsamen Angriff notfalls auch mit der Waffe schützen würde, beantwortete ich ohne zu zögern mit JA. Meine Nachträgliche Verweigerung wurde natürlich 2mal in Folge abgelehnt. Schon damals war mit klar, dass ich gegen den Holocaust auch mit der Waffe in der Hand angekämpft hätte - erst einmal gleich, ob auf der Seite der Westalliierten oder damals der UdSSR. 1998(?), nach dem Massaker von Srebrenica, unterstützte ich Joe Fischers Kosovoeinsatz aus vollem Gewissen (nicht allerdings die eingesetzte Urankernmunition): Wie es schon im WKII einige pazifistische Soldaten taten, hätte mich mein Gewissen gezwungen, daneben zu schießen, müsste ich dem Aggressor dienen...! Ich unterstütze Jost Maurins überlegt sich wandelnde Sinnsuche in all ihren Facetten voll und ganz. Auch wenn ich nicht ganz so lange benötigte, um diesen entscheidenden "kleinen" Unterschied zu erkennen: Pazifisten wie Bonhöfer (und Gandhi) hätten niemals einen Adolf Hitler besiegt. Und Gandhis gewaltfreier Sieg war überwiegend den Umständen geschuldet, dass die Briten 1947 a) kriegsmüde waren b) humanistischer wurden, und c) ahnten, was mit dem gewaltsamen Indien-Kaschmir/Pakistan-Konflikt im Aufziehen war (sie hatten dafür schlichtweg zu wenige Soldaten). Und auch ein Gandhi konnte jene neue, "innerindisch" aufziehende Gewalt zwischen Hindus und Muslimen ja überhaupt nicht domestizieren...

  • Gehen Sie mal in die Leistikowstrasse in Potsdam in die Gedenkstätte des sowjetischen Geheimdienstes. Das Leiden der Ukrainer würde unter Putin sehr individuell und schlimm weitergehen. Im Angesicht solcher Zustände schiessen viele Menschen lieber, als ohne Gegenwehr in so ein System zu geraten

    • @Regina Fiedler:

      Es geht nicht um "viele Menschen" und ihre Gründe - es geht um das persönliche Gewissen und dessen Wandlung und Umstände die es infrage stellen.

      KDV ist ein leider oder zum Glück männliches Problem und es hat mich von Freunden entfremdet (die dann beim ersten Golfkrieg plötzlich Marine doch nicht mehr so geil fanden) und auch von Nachbarn und Familie.



      In diesen Ausschüssen sassen alte Männer, in den Köpfen noch viel Nazidenken und die wollten uns langhaarigen Nichtsnutzen mal zeigen wo der Hammer hängt.

      Btw. das System der Schweiz - oder eine soziale Verteidigung - ist ein Weg, der vielleicht (!!!) jetzt in der Ukraine Leiden und Tod ersparen würde, aber ich bin froh das nicht entscheiden udn verantworten zu müssen.