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Nach der BundestagswahlJetzt kommt es auf den Kanzler an

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Drei Erkenntnisse aus der Wahl: Einen so harten Rechtsruck gab es noch nie. Die SPD muss leider regieren. Merz wird hoffentlich erwachsen.

Streift er seinen hektischen Populismus im Kanzleramt ab? Friedrich Merz wird am Montag als Wahlsieger gefeiert Foto: Michael Kappeler/dpa

Z umindest unterhaltsam war diese Wahl. Die totgeglaubte Linkspartei erlebt, unter tätiger Mithilfe von Friedrich Merz, eine Wiederauferstehung, an die nur Unvernünftige glauben konnten. Christian Lindner bringt das Kunststück fertig, in sechs Monaten eine Regierung und die eigene Partei in den Abgrund zu stürzen. Bei seinem Rückzug aus der Politik redet er über das, was ihm am wichtigsten ist – sich selbst. Die Anti-Ampel-Stimmung beendet die politische Karriere von Olaf Scholz und wohl auch von Robert Habeck. Sahra Wagenknechts Stern strahlt hell und verglüht schnell – und illustriert lehrbuchhaft, dass Populismus stimmungsabhängig ist. Die Wahlbeteiligung ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Die Gesellschaft ist extrem polarisiert – und das nutzt der rechtsextremen AfD.

Und nun? Es gibt eine bittere Erkenntnis und eine Frage.

Diese Wahl ist ein Rechtsruck, wie es ihn seit 1949 noch nicht gab. Die AfD wird zum Player im politischen Geschäft. Es ist ihr gelungen, ohne Grenzziehung zum Rechtsradikalismus, millimeterweise als normaler Teil des politischen Spektrums wahrgenommen zu werden. Der Parlamentarismus hatte bisher, wie die Geschichte der Grünen und auch der Linken zeigte, eine mäßigende Wirkung. Das gilt bei der AfD nicht mehr.

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Für ihren Erfolg brauchen Weidel & Co. kein entfernt realitätstüchtiges Programm. Die Anti-EU-Politik der AfD würde Deutschland jäh in eine katastrophale Wirtschaftskrise stürzen. Es reicht der AfD, eine aggressive Sehnsucht nach einem besseren Früher zu schüren – weil der Zukunftshorizont vielen bedrohlich dunkel erscheint. Je finsterer die Stimmung, desto erfolgreicher ist die AfD. Die Mitte-Links-Parteien haben keine Gegenerzählung, hissen mal kurz die Antifa-Fahne und schauen ratlos zu. Die Ampel ist auch gescheitert, weil viele bei dem Wort Fortschritt derzeit Schlimmes befürchten.

Die AfD sitzt mit am Tisch

Im Osten entwickelt sich die AfD zur führenden Volkspartei, die bei Jungen und Alten, Arbeitern und Mittelschicht gleichermaßen akzeptiert wird. Die Brandmauer wird wohl endgültig im Osten abgerissen werden. Warum soll die CDU in Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg denn künftig nicht mit der AfD zusammenarbeiten, wenn das sogar im Bundestag schon vorexerziert wurde?

Merz, Kanzler in spe, hat den Prozess der Normalisierung der Rechten extrem beschleunigt, als er ohne jede Not ausgerechnet bei der Migration, dem rechten Kernthema, die AfD auf die Auswechselbank platziert hat: Die Rechtsextremen dürfen zwar noch nicht mitspielen. Aber schon die vage Vorstellung, dass dies möglich ist, verschiebt die politische Landschaft nach rechts.

Nichts diszipliniert die Sozialdemokratie wirksamer als das Szenario, dass Rechtsextreme in Deutschland an die Macht kommen könnten

Die neue Macht der AfD beeinflusst auch die neue Regierung. In den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD wird die AfD als Erpressungsmacht unsichtbar mit am Tisch sitzen. Denn nichts diszipliniert die Sozialdemokratie wirksamer als das Szenario, dass Rechtsextreme in Deutschland an die Macht kommen könnten – und sie auch noch Mitschuld an dem Debakel hätten. Diese Drohung muss gar nicht ausgesprochen werden. Merz kann so oft und heftig dementieren, niemals mit der AfD zu regieren. Die Drohung, dass es andere Mehrheiten geben kann, wirkt unsichtbar.

Zur Macht verdammt

Die Große Koalition ist alternativlos – und so klein wie noch nie. Diese Groko repräsentiert noch nicht mal die Hälfte der WählerInnen. Sie ist das letzte Aufgebot der alten politischen Mitte der Bundesrepublik.

Und die SPD ist zum Regieren verdammt. Sie wirkt tapfer, gefasst – und noch ratloser als 2017, als sie sich schon mal unwillig in eine Groko presste. Weil die politische Dramaturgie nach Niederlagen Konsequenzen vorsieht, wird Lars Klingbeil Fraktionschef. War er als Parteichef nicht verantwortlich für die Niederlage?

Die SPD regiert fast ununterbrochen seit 1998 mit. Sie ist eine technokratisch verholzte Machterhaltungsmaschine. Nur die Opposition könnte eine Art Sauerstoffzufuhr für die Partei sein. Es ist fast tragisch, dass die SPD sich diesen Luxus nicht leisten kann.

Denn jetzt regiert eisern Verantwortungsethik. Angesichts der eskalierenden Krisen – dem möglichen Zusammenbruch der Ukraine, dem Ende des Westens und des Bündnisses mit den USA und der wankenden EU – braucht die Bundesrepublik ja schnell eine Regierung.

Bricht die alte bundesrepublikanische Ordnung?

In der politischen Kultur der alten Bundesrepublik wurde die SPD für die undankbare Rolle als Juniorpartner entschädigt. Für die Union waren Inhalte und Programme sowieso nicht so wichtig – sie beschenkte die SPD mit freundlichen Kompromissen. In dieser Logik würde die Union der lädierten SPD jetzt Brücken bauen und bei deren Kernthemen wie Mindestlohn oder Rente großzügig entgegenkommen.

Aber existieren die Regeln der alten, konsensorientierten Bundesrepublik noch? Viel hängt von Merz und seinen schneidigen Mitstreitern Linnemann und Spahn ab. Nutzen sie die Erpressungsmacht AfD, um die SPD, die Merz für einen Teil der „schwindenden linken Minderheit“ hält, an die Wand zu drücken? Das ist der Lackmustest, der zeigt, ob die Union noch ein Pfeiler der alten bundesrepublikanischen Kompromiss-Ordnung ist – oder ob sie auf die dunkle Seite der Macht und in das Lager der Disruption wechselt.

Dennoch: ein paar Lichtblicke

Wo bleibt das Positive? Nun: Es hätte noch schlimmer kommen können. Weil dem BSW ein paar tausend Stimmen fehlten, bleibt uns der noch größere Schrecken erspart – das Zwangsbündnis von Union, SPD und Grünen. In diesem Stück wäre Christian Lindners Rolle des nörgelnden Zerstörers ansatzlos von Markus Söder übernommen worden. Die Kenia-Koalition hätte den Vorteil gehabt, dass die Umwelt- und Klimapolitik nicht, wie jetzt zu befürchten ist, „unter ferner liefen“ verhandelt wird. Aber diese Konstellation wäre stets Gefahr gelaufen, zum qualvoll zerstrittenen Wiedergänger der Ampel zu werden.

Kenia wäre stets gefährdet, zum zerstrittenen Wiedergänger der Ampel zu werden

Deutschland braucht mehr Geld für Verteidigung, mehr Geld für Infrastruktur, vielleicht auch für Flüchtlinge aus der Ukraine. Union, Grüne und SPD haben auch mit den Grünen keine Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag, um eine Reform der Schuldenbremse zu beschließen. Aber die Groko kann ein Sondervermögen oder die Aussetzung der Schuldenbremse beschließen und diese absurde Selbstfesslung beenden. Dass die FDP der Union nicht mehr im Nacken sitzt, mag das erleichtern.

Auch hier hängt fast alles von Merz ab. Begreift er, dass er für eine stabile Groko und für die Republik die ideologische Fixierung auf die Schuldenbremse hinter sich lassen muss? Streift er seinen hektischen Populismus im Kanzleramt ab?

Man kann hoffen, dass Merz, der sich schon immer als kommender Kanzler sah, nun, am Ziel seiner Wünsche angekommen, ruhiger, klüger, ja besonnener wird. Man kann hoffen, dass der Gestus des aggressiven Kulturkämpfers, dass das überschäumend Unerwachsene in ihm verschwindet und das Staatsmännische zum Vorschein kommt. Auf den Kanzler kommt es an. Es ist eine wacklige Hoffnung.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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29 Kommentare

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  • "Die Große Koalition ist alternativlos "



    Vielleicht wäre es langsam mal an der Zeit, die Begriffe an die Realität anzupassen.



    Eine Koalition zwischen CDU und SPD ist keine große, sondern eine normale Koalition zwischen eine großen Partei und einem halb so großen Mehrheitsbeschaffer.



    Ob die SPD wirklich bereit sein wird. ihre eigenen Regierungspolitik nicht nur der drei Ampeljahre, sondern der letzten 27 Jahre abzuwickeln ?



    Und welche zentralen Wahlversprechen wird die CDU deshalb brechen ?



    Und das alles mit einem Kanzler Merz, der in seiner gesamten politischen Karriere, von der widerspruchslosen Ausbootung durch Merkel bis zu den vielen Fehlern im Wahlkampf, gezeigt hat, daß er für Führungsaufgaben nicht geeignet ist.



    Und im Gegensatz zu Scholz, der auf die Loyalität von Pistorius bauen konnte, hat Merz es mit Figuren wie Wüst, Günther, Spahn oder Söder zu tun.



    Jeder von denen hält sich für den besseren Kanzler. Es könnte also eine kurze Kanzlerschaft werden.

  • " Einen so harten Rechtsruck gab es noch nie. Die SPD muss leider regieren. Merz wird hoffentlich erwachsen."

    Besser zusammenfassen kann man die Situation nicht. Bravo!

  • Naja, eine sogenannte GroKo ist ja auch das Freudloseste, wie wir schon mal erfahren haben. Von "Lust auf Zukunft" etwa gar nicht zu denken. Da kriegen manche gleich einen Schreikrampf ob der zutiefst verachteten Naivität zu so einer Art - wie soll ich das nennen - Vision.



    Ich nehm dann die wackelige Hoffnung.

    • @poesietotal:

      Achja, die liebgewonnenen Begrifflichkeiten, die verstellen den Blick auf die Realität. Wieso GroKo? Eine GroKo wäre die Koalition der mandatsstärksten Fraktionen. Das ist inzwischen nicht mehr automatisch schwarz-rot. Ich schlage eine Minderheitsregierung aus CDU/CSU vor. Da fällts schwerer, die Schuld am Versagen auf den Koalitionspartner abzuwälzen.

  • So gesehen hat die SPD ein vergleichbares Druckmittel. Wenn die Union nicht aus der Mitte ausbrechen, sondern Wähler wieder an sich binden will, wird sie stark bemüht sein, einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit mit der AfD aus dem Weg zu gehen. Das erfordert Kompromisse.

    (À propos „schwindende linken Minderheit“: Das Pendel kann auch leicht in die Gegenrichtung ausschlagen.)

  • Hektischer Populismus, gepaart mit Ahnungslosigkeit über die Situation der Nichtmillionäre.

  • Das BSW wird zurecht eine erneute Stimmauszählung einklagen. Vor dem Verfassungsgericht könnte derweil auch jemand klagen, daß verspätet eingehende Briefwahlstimmen zur Feststellung des endgültigen Wahlergebnisses herangezogen werden müssen. Das wird der FDP nichts nützen, aber das Briefwählerpotenzial des BSW ist ja noch eine Unbekannte, zumal vermutlich viele Briefwahlstimmen nicht ins vorläufige Endergebnis eingegangen sind wegen des von der Union, also dem Wahlsieger, erpressten frühen Wahltermines. Es war allen klar, was das für die Organisation gerade auch der Briefwahl für Konsequenzen haben würde. Nun ist es Fakt, dass viele auslandsbeaufenthaltete BürgerInnen ihre Briefwahlunterlagen nicht rechtzeitig erhielten, manche vielleicht erst heute oder morgen. Alles was bis nächsten Montag noch eingeht an Auslandswahlstimmen muss noch gezählt werden, wenn die Wahl nicht unverhältnismäßig pannenbeeinträchtigt sein soll und daher die Ergebnisakzeptanz beeinträchtigt wird. Wenn einer Partei ein paar Tausend Stimmen fehlen für den Bundestagseinzug, sind die genannten Klagen ein must pro Demokratie.

    Ich persönlich halte das BSW für überflüssig. Bin aber ein Verfechter von Demokratie.

    • @Uwe Kulick:

      Ich hatte mich schon gewundert, dass noch aus keiner Ecke Geschichten von Wahlfälschung kamen.

    • @Uwe Kulick:

      Sie wissen aber schon, dass man bei der Briefwahl auch andere Parteien als BSW wählen konnte?

    • @Uwe Kulick:

      Nie und nimmer werden nicht ausgewertete Ausslandsstimmen das Ergebnis des BSD verbessern.

      • @Deutschfranzose:

        …anschließe mich

        Erschreckend: ein novum in Schland post SM Seine Majestät Wilhelm Zwo



        Frauman bleibt nur noch zu beten!



        Der ebenso unfaßbar begnadete Narziss Friedrich Merz - möge - Endlich trocken hinter den Ohren werden & seiner Eierschalen & sei 👶speckgegiggel verlustig gehen! Woll. Masel tov! But

        Dem Lümmel von der letzten Bank Nochmals ins Stammbuch! a 🥱 a 🥱



        Erwachsen ist anders! Das ist Pflicht! Gellewelle&Wollnichtwoll •

  • ""Denn nichts diszipliniert die Sozialdemokratie wirksamer als das Szenario, dass Rechtsextreme in Deutschland an die Macht kommen könnten – und sie auch noch Mitschuld an dem Debakel hätten.""

    ===



    Das die Gefahr des Rechtsextremismus in Regierungspositionen Sozialdemokraten in einem besonderen Masse aktiviert und in der gegenwärtigen Situation fast dazu in die Regierungsverantwortung zwingt - - sollte nachvollziehbar sein.

    Die SPD handelt in diesem Punkt als einzige Partei aus leidvoller Erfahrung.

    Reinickes Schuldverständnis bedarf allerdings der Korrektur. Wenn Verantwortung für den Staat und Schutz der demokratischen Ordnung die Messlatte ist hat Lindner doppelt und dann noch auf eine besonders schäbige Art und Weise versagt und ist nun als in ausgleichender Gerechtigkeit als Rohrkrepierer gelandet.

  • Hoffentlich enttäuscht die CDU ihre Wählerschaft nicht, und vergisst nicht - bestimmt über 95 % ihrer Stimmen kommen von der unteren bis mittleren bürgerlichen Mittelschicht. Die CDU weiß genau, nicht alle ihre Wähler gehörten " die nach Merz seinem Empfinden nach - definierten - " Mittelschicht " an. Es soll sogar Bürgergeldempfänger geben, die aus der Mittelschicht kommen und auf eine stabile, christliche Regierung hoffen.



    Es wird nicht einfach werden, alle Wahlversprechen umzusetzen, sagte gestern der Parlamentarsche Geschäftsführer Thorsten Frei, da sich die deutschen Wähler halt für eine nicht - ganz so wie erhofft, starke CDU entschieden hat. Also , den Wähler trifft die Schuld.

  • Warum sollte eine GroKo besser sein als Kenia? Bei Kenia hätten SPD und Grüne gemeinsam Merz vielleicht noch ein bisschen stoppen können. In der nächsten GroKo werden die letzten linken Werte der SPD einfach vollständig zerrieben, so dass ihr auch noch die letzten Wähler weglaufen...



    Kann aus linker und klimapolitischer Sicht keinen Vorteil eines durchregierenden Merz im Vergleich zu einer diskutierenden Kenia-Koalition erkennen. Söder wäre da ja im Gegensatz zu Lindner gar nicht drin. Der ist in Bayern.

  • Ich glaube, dass schon der Wahlkampf Deutschland nachhaltig verändert hat. Die CDU/CSU hat sich eines rechtsextremen Kampaghnenmusters bedient: Das Boot ist voll, dennoch kommen immer mehr Fremde, jetzt kentert das Boot, dann geht es unter.



    Es war sehr kalkulierte Panikmache und damit ging ein Vorwurf einher, dass Olaf Scholz kein deutscher Patriot ist, sondern ein Verräter, der Ausländern dieses Land schenkt.

    Ich kann mich nicht erinnern, dass es so einen Wahlkampf gegeben hätte. Das Narrativ hat die NPD jahrelang versucht zu nutzen, es hat nie geklappt, kaum ein Wähler ist auf so eine Logik reingefallen. Anders 2025: Das zieht jetzt.

    Wir schaffen das nicht, das Merz-Narrativ, während noch vor ein paar Jahren, Merkel das 'wir schaffen das', verbreitete.



    Nur vergleichen die Wähler das nicht mehr.

    Ich befüchte, dass Merz beim massenhaften ausweisen, abschieben und unterdrücken von Asylbewerbern scheitern wird. Dann könnte endgültig die Stunde der AfD schlagen.

    Und deswegen meine These: Noch nie waren Parteiprogramme so egal, so wenig durchgerechnet, ging es sowenig um Sachpolitik, war es so rücksichtslos, so niveaulos wie 2025.

    Ob sich das 'normalisieren' lässt?

    • @Andreas_2020:

      Das mag daran liegen daß Merkel nach "wir schaffen das" einfach die Raute in den Sand gesteckt hat statt die Ärmel hochzukrempeln - digitale Registrierung, mehr Unterstützung für die Gemeinden bei der Unterbringung, kompakte zentrale Ausbildung von Sprach- und Integrationslehrern, sofortige Arbeitserlaubnis für Asylbewerber und aktive Vermittlung. Das wäre ein "wir schaffen das" gewesen. Damals wie heute: Wir schaffen das nicht, ohne Geld auszugeben - welches relativ schnell durch gut integrierte Migranten wieder reingewirtschaftet würde. Ob Friedrich Burns und Carsten Smithers das hinbekommen? ich zweifle.

      • @Garak:

        Es ist sehr viel passiert, es wurde schon viel unternommen, um Integration hinzubekommen. In Hamburg wird grundsätzlich in Erstaufnahmen Beratung angeboten, viele Probleme der Vergangenheit haben Migranten heute nicht mehr, da kann ich Ihnen nicht ganz folgen. Natürlich gibt es Luft nach Oben, aber es arbeiten sehr viele Syrer und Afghanen, es werden viele Syrer eingebürgert, viele haben sogar Unternehmen gegründet. Langfristig sehe ich da ein Plus, gerade weil auch syrische Ärzte, Krankenpfleger, Medizinstudenten gekommen sind. Merkel hat vielleicht nicht die Bevölkerung ausreichend mitgenommen, falsch war das aber nicht, was sie gesagt hat. Damals.

  • Wo bleibt eigentlich die Option, die notwendigen staatlichen Ausgaben von den Milliardären zu holen ????

    • @OndaOnda:

      Das wäre für Merz ja wohl Kommunismus.

    • @OndaOnda:

      Ernstgemeinte Frage? Haben Sie nicht mitbekommen, dass wir gerade einen massiven Rechtsruck erleben?

    • @OndaOnda:

      Ich befürchte, das funktioniert nicht. Mir ist jedenfalls keine diesbezügliche Rechnung bekannt. Ich glaube, einmalig könnte man damit den Haushalt retten, aber langfristig eben nicht.

    • @OndaOnda:

      Die sitzt mit 8,8 Prozent auf den hinteren Bänken in der Opposition :D

      • @Tom Tailor:

        Hoffen wir einmal die Opposition wird für die Wahrung des sozialen Frieden kompetent beitragen.

  • Schauen wir doch mal optimistisch nach vorne!

    Vielleicht erleben wir so etwas wie einen neuen Adenauer-Moment, in dem mit knappen Mehrheiten wichtige Weichen richtig gestellt werden:



    - mehr Europa, dafür Emanzipation von den USA



    - Zusammenwirken der demokratischen Kräfte

    Wenn das klappt, kann die nächste Regierung grosses erreichen.

    Das Wahlergebnis ist schwierig, aber es hätte noch schlimmer kommen können. Schwarz und rot sind zum gemeinsamen Erfolg verdammt. Ich traue Merz zu, dass er mit den europäischen Partnern gemeinsam Wege findet. Ich hoffe, dass er auch seinem Koalitionspartner Erfolge gönnen kann.

    • @Carsten S.:

      sicher, das wäre eine Möglichkeit, nur müßte die cdu dazu Rezepte haben, die dazu geeignet wären, eine Investitionsausweitung ist dank Schuldenbremse nicht möglich (und das wird aufgrund der Wahlergebnisse unmöglich bleiben) so bleibt nur Umschichten, sehr wahrscheinlich von unten nach oben, einmal abgesehen, dass ein Umverteilen nicht zu einem Mehr führen kann (ökonomisch unmöglich) wird die Kürzung in den unteren Schichten sich auch ökonomisch bemerkbar mach, mit dem dazugehörigen politischen Frust. Auch die Fixierung auf eine Angebotspolitik durch die cdu, in einer Welt in der die Nachfrage wegbricht oder gar durch Zölle unterbunden wird, ist keine Lösung.



      Die Chancen stehen schlecht, dass es mit diesen Antworten eine ökonomische Verbesserung geben kann. Hinzukommt, bei den nächsten Landtagswahlen wird die afd im Osten Landesregierungen stellen, was das bedeuten wird, ist noch gar nicht absehbar...

  • "Drei Erkenntnisse aus der Wahl: Einen so harten Rechtsruck gab es noch nie. Die SPD muss leider regieren. Merz wird hoffentlich erwachsen."

    Da die Parlamente früher noch weitaus weniger links-ausgerichtete Abgeordnete hatten, stimmt das schlicht nicht. Bei den ersten Wahlen war au0ßerdem noch die Deutsche Partei im Parlament, die man aus heutiger Sicht wohl auch als rechtsradikal einschätzen würde.

    nach dem Artikel zzu

  • Ich auch bin schon recht gespannt auf die Kanzlerwahl, durch die von uns legitimierten Abgeordneten, die nun unser Parlament bilden werden.



    Aber so funktioniert nun einmal unsere " repräsentative Demokratie ".😉

  • "Sehnsucht nach einem besseren Früher."



    Chapeau für diese Kunst. Ein kleiner "rü"ckdreher bei Früher und das ganze Programm der Altfaschisten Deutschlands (AfD) wird offenbar.