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Hand aufs Herz: Haben alle, die hier die LG und ihre Protestform unterstützen sich gefragt, ob Sie a) jemals von einer Blockade persönlich betroffen waren und b) auch schon heute freiwillig ihren Lebensstil radikal und maximal dekarbonisiert ? Wenn ich mich so um
Ich sehe, bezweifle ich dies stark.
Die Umsetzung von Klimaschutzmassnahmen im Zusammenhang mit den Aktionen der LG würde einfach mehr Zulauf für die LG und eine Erpressbarkeit der Regierung bedeuten. Daher einfach erst mal die LG aussitzen und sich um andere Themen kümmern.
„Doch eines zeigt sich immer deutlicher: Klimaprotest muss stören, damit er etwas bewirkt.“
Und inwiefern zeigt sich das? Der Protest stört ja die meisten Menschen ganz gewaltig, was sich auch in den miserablen Umfragewerten der LG ausdrückt. Zugleich konzediert die Autorin, dass die Politik bisher weitgehend untätig bleibt. Und jetzt soll ein Mehr von der Protestform, deren geringe Zustimmungswerte von Seiten der phlegmatischen Politiker sogar als Bestätigung ihres Vorgehens gewertet werden könnten, etwas bewirken?
Das angebliche Funktionieren der Methode wird einzig und allein an der Aufmerksamkeit festgemacht. Wie die Demoskopie zeigt, richtet sich aber die Aufmerksamkeit vor allem auf die unbeliebte LG und nicht auf deren (gar nicht mal so radikale) Ziele. Die Aufmerksamkeit richtet sich nicht auf die Klimakrise, sondern auf die Aktivisten. Und solche Aufmerksamkeit wird nicht viel nützen, ohne die Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung wird es nicht gehen. Die Zustimmung zum Klimaschutz scheint durch die Aktionen der LG aber eher zu erodieren. Und die Äußerungen von LG-Vertretern zeigen ja, dass die glauben, dass die Aufmerksamkeit irgendwie in Zustimmung umgemünzt werden kann, was sich nun wirklich nicht abzeichnet.
Die LG wirkt auf mich überaus narzisstisch, denn in erster Linie scheint es um die Erfahrung der Selbstermächtigung zu gehen. Zudem trägt das Ganze Züge von Pseudo-Aktivität: Hauptsache man tut etwas, ganz egal ob es hilfreich ist oder nicht. Diese dogmatische Abdichtung gegenüber dem Argument, die für die LG charakteristisch ist, findet man leider in der gesamten postmodernen Linken.
"„Das Maß ist jetzt voll“, hatte sich Berlins Regierender Kai Wegner (CDU)"
Passend zum Oktoberfest ... Prost! -.-
Stoppt die Gewalt an Steinen (und Asphalt!)! Malen ist höchst kriminell! Schluss mit dem Terror! Die Klimakleber*innen sollen lebenslang in das Gefängnis und auf dem Gefängnisfriedhof in Handschellen beerdigt werden!1elf
/Sarkasmus
@Uranus Jawoll !!!
/Ironie
@Uranus Stoppt die Gratiswerbung für die AfD!
Mal im Ernst: was haben diese sinnlosen bis saudämlichen Aktionen denn bisher gebracht - außer Menschen zu verprellen? So gesehen ist LG eher Teil des Problems als der Lösung
@Uranus Sie haben schön herausgearbeitet, was die LG tatsächlich bewirkt. Die Mobilisierung der Gegner des Klimaschutzes.
#1: "Klimaprotest muss stören, damit er etwas bewirkt."
Ist das so? Wenn Proteste - welcher Art auch immer - nur dann etwas bewirken würden, wenn sie stören, hätten wir keinen Sozialfrieden mehr im Land. Oft reicht es schon, wenn möglichst viele Personen sich einer Protestbewegung anschließen, damit sich politisch und/oder gesellschaftlich etwas verändert. Dafür muss aber ein möglichst großer Konsens bestehen.
Bei den Klimaprotesten der Letzten Generation geht es seit Beginn nicht darum, möglichst viele für die Bewegung zu sympathisieren, sondern durch möglichst medienwirksame Aktionen die Regierung unter Druck zu setzen. Das eigentliche Ziel wird dabei sträflich verfehlt.
#2: "Den fehlenden Rückhalt für die Klimabewegung einzig den Aktionen der Letzten Generation zuzuschreiben, ist einfach – aber auch einfach nicht richtig."
Doch! Es gibt mittlerweile einige Umfragen, welche genau diesen Effekt belegen. Und wenn man sich die Mühe macht, mit wildfremden Menschen aus den unterschiedlichsten Milieus darüber zu unterhalten, wird man genau zum selben Ergebnis kommen. Die Letzte Generation polarisiert, zeitgleich schwindet allerdings auch der Klimaschutzgedanke in der Bevölkerung.
In meinen Augen diskreditiert die Letzte Generation die komplette Klimabewegung.
Habe mal im Marketingbereich ein bisschen gecheckt was die Erzeugung von Aufmerksamkeit bedeutet.
Dahinter steckt so etwa wie eine klassische AIDA-Formel. Jeder der im Marketing arbeitet, hat bei allen Maßnahmen die er plant, diese Formel vor Augen.
AIDA:
- Attention
- Interest
- Desire
- Action
Aufmerksamkeit erzeugen, Interesse wecken, den Wunsch entstehen lassen das Produkt oder die Dienstleistung haben zu wollen und letztendlich die Handlung, bei der Ider Kunde kauft.
Diese Formel wird immer mal wieder durch weitere Buchstaben wie „S“ für
- „Satisfaction“ oder „C“ für
- „Conviction“ ergänzt.
Die letzte Generation schafft nur den ersten Punkt.
Und das Gegenteil der Folgepunkte, die eigentliche Essenz.
Den Sinn der Sache.
Die letzte Generation braucht dringend Beratung einer professionellen Agentur.
Die letzte Generation handelt kontrproduktiv und sabotiert die Klimabewegung.
@shantivanille es geht ihnen nicht um marketing sondern um druck. wenn man ihre aktionen aus dem kontext reist machen sie natürlich keinen sinn. das ist auch ein grosser grund wieso die medien so einen grossen hass schüren konnten, die aktionen zu framen und der gruppe ein ganz anderes ziel zuzuschreiben was sie eigentlich haben ist einfach zu leicht
@shantivanille Die LG ist keine Marketingfirma.
Dem Klimaschutz schaden Leute, die den Klimawandel weglügen.
Wenn ich laufend und immer wieder von Aktivisten behindert werde, dann fühle ich mich auch terrorisiert. Es kann doch nicht sein, dass eine kleine Minderheit der überwiegenden Mehrheit ihren Willen aufzwingen will.
@Filou Es kann doch nicht sein, dass viele der Älteren den Jüngeren ihre Zukunft nehmen (dürfen)?!? Mehr Hitze, Dürre, Fluten, Stürme, Küstenüberflutungen, Flächenbrände, Missernten ...
@Uranus Wieso viele der Älteren? Noch viel mehr bei den Jüngeren.
@Uranus Von welchen jüngeren sprechen sie? Unterhalten sie sich bitte mal mit jungen Arbeitnehmern oder Auszubildenden was die drüber denken. Sie werden erstaunt sein.
@Uranus Es wurde hier im Forum schon oft erwähnt - bei den Fluggastzahlen gibt es keinerlei Unterschied zwischen über und unter 40jährigen.
Das Durchschnittsalter auf AIDA und co ist auch nicht mehr 70 plus - oder warum glauben sie haben immer mehr Kreuzfahrtschiffe Wasserrutschen, Kletterfelsen, Kids Club, etc an Bord.
Führerscheine, Autozulassungen - nirgends gibt es Rückgänge zu erkennen.
...und werfen sie mal einen Blick in SUVs am Straßenrand - da finden sie garantiert mehr Kindersitze als Rollatoren...
@Uranus Es geht um die Methoden der LG, so wird dem Klimaschutz nicht gedient. Diese terrorisierung der Menschen schadet dem Anliegen und erweist dem Klimaschutz einen Bärendienst.
@Uranus Bitte nicht jung gegen alt ausspielen.
Die "jüngeren" fliegen auch nach Mallorca, sie haben auch ein Smartphone, sie kaufen auch Artikel aus der ganzen Welt, drehen die Heizung auf warm, fahren Auto,..
Wenn, dann müsste es heißen "Es kann doch nicht sein, dass viele der unverantwortlich Handelnden den anderen ihre Zukunft nehmen (dürfen)?", dann wären wir uns einig - ausnahmsweise ein mal.
TAZ 7/234: "85 Prozent lehnen die Letzte Generation ab." taz.de/Umfrage-zu-...tivisten/!5951393/
In neueren Umfragen sind es jetzt schon über 90%. Da frage ich mich schon, ob man das vorsätzlich kriminelles Verhalten, gegen den Willen der fast aller Deutscher, nicht endlich unterbinden sollte.
Kein Weg rechtfertigt alle Mittel.
@Rudi Hamm Es gibt keine Rechtfertigung für die Vernichtung der Lebensgrundlagen. Und nun?
Eine Frage an Sie als "notorischer Rechtsgläubiger" - nicht ganz ernst gemeint - kann mensch Gesetzesbücher essen? (Okay, für die Pedanten: essen kann mensch sie wohl schon. Also: Kann mensch sich von ihnen ernähren?) So rechtsaffin bin ich ja nicht. Allerdings sollte der Inhalt des Artikels 20a Sie doch auch stutzig machen, der da lautet: "Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung." Oder nicht? Wie soll Ihrer Meinung nach der Verfehlung der Klimaziele begegnet werden?
@Uranus "Wie soll Ihrer Meinung nach der Verfehlung der Klimaziele begegnet werden?"
An der Urne, so will es unsere Demokratie.
Hat es schon mal gegeben!
Ende der 60er waren die Gotteshäuser das Zentrum des brutal-kleinbürgerlichen Philisters, heute sind es die Schnellstraßen und Autohäuser und natürlich die Foren der bürgerlichen Presse. Ein Artikel des Spiegel von 1968 birgt frappierende Parallelen.
„Erregte Christen bedrängten den studentischen Revolutionär. Die Versehrtenkrücke des Neuköllner Diplom-Ingenieurs Friedrich Wachau, 59, traf ihn am Schädel und riß eine 3,5 Zentimeter lange Platzwunde.
Der blutende Dutschke begab sich in ein Krankenhaus, um die Wunde vernähen zu lassen. Die Gedächtniskirch-Gemeinde, wieder unter sich, sang andächtig »Freue dich, o Christenheit«. SDS-Studenten, die an dem go-in nicht teilgenommen hatten, beklebten später Wände und Türen des Gotteshauses mit dem Konterfei eines gefolterten Vietcong.
Noch in der Christnacht verbreitete die Deutsche Presse-Agentur die ihr von der Polizei übermittelte Behauptung, Dutschke habe »unter Alkoholeinfluß« gestanden und Krückenschwinger Wachau habe sich von Dutschke bedroht gefühlt.
Gestützt auf diese -- wie sich später herausstellte falsche -- Version, wertete die Junge Union der Christdemokraten »das Auftreten der kommunistischen Störenfriede und Radaubrüder« als »Terror«. Und die »Welt« fand die Selbstjustiz der Kirchgänger »nur zu begreiflich«. Das gesunde Volksempfinden war sich einmal mehr einig.„
@guzman Danke für diese Anekdote! "Recht und Ordnung"(und Doppelmoral) scheint längere (deutsche) Tradition zu haben ;-)
Viel gefährlicher fürs Klima als Autos sind Kreuzfahrtschiffe. Sinnvoll wäre es, den Protest gegen diese Klimaschädlinge zu richten als gegen Autofahrer*innen. Und deshalb ist der Protest überhaupt nicht zielführend. Beim Protest gegen Schiffe hätten die Klimakleber viel mehr Rückhalt in der Bevölketung.
@Kagel "Beim Protest gegen Schiffe hätten die Klimakleber viel mehr Rückhalt in der Bevölketung."
Womöglich. Auch wenn das Andere, wie einige Politiker*innen, Medien, Leute wohl anders darstellen würden.
Derweil - womit betanken Autofahrer*innen gleich noch ihre Autos? Für welche Strecken werden sie für wieviele beförderte Personen bewegt? Wieviel Zeit stehen sie im Stau und auf Stellplätzen? Wieviele Energie und Ressourcen wurden für die Herstellung benötigt? Wieviel Umwelt dafür zerstört, vergiftet oder anderweitig beeinträchtigt?
"Klimaprotest muss stören, damit er etwas bewirkt."
Was hat die LG denn bis jetzt "bewirkt", rein gar nichts, null, nada.
Greenpeace zeigt wie so was geht, deren Aktionen haben auch greifbare Ergebnisse, statt versauter Kunstwerke und Denkmäler.
"Umso wichtiger ist es, dass der Klimaschutzprotest nicht einschläft und der Politik Zugeständnisse abringt. "
Welche Zugeständnisse hat die Letzte Generation bisher auf Bundesebene erreicht?
Ich weiß nicht, ob es das schon einmal gegeben hat. Da haben wir eine Gruppe, der vor allem eines gelingt, nämlich möglichst viele Menschen zu verprellen.
Wird wegen der Blockaden der LG mehr über die Klimakatastrophe diskutiert? Den Eindruck habe ich ehrlich gesagt nicht. Auch wenn sich Leader wie Kim Schulz das zurechtphantasiert:
"Führungsmann Schulz beschreibt in dem internen Video eine „Erzählung, wie es ablaufen könnte“. Zuerst möchte die Gruppe „das große Momentum“ ausrufen, also jenen Impuls, mit dem die Bewegung mit Wucht und Schwung die Massen bewegt. Zu diesem Zeitpunkt empfänden die Aktivisten „Wut und Empörung“, die in Handeln umschlagen sollen.
Auf den Rathausplätzen aller deutschen Städte fänden Versammlungen statt. Die Bürger würden aufgerufen, nach Berlin zu kommen. Unter ihnen herrsche „Aufbruchsstimmung“, liest Schulz von einem Zettel ab. „Zu der Wut mischt sich Euphorie – das wird etwas ganz Großes.
Dann sollten die Aktivisten Zeltlager errichten und in Kirchen die Aktionen planen. Immer mehr Menschen würden für die Protestmärsche und Straßenblockaden nach Berlin kommen. „Kreuzungen können nicht geräumt werden, weil zu viele Einsatzkräfte gebunden sind“, erklärt Schulz mit Pathos.
Schließlich beuge sich die Bundesregierung und biete Verhandlungen an, die die Aktivisten annähmen. „Wir bleiben standhaft: Raus aus den Fossilen bis 2030“, sagt Schulz. Nach achtstündigen Gesprächen wäre eine Einigung mit Bundeskanzler Olaf Scholz erzielt. Erst dann würden die Straßenblockaden beendet, der Tag ende mit einem Stadtfest. „Aber wir werden die Bundesregierung im Blick behalten und sind jederzeit bereit, zurückzukommen“
www.tagesspiegel.d...rlin-10412767.html
Genau so wird es sicher kommen.
@Jim Hawkins "Da haben wir eine Gruppe, der vor allem eines gelingt, nämlich möglichst viele Menschen zu verprellen."
Besser kann man die Problematik der LG nicht beschreiben.,
@Jim Hawkins Ja Jim Hawkins, haben Sie eine bessere Idee als kontinuierlichen Protest? Es sind diese jungen Leute, die verstanden haben, welche Welt auf sie und ihre Mitmenschen zukommt. Deshalb haben Sie alles Recht zu protestieren. es ist mir unerklärlich, warum sich nicht noch mehr junge Menschen diesem Protest anschliessen. Wirkt da die geballte Desinformation und Repression?
@ThomLa ... sicher auch Ohnmacht und Resignation. Schließlich gibt es schon seit langem Widerstand gegen Umweltzerstörung, langwierige Kämpfe, viele Fehlschläge, starke Gegner und noch dazu eine unwillige Mehrheit ihr eigenes Verhalten umfangreich zu verändern.
Andererseits könnte ich es angesichts der sich abzeichnenden Katastrophe verstehen, wenn Aktivisti zu radikaleren Mitteln greifen als Bemalen und festkleben. Auch wenn es fraglich wäre, inwieweit diese Beschlüsse notwendig Reformen bewirken würden. Sie haben es mit einer trägen, verblendeten-stoischen modernen Gesellschaft, die "einfach" weiter Richtung Abgrund zu hält, anstatt auch in eigenem Interesse und aus Verantwortung gegenüber ihren Kindern, Enkel*innen zu versuchen, das Steuer weitestmöglich herumzureißen und auf die Bremse zu treten. Dazu gehört bei vielen außerdem die Praxis, auf den 'Recht und Ordnung'-Kurs aufzuspringen, um vom eigenen Versagen abzulenken und von der sich immer stärker abzeichnenden Katastrophe abzulenken und sie zumindest kurzfristig besser verdrängen zu können.
@ThomLa Ich habe doch nichts gegen kontinuierlichen Protest.
Aber nicht unter der Prämisse, dass es völlig egal ist, wie dieser bei der Bevölkerung ankommt.
Für meinen Geschmack sind die zugegebenermaßen kleinen Ansätze, wie etwa die erneute Zusammenarbeit der Fridays mit Verdi zielführender.
taz.de/Verdi-und-F...r-Future/!5917285/
Vielleicht schließen sich nicht mehr Menschen den Protesten an, weil ihnen die nötigende und diskussionsunwillige Art nicht gefällt?
Oder weil ein kleiner Führungskreis alle Entscheidungen trifft?
Weil sie es sinnvoller finden, zu versuchen, die Leute zu überzeugen?
Oder weil sie die Vorstellungen, die Kim Schulz da entwickelt, als das erkennen, was sie sind:
Kindische Wunschvorstellungen.
Die Verantwortung liegt bei uns allen
Im Juli 2023 haben namhafte Vertreter*innen der katholischen Kirche einen Appell an die Politik mit dem Titel „Klimaschutz – Wir sind bereit“ herausgegeben, in dem es u.a. heißt:„Eine Politik, die unvermindert handelt, als ob die Klimakatastrophe nicht längst begonnen hätte und nicht schon jetzt jährlich Tausende an Toten durch Hitze, Dürren oder Überschwemmungen sowie volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe erzeugt, suggeriert der Bevölkerung, die Lage sei keinesfalls so ernst, wie die Wissenschaft anmahnt. Sie schmälert die vorhandene Veränderungsbereitschaft, sie verhindert Planungssicherheit und sie fördert Populismus, Angst, Hass und Aggression.“
Ich stimme dem in allen Punkten zu. Doch welche Schlüsse sind daraus zu ziehen?
Es braucht nicht nur die störenden Protestformen der Letzten Generation und auch die Proteste der Kinder und Jugendlichen von Fridays for Future genügen nicht. Angesichts der jetzt schon schlimmen und sich noch drastisch verschlimmernden Folgen der Erderwärmung braucht es einen entschiedenen, unüberseh- und unüberhörbaren Protest alle derer, die sich für Klimaschutz engagieren. Da sehe ich beispielsweise die Kirchen ausdrücklich in der Verantwortung. Es reicht eben nicht, Appelle herauszugeben. Wenn diese Appelle nicht gehört werden, dann muss das Konsequenzen haben.
Diese Konsequenzen einigen wenigen zu überlassen, ist zu billig. Daher: es braucht viel mehr als das Kleben der Letzten Generation. Es braucht die Solidarität und den Widerstand all derer, die es nicht mehr verantworten können und wollen, dass unsere politisch Verantwortlichen durch völlig unzureichenden Klimaschutz das Leben von unzähligen Menschen auf’s Spiel setzen.
"Klimaprotest muss stören, damit er etwas bewirkt."
Was haben denn die Aktionen der LG bisher ZÄHLBARES bewirkt?
Habe ich irgendwelche Zusagen seitens der Regierung verpasst? Irgendwelche Kanzlertreffen? Gremiensitzungen mit führenden Politikern? Runde Tische mit den Automobilherstellern oder RWE? Steht Lützerath noch?
Einzig ein paar Unterstützerbriefe von Bürgermeistern - die sich so in ihren Städten ungestörten Straßenverkehr erkauft haben...
Und ansonsten?
Ablehnung, ja mittlerweile immer öfter offener Hass bei den blockierten Autofahrern. Nach wie vor trifft es fast exklusiv die Berliner Autofahrer - als ob sie deutschlandweit für alle Abgase verantwortlich wären... Das Berlin eine der niedrigsten Raten Auto pro Kopf hat, egal.
Selbst aus den Reihen der Grünen wird immer öfter öffentlich nach juristischen Konsequenzen für die Kleber gerufen - so sieht politischer Rückhalt aus. Nicht.
- Klimaprotest muss stören, damit er etwas bewirkt - das mag schon sein, aber so wie ihn die LG bisher führt bewirkt(e) er exakt Nullkommanichts für das Klima - im Gegenteil, wie es hier in einem Artikel erst neulich hieß, früher wurde "scheiß Zecken" gerufen - mittlerweile heißt es einfach nur noch "scheiß Grüne". Der einzigen Partei mit Gewicht in diesem Land, die sich für Klimaschutz - zumindest moderat - einsetzt, wurde neben eigenem Versagen auch durch die Aktionen der LG massiv der gesellschaftliche Boden entzogen.
"Klimaprotest muss stören, damit er etwas bewirkt."
Wann ist denn das Ziel erreicht? Wenn Höcke Kanzler ist?
Es ist nun mal eine Tatsache, dass es die "Letzte Generation" geschafft hat, die Zustimmung in der Bevölkerung zum Klimaschutz zu verringern und den Zulauf zur AfD zu vergrößern. Ist das wirklich der Sinn?
PS: Die "Letzte Generation" ist es nicht allein, aber sie hat großen Anteil.
"Aber trotzdem ist es nun mal vor allem die Letzte Generation, die am meisten Aufmerksamkeit für die Klimakatastrophe generiert."
Die generierte Aufmerksamkeit richtet sich aber nicht auf die "Klimakatastrophe"sondern auf die Aktionsformen.Der Bekanntheitsgrad der Letzten Generation steigt dadurch zwar, aber nicht immer ist schlechte Publicity besser als gar keine. Wie in diesem Fall!
Ja nee is klar,
ich sags mal so: Mit jeder Klebeaktion sinkt in der Bevölkerung die Zustimmung für die Klimabewegung. Wenn ich FFF wäre, dann wäre ich mal so richtig sauer....ach und die AfD hoffte, dass noch lange weitergeklebt wird.
Nin - das Kleben muss nicht weitergehen!
Große Batteriespeicher werden wichtiger für die Energiewende. Laut einer Studie verfünffacht sich ihre installierte Leistung in den nächsten 2 Jahren.
Letzte Generation in Berlin: Das Kleben muss weitergehen
Erst das Brandenburger Tor, nun die Blockade des Berlin-Marathons? Der Protest der Letzten Generation ist nötig und muss weiterhin sichtbar bleiben.
Die Letzte Generation ist zurück auf den Straßen Berlins, um zu blockieren und zu stören Foto: Hannes P. Albert/dpa
Sie kleben auf der Straße, bewerfen Kunstwerke – und jetzt besprühen sie auch noch das Brandenburger Tor: Die Letzte Generation sorgt mit ihrer unkonventionellen Art zu protestieren verlässlich für Aufmerksamkeit. So auch aktuell. In ihrer etwas anderen Protestform sehen viele ein Problem. Doch eines zeigt sich immer deutlicher: Klimaprotest muss stören, damit er etwas bewirkt.
Nachdem die Klimaaktivist*innen am vergangenen Sonntagvormittag alle sechs Säulen des Brandenburger Tors auf der Ostseite mit Farbe besprüht haben, verfiel der in Sachen Letzte Generation ohnehin dauerempörte Teil der Öffentlichkeit natürlich in Schnappatmung.
Als „sinnlose und verwerfliche Aktion, die strafrechtlich konsequent geahndet werden muss“, geißelte etwa SPD-Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Tat. Und überhaupt würden die Aktivist*innen mit ihrem Protest nur dem gesellschaftlichen Rückhalt für den Klimaschutz massiv schaden. Alles schon unzählige Male gehört.
Den fehlenden Rückhalt für die Klimabewegung einzig den Aktionen der Letzten Generation zuzuschreiben, ist einfach – aber auch einfach nicht richtig. Hatte der Globale Klimastreik von Fridays for Future 2019 noch bei hunderttausenden jungen Menschen Anklang gefunden, ist die Mobilisierung inzwischen stark zurückgegangen. Das merken auch die Aktivist*innen selbst.
Es ist Zeit für echte Zugeständnisse
Auch für die Ampel-Koalition im Bund scheint das Thema Klimaschutz keine Priorität zu haben. Lieber verschwendet sie Monate mit internen Diskussionen über einen „Heizhammer“, statt die Zeit effektiv zu nutzen, um sozial gerechten Klimaschutz voranzutreiben. Liest man beispielsweise die im August erschienene Beurteilung des Expertenrats für Klimafragen, reichen die geplanten Klimaschutzmaßnahmen der Regierung keinesfalls aus, um die deutschen Klimaziele zu erreichen.
Umso wichtiger ist es, dass der Klimaschutzprotest nicht einschläft und der Politik Zugeständnisse abringt. Einen Teil dazu hat Fridays for Future geleistet, indem sie das Thema Klimaschutz in die Mitte der Gesellschaft gebracht haben. Überall in der Welt wurden die Proteste der Kinder und Jugendlichen verfolgt. Das führte teilweise dazu, dass Regierungen ihre eigenen klimapolitischen Versprechen, wenn auch nur für kurze Zeit, ernster genommen haben.
Auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom April 2021, das die damalige Klimaschutzpolitik als unvereinbar mit den Freiheits- und Grundrechten zukünftiger Generationen ansieht, hätte es ohne Fridays for Future wahrscheinlich nicht gegeben.
Aufmerksamkeit ist ihr größtes Kapital
Angesichts der schwindenden Mobilisierungskraft der Klimabewegung braucht es neben den mehrheitsfähigen Demonstrationen von Fridays for Future die Protestformen der Letzten Generation. Ja, das jesusartige Andere-Wange-Hinhalten bei den aggressiven Gegenreaktionen auf den Straßen wirkt befremdlich. Und ja, das gilt auch für die Kommunikation nach außen mit den immer gleichen Stanzen.
Aber trotzdem ist es nun mal vor allem die Letzte Generation, die am meisten Aufmerksamkeit für die Klimakatastrophe generiert. Klar stören sie den Alltag Berlins mit ihren Aktionen, die sie nach eigenen Angaben erst beenden, wenn die Bundesregierung auf ihre zentralen Forderungen – bis 2030 raus aus den fossilen Energien zu sein – reagiert. Aber genau um dieses Stören geht es ja.
„Das Maß ist jetzt voll“, hatte sich Berlins Regierender Kai Wegner (CDU) am Donnerstag im Abgeordnetenhaus mit Blick auf die Aktion am Brandenburger Tor echauffiert. Dazu gab es dann noch die erwartbare Belehrung: „Sie versauen die Stimmung für mehr Klimaschutz.“ Und natürlich begrüße er es „ausdrücklich“, dass nun einer Aktivistin der Letzten Generation eine achtmonatige Haftstrafe droht.
Am Freitag hat die Letzte Generation angekündigt, selbstverständlich den Berlin-Marathon am Sonntag stören zu wollen. Sollte das gelingen, kann man sich die Reaktionen jetzt schon ausmalen. Wieder werden Wegner & Co ihre Zeit mit Zeter und Mordio verschwenden, statt das zu tun, was die Letzte Generation fordert – und was angesichts der Klimakatastrophe tatsächlich zwingend geboten ist: endlich die dringend nötigen Klimaschutzmaßnahmen voranzutreiben.
Eines ist sicher: Damit käme die Politik nicht nur den genervten Autofahrer*innen, sondern auch einer jungen Generation entgegen.
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Elena Kirillidis
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