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Kachowka-Staudamm in der UkrainePutins Tschernobyl-Moment

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Die Staudammkatastrophe in der Ukraine läutet eine neue Dimension des Krieges ein. Das großflächige Sabotieren ist wohl ein Vorbote des russischen Rückzugs.

Cherson am 6. Juni: nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms sind die Straßen überflutet Foto: Nina Lyashonok/ap

E s gibt im russischen Krieg ­gegen die Ukraine vieles, was die menschliche Vorstellungskraft übersteigt. Aber einige Horrorszenarien sind dazu geeignet, das weltweite Entsetzen über Putins Kriegsführung zu steigern, weil sie katastrophale Auswirkungen weit über das Kriegsgebiet selbst haben können.

Eines ist das Herbeiführen einer Nuklearkatastrophe, wie sie im besetzten AKW Saporischschja schon mehrfach bedenklich nahe gerückt ist. Ein anderes ist die Auslösung einer Umweltkatastrophe durch die Sprengung eines der vielen Dämme am Dnipro-Fluss.

Nur einer dieser Dämme ist von Russland besetzt, und ausgerechnet dieser geht kaputt. Mit der nächtlichen Explosion des Kachowka-Staudamms und der sich nun entfaltenden Flutkatastrophe im Süden der Ukraine scheint das Horrorszenario nun einzutreten.

Dass Bundeskanzler Olaf Scholz und andere internationale Politiker dies sofort als „neue Dimension“ des Krieges brandmarkten, lässt auf gesicherte Erkenntnisse über den Hergang schließen. Es ist demnach ein Akt des Staatsterrorismus, für den ein Befehl erteilt worden sein muss.

Jenseits dessen ist es ein Anzeichen dafür, dass Russland mit seiner Niederlage rechnet. Würde Putin an die weitere russische Herrschaft über den Süden der Ukraine glauben, würde er die Region nicht unter Wasser setzen und auch nicht nebenbei die Wasserversorgung der Krim abschneiden. Die großflächige Sabotage ist wohl eher der Vorbote des militärischen Rückzugs. Wie schon oft zeigt sich auch hier: Russland geht es darum, die Ukraine von der Landkarte zu tilgen, entweder durch Besatzung oder einfach durch Zerstörung.

Die Antwort darauf kann nur lauten: Jetzt erst recht. Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen und das Putin-Regime muss verschwinden. Es gibt keinen Weg zurück.

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Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 machte die grenzenlose Verlogenheit und Menschenverachtung des Sowjetsystems deutlich und beschleunigte dessen Ende. Das Staudammverbrechen von Kachowka 2023 sollte für das Putin-System eine ähnliche Wirkung entfalten.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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47 Kommentare

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  • Vielen Dank für eure Beiträge. Wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Ich zitiere den Autor: m" Würde Putin an die weitere russische Herrschaft über den Süden der Ukraine glauben, würde er die Region nicht unter Wasser setzen und auch nicht nebenbei die Wasserversorgung der Krim abschneiden..." Das heisst , Putin gibt den Krieg für verloren und ertränkt jetzt die Leute, denen er russische Pässe verteilt hat und lässt sie auf der Krim vertrocknen - scheint logisch...

  • Ein Artikel von The Washington Post, in dem ein Ukrainischer General, Andriy Kovalchuk, erzählt, wie 2022 die Ukrainische Armee den Kachowka Staudamm mit HIMARs Raketen bombardiert hat:

    www.washingtonpost...v-kherson-donetsk/

    Und hier ein Fragment:

    Inside the Ukrainian counteroffensive that shocked Putin and reshaped the war

    By Isabelle Khurshudyan, Paul Sonne, Serhiy Morgunov and Kamila Hrabchuk

    December 29, 2022 at 1:00 a.m. EST

    Russia had to arm and feed its forces via three crossings: the Antonovsky Bridge, the Antonovsky railway bridge and the Nova Kakhovka dam, part of a hydroelectric facility with a road running on top of it.

    “There were moments when we turned off their supply lines completely, and they still managed to build crossings,” Kovalchuk said. “They managed to replenish ammunition. … It was very difficult.”

    Kovalchuk considered flooding the river. The Ukrainians, he said, even conducted a test strike with a HIMARS launcher on one of the floodgates at the Nova Kakhovka dam, making three holes in the metal to see if the Dnieper’s water could be raised enough to stymie Russian crossings but not flood nearby villages.

    The test was a success, Kovalchuk said, but the step remained a last resort. He held off.

  • MIt Verweis auf Tschernobyl schreibt Dominic Johnson: “Das Staudammverbrechen von Kachowka 2023 sollte für das Putin-System eine ähnliche Wirkung entfalten.” Er bezieht sich damit auf die russische Strategie der verbrannten Erde in der Ukraine.



    Putin und den Seinen indes sollte klar sein, dass dieses Verbrechen das Ende ihrer Herrschaft einleiten könnte, ähnlich wie Tschernobyl seinerzeit den Anfang vom Ende der Sowjetunion bedeutete.



    Aber vorher spielen sie noch die Klaviatur der Erpressung und Einschüchterung, bis hin zu dem Signal, vor dem eigenen Abgang noch möglichst viele mit in den eigenen Untergang reißen zu wollen. Die besetzten Gebiete in der Ukraine und ihre Bewohner sind dabei ihr Faustpfand.



    Erbärmlich. Ich kann vor diesen Kriegsverbrechern nur ausspucken.

    • @Abdurchdiemitte:

      Da spuke ich gleich mal mit.

      Wenn es für Russland nicht so läuft, dann verlegt man sich darauf, verbrannte Erde, oder wie hier ertränkte Erde zu hinterlassen.

      Hoffen wir, dass Mr. Johnson damit recht behält:

      "Die großflächige Sabotage ist wohl eher der Vorbote des militärischen Rückzugs."

  • Warum tun Russen so etwas Schreckliches? Keiner in Deutschland sollte noch länger Russland in Schutz nehmen!

    • @casio:

      Ich fürchte, sie werden es weiter tun und tapfer behaupten, Russland HÄTTE das gar nicht getan, sondern die Ukrainer, um den Westen zu noch stringenterer Unterstützung zu motivieren. Derartige, ohne Rücksicht auf Verluste praktizierte "Maskirowka" ist ein für Raussland geradezu typisches Instrument psychologischer Kriegsführung. Deshalb sind moskau-geschulte Trolle sich möglicherweise gar nicht bewusst, wie blödsinnig das in den Ohren von Nichtrussen klingt.

      • @Normalo:

        Man kann natürlich dagegen halten, dass “Maskirowka”grundsätzlich ein wesentliches Element der psychologischen Kriegsführung ist. Ich denke, die historischen Beispiele dazu fallen Ihnen selbst ein, die muss ich nicht noch aufzählen. Deshalb ja die Redensart, dass im Krieg zuerst die Wahrheit sterbe.



        Und die dahinter stehenden Erfahrungen halte ich immer noch für zutreffend, trotz meiner grundsätzlichen Haltungsänderung zu DIESEM Krieg.



        Die Zuschreibung von Attributen wie List, Tücke, Verschlagenheit, besonderer Grausamkeit und Brutalität allein an die russische Seite zu adressieren, könnte auch mit Fug und Recht als Russophobie betrachtet werden (und zwar ungeachtet der Tatsache, dass die russische Propaganda diesen Vorwurf selbst an die westliche Adresse richtet).



        Und es dürfte auffallen, dass alle von mir genannten, gegen “die Russen” gerichteten Negativ-Attribute auch im Kontext des Antisemitismus gegenüber den Juden eine wesentliche Rolle gespielt haben bzw. spielen.



        Hier werden aus meiner Sicht in der medialen und öffentlichen Beurteilung des russischen Angriffskrieges - und selbst der schlimmsten Kriegsverbrechen, die ja zweifellos nachweisbar sind - eindeutig Grenzen überschritten. Diese Kritik gilt natürlich nicht Ihnen persönlich, andere sollten sich angesprochen fühlen.

        • @Abdurchdiemitte:

          Es geht weniger um Zuschreibungen von Charaktereigenschaften an irgendwelche Individuen auf Basis der Nationalität. Jede Nation mit einer Militärtradition hat vielmehr auch gewisse rote Fäden in er taktischen und strategischen Doktrin. Und da ist die besonders massive Selbstschädigung - ein Staudamm ist eben kein kleiner Lokalsender oder sowas - ist eher russische "Schule" - genau wie massive Frontalangriffe und andere Taktiken, die auch mal kostspielige sein können. Die USA setzen zum Beispiel traditionell eher auf viel Ausrüstung, Munition, eine gewisse Schießwut und möglichst große Reichweite, aber weniger auf "false flag", weil sie eigene Verluste tendenziell scheuen und als Zeichen von Schwäche werten. Daher meine These, dass so eine Behauptung in russisch geschulten Ohren glaubhafter klingen könnte als anderswo.

          • @Normalo:

            Das Argument mit den verschiedenen militärischen Traditionen bzw. „Schulen“ am russischen und US-amerikanischen Beispiel hatte ich nicht unbedingt auf dem Schirm, aber es überzeugt mich auch nicht besonders.



            Abgesehen davon, dass es der Rede vom “gerechten Krieg” wieder Tor und Tür öffnen könnte. Ihre Gegenüberstellung der russischen und amerikanischen Kriegsführung legt das geradezu nahe. Da habe ich dann doch erhebliche Zweifel bezüglich der ethischen Unterscheidung bzw. Bewertung.



            Im Grunde können Sie auch gleich sagen, Kriege unter US-Flagge seien von vornherein “gerecht”, wenn es um die Verteidigung oder auch den Angriff bzw. die militärische Durchsetzung (Stichwort Regimewechsel) demokratischer Werte geht. Das zu widerlegen wird anhand zahlreicher historischer Beispiele nicht schwierig sein und ich denke, das wissen Sie auch.



            Ich kann so weit mitgehen, dass Kriege als ultimo ratio gerechtfertigt sein können, wenn es eben um eine echte Bedrohung demokratischer, freiheitlicher Werte geht, ein Aggressor erfolgreich gestoppt werden kann, Kriegsverbrechen und Völkermord somit verhindert werden können, kurz, wenn es sich um einen Verteidigungskrieg wie jetzt in der Ukraine handelt.



            Und selbst da gibt es in der Geschichte zahllose Beispiele des Missbrauchs, in denen die Rechtfertigung der Verteidigung bloß vorgeschoben war, um möglicherweise eigene aggressive Absichten zu verschleiern.



            Und „false flag“ als eine Art der Kriegsführung zu bezeichnen, die von den USA eher weniger eingesetzt wird, dürfte jedenfalls auch nicht den Tatsachen entsprechen.



            Nein, Krieg ist und bleibt in jedem Fall ein blutiges, schmutziges Geschäft, da bleibe ich bei meiner grundsätzlichen pazifistischen Haltung. Auch wenn ich die militärische Hilfe für die angegriffene/verteidigende Seite gutheiße, mache ich mich aus ethischer Sicht in jedem Fall mitschuldig bzgl. der Folgen des Krieges. Dessen muss ich mir in meiner Entscheidung bewusst sein.

        • @Abdurchdiemitte:

          Die russischen Grausamkeiten, Brutalität und Kriegsverbrechen in diesem Krieg sind keine Zuschreibung sondern zig-fach belegte Tatsachen. Die Kritik an Greueltaten wie an jenen von Butscha, die russischen Folterkellern, den Massengräbern, verschleppten Kindern und systematischen Angriffen auf zivile und humanitäre Infrastruktur in einen Kontext mit Antisemitismus zu stellen und schlicht ans Russophobie abzutun ist nicht nur inhaltlich post-faktischer Unsinn, sondern darüberhinaus auch geschichtsvergessen und zynisch.

          • @Ingo Bernable:

            Gut, ich hätte auch “Islamophobie” schreiben können, um Stigmatisierung, Ausgrenzung und Dämonisierung ganzer Bevölkerungsgruppen aufgrund ethnischer, religiöser oder sozialer Merkmale zu beschreiben. Oder ganz allgemein von Rassismus.



            Die von Ihnen aufgezählten Kriegsverbrechen der russischen Armee in der Ukraine wurden von mir in keiner Weise relativiert oder bestritten. Ich selbst habe davon gesprochen, dass es sich um Tatsachen handelt. Jedoch ein ganzes Volk dafür in Sippenhaft zu nehmen, halte ich für problematisch. Und den Begriff der Kollektivschuld lehne ich grundsätzlich ab.



            Was den Antisemitismus betrifft, so teile ich in dieser Frage die Einordnung von Wolfgang Benz, der hierzu wesentliche Beiträge geliefert hat. Mir ist durchaus bewusst, dass im wissenschaftlichen wie politischen Diskurs über den “richtigen” Antisemitismus-Begriff eine heftige Kontroverse entfacht ist. Das nur, damit Sie meinen Standpunkt verstehen und einordnen können, bevor Sie ihn kritisieren.



            www.deutschlandfun...o-einfach-100.html



            www.deutschlandfun...umente-in-100.html



            www.deutschlandfun...aus-einem-100.html



            Deshalb sehe ich zwar die spezifischen Besonderheiten der antisemitischen Ideologie, betrachte sie aber im Kontext mit anderen Spielarten des Rassismus, z.B. dem Antiziganismus, einer Bevölkerungsgruppe, die ebenfalls zum Opfer des NS-Rassenwahns wurde. Auch hier ging es um Stigmatisierung einer ganzen Gruppe aufgrund bestimmter Merkmale, die den erklärten Willen zu deren physischer Vernichtung umfasste.

    • @casio:

      Wir Deutschen kennen das doch aus unserer eigenen Geschichte. Diktatoren neigen dazu, vor ihrem eigenen Untergang noch möglichst viel zu zerstören und die Menschen mit in den Tod hineinzureißen.



      Deshalb muss die Konsequenz sein - neben der Unterstützung der Ukraine -, im eigenen Land wachsam zu bleiben, die Demokratie (so unvollkommen sie auch erscheinen mag) zu verteidigen, auch über politische Differenzen hinweg, und alles zu tun, damit ideologische Rattenfänger nicht wieder das Ruder übernehmen können.



      Der Meinungsstreit unter Demokraten, das Ringen um den richtigen Weg und die richtigen Konzepte kann zu anderen, besseren Zeiten ausgetragen werden.

    • @casio:

      Die Sprengung gefährdet die Wasserversorgung Krims, und hat auch die russischen defensiven Stellungen am Fluss überschwemmt. Alle Minenfelde sind weggespült worden. Es ist nicht sicher, dass es tatsächlich die Russen waren.

      • @Bescheidener Kunsthandwerker:

        Ja, danke für den Beweis wie russische Propaganda funktioniert. Man sät Zweifel über die Glaubwürdigkeit anderer, weil man offensichtlich nix beweisen kann. Der Damm war in russischer Hand und vermint. Kurz nach der Sprengung feiern russische Soldaten und Blogger in Videos ihre Tat. Aber dann kommt ein "bescheidener Kunsthandwerker" und behauptet frei jeglicher Logik, es könnten ja die Ukrainer gewesen sein.

        Ist Ihnen schon in Sinn gekommen, dass nix davon passiert wäre, wenn Russland nicht in die Ukraine einmarschiert wäre, Kriegstreiber? Oder wollen Sie das auch anzweifeln?

  • Die Zerstörung der Ukraine ist ein Anliegen aus reiner Missgunst.



    Es geht nur darum, die Menschen an ihrer Entfaltung und selbstbestimmten Entwicklung zu hindern. Das selbe in Russland selbst. Das ist das Ziel der Autokratie in sich selbst



    Es sind nur die schwächelnden kleinen Demokratie-Minderheiten der Welt, die keinen Plan haben.



    Nur deshalb, weil es die Zivilgesellschaften und die Armeen des Westens überfordert, wird behauptet, Chinas Eroberung Taiwans stehe derzeit nicht an.



    D.h. "können wir grade nicht".



    Es ging nicht um die Angliederung der östlichen Ukraine, sondern es geht darum die Leute nicht in Ruhe zu lassen.



    Am meisten freuen sich die Antimodernen wie Putin darüber wenn sie imitiert werden: wenn im Westen genau die gleichen Militaristen die Macht übernehmen, um die Demokratie abzuschaffen und jeden Oppositionellen in Lager stecken. Dann ist Putin am Ziel, sein Regime anerkannt.

  • Wünsch Dir was ohne zu kämpfen.



    Es zeigt erneut, dass die Angriffe und Zerstörungen gleich welcher Art erst aufhören werden, wenn Russland besiegt worden ist.



    In Russland!

  • An dieser Stelle wird der Dnepr aber auch enger ,zudem wird durch die Überflutung auch wesentlich mehr Gebiet flußab schwerer passierbar. Ist also durchaus nicht nur blinde Zerstörung.

  • Weiter unten fragt ein Forist, ob der Höhenflug der AfD mit einer europaweiten Krise der Linken zu tun hätte? Ich glaube eher, dass das Erstarken der AfD mit dem Siegeszug des linksliberalen Mileus zu tun hat, das in Deutschland ca. 80% der Bevölkerung umfasst und im Parteienspektrum von CDU bis Linkspartei reicht. Feminismus, Anti-Rassismus, Diversität und eine ultraliberale Einwanderungspolitik sind Konsens. Die Digitalisierung hat das Land und das Leben völlig umgekrempelt. Jetzt kommen noch Krieg, KI und Klimakrise hinzu. Ostdeutschland verdaut immer noch 1989 und die Massenarbeitslosigkeit. Wenn ich mir all das vor Augen führe, finde ich es eher erstaunlich, wie gut die 80% Mehrheit mit diesem extrem schnellen Wandel klar kommt! Dass eine 20% Minderheit mental und psychisch Probleme hat, den Anschluss zu halten, wundert mich nicht. Die suchen Halt und Orientierung in rechtspopulistischen Scheinlösungen. Ich halte es für völlig falsch, gegen diese Leute die Nazi-Keule herauszuholen. Auch den Neoliberalismus sollte man endlich in der Mottenkiste lassen: Ein Land, das Jahr für Jahr ca. 1 Billionen Euro für Sozialleistungen ausgibt, ist nicht "neoliberal". Politik beginnt mit einer plausiblen (unideologischen) Beschreibung der sozialen Realität. Daran mangelt es dem linksliberalen Lager! Und je weiter "links" sich seine Protagonisten verorten, desto stärker das Unvermögen. Als Gegenreaktion klopfen dann einige bei der AfD an. Das "linke Lager" muss aufpassen, dass es sich nicht zu Tode siegt. Es fehlt ihm an kritischer Selbstreflexion.

    • @Running Man:

      Wo hast Du denn die Zahlen her? Was verstehst Du unter linksliberalem Milieu? Liberal und Links passt doch gar nicht zusammen.

    • @Running Man:

      Die CSU linksliberales Mileu - das hör ich jetzt zum ersten Mal

    • @Running Man:

      Hat die AfDler:innen den Damm gesprengt?



      Oder gibt es einen anderen Zusammenhang ihres Kommentars mit dem Kachowka-Staudamm, der mir entgangen ist?

    • 8G
      80410 (Profil gelöscht)
      @Running Man:

      80% Linksliberale? Das wäre kein "Milieu" mehr, das wäre redundant. Ein Begriff, der 80% der Menschen eines ideologisch über einen Kamm schert, die Diskurse und Widersprüche innerhalb dieser 80% komplett ausblendet ("alles Kosens" - bitte was?) und gängige Differenzen in Bezug auf Wertkonservatismus, Technologieoffenheit, Ökologie etc. ... verwischt - so einen Begriff kann man sich sparen, weil er mit der Realität nichts zu tun hat.

    • @Running Man:

      Nicht alles falsch, was Sie hier schreiben, teils könnte ich sogar zustimmen.



      Aber irgendwie kriegen Sie die argumentative Kurve nicht, was Ihre klugen Einlassungen zur Kritik des Linksliberalismus mit russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine zu tun haben, wie jetzt der Zerstörung des Kachowka-Staudamms.



      Wären Sie so liebenswürdig, das noch näher zu erläutern?

    • @Running Man:

      Ich wundere mich nur darüber, dass, wenn ihre These stimmt, eine solch überwältigende linksliberale Mehrheit, nicht auch mit eben solcher, linksliberale Parteien wählt.

      • @ingrid werner:

        Es kommt wohl auf den Standpunkt an, was man als "linksliberal" versteht. Die Frankfurter Rundschau - um nur ein Beispiel von selbsterklärter Linksliberalität zu nennen - hat kein Monopol auf diesen Begriff. Wenn Sie umgekehrt die FDP z. B. mit einem in den USA als "Libertarian" antretenden Republikaner vergleichen, werden Sie feststellen, dass dass es durchaus Warten gibt, von denen aus selbst die "rechteste" liberale Wirtschaftsagenda hierzulande noch wie reinrassige Sozialdemokratie aussieht (von den gesellschaftpolitischen Einstellungen der FDP will ich gar nicht erst anfangen - die sind aus US-Sicht stramm-links).

        Und Ähnliches wird man wohl sagen müssen, wenn man den Standpunkt der AfD betrachtet (um deren unnötig viele Anhänger es ja hier geht). Auch aus deren Sicht sind alle übrigen BT-Parteien einschließlich der FDP irgendwo zwischen linksliberal und linksetatistisch einzuordnen.

  • Ein gutes Beispiel dafür, dass auch Erneuerbare Energieanlagen (hier Wasserkraft) für die Umwelt katastrophal sein können. Im Ranking der Toten pro TWh erzeugten Strom steht Wasserkraft sogar weit vor Atomenergie. Quelle: Our Wrld in Data (Oxford University).

    • @Pi-circle:

      Wer Statistiken verstehen und nicht nur lesen kann ist klar im Vorteil: Die Quellen gehen von Unfällen und Luftverschmutzung aus. Dass beides bei Atomkraftwerken nicht stark ausgeprägt ist, liegt nahe. Das heißt jedoch nicht, dass Atomkraftwerke "sicher" sind (siehe aktuell das, sogar in diesem Artikel erwähnte, Atomkraftwerk Saporischscha) und der Atommüll eine immer noch nicht gelöse Belastung für die kommenden Generationen ist.

      Wir können gerne kritisch über die ökologischen Auswirkungen der Wasserenergie sprechen, aber dann bitte differenziert und fokussiert (und vielleicht nicht direkt nachdem ein Wasserkraftwerk in einem Krieg gesprengt wurde und Menschen und Tiere fliehen müssen).

      • @Malte Schaper:

        Ich glaube nicht, daß da noch viele Generationen kommen werden? Jedenfalls keine Menschen, wie wir sie heute kennen.

    • @Pi-circle:

      Im 2. Weltkrieg haben Engländer versucht mit Zerstörungen von Staudämmen der deutschen Waffenindustrie zu schaden. Was weniger gelang. Dabei sind aber dann über 1000 jüdische Zwangsarbeiter gestorben.



      de.wikipedia.org/w...3%B6hnekatastrophe

  • Rückzug? Wohl kaum. Die Ukraine dürfte es nun in diesem Gebiet schwer haben den Fluß zu überqueren.

    • @uffbasse:

      Der Fluss war an dieser Stelle vorher schon eine natürliche Barriere, die man nicht so einfach überwindet. Insofern ist Ihre Schlussfolgerung unlogisch.

      • @hechtmaus:

        Es wird wie bei der Nord Stream - Sprengung ausgehen.



        Für mich ist es unlogisch warum Russland so ohne weiteres ihre befestigen Stellungen aufgeben sollen, sich jetzt um die Zivilisten kümmern müssen und vor allem der Krim das Wasser abschneiden sollen.



        Ich bin da mal bei denen:



        "USA und Großbritannien erklärten unterdessen, sie hätten noch keine Beweise dafür, wer für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich sei."

      • @hechtmaus:

        Weiß ich nicht. Ein Staudamm gibt die Möglichkeit, den Fluß unterhalb "rinterzuregulieren", solange genug Platz im Staubecken ist. Das hätte ihn psssierbarer machen können. Die Option ist jetzt weg, die Front effektiv verkürzt.

        Aber Johnson hat schon zumindest teilweise Recht: Entweder die Russen sind personell so in Not, dass sie zu Extremmaßnahmen greifen müssen, oder es ist ihnen egal, weil sie die Aussicht, sich noch Land nördlich des Dnjepr einzuverleiben, bereits aufgegeben haben. Nur sagt das noch nichts über ihre Bereitschaft aus, auch das Südufer nebst Hinterland zu räumen.

        • @Normalo:

          Stimmt natürlich. Die Vermutung, Russland wolle vor seinem Abzug noch möglichst viel verbrannte Erde bzw. überschwemmtes Land hinterlassen, ist auch nur eine Spekulation bzgl. Putins Motive. Die setzt Johnson jedoch als gegeben voraus. Dass man den Russen jegliche Sauerei zutrauen kann, ist noch kein Beweis dafür, dass sie tatsächlich den Staudamm gesprengt haben, es passt jedoch in das Bild, was wir uns inzwischen über die russische Kriegsführung machen konnten (und mich bewogen hat, meine eigene pazifistische Haltung zu diesem Krieg seit dem 24. Februar letzten Jahres zu überdenken und zu ändern).



          Auch wenn der Grundsatz gilt, im Zweifel für den Angeklagten, so liegt in anderen Fällen genügend beweiskräftiges Material hinsichtlich abscheulicher russischer Kriegsverbrechen vor.

      • @hechtmaus:

        Keinsewegs. Das linke Ufer war mit Stellungen der russischen Armee durchsetzt. Es ist ein flacheres, "weicheres" Ufer als das nördliche. Die russischen Truppen haben sich etwas nach hinten zurückgezogen, da die höheren Dienstgrade offenbar wussten was kommt. Nach der Flut wird das Gelände schlammiger und deutlich schwieriger sein als vorher. Erst dann ist eine Landung für die ukrainischen Kräfte sehr viel problematischer und die Russen können diese Teile ihrer Armee nun als Reserve für andere Frontabschnitte bereit haltn.

      • @hechtmaus:

        Man hätte aber verschiedene Optionen zur Infiltration über den See gehabt oder hätte bei Kherson Druck ausüben können. Jetzt ist dort erstmal ein paar Wochen infektiöse Sumpfland, der leere Stausee erst recht. Ich denke aber, dass die Ukrainer damit gerechnet haben, schaut man sich vergangene Kriege an ist es ein probates Mittel.

      • @hechtmaus:

        Naja, vorher war es nicht einfach aber nicht unmöglich den Dnipro zu überqueren, wie die UA bei nächtlichen Stoßtruppaktionen gezeigt hatte.

        Jetzt ergeben solche Aktionen keinen Sinn mehr, da es keine klare Uferlinie gibt, und das Gelände dazu noch versumpfen und verschlammen dürfte, s.a. die Bilder der Ahrtal-Katastrophe.

  • Ein “Zeichen für Putins Rückzug”?



    M.E. wohl kaum die richtige Schlussfolgerung, denn “Rückzug” wäre wohl das allerletzte, was Putin auf eine solche Art verkünden würde!



    Jedenfalls ein Fall für “blinde” Zerstörungswut…

    • @POFF KAMITO:

      Bei einem Rückzug verbrannte Erde hinterlassen sollte Deutschen eigentlich nicht so ganz abwegig erscheinen und gehört seit jeher zur Vorgehensweise in solchen Situationen. Warum sollte die Infrastruktur in einem Gebiet sonst zerstört werden, was später selbst beherrscht werden soll?

    • @POFF KAMITO:

      Blind zerstören tun Sie nur das, was Sie nicht (mehr) besitzen wollen bzw. wo Sie sich damit abgefunden haben, dass Sie es nicht besitzen werden.

      Warten wir es ab.

  • 6G
    653903 (Profil gelöscht)

    Kommt bei mir selten vor, aber hier muss ich einfach ausrufen: Bravo!

    • @653903 (Profil gelöscht):

      Viele Glauben Krieg kann durch Nettigkeiten gewonnen werden. Die Geschichte zeigt, dass Brutalität ein wichtiger Garant für den Sieg ist

    • @653903 (Profil gelöscht):

      Geht mir auch so!

    • @653903 (Profil gelöscht):

      [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

  • "Das großflächige Sabotieren ist wohl ein Vorbote des russischen Rückzugs."



    Ihr Wort in Teutates Ohr Herr Johnson.

    • @0 Substanz:

      Es ist erst einmal nur ein Zeichen. Höchstwahrscheinlich zeigt es, dass die Russen aktuell Angst vor einer ukrainischen Offensive haben und ihre Personaldecke/Ausrüstungsdecke dünn ist. Könnte aber auch sein Russland geht davon aus die Ukraine schafft es mit der Offensive jetzt oder nie, denn diese Karte Staudammsprengung konnten sie nur einmal spielen. Kann natürlich auch sein irgend ein Oberst ist durchgedreht.