Impfpflicht und Omikron: Der einzige Ausweg

Man kann diskutieren, Kompromisse erörtern, mit neuen Ideen überraschen. Aber am Ende führt kein Weg an einer allgemeinen Impfpflicht vorbei.

Karl Lauterbach impft einen jungen Mann

Der Gesundheitsminister Karl Lauterbach setzt im Impfzentrum Schwerin die Spritze Foto: Jens Büttner/dpa

Zugegeben, allmählich fällt es etwas schwer, im Unterholz der politischen Rhetorik noch so etwas wie einen klaren Punkt auszumachen. Fast alles, was über die Impfpflicht gerade gesagt wird, wirkt im ersten Moment einleuchtend, und gleich darauf schon wieder widersprüchlich.

Das Risiko für die Älteren ist am höchsten? Also wäre eine Impfpflicht ab 50 doch gut. Nach Omikron wird das Virus endemisch, also zum Schnupfen? Dann würde eine zeitlich begrenzte Impfpflicht den größten Sinn ergeben. Omikron steckt sowieso alle an und macht gar nicht so krank? Okay, da lässt man es doch besser gleich bleiben. Die beste Lösung findet die Politik, indem sie möglichst ausführlich diskutiert? In dem Fall muss man geduldig warten, bis sich der Bundestag noch einmal gründlich durchorientiert hat.

Nun ist das aber leider alles Quatsch und hilft nicht weiter. Denn Omikron ist kein neues Virus und es gibt keine echte Alternative dazu, die Bevölkerung umfassend zu schützen. Omikron ist eine Mutante, die immer noch Menschen tötet und die Krankenhäuser mit Schwerkranken füllt.

Zudem zeigt Omikron, wie wandlungsfähig der Coviderreger ist. Nächsten Herbst wird er in neuer Verpackung zurückkehren, und es gibt keinen Grund davon auszugehen, dass Pi, Sigma oder was noch vom griechischen Alphabet übrig ist, abermals schwächer sein wird als sein Vorgänger. Das Gegenteil kann der Fall sein. Und was dann wirklich zählt, ist, dass die Bevölkerung über eine solide Grundimmunität verfügt. Erst dann wird aus einem möglichen Killer ein Schnupfen, mit dem man leben kann.

Impflücke wird wieder größer

Eine Durchseuchung mit Omikron kann so eine Grundimmunität aber nicht bewerkstelligen, wie aktuelle Studien zeigen. Wer Omikron durchgestanden hat, ist vor anderen Varianten nicht ausreichend geschützt. Allein die Impfung schafft, was dringend nötig ist.

Tatsache ist aber, dass die Impflücke in Deutschland gerade nicht kleiner, sondern wieder größer wird, weil ausschließlich dreifach Geimpfte noch als vollständig immunisiert gelten können. Das sind derzeit knapp 50 Prozent der Bevölkerung. Zu wenig, um auch nach Omikron nur im Ansatz auf die nächste Variante vorbereitet zu sein.

Man kann also diskutieren, Kompromisse erörtern, mit neuen Ideen überraschen, aber man kann es auch lassen. An einer allgemeinen Impfpflicht für Erwachsene, besser noch für alle ab fünf Jahren, führt kein Weg vorbei, wenn man dem pandemischem Zustand ein Ende setzen will.

Und daran kann es wohl keinen Zweifel geben: Es reicht jetzt mit Corona. Maßnahmen, Masken, Einschränkungen, das haben alle satt. Die Impfpflicht hilft allen, das Richtige dagegen zu tun.

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