Hoffnungsträger Wasserstoff: Wünsch-dir-was reicht lange nicht
Ohne grünen Wasserstoff klappt die Energiewende nicht. Doch es ist noch völlig unklar, wo und wie die immensen Mengen herkommen sollen.

G rüner Wasserstoff ist der Hoffnungsträger für den klimagerechten Umbau der Industrie – aus guten Gründen. Denn mithilfe erneuerbarer Energien hergestellter Wasserstoff ermöglicht die Produktion klimaneutraler Grundstoffe und Waren. Bislang ist das aber vor allem ein Wunsch, denn in der Wirklichkeit kommt – noch – wenig von den großen Visionen an.
Das liegt in der Natur der Sache, denn es handelt sich um neue Technologien, die ganz am Anfang stehen und deren großes Potenzial sich erst in Jahren entfalten wird. CDU-Chef Friedrich Merz fehlt offenbar die Fantasie, sich eine klimaneutrale Industrie auf Basis von grünem Wasserstoff vorzustellen. Das ist keine Kleinigkeit. Denn wenn die Folge dieser mangelnden Vorstellungskraft ist, dass eine von ihm geführte Bundesregierung kein Geld mehr in den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur steckt, wird der Schaden immens sein. Ob die deutsche Industrie eine Zukunft hat, hängt davon ab, ob sie in der Lage sein wird, klimaneutral zu produzieren. Und ohne grünen Wasserstoff wird das kaum möglich sein.
Allerdings: Wünsch-dir-was allein hilft natürlich nicht. Dass es hinsichtlich der Beschaffung von Wasserstoff mehr offene Fragen als Antworten gibt, liegt auf der Hand. Es ist völlig offen, wo und wie die immensen Mengen hergestellt werden könnten, die allein in Deutschland benötigt werden. Noch wird weltweit weitaus weniger produziert als vorgesehen, zeigt eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Denn es ist weder wirtschaftlich attraktiv, noch gibt es genug zahlungswillige Abnehmer.
Die Konsequenz daraus darf aber nicht sein, Wasserstoffpläne ad acta zu legen. Vielmehr müssen die Anstrengungen für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft größer werden, gerade auch die der kommenden Bundesregierung. Und auch über Alternativen zu Wasserstoff muss angesichts der bestehenden Knappheit nachgedacht werden. Aber das ungebrochene Festhalten an fossilen Brennstoffen, wie es Merz offenbar im Sinn hat, ist keine Alternative. Das ist eine Sackgasse.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt