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Gottesdienste an OsternBeten geht doch auch im Netz

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Der Kirche Wille geschehe: Präsenzgottesdienste an Ostern. Was man als Gläubige aber vermisst, ist nicht der Kirchgang, sondern echte Solidarität.

Die Kirchen haben sich durchgesetzt: Ostern könnte sich die Kirche mit Gläubigen füllen Foto: Peter Kneffel/dpa

L obbyarbeit lohnt sich. Vor allem, wenn es quasi eine Standleitung zur Bundesregierung gibt. Nur knapp 24 Stunden hielt die zaghafte Bitte aus der Bund-Länder-Runde an die Kirchen, auf Präsenzgottesdienste an Ostern zu verzichten. Nach ordentlichem Getrommel wurde selbst dieser zarte Wunsch von den politisch Verantwortlichen zurückgenommen. Die Macht der Kirchen wirkt. Glückwunsch!, mag man bitter rufen. Oder schreien.

Denn damit nicht genug. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, lobt die Einsicht der Kanzlerin, die Osterruhe zurückzunehmen, ihr „starkes Zeichen“, einen Fehler einzugestehen. Die Menschen könnten sich sicher sein, dass die Gemeinden Hygienekonzepte entwickelt hätten und alles dafür täten, dass sich im Gottesdienst niemand ansteckt. Das ist sicher wahr, zumindest der Teil, dass man sich bemüht.

Eine Anmaßung sind solche Aussagen trotzdem. Denn Bedford-Strohm spricht auch von Solidarität mit den Schwachen, vom „Ruin der Seele“ in der Pandemie, von erschöpften Menschen. Mitten in einer dritten Welle, von der niemand weiß, wie diese zu brechen ist, braucht mensch keine Sonderregeln, sondern ein bisschen mehr Demut seitens derer mit Privilegien. Natürlich gilt die Religionsfreiheit, sie steht schließlich im Grundgesetz. Darauf können sich Theater, Kinos oder Kneipen nicht berufen, die sich auch um Abstandsregeln, Desinfektionsspender und Kontaktverfolgung bemühen könnten. Sie müssen geschlossen bleiben.

Wer die frohe Botschaft verkünden will, findet einen virtuellen Weg. Sogar Bedford-Strohm rühmt die digitalen Formate in den Gemeinden, die eigens installierte Webseite zu den Angeboten an Ostern. Beten geht also auch im Netz. Und die viel erwähnten Musiker:innen, die ohne Kirchenjobs noch ärmer wären, werden bestimmt auch für ihren Auftritt im Messe-Livestream bezahlt.

Solidarität geht anders

Die Essenz der Osterbotschaft lautet: „Der Tod hat nicht das letzte Wort“. Gerade deshalb wäre seitens Bedford-Strohm nur eine Ansage angemessen gewesen: Bleibt daheim!

Aus Solidarität mit denen, die seit Monaten auf Nähe verzichten, mit den Kulturschaffenden, die vor dem Existenz-Aus stehen. Mit dem Pflegepersonal, das am Limit weiterarbeitet, mit den Eltern und Kindern, die am Ende ihrer Kräfte sind. Solidarität und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sorgen, ist auch Aufgabe der Kirchen, wenn nicht die wichtigste.

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Tanja Tricarico
Ressort ausland
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Seit März 2024 im Ressort ausland der taz, zuständig für EU, Nato und UN. Davor Ressortleiterin Inland, sowie mehrere Jahre auch Themenchefin im Regie-Ressort. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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63 Kommentare

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  • Den Viren sind Kirchen sowas von egal. Das regelt sich dann schon von alleine, in Serbien hat das auch zuverlässig funktioniert.

    Doof nur, dass Menschen, die nicht in Glaubensvereinen sind, das auch in diesem Fall ausbaden müssen. Es ist schon eine Zumutung, dass die Glaubensvereine über dem Gesetz stehen, wenigstens stehen sie nicht über der Natur.

  • Das Thema Kirchen, wo zur Zeit null Probleme gemeldet werden, dient nur dazu, nicht auf Landesregierungen einzudreschen, die nichts Adäquates unternehmen gegen die durch die Decke schießenden Inzidenzwerte.

    Sonst könnte es ja noch passieren, das die Linkspartei sowie SPD und Grüne in Thüringen, wo sich ein Hotspot-Lankreis neben den anderen kuschelt und man sich weigert, auf die Notbremse zu treten, bei den nächsten Wahlen massiv abrutschen.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Aber shoppen und Schoppen sind ein Menschenrecht!



      Glaub ich zumindest, dafür hat doch Marx das Kapital geschrieben.

      Aber mal im Ernst, der Ramelow macht auf mich den Eindruck, als ob er an erster Stelle Katholik ist und ganz weit hinten Linker. Bei seinen Aussagen zu Corona in der Vergangenheit scheint der Glaube, das sei Gottes Wille mit der Pandemie, ganz schön durch.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Wer's unbedingt braucht. Aber danach zum PCR Test. Und bitte selbst oder vom veranstaltenden Unternehmen zahlen lassen.

  • nix da ...

    letztes jahr fielen die ostergottesdienste aus.



    fand' ich bedauerlich, doch der allgemeinen verunsicherung geschuldet.

    die konzepte sind gereift, gesungen wird nicht, abstand auf der bank, daten sind erfasst.

    präsenz ist möglich.



    weil alle verantwortlich handeln.

    und das darf von jeder religionsgemeinschaft erwartet werden.

  • Viele glauben immer noch, dass es eine freie Entscheidung der Bundes- bzw. der Landesregierungen sei, Gottesdienste nicht zu verbieten.



    Das ist falsch.



    Merkel und Söder hätte Gottesdienste liebend gern seit November verboten, sie haben es nicht getan, weil das BVerfG im Frühjahrs-Lockdown 2020, nach einem ca. einmonatigen Schreckmoment und weitgehendem Wohlwollen mit der Regierungslinie vorsichtig klar gemacht hat, dass sich Gottesdienst genau wie Demonstrationsverbote nicht länger aufrecht erhalten lassen, die dann sicher nicht hilfreich für die Zustimmung zu ihrer sonstigen Agenda.



    Nun könnten die Länder es erneut versuchen: Dann ist ziemlich sicher und die Entscheidung, es bei einer "Bitte" zu belassen, belegt das, dass ein solches Verbot gerichtlich kassiert würde.



    Die öffentliche Schlappe fände "Team Vorsicht" dann sicher nicht hilfreich für die Zustimmung zu ihrer sonstigen Agenda.



    Dass das BVerfG Demonstrationen und Religionsausübung höher bewertet als z. B. persönliche Kontakte, Berufsausübung oder Bewegungsfreiheit kann ein Verfassungsrechtler sicher besser erklären. Es ist jedenfalls ein langfristiger Grundsatz. Etabliert wurde er sicher nicht mit Hinblick auf einen Lockdown, sondern auf die viel häufigeren "Problemfälle" religiöse Unterdrückung, ethnische Diskriminierung von staatlicher Seite oder Putsch und ergibt dort auch Sinn.



    Nichts hindert die Gerichte übrigens daran, jetzt auch Klagen gegen andere Einschränkungen (Handelsschließungen, Kontaktbeschränkungen, Verbot von Veranstaltungen), anders als 2020, stattzugeben.

  • Die Reaktion der katholischen Kirche hat sich über das vergangene Jahr erstaunlich parallel zur Gesamtbevölkerung entwickelt (wann kann man das schon einmal sagen?):



    Auch letztes Jahr war Ostern das höchste christliche Fest, die Inzidenz war bereits im Fallen begriffen. Dennoch hat die Kirche die Gottesdienstverbote nicht nur ohne öffentliche Kritik und ohne rechtliche Gegenmittel akzeptiert, sondern den Regierungskurs auch ausdrücklich unterstützt.



    Inzwischen kann man eben in der erratischen Vorschriftenänderung keinen Sinn mehr erkennen und nutzt die Möglichkeiten, die eben jeweils verbleiben.



    Wie gesagt, in diesem Punkt sind die Kirchen auf einer Linie mit der kirchenfernen Mehrheitsgesellschaft.

  • Wenn Demos stattfinden dürfen, warum dann nicht auch Gottesdienste?

  • Art. 4 GG

    Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Und wem unser Grundgesetz nicht passt kann sich ja unter diversen Verschwörungstheoretikern seine neuen Freunde suchen.

    • @NN:

      Um Schutzbedürftigen eben diesen leichter verweigern zu können, wurde gern und hemmungslos am GG geschraubt.



      Zum Schutz der Allgemeinheit scheint das nicht möglich.



      Wer Gottesdienste feiern will, kann sicher sein, das Virus feiert mit.

      • @Fezi:

        "Virus feiert mit."

        Stimmt doch gar nicht. Wo war wann der letzte Bericht von Kirchen als Hotspots. Die sind aus der Coronasteinzeit. Und auch dort aus freikirchlichem Umfeld, wo tatsächlich unverantwortliche Zusammenkünfte stattfanden.

        Kurz: Die Konzepte und Maßnahmen in den Kirchen greifen: Hotspots sind Betriebe, Kindergärten, Schulen und, aufgrund der schieren Masse, Geschäfte.

        Ich vermute mal, dass die Kirchen wegen Mitgliederschwund und Selbstbeschränkung der Kirchgänger auch ohne Konzepte so was von leer sind, dass die Berichterstattung sich eigentlich nur um das eigene antireligiöse Zentrum dreht und mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat.

    • @NN:

      Art. 4 GG schließt aber vernünftige Selbstbeschränkung nicht aus. Und darum geht es hier. Gottes Geschöpfen - in diesem Fall den Viren - vernünftig zu begegnen.

  • Im Grunde geh ich da völlig mit. Die Kirchen haben viel Verantwortung und sollten diese nutzen. Jetzt in der nicht mehr zu stoppenden dritten Welle sind Gottesdienste, wo viele Menschen zusammenkommen sicher nicht sinnvoll.

    Aber:

    "Aus Solidarität mit denen, die seit Monaten auf Nähe verzichten, mit den Kulturschaffenden, die vor dem Existenz-Aus stehen."

    Wenn zum Beispiel Kulturschaffende und Selbständige Perspektiven und Öffnungen fordern, kommt ebenfalls prompt der Hinweis, man möge doch bitte solidarisch sein und sich mal zusammenreißen. Auch dort sind überall Hygienekonzepte erstellt worden und auch wir würden, wenn wir dürften.

    Ähnlich siehts mit Gastronomie, Übernachtungsgewerbe, Freizeitsport, Kinderbetreuung etc. aus.

    Es ist immer einfach Solidarität zu fordern von Denen, deren Leben und Probleme man selbst nicht hat.

    Und es ist 13 Monate nach Beginn der Pandemie angebrachter die Kritik an Diejenigen zu richten, die mit etlichen Fehlern und Versäumnissen dafür Verantwortung tragen, dass die Situation so schlecht ist und sich enorm Viele Menschen nach Normalität sehnen bzw. eben auch Trost suchen.

  • Ein spalterischer Artikel, der unterschiedliche Perspektikven durcheinanderwirft.



    Auf der einen Seite stehen Künstler*innen, Wirt*innen und andere Berufsgruppen, die nicht arbeiten dürfen und dadurch unbestritten in Existenznot geraten. Denen werden kirchliche Hauptamtliche als privilegiert gegenübergestellt (sie bekommen ihre Gehälter wie Politiker*innen und Beamt*innen in jedem Falle weiter ausgezahlt).



    Wenn nun Präsenzgottesdienste mit Hygienekonzepten erlaubt werden, Theater- Konzert und Restaurantbesuche, ebenfalls mit Hygienekonzepten aber nicht, wird skandalisiert, wenn die Ermöglichung nicht aus Solidarität abgelehnt wird, nach dem Motto: "Solange die nicht auch dürfen, verzichten wir freiwillig." Das ist die reine Anbieterperspektive, aus der heraus "die Kirchen" in ein schlechtes, unsolidarisches und heuchlerisches Licht gerückt werden sollen. Als ob jemandem damit geholfen wäre.



    Auf der anderen Seite stehen die Leute, die gerne ins Theater, Restaurant, usw. gehen würden, dies aber coronabedingt nicht können.



    Wenn nun denjenigen, die einen Gottesdienst besuchen wollen, die Möglichkeit gegeben wird, sollen die Gläubigen ebenfalls aus Solidarität verzichten, oder ihnen wird vorgeworfen, sie wollten "was Besseres" sein. Das ist die Konsumentenperspektive, aus der heraus ebenfalle ein Keil zwischen Glaubende und Nichtglaubende getrieben wird. Letzere regen sich über eine Möglichkeit auf, von der sie keinen Gebrauch machen würden, also ein bloßes Neidsyndrom, das bei der "bösen" Angebotsseite in Person von Bischof Bedford-Strohm abgeladen wird. "Wenn ich nicht ins Restaurant kann, soll "der" auch keine Präsenzgottesdienste anbieten dürfen, und die Gläubigen keinen Gebrauch davon machen, sonst ist das ein skandalöses Privileg."



    Es würde zu weit führen, dieses spalterische Kirchenverständnis, das "die paar spinnerten Gläubigen" von der Masse der "Normalos" trennt, und sich auf Moral beruft, im einzelnen zu kritisieren. Manches wurde schon gesagt.

    • @Joba:

      Den Gläubigen ist kein Vorwurf zu machen. Die entscheiden sich individuell, wie sie Seelenheil gegen irdische Virengefahr gegeneinander abwägen. Genau wie jemand, der sich für oder gegen die Teilnahme an einem klandestinen "Rave" entscheidet.

      Den Kirchen ist ebenfalls kein Vorwurf zu machen. Die sind sich selbst am nächsten, wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen auch. Ausgerechnet an Kirchen höhere Moralmaßstäbe anzulegen als an VW oder Tönnies wäre albern und geschichtsvergessen.

      Das Problem ist der Staat: Der hat auch und gerade in einer Pandemie dafür zu sorgen, daß der Schutz der Bevölkerung vor Ansteckungen so gut es geht gewährleistet wird, aber auch Lasten und Belastungen so gerecht wie möglich verteilt sind.

      Die Extrabratwürste für die Kirchenlobby untergraben die Akzeptanz notwendiger Maßnahmen. Die Regierung wäre gut beraten gewesen, darauf zu verzichten.

    • @Joba:

      Ein Mecki darf zwar nach Malle, aber nicht nach Rügen.



      Ist doch das gleiche wie in die Kirche dürfen, aber nicht ins Restaurant, Theater oder Konzert.



      Langsam aber sicher habe ich keine Lust mehr.

      • @Nansen:

        Schon klar Glaubens- und Religionsfreiheit ist für Meckis das gleiche wie der Ballermann & Saufen

        • @Rudolf Fissner:

          Jeder hat halt seine eigenen religiösen Stätten :-)

      • 1G
        14390 (Profil gelöscht)
        @Nansen:

        Ihnen ist aber schon klar, daß der Gottesdienstbesuch durch Art. 4 I 2 GG grundrechtlicht geschützt ist, was für den Theater-/Konzert-/Restaurantbesuch nicht gilt, oder?

        • @14390 (Profil gelöscht):

          Dann kann ja fröhlich weitergewurstelt werden. Dieser schlechte Witz von einem Lockdown wird weiter und weiter verlängert.



          Hauptsache die Unternehmen bleiben auf, der ÖPNV, die Schulen, Malle und die Kirchen ebenso.



          Jede dieser Ausnahmen vom Lockdown verlängert demselben und senkt die Akzeptanz ihn wirksam zu bekämpfen.



          Jetzt verstanden?

        • @14390 (Profil gelöscht):

          Offenbar werden Konfessionslose und ihre Besuchswünsche von Konsumtempeln per GG benachteiligt. Und das im Kapitalismus! Empörend! ;-)



          Zum Kirchenbesuch in Pandemiehochzeiten fällt mir noch ein - infiziere, äh, liebe deine*n Nächste*n, oder so ...

          • @Uranus:

            Das Problem der Infektionen ist eines in einigen Freikirchen.

            Jüdische, protestantische, katholische und muslimische Gemeinden, haben im Gegensatz zum letzten Jahr gute Konzepte, Masken und auch Tests.

            Wie gut man verantwortungsbewusst mit Corona umgehen kann, das zeigen auch Rostock und Tübingen.

            Kurz, es ist nicht Konfessionslosigkeit, die vor Corona schützt. Das hilft so wenig wie Trumps Putzmitteltip.

  • Mal sehn, wie der anstehende Ramadan aussehen wird. Der findet nämlich im Privaten statt und entzieht sich noch mehr staatlicher Kontrolle.

    Israel und die (dortigen) Juden haben dank Impfung derweil weniger Einschränkungen zu erwarten. Welch Ironie.

  • Klassische Musik hören geht auch im Netz. Und Fußballgucken geht auch vorm Fernseher. Beides findet aktuell in Präsenzveranstaltungen mit vorherigen Schnelltests statt. Warum soll das nicht auch beim Gottesdienst gehen?

  • Man will sich wieder auf die Kirchen einschliessen um von den Hauptverbreitungsschwerpunken abzulenken: Schulen, Kitas, Betriebe, Geschäfte. Die Kirchen sind es nicht. Seit letztem Jahr wurden dort effektiv Konzepte umgesetzt.

    Auch die taz selber ist als Wirtschaftsbetrieb, in dem immer auch noch Realkontakte stattfinden mehr mitverantwortlich als jede Kirche oder Demo mit Maske und mehreren meterweitem Abstand oder Gottesdienste im Freien.

  • Um es platt auszudrücken: Jesus ist gestorben, damit wir leben. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee dieses Mal noch auf das klassische Feiern/Gedenken von Ostern zu verzichten damit andere und im Zweifelsfall auch wir leben können.



    Der Tod besiegt das Grab ist leer, aber der Flucht von Corona ist immer noch :(

    • RS
      Ria Sauter
      @Alex3141:

      Das ist nicht platt ausgedrückt, das trifft den kern!

  • Frau Tricarico, Sie bringen es auf den Punkt! Bei der Kirche scheint sich zunächst jeder selbst der Nächste zu sein.



    Wieviele Künstler, Veranstalter, Museen, Kaufleute und Restaurantbetreiber der Innenstädte, etc. sind in ihrer Existenz gefährdet, weil die Inzidenzwerte nicht runtergehen. Sie alle hatten gute Hygienekonzepte und hierin auch investiert.



    Und die Kirche mit ihren Angestellten, die kaum in finanzieller Existenznot stehen dürften, pochen auf das Recht der Versammlung in einer Zeit, in der wir nicht wissen, wie es weitergeht.



    Mir scheint, hier wird mit zweierlei Maß gemessen.

  • Das Theologiestudium hat keine mathematischen Anteile, daher versteht man in kirchlichen Zusammenhängen evtl. die Korrelation zwischen Sozialkontakten und Verbreitung des Virus nicht.

    Ich möchte mich frei wiederholen: Die Mentalität: "Meine Befindlichkeit, mein Job und meine Seelsorge sind sehr viel wichtiger als alles andere.

    Also, liebe Gläubige, vergesst Covid, der Herr wird's schon richten.

    (Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass wir einer höheren Macht, deren Existenz ich nicht völlig ausschließen möchte, mittlerweile gehörig auf den Geist gehen mit unserem "Mein Weg ist der richtige"?... Kirchen... hm. ...

    • @mm³:

      Meine linke Kiezkneipe Meuterei in Kreuzberg und die Demo gegen ihre Räumung ist wichtiger als alles andere...merkste was?

      So kommt man nicht weiter.

  • Beten geht überall, nur nicht im Netz. Das Gespräch mit Gott ist real und damit analog.



    Außer es ist nicht real, dann ist es eine Schauspielerei, gut, die geht dann auch im Netz ...

    • @Christ:

      Hat Gott etwa keinen Internetanschluss? Ist Scheuers schlechter Einfluss so weitreichend? Milchkanne im Himmel? Dabei ist Scheuer in einer C-Partei ... ;-)

      Apropos real, können Sie da nachprüfbare Gesprächsnachweise geben?

      • @Uranus:

        Ich spreche laufend mit ihm, es ist der Quell meines Lebens ...

      • @Uranus:

        *Anja Karliczek (CDU) sagte dies offenbar, nicht Scheuer

      • @Uranus:

        Hmm. wann haben Sie das letzte mal real einer 8o jährigen, die sich schon seit Monaten nicht mehr aus dem Haus traut, einen Internetzugang eingerichtet, das Betriebssystem erklärt und gezeigt, wie sie online an einem Gottesdienst teilnimmt. Für solch eine Hilfestellung muß man ja nicht religiös sein.

        • @Rudolf Fissner:

          Die meisten 80 jährigen wissen, wie man einen Fernseher bedient. Auch da werden Gottesdienste übertragen.

  • 1G
    14390 (Profil gelöscht)

    Die Autorin schießt sich glücklicherweise dezidiert auf Bischof Bedford- Strohm ein, so daß man ihr wenigstens kein Unverständnis für die römisch-katholische Glaubenslehre vorwerfen kann - die kennt nämlich nach wie vor die sog. Sonntagspflicht als Zeichen gelebter Solidarität der Gemeinde und als Gelegenheit (und damit auch Verpflichtung!), die Heilige Kommunion zu empfangen.



    Aber auch bezogen auf die protestantischen Kirchen geht sie in weiten Teilen fehl: der virtuelle Weg mag eine Möglichkeit sein, das Wort Gottes zu verbreiten, die im Gebet vereinte Gemeinschaft der Gläubigen kann dadurch nicht ersetzt werden. Fast das gesamte vergangen Jahr über war die Heilige Messe für mich die einzige Möglichkeit, Gemeinschaft zu erleben und mich wenigstens für eine Stunde aus der Isolation zu befreien. Seit einem Jahr ist die Heilige Messe auch für mich die einzige Gelegenheit, so etwas wie ein Kulturerlebnis zu genießen, da meine Gemeinde glücklicherweise Kirchenmusik auf sehr hohem Niveau pflegt und jeden Sonntag eine "Messe" zur Aufführung bringt. Im hinter uns liegenden Jahr habe ich aus dem Besuch der Heiligen Messe Kraft geschöpft, die mich durch die Woche getragen hat. Und habe Solidarität erfahren und üben dürfen, wenn ich Mitgliedern der Gemeinde Hilfe anbieten konnte oder selbst von ihnen Hilfe angeboten bekommen bekam - und wenn es manchmal nur ein freundliches "Wie ist es Ihnen in der vergangenen Woche ergangen?" war. Offensichtlich kann es sich die Autorin nicht vorstellen, aber die Kirchengemeinde ist gerade in dieser Pandemie ein nicht zu unterschätzendes soziales Netz - und die Heilige Messe am Sonntag der Knoten, der dieses Netz zusammenhält.

    • @14390 (Profil gelöscht):

      Ja, zweifelsohne nice to have. Jetzt will ich aber in meine Stammbar zurück. Wir verehren da Shiva, David Bowie (einige behaupten, er sei unsterblich) und haben da unseren Weg gefunden, gemeinsam einsam zu sein (diesen Zweck hat die Bar schon immer erfüllt). Also, geht da was?

      • @Konrad Ohneland:

        Ist das so ein Ding wie bei den Covidioten, die auch nur behaupten, eine Partei zu gründen, um gepflegt zusammen saufen zu können?

      • 1G
        14390 (Profil gelöscht)
        @Konrad Ohneland:

        Selbstverständlich „geht da was“ - gründen sie eine Religionsgemeinschaft, die „grundgesetzloyal und auf Dauer und Repräsentanz angelegt“ ist (Art. 140 GG), um sich als Religionskörperschaft des öffentlichen Rechts anerkennen zu lassen, oder organisieren sie sich privatrechtlich. Zuständig hierfür sind die einzelnen Bundesländer.



        Entwickeln Sie anschließend entsprechende Abstands- und Hygienekonzepte (im Stephansdom mit seinen 3.000 qm dürfen bei 1.100 Sitz- und ca. 3.500 Stehplätzen unter Coronabedingungen 150 Gläubige an der Heiligen Messe teilnehmen), und dann viel Freude und Gottes Segen für Ihre Zusammenkünfte!

        • @14390 (Profil gelöscht):

          Ob Konrad Ohneland bald zur Nudelmesse - natürlich unter Einhaltung der Hygieneregeln - in der Kneipe aufruft? Mit Blaudonnerstag. Garfreitag. Passtahsamstag, Pastahsamstag, Pastahsonntag gäbe es demnächst jedenfalls genügend Anlässe ...

      • @Konrad Ohneland:

        Ich glaube nicht, dass in Ihrer Stammbar Hygienemaßnahmen möglich sind, wie sie in katholischen und evangelischen Kirchen erfolgen. Anders sieht es bei manchen evangelikalen Kirchen aus; und wie die Menschen das in Moscheen halten, weiß ich nicht (vielleicht kann uns einmal jemand darüber aufklären). Von daher finde ich zwar die evangelischen und katholischen Kirchen extrem arrogant mit ihrem Anspruch, natürlich das Osterfest zu feiern. Aber dass solche Veranstaltungen zu Hotspots geworden wären, ist mir nicht bekannt. Ich, als überhaupt nicht religiöse Person, würde aber auch gerne einmal wieder 'Kraft schöpfen' bei einem Jazzkonzert einem Kneipenbesuch, sehe aber ein, dass das gefährlich wäre.

  • An Ostern fällt das Theater aus! Da braucht es kein "verantwortungsvolles Umsetzen". Corona diktiert die irdenen Regeln! Gott, wenn es ihn denn gibt, handelt nicht nach dem Zeitplan der Kirchen. Wenn doch Gottes Wege perfekt sind, dann können die Gläubigen darauf vertrauen, dass alles, auch ohne ein "Sakrament des Abendmahls" im Sinne dieses Gottes ist.



    "Das Warten auf Gott sollte den Gläubigen nicht dazu veranlassen, zu zweifeln oder sich Sorgen zu machen. Apostel Paulus ermahnt die Gemeinde in Philippi, sich um nichts Sorgen zu machen (Philipper 4,6). Das bedeutet, wir sollten uns um nichts kümmern, was uns beunruhigen könnte, außer es im Gebet zu Gott zu bringen. Und Beten kann man zu jeder Zeit und überall. Ängstlichkeit bzw. Kleingläubigkeit eines Gläubigen lässt einen Mangel an Glauben vermuten, und das macht Gott traurig (siehe Matthäus 8,26). Aber lassen Sie mich mit Karl Kraus abschließen: "Ein Blitzableiter auf einem Kirchturm ist das denkbar stärkste Mißtrauensvotum gegen den lieben Gott."

    • @Struppo:

      In 5. Mose 6,16 heißt es (und das wird auch im Neuen Testament verschiedentlich zitiert): "Du sollst den HERRN, deinen Gott nicht versuchen."

      Als Versuchung Gottes wäre der Verzicht auf Blitzableiter auf Kirchtürmen ebenso zu verstehen wie der Verzicht auf Hygienekonzepte in Seuchenzeiten.

      Übrigens braucht es kein Misstrauen gegen Gott, sondern einfach nur den Glauben an die Erbsünde und ihre Folgen, um die unparadiesischen Zustände der gegenwärtigen Welt einordnen zu können.

      Dass wir auf diese Zustände irgendwie reagieren und uns dazu verhalten müssen, darin sind wir uns hoffentlich einig. Die Frage ist, wie, und darin sind wir uns nicht einig.

      Ich für meinen Teil hielte es für inkonsequent, Christen zu verbieten, sich an ihrem höchsten Feiertag mit Masken und Abständen in überschaubaren Anzahlen zu versammeln, während der Mode-Kult der Verschwörungstheoretiker und sogenannten Querdenker mancherorts tausende von Masken- und Abstandsverweigerern an einem Fleck mobilisieren darf.

      Ihr habt euch auf die falschen eingeschossen!

      • @Ein alter Kauz:

        Hallo User ,,Alter Kauz", Ton und Inhalt ihrer Ausführungen haben mir gut gefallen!

  • Rein, also so ganz rein theoretisch, macht die Kirche genau das was Autorin möchte.

    Zumindest für die Gläubigen, und das sind wohl die, die in die Kirche gehen, kann sie Trost spenden. Auch und gerade in diesen Zeiten für überarbeitete PflegerI und Eltern. Damit solidarisiert sie sich mit ihnen und der Gesellschaft.

    • @fly:

      Andere Menschen finden Trost und Solidarität und Ablenkung in der Kultur, z.B. im Theater oder im Kino.

      Ich kenne keinen Grund, warum Hygienekonzepte, die (angeblich) in Kirchen funktionieren sollen, in Theatern oder Kinos nicht durchführbar wären.

      Doch die Wolkenschieberlobby hat leider mehr Einfluss als Betreiber/innen oder Besucher/innen von Theatern oder Kinos.

    • @fly:

      Das gilt aber nur für die Eltern und überarbeitetete Pfleger:innen, die eine Konfessionszugehörigkeit ihr eigen nennen. Alle anderen bleiben aussen vor und somit ist das wieder nur ein Beispiel für die Staatsreligion durch die Hintertür.

      • 1G
        14390 (Profil gelöscht)
        @Konrad Ohneland:

        Nun, dann erkundigen Sie sich doch einmal, wie es derzeit in den israelitischen Kultusgemeinden aussieht, dort wird nämlich aktuell das Pessachfest gefeiert.



        Oder Sie fragen einmal bei den muslimischen Gemeinden nach, ob diese derzeit das gemeinschaftliche Freitagsgebet eingestellt haben.



        Wenn Sie in beiden Fällen feststellen, daß diese Glaubensgemeinschaften ihre religiösen Bräuche oflegen, werden Sie hoffentlich einsehen, daß Ihr Gerede von einer „Staatsreligion durch die Hintertür“ völliger Unsinn ist.

  • So einfach ist es nicht.

    Zwar lässt sich eine Predigt über Radio, Internet und Fernsehen übertragen; das Sakrament des Abendmahls zum Beispiel erfordert aber Anwesenheit. Obwohl ein Wandel-Abendmahl mit Abstandsregeln denkbar wäre (d.h. die Leute gehen nacheinander hin zum Altar, empfangen das Sakrament und gehen auf der anderen Seite wieder zurück) und mancherorts praktiziert wird, gibt es doch viele Kirchengemeinden, die das nicht durchführen. Ich hatte seit über einem Jahr nicht die Gelegenheit, das Abendmahl zu empfangen. Klar fehlt da etwas. Und wenn schon von Kulturschaffenden die Rede ist: Organisten, Kantoren und andere Musiker haben in Gottesdiensten die Möglichkeit, ihren Beruf auszuüben, zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen zu glänzen und dafür entlohnt zu werden. Die Kirche steht nicht in Konkurrenz zu Kulturschaffenden, sondern an ihrer Seite (zumal unsere Kultur von nichts und niemandem so stark geprägt ist, wie von der Kirche, das lässt sich gar nicht trennen).

    Es ist nur die Frage, wie es sich verantwortungsvoll umsetzen lässt.

    Ich kenne eine Kirchengemeinde, die hatte noch bis weit in den Sommer ein sehr ausgefeiltes und gutes Hygienekonzept, ausgerechnet zum Herbst hin sind sie dann aber nachlässiger und inkonsequenter geworden und haben in der Adventszeit kalte Füße bekommen und alles über Weihnachten abgesagt. Hätten sie ihr Hygienekonzept die ganze Zeit konsequent umgesetzt, wäre alles halb so wild gewesen. Aber so etwas muss man klar an die Gemeindemitglieder kommunizieren, sonst läuft es nicht. Ein Hygienekonzept, an das sich keiner hält, bringt nichts.

    Wahrscheinlich gibt es keine Perfekte Lösung, sondern man sitzt in der Zwickmühle, bis endlich alle (oder zumindest die Risikogruppen) durchgeimpft sind. Darüber kann man sich wirklich ärgern, dass unsere politischen Verantwortungsträger mit den Imfpungen nicht endlich mal Tempo machen!

    • RS
      Ria Sauter
      @Ein alter Kauz:

      Die Kirche hat die Kultur geprägt!



      DANKE, für diesen Lacher!

      • @Ria Sauter:

        Sie lachen darüber?

        Verzichten Sie doch mal auf freie Sonntage, auf Weihnachten, Ostern und alle anderen christlichen Feste, streichen Sie Johann Sebastian Bach und weitere große Teile der Musikgeschichte aus Ihrem Bildungskanon, sprengen Sie die Kirchen unserer Altstädten in die Luft, streichen Sie alle Personennamen und Sprichwörter biblischen Ursprungs aus Ihrem Wortschatz, verbrennen Sie so ziemlich alles, was an Schriften der Antike überliefert ist, denn das haben ja überwiegend Mönche das ganze Mittelalter lang abgeschrieben. Ach, was sage ich: Wenn Sie von kirchlichen Einflüssen kulturell frei sein wollen, stampfen Sie doch gleich alles ein, was sich in den letzten 2000 Jahren in Europa getan hat und machen Sie auf urgermanisch!

        Sie lachen darüber, wenn ich sage, die Kirche hat die Kultur geprägt? Ich würde ja fast über Sie lachen, wenn ich nicht so viel Fremdscham empfände!

    • @Ein alter Kauz:

      "(d.h. die Leute gehen nacheinander hin zum Altar, empfangen das Sakrament und gehen auf der anderen Seite wieder zurück)"

      Mann müsste natürlich den Austeilenden zwischendurch jedes Mal desinfizieren...

      Aber im Ernst. Wer schon auf eine einfache Bitte (alle anderen bekommen Weisungen) so reagiert, wie es die großen Kirchen getan haben, hat jede moralische Integrität verloren. Glaubt wirklich jemand, dass ein Abendmahl, dass von solchen Leuten verteilt wird, irgendeine Wirkung hat?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        In manchen mittelalterlichen Kirchen gibt es sogar Fenster, wo man die Hostie mit langen Stäben durchgereicht hat, um den Leprakranken Kontaktfrei das Sakrament zu spenden. Geht natürlich nur mit dem Verzicht auf den Laienkelch, wie es in der vorreformatiorischen Westkirche üblich war und bei den römischen Katholiken bis heute üblich ist. Jedenfalls zeigt das Beispiel: Es gibt in der Kirche jahrhundertealte Erfahrung mit Hygienekonzepten zur Seucheneindämmung.

        Aber zu Ihrer ernsthaften Kritik:

        Es bekommen nicht "alle anderen [...] Weisungen". Jeder, der unbedingt will, kann Versammlungen abhalten. Sogar die Querdenker, die nur intelektuellen Bockmist verbreiten und dabei sicherlich keine Abstände und keine Maskenpflicht einhalten.

        Und da erwartet man von der Kirche, sich ins Internet zurückzuziehen? Messen Sie mal nicht mit zweierlei Maß! Strengere Hygienekonzepte und deren strikte Einhaltung kann man fordern, gerne sogar. Gottesdienstverzicht wäre angesichts der Erlaubnis säkularer Versammlungen höchst ungerecht.

        Übrigens spielt die "moralische Integrität" des Geistlichen, der das Abendmahl spendet, keine Rolle. Es geht um Sündenvergebung für die Person, die es empfängt, und heilig ist daran die Präsenz Christi. Vom Pfarrer erwartet dagegen kein Mensch, dass er heilig ist. Er darf sich sogar die Unverschämtheit leisten, nicht jede Bitte zu befolgen, die aus der Politik kommt, auch wenn dann alle laut schreien, die sonst so vehement eine striktere Trennung von Kirche und Staat fordern.

        • @Ein alter Kauz:

          "Es gibt in der Kirche jahrhundertealte Erfahrung mit Hygienekonzepten zur Seucheneindämmung."

          Z.B. mit Prozessionen, bei denen jeder die Heiligenstatue küsst :-)

          Und noch mal. Ein Bitte kann man einfach ablehnen. Man muss deswegen nicht ausflippen. Haben einige Kirchenvertreter aber getan. Und die Frage stellt sich schon, ob Christi präsent ist, wenn sie agieren.

          PS: Demos werden auch verboten, wenn das rechtlich möglich ist.

    • @Ein alter Kauz:

      Sorry, aber hier geht es nicht um Hygienekonzepte, sondern um Privilegien. Die Religionsfreiheit bietet nämlich offenbar einen mächtigen Hebel, um seine Interessen durchzusetzen. Andere Interessengruppen haben den offenbar nicht (obwohl wir eine Berufsfreiheit haben, so ganz nebenbei). Und die Kirchen nutzen diesen Hebel und den priviligierten Zugang zu den Regierenden aus, während sie gleichzeitig das Lied vom Erbarmen mit den Geschundenen und Schwachen singen. Scheinheiliger geht es immer!

      • @Libuzzi:

        Es ist doch auch richtig, wenn Religionsgemeinschaften Privilegien bekommen. Schließlich, und das sollten auch Atheisten einsehen, muss die Religionsfreiheit gewährleistet bleiben, um den Frieden zu wahren. Und was die Privilegierung der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche in Deutschland betrifft: Sie ist überdies ziemlich demokratisch, da die Mehrheit der Bevölkerung einer dieser Kirchen angehört.

        Im Falle der Corona-Regeln sollte man aber nicht von allzu großer Privilegierung ausgehen. Sogar die Querdenker, die im Gegensatz zur Kirche keinerlei Hygienekonzepte haben, dürfen sich zu tausenden versammeln. Aber da schimpft man lieber gegen die Kirche, wo meistens ein- oder zweistellige Personenzahlen sich versammeln und das mit Maske, Abstand und Gesangsverzicht.

        Ich denke, es geht Ihnen gar nicht um tatsächliche Verfehlungen (sonst würden Sie sich über Querdenker und sonstige säkulare Hallodri-Großveranstaltungen mehr aufregen als über Gottesdienste), sondern darum, dass es Ihnen ganz recht ist, unabhängig von der Substanz der Vorwürfe alles nachzuplappern, was gegen die Kirche geht.

        Im Übrigen "singt" die Kirche nicht nur "das Lied vom Erbarmen mit den Geschundenen und Schwachen", sondern setzt sich auch aktiv für sie ein. Das funktioniert gerade dann umso besser, wenn man eine privilegierte Position in der Gesellschaft hat.

        • @Ein alter Kauz:

          "...Sie ist überdies ziemlich demokratisch, da die Mehrheit der Bevölkerung einer dieser Kirchen angehört...."



          Nein, die größte Gruppe in der deutschen Bevölkerung ist konfessionslos.

    • @Ein alter Kauz:

      Ernste Frage (vielleicht bin ich einfach nicht katholisch genug): was genau bewirkt das Abendmahl mit den Menschen, dass sie es (regelmäßig) durchführen müssen?

      Und warum muss man das in der Kirche machen? In den meisten Konfessionen darf man Abendmahl auch problemlos zuhause feiern. Die ersten Christen hatten auch keine Kirchen.

      • @Cochino:

        Ach, und zur Wirkung:

        Das Abendmahl ist ein Sakrament, das (übrigens auch nach evangelisch-lutherischem Verständnis) mit der Realpräsenz Jesu einhergeht. Das gehört mit zu den heiligsten Dingen im christlichen Alltag. Abgesehen davon dient es zur Sündenvergebung und zur Stärkung des Glaubens und der Heilsgewissheit.

      • @Cochino:

        Es kommt darauf an, ob man Geistliche da hat. Geistliche können natürlich die Sakramente auch zuhause geben, das ist im Falle von Sterbenden der gewöhnliche Usus. Kann man aber nicht für die ganze Gemeinde machen, da hätten die Pfarrer ja sonst für nichts anderes mehr Zeit.

        Und ob es "in den meisten Konfessionen" ohne Geistliche geht, kommt darauf an, ob Sie die zahlreichen Splittergruppen des freikirchlichen Spektrums alle einzeln betrachten wollen. Wenn Sie das tun, dann sind das natürlich mehr Konfessionen als die traditionellen Großkirchen.

        Im freikirchlichen Spektrum gibt es so ziemlich alles, da wollen auch Laien zuhause auf "Abendmahl" machen. In diesen Kreisen wird aber generell sehr rigoros mit allen Traditionen gebrochen, die sich nicht mit einem aus dem Kontext gerissenen, oberflächlich-wörtlichen Bibelverständnis begründen lassen.

        Die Großkirchen dagegen haben ein Band der Tradition, das (im Falle der Protestanten, Anglikaner und Katholiken über die Westkirche, im Falle der Orthodoxen über die Ostkirche) zurückführt über die Kirchenväter, über die Apostel und die Jerusalemer Urgemeinde zu Christus selbst. Während z.B. die Katholiken, Anglikaner und Orthodoxen diese Tradition im Bezug auf das Geistliche Amt sehr streng handhaben (sie glauben an die Apostolische Sukzession, eine ununterbrochene Kette von Bischofsweihen, die von den heutigen Bischöfen zurückreicht bis zu den Aposteln) wird in weiten Teilen des Protestantismus lediglich eine Successio fidei, eine (lockerere) Nachfolge im Glauben, gefordert. Auch im Protestantismus gilt es aber, mit Traditionen nur zu brechen, wenn triftige Gründe bestehen. Schließlich bedeutet "reformatio" in etwa "Wiederherstellung" und nicht "Neuerfindung". Dass es prinzipiell Führungspersönlichkeiten gibt, ist vom Urchristentum an so gewesen und diese Tradition behält der Protestantismus bei.

        Ausgenommen hiervon sind Teile des freikirchlichen Spektrums. In deren Szene werden Corona-Regel übrigens häufiger gebrochen.

  • RS
    Ria Sauter

    So kennen wir sie doch. Die "Gottes/VERTRETER".



    Solidarität von Vertretern erwarten?



    Hauptsache der Klingelbeutel ist gefüllt und sie dürfen ihre Show vor den Schäfchen abziehen.



    Deshalb Respekt vor denjenigen, die diesem T(ü)empel den besagten Finger zeigen und austreten!

    • @Ria Sauter:

      Was soll denn daran besonders solidarisch sein, wenn Gottesdienste ausfallen? In jedem Supermarkt versammeln sich tagtäglich mehr Leute als sonn- und feiertags in den Kirchen! Demos finden auch statt, teils mit tausenden sogenannter "Querdenker", die, anders als die Gottesdienstbesucher, in der Regel keine Masken tragen.

      Wäre es eigentlich Ihrer Meinung nach ein Zeichen von Solidarität mit dem vielzitierten Kulturbetrieb, wenn Organisten und andere beteiligte Musiker in Ermangelung der Gottesdienste auf ihre Honorare verzichten müssten?

      Wäre es ein Zeichen von Solidarität, einer alten Oma, die ihr Leben lang jeden Sonntag in die Kirche kam, die Tür vor der Nase zu verschließen und sie auf das Internet zu verweisen, von dem sie im Zweifelsfall keine Ahnung hat?

      Gut gefüllte Klingelbeutel wären übrigens nicht das Problem, Spenden können auch online gesammelt werden und das wird durchaus praktiziert.

      Worum es geht (und zu diesem Zweck werden auch kirchliche Gelder verwendet) ist, zum Dienst an Gott und den Menschen präsent zu sein. Das ist wesentlich solidarischer, als mit markigen Worten Hass auf Religionsgemeinschaften und damit Hass auf die Mehrheit der Bevölkerung zu verbreiten.