F-16-Kampfjets für die Ukraine: In der Logik des Krieges
Der Westen wird Kampfjets an die Ukraine liefern. Das ist militärisch nachvollziehbar. Doch der Krieg wird anders entschieden werden.

D änemark und die Niederlande werden der Ukraine F-16-Kampfjets liefern. Das ist militärisch konsequent. Die Ukraine verfügt nur über eine begrenzte Zahl alter sowjetischer Kampfflugzeuge.
Die F-16 sollen diese Lücken füllen. Sie sind seit fast vier Jahrzehnten im Einsatz. Die Schulung ukrainischer Piloten in ein paar Monaten ist möglich. Und es gibt genug der US-Kampfjets. Die Nato-Staaten verfügen über rund 1.500 einsatzfähige Exemplare.
Russland hat in dem Angriffskrieg die Lufthoheit. Da ist es folgerichtig, dass der Westen Kyjiw nun Kampfjets liefert. Damit wird die Ukraine in die Lage versetzt, sich zu verteidigen.
Sind die F-16 ein qualitativer Sprung? Womöglich eine gefährliche Eskalation, weil sie Marschflugkörper abfeuern können? Eher nicht. Der Westen liefert Kyjiw bereits Kampfpanzer. Eine richtige Eskalation des Krieges wäre zu befürchten, wenn die Ukraine die F-16 nutzen würde, um den Krieg auf russisches Gebiet zu verlagern.
Das ist aber unwahrscheinlich. Denn Kyjiw wird ab 2024 ungefähr 40 solcher Jets einsetzen können. Die russische Luftwaffe verfügt über fast 800 Kampfflugzeuge. Zudem hat der Westen die F-16 an die Bedingung geknüpft, dass Kyjiw sie nicht für Angriffe auf Russland einsetzt. Das hat Gewicht: Kyjiw ist von westlichen Waffenlieferungen abhängig.
Mit den F-16 führt der Westen seine bekannte Ukraine-Politik also weiter – militärische Unterstützung für Kyjiw, ohne selbst Kriegspartei zu werden. Und er zeigt Moskau, dass der westliche Wille, Kyjiw zu retten, ungebrochen ist.
Insofern erscheint dieser Schritt logisch. Aber in der langfristigen Sicht beginnt das Bild zu flimmern. Die F-16 werden den Krieg nicht zugunsten der Ukraine entscheiden. Alle Hoffnungen auf Gamechanger waren Seifenblasen – und werden es bleiben. Faktisch ertüchtigt der Westen die Ukraine, weiter einen blutigen Abnutzungskrieg zu führen. Das zeigt die stockende Offensive der ukrainischen Truppen.
Putin hat Russland in eine extrem brutale Diktatur verwandelt. Er will den Krieg offenbar unbegrenzt weiterführen. Es gibt keine Anzeichen, dass Putin das Schicksal des Zaren 1917 ereilen wird – als Hungerrevolten in den Städten und massenhafte Desertationen an der Front das Regime implodieren ließen. Abgesehen davon würde der Zusammenbruch einer Atommacht unkalkulierbare Risiken bergen.
Auch wenn es angesichts der brutalen russischen Angriffe auf zivile Ziele schal klingen mag: Dieser Krieg wird nicht durch Kampfjets beendet, sondern durch einen Verhandlungskompromiss. Früher oder später.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?