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Ei-Wurf auf Franziska Giffey am 1. MaiDie Extreme nicht gewähren lassen

Kommentar von Stefan Alberti

Bei der Attacke auf die Regierungschefin erschreckt nicht nur der Angriff selbst, sondern dass Umstehende die Gewalt tolerierten. Ein Wochenkommentar.

Regierungschefin Franziska Giffey (SPD) bei der DGB-Kundgebung am 1. Mai kurz vor der Ei-Attacke Foto: dpa

E s hätte auch ein Stein sein können, der am 1. Mai bei der DGB-Kundgebung auf sie zuflog, oder ein Farbbeutel, sinnierte Franziska Giffey dieser Woche im taz-Interview. Doch auch das Ei, das ein Sicherheitsbeamter mit einem Regenschirm noch wie ein Baseball-Spieler abwehren konnte, hätte Berlins Regierungschefin von der SPD verletzten, etwa ein Auge beschädigen können.

Irgendwer gewichtete das – sofern es überhaupt geschah – offenbar anders. Ihr oder ihm war ein Ausdruck des Protests gegen Giffey und deren ablehnende Haltung zu Enteignungen wichtiger als die Gesundheit der Berliner SPD-Chefin. Allein das kann nur Bestürzung auslösen.

Schon die in anderen Fällen, etwa bei Brandanschlägen gegen teure Autos, zu hörende Argumentation, Gewalt gegen Sachen sei hinzunehmen, ist eine rechtlich wie gesellschaftlich nicht hinzunehmende Selbstermächtigung. Aber noch einen Schritt weiter zu gehen und Politiker auf diese Weise zu attackieren? Bei denen nicht nur die Person selbst, sondern auch das Amt oder Mandat und im Falle Giffey sogar ein Verfassungsorgan Ziel der Attacke ist?

Deutschandweit sind Politiker, quer durch das politische Spektrum, Angriffen ausgesetzt, von Hassattacken im Netz bis zu persönlicher Bedrohung. Jemanden zu bewerfen, wie es bei Giffey geschah, ist glücklicherweise eher selten.

Deutschandweit sind Politiker, quer durch das politische Spektrum, Angriffen ausgesetzt

Überregional am bekanntesten wurden Vorfälle wie die Farbbeutel-Attacke auf den damaligen Außenminister Joschka Fischer 1999 beim Grünen-Bundesparteitag, der ihm das Trommelfell zerriss – ausgerechnet aus dem Kreis von Menschen, die ihn wegen der deutschen Kriegsbeteiligung im Kosovo kritisierten.

Dass der CDU-Spitzenkandidat bei der Abgeordnetenhauswahl 2001, Frank Steffel, bei einer Kundgebung auf dem Alexanderplatz gleichfalls beworfen wurde, blieb mehr deshalb in Erinnerung, weil Steffel sich wegzuducken schien hinter den neben ihm stehenden CSU-Chef Edmund Stoiber. Doch solcher Spott wird dem Vorfall nicht gerecht: Auch das war ein Angriff auf die körperliche Unversehrtheit eines Menschen.

Schlimmer aber noch als die Tatsache, dass Einzelne auf diese Weise gewalttätig wurden und werden, ist etwas anderes: Dass sich diese Einzelnen offenbar sicher fühlen können. Sicher in dem Sinne, dass ihnen von den Umstehenden weder jemand in den Arm fällt noch sie anschließend in einem Akt der Nothilfe festhält, bis die Polizei kommt. Wer solche Taten in dieser Form toleriert, macht sich zum Mittäter oder zur Mittäterin.

SPD-Vizechef Andreas Geisel hat in der vergangenen Wahlperiode, als er noch nicht Stadtentwicklungs-, sondern Innensenator war, im Parlament sinngemäß Folgendes gesagt: Ihm würde weniger der Extremismus an der Rändern Sorgen machen, sondern die Trägheit in der Mitte der Gesellschaft. Bei anderer Gelegenheit befürchtete er Verhältnisse wie in der Weimarer Republik, wo die NSDAP von rechtsaußen und die KPD von linksaußen die Demokratie bekämpften und die Mitte dem zu wenig entgegen zu setzen hatte.

Denn was ist auch an diesem 1. Mai bei der DGB-Demonstration vor dem Eierwurf passiert? Ein Block hatte den traditionellen Aufzug des Gewerkschaftsbunds mehr oder minder gekapert, sich an die Spitze gesetzt und dann am Brandenburger Tor versucht, Giffey als Gastrednerin nieder zu brüllen.

Warum formierte sich da kein Gegenchor und skandierte „Seid ruhig“ oder „Wir wollen zuhören“? Um klar zu machen: Laut sein können wir auch, und wir lassen nicht zu, dass eine Minderheit eine große Mehrheit dominiert. Solange sich solcher Widerstand aber nicht formiert, können sich extreme Kräfte nur ermuntert fühlen, weiter aggressiv aufzutreten.

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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48 Kommentare

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  • 9G
    90634 (Profil gelöscht)

    Von der "taz" zum Samtpfötchen :) Ich warte schon auf den Artikel der mir erklärt, warum Sitzblockaden Terrorismus sind.

  • Manchmal frage ich mich schon was mit der TAZ mitterweile los ist? "Es hätte auch ein Stein sein können"-ich vermute mal das die Person die geworfen hat, in dem Fall einfach einen Stein geworfen hätte, wenn es ein Stein hätte sein sollen. War es aber nicht....

    Giffey interessiert sich nicht die Bohne für die Abstimmung in Berlin und die explodierenden Mietpreise haben ganz real einen Effekt auf die Lebenssituation von sehr, sehr vielen Menschen.

    Es hätte auch eine faule Tomate sein können. Das wäre wahrscheinlich besser gewesen.Die ist noch weicher als ein Weichei, oder weiches Ei. Behandeln wie rohe Eier sollte man korrupte und abgehobene Politker/innen jedenfalls nicht.



    Den Bogen dann zur Weimarer Republik zu spannen, ist schon ein gewagt.

    Als extrem empfinde ich es, wenn irgendwelche Trottel Autos anzünden, oder grundlos Steine schmeißen. Ich bin nicht linksradikal und auch nicht extrem, aber in diesem Fall berührt mich ein Eierwurf einfach nicht so sehr, wie den Herrn Alberti. Sorry but not sorry

  • War das Ei hartgekocht? Ansonsten wird hier IMHO aus einer Grünalge ein Elefant gemacht. Achja: Wär die Sache mit Joschkas Trommelfell nicht gewesen, hätt ich den Farbbeutelwurf in Bielefeld für eine der gelungensten Protestaktionen der 90er Jahre gehalten.

  • "Deutsch[l ;-)]andweit sind Politiker, quer durch das politische Spektrum, Angriffen ausgesetzt, von Hassattacken im Netz bis zu



    persönlicher Bedrohung."

    Zum Auffrischen der Erinnerungslücken einiger Debattanten:



    taz.de/Buergermeis...roeglitz/!5017073/



    taz.de/Alltagsrass...roeglitz/!5280395/

    Und wenn sich jemand mal richtig einlesen möchte: kommunalwiki.boell...nalpolitiker/innen

    Und der Dauerbrenner "strukturelle Gewalt" darf natürlich auch nicht fehlen. Kennen die Altvorderen ja noch aus den 70ern. Endete damals bekanntlich in einem Kofferraum in Mulhouse.

    • @Schalamow:

      Vom Ei zum Kofferraum in Mulhouse, das nenne ich mal einen kühnen Bogen schlagen.

  • Es ist schon sehr seltsam, wie linke Unterdecksadvokaten den Eierwurf umdeuten und verharmlosen. Bei all dem Relativieren und dem Zynismus, der damit einhergeht: Es ist einfach asozial und unanständig mit Gegenständen zu werfen - auch wenn einige der üblichen Verdächtigen meinen, dass das in Ordnung wäre, so lange es keine Steine seien.

    • @Frank Stippel:

      "Unanständig" ist jetzt noch kein Merkmal für Extremismus oder linken Terror. Es ist auch unanständig dem Nachbarn in den Gartenzaun zu pinkeln. Trotzdem mache ich keine Staatsaffaire daraus.

  • Die Aufgeregten regen sich über die Aufregung auf.



    Was/wer war zuerst da, das Ei oder das Huhn?



    Ein sensibles Völkchen, die Deutschen. Manchmal.



    Ei geworfen, nix passiert.



    So what.

  • Ich habe mich getäuscht, das ist wohl ein Trend:

    www.tagesschau.de/...wuppertal-101.html

  • Ich fasse es ja nicht, seid ihr mit dem Scheiß immer noch nicht durch.

    Was sind das für lausige Zeiten, in denen man tagelang über einen Eierwurf auf eine Politikerin in einer Art und Weise diskutiert, als hätte der Übeltäter nach deren Leben getrachtet.

    Ist das die neue Weinerlichkeit?

  • Anhand Hufeisen"theorie" ist dann eben bildlich alle Gewalt zu einem undifferenzierten Brei verrührt und Gewalt kann als vermeintlich gleich Schlimmes verteufelt werden. Ziele und Motive treten dadurch in den Hintergrund. Und die Bürgis können erfreut ihren geliebten Staat verteidigen und dabei gleich mit weiter an der Verschleierung von dessen Gewalt arbeiten - sei es der Polizeiknüppel, die Kugel aus einer Polizeipistole, Zwangsräumungen, Abschiebungen, Einkastungen von "Schwarzfahrer*innen", die ihre Ticketgebühr nicht zahlen konnten, die deuten Waffen, mittels denen die türkische Armee Kurd*innen tötet, das unerbittliche Grenzregime, dem tausende Menschen jährlich an den Grenzen Europas zum Opfer fallen ...

  • Meine Fresse, was hat die Linke frueher jedes Ei bejubelt, das Franz Josef Strauss an den Kopf geflogen ist - und jetzt wird sich ins Hemd gemacht, weil es mal "irgendwie eine von uns" beinahe getroffen haette...

  • Auweia, voll gefährlich so ein Ei. Aber auch nur fürs Ego.

  • Manchmal ist ein geworfenes Ei auch nur ein geworfenes Ei.



    Der Herr Redakteur hat die Eierwürfe auf Helmut Kohl vergessen, das war ne zeitlang mal der running gag, wenn der irgendwo die Öffentlichkeit suchte. Und wenn mich meine Erinnerung ned trübt, nahm der Beschmissene des (kampf)sportlich *lol*.

  • Der Splitter im Auge des anderen, der Balke im eigenen...

    Alle sind sich einig, dass ein anständiger Mensch so etwas nie tun würde und suchen darum nach den unanständigen Motiven des Eierwerfers.



    Bei soviel moralischer Selbstvergewisserung gerät leicht aus dem Blick, dass anständige Menschen Franziska Giffey und Reiner Hoffmann am Tag der Arbeit nicht Applaus geklatscht, sondern sie mit ihrer Verantwortung für die Ungerechtigkeit unserer Gesellschaft konfrontiert hätten.

    Und sei es nur, damit die Unanständigen keine Eier werfen.

    Aber die Mehrheit ist mitnichten laut und auch Herr Alberti bekommt für seine Empörung Zeilengeld.

  • Letztlich geht es den / der Eierwerfer*in nur um die Befriedigung eigener Aggressionsgelüste. Diese Selbstbefriedigung muss dann natürlich politisch verbrämt werden, damit damit das eigene Erhabenheitsgefühl über andere noch einmal ansteigt. Piefig ist nicht die Kritik an diesen kleinbürgerlichen, elitären Aggressions-Mist, sondern dessen Verteidigung.

  • Jemand wirft am 1. Mai ein Ei nach der Bürgermeisterin und der Autor echauffiert sich darüber, dass die guten Bürger Berlins den Attentäter nicht für die Polizei festgehalten haben?



    Am Besten war die Stelle, wo der Erzieher Alberti mir wie einem kleinen dummen Kind erklärt, dass das hätte ins Auge gehen können.

    Die Ver-BILD-erung der taz schreitet unaufhörlich voran.

  • Eieieiei.



    Zur Weimarer Republik: die bürgerliche "Mitte" hatte dem schon was entgegenzusetzen: sie hat sich mit den Nazis verbündet. Schon 1919. Hat Tradition bei Konservativen und Liberalen, wenn Linke aufmucken. Aber zurück zum Ei des Anstoßes.

    Ich finde den Gewaltbegriff, den der Autor hier anlegt, gelinde gesagt etwas schräg. Fangen wir Mal damit an, dass in Berlin Verhältnisse herrschen, die Menschen qua Wohnraumspekulation dazu zwingen, aus ihrem gewohnten Umfeld wegzuziehen, um Platz für reichere Menschen zu schaffen. Das ist eine Form von Gewalt. Die Enteignung von Wohnungskonzernen ist ein Instrument, mit dem das bekämpft werden kann. Giffey ist gegen die Enteignung und damit faktisch für diese Gewalt.

    Geisel hat als Innensenator seine Truppe mehrmals ohne echten Grund in die Rigaer94 einmarschieren lassen. Das ist auch ne Form von Gewalt.

    Zu beidem schweigt der Autor. Komisch. Oder liegt es vielleicht daran, dass Menschen in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft daran gewöhnt haben und lieber über die Gegengewalt empört sind?

    P.S. auf Kundgebungen zum 1. Mai haben meiner Meinung nach lohnabhängig Beschäftigte zu sprechen und keine Gewerkschaftsbosse oder Politiker:innen.

    • @Piratenpunk:

      Nur hat sich die SPD gerade mit den Linken in einer Regierungskoalition verbündet.

      Es scheint also Unterschiede zu 1919 zugeben.

      Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

      Die Rigaer94 und Geisel haben mit Giffey nun mal nicht so viel zu tun.

      Wäre der Autor mit den beiden gekommen, hätte ich den Eindruck bekommen, er argumentiere neben dem Tee.

      Zumal die Rigaer94 nun selbst auch nicht gerade eine pazifistische Veranstaltung ist.

      Mit Ihrer These zu Gegengewalt haben Sie voll recht.

      Sie sind selbst das beste Beispiel dafür.

      Die böse Gewalt üben nur die anderen aus.

      Ihr Postscriptum würde ich übrigens unterschreiben.

  • Man bewirft Menschen nicht mit Eiern!



    (Oder Farbbeuteln, oder Steinen oder und spukt sie auch nicht an oder schlimmeres)



    Das sollte jawohl Grundkonsens jedes demokratischen, humanistischen Weltbildes sein.



    Es geht dabei auch nicht primär um "Verletzungsgefahr" sondern um Respekt vor der Menschenwürde.



    Ich gehe seit ich mit 18 meine Ausbildung angefangen habe jedes Jahr zum 1.Mai nach Hannover auf die Demo. War zuerst einige Jahre in der FAU (freie Arbeiter Union) und bin anschließend desillusioniert in die IG Metall gewechselt, da ich feststellte in der FAU geht es um alles mögliche, aber nicht um Arbeitskampf.



    Ähnliches gilt für die Initiative "Deutsche Wohnen & Co. enteignen". Ins Leben gerufen wurde diese maßgeblich von der Interventionistischen Linken in Berlin. Einer gewaltbereiten Gruppe die u.a. auch die Revolten rund um G20 organisierte.



    Dem Vorwurf Giffey hätte dort nicht sprechen dürfen, da keine Arbeiterin (oder Feindin der Arbeiter?) kann ich nur entgegnen dass ich ganz froh bin, dass die Entscheidung über Redner nicht von solchen Vereinen mit Absolutheitsanspruch getroffen werden.



    Ich bin auch nicht immer mit allen Rednern auf der Demo einverstanden, höre aber stets aufmerksam zu und Applaudiere oder Buhe dann ggf. und diskutiere die Inhalte mit meinen Kollegen.



    Es ist doch jedes Jahr das gleiche Schauspiel, der "schwarze Block" sehnt den ersten Mai herbei und verschwendet viel Zeit in Vorbereitung des "Widerstandes" im Sinne von Rangeleien mit der Polizei und dem Anzünden von Autos und anderen Gewaltaktionen. Was das Ziel dieses Rituals ist, war mit stets unklar... (Weil man das eben so macht als radikaler Linker?) einen Beitrag zur Arbeiterbewegung sehe ich in solchen Aktionen nicht.

  • "Es hätte auch ein Stein sein können, der am 1. Mai bei der DGB-Kundgebung auf sie zuflog, oder ein Farbbeutel, sinnierte Franziska Giffey dieser Woche im taz-Interview."

    Schon klar, es hätte auch eine Panzerfaust sein können.

    Was körperliche Unversehrtheit anbelangt, die wird in gar nicht so wenigen Jobs Tag für Tag tangiert. In Neukölln stirbt man 10 Jahre früher als in Zehlendorf.

    Früher nannte man so etwas strukturelle Gewalt. Heute wird die kleinste Regung, die über das Sammeln von Unterschriften hinausgeht, skandalisiert und im spießigsten Sinne als "ungeheuerlich" gebrandmarkt.

    • @Jim Hawkins:

      "Heute wird die kleinste Regung, die über das Sammeln von Unterschriften hinausgeht, skandalisiert" das von jemandem zu dessen Lieblingsschlagwörtern "Unterschriftenkartell" gehört.

    • @Jim Hawkins:

      ... es hätte auch eine Rakete von einer Drohne aus abgeschossen sein können ... Moment, ach, das macht ja nur das Militär, also der Staat. Dann ist das ja ok. ;-S

    • @Jim Hawkins:

      In der DDöR starb man sogar Landesweit eher. Das nannte man aber Sozialismus statt Strukturelle Gewalt.

      Es ist übrigens nicht strukturelle Gewalt, in Neuköln zu wohnen, sondern aufgrund seiner Herkunft, Geschlecht, Religion usw. diskriminiert und benachteiligt zu werden.

    • @Jim Hawkins:

      Whataboutism at its finest. Wer Gewalt A falsch findet, kann nicht bei Gewalt B sagen, ach, die ist okay.

      • @resto:

        Wo wird denn von den Bürgis Politiker*innen bezüglich Armut, als strukturelle Gewalt, als gewichtiger Faktor für Lebenserwartung eingeordnet? Wo sind da bspw. Reformen, die solche Unterschiede in der Lebenserwartung zurückstutzen? Oder geht es letztlich gar nicht um die Lebensbedingungen der Armen?

    • @Jim Hawkins:

      Dieses Mal wollten Sie sich auch mal in Whataboutismus versuchen?

      Machen Sie doch sonst nicht.

      Giffey muss man zugutehalten, dass sie immerhin probiert hat, etwas dagegen zu tun, dass man in Neukölln 10 Jahre früher stirbt als in Zehlendorf.

      Gewalt und Hatespeech ist immer nur Gewalt und Hatespeech der anderen?

      Will man dazu Regeln etablieren, wird es ohne Glaubwürdigkeit nicht funktionieren.

      • @rero:

        Giffey DARF man NICHT "zugutehalten, dass sie immerhin probiert hat, etwas dagegen zu tun, dass man in Neukölln 10 Jahre früher stirbt ..."

        Ganz FALSCH: In Neukölln ist Giffey von ihrem Mentor, dem dem Bezirksbürgermeister Buschkowsky, herangezogen worden, um das Lebenswerk von dessen "Britzer Kreis" zu verteidigen:

        Den Ausverkauf der städtischen Wohnsiedlungen an die Deutsche Wohnen & Co

        Darum geht es bei dem Eierwurf.

        • @Rosmarin:

          Den Ausverkauf der städtischen Wohnsiedlungen hat ein rot-roter Senat damals begonnen, als er die GSW verscherbelt hat.

          Giffey persönlich hat da wenig entschieden, dazu war sie damals ein zu kleines Licht.

          Der Witz bei der ganzen Sache ist, dass die Linke heute so tut, als hätte sie damit nichts zu tun und trüge keinerlei Verantwortung für die Entwicklung.

          Genügend Leute gehen ihr da auf den Leim.

          Muss man sich halt überlegen, ob die SPD und die Linke für einen noch wählbar sind.

          Beim nächsten Ei von rechts darf man sich dann nicht beschweren, wenn man sie grundsätzlich für legitim in der politischen Auseinandersetzung hält.

          Ich halte Eierwürfe für idiotisch.

      • @rero:

        Ich verstehe nur die ganze Aufregung nicht.

        Am 1. Mai ist ein Ei geflogen.

        "Die Extreme nicht gewähren lassen"

        Allein die Überschrift, das hat so etwas piefiges, kleinkariertes.

        Und setzt man diese schreckliche Gewalttat ins Verhältnis zu anderer Gewalt, bekommt man den Modevorwurf "Whataboutism" um die Ohren gehauen.

        So läuft das eben heute.

        • @Jim Hawkins:

          Sie verrennen sich gerade übel. Sie verteidigen gerade Hate-Speech immÜbergang zur körperliche Gewalt, sehen dies als "normal" an und das Angehen dagegen als "kleinkariert". Das ist nicht ernst zu nehmen.

          Ziehen Sie den Wurf also nicht unbestimmt ins lächerliche, sondern beziehen Sie Stellung.

          • @Rudolf Fissner:

            Ich schwöre vor Gott und dem Vaterland, dass ich nie wieder Hate-Speach im Übergang zu körperlicher Gewalt verteidigen werde.

        • @Jim Hawkins:

          Wie können Sie das nur verharmlosen?!



          Das Ei hätte salmonellenverseucht sein können! Eine Biowaffel!😆

          • @Nansen:

            Ich bin mir sicher, dass die Aktivistinnen und Aktivisten ein Ei aus artgerechter Haltung verwendet haben :-).

            • @Jim Hawkins:

              Menschen bewerfen ist doch ne lustige Angelegenheit.



              Rechtshansels bewerfen andere Menschen mit Insektenvergleichen, Linkshansels nehmen reale Hühnerprodukte.

            • @Jim Hawkins:

              Ich tippe eher auf: Bei Aldi enteignet.

    • @Jim Hawkins:

      "In Neukölln stirbt man 10 Jahre früher als in Zehlendorf." Angesichts der Tatsache, dass in Deutschland jeder krankenversichert ist und damit Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung hat, wäre allerdings bevor man den Vorwurf der "strukturellen Gewalt" erhebt, auch zu untersuchen, ob nicht in Neukölln auch mehr gesoffen, geraucht und gekifft wird, ob die Menschen sich weniger bewegen oder seltener zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Vieles liegt da sicher auch in der eigenen Verantwortung.

      So oder so ist es whataboutism. Ein geworfenes Ei ist kein Lösungsansatz, führt die politische Debatte nicht weiter, überzeugt niemanden von irgendwelchen konkreten Maßnahmen, die die Gesundheitsversorgung der Menschen in Neukölln verbessern würden. Es ist dämliches Rumgepöbel, primitives Untertanengehabe von Menschen, die gar nicht den Willen haben, sich mit konstruktiven Lösungsansätzen in die manchmal etwas mühsamen demokratischen Prozesse einzubringen.

      • @Ruediger:

        Vielleicht könnte das ja auch ein Grund für verkürzte Lebenserwartung sein: www.schlafkampagne...-in-schichtarbeit/



        Von daher sehe ich ein Ei auch nicht so tragisch, wenn man bedenkt, daß man so bedenkenlos fremde Lebenszeit im Dienste der Wirtschaft verbrennt.

        • @Wurstfinger Joe:

          Die Lebenserwartung liegt in Neuklölln sogar deutlich über dem sozialistischen Niveau der DDR. Kann also als hervorrargend bezeichnet werden.

          • @Rudolf Fissner:

            Beweise, Zahlen Herr Fissner!



            Aber nich det mit den anderthalb Nonnen!;-)



            Ick konnte meine Lebenserwartung aufrechterhalten mit Mondos-Luxus! Elektronisch geprüft!, heiß vulkanisiert!



            Heiß bin ick immer noch!



            www.ddr-museum.de/de/objects/1000885



            (Ach so, ihr Bild ist entschieden besser als der Vorgänger.)

            • @Ringelnatz1:

              Lesen her RingelNatz Lesen!

              Und einfach mal selber nachschauen. Dann posten Sie hier die Zahlen und zeigen dass die Aussage falsch ist.

        • @Wurstfinger Joe:

          Was ist denn ihr Lösungsansatz? Die Politik kann Schichtarbeit ja nicht einfach verbieten, wir brauchen ja Leute, die Schichten arbeiten. Schichtarbeiter leben auch nicht unbedingt gesünder, wenn sie höhere Zulagen bekommen. Wir haben ja schon die Situation, dass immer weniger Menschen körperlich hart arbeiten müssen und Gesundheitsbelastung bei der Arbeit zunehmend durch mentalen Stress entsteht. Manche Schichtjobs werden vielleicht in Zukunft durch technische Mittel verschwinden, so werden wir vielleicht irgendwann keine Taxi- oder Busfahrer mehr brauchen, weil sich die Fahrzeuge autonom bewegen. Aber diese Art von Fortschritt wird eher nicht durch das verletzen von Menschen mit Lebensmitteln vorangetrieben.

          • @Ruediger:

            "Schichtarbeiter leben auch nicht unbedingt gesünder, wenn sie höhere Zulagen bekommen" Irgendwie nicht Ihr Ernst, oder?! Sie klingen wie jemand, der noch nicht in den Genuss von Schichtarbeit gekommen ist.



            Mein einziger Lösungsvorschlag, der auch gleich mit Auswirkung auf die Klimakatastrophe hätte: ein konsequenter Systemwechsel, welcher sowohl die Wirtschaft als auch das Konsumverhalten umfasst. Damit wird Schichtarbeit in nicht lebensnotwendigen Bereichen überflüssig. Auch in Neukölln, wo womöglich "auch mehr gesoffen, geraucht und gekifft" wird. Ich weiß, das wird nicht passieren, eher friert die Hölle zu. Aber wenn dem so ist, dann sollte man das Geheul über ein fliegendes Ei in Grenzen halten und nicht noch mit drei oder vier Artikeln darüber nach Aufmerkdamkeit heischen.

            • @Wurstfinger Joe:

              Ist es nicht schön, dass man an einem Sonntag nachmittag mit einem Leserkommentar in der taz einen nicht näher definierten "Systemwechsel" fordern kann, ohne sich über die Details Gedanken machen zu müssen? Ihnen ist sicher bewusst, dass da irgendwo gerade jemand eine Sonntagsschicht macht, um Kommentare zu sichten und dafür zu sorgen, dass die Technik läuft. Aber natürlich ändert sich das durch Eierwürfe auf Frau Giffey ...

              • @Ruediger:

                Och Gottchen, was ist an einem Systemwechsel in Wirtschaft und Konsumverhalten mit gleichzeitiger Reduzierung der anfallenden Lohnarbeit noch großartig zu definieren? Außerdem habe ich nicht gesagt, daß Eierwürfe das befürdern, sondern daß es angesichts der bestehenden Probleme mehr als lächerlich ist, sich ewig über soetwas zu echauffieren. Lesen, nachdenken, antworten...

  • Hallo,

    irgendwie kann ich diesen Sinneswandel bei der TAZ nicht recht glauben.



    > „ ... auf diese Weise ... ( wenn ) nicht nur die Person selbst, sondern auch das Amt oder Mandat und im Falle Giffey sogar ein Verfassungsorgan Ziel der Attacke ist ? “

    Ich erinnere nicht, daß Steine- und Flaschenwürfe auf die Polizei ähnlich kommentiert wurden nach Demonstrationen der Hausbesetzerszene in Berlin oder der 'Randale' in Leipzig-Connewitz oder im Schloßpark Stuttgart ...

    Man kläre mich bitte auf.

    Thomas Dräger, D-67098

  • Ich habe damals kommentiert, dass derjenige, der den Wurf guthieß und laut taz sagte, dass Giffey zwar sagen könne, was sie wolle, aber „nicht hier, denn das ist die Bühne der Arbeiterklasse“, in Wirklichkeit sagen wollte, dass Giffey natürlich nur dann sprechen dürfe, wenn er es ihr erlaube, und dass er darüber allein entscheiden dürfe.

    Mein Kommentar kam nicht durch. Auch eine Form des Beifalls für den Täter, finde ich.