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Diskurskultur in deutschen MedienImmer weiter nach rechts

Im Journalismus hat sich eine gefährliche Tendenz etabliert. Statt auf recherchierte Fakten wird vor allem auf Kontroverse als Selbstzweck gesetzt.

Abzweigung nach rechts: Vermeintlich bürgerliche oder linksliberale Medien verschieben den Diskurs Foto: Simon Spitznagel/plainpicture

Für Jour­na­lis­t*in­nen gehört es sich eigentlich nicht, über Kol­le­g*in­nen zu schrei­ben, so wie ich es an dieser Stelle machen werde. Zumindest ist es mir etwas unangenehm. Es muss aber sein, denn in den vergangenen Jahren habe ich gefährliche Tendenzen beobachtet, die mir in einigen Redaktionen begegnet sind. Es geht um radikalisierte Journalist*innen, die verletzbare Minderheiten im Visier haben.

Ich arbeite hier mit sogenannten non mentions, also namenlosen Schilderungen, nicht weil ich die Konfrontation scheue – von der habe ich aber tatsächlich genug –, es geht mir mehr um eine Arbeitsatmosphäre, in der sich diese radikalisierten Au­to­r*in­nen ungehindert entfalten können, in der einige Ent­schei­dungs­trä­ge­r*in­nen in Redaktionen auf die Kontroverse als Selbstzweck und nicht auf die journalistisch recherchierten Fakten achten.

Vorab ist mir wichtig: Was Springer-Medien, die Neue Zürcher Zeitung oder die Junge Freiheit mit ihren teils menschenfeindlichen Inhalten machen, ist aus meiner Sicht kein Journalismus. Dieses Phänomen müsste in einem anderen Text mit der Überschrift „Wehret den Anfängen: längst verpasst!“ besprochen werden. Mir geht es hier um vermeintlich bürgerliche oder sogar linksliberale Medien, die in den vergangenen Jahren immer öfter ausgetestet haben, wie weit sie, meist mit Meinungsstücken, den Diskurs nach rechts verschieben können. Spoiler: Sie sind sehr weit gekommen.

Ich muss betonen, dass Streit und Diskussion etwas Gutes sein können. Sie können Gesellschaften voran- und Lösungen für strukturelle Probleme hervorbringen. Es kommt aber darauf an, über was wie diskutiert wird. Lauten die Fragen wie folgt, könnte es schieflaufen: Sollen Frauen zurück an den Herd? Dürfen queere Menschen Eltern sein? Sollen Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken?

Ein ausgrenzender Diskurs

Genau diese Fragen werden vermehrt seit 2015 – also seitdem das politische Klima von rechtsextremen Flammenwerfern angeheizt wurde – unter dem Deckmäntelchen der Meinungsfreiheit verhandelt. Eine gewisse rechtsextreme Partei hat diese aufgeheizte Stimmung in die Parlamente getragen. Es ist nicht so, dass es vor der AfD im Bundestag keinen Rassismus gab, auch die deutsche Politik hat sich nach 1945 nicht entnazifizieren können.

Sicher ist aber, dass sie damit die politisierte Andersmachung von Minderheiten zur Kür erhoben hat. Diese Kür wurde in einigen Redaktionen dankend angenommen. Zu oft lauteten seitdem Antworten auf die Fragen aus dem vorherigen Absatz: Ja zum Sexismus, ja zur Queerfeindlichkeit, ja zur Menschenverachtung. So im Sinne von: Sollen doch ein paar Flüchtlinge ertrinken, selbst schuld, wenn sie sich in Nussschalen auf den Weg übers Meer machen, und außerdem schreckt das andere ab, denn wir können nicht ganz Afrika aufnehmen.

Es gibt Fragen, die nicht verhandelt werden können: jene, die die Men­schen­würde betreffen

Ich frage mich immer öfter: Was sagt dieser gewollt ausgrenzende Diskurs über die deutschsprachige Medienlandschaft und das journalistische Selbstverständnis einzelner Kol­le­g*in­nen aus?

Neulich haben die „Tagesthemen“ ein neues Pro-und-Contra-Format eingeführt. Das klingt nach Binnenpluralismus. Diese Neuerung illustriert allerdings einen Trend, dem zu viele Chefredaktionen verfallen sind: über alles diskutieren und jede Meinung normalisieren zu wollen. Natürlich bin ich nicht dagegen, über den Einsatz von Smartphones in Schulklassen zu streiten oder den Sinn der Erbschaftsteuer oder die Schließung eines ehemaligen Flughafens.

Es gibt allerdings Fragen, die nicht verhandelt werden können: jene, die die Menschenwürde betreffen. Das Pro-und-Contra-Format öffnet die Möglichkeit, dass aus Nachrichtenportalen, Printmedien und Rundfunkprogrammen politische Projektionsflächen werden, die sich weniger an journalistischen Standards orientieren.

Einfacher als früher

Zum ersten Mal sind mir durch antirassistische Diskurse persönlich beleidigte Jour­na­lis­t*in­nen begegnet, da war ich vor knapp zehn Jahren ein unbedeutender Praktikant. Anscheinend hatte ich mit einer antirassistischen Aussage in einer Redaktionskonferenz einen Redakteur (natürlich alt, weiß, cis-männlich, hetero) so sehr getroffen, dass er mich zu einem klärenden Gespräch beim Kantinenessen bat. „Mohamed, ich habe damals nicht umsonst die Startbahn West in Frankfurt blockiert“, sagte er. Ihm gehe Antirassismus so richtig auf den Senkel. Es war der inhaltliche Widerspruch, der ihn beleidigte.

Ich weiß nicht, was im Kollegen heute so abgeht, wenn er die vermehrt hör- und sichtbaren Stimmen von Schwarzen Menschen und People of Color mitbekommt, die über institutionalisierten Rassismus, Polizeigewalt und eine ehrliche Aufarbeitung deutscher Geschichte sprechen.

Anders als vor zehn Jahren ist es in Redaktionen heute allerdings einfacher geworden, sogenannte kontraintuitive und gewollt politisch inkorrekte Inhalte ins eigene journalistische Produkt zu kippen. Oft mit wenig Recher­chearbeit und immer den „linken Mob“ auf Twitter im Blick. So als wäre Twitter das Vorzimmer des Bundeskanzlerinnenamts. Neulich behauptete jemand in einer großen deutschen Redaktion, dieser „linke Mob“ sei schlimmer als echte Nazis. Das illustriert gut, wie sehr sich die Prioritäten verschoben haben.

Wir Jour­na­lis­t*in­nen sind selbstbewusste Menschen, die das Rampenlicht suchen. Klar kenne ich Kolleg*innen, die einfach ihren Job machen und keine Profile auf sozialen Medien pflegen. Fakt ist aber, dass viele Me­di­en­ma­che­r*in­nen die Öffentlichkeit suchen. Ich bin von dieser Darstellungssucht nicht ausgenommen.

Ködern am rechten Rand

Doch habe ich in den vergangenen zehn Jahren immer häufiger beobachten müssen, dass einige Jour­na­lis­t*in­nen und Redaktionen menschenverachtende Kontroversen bemühen – teils um damit aufzufallen, neue Abon­nen­t*in­nen oder Zu­schaue­r*in­nen am rechten Rand zu ködern, manchmal aber, weil sie schlicht daran glauben.

Da ist zum Beispiel eine Kollegin, die ich nur flüchtig kenne. Sie hat jahrelang stabile Arbeit in einem regionalen Printmedium geleistet. Das war ihr anscheinend irgendwann nicht genug und deswegen schrieb sie – ohne Not und mit null Vorrecherche – einen Kommentar, der antirassistische Diskurse verteufelte und selbst rassistische Bilder bediente.

Plötzlich war sie jemand und bekam auf Twitter Zuspruch, ja tosenden Applaus teils von bekannten rechtsextremen User*innen. Sie bedankte sich dafür mit Smileys, nahm motivierende Worte von anderen Jour­na­lis­t*in­nen entgegen, ihre Chefin verteidigte sie vehement. Dennoch beschwerte sie sich danach, man wolle sie canceln.

Da ist eine andere Kollegin, die wegen ihrer menschenverachtenden Meinungsstücke hinter den Kulissen im Regierungsviertel von AfD-Politiker*innen als eine der wenigen aufrichtigen Jour­na­lis­t*in­nen im Land gefeiert wird. Jene, die absolut überzeugt sind, dass die „Lügenpresse“ vom jüdischen Philanthropen George Soros Milliarden bekommt, um den Untergang des Abendlandes herbeizuschreiben, schicken ausgerechnet einer Journalistin Liebeserklärungen? Das müsste einen zum Grübeln bringen, right?

Doch das Gegenteil passiert: Auf den verstörenden Zuspruch von Rechtsextremen angesprochen, erzählt die Kollegin von ihrer Freude an der „linken Ideologiekritik“ und ihrer Skepsis gegenüber Identitätspolitik. Das sagte sie so, als wären ihre eigenen Texte keine Identitätspolitik.

Streit als Kernaufgabe

Einige Chefredaktionen fördern diesen konfrontativen Trend. Denn diese Konfrontation ruft (berechtigten) Widerspruch auf. Und so kommt Tag für Tag, Woche für Woche eine Talkshow-Runde, ein Pro-und-Contra oder ein Leitartikel in Umlauf, der die Existenz von verletzbaren Minderheiten in diesem Land gefährdet.

Regelmäßig gibt es danach Aufregung und einige Redaktionen stellen die Entgleisungen entweder selbstbewusst als Teil des Diskurses oder als bedauerlichen Ausrutscher dar, den man mit einem Gastbeitrag wieder gutmacht. So kann faktenbasierter und fairer Journalismus nicht funktionieren.

Eine Begleiterscheinung gibt mir aber doch Hoffnung: In vielen Redaktionen, die ich gut kenne, gibt es Gruppen von Journalist*innen, die sich genau gegen diese Menschenfeindlichkeit wehren. Sie nennen sich „der Untergrund“, „der Widerstand“ oder schlicht „die Opposition“. Sie sehen die Rolle einzelner radikalisierter Kolleg*innen, die Narrenfreiheit nach rechts genießen, kritisch. Sie sind nicht gegen Debatten, fordern aber, dass sie respektvoll ablaufen und auf Rassismus, Sexismus oder Queerfeindlichkeit verzichten.

Die Kernaufgabe von Redaktionen ist der Streit, damit Inhalte besser werden. Das sind Kolleg*innen, die einfach sagen wollen, was ist. Die sich intern aber manchmal nicht trauen. Immer wenn so ein menschenfeindlicher Kommentar irgendwo erscheint, klingelt mein Telefon.

Dann lese ich zugleich verzweifelte und traurige, kämpferische bis rebellische Nachrichten, die diesen längst nach rechts gedrifteten Diskurs ablehnen und zu fairem und gut recher­chiertem Journalismus zurückkehren wollen. Dieser Widerspruch versöhnt mich ein wenig mit meiner eigenen Branche.

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81 Kommentare

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  • "NZZ = JF" als Aufschlag bei einem Text zu Diskursverschiebung... verdammt länger und total unlustiger "die Wahrheit"-Text heute.

  • 9G
    90634 (Profil gelöscht)

    "Im Journalismus hat sich eine gefährliche Tendenz etabliert. Statt auf recherchierte Fakten wird vor allem auf Kontroverse als Selbstzweck gesetzt." schrieb die Taz. Habe sehr gelacht, danke dafür.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Die Mehrheitsmeinung war nach dem Krieg eher rechts-bürgerlich.""



    ==



    Das trifft es nicht so richtig.

    Die Mehrheitsmeinung war ausgerichtet nach dem Wertekanon der aus der nationalsozialistischen Vergangenheit stammte - der Streit damals war -- ob es eine Stunde Null gegeben hat -- oder nicht.

    Natürlich gab es die Stunde Null nicht - es waren ja schließlich die gleichen Menschen die überwiegend bis zum



    8. Mai eines der menschenrechts-verachtenden und rassistischen Regime unterstützt hatten welches jemals in der Menschheitsgeschichte existiert hat.

    Das was Du als bürgerlich beschreibst war lediglich der Konsens in der deutschen Gesellschaft den abgrundtiefen Schrecken der Vergangenheit unter einem Deckel des Schweigens zu verbergen.

    "Die bleierende Zeit" war ein Filmtitel der passend den Zustand beschreibt - nämlich den Versuch das Unfassbare hinter einer lächerlichen & brüchigen Fassade zu verstecken.

    Das hat nicht funktioniert - aber wie tiefgreifend die Naziideologie war beschreibt der Irrweg der RAF, die mit Mord & Totschlag lediglich Propaganda betrieben haben etwas zum Besseren verändern wollen - aber letztendlich wieder in der fatalen deutschen Geschichte endeten.

    "Links" und "Antirassismus" in D`war immer eine Gegenbewegung zur eigenen fatalen Geschichte - das war der Kern des Erfolges.

    Der Artikel von Mohamed ist ja deswegen interessant weil er AlltagsRassismus in D´als Integrationshemnis beschreibt. Nicht mehr eine Prägung von VorGestern wird diskutiert, sondern der Umgang der Eingeborenen mit denjenigen, welche Ihren Weg in die Gesellschaft suchen.

    England hat sich für ein Artenschutzprogramm namens Brexit entschieden um Möchtegern-Imperialisten & Rassisten in einem Zoo namens England auszustellen, Biden kämpft für Gleichberechtigung & Trump für einen faschistischen Staat.

    Mohamed & all die anderen werden mit spitzer Zunge helfen den



    richtigen Weg zu finden. Daran habe ich keinen Zweifel.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @06438 (Profil gelöscht):

      "sondern der Umgang der Eingeborenen mit denjenigen, welche Ihren Weg in die Gesellschaft suchen."

      Die Eingeborenen haben also kein Recht zu diskutieren, wer in Zukunft mit ihnen wie zusammenlebt?

  • Die Argumentation hier beschränkt sich auf folgendes Muster: Diskussion gerne, aber nur über Themen, die willkürlich festgelegten Kriterien entsprechen. Genauso argumentieren zum Beispiel auch Abtreibungsgegner und “Lebensschützer”: Wir können über alles reden außer abtreibung, denn das ist ja mord...



    Außerdem werden hier viele Debatten vereinfacht dargestellt. Man muss sehr wohl über Einwanderungspolitik, Sexismus und Rassismus diskutieren. Natürlich disqualifiziert man sich, wenn man zB behauptet es gäbe keinen strukturellen Rassismus. Aber einfach eigene Positionen als die absolute Wahrheit darzustellen (und das passiert hier auch noch unter dem Deckmantel der Objektivität, die im allgemeinen und im Journalismus im speziellen eigentlich nicht erreichbar ist) disqualifiziert einen ebenso.



    Auch über sie der eigenen Perspektive menschenverachtende Themen kann diskutiert werden - und um ein langfristiges Umdenken der Bevölkerung hin zu liberaleren Ansichten zu erreichen muss darüber sogar diskutiert werden.

  • Gerade wenn man sich die Themen Sexismus, Rassismus, Ungleichheit anschsut, ist in den letzten 5 Jahren doch eine im Allgemeine positive Diskursverschiebung zo betrachten.

    Dass Rechte auch medial ihre Positionen publizieren, ist eindurchaus erwartbares und in einer nicht homogenen Gesellschaft druchaus normales Verhalten. So unangenehm es ist.: diese Leute sind als Teil der Gesellschaft eben auch Teil des Diskurses. Das wird man nicht wegbekommen sondern muss es aushalten.

  • Vermutlich muss man die Zeitskala beachten. Die Mehrheitsmeinung war nach dem Krieg eher rechts-bürgerlich. Unter Brandt fand eine Öffnung nach links statt mit ausgeprägtem Links-Terrorismus (RAF). Dann unter Kohl eine Verschiebung nach rechts. Dann unter Merkel langsam ein Verschieben nach Links, mit den bekannten Veränderungen: Drittes Geschlecht, Grenzöffnungen, Atom- und Kohleausstieg. In den letzten Jahren gab es tatsächlich ein starkes Linksgewicht, wogegen sich jetzt Widerstand regt.

    Wo genau man aktuell steht, ist stets schwer zu sagen. Ein Indikator ist es wer wem den Mund verbieten möchte ("XZY darf nicht diskutiert werden", "Solchen Fragen sollten nicht gestellt werden", ...). Wer das macht, hat üblicherweise die Diskurshoheit.

    • @Taube:

      Da Sie das wohl nicht wissen: Die "Grenzöffnungen" fanden nicht während der Regierungszeit von Merkel statt, sondern während der Regierungszeit Helmut Kohls. Gewöhnlich wird das als "Schengener Abkommen" bezeichnet. Außer natürlich von AfD-Fanboys.



      Ebenso typisch für diese Leute ist ein fabulieren über "den Mund verbieten", oder den angeblichen "Linksruck", den es unter Merkel nie gegeben hat.

      • @Kaboom:

        Was ist mit denn Grenzöffnungen von 2016 für die Flüchtlinge ?? Ich bin mir sicher das da die Kanzlerin Merkel hieß.



        Und der Linksruck unter Merkel ist die gleiche Sichtweise wie sie Herr Mohamed Amjahid über den Rechtsruck der Medien hat. Liegt alles im Auge des Betrachters.

        • @Günter Witte:

          Es gab keine Grenzöffnungen für Flüchtlinge. Auch das ist typische AFNPD-Agitprop.



          Und bezüglich des angeblichen "Linksrucks": Vielleicht sind Sie ja der erste in diesem Land, der mir ein paar Beispiele für diesen angeblichen Vorgang nennen kann. Bisher konnte das nämlich noch niemand.

          • @Kaboom:

            Sie haben recht, es gab nicht 2016 die Grenzöffnung von Merkel sondern 2015.



            Ich weis ja nicht ob Sie ntv auch für einen rechten Propagandasender halten, aber auch die schrieben über Grenzöffnung.



            www.n-tv.de/politi...ticle18520011.html



            zu " Linksruck " Sätze lesen und versteh ist anscheinend nicht jedem gegeben, dafür ist ihre Antwort ein Beispiel.

  • Es wäre schön wenn der Autor auch Beispiele anführen könnte, dann könnte man seine Argumente besser nachvollziehen und außerdem wäre das auch mutig und würde den Diskurs auch vorantreiben.

    Ich finde die genannten Talkshows auch schrecklich und ermüdend, weil Sie durchsichtig und langweilig sind. Konsens entsteht dort nur selten.

    Dennoch habe ich noch keine Talkshow gesehen in denen gegen Minderheiten gehetzt wurde...Kritik muss man sich nun mal stellen in Deutschland, auch Minderheiten müssen das...denn auch Sie sind Teil der deutschen Gesellschaft und auch die Majorität muss sich Kritik gefallen lassen und damit umgehen...man schaue zum Beispiel auf die Berichterstattung über Kirchen oder alte weiße Männer. Da müssen die Minderheiten sich an Kritik und Anfeindung gewöhnen, wie jeder andere auch und solange Sie nicht zu Hetze mutiert trägt jede Kritik zum Fortschritt bei!

    Um welche Minderheiten und welche Positionen geht es dem Autor explizit? Ich hoffe nicht um falsch verstandene Religionskritik, die nur allzu häufig als Blasphemisch ausgelegt wird, das stünde dann nämlich exemplarisch für die Kritikunfähigkeit dieser patriarchalischen Religionen.

    Dass einzelne Journalisten, die Ideale der queeren Bewegung nicht teilen ist vollkommen in Ordnung. Ich persönlich habe noch keinen queerfeindlichen Artikel gelesen (ein Beispiel wäre auch hier schön), höchsten solche, die kritisch mit der progressiven Grundhaltung umgehen und das ist doch auch wichtig für die Bewegung.

    Damit man sich nicht verirrt muss man halt auch mal an seine Grenzen stoßen und da ist es wichtig, dass auch linken Journalisten irgendwann die Grenzen des Diskursraumes aufgezeigt werden und das ist dann nicht gleich rechts, sondern einfach nur vernünftig.

  • Es gibt Gründe für diese Aggressionen, die Herr Amjahid richtig anspricht: Übervorteilungspanik, das Gefühl majorisiert zu werden.



    Es gibt Bürgerliche und Akademiker, die sind geschockt, dass Afrikaner/innen nicht mehr klein und Kind sind, sondern alles mögliche rational formulieren und das auf deutsch.



    Es gilt diesen Wahrnehmungsfehler zu bearbeiten:



    nicht ich werde bedroht, mit dem Rücken zur Wand durch Überfremdung oder dominante MigrantInnen, sondern umgekehrt, ich bekomme die Chance in die erweiterte Welt aufgenommen zu werden.



    Es gibt in jeder Weltregion demokratische, egalitäre Potenziale, die uns einladen, an der Erneuerung teilzunehmen.



    Die Umverteilung des Reichtums gehört da natürlich dazu.

    • @nzuli sana:

      "Es gibt Bürgerliche und Akademiker, die sind geschockt, dass Afrikaner/innen nicht mehr klein und Kind sind, sondern alles mögliche rational formulieren und das auf deutsch." Also ich bin lediglich geschockt, dass (akademische) PoC und ihre (akademischen) Unterstützer*innen auf kollektive Identität statt auf Individualität setzen. Dass es plötzlich heißt, eine Weiße dürfe nicht die Lyrik einer schwarzen Schriftstellerin übersetzen. Diese Irrationalität macht mich fertig! Ansonsten: Teilhabe - ja. Geteilte Privilegien - ja. Reichtum umverteilen - ja.

  • Herr Amjahid formuliert ja aus seiner eigenen Wahrnehmung heraus... und vermittelt (meine ich..) eine art Gefühl subjektiven 'Unwohlseins' bei seiner



    Betrachtung der gegenwärtigen Praxis in der Journalistik?



    Er hat aber nicht die journalistische Praxis der taz im Fokus.



    Schon deshalb nicht, weil die taz grossen



    Wert auf die historischen Hintergründe



    der Berichte, Analysen und Kommentare



    legt und Menschheitsfragen (die die ganze Welt betreffen) debattiert. Selbst regionale und provinzielle Probleme und Phänomene werden im Lichte globaler Verhältnisse (z. B. im Licht der Ideale der U. N. O.) dargestellt: So z. B. die Flüchtlingsproblematik, NGO Lebensrettung, der Kontrast zwischen arm und reich, Wohlstandsnationen und deren inhumane Arroganz, Klima und Ökologie, Nazis...



    Das 'Unwohle Gefühl' des subjektiven Empfindens Herrn Amjahids ist evtl. erklärbar durch die Sensationsfixierung



    der Boulevardjournalisten? Da fehlen generell historische Hintergründe, Geschichtsklitterung ist das Normal.



    Zündende Schlagworte, Bilder.. um die



    'himmlische Konsumideologie' als das Absolute Paradies der Instinkte zu stilisieren?



    Da wird eben Humane Solidarität geopfert... und Diplomatie für Frieden



    und Solidarität ist langweilig...



    --------



    .. da spielt auch die Reizüberladung durch die Medienkultur, als auch der Bildungsstandard des Einzelnen



    'Konsumenten' eine Rolle?



    Der bisher 'assimilierte Journalismus' wurde zu einem Teil der Konsum Ideologie.

    • @vergessene Liebe:

      Ich denke Sie haben Recht, die Sensationsfixierung im Journalismus als Teil der Konsumkultur ist ein wichtiger Punkt.

      Nur würde ich die Taz da nicht ausnehmen.



      Und nur manche Artikel sind gut recherchiert.

      • @rero:

        Ja... @RERO..! ...ist ja so wahrnehmbar, das psychologische Tricksereien, um das Subjektive der "Sehnsucht nach dionysischer Lusterfüllung" durch die Reklameindustrie in den Medien zu



        bedienen, oder es eben ideologisch zu konditionieren..



        ..es geht nicht um Vernunft, es geht ums `Lustgefühl´, im Feld der Profitökonomie und deren Produktpaletten, um "IN" zu sein in der Konsumgesellschaft.



        Da werden notwendige Themen wie Menschenrechtsproblematik, Ökologie, Frieden, Rassismus .. eben als "lusttötend" verdrängt, oder als `linkes Übel´abgetan!



        Im Text Herrn Amjahids meine ich, das er die relativierung journalistischer Vernunft auf reine Schlagworte für die Konsumideologie der Lusterfüllung versucht sichtbar zu machen!



        Und die taz? ..da werden doch primär Menschheitsfragen journalistisch und in vernünftiger/verständlicher Sprache beleuchtet und debattiert?



        (abgesehen von manchmal `lustigen´ Ausrutschern..)



        Ich meine das die taz den vulgären Standard des Boulevardjournalismus und dessen Stillstand in der Abwesenheit globaler Hoffnungsvisionen, sehr gut überschreitet! Siehe die taz Berichte und Debatten im Feld Klima, FFF, U.N.O. , Ökologie, Rassismus... usw!

  • Die Wahrnehmung des Autors ist verzerrt, wenn er meint, dass seit 2015 alles nach rechts gerückt sei. Wie war es denn früher? Der Autor bringt 3 Fragen, und ich versuche 3 Antworten:

    1. Sollen Frauen zurück an den Herd? Meines Wissens fordert dies praktisch niemand. Meint der Autor vielleicht das mit Recht häufig als "Herdprämie" bezeichnete Betreuungsgeld, das (auch) von der AfD gefordert wird? Nun, das Betreuungsgeld wurde bereits 2013 von der CDU/CSU-FDP-Koalition eingeführt (und 2015 mangels Gesetzgebungskompetenz des Bundes vom Bundesverfassungsgericht kassiert) und ist aktuell eine Landessozialleistung in einzelnen unionsgeführten Bundesländern.

    2. "Dürfen queere Menschen Eltern sein?" Ja, und das ist auch gut so. Und eine Lesbe, die in eingetragener Partnerschaft mit einer Frau aus Sri Lanka 2 Kinder erzieht, wurde von der rechtesten Partei im Bundestag zur Co-Fraktionsvorsitzenden gewählt und ist noch im Amt. Gab es z. B. vor 30 Jahren in den Parteien offen homosexuell lebende Politiker in führenden bundespolitischen Positionen? Mir fällt niemand ein. Und haben damals führende Politiker oder linksliberale Medien die Möglichkeit gleichgeschlechtlicher Ehen gefordert? Nö. Es hat sich doch seitdem einiges zum Guten verändert.

    3. "Sollen Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken?" Dass die Überquerung des Mittelmeers nach Europa lebensgefährlich ist, wenn man nicht mit Einreiseberechtigung auf einem Passagierschiff fährt, ist seit Jahrzehnten Grundlage der Migrationspolitik der EU-Länder; nach innen auf, nach außen zu. Aber heute wird dies - anders als früher - nicht mehr nur von ein paar Aufrechten kritisiert. Der Autor, geb. 1988, hat die üble Debatte um die Grundgesetzänderung von 1993, mit der das Asylrecht von Union, FDP und SPD nahezu abgeschafft wurde, nur als kleines Kind erlebt. Die Parole war: "Das Boot ist voll." (visualisiert z. B. im folgenden Spiegel-Titel: www.spiegel.de/spi...index-1991-37.html ). Früher war nicht alles besser.

  • das Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit und co. in allen politischen Richtungen in unterschiedlichen Quantitäten und Qualitäten zu Hause ist, sollte mit den jährlich erscheinen Studien bekannt sein.

    Die "namenlosen Schilderungen" des Artikels zeigen da nichts neues auf. Sollte es sich bei dem Geschilderten um wirklichen Schrott handeln, dann ist dieser zu exakt benennen. So bleibt nur ein schaler Geschmack zurück es handele sich um Probleme irgendwo ganz anders und nicht beim Kollegen im Nachbarzimmer.

  • Wenn ausgerechnet in der taz der NZZ schlechter Journalismus vorgeworfen wird, sollte dieser Artikel z.B. als "Kommentar" gekennzeichnet werden.



    Wenn ich gut "recherchierte Fakten" lesen will, suche ich die sicher nicht in der taz.



    Daher gibt es bei der taz sehr viele Artikel die als "Kommentar" laufen.



    Mir stört das nicht so, es geht es mehr um das alternative Meinungsbild.



    Framing und Narrative werden schon linkslastig gesetzt und weitgehend unkritisch in den Medien übernommen.



    Die "rechten Meinungsäusserungen" sind dagegen sehr konfrontativ und häufig extrem und oft auch abstossend im Sprachgebrauch.



    Mich stört beides, ich finde mich in der Medienlandschaft sehr "alleingelassen" wieder.

    • @Westried:

      Die NZZ ist heute - zumindest in ihrer Online-Ausgabe - ganz schlicht ein Sprachrohr von Blocher, Köppel, Höcke & Co. Das sollte sich eigentlich bis in die letzte Ecke herumgesprochen haben. Bei Ihnen ist das aber offenbar noch nicht angekommen.

      • 0G
        04105 (Profil gelöscht)
        @Kaboom:

        Deine "Sprachrohrtheorie" ist völliger Unfug - und deswegen hat sie sich NICHT bis in die letzte Ecke herumgesprochen.



        Andererseits zeigst Du, wo der Hase im Pfeffer liegt. Viele können nicht erkennen, dass die eigene Weltsicht nicht der absoluten Wahrheit entspricht. Man wertet ab, stellt u.U. wissentlich falsche Zusammenhänge her - nur um zu beweisen, dass man der Rechthaber ist.

        Ein kleiner Tipp für Dich, falls es Dich mal wieder überkommt: Denk daran, dass es komischerweise Menschen gibt, die die Welt anders sehen als Du.

  • 1G
    12333 (Profil gelöscht)

    Als ich den Artikel las, musste ich mich beherrschen, nicht laut loszulachen.



    Die Argumentationen, die dem Großteil der Qualitätsmedien in Deutschland vorwerfen, nach links abgedriftet zu sein und andere Meinungen auszuschließen, bzw. als rechts abzuqualifizieren, werden hier einfach 1:1 in die andere Richtung umgemünzt.



    Die NZZ ist bekannt für ihre Neutralität, aber mir ist schon seit längerem aufgefallen, dass diese Zeitung in deutschen Medien als rechtslastig dargestellt wird, weil sie den Journalismus und die öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland kritisch beobachtet .

    • @12333 (Profil gelöscht):

      Um die Neutralität von Medien wie der NZZ (aber auch der ZEIT, der SZ oder des GUARDIAN) zu beurteilen, funktionieren tradierte Schemata, die zwischen rechts und links unterscheiden, schon lange nicht mehr.

      Die o.g. Medien vertreten eine schon fast fanatisch neoliberale Haltung zugunsten der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft. Noch mehr als konservativ-wirtschaftsorientierte Blätter wie FAZ oder Handelsblatt finden sich bei NZZ et al. Position aus dem Spektrum zwischen Atlantikbrücke und INSM. Zugleich gibt man sich moderat queer-tolerant und ist natürlich antirassistisch eingestellt. Woher diese Art Liberalismus das Prädikat "links" hat, ist mir ein Rätsel. Wohl so rätselhaft wie die Wahlempfehlung für den "linken" Macron durch Cohn-Bendit oder das Noch-Prädikat "links" für die TAZ.

      • 1G
        12333 (Profil gelöscht)
        @Khaled Chaabouté:

        Letztlich ist für mich entscheidend, ob ein Artikel lösungsorientiert und unvoreingenommen an ein Thema herangeht.



        Das bezeichne ich als guten Stil.



        Bei der NZZ stosse ich gelegentlich auf Artikel, die diese Kriterien erfüllen.



        Mag sein, dass einzelne Autoren(m/w) eine Nähe zur INSM oder Atlantikbrücke haben.

      • 0G
        04105 (Profil gelöscht)
        @Khaled Chaabouté:

        Geeeenaaaauuuu... was "links" ist, bestimmt KHALED CHAABOUTÉ und sonst niemand!



        ... das wird man doch noch sagen dürfen ;-)

  • Die Saat der strategischen Diskursverschiebung, wie sie die "Neue Rechte" aus dem Epizentrum Schnellroda ja klar und deutlich als Instrumentarium einsetzt geht inzwischen unfassbar erfolgreich auf.



    Ob AfD, IB oder sonstige Organe dieser Ideologie spielen die Klaviatur leider perfide gut. Das Ergebnis sind die im Artikel aufgezeigten Missstände.

    Für einen m.E. guten Einblick sorgt der Wissenschaftler Volker Weiß z.b.: hier:



    www.youtube.com/watch?v=OHVQRGzHTVE

    Mit Verlaub zeigen im Übrigen auch einige Kommentare hier diese schleichende Verschiebung.

    • @Horstl Fambacher:

      Uiuiui, der letzte Satz kann missverstanden werden.

      Ich unterstelle hier niemandem Teil der o.G. "Strategen"zu sein oder diese Strategie vorantreiben zu wollen.



      Es scheint mir nur so, als ob diese Diskursverschiebung eben auch in der von Medardus kritisierten Art und Weise Niederschlag findet, gewissermaßen nolens volens(?).

  • Vergleiche dazu die neueste Fassung des Buchs der Soziolinguistin / Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak:

    „Politik mit der Angst: die schamlose Normalisierung rechtspopulistischer und rechtsextremer Diskurse“ Wien : Edition Konturen

    • @nzuli sana:

      Oder auch Lavins "Culture Warlords".

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Ich arbeite hier mit sogenannten non mentions, also namenlosen Schilderungen, nicht weil ich die Konfrontation scheue – von der habe ich aber tatsächlich genug –, es geht mir mehr um eine Arbeitsatmosphäre, in der sich diese radikalisierten Au­to­r*in­nen ungehindert entfalten können........""

    ==

    Schade, damit nimmst Du Dir die Schärfe und die Klarheit Deiner Position - und vergibts die Chance punktgenau Tendenzen bei Journalisten treffsicher aufzuzeigen die derzeit versuchen auf den fahrenden aber rumpeligen Zug der Rechtspopulisten aufzuspringen.

    Schon klar das die Konfrontation ungemein schwierig ist - auch weil der Vorwurf des "Nestbeschmutzers" blitzschnell aus der verkeimten Hose gezogen werden wird der u. U. berufliche Konsequenzen zeitigt.

    Der Vorteil wäre allerdings das Du eine Diskussion über Alltagsrassismus zündest & sich in dieser Diskussion einiges an Standpunkten klären und an das Tageslicht treten wird.

    So glaubt jeder zu wissen was Du meinst - bleibt aber (leider) folgenlos weil Dein Ansatz über eine allgemeine Klage nicht hinaus kommt.

    Hengameh Yaghoobifarah hat sicherlich auch mit bestimmten Artikeln an Ihrem Bekanntheitsgrad gefeilt - ist aber nicht weiter aufgefallen weil sich Treffsicherheit, hinsichtlich des Themas und die Klarheit der Aussage in der Konfrontation mit dem Beklagten die Wellen geschlagen hat die es braucht um eine wichtige Diskussion weiter zu treiben.

  • Meine Wahrnehmung ist teilweise anders. Ich sehe in den Medien insgesamt eine politische Ausrichtung nach rechts, die nur dadurch kaschiert wird, weil die AfD sozusagen der Rettungsring ist, um sich irgendwie noch nach rechts abgrenzen zu können.



    Die "Verteufelung" traditionell konservativer Blätter ist für mich Folge der Tatsache, dass diese zum Teil noch Qualitätsjournalismus betreiben, der mir persönlich nicht nahe steht, den ich aber durchaus achte, weil z.B. die NZZ noch in der Lage ist, faktenbasiert zu berichten und nicht nach individuellem Empfinden. Mir muss niemand erklären, was ich zu denken habe.



    Der selbst ernannte linksliberale Journalismus, der "Weiße alte Männer" braucht, um das eigene journalistische Unvermögen zu kaschieren, ist für mich eine Bankrotterklärung.

  • Die Relativierung Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit die von einigen der Kommentatoren hier betrieben wird ist wiederwärtig.

    • @Medardus:

      was meinen Sie damit, wo wird "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" relativiert? Meinen Sie so hämisch von oben herab geschriebene Artikel wie den "Lieber alter weißer Mann"....in den Kommentaren hier finde ich nichts, was gruppenbezogen menschenfeindlich wäre.

  • Sehr geehrter Autor,

    im hiesigen Journalismus (links wie rechts) fehlt es häufig an der Bereitschaft, beim Verfassen von Beiträgen klar zwischen Sachverhalt und (eigener) Meinung zu trennen. Mein Eindruck ist, dass manche Journalisten versuchen, ihre Meinung dem Leser durch 'Tricks' unterzuschieben, z. B.:



    Nicht selten verwenden Autoren sachliche klingende Wörter oder Begriffe, die eine gewisse 'Aura der Sachlichkeit' zu transportieren. Erst bei genaueren Hinsehen / -hören kann man erkennen, dass mit diesen Begriffen eigentlich eine persönliche Meinung verpackt wurde.

    Hier ein Beispiel aus Ihrem Artikel:



    "verletzbare Minderheiten"

    Was ist damit eigentlich gemeint bzw. was soll damit ausgedrückt werden?

    Für mich ist dies eine "verpackte Meinung", denn der Begriff "Minderheit" bedeutet eine abstrakte Gruppe. Diese ist aber überhaupt nicht verletzbar. Wirklich verletzbar sind konkrete Personen oder Menschen.



    Klar, verletzen auf dieser Welt regelmäßig Täter andere Menschen, weil sie zu einer Minderheit gehören. Aber diese Minderheit selbst ist nicht verletzbar(er) als jede andere anhand irgendwelcher Merkmale definierte Gruppe.

    Meine Bitte an Sie als Autor:



    Mehr Klarheit in der Darstellung.



    Wenn Sie ein (vertretbare) Meinung äußern, dann tun Sie das bitte erkennbar und gerne auch laut.



    Aber vermeiden Sie bitte das Verpacken von Meinungen in einen (scheinbar) sachlichen Kontext.



    Herzlichen Dank!

  • Kann ich bestätigen. In der NZZ wurde neulich ein Mesch interviewt, der die Niederschlagung der Demokratiebewegung in China mit der Verfolgung von Auschwitzleugnern gleichsetzte, ohne Widerspruch des Interviewpartners. Nach dem Motto "Jede Gesellschaft hat halt ihre Tabus, guck, wir mögen keine Nazis, die keine Demokratie, ist doch alles dasselbe". Genauso funktioniert Entmenschlichung und Ent-Tabuisierung.

  • Ich finde den Artikel sehr oberflächlich. Gerne hätte ich Beispiele für menschenfeindliche Artikel in der NZZ. Gerne wüsste ich auch, wo darüber diskutiert wird, ob Gelfüchtete im Meer ertrinken sollen. Das ist menschenverachtend und ich kann mir keine bürgerliche oder linksliberale Zeitung/Journalisten vorstellen, die so etwas im Ernst möchte. Oder auch die Frage: Sollen Frauen zurück an den Herd? Wo wird so etwas diskutiert? Ich glaube, die Fragen lauten anders, das wollen Sie aber nicht zugeben, denn dann wären sie nicht mehr menschenfeindlich formuliert.



    Und ist es nicht auch menschenfeindlich, Polizisten als Müll zu bezeichnen?



    Heute ist man schnell dabei, bürgerliche, konservative Meinungen als rechts abzutun. Warum können wir alle nicht versuchen, mehr zuzuhören ohne vorzuverurteilen, auch die Journalisten?



    Ich jedenfalls bin extrem froh über die Bandbreite an Journalismus in unserem Land und fände ein Land, in dem es nur ein "Neues Deutschland" oder eine "Hürriyet" gäbe grauenhaft!

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Fupe:

      "Seenotrettung: Oder soll man es sein lassen?"



      www.zeit.de/2018/2...w.startpage.com%2F

      • @85198 (Profil gelöscht):

        Danke für den Hinweis. Der Titel "Seenotrettung: oder soll man es sein lassen?" ist ein völlig anderer als die im Artikel aufgeworfene Frage "Sollen Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken?" Es stört mich einfach, wenn nicht präzise formuliert wird und ein Verneinen der Seenotrettung mit dem Wunsch nach Ertrinken von Flüchtlingen gleichgesetzt wird. Das Ziel auf beiden Seiten ist, so wenig Flüchtlinge wie möglich ertrinken zu lassen. Nochmal: Niemand will Geflüchtete ertrinken lassen, das ist absolut menschenfeindlich und indiskutabel.

    • @Fupe:

      Sorry, aber nahezu in jeder zweiten Ausgabe der NZZ aus den Jahren 2015 und 2016 fanden sich Artikel, die man nur zu Ende denken musste, um das große Kotzen zu bekommen. Bisweilen hatte ich den Eindruck, dass das in der Flüchtlingsfrage das Zentralorgan der AfD war.

      • @Libuzzi:

        Die aktuelle Flüchtlingspolitik ist die Flüchtlingspolitik der AfD von 2015 und ist die Flüchtlingspolitik der CDU von vor 20 bzw. 10 Jahren und ist damit immer noch durchlässiger als die schweizer Flüchtlingspolitik (welche trotzdem fairer ist). Andere schweizer Zeitungen sollten sich da eher mal an die eigene Nase fassen, vielleicht liegt da aber auch nur daran, das ich es nicht mag die Wirklichkeit in schöne Worte zu packen.

        Da fand ich die Anbiederung der NZZ an Maaßen peinlicher, glücklicherweise konnte diese Entwicklung durch den Abgang Serranos einigermaßen korrigiert werden. Ja, es ist immer noch zu viel Anbiederung an die mit dem “anderen Blick“, aber es ist eben auch eine Clickbaitwelt, bei der alle mitmachen. Darunter liefert die NZZ immer noch mehr Substanz als der Rest ihrer Preisklasse, wie die in meinen Augen gute Berichterstattung zum “Burkaverbot“.

  • An die anderen Kommentar Schreiber*innen: Der Autor bestreitet doch gar nicht, dass der Mainstream eher links geht. Er sagt: Klassische konservative Themen werden zu Gunsten von Hetze und "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen" vernachlässigt. Es findet eben keine vernünftige Meinungsbildung der konservativen Gesellschaftsteile durch die für sie gedachten Medien statt. Sondern eine Radikalisierung. Und er sagt: Pro und Contra Formate sind nicht aufklärerisch und zum Denken anregend, wie es Qualitätspresse sein sollte, sondern auf das wecken von Gefühlen angelegt.



    All das nimmt keinen Jota weg von der Wahrheit, dass Merkel die CDU in die Mitte geführt hat und die AFD dankbar die aufgegeben Positionen besetzt. Oder das alle Journalisten die seit Beginn der 70er Jahre in der westlichen Hemisphäre die Uni besucht oder gar ihre ganze Bildungslaufbahn bestritten haben, dies an eher links als rechtsrum gewaschen Einrichtungen taten.

    • @Götz-Michael Freimann:

      Nein, aber er sagt, dass durch die journalistischen Diskurse verletzbare Minderheiten aufs Korn genommen werden. Und da hört der Spaß auf. Wann und wie wir verletzbare Minderheiten aufs Korn nehmen dürfen, dass entscheiden wir doch bitte selbst! Und nicht die Angehörigen der verletzbaren Minderheiten.Wo kommen wir denn da hin? Zitat: "Der ganze Antirassismus geht mir so richtig auf den Senkel." Das trifft es super!

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Libuzzi:

        "Ja, wo kommen wir denn hin, wenn diejenigen deren Menschenwürde verletzt wird, einfach Kritik üben würden? Wenn die einfach so sagen würden, dass ihre Menschenwürde verletzt wird - und dann wird das auch noch abgedruckt?! Dann müssten wir die am Ende noch menschenwürdig behandeln."



        So in etwa.

  • Ich habe eher den umgekehrten Eindruck, dass bei manchen Themen Meinungen, die früher noch als bürgerlich oder konservativ galten, heute als rechtsaußen verpönt sind. Was nicht unbedingt falsch ist, aber es findet eher eine Verengung als eine Erweiterung des akzeptablen statt.



    Was ich zudem beobachte, ist dass sich bestimmte Diskurse sachlicher Kritik entziehen wollen. Die queere Bewegung, der Feminismus und der Antirassismus verfolgen vom Prinzip her richtige Ziele, aber es wird problematisch, wenn in Einzelpunkten Kritik von außen nicht mehr möglich ist, die eigene Sichtweise als die einzig akzeptable Meinung angesehen wird und abweichende Meinungen, inhaltliche Kritik oder kritische Nachfragen als Angriff gesehen werden oder als homophob, sexistisch oder rassistisch abgetan werden.



    Zudem werden zunehmend ad-hominem Argumentationen verwendet, ein Argument wird nicht auf seinen Inhalt überprüft und dann gegebenfalls inhaltlich widerlegt, sondern es wird darauf überprüft, welchen Labels der Mensch entspricht der es anbringt, etwa der "weiße alte Cis-Mann".

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Ruediger:

      Aussagen, die ich in den Baseballschlägerjahren im Osten nur von Neonazis gehört habe, werden jetzt als "konservativ" gelabelt und sind in der bürgerlichen Presse zu lesen:



      - Man solle Menschen ertrinken lassen.



      - Die Migration sei die "Mutter aller Probleme" (Seehofer).



      - Schwangerschaftsabbrüche seien Unrecht (taz.de/Nathanael-L...-in-NRW/!5752330/)



      - Die BRD sei ein "Unrechtsstaat". (Seehofer)



      - Die Antifa sei faschistisch.



      - Antirassismus sei deutschenfeindlich.



      - Kritik sei Totalitarismus.



      - Wissenschaftlichkeit sei Totalitarismus.



      - Es gäbe eine linke Deutungshegemonie in den Medien. Das ist die neuste Sau, die durch's digitale Dorf getrieben wird. Ohne jeden Beweis. 71% der Volontär:innen bei DDR wählten RRG, wird in einer "Studie" behauptet, derweil haben nur 51% der ARD-Volontär:innen teilgenommen. Und weil alle Medien die ARD seien und weil alle Redaktionen aus Volontär:innen bestünden, verbreiten jetzt allerhand Schlaumeier die rechte Meinung, dass "die Medien" linkslastig seien.



      Derweil gibt es dafür keinerlei Hinweise. Das Gespenst des Kommunismus wird wie eh und je in sämtlichen bürgerlichen Medien beschworen, wenn irgend jemand es einmal schaffen sollte, in einer breiteren Öffentlichkeit die Vergesellschaftung von Produktionsmitteln ins Gespräch zu bringen. Selbst in der taz noch werden Texte veröffentlicht, in denen höchst eloquent "begründet" wird, warum "Radikale" (Lukas Wallraff), d.h. Menschen, die nicht der "liberalen Mitte der Gesellschaft" (Peter Unfried) angehören, aus dem politischen Diskurs ausgeschlossen werden müssten. Während in dieser "liberalen Mitte" gleichzeitig erwartet wird, dass man mit Rechten doch reden müsste.

      • @85198 (Profil gelöscht):

        "71% der Volontär:innen bei DDR"

        Was Sigmund dazu sagen würde ...

    • @Ruediger:

      dem zweiten und dritten Absatz stimme ich absolut zu. Es ist absurd, womit man inzwischen schon als "homophob" oder "transfeindlich" gilt, wie etwa Frau Rowling für die Aussage, sie sehe ich als "Frau" und nicht als "Mensch, der menstruiert"....und es gäbe biologische Unterschiede, wobei Englisch ja noch besser "sex" und "gender" unterscheidet als das dt. "Geschlecht".

      • @Dr. McSchreck:

        Rowlings Aussagen sind nominal ziemlich harmlos, aber in ihrem weiteren Kontext - als Dogwhistles und Anschluss an einen größeren Diskurs - sind sie Teil einer weiteren Bewegung. Und die aktuelle Welle der Transphobie in Großbritannien ist tief verknüpft mit neurechten Thinktanks und fundamentalistischen Anti-Abtreibungs-Gruppen.

        Diese Bewegung hat die Vision eines öffentlichen Lebens, in dem trans Personen keine Chance auf eine irgend menschenmögliche Existenz haben.



        Auch wenn sich niemand die Finger schmutzig machen will, und die Bewegung tiefsitzende Ängste mobilisiert:



        Gruppenbezogener und menschenfeindlicher geht es kaum. In letzter Konsequenz handelt es sich um eine Ausrottungskampagne.

        Vor Jahrzehnten wurde versucht, das Gleiche mit Lesben und Schwulen zu machen - diese Art von Hass ist glücklicherweise nicht mehr so salonfähig. Insofern kann ich beim besten Willen nichts Schlechtes daran entdecken, dass der Diskurs inzwischen teilweise (!!) weniger rechtsoffen ist.

        • @Euryale:

          ich glaube, dass wir an Ihrem Beitrag genau das Problem sehen. Meines Erachtens sollte man bei einer Aussage deren Inhalt bewerten und nicht, was alles im Umfeld dieser Aussage negatives passiert ist oder droht, als zwingend mitgemeint unterstellen. Frau Rowling hat einen klar feminstischen Ansatz, dass Schutzräume für Frauen erhalten bleiben sollen, in denen sie auch vor Trans-Personen geschützt sind, ohne dass diese - wie auch die meisten Männer nicht - zwingend gefährlich wären. Aber es gab in meiner Jugend Frauencafes, in die kein Mann kam und bei Kindern wurde diskutiert, ob der Sohn einer Alleinerziehenden mit darf und wenn ja, bis zu welchem Alter. Ohne dass er irgendwie gefährlich wäre.

          Man kann so etwas wie Rowlings Worte doch als legitimen Standpunkt ansehen und muss nicht von einer Aussage des eher fortschrittlichen Milieus, die nicht 100 Prozent auf der eigenen Linie ist, einen Bogen zu offenem Hass auf Transsexuelle ziehen oder sogar bis hin zu gewalttätigen Übergriffen. So verengt man den Kreis der Unterstützer extrem und verliert Leute, die eigentlich auf der Seite der Schwachen stehen - aber eben auch selbst denken und nicht alles vorgekaut übernehmen, was man ihnen vorsetzt. Sie stellen hier beispielhaft Rowling in einen Verbund mit faschistoiden LGBTI-Hassern. Das kann doch nicht richtig sein im Rahmen einer freien Gesellschaft.

    • @Ruediger:

      das was heute als rechts, rassistisch, sexistisch etc. beschrieben wird, war es auch früher schon, nur gab es kaum einen Rahmen für Betroffene Gehör zu finden. Dass der sich nun immer mehr bietet ist keine Verengung sonder Pluralisierung.

      Die anderen Beobachtungen sind Generalisierungen die eher Diskussionskultur generell im Internet beschreiben und wenig an bestimmte politische Richtungen geknüpft ist.

      • @Stppnwlf:

        Wie sie es schreiben, würde ich es im Ergebnis auch sehen.....aber anders formulieren: nämlich das der Diskurs in den letzten Jahren tatsächlich (wie Rüdiger schriebt) sich in eine Richtung verschoben hat, dass Leute wie Helmut Schmidt, di Lorenzo, später sogar Wagenknecht und A. Schwarzer - neuerdings sogar Thierse - als rechts galten...und dass dies aber ein reines Medienphänomen war, während die Menschen im Rest Deutschland weiterhin Schmidt für einen guten SPD-Mann hielten, Wagenknecht für links und Schwarzer für die Godmother des dt. Feminismus (also bestimmt nicht rechts).....

        und das kommt in den Medien zum Teil an und bei sinkenden Auflagen will man sich offenbar etwas weniger von dem entfernen, was der Kunde so denkt (daher sind die öR-Medien ja auch am wenigsten "nach rechts gerückt", die brauchen keine Kunden zufrieden zu stellen). Und Journalisten schreiben, was sie an der modernen Linken (deren "links-Sein" man durchaus in Frage stellen kann) derzeit stört und an der Debattenkultur (die auf Twitter tatsächlich unerträglich ist).

  • Kontroverse als Selbstzweck. Polemik statt Tiefenrecherche. Konfrontation statt Diskurs.



    Das alles kann ich auch in sog. linken Medien finden - auch hier! Beispiele sind die vielen als Meinung/Kommentar gekennzeichneten Artikel von Leuten, die mehr schreien als nachdenken und somit für eine Stimmungsrichtung sorgen.



    Ganz besonders aber von Leuten, von denen ich glaube, daß sie es einfach en vogue finden, sich allenmöglichen Hypes und Strömungen unterwerfen zu müssen, die am weitesten entfernt vom Mainstream sind und ein hohes Empörungs- u. Deskreditierungspotential bieten.



    Zu alledem gesellt sich dann dazu der besonders aus der "linken" Ecke geleugnete, weil man hier die uneingeschränkte Deutungshoheit für sich proklamiert, Alltagsrassismus in "(natürlich alt, weiß, cis-männlich, hetero)". Und wieso natürlich?

    • @Lars B.:

      Gehören Sie nicht auch (;);)) zu denen, die die Deutungshoheit für sich selbst beanspruchen?



      Solange für die Deutungshoheit das Wort Überzeugung verwendet wurde, wurde es akzeptiert. Das Ersatzwort dafür klingt an sich schon ziemlich diktatorisch. Ich finde das solange ok, als sie (die Überzeugung) nicht rechthaberisch als die einzig wahre Wahrheit anderen das Recht auf eine eigene Meinung abspricht und auch Andersdenkende mit Respekt behandelt. Schwierig finde ich Menschen, die gleich im Missionarsgewande auftreten und selbst Argumente beiseite wischen, die Hand und Fuß haben.

      • @noevil:

        Das ist doch genau, was LarsB. beklagt: dass oft anstelle von Argumenten einfach (z.B. moralische) Verurteilung kommt, etwa jemand sei "transphob" oder einfach "dumm".....

        Und Lars B. schreibt zu Recht, dass das auf beiden Seiten den polit. Spektrums stattfindet.

  • Es gibt sehr viele Umfragen, die genau das Gegenteil beweisen. Das bei einem Anteil von RRG zwischen 70-90 % in Redaktionsbüros von einem Drift nach Rechts gesprochen werden kann, deutet auf eine eigene Blase hin.

    www.welt.de/debatt...gruen-rot-rot.html

    • @Coriolis:

      Springer-Presse als seriöse Quelle? Nun ja ... Dort geht es wirklich um Deutungshoheit. Eigentlich nennt man das, was die unter Journalismus verstehen, Propaganda.

    • @Coriolis:

      Der gesamte Artikel in Welt ist übel aufgeblasen. Überwiegend Aussagen die entweder bekannt sind, einfach herauszufinden sind und teilweise gar nicht begründet wird, warum sie überhaupt problematisch sein sollen außer mit Hülsen wie undemokratisch oder verfassungsfeindlich. Das GG steht einer Überwindung des Kapitalismus z.B. überhaupt nicht im Weg.

      • @Stppnwlf:

        Es sit doch schön, wenn Aussagen schon bekannt und einfach herauszufinden sind. Problematisch ist es nur, wenn man im Journalismus einen repräsentaiven Spiegel der Gesellschaft und derer Meinungen wiederfinden möchte. Die Überwindung des Kapitalismus steht natürlich nicht im Gegensatz zum GG. Jedoch ist dabei noch nie etwas herausgekommen, was mit einer freien Gesellschaft vereinbar ist. Und deshalb ist diese Überwindung nicht wünschenswert, es sei denn man gehört zu dem neuen Kader.

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @Coriolis:

      77 Volontäre (!) der ARD haben an einer Umfrage (Beteiligung 51%) teilgenommen. Dass die "Welt" das Ergebnis zu der Aussage aufbläst, unter diesen Bedingungen sei "es praktisch unmöglich, den Sendeauftrag zu erfüllen", ist einigermaßen lächerlich. Aber es ist ja auch nur Poschardts Welt.

      • @164 (Profil gelöscht):

        Dann ist das Ergebnis einer jeden Bundestagswahl "aufgeblasen". Und natürlich ist ein Sendeauftrag nur schwer objektiv zu erfüllen, wenn das eigene Weltbild erheblich von dem der gesamten Bevölkerung abweicht.

        • 1G
          164 (Profil gelöscht)
          @Coriolis:

          Das Ergebnis der Bundestagswahl wäre "aufgeblasen", wenn lediglich die Hälfte der Auszubildenden dieses Landes zur Abstimmung gehen würden und sonst niemand, da gebe ich Dir recht.

  • Pro- und Contra-Spalten sind mir in der TAZ auch schon begegnet. Ich schau sie mir an, lese sie durch - und manchmal denke ich mir ' Ist ok. Ihr habt Eure diversen Meinungen. Ich hab meine eigene!' Das ist gut so. Dass meine TAZ nicht rechts ist, aber manchmal schon ein bisschen schleudert, das ist meine persönliche Wahrnehmung, auch geschuldet etlichen neuen jungen Gesichtern, denen ich weniger Lebenserfahrung, dafür mehr ordentliche Recherche bescheinige, das gehört zum Leben. Frischer Wind entstaubt die Ecken. Nur darf er sie nicht neu verschmutzen, wie ich in so manchen anderen Medien und Blättern erfahren muss. Schade, dass diese Leute ihr Handwerk entweder nicht beherrschen oder es leider missbrauchen, um ihre persönlichen Überzeugungen unter die Leute bringen oder sie gewinnbringend verramschen, anstatt sachlich und soweit möglich neutral zu berichten. Schade um Papier oder vergeudete Zeit. Schade auch, dass es möglicherweise für ein paar mehr Klicks so prickelnd erscheint, ein Interesse daran zu haben, anstatt Meinung zu bilden - Meinung zu verbiegen.

  • Der Diskurs in den Medien driftet also stark nach rechts.



    Gleichzeitig sind in den Medien überproportional viele links verortete Menschen tätig; wurde ja neulich in einer Untersuchung festgestellt.

    Pass nicht recht zusammen. Irgendwas stimmt da nicht.

  • Da gibt es doch diesen Spruch mit dem Glashaus ... * grübel*

  • Da habe ich eine andere Wahrnehmung.

  • Kontroverse als Selbstzweck? Polemik statt Tiefenrecherche? Konfrontativer Diskurs? Hmmm. Ich les nur die taz, da is mir sowas zum Glück noch niemals nicht begegnet.

    "Das Pro-und-Contra-Format öffnet die Möglichkeit, dass aus Nachrichtenportalen, Printmedien und Rundfunkprogrammen politische Projektionsflächen werden, die sich weniger an journalistischen Standards orientieren.....Lauten die Fragen wie folgt, könnte es schieflaufen: Sollen Frauen zurück an den Herd? Dürfen queere Menschen Eltern sein? Sollen Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken?"

    Sicher, wenns denn so ist. Aber weils ja zu journalistischen Standards gehört, auch Quellen und Beispiele und nicht nur wage Andeutungen in Form von "namenlosen Schilderungen" zur Argumentation aufzuführen, würd ich gern mal die Flut an derart geführten Diskursen in "linksliberalen Medien" aufgezeigt haben.

    Ansonsten sag ich einfach mal ganz bewußt überspitzt: "All columinists are betriebsblind"

    • @Deep South:

      Vielleicht hält man bei der Taz Spiegel Online für Links? Oder die Welt für liberal?

      Im Kern möchte ich dem Autoren hier allerdings nicht widersprechen. Man kann schon eine Tendenz zum billigen Clickbait beobachten und ich wäre auch schockiert, wenn einige meiner Kollegen aus karrieregründen plötzlich anfangen würden mit der AFD zu flirten.

  • Der Text bleibt sehr vage. Andere werden da konkreter: www.welt.de/politi...-Extrem-links.html

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Chutriella:

      Ja, die Jule ist schon sehr sympathisch. Sie ist nicht bereit, Gewalt, die als Gegengewalt gegenüber der strukturellen Gewalt des Staates entsteht, zu moralisieren.



      Sie will über die Ursachen der Gewalt reden, die von Autonomen ausgeübt wird - über Verdrängung durch steigende Mieten; fallende Lohnquoten und steigende Lebenshaltungskosten; Abschiebungen in Krieg, Mittellosigkeit und Verfolgung; Ersaufenlassen im Mittelmeer; Kriegseinsätze, die als "Friedensmission" propagandistisch verklärt werden; Geheimdienste und Polizei, die Faschisten vor Strafverfolgung schützen und teilweise sogar unterstützen - und dass sie eine Welt anstrebt, in der Gewalt grundsätzlich problematisch ist, wird ihr als "extremistische" Unterstützungshandlung ausgelegt. Das zeigt sehr gut die totalitäre Mentalität bei der Springer-Presse, die ein vorauseilendes Gehorsam gegenüber der kapitalistischen Herrschaft bei allen Parlamentarier:innen und Journalist:innen erzwingen will.

  • > diesen längst nach rechts gedrifteten Diskurs

    Aha. Belege? Ich mache jetzt mal genauso plump weiter und stelle fest: wenn "die Medienlandschaft" und "die Aktivisten" und "die parteinahen Stiftungen" in den letzten Jahren eines geschafft haben, dann ja wohl, dass der öffentliche Diskurs und die Leitlinien der Politik massiv nach links verschoben wurden.Eine CDU-Kanzlerin, die 2 Millionen Flüchtlinge aufnimmt, die in Europa sonst niemand aufnehmen möchte; Schließung von Atomkraftwerken nach einem Schlingerkurs; offen zur Schau gestellte Sympathie für Greta? Klar: je nachdem, wer selbst immer weiter nach links rückt, sieht auch "immer mehr rechts", und sei das auch noch so mittig.

    • @deca:

      Wow @Dekast, wenn das für dich schon Beispiele massiv "linker" Politik sind ...

      • @Stppnwlf:

        Jawoll! Wir sind auf dem Weg zur Weltrevolution!

    • @deca:

      Werter Dekast, als Mitglied einer sehr großen Minderheit ( stark übergewichtig, mitteljung, weiß, wahrscheinlich cis-männlich) habe ich nicht soviel Ahnung wie das so ist als verletzbare Minderheit wie viel stärker Betroffene. Aber ein wenig schon.



      Nein, ich muss Ihnen vehement widersprechen und dem Autor größtenteils rechtgeben, der (öffentliche) Diskurs, der Filter des Sagbaren und damit der Handlungs- und Denkweisen , hat sich in den meisten Medien verschoben. Weg von Objektivität zu mehr Meinungsjournalismus und Provokation mittels vorherig unschreibbaren Aussagen da inhuman und verletzend und manchmal auch wahr.



      Dies führt zwangsläufig auch dazu das Denkweisen wie "Das wird man ("ich" hiesse Stellung beziehen) noch sagen dürfen..." ist von Kneipenredenschwingern quer in verschiedenste Redaktionen abgewandert. Und wenn das dann auch noch die persönlichen Überzeugungen trifft umso einfacher.Warum findet es auch seinen breiten Widerhall in den Medien?



      Ist doch auch schön für die Medien, mehr Kontroversität = Kommentare = mehr Aufmerksamkeit (Kurzfristig gedacht).



      Die Redaktionen als Spiegel der Gesellschaft wo "Dank" sozialer Medien jede Person alle Meinungen rauslassen und alles kommentieren kann. Und leider auch tut.



      Die Stammtischifizierung von Nachrichtenredaktionen.



      Das die Kanzlerin und ihre Regierung in der Vergangenheit häufiger die eigenen Entscheidungen revidiert haben, nun das ist in meinen Augen Politik die sich an Meinungsumfragen orientiert geschuldet und den veränderten Zeiten. Das ist die garnicht mehr so neue CDU.

    • @deca:

      Dieser ominöse nach rechts gedriftete Diskurs ist schon erstaunlich. Ich verlinke hier mal spaßeshalber das CDU Regierungsprogramm 2002-2006. Identität Deutschlands bewahren, Zuwanderung steuern und begrenzen blablabla usw. . Wer das gelesen hat möge mal das AFD Programm von heute dagegen halten. Eigentlich fordert die AFD heute genau das was Merkel am Anfang Ihrer Regierungszeit ebenfalls im Programm hatte. Der gesamte Diskurs ist in den letzten 20 Jahren dankenswerterweise so nach links gerutscht, dass man mit damals weit verbreiteten konservativen Standpunkten heute mehr oder weniger als Rechtsextremist gilt.



      www.cdu.de/system/...02-06-b.pdf?file=1

      • @Šarru-kīnu:

        Danke für ihr Kommentar.



        Von dieser Seite hatte ich noch garnicht gesehen.



        Das mit dem CDU-Programm und dem AfD-Vergleich ist zwar etwas hart, stimmt aber größtenteils. Vielleicht hat sich ja in der CDU und deren Basis in den letzten knapp 16 Jahren mit Merkel auch ein geistiger Wandel Einzug gehalten insbesondere durch Veränderungen der äußeren Umstände.



        Irgendeinen Grund muss es ja geben das Merz, als Vertreter der Gestrigen, 3x nicht gewählt wurde.

        Gleichzeitig bedeutet das aber auch, das viele dieser konservativen Stimmen keine Möglichkeit bekommen sich auszudrücken. Sie finden sich weder in Ihrer angestammten Partei der CDU / CSU (das es letztere überhaupt gibt ist mir bis heute ein Rätsel) wieder , wollen aber auch nicht (hoffentlich) zwingend AfD wählen. Das heißt es gibt ein gewisses Vakuum.

        Vielleicht stirbt ja dieses Jahr die Hoffnung zuletzt und wir sehen eine Grün(leicht gelb?)-Rot-Rote Bundesregierung.



        Ha! Nimm das Kohl.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Šarru-kīnu:

        "Eigentlich fordert die AFD heute genau das was Merkel am Anfang Ihrer Regierungszeit ebenfalls im Programm hatte."



        Wo hat denn die CDU vor 20 Jahren das Ersaufenlassen von Zehntausenden gefordert, wie sie es jetzt tut?



        Vielleicht ist es ja auch so, dass Konservative selbst ihren Konservativismus mehr und mehr in Richtung Faschismus geführt haben. Wie Werner Patzelt, der in PEGIDA ("Absaufen! Absaufen!") nur ganz normale Konservative sieht oder die Werte-Union, die ganz offen für eine Zusammenarbeit mit der AfD eintritt.



        Was ist mit der Schleifung des Asylrechts seit der Wende?



        Der einzige Punkt, in dem die CDU in begrenztem Rahmen nach links gerückt ist, ist die Geschlechterpolitik. In irgendetwas muss sie sich ja von rechts absetzen, sonst würden die Kontraste fehlen.



        Und nein: Die CDU hatte am Anfang von Merkels Amtszeit weder im Programm, dass Alkohol- und Drogenabhängige eingesperrt werden sollen, noch, dass in Sachsen nur Elterngeld beziehen soll, wer deutsch ist und in Sachsen schon mindestens zehn Jahre lebt. Da ließen sich noch zig andere Punkte nennen, bei denen die AfD deutlich der Verfassung widerspricht. So unverschämt war die CDU auch vor 15 Jahren nicht.

      • @Šarru-kīnu:

        Freuen wir uns doch darüber. Und erkennen wir, welche Konsequenzen das hat: Auf einmal bemerken viele Menschen hier in Deutschland (und auch anderswo), dass sie nicht mehr den Ton angeben, dass ihre Sicht der Dinge nicht mehr die einzig wahre ist. Plötzlich machen Menschen Minderheitenerfahrungen, die sich immer für die Mehrheit gehalten haben. Bzw. sie machen die Erfahrung, dass sie eine Minderheit unter vielen sind, und mobilisieren kulturelle Muster wie Rassismus, Sexismus und Antifeminismus, um die alten Machverhältnisse wieder herzustellen. Oder aber den "alten" Zustand wiederherzustellen, unangreifbar zu sein.

        • @Libuzzi:

          > dass sie nicht mehr den Ton angeben, dass ihre Sicht der Dinge nicht mehr die einzig wahre ist.

          @Libuzzi, Ihre mühevolle Analyse in allen Ehren, aber ich glaube, Sie irren. Die Union ist nach wie vor mit Abstand führende Partei, und den größten Zuspruch als potentieller nächster Kanzler hat bundesweit zurzeit "ausgerechnet" Markus Söder. Die Ausführungen über gefühlte "Minderheiten" wirken ziemlich konstruiert in Anbetracht eines stetig wachsenden Wahlstimmenblocks bei gealterten Nachkriegsdeutschen. Wenn Sie heimliche Schadenfreude an systematischer Spaltung, Hetze und Zwietracht empfinden, und meinen, das alles sei hilfreich, wenn es denn von links ausgehe, aus eigener persönlicher Verletztheit heraus, dann lassen Sie sich gesagt sein: Sie haben mein tief empfundenes Mitgefühl, aber gesamtgesellschaftlich ist das alles vielleicht etwas zu kurz gedacht.

        • @Libuzzi:

          Ich bewerte die Entwicklung ja auch nicht negativ. Ich stelle nur fest, dass dieses Narrativ vom Rechtsruck in der Gesellschaft nicht zu stimmen scheint. Wir hätten strukturell schon längst eine linke Mehrheit in diesem Land, wenn nicht Großteile der Linken aktive Politik gegen ihre eigentliche Stammwählerschaft machen würde. Ich sehe allerdings die Gefahr, dass die Debatten in den Medien inzwischen nicht mehr die Stimmungslage in der Bevölkerung wiedergeben. In meinem Wahlkreis stimmt das in jedem Fall. Da haben CDU, AFD und FDP zusammen etwa 80% geholt. CDU Wähler sind bei uns eher keine Linken so viel kann ich sagen. Trotzdem koaliert danach die CDU mit den Grünen (5%). Für eine Demokratie ist das kein gesunder Zustand langfristig. Mit Diskursen aus den Leitmedien werden Sie hier jedenfalls auf der Straße kaum punkten können.