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Deutsches SchulbarometerArmut wird an Schulen sichtbarer

Eine Umfrage unter Lehrkräften zeigt, wie stark sich Armut an den Schulen bemerkbar macht. Auffällig ist auch das Verhalten der Schüler:innen.

Nicht jedes Kind hat ein Pausenbrot in der Schule dabei Foto: imago

Berlin taz | Die Kinderarmut in Deutschland wird an Schulen immer sichtbarer. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers, das die Robert Bosch Stiftung am Dienstag vorgestellt hat. So beobachten Lehrkräfte im Vergleich zum vergangenen Schuljahr, dass Schulkinder häufiger ohne Frühstück an die Schule kommen oder ihnen Schulmaterialien fehlen.

Auch besuchen Schü­le­r:in­nen seltener Vereine oder nehmen an Klassenfahrten ins Schullandheim teil. Besonders häufig kommt dies an Schulen vor, die im sozialen Brennpunkt liegen. An diesen Schulen sorgt sich jede zweite Lehrkraft um die finanzielle Situation der Familien. „Arme Kinder werden zu oft zu armen Erwachsenen“, sagte Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Bosch Stiftung bei der Vorstellung der Ergebnisse. Dieser Kreislauf müsse durchbrochen werden.

Seit 2019 befragt die Robert Bosch Stiftung regelmäßig Lehrkräfte und Schulleitungen zur Lage an den Schulen. Für die aktuelle Umfrage wurden im Juni mehr als 1.000 Lehrkräfte an allgemein- und berufsbildenden Schulen befragt. Neben den Beobachtungen zur Kinderarmut sind bei dieser Befragung vor allem die Verhaltensauffälligkeiten der Schü­le­r:in­nen sowie die größten Herausforderungen für Lehrkräfte bemerkenswert.

So beobachten 81 Prozent der Befragten Konzentrationsprobleme in ihren Klassen, beinahe jede dritte Lehrkraft nimmt Ängste bei den Schü­le­r:in­nen wahr, mehr als die Hälfte auch körperliche Unruhe. Im Verhalten der Schü­le­r:in­nen sehen Lehrkräfte aktuell die größte Herausforderung für ihre Arbeit – noch vor der eigenen Arbeitsbelastung, dem Lehrkräftemangel oder der Bürokratie.

Fehlende Teilhabe

Laut Wolf sind die Auffälligkeiten bei den Schü­le­r:in­nen auch auf die Armut zurückzuführen. Fehlendes Geld im Elternhaus verhindere die Teilhabe junger Menschen am sozialen und kulturellen Leben. Das habe auch Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit der Schüler:innen. Ähnlich sieht es Sabine Walper, Direktorin des Deutschen Jugendinstitutes in München. „Wir sehen, wie stark verbreitet Armut ist“, sagte Walper. „Und wir sehen, wie weit Armut in die Schule hineinragt“.

Dass die psychische Belastung bei Kinder und Jugendlichen steigt, sei schon vor der Pandemie zu sehen gewesen. Die soziale Isolation während der Pandemie habe diese Entwicklung aber verschärft. Heute kämen Krieg, Inflation und Klimakrise hinzu. Es müsse aufhorchen lassen, dass Deutschland bei der Zufriedenheit junger Menschen mittlerweile zu Europas Schlusslichtern zähle.

Tatsächlich hat die Unicef vergangene Woche einen entsprechenden Bericht veröffentlicht – und vor steigender Kinderarmut in Deutschland gewarnt. Mehr als 1,3 Millionen wüchsen mit dem Risiko auf, dauerhaft in Armut zu leben. Sabine Walper fordert die Politik auf, mehr in Bildung zu investieren und die Schulsozialarbeit zu stärken. Vor allem an Schulen in schwieriger sozialer Lage.

Teilzeitkräfte bereit, aufzustocken

Ein anderes Ergebnis des Barometers dürfte die Ministerien hingegen freuen. Trotz der wahrgenommenen hohen Arbeitsbelastung sind zwei Drittel der Teilzeitlehrkräfte bereit, ihre Stelle aufzustocken. Allerdings knüpfen sie daran bestimmte Bedingungen. So verlangen sie etwa, dass auch Arbeitszeit außerhalb des reinen Unterrichtens berücksichtigt wird und ihnen bürokratische Aufgaben abgenommen werden.

Der Bildungsexperte und früherer Staatssekretär für Bildung im Berliner Senat Mark Rackles erkennt in diesen Bedingungen ein klares Signal an die Kultusministerkonferenz (KMK), dass sie mit Zwang auf „dem Holzweg“ sind. Rackles spielt damit auf ein wissenschaftliches Gutachten des Ständigen Wissenschaftlichen Kommission an, dass der KMK empfahl, wegen der Personalkrise die Teilzeitquote von Lehrkräften zu senken.

Manche Bundesländer haben daraufhin strengere Regeln für Teilzeit eingeführt oder die Unterrichtsverpflichtung erhöht. „Die Ergebnisse des Schulbarometers zeigen, dass es mit Zwang nicht klappen kann“, folgert Rackles. Sondern nur, wenn die Politik das Arbeitszeitmodell für Lehrkräfte ändere und die Arbeitsbelastung reduziere.

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Nicole Gohlke, wirft der Bundesregierung vor, die Augen vor den Zuständen an Schulen zu verschließen. Mit Blick auf das Schulbarometer sagte sie: „Statt anzupacken und die Probleme in den Griff zu kriegen, ist die Bundesregierung in ihren kulturkämpferischen Attitüden um die Erhaltung des Status quo der sozialen Spaltung in der Gesellschaft und im Bildungssystem bemüht“, sagt Gohlke.

Um die drängenden Probleme an Schulen anzugehen und die Chancengleichheit zu erhöhen, fordert die Linkspartei ein 100-Milliarden-Sondervermögen für Bildung.

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38 Kommentare

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  • Speise - Morgens wie ein Kaiser - Mittags wie ein König & Abends wie ein Bettelmann....

  • Das Thema müsste auf die Tagesordung aller Kultusministerien in den Bundesländern.



    Denn statt die negativen Veränderungen an den Schulen mit sozialen Brennnpunkten zu thematisieren und tragbare Konzepte mit genug Personal zu entwickeln, laborieren die Bundesländer an den Problemen herum: es fehlen überall an den Schulen Psychologen, Sozialarbeiter, die Klassengrößen sind angesichts der vielen Probleme der Schüler skandalös groß, die Belastungen für die Mitarbeiter zu groß, die Folge massenhaft Schüler ohne Schulabschluss etc.

    Fast ein Viertel aller Schüler in Deutschland erreicht laut einer internationalen Studie die Mindestbildungsstandards der UN nicht - mehr als in Russland.

    Kaum einen Politiker schert das. Die Bildungsbürokratie ist nicht Vertreter der skandalös vernachlässigten Schüler aus armen Schichten, sondern der verlängerte Arm einer Politik, die es gewöhnt war, Probleme an Schulen zugunsten der Finanzen jahrzehntelang zu verdrängen.

    Hamburg, das zwar in der Studie gelobt wird, hat trotzdem unzumutbar große Klassengrößen an Schulen mit sozialen Brennpunkten.

    Zitat

    Deutschland belegt mit einer Quote von 23,8 Prozent Platz 30 – hinter Großbritannien (19,0 Prozent), Schweden (19,2 Prozent), den Niederlanden (19,4 Prozent), Frankreich (22,2 Prozent), Portugal (22,7 Prozent) und Russland (23,7), gleichauf mit Spanien, vor den USA (24,7 Prozent) und der Türkei (34,2 Prozent). „Die Welt ist extrem weit davon entfernt, die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen“, sagt Ludger Wößmann. „Das ist deshalb so tragisch, weil Bildung nicht nur für das persönliche Schicksal bedeutsam ist, sondern der langfristig wichtigste Beitrag zum Wirtschaftswachstum ist, und nicht Straßen, Eisenbahnen oder Glasfaserverbindungen.“

    www.news4teachers....r-als-in-russland/

  • Ach ja die Pausenbrotdebatte...

    Wochenaktuelle Preise von Aldi:



    Vollkornbrot: 3,20 €/kg



    Butter: 5,50 €/kg



    Käse: 8,50 €/kg



    Joghurt 1,70 €/kg



    TK-Beeren 8,00 €/kg



    Haferflocken 2,00€/kg

    Tagesration für ein schon (ziemlich ausgewogenes) Schulessen:

    2-Scheiben Brot (100g) 0,32€



    Butter (20g)0,11€



    2 Scheiben Käse (60g)0,51€



    Brot gesamt: 0,94€

    Apfel 0,30€

    Joghurt (200g): 0,34€



    Beeren (50g): 0,40€



    Haferflocken (50g): 0,10€



    Jogurt gesamt: 0,84 €

    Summe 2,08 €/Tag oder 10,40 €/Woche



    Und es geht mit Angeboten noch deutlich günstiger.

    Zum Vergleich:



    Schachtel Malboro Gold XL 9,00 €



    100 km Autofahrt (Benziner) 13,16 €



    Kiste Bier (Oettinger) 9,99 €



    Kiste Cola (Sinalco) 13,00 €



    Tageskarte Bahn (Hannover) 8,00 €



    Kommentarspalte der Taz: unbezahlbar ;)

    Möge jeder selbst entscheiden ob das zumutbar ist oder nicht.

  • Das berühmte fehlende Pausenbrot ist eher eine Sache der sozialen Verwahrlosung. Mit Geld lässt sich das nicht zuschmeissen. Das sage ich nach 35 Jahren in der Sozialarbeit.

    • @mir-kommen-die-tränen:

      Das will aber nicht oft gehört werden, weil Geld bereitstellen oder danach rufen derzeit als ein opportunes Mittel für jegliches Problem dieser Welt gilt.



      Alles andere setzt differenziertes Denken, Planen und Handeln voraus. Das ist wenig griffig, strengt selbst an und ist insbesondere von unseren Politikern gegenüber dem Wettbewerb nicht ausschlachtbar.

    • @mir-kommen-die-tränen:

      Auch @MISSVERSTEHEN SIE MICH RICHTIG



      Sie haben sehr lange Erfahrungen zum Thema Kinderarmut. Ich nicht, ich schaue (fast) von außen auf das Problem.



      Immer wieder begegnen mir im Forum zum Thema zwei Positionen. Sie bilden sich um die Frage, ob finanzielle Hilfen für arme Kinder denn auch mit einer Verhaltensänderung von mehr oder weniger sozial verantwortungslosen Eltern einhergehen? Der Zusammenhang scheint auf der Hand zu liegen – finanzielle Hilfen sind dann für die Kinder verloren, wenn Eltern diese nicht in diesem Sinne einsetzen.



      Mich interessiert Ihre Meinung zu folgendem Gedanken wirklich. Es geht schließlich um ernstes.

      Vor dem Hintergrund der Zahl der UNICEF, dass c. a. 1.300.000 Kinder in D. mindestens armutsgefährdet sind. Von denen werden Gelder auch an die Eltern gezahlt, die diese Mittel NICHT zum Wohl der Kinder einsetzen. Das Geld ist verloren. Die Eltern sehen keinen Anlass, ihr Verhalten zu ändern.



      @“MISSVERSTEHEN“ spricht sich aus Erfahrung deshalb dafür aus, möglichst viel solcher Finanzmittel den Kindern direkt in Form von Schulessen, Klassenfahrten zukommen zu lassen. Er führt dazu ins Feld, dass mindestens ein hoher Teil anderer Schulkosten auch staatl. Getragen werden. Angenommen, das würd für alle diese Kosten gelten: In der Tat würden die Kinder in sicherer Art dann profitieren.



      Allerdings würde ich dann daraus resultierend auch keine positive Verhaltensänderung annehmen können. Etwas „salopp“: Die Kinder haben ja was sie brauchen. Brauchen wir uns als (erst Recht) nicht kümmern.



      Das Problem „Elternverantwortung“ wäre also in beiden Fällen leider nicht gelöst. Also so das, worum Sie beide auch kämpfen.



      Wäre z. B. eine wie angedacht einheitliche Kindergrundsicherung als Finanzhilfe nicht auch so zu organisieren: Diejenigen Eltern der 1.3 Mio Kinder, die ihrer Verantwortung nicht ausreichend nachkommen, für die wird dieser Finanzteil verwaltet und Punkt?

      • @Moon:

        Wer soll beurteilen, ob Eltern ihrer Verantwortung nachkommen?

        Wollen Sie Sozialpunkte verteilen wie in China?

        Und wie soll das Geld dann verwaltet werden? Soll jemand mit den Eltern einkaufen gehen, damit sie ja nichts Falsches kaufen?

        Ihr Vorschlag klingt nicht sehr realistisch. Zumindest nicht in diesem Land.

  • Alle Kinder haben das Recht auf die Gelder der Bildungsteilhabe - die Eltern können ALLE Schulausgaben beim Jobcenter anmelden - Auflüge, Schulessen, Materialien. Die Eltern müssen nur die entsprechenden Anträge stellen. Dass die Kinder kein Frühstück oder kein Pausenbrot haben, ist keine Frage des Geldes, sondern des elterlichen Interesses. Und das wird auch nicht durch die Kindergrundsicherung besser. Was wir hier sehen, ist also keine Armut im Sinne von zu wenig Geld, sondern Armut der Verantwortung. Würde man statt der Kindergrundsicherung das Essen in der Schule bereitstellen und die Gelder für Klassenfahrten für ALLE Kinder von der Schule bezahlen lassen, hätten alle Kinder etwas davon, unabhängig ob die Eltern ihrer Verantwortung nachkommen oder nicht. Auch bei der Konzentration kann man sagen, dass die meisten Eltern genug Geld für Spielekonsolen und Handys haben. Aber wiederum keine Verantwortung zeigen, wenn ihre Kinder bis zu sechs Stunden am Tag am Bildschirm kleben. Leider muss ich das als Lehrer an einer Schule im sozialen Brennpunkt so deutlich sagen.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Missverstehen Sie mich richtig:

      Ich kann das aus der Kindertagesbetreuung in "normalem" Umfeld genau so bestätigen. Das Verhältnis der Politik zu den Gegebenheiten im praktischen Leben ist mit Ihrem Beitrag beispielhaft und treffend dargestellt. Warum läuft es denn so?

    • @Missverstehen Sie mich richtig:

      Was Sie da sagen ist hinreichend bekannt (wenn man nicht gerade komplett verblendet durchs Leben läuft), nur leider ist seit einigen Jahren in diesem Staat politischer Konsens, Eigenverantwortung möglichst zu negieren und den Staat für alles verantwortlich zu machen. Im Idealfall in dem Sinne, das für alles und jedes Geld zur Verfügung gestellt werden muss.

  • Die „teuren“ Klassenfahrtziele werden meist von den Eltern mit Bürgergeld/Hart IV - Bezug präferiert, da dort die Kosten erstattet werden, während der Rest (nicht gerade üppig Verdienender Grsamtschuleltern) auf Ansparen und Oma/Opa angewiesen ist….

  • @RUDLF FISSNER

    Das ist alles, was Ihnen dazu einfällt. Die Linkspartei.

    Dabei ist der Verfall der Schulen mindestens seit den Anfängen der (viel zu langen) Kohl-Ära zu sehen.

    Ebenso die Ausdünnung der Kommunen. Wenn die (hach) nun üppigen Mittel nicht abgerufen werden, dann werden Sie einen wichtigen Faktor darin finden, dass die Kommunen praktisch kein Fachpersonal mehr haben, das die Projekte tragen kann.

    "Privat vor Staat", eben.

    Und ja, die pseudo-sozialdemokratische Zwischenphase hat es in dieselbe Richtung geschoben.

    Ein Bisschen Geld drübersprenkeln und hoffen, dass gut is' wird nicht klappen.

    • @tomás zerolo:

      "@RUDLF FISSNER Das ist alles, was Ihnen dazu einfällt. Die Linkspartei."

      Können Sie bei dem Thema nicht anders als ad personam?

      Der Artikel bezieht sich auf eine Äußerung aus der Linkspartei, die die Verantwortung beim Bund sieht, obwohl Bildungspolitik in der Hoheit der Länder liegt. Das die Linkspartei sich da aus der Verantwortung schleichen will, habe nicht ich erfunden.

    • @tomás zerolo:

      "Ebenso die Ausdünnung der Kommunen. Wenn die (hach) nun üppigen Mittel nicht abgerufen werden, dann werden Sie einen wichtigen Faktor darin finden, dass die Kommunen praktisch kein Fachpersonal mehr haben, das die Projekte tragen kann."

      ------------

      Richtig. Nur anders als Sie denken. Es muss für die Kommunen alles in höchster Qualität ausgeführt werden. Alles klimaneutral, alles nach höchsten baulichen Standards. Kosten darf es aber so gut wie nichts. Ein Hoch auf die EU-Regularien...soll ja alles so fair sein, bei der Auftragsvergabe. Und bezahlt wird erst Monate (!) nach Rechnungseingang. Drei Monate...6 Monate...9 Monate. Für ein Handwerksunternehmen das komplett in Vorkasse gehen muss ein hohes finanzielles Risiko.

      An der Misere ist unsere Verwaltung also selbst schuld....und nicht das Fachpersonal. Das Fachpersonal ist eher schlau, die nehmen solche Himmfahrtsaufträge einfach nicht mehr an. Brauchen sie auch nicht. Jeder Privatkunde zahlt schneller und zuverlässiger.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Kein Frühstück für die Schule - das fängt schon in der Kita an. Und ist nicht immer ein Zeichen von fehlenden Mitteln. Da fehlts an Anderem als am Geld.

  • Unter Umständen wurde schon zu Hause gefrühstückt.

  • Ich bezweifel nicht, dass Kinderarmut zunimmt aber das daran festzumachen, dass Kinder ohne Pausenbrot zur Schule kommen ist doch Quatsch.

    • @Andrea Seifert:

      Das Problem ist die soziale Verwahrlosung im Prekariat, da fehlt (aus mannigfaltigen Gründen) der Antrieb Zeit in die Kinder zu investieren.

  • "Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Nicole Gohlke, wirft der Bundesregierung vor, die Augen vor den Zuständen an Schulen zu verschließen. "

    Im Spiegel ist zu lesen "Hilfsprogramm des Bundes - Gelder für marode Schulen nicht einmal zur Hälfte abgerufen" ( www.spiegel.de/pan...-9392-abef1b166430 ).

    Mir scheint, bei der Linkspartei ist noch nicht angekommen, dass die Bildungshoheit bei den Ländern liegt.

    Und da ist die Linkspartei in dem Bundesland in dem ich lebe als Teil der Regierung mit dafür verantwortlich ist, dass Bremen bildungsmäßig das Schlußlicht in DE darstellt.

  • Abgabenlast runter, Steuerbemessungsgrenzen hoch. Hilft garantiert und stärkt auch das Selbstvertrauen der Menschen.

  • "und ihnen bürokratische Aufgaben abgenommen werden"



    Das klingt für mich (so völlig unbeleckt von Schule seit 2 Jahrzehnten), als könnte es ein wenig helfen, den Schulen mehr Sekretär*innen und andere Hilfskräfte zur Verfügung zu stellen. Könnte die vorhandenen Lehrkräfte entlasten, dass diese sich wieder mehr aufs eigentliche Lehren konzentrieren können.



    Besagte Hilfskräfte könnten beispielsweise gemeinsames Frühstück für alle Schüler*innen organisieren - eines der Armuts-Symptome (Hunger) lindern und zugleich etwas mehr Sicherheit in den Alltag bringen.



    Das sind jetzt nur 2 kleine Schnapsideen, die mir beim Lesen des Artikels eingefallen sind ... Aber wahrscheinlich wird das geforderte/versprochene/angeblich bereitgestellte Geld wieder in sowieso nicht besetzbaren Stellen für Lehrkräfte festdefiniert. Was anderes trauen sich unsere Politiker anscheinend nicht? Jedenfalls ist das immer das Einzige, was angeblich "geleistet" wurde, nach dem, was ich so in den Nachrichten immer höre ...

    • @Tetra Mint:

      Tja, das zweite wäre tatsächlich einfach und zielführend, zumindest was Hunger bzw. schlechte Ernährung und damit auch die psychische Gesundheit sowie die Leistung betrifft. Aber ich fürchte, diese einfache Art der Fürsorge wird von den Verantwortlichen gar nicht begriffen. Die sind in der Regel nie arm gewesen, hatten ihr Leben grundsätzlich immer im Griff und haben auch nicht mit armen Menschen zu tun. Sonst wäre eine solche direkte und unbürokratische Hilfe längst Standard.

    • @Tetra Mint:

      Sie können das Geld auch in nicht besetzbare Stellen für SchulsozialarbeiterInnen und ähnliche Hilfskräfte festdefinieren.

  • Einerseits finde ich das sehr beunruhigend, andererseits freue ich mich, dass die Lehrer offensichtlich empatischer auf Probleme von armen Kindern reagieren als in den 90ern. Mein Mann ist noch von seiner Lehrerin vor versammelter Klasse zur Schnecke gemacht worden, weil die Marken für Schulzeugs, die Arbeitslose bekamen, mal wieder nicht für das Erdkundebuch gereicht hatten.

    • @Krösa Maja:

      So bedauerlich dieser Vorfall ist, so sehr ist er doch nur eine Momentaufnahme, die gar nichts besagt. Zu allem Zeiten hat es empathischere und weniger empathische Lehrer*innen gegeben.



      Bestrebungen und das Bemühen, hilfsbedürftigen Kindern der Art ihrer Bedürftigkeit entsprechend zu helfen, gibt es seit langer Zeit.

  • taz: "Eine Umfrage unter Lehrkräften zeigt, wie stark sich Armut an den Schulen bemerkbar mache. Auffällig ist auch das Verhalten der Schüler:innen."

    War da nicht erst vor Kurzem wieder einmal der „Marsch für das Leben“, wo sogenannte "Christen" für noch mehr Kinder auf die Straßen gegangen sind? Die Kinderarmut in Deutschland wird immer größer, aber das interessiert anscheinend unsere "Volksvertreter" nicht, denn die sind schon damit beschäftigt sich um das Wohl der Reichen und um das Wohl der klimazerstörenden Wirtschaft zu kümmern, da können sie sich ja schließlich nicht auch noch um arme Kinder kümmern.

    Der Armutsforscher Prof. Dr. Butterwegge hatte bereits 2009 die Zahl der Kinder, die in Deutschland auf Sozialhilfe angewiesen sind, mit 2,8 Millionen angegeben, aber in den vergangenen Jahren wurde von der Politik anscheinend nur darauf geachtet, dass es den Reichen in diesem Staat gut geht.

    • @Ricky-13:

      ...meinen Sie die Christen, die diese gutgemeinten - aus Nächstenliebe - Kreuzzüge durchgeführt haben ?

    • @Ricky-13:

      Naja, kein Frühstück heißt auch oft "soziale Armut", dass niemand daheim ein Frühstück macht, in Form von "Hintern hoch".

    • @Ricky-13:

      "Christen"

      Mhm .. die schlaustem Bundesländer sin CDU-regiert, wenn man sich die PISA Studien anschaut. Das wird Ihnen auch Herr Butterwege bestätigen können.

      Insofern frage ich mich, warum Sie hier das Atheistenpferd reiten. Ob gute oder schlechte Bildungspolitik betrieben wird ist keine Frage nach der Existenz von Göttern.

      Auch wundere ich mich darüber, dass Sie offensichtlich Atheisten einen Wertekanon absprechen, der diese nicht auch verpflichtet gegen Armut und schlechte Bildung vorzugehen.

      • @Rudolf Fissner:

        'Galopp, mein liebes Atheistenpferd. Bringe uns geschwind an einen Ort, wo die Reichen den einfältigen Menschen noch nicht eingeredet haben, dass es einen anthropomorphen Gott gibt, der auf diesem Planeten zwar nur etwas für Reiche übrig hat, aber die armen Schlucker dann später im Paradies dafür umso mehr belohnt werden.'

        Nein, dieses "Atheistenpferd" reite ich nun wirklich nicht, denn bei mir darf jeder auch an das glauben, was seinen Verstand nicht zu sehr überfordert. Ich habe nur darauf aufmerksam machen wollen, dass angebliche Christen den Planeten Erde mit noch mehr „armen Kindern“ überschwemmen möchten, für die sie dann aber nach deren Geburt keine Zeit und auch keinen Pfifferling mehr übrig haben.

    • @Ricky-13:

      Die Menschen, die zu uns kommen, sind Arm. Daher sind deren Kinder ebenfalls arm. Die wenigsten der Menschen die zu uns kommen sind Christen. Daher ist ihr Einwand schwer nachzuvollziehen. Tatsächlich ist die Kinderarmut derjenigen die schon länger hier sind in den letzten Jahren zurückgegangen. Falls Sie andere Informationen haben bitte ich um Hinweis.

  • Vor dem Unterricht gemeinsam Laufen gehen löst einen Teil der Probleme zu geringen Kosten.

    • @Nachtsonne:

      ...mit leeren Magen auch noch Laufen - an wieviele Kilometer dachten Sie denn so - damit die Schüler erschöpft und still auf ihren Plätzen im Klassenzimmer sitzen ?

    • @Nachtsonne:

      Frühstück für alle! Konzentrieren kann sich nur, wer nicht hungern muss.

    • @Nachtsonne:

      Hä?

      • @Strolch:

        Danach können Kinder ruhig sitzen und sich konzenzentrieren.

        • @Nachtsonne:

          Stimmt tatsächlich. Ist aber gar nicht so leicht umzusetzen - an einer privaten Schule haben Sie dafür unter Umständen den Rückhalt, an der staatlichen Schule hatte ich damit ein Problem. Das ist nach meiner Erfahrung oft so, dass Eigeninitiativ-Projekte, die nicht viel kosten, Kindern aber Selbstbewusstsein und Fähigkeiten vermitteln, abgebügelt und diskreditiert werden. Das fängt mit Gartenarbeit, Bastelprojekten aus Restmaterialien, Wanderungen an und endet noch lange nicht bei Tauschbörsen für Klamotten.

          Essen müssen Kinder natürlich trotzdem ordentlich und gesund, auch wenn sie früh und nach einigen Unterrichtsstunden ein paar Runden im Hof drehen.

        • @Nachtsonne:

          Aber den Artikel haben Sie schon gelesen, oder?