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Debatte um eine „grüne RAF“Klimakrise nicht verstanden

Susanne Schwarz
Kommentar von Susanne Schwarz

Warnungen vor einer „grünen RAF“ wurden von rechts bereitwillig aufgenommen. Ökoterrorismus ist Fiktion – die Klimakrise aber ist real.

Klimaaktivisten am Münchner Flughafen sind nicht das Problem Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

S tellen Sie sich vor, Fliegen wäre gefährlich. Eigentlich ist dafür nicht viel Fantasie nötig. Schließlich ist der Luftverkehr für deutlich mehr klimaschädliche Emissionen im Jahr verantwortlich als ganz Deutschland. Damit ist Fliegen gefährlich. Fliegen tötet. Nur eben in der Regel nicht unmittelbar. Aber wenn das plötzlich anders wäre?

Es ist ein Szenario, das der Science-Fiction-Autor Kim Stanley Robinson in seinem Klimakrisen-Roman „Das Ministerium für die Zukunft“ zeichnet. Das Buch hat viel Aufmerksamkeit bekommen, nachdem der ehemalige US-Präsident Barack Obama es auf die Liste seiner Buchempfehlungen im Jahr 2020 gesetzt hatte. Darin gehen die Emissionen des Luftverkehrs irgendwann zurück. Der Grund: Die breite Öffentlichkeit ist zu verängstigt, um noch ins Flugzeug zu steigen, denn Öko­ter­ro­ris­t:in­nen schießen diese im Roman regelmäßig mit Drohnen ab.

Als der frühere Klimaaktivist Tadzio Müller im vergangenen Jahr im Spiegel Klimaschutz einforderte, um eine „grüne RAF“ zu verhindern, hatte er wohl solche Szenen im Kopf. Nun hat er in einem Folge-Interview eingeräumt: Die Aussage damals war ein Fehler. Im rechten politischen Spektrum ist die „grüne RAF“ zum Kampfbegriff geworden. Dort bezieht man sich auf Ak­ti­vis­t:in­nen wie die der Letzten Generation, obwohl die ja Autos friedlich blockieren. Darüber kann man sich als Au­to­fah­re­r:in ärgern. Mit Terrorismus hat es aber absolut nichts zu tun.

Dass Müllers Aussage nach hinten losgegangen ist, hat viele Gründe. Nicht zuletzt vielleicht den, dass er für eine gewisse Freude an provokanten Aussagen und viel Reichweite bekannt ist. Aber es ist auch ein Symptom dafür, dass die Tragweite der Klimakrise und des nötigen Klimaschutzes kaum verstanden sind. Viele scheinen sich kaum vorstellen zu können, dass die Erderhitzung zu ernsten, auch gewaltvollen Auseinandersetzungen um Ressourcen führen könnte. Dass das ein Irrtum ist, zeigen nicht nur Sci-Fi-Romane. Ein Blick in die Berichte des Weltklimarats IPCC genügt.

Die Welt ist aktuell schon um 1,2 Grad aufgeheizt. 2022 sind die weltweiten CO2-Emissionen weiter angestiegen.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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57 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Am Ende seiner Dienstzeit erhält Georg Gruhl den Befehl, durch ziellose Fahrten mit einem DKW MUNGA Geländewagen den für die routinemäßige Inspektion erforderlichen Kilometerstand zu erzeugen, fährt aber stattdessen nach Hause. Gemeinsam präparieren Vater und Sohn Gruhl den Wagen und verbrennen ihn unter Absingen von Litaneien 😇 auf offener Straße. Die anfänglich als politisch motiviert eingestufte Straftat wird im Laufe der Verhandlung und nach dem Gutachten des Kunstprofessors Büren als eine Form der Anti-Kunst („Happening“) neu bewertet. Vom örtlichen Amtsgericht werden sie zu vollem Schadensersatz und wegen groben Unfugs zu sechs Wochen Haft daher milde verurteilt.“



    de.wikipedia.org/w..._einer_Dienstfahrt



    (Verbrennen war wg. CO2 natürlich nicht ok... 🙆)

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Verbrennen war wg. CO2 natürlich nicht ok...

      Aber auch so ein Klimaleugner, dieser Böll !

  • Zur Entstehung von Terror gehören immer zwei Parteien.



    Und es müssen immer zwei Momenti zusammen kommen:



    1. eine (große) Ungerechtigkeit von der einen Seite und



    2. die Verweigerung dieser Seite die ausgeübte Ungerechtigkeit anzuerkennen und mit denjenigen die darunter leiden in Dialog zu treten..also so etwas wie:

    Arroganz und Ignoranz

    ...leider muß ich ab heute festellen: der Staat tut gerade alles um genau diese Voraussetzungen zu befördern..

    Ich rate allen Verantwortlichen dringend sich selbst zu reflektieren und nach einem Empathie-basierten Umgang mit diesem Konflikt ( unf der jungen Genetation) zu suchen...denn die heutigen Ereignisse sind nicht nur für die Aktivisten der LG, sondern für jeden Menschen, der nicht nur sich selber sieht, sondern die Menschheit ein Schlag ins Gesicht..

    • @Wunderwelt:

      Nach ihrer Theorie sind dann also auch die verschrobenen Geister der Reichsbürger im Recht einen neuen Staat zu fordern, weil die Regierungen nicht auf ihre Forderungen eingehen. Das ist das grundlegende Problem wenn man Straftaten in gute und böse Straftaten einteilt.

      • @Günter Witte:

        Sie haben recht..das Schema ist das gleiche (gilt auch bei Terroraktionen der RAF und sogar bei Selbstmordattentaten von Irakern, etc).

        Allerdings beziehen sich die Klimaaktivisten auf wissenschaftliche Erkenntnisse...wohingegen bei den Reichsbürgern die Märchenstunde aus Kindertagen regiert.

        Ich hoffe sehr sie gehören nicht zu denjenigen, die die LG auf die Stufe von Reichsbürgern stellen..

        • @Wunderwelt:

          Reichsbürger, aber auch LG, sollten bei Straftaten gleich behandelt werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse dürfen kein Deckmantel für Verbrechen sein. So wurde zuletzt berechnet das einige Milliardäre das x-fache von CO2 erzeugen als arme Menschen, könnte man jetzt einen Mord an diesen mit Umweltschutz rechtfertigen ?? Es ist ein sehr dünnes Eis, einzelne Straftaten als gerechtfertigt anzusehen.

  • In Robinsons 'Mars'-Trilogie sind die 'greens' die, die den Planeten terr-formen, für den mneschen bewohnbar machen, und damit in den Augen der 'reds' die Bösen, die Zerstörer. Ein gewisses Know-How übers Terraformen wird sich die Menschheit aber vielleicht zulegen müssen. Nicht, dass der Mars (Landfläche immerhin so groß wie die der Erde) eine realistische Alternative böte, aber irgendwann müssen wir vielleicht drangehen, SIE terra-zu-formen: die gute alte Erde.



    en.wikipedia.org/wiki/Mars_trilogy



    en.wikipedia.org/w...m_Stanley_Robinson

  • "Viele scheinen sich kaum vorstellen zu können, dass die Erderhitzung zu ernsten, auch gewaltvollen Auseinandersetzungen um Ressourcen führen könnte."



    Den Konjunktiv braucht es hier nicht, jenseits der 2°-Grenze dürften (u.A.) global eskalierende Gewaltexzesse nahezu determiniert sein.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Ingo Bernable:

      Es gibt Untersuchungen, die da tatsächlich einen Zusammenhang erkennen, bspw.:



      "Extreme events and gender-based violence: a mixed-methods systematic review"



      www.thelancet.com/...2)00088-2/fulltext



      die taz dazu:



      "Studie zur Erderwärmung: Mieses Klima für Frauen



      Der Klimawandel verschlechtert die Lage der Frauen weltweit. Der Grund: Mangelnde Ressourcen verstärken geschlechtsspezifische Gewalt."



      taz.de/Studie-zur-...waermung/!5660937/

    • 1G
      14397 (Profil gelöscht)
      @Ingo Bernable:

      "Viele scheinen sich kaum vorstellen zu können, dass die Erderhitzung zu ernsten, auch gewaltvollen Auseinandersetzungen um Ressourcen führen könnte."

      Konkretes und erschreckendes Beispiel: der Irak in der gestrigen Ausgabe der Wissenschaftssendung Nano:

      ab Minute 18:09



      www.zdf.de/wissen/...dung-nano-100.html

      • @14397 (Profil gelöscht):

        Aktuell muss nun jedesmal die Polizei antanzen, damit die Genötigten im Stau nicht sauer oder gar gewaltätig werden.

        Die LG verhindert null gewalt. Sie provoziert Gewalt. Siespaltet die Klimabewegung.

        Sie zerstört den Rückhalt der Klimabewegung in der Bevölkerung. Und sie will Geld per Erpressung in unsinnige 9€ Kanäle fließen lassen, statt den ÖPNV auszubauen.

        • @Rudolf Fissner:

          Der Rückhalt für die Klimabewegung, die von vielen (vor dem Auftreten der LG) beschimpft wurde und der der Rat gegeben wurde, Freitags besser in die Schule zu gehen und den Klimaschutz den "Profis" zu überlassen?



          Der Rückhalt durch die Bevölkerung, die in der breiten Masse sich zwar zum Klimaschutz bekennt, aber beim ersten Gefühl, dass es durch diesen evtl. zu Einschränkungen bei Komfort, Konsum, Urlaubsreisen etc. kommen könnte, nicht zu eben diesen Klimaschutz bereit ist?

          • @J. Straub:

            Ja der Rückhalt und der jener vielen, die kein Problem damit haben, das weniger mehr ist. Und vor allem der Rückhalt jener Autofahrer, die ein besseres schnelleres ÖPNV haben wollen statt 9 Euro-Ramschtickets für einen ÖPNV-der ihnen oft nur wenig hilft und doppelt so lange Fahrzeiten beschert.

            Sie hätten mal bei einer der vielen Klimademos mitmachen sollen.

            • @Rudolf Fissner:

              Hab ich. Öfter sogar.

  • 4G
    47351 (Profil gelöscht)

    Ach ja, der Herr Obama, der auch gerne mal im Privatjet nach Avignon fliegt, um den Papstpalast zu besichtigen und dabei seine gepanzerten Fahrzeuge nicht in den USA vergisst.

  • Sorry, Tadzio Müller hat dies damals ernst gemeint, auch in mehreren Interviews und direkt verknüpft mit der Kampfansage zur Überwindung des Kapitalismus als das eigentliche Übel, Systemchange gewissermaßen. Jetzt "erschreckt" tun und sich "instrumentiert" fühlen ist verlogen, wenn man selbst damals den Klimakampf für den Klassenkampf instrumentalisieren wollte.

    • @Hans aus Jena:

      Der Klimakampf ist ein globaler Klassenkampf.

      Der unterdrückte Süden gegen den reichen Norden.

      Echter Klimaschutz ist ohne Umverteilung nicht realistisch.

      Entweder wir finden einen Weg unser derzeitiges System zu überwinden oder wir gehen mit ihm gemeinsam unter.

  • Gewaltsame kämpfe un Ressourcen gibt es seit jeher. Mir will sich nicht erschließen, dass diese durch den Klimawandel grundsätzlich ihre Natur ändern. Schlimmer als der Vernichtungskrieg der Nazis z.b. kann ich es mir nicht vorstellen.

    • @Sybille Bergi:

      Und war der nicht schlimm genug?

    • @Sybille Bergi:

      Diese Auseinandersetzungen um Ressourcen dürften um einiges an Gewalt zunehmen, denn es geht nicht allein um Rohstoffe, sondern um Lebensraum und Nahrung. Und ich denke, da sind am Ende wesentlich mehr direkte und indirekte Opfer zu beklagen als in allen Kriegen zusammen.

      • @Wurstfinger Joe:

        Genau diesen vergleich finde ich mit Verlaub lächerlich. Hitler ging es darum ganze Volksgruppen auszulöschen. Das nenne ich eine echte existenzielle Bedrohung. Außerdem verharmlost sie die Vergangenheit.

        • @Sybille Bergi:

          Fehlende Lebensgrundlagen sind auch eine existenzielle Bedrohung. Nur geht es dann nicht darum, welcher Volksgruppe jemand angehört, sondern wer die Mittel und Wege hat, alle anderen vom Futtertrog fernzuhalten. Anderer Grund, aber die selbe Grausamkeit.

      • 6G
        650228 (Profil gelöscht)
        @Wurstfinger Joe:

        Nicht, wenn sich die Geburtenrate weltweit halbiert. Das sollte auf technisch-friedliche Weise möglich sein.

        • @650228 (Profil gelöscht):

          Selbst wenn die Geburtenrate halbiert wird, wenn infolge der Klimakatastrophe der Lebensraum immer kleiner wird, wird es trotzdem gewaltsame Auseinandersetzungen um die traurigen Reste geben. Die Veränderungen auf der Erde werden ja nicht weniger, sie nehmen eher an Geschwindigkeit zu, wie die letzten Jahre zu beobachten war.

          • 6G
            650228 (Profil gelöscht)
            @Wurstfinger Joe:

            Icj bin sicher, dass 4 Milliarden Menschen auch im Jahr 2100 friedlich auf der Erde existieren können.

  • Es ist ein Skandal, dass nicht umweltschädliche Unternehmen und ihre Lobby vor Gericht stehen, sondern diejenigen, die darauf aufmerksam machen.



    Jeder weiß, dass es schon immer Schwankungen der Temperatur gab. Aber nicht in dieser Geschwindigkeit.



    Davon abgesehen: ich muss keine Wissenschaftlerin sein, um zu begreifen, dass die Industriealisierung die Natur in unfassbarem Ausmaß geschädigt hat. Macht doch mal die Augen auf und vergegenwärtigt euch, dass es nicvt normal ist, dass soviele Bäume krank sind.

  • Tadzio hätte garnicht die grüne RAF erwähnen müssen. Er ist ein Feindbild der Rechten, und die Rechten nehmen gerne jedes Statement auseinander, aufgrund von Vorteilsnutzung und Hetze. Tadzio müsste sich sonst für sein ganzes Leben entschuldigen, und das kann es auch nicht sein.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Stimmt, es reicht, wenn er sich für den Quatsch, den er erzählt, und dessen Folgen entschuldigt.

  • Als der frühere Klimaaktivist Tadzio Müller im vergangenen Jahr im Spiegel Klimaschutz einforderte, um eine „grüne RAF“ zu verhindern, hatte er wohl solche Szenen im Kopf. Nun hat er in einem Folge-Interview eingeräumt: Die Aussage damals war ein Fehler.

    Jo, na wenigstens siehts er's ein. Die Frage ist nur, ist es kein Fehler, diesen Begriff immer wieder zu reproduzieren? Zumindest hab ich von Scheuer und den üblichen Verdächtigen schon ne Weile nix mehr dazu gehört.

    Natürlich ist es brutaler Unsinn, die Klebeaktionen, egal wie man dzu steht, als Terrorismus zu bezeichnen. Bei der LG halte ich eher die Frage für gegeben, ob die Wahl der Mittel dem Anliegen tatsächlich nützt. Und nicht, ob die Aktionen zu radikal sind.

    Nur wenn man lange genug mit diesen Begrifflichkeiten und Eventualitäten hantiert und rote Linien mit apokalyptischer Alternativlosigkeit verwischt, wirds irgenwann vielleicht doch zur self fulfilling prophecy und irgendjemand baut großen Mist.

    Das wäre für den gesamten Aktivismus der GAU.

  • "Im rechten politischen Spektrum ist die „grüne RAF“ zum Kampfbegriff geworden. Dort bezieht man sich auf Ak­ti­vis­t:in­nen wie die der Letzten Generation, obwohl die ja Autos friedlich blockieren."

    Auch Tazid Müller bezog sich im Interview mit dem Spiegel Nov. 2021 ( www.spiegel.de/pol...-ab23-45dfb0d2db89 ) auf die Klimaproteste. Und das geschah zu einem Zeitpunkt als diese nicht mal Autos blockierten s dern friedlich noch Schulstreiks durchführten. Als Gründer der Extinsion Rebellion kommt seine "Reue" ob seines Schwachsinns nun ein Jahr zu spät, nachdem das Kind schon längst in den Brunnen gefallen ist. Glaubhaft ist das nicht.

    Ich kann da auch keine Freude an Provokationen drin sehen. Tazido Müller mischt auch bei der Interventionistischen Linken mit. Die sind bereits nicht harmlos. Ihm war Friday for Future viel zu harmlos (" Seiner Meinung nach müssten die Klimastreiks von „Fridays for Future“ aufhören, da sie nichts bringen." www.welt.de/vermis...-organisieren.html ). Er wollte ganz gezielt mehr Dampf im Kessel erzeugen.

    • @Rudolf Fissner:

      bereuen tut er sicherlich nur die anschließende Instrumentalisieung.

      Gemeint war ja bloß dass es schon Millionen von Menschen gab und gibt die demonstrieren. Wenn diese Demonstrationen keine Wirkung zeigen ist zu erwarten, dass es ab einem bestimmten Punkt aus reiner Verzweiflung auch Gewalt geben wird.

      Ich denke in 10 Jahren etwa wenn es so weiter geht wie bissher kann es gut sein, dass sich echte Ökoterroristengruppen bilden werden.

      So wie damals die Suffragetten im Kapf um Frauenrechte wird jedoch vermutlich nur auf Sachschäden abgezielt werden.

      Die Wortwahl "Grüne RAF" ist somit denkbar ungünstig.

      Ich weis Sie sind der Meinung die LG ist schlecht für die Bewegung ist, aber das ist Blödsinn.

      Die LG ist die Natürliche Konsequenz des Eskalationsprozesses, weil sich einfach zu wenig tut.

      Das diese so unbeliebt ist zeigt lediglich wie wenig Menschen wirklich bereit sind, für ein echtes Umdenken . Diese Menschen wären auch ohne die LG nicht dazu bereit gewesen.

      Das ist so wie mit den Frauenrechten.



      Alle sind für Gleichberechtigung.



      Außer wenn es um konkrete Maßnahmen geht. ...Frauenqute, Elternzeit, Ehegattensplitting, Kindererziehung im alg.

      Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Genau wie bei der Reaktion auf die Aktion der LG.

      • @Obscuritas:

        Tazido Müller ist nicht die Klimabewegung. Und schon gar nicht ist er die Frauenbewegung. ROFL.

        Beide Bewegungen haben mit RAF-Gedöns nichts zu tun. Und beide Bewegungen sehen den Erfolg ihrere Bewegungen sicher nicht so mies wie Herr Müller, schon gar nicht die Frauenbewegung.

        Die Gewaltfrage und das RAF-Gedöns ist ureigener Mist von Herr Müller, weil ER die Bewegung gerne eskaliert sehen möchte. Was angesichts seiner Verwurzelung in der interventionistischen Linken, die jbei eder Bewegung mitmischt wo es schön kracht oder krachen soll (siehe G20), nicht weiter verwudert.

  • Es bleibt dabei, die Deutschen werden und können das Weltklima nicht retten. Das muss weltweit z.b. auch in China Indien und USA passieren. Klebt da auch jemand ?

    • @Aldi Wolf:

      In den USA gab's und gibt's richtigen Ökoterrorismus. Wie auch die pol. Umweltbewegung keinen anderen Ursprung hat. Der Unterschied zu Ländern wie China ist, dass dort im Endeffekt ein Mann entscheidet, jedenfalls eine Partei, wo wieviele Windkraftanlagen jetzt mal aufgestellt werden und dann wird das gemacht. Wir sind eine Demokratie, das heißt auch dass Gesellschaft und jede/r Einzelne darin Verantwortung trägt, die sich so nicht überall übersetzen lässt. Einige immer noch sehr Wenige nehmen es mit dieser Verantwortung jetzt mal besonders ernst, das generiert selbstredend Verdruss und Scham bei den Mehrheiten und unterstreicht zugleich wie haarsträubend jeder Vergleich mit Extremismus ist oder gar Terror. Klimaschutz ist heute im Prinzip das radikal Konservativste, für das man einstehen kann, diese Menschen kämpfen nicht gegen den Status quo sondern für Mechanismen und Grundlagen, die ihn überhaupt erhalten kann. Wär ich heute in der RAF, ich würde wahrscheinlich keinen Daumen fester drücken als den für globale Erwärmung, einer Dynamik die nicht zuletzt dem Kapitalismus zum Verhängnis werden kann und in jedem Fall mächtig "Revolution" verspricht und Aufruhr. Wenn man das will.

    • @Aldi Wolf:

      D-Land hat zwar nur 80Mio Einwohner. Aber es ist sowohl maßgeblich an der Erfindung wie an der Nutzung von Energie beteiligt..zudem profitieren wir alle in weit über durchschnittlichem Maße davon..

      Und das bedeutet D-Land (und jeder der hier lebt) hat auch eine über durchschnittlich große Verantwortung das System zu transformieren.

      Wenn wir es nicht schaffen, Energie zukünftig in vernünftiger Weise nutzen zu lernen, wird eben diese frei gesetzte Energie dazu führen, dass das System Erde Re-Agiert und sich selbst bereinigt...

      (trifft ein Planet den anderen und sagt: " ich hab Homo Sapiens"...)...

    • 1G
      14397 (Profil gelöscht)
      @Aldi Wolf:

      "Es bleibt dabei, die Deutschen werden und können das Weltklima nicht retten"

      Entschuldigung, aber Unsinn wird durch wiederholen nicht wahrer: Das WELTklima können selbstverständlich nur alle - die Welt zusammen - retten. Allerdings hat D durch seine Industrie- und CO2-Emissionsgeschichte eine viel größere Verantwortung als China und Indien.



      Würde jeder G7-Bürger so wenig CO2 emitieren wie ein durchschnittlicher Inder, wir wären der Lösung der Klimakatastrophe sehr viel näher.



      Allein China hat im letzten Jahr so viele Windräder aufgebaut, wie es in ganz D zusammen gibt.



      In den USA wurde in diesem Jahr ein 370-Milliarden-Programm für Klimaschutz beschlossen.

      Aber die Deutschen müssen jetzt endlich mal ihren gerechten Anteil an der Rettung der Klimas leisten, mindestens. Und da helfen ihre nationalistischen Argumente leider kein CO2-Atom weiter.

    • @Aldi Wolf:

      Nein die sagen auch dass sie alleine nicht das Klima retten können.



      Sie wollen damit anfangen zu sparen, sobald Europa seinen Pro Kopf Verbrauch auf chinesisches Niveau gesenkt hat, außerdem sind sie dafür dass der Verbrauch dem Endkonsumenten zugerechnet wird also uns, und nicht dem Erzeuger der von uns geforderten Güter. Von dem her....

      • @Eva Kern:

        "sobald Europa seinen Pro Kopf Verbrauch auf chinesisches Niveau gesenkt hat,"

        China liegt beim Pro-Kopf CO2-Ausstoß etwa auf dem gleichen Level wie Deutschland.

        "außerdem sind sie dafür dass der Verbrauch dem Endkonsumenten zugerechnet wird also uns, und nicht dem Erzeuger der von uns geforderten Güter."

        Da wäre ich auch dafür wenn ich der Erzeuger wäre. Niedrige Umweltstandards, und da gehört CO2-Ausstoß dazu, dienen aber dem Unternehmen als Wettbewerbsvorteil. Da muss man ansetzen und nicht beim Konsumenten. Die einzige Möglichkeit, den Ausstoß zu messen und zu begrenzen ist da wo er entsteht.

      • @Eva Kern:

        Sie liegen falsch.

        China hat auch pro Kopf einen höheren Ausstoß.

        www.destatis.de/DE...mwelt/G20_CO2.html

        An dem Argument, dass es ohne China und den USA sinnlos ist, kommen Sie nicht vorbei.

        Deutschland hat außerdem einen Exportüberschuss.

        Da wäre ich mit dem Endkonsumenten vorsichtig.

        Nicht dass Deutschland auf ein Mal recht gut dasteht.

    • @Aldi Wolf:

      Richtig.



      Sollen doch erstmal die anderen anfangen.

      • @MC:

        Nur gemeinsam wird es was werden.

        • @rero:

          Ja, aber deswegen muss trotzdem sofort an allen Stellschrauben gedreht werden. Auch wenn andere Staaten evtl. weniger machen (und es ist ja nicht so, dass z.B. China das Thema so gar nicht angehen würde). Das Zeitfenster schließt sich!

  • soso, es ist jetzt also 1.2 Grad wärmer als vorher. Und bei 1.5 Grad tritt der Kippunkt, ergo die Katastrophe ein. Was mehrere Fragen aufwiwrft:



    1. Was passiert wenn es nur 1,49 Grad sind?



    2. Was war mit der Jurassischen Periode, in der die Durchschnittstemperatur 5 bis 10 Grad höher als 2019, und der CO2 Gehalt der Atmosphäre viermal so hoch war wie heute?



    3. Können wir wirklich vorraussagen was in einem extrem komplexen System wie der Erde geschehen wird?



    4. Und natürlich,



    Man sollte doch die Erderwärmung und Klimaveränderung im globalen, d.h. anthropogenen und nennen wir´s mal terragenen Konext sehen und auch die Riuhe bewahren.



    Und wa sist mit der Aussage das s die Blockadeaktionen der "Last Generation" absolut nichts mit Terrorismus zu tun haben? Die englische Definition von Terrorismus ist "Terrorism is an action or threat designed to influence the government or intimidate the public. Its purpose is to advance a political, religious or ideological cause. "

    Da fällt die "Last Generation" doch drunter. Ich würde mir wünschen dass die Last Generation etwas positives beitragen würde, z.B. eine Lösung für das Energiespeicherproblem. Aber da muss ich selber lächeln, denn was ich an intellektueller Leistung bisher von denen gesehen habe reicht um sich festzukleben, aber ansonsten nicht viel weiter.

    • @Gerald Müller:

      Bevor sie hier spekulieren, sollten sie sich damit vertraut machen, was Kipppunkte eigentlich sind.

      Nur ein naheliegendes Beispiel:

      -> wir sind kurz davor, daß in Sibirien und Alaska die Petmafrostböden zu tauen beginnen. Sobald das geschieht, wird Methan frei gesetzt, (was bislang vom Eis fest gehalten wird). Methan ist aber ein wesentlich stärkeres Treibhausgas als CO². Wodurch sich die Erwärmung beschleunigt und auch die Permafrostböden weiter auftauen (fortschreitend von Süd nach Nord). Ergo wird noch mehr Methan frei gesetzt und die Erwärmung noch schneller voran getrieben..usw.

      Das ist übrigens, der Grund für die Namensgebung der "letzten Generation"..denn noch hätten wir ein Zeitfenster von etwa 3-10 Jahren um solche Teufelskreise (Kipppunkte) zu vermeiden...

    • @Gerald Müller:

      "Und bei 1.5 Grad tritt der Kippunkt, ergo die Katastrophe ein."



      Ich denke sie wissen, dass das so nicht ist und auch, dass das genau so niemand ernsthaft behauptet. Relativ sich ist, dass jenseits von etwa(!) 2° eine Anpassung nicht mehr möglich ist. Weil man aber eben trotz aller Modelle und Prognosen nicht wirklich sicher einschätzen kann ob wir uns vielleicht doch auch noch an 2,1° adaptieren könnten oder es für die Zivilisation doch schon bei 1,9° vorbei wäre und auch nicht ausreichnd sicher sagen kann wann genau Kipppunkte und Kaskadeneffekte einzusetzen beginnen verständigte man sich in Paris auf die 1,5°-Grenze um wenigstens einen minimalen Sicherheitsabstand zu gewährleisten. (Ingenieur*innen hätten die Belastungsgrenze für ein so überlebenswichtiges Teil wie das Weltklima wohl eher bei 0,66° gesetzt.)



      Die Referenz auf das Jura-Zeitalter übersieht, dass die Klimakatastrophe eben nicht nur in einer eher marginalen Erhöhung der Durchschnittstemperatur besteht, sondern vor Allem aus den sich daraus ergebenden Extremwetterlagen, die sich in Frequenz und Wechselwirkungen irgendwann derart verstärken, dass politische, soziale, ökonomische Systeme die allesamt ein Mindestmaß an Stabilität voraussetzen unter deren Folgen kollabieren werden.



      Wenn sie ernsthaft angesichts der +2,8° auf die wir derzeit zusteuern dazu raten das doch einfach mal in aller Ruhe auf sich zukommen zu lassen, sollten sie sich vielleicht doch mal informieren wie die Auswirkungen davon wirklich aussehen werden.



      "Die englische Definition von Terrorismus ist "Terrorism is an action or threat designed to influence the government or intimidate the public."



      Wenn sie weite Teile der Definition, die sich auf uA auf "serious violence" bezieht unterschlagen, passt das natürlich, allerdings wäre dann auch Verbände wie, sagen wir mal, der ADAC oder die Handwerkskammern Terrororganisationen weil sie Schritte unternehmen um die Politik zu beeinflussen.

    • @Gerald Müller:

      "Aber da muss ich selber lächeln, denn was ich an intellektueller Leistung bisher von denen gesehen habe reicht um sich festzukleben, aber ansonsten nicht viel weiter."

      Wenigstens scheint die Letzte Generation zu begreifen, was die Wissenschaft über die Erderwärmung und ihre Folgen sagt, was man von Ihnen nicht behaupten kann.

      Aber klar, sich erstmal über die intellektuelle Leistung anderer echauffieren...

    • @Gerald Müller:

      Ich hoffe mal für Sie, daß weder die Fragen 1.-3. noch die Schlussfolgerung unter 4. wirklich ernst gemeint sind.

      Was die Definition angeht: Laut Wikipedia versteht man unter Terrorismus kriminelle Gewaltaktionen. Davon kann ja bei der LG wohl kaum die Rede sein.

    • @Gerald Müller:

      Und wie sagte unser Christian Linder vor nicht allzu langer Zeit so nett, man solle Klimapolitik den Profis überlassen. Da fällt mir, unser Verkehrsminister hat - auch nicht lange her - erläutert, Tempolimitt geht nicht, weil wir haben keine Schilder.



      Daß die Demonstranten da die Verzweiflung überfällt, kann ich nachvollziehen.

  • Wie korrekt festgestellt wurde: Der Begriff wurde im Spektrum der Klimaaktivisten gebildet und fällt damit weniger in die Kategorie "Üble Nachrede", sondern eher "Dumm gelaufen".



    Wenn ich meine Forderungen mit der Warnung vermarkte, dass Verweigerung zu Terrorismus führen kann, dann habe ich mir diesen Backlash sicherlich wohlverdient. Die Klimaaktivisten als Ganzes, sicherlich nicht - wobei man diskutieren kann inwiefern da eine sehr klare Distanzierung gefehlt hat.

    Ich für meinen Teil bin kein Freund von Konfrontationsstrategien, da die daraus entstehenden Konflikte ebenso ins eine wie ins andere Extrem führen können. Wir leben in einer Demokratie und Kurswechsel finden auf lange Sicht nur statt, wenn man die breite Masse nachhaltig überzeugt.

  • Sicher sollte Fliegen massiv reduziert werden, aber wir sollten uns auch nicht ablenken lassen:

    Wenn wir den ganzen Flugverkehr einstellen, senken wir die Emissionen um ca. 3 %.

    Bei weitem ein größerer Anteil ist die Nutztierhaltung. Wenn der für sie erforderliche Verkehr, die für sie verbrauchte fossile Energie, die durch sie verursachte Landnutzung etc. mit eingerechnet wird, ist sie der größte Faktor überhaupt:

    www.nature.com/art...s43016-021-00358-x

    Gleichzeitig zeigt eine Studie, dass Milch-, Eier- und Fleischersatz auf veganer Basis 4 bis mehr als 10-fach weniger klimaschädlich sind als die Tierprodukte:

    www.pnas.org/doi/1...73/pnas.2120584119

    Die positive Nachricht:

    Eine Umstellung auf vegan könnte selbst jetzt noch einen erheblichen Teil des Klimawandels aufschieben:

    journals.plos.org/...urnal.pclm.0000010

    Aber was tun wir?

    Wir reden über Fliegen oder Duschzeiten, obwohl selbst ganz ohne Fliegen und Duschen der Klimawandel nicht aufschiebbar wäre.

    Nur über "vegan", darüber reden wir weniger gern. Dabei gibt es keinen anderen Einzelfaktor, der so viel für das Klima und die gesamte Umwelt (Biodiversität) tun könnte, wie die Umstellung auf vegan.

    Der Titel "Klimakrise nicht verstanden" stimmt also.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      Die Ablösung von den "Fleischtöpfen Ägyptens" war und ist nun mal leider keine einfache Sache - v.a. für die Industrie der Fleischpharonen...

    • @PolitDiscussion:

      Das bedeutet, die Aktivisten sollten sich nicht auf die Autobahn, sondern an McDonalds-Türen kleben.

  • Die Aktivisten der 'Letzten Generation' sind offensichtlich keine Terroristen. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass das jemand ernsthaft behauptet. Die Frage ist doch, ob sich die Bewegung in Zukunft zu einer Art 'grünen RAF' entwickelt. Das weiß heute weder die Autorin noch sonst jemand. Dass Tadzio Müllers entsprechende Prophezeiung 'nach hinten' losgegangen ist, ist laut der Autorin ein Symptom dafür, dass die Tragweite der Klimakrise kaum verstanden wird; ich glaube eher, es ist ein Symptom dafür, dass die Leute keine 'grüne RAF' wollen. Egal, wie schlimm die Klimakrise ist.

  • Die Überschrift müsste richtigerweise lauten "Ökoterrorismus ist derzeit noch Fiktion".

    Angesichts der Tatsache, dass die Begehung von Straftaten von Teilen der Bevölkerung hingenommen und als legitimes Mittel betrachtet wird, verharmlost durch den Begriff des "zivilen Ungehorsams" wissen wir heute nicht, wohin sich das Ganze entwickeln wird. Was wird passieren, wenn das Klimakleben nicht reicht?

    • @DiMa:

      Schon mal auf die Idee gekommen, dass deren Proteste eventuell gerechtfertigt sein könnten, und das Problem nicht bei den Protestierenden sondern an der Politik liegt könnte? Mir war so, also ob das oberste Gericht dieses Landes vor nicht allzu langer Zeit eine Grundsatzentscheidung zu diesem Thema gefällt hätte. Da die Politik dem entgegen handelt, wäre es nicht die Politik die eine Straftat begeht?

      • @Shasu:

        Mit der Frage der Rechtfertigung haben sich Strafgerichte bereits hinreichend beschäftigt. Die Protestierer können ohne weiteres wieder einen nicht strafbaren Protest ausüben.

        Politiker sind bei der Ausübung ihres Mandates vor der Strafverfolgung geschützt (sog. Immunität).