Bundesweite Solarpflicht: Alles hängt am Handwerk
Die Solarpflicht wird es nicht bringen. Der Flaschenhals der Energiewende ist nicht mangelnder Bürgerwille, sondern der Fachkräftemangel im Handwerk.
E ine Solarpflicht auf Bundesebene, braucht man die wirklich? Schließlich sollte es nicht nötig sein, bei den aktuellen Energiepreisen noch irgend jemanden zu seinem Wohl in Form billigeren Stroms zu zwingen. Doch in der Politik scheint man offenbar zu denken: doppelt hält besser. Eine Baupflicht und das ökonomische Interesse der Bürger – damit muss die Energiewende einfach zum Selbstläufer werden.
Wenn die Welt nur so einfach wäre. Denn es ist nicht der fehlende Wille der Bürger, dem durch eine Baupflicht nachgeholfen werden müsste. Vielmehr hängt die Energiewende schlicht daran, dass irgendwer die Solarmodule auf die Dächer schrauben muss. Die fehlenden Handwerker sind der Flaschenhals des erhofften Solarbooms.
Aber so funktioniert Politik: Mit einer Baupflicht für Photovoltaik lässt sich mehr Applaus ernten als etwa mit einem milliardenschweren Förderprogramm für die Berufsschulen des Handwerks. Schon vor Monaten hatten die Handwerksverbände an die Politik appelliert: Nur mit einer „großen Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive“ sei die Energiewende im Gebäudesektor überhaupt umsetzbar.
Niemand, der gerade einen Handwerker braucht, kann daran zweifeln. Deswegen muss die Politik endlich die berufliche Ausbildung stärken, was durchaus auch zulasten der akademischen Ausbildung gehen darf. Nämlich jener Fächer, die in der freien Wirtschaft nur geringe Perspektiven bieten.
Vor allem ist es auch eine gesellschaftliche Frage: Das Handwerk muss wieder den Stellenwert erhalten, der ihm gebührt. Das beginnt damit, dass man junge Menschen auch zur praktischen Arbeit motiviert. Daran aber fehlt es in Familien und Schulen. Dass in weiterführenden Schulen eine zusätzliche Fremdsprache oft als wichtiger erachtet wird als Erfahrungen an Drehbank und Fräse, ist kein adäquater Umgang mit den Herausforderungen der Zukunft. Und schon gar nicht mit den Notwendigkeiten der Energiewende.
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