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Bundesweite SolarpflichtAlles hängt am Handwerk

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die Solarpflicht wird es nicht bringen. Der Flaschenhals der Energiewende ist nicht mangelnder Bürgerwille, sondern der Fachkräftemangel im Handwerk.

Es fehlen die Handwerker Foto: Marijan Murat/dpa

E ine Solarpflicht auf Bundesebene, braucht man die wirklich? Schließlich sollte es nicht nötig sein, bei den aktuellen Energiepreisen noch irgend jemanden zu seinem Wohl in Form billigeren Stroms zu zwingen. Doch in der Politik scheint man offenbar zu denken: doppelt hält besser. Eine Baupflicht und das ökonomische Interesse der Bürger – damit muss die Energiewende einfach zum Selbstläufer werden.

Wenn die Welt nur so einfach wäre. Denn es ist nicht der fehlende Wille der Bürger, dem durch eine Baupflicht nachgeholfen werden müsste. Vielmehr hängt die Energiewende schlicht daran, dass irgendwer die Solarmodule auf die Dächer schrauben muss. Die fehlenden Handwerker sind der Flaschenhals des erhofften Solarbooms.

Aber so funktioniert Politik: Mit einer Baupflicht für Photovoltaik lässt sich mehr Applaus ernten als etwa mit einem milliardenschweren Förderprogramm für die Berufsschulen des Handwerks. Schon vor Monaten hatten die Handwerksverbände an die Politik appelliert: Nur mit einer „großen Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive“ sei die Energiewende im Gebäude­sektor überhaupt umsetzbar.

Niemand, der gerade einen Handwerker braucht, kann daran zweifeln. Deswegen muss die Politik endlich die berufliche Ausbildung stärken, was durchaus auch zulasten der akademischen Ausbildung gehen darf. Nämlich jener Fächer, die in der freien Wirtschaft nur geringe Perspektiven bieten.

Vor allem ist es auch eine gesellschaftliche Frage: Das Handwerk muss wieder den Stellenwert erhalten, der ihm gebührt. Das beginnt damit, dass man junge Menschen auch zur praktischen Arbeit motiviert. Daran aber fehlt es in Familien und Schulen. Dass in weiterführenden Schulen eine zusätzliche Fremdsprache oft als wichtiger erachtet wird als Erfahrungen an Drehbank und Fräse, ist kein adäquater Umgang mit den Herausforderungen der Zukunft. Und schon gar nicht mit den Notwendigkeiten der Energiewende.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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52 Kommentare

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  • Eine übersehene, unkomplizierte Technik ist Solarthermie. Das ist etwas einfacher zu installieren und könnte auch großflächig viel bringen, z. B. Fernwärme. Wird aber nicht gemacht. Statt dessen sollen Bürger, die zufällig ein Haus haben (weil geerbt oder vor 30 Jahren in Eigenleistung gebaut, gerade den Kredit losgeworden, mit der Rente kann man es kaum noch halten), die sollen sich teure Technik aufs Dach packen, sich monatelang informieren über das Wie uns Wo und Wieviel... monatelang auf Handwerker warten - und dann verdienen die Konzerne von all diesen Selbstläufern, weil selbst bei Einspeisevergütung von € 0,18 noch gut eine Spanne für den Versorgern rausspringt der das für € 0,40 weiter verkauft, ohne die Hand zu rühren.

    • @Maria Burger:

      Ja, genau, sollen sich doch die Politik, die Konzerne, die Anderen um die Energiewende kümmern. Wie kann man nur den einfachen Bürger*innen zumuten auch ihren Teil zu den notwendigen Veränderungen beizutragen?

      • @Ingo Bernable:

        So aber lässt sich der Staat die Energiewende von den Privatpersonen ( vor ) finanzieren. Gleichzeitig schöpft der Staat den Rahm ab. Bei einer PV Anlage bekommt man heute ca. 12 Cent/KW ( bei Speicher 6 Cent ) über das EEG, gleichzeitig verkauft der Staat den Strom an der Börse für 40 Cent ( oder mehr ). Und das alles plus MWST.



        Und wenn dann die Anlage irgendwann amortisiert hat, können sie dieses Geld noch versteuern.

  • Tja, so ist es eben: Über Jahrzehnte wurde die Akademisierung gepredigt. Sie bringe jedermann das hohe Einkommen. Richtige Arbeit dagegen war pfui. Und was einstmals "goldenen Boden" hatte, war nun Dreck. Oft im wahrsten Sinne des Wortes. Den Eltern ist dabei KEIN Vorwuf zu machen, die wollten nämlich nur das Beste für ihr Kind. - Das ist die eine Seite.

    Die andere: Selbstverständlich bringt auch keine bloße Verfügung die Solaranlage aufs Dach. Da ist weniger der gute Wille gefragt - sondern ob man es überhaupt bezahlen kann. Denn: Ohne Moos - nix los. Aber wem sagt man das, wo man das sichtbar nicht mehr weiß, denn wo es "nur" darum geht, jeden: "zu seinem Wohl in Form billigeren Stroms zu zwingen". Das mag sich auf lange, sehr lange Sicht wohl rechnen - nur muss es eben heute schon bezahlt werden.

    Uns hatte man seinerzeit schon einmal gezwungen, beim damaligen Hausbau: Solaranlage aufs Dach. Sonst KEINE Baugenehmigung. - Wir haben den Kredit noch abbezahlt - da hatten wir das Haus längst schon wieder verkauft! Nach mehr als 20 Jahren Nutzung!

  • Kaum sonnige Tage in Deutschland, aber Solarpflicht soll her.

  • Sobald der Staat mir das Geld für eine Solaranlage gibt kümmere ich mich darum das eine auf das Dach kommt.

  • "der Markt regelt" und wenn das dann Mal stimmt wird aus allen möglichen NIMBY-Ecken(not in my back yard lamentiert.

    Handwerk ist halt auch körperliche 40h Arbeit bei der man abends platt ist. Passt halt nicht so gut zur freien Lebensgestaltung, wenn man abends nicht mehr zB bouldern gehen kann.



    Oder Schon Mal wer Roboter zur Installation von PV oder Gebäudedämmung gesehen oder einen Bauarbeiter im exoskeleton?

    Nope wurde verschlafen und nun soll es MAAAL WIEDER die-Jugend-von-heute richten. Wie wär's denn stattdessen mit einer Zwangsumschulung von allen Panzer (SUV) Fahrern?

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Nach Golde drängt, Am Golde hängt Doch alles. Ach wir Armen!" (Faust I - Gretchen) „Handwerk hat goldenen Boden.“ (Volkes Mund) In der Welt ist es wie in einem Spucknapf. Alles hängt mit Allem zusammen. Die goldne Sonne.. de.wikipedia.org/w...ll_Freud_und_Wonne

  • "Der Flaschenhals der Energiewende ist nicht mangelnder Bürgerwille, sondern der Fachkräftemangel im Handwerk."

    So eindimensional ist es natürlich auch nicht. Ein Handwerker will auch bezahlt werden vielleicht vom werten Bürger.

    Wenn dieser nicht das Geld hat für die entsprechenden Maßnahmen (Dämmung sollte an erster Stelle stehen!) dann will er auch auch nicht zahlen, weil er schlicht nicht zahlen kann.

    Es hilft also nicht, allein nur mehr Handwerker zu haben. Dann muss auch das Geld bereit stehen, dass Maßnahmen noch schneller, noch mehr umgesetzt werden.

    • @Rudolf Fissner:

      Kann nur aus eigener Erfahrung sprechen. Anfang des Jahres wollte ich eine Solaranlage installieren lassen, ist mir nicht gelungen. Nun stehe ich auf der Warteliste.

  • Die Handwerkskammern haben in den Ausbildungs-Inhalten immer noch Aufgabenstellungen deren Lösungen wirtschaftliche Nachteile bei PV-Anlagen gegenüber Gasheizung und Wassererwärmung vorsehen. Wer seinen Gesellen- oder Meisterbrief haben will, muss tapfer lernen, dass der Kunde von der Brennwertgasheizung profitiert.

    Damit das möglichst lange aufrecht erhalten werden kann durften PV-Wechselrichter nur 70% der Anlagenkapazität für den Eigenverbrauch speichern oder ins Hausnetz abgeben.

    Das soll jetzt geändert werden, aber.... :

    Für die Einstellungsänderungen an Wechselrichter und Software fehlen ???

    Richtig! Handwerker und Installateure mit Fachkenntnissen.

  • Da wollen wir mal hoffen das die Chinesen genug Module liefern

  • Eine Unterstützung der Ausbildung ist sinnvoll und schon lange nötig, um dem Nachwuchs die aktuelle Technik naher zubringen. Das Handwerk ist grundsätzlich sehr konservativ aufgestellt, da finden' Innovationen' nur langsam den Weg zum Kunden. Gleichfalls liegt der Nachwuchsmangel auch an den überhöhten Einstellunganforderungen des Handwerks und nur wenige sind geeilt dem Nachwuchs die nötige Arbeitszeit zur Ausbildung zu geben; weil es eben kostet. Hier könnte unterstützt werden.



    Wenn es allein um die Montage von Module geht kann dies auch von sog. Solarteuren durchgeführt werden. Die haben keine ständische Ausbildungspflicht. Über diesen Weg lassen sich damit auch einfacher die benötigten Fachkräfte in den Markt bringen.



    Mehr Informationen über den Handwerksberuf, bzw. Den Solarteur ist sicher auch hilfreich und macht diese Branche attraktiver. Die Möglichkeiten zur Selbstständigkeit und eine entsprechende Unterstützung sollte mehr dargestellt werden. Dagegen müssen alle anderen Berufe außerhalb des Handwerks nicht schlecht gemacht werden.

    • @Sonnenhaus:

      "Gleichfalls liegt der Nachwuchsmangel auch an den überhöhten Einstellunganforderungen des Handwerks..."

      Ja, völlig überhöhte Einstellungsanforderungen, die das Handwerk da hat. Sie scheinen auch noch zu denen zu gehören, die glauben, das es reicht, `nen Hammer oder `ne Schüppe halten zu können, um ein Handwerk zu lernen.



      Werden Sie bitte mal wach und kommen im Hier und Heute an.

      Zu meiner Ausbildungszeit waren es fast ausschließlich Hauptschüler, und davon tendenziell leider eher die schlechteren, die ins Handwerk gegangen sind...das "Ergebnis" konnte man in den Zwischen- und Abschlußprüfungen bewundern. Simpelste Grundrechenarten stellten für viele schon ein Problem dar. Maßeinheiten umrechnen oder gar das Gewicht eines Bauteils über Längenmaße, Flächenmaß, Volumenmaß und spezifischem Gewicht? Da wurde es dann teilweise ganz duster.



      Und nein, man braucht nicht zwingend einen IQ von 140, um ein guter Handwerker zu sein, aber es schadet definitiv nicht!

      • @Pointe du Raz:

        Ich kenne Ihr Alter nicht, aber meine Lehrzeit begann mit 14 Jahren, und ja, Bruchrechnen, großes Einmal-Eins, spez. Gewicht, Gewindesteigung, Paßgenauigkeit H7, Umfang, Kreisflächen und Volumina wurden schon im 1 Lehrjahr vorausgesetzt, nachzulesen im Fachbuch für Maschinenschlosser. Lehrlinge mit Mittelschulabschluss gab es nur wenige, die hatten dann ein verkürzte Lehrzeit und waren dann 18Jahre alt, die Volksschüler 17 und neidisch, weil die auch nicht mehr drauf hatten. Ihre Erfahrungen scheinen aus den 80er und 90er Jahren zu stammen, in den 60er Jahren war es definitiv anders( nicht besser) , man konnte mit einem mittleren Abschluss locker Filialleiter eine Sparkasse werden.

      • @Pointe du Raz:

        Ich habe schon Praktikanten mit Abi den Pythagoras erklären müssen.

  • "Deswegen muss die Politik endlich die berufliche Ausbildung stärken, was durchaus auch zulasten der akademischen Ausbildung gehen darf. Nämlich jener Fächer, die in der freien Wirtschaft nur geringe Perspektiven bieten."

    Bravo. Bei Geistes- und Sozialwissenschaften zu kürzen, ist ganz bestimmt ne tolle Idee.



    Man könnte an anderer Stelle besser kürzen. Kleiner Hinweis: Dort tragen alle die gleichen Klamotten und man darf kostenlos Bahn fahren, wenn man diese Klamotten trägt.

    • @Piratenpunk:

      Naja. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was passiert wäre, wenn die Ukraine ihre Leute mit den gleichen Klamotten und den Freifahrtscheinen bei der Bahn in die Wüste geschickt hätte.

      Was man ersatzlos streichen könnte, ist die Alimentierung der beiden großen Volksverdummungsfirmen. Da ist jeder Euro zuviel, der für Theologische Fakultäten und Professuren und für Pfarrergehälter bezahlt wird. Das wird nämlich vom normalen Steuerzahler bezahlt und nicht etwa vom zwangsweise eingetriebenen Mitgliedsbeitrag "Kirchensteuer".

      • @The Calif:

        Da zieht an der Stelle mal wieder der Vergleich von Äpfeln und Birnen.



        Die Bundeswehr braucht nicht mehr Geld.

        Bei den Theologiefakultatäten stimme ich zu. Philosophie, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie, Politikwissenschaft, Geschichte, Literaturwissenschaft, Gender Studies u.a. sind dagegen Fächer, mit denen man in der freien Wirtschaft oft nicht gut ankommt, die aber trotzdem wichtig sind.

        • @Piratenpunk:

          Äpfel, Birnen, da sind wir sicher nicht einer Meinung.



          Ich denke, dass wir eine funktionsfähige und schlagkräftige Bundeswehr brauchen. Unsere Außengrenzen sind die EU-Außengrenzen, und so, wie sich Putin gerade gebärdet, liegt ein Angriff auf das Baltikum, Polen oder Finnland durchaus im Bereich des Möglichen.



          Und dann stünden wir mit der sprichwörtlichen heruntergelassenen Hose da, wenn wir unsere Europäischen EU-Partner unterstützen müssen (nicht sollen, wollen oder dürfen).

          Kirchen: ich habe gerade mal geschaut, offenbar ist das eine halbe Milliarde pro Jahr.



          www.deutschlandfun...ie-kirche-100.html



          Und es sind nicht nur die Theologischen Fakultäten, sondern auch der ganze Rest der Kirchenalimentierung, den ich abschrauben würde.

        • @Piratenpunk:

          All diese Fächer die sie genannt haben sind wichtig, aber nur um zusätzlich dieses Wissen in Technik, Wirtschaft, Handwerk und Bildungseinrichtungen mit zu berücksichtigen. In der Masse sind diese Studiengänge nicht notwendig, was sich in der Minderbezahlung und Arbeitslosigkeit darstellt. Nur bei den Psychologen sehe ich etwas anders wenn man Klinische Psychologie studiert und eine Tätigkeit als Psychotherapeut anstrebt. All die anderen Studiengänge nutzt die Wirtschaft wenn es ihr sinnvoll erscheint, aber was soll ein Solarunternehmen mit einem Gender-Studi, das gehört an die Uni und wird eventuell noch im öffentlichen Dienst gebraucht( Traumstellung (öffentlicher Dienst)

      • @The Calif:

        Ich denke auch, die Enteignungen der Kirchen waren ein Fehler der rückabgewickelt werden muss. Das kostet uns erstmal eine Menge Geld, Land und Kulturschätze, aber auf lange Sicht ist es der richtige Weg

        • @Questor:

          Achso Sie meinen man soll die Kirchen massivst beschenken?



          Mit den Reichtümern die diese sich über einundeinhalb Jahrtausende zusammengeraubt haben?



          Und um welche Kulturschätze soll es sich handeln? Die sind doch alle noch im Besitz der Kirchen.



          Und wann genau sind die Kirchen "enteignet" worden?



          Sie sind immer noch die größten Landeigentümer in Deutschland.

    • @Piratenpunk:

      Es geht nicht darum, bei Geistes- und Sozialwissenschaften zu kürzen. Es geht darum, den Meistertitel im Handwerk ähnlich anerkannt zu machen wie den BA in einer Sozialwissenschaft.

      Dann kann sich jede:r selber überlegen, welchen Weg man anstrebt.

      Und natürlich: Jeder junge Mensch, der sich entscheidet, PV-Anlagen zu installieren oder Dächer zu decken ist einer weniger, der Germanistik oder Geschichte studiert. Andersherum gilt das genauso.

      • @Jürgen Meyer:

        Meistertitel ist viel mehr als ein BA. Ich vergleiche eher eine abgeschlossene Lehre mit einem BA. Ich weiß nicht, woher die Geringschätzung eines Handwerkberufs herkommt.

    • @Piratenpunk:

      Wäre ich auch voll dabei!

  • "Das Handwerk muss wieder den Stellenwert erhalten, der ihm gebührt"

    Das ist richtig. Aber den Stellenwert definiert es auch schon selbst über die aufgerufenen Preise.

    Gesellschaftlich betrachtet ist es auch richtig. Aber und gerade auch in diesem Medium gibt es deutliche mehr Artikel über Studium und die damit zusammenhängenden Probleme als über Ausbildungen. Bejubelt werden Initiativen welche Jugendliche unterstützen als erste in der Familie zu studieren. Nicht das das Falsch wäre. Aber es ist ein Bias.

    In dem Artikel hier geht es um Photovoltaik, Gebäudesanierung - nichts davon hat mit einer Drehbank zu tun. So fangen die Missverständnisse an.

    • @fly:

      "In dem Artikel hier geht es um Photovoltaik, Gebäudesanierung - nichts davon hat mit einer Drehbank zu tun. So fangen die Missverständnisse an."

      Guter Punkt. Solarteur ist (meines Wissens) kein Ausbildungsberuf. Ein technisch-praktischer Hintergrund ist natürlich von Vorteil, aber letztlich geht es um Montage von vorgefertigten Systemen. Hier liegt also auch ein Potenzial: Energiewende-Lösungen soweit wie möglich zum systematisieren und zu modularisieren, sodass sie auch durch Angelernte umgesetzt werden können.

      • @MeinerHeiner:

        Sie werden lachen, das darf man sogar alles selbst montieren wenn man mag, so ganz ohne Ahnung davon. Daher wird der Handwerker hier maßlos überbewertet. In der Regel fallen allerdings Leute die sich mit Gleischstrom auskennen seltener tot vom Dach.

      • @MeinerHeiner:

        Wollten Sie eine Truppe ohne eine einzige Fachfrau mit tonnenschwerem Material an Ihrem Dachstuhl rumpopeln lassen ? Großes Missverständnis: Hier gehts nicht ums Aufbauen eines Billy-Regals.

        • @lesnmachtdumm:

          Genau. Verklickern Sie Ihren Selbst- oder Schwarzbau mal der Versicherung, wenn später ein Feuer ausbricht.

          Mit der Montage von Solarpanelen auf dem Dach ist es nicht getan. Dann haben sie eine unter Umständen sehr leistungsstarke niedrige Gleichspannung im Haus. Dann basteln Sie noch selbst eine dicke Batterie dran mit Laderegler und natürlich wollen Sie 230V statt 12 oder 18, also installieren Sie einen Wechselrichter. Ab diesem Zeitpunkt wird es tendenziell wirklich gefährlich. Wenn Sie selbst als einziger auf weiter Flur in diesem Haus leben, ok. Aber in dicht bebauter Nachbarschaft, in der ein Feuer fremdes Eigentum beschädigen kann, würde ich einem Laien solches Tun nicht anraten.



          Viele Fachleute wissen schon nicht wirklich, was sie tun! Und ich darf aus eigener Anschauung beitragen, dass vor allem Berufsschulen aber auch allgemeinbildende Schulen der primäre Ansatzpunkt des Staates sein sollten. Dass der Durchschnittsbürger eine halbwegs sichere Elektroinstallation hinbekommt und danach abends Hegel und Adorno liest ist eine schöne Utopie.

        • @lesnmachtdumm:

          Großes Missverständnis: ich sprach von Systemen und Modulen, nicht von Billyregalen. Mein Solarteur war kein Zimmermann und kein Dachdecker und im Übrigen überhaupt kein Meister irgendeines Handwerks und trotzdem habe ich ihn da rauf gelassen. Er hatte einfach haufenweise Referenzen und wusste, was er tat...

  • Ich würde dem gerne zweifach widersprechen.

    Bürger und Kapital investieren schon lange in PV-Anlagen. Ich wohne in einem ländlichen Gebiet und komme kaum noch an Neubauten vorbei, die nicht mit PV ausgestattet sind. Und auch auf bestehenden Gebäuden wird massiv nachgerüstet. In den letzten beiden Jahren wurden jeweils so um die 5 Gigawatt an PV-Leistung installiert. Übrigens stockt auch der Ausbau der Windenergie nicht aufgrund von fehlenden Bauwilligen.

    Und was die Handwerksmeister angeht: Da ist kaum einer, der sich nicht um Nachwuchs bemüht. Wie gesagt, ich wohne in einem ländlichen, eher strukturschwachen gebiet. Und wenn ich in die einschlägigen Suchmaschinen und Portale gehe, finde ich da selbst für mein eher strukturschwaches Gebiet über hundert noch offene Ausbildungsstellen.

    • @Jürgen Meyer:

      Zur Klarstellung: Dieser Kommentar war als Antwort auf den weiter unten stehenden Kommentar von Tomas Zerolo gedacht.

  • Ich stimme dem Autor zu.



    Die Politik aber auch FFF blenden den Fachkräftemangel weitgehend aus.

    • @Volker Saar:

      Wobei gerade FFF in punkto Berufswahl effektiv mehr Stimmung machen könnte für Handwerksberufe!

      • @Rudolf Fissner:

        Der war gut!



        Hände in den Schoß kleben...

  • Es ist ein sehr komplexe Gemengelage:

    - Gerade bei der PV gibt es nach wie vor wirksame Restriktionen aus der Altmayer/Gabriel Ära, die den Betrieb für Privatpersonen kompliziert und teuer machen. Das schreckt sicherlich viele ab



    - Das Handwerk steht erneuerbaren Energien teilweise zögerlich bis ablehnend gegenüber. Man verkauft lieber Altbewährtes wie Gasthermen und Ölheizungen (!). Viele kennen sich mit den neuen Technologien einfach nicht aus. Offenbar fehlt es an jungem Nachwuchs in den Betrieben, die hier die Initiative übernehmen können.



    - Die Berufsschulen sind technisch veraltet und ebenfalls mit der komplexen Materie überfordert.

    Dazu kommt, das Habeck mit seiner Hochpreis-Politik und der Gasumlage das vorhandene Privatkapital an fossile Großunternehmen verschleudert. Und sogar die Förderung erneuerbarer Heizungen um 15% gesenkt hat.

    Das passt alles hinten und vorne nicht zusammen.



    Allein aus neoliberaler Sicht erscheint das alles stimmig

  • "Nämlich jener Fächer, die in der freien Wirtschaft nur geringe Perspektiven bieten."



    Genau, weg mit allem was sich ökonomisch nicht rechnet, wer braucht schon Physiker*innen die nach Bosonen forschen, Kulturanthropolog*innen die andere Kulturen verständlich machen, Archäolog*innen und Theaterwissenschaftler*innen die nur Muessen und Theater füllen, Politolog*innen die eh nur über Labertaschen labern oder Historiker*innen die zu erklären versuchen wie sich ereignen konnte was sich ereignete.

    • @Ingo Bernable:

      @INGO BERNABLE

      Aber es stellt sich bei all dem die Frage, wie viel es davon sein sollen.



      Besonders, weil viele davon sich nicht durch den von ihnen erzeugten Nutzen refinanzieren.

      Also ja, brauchen wir, aber nein: nicht in Mengen.

      • @JK83:

        Und wo sind all die vermeintlich Unproduktiven die sich nicht selbst zu refinanzieren vermögen?

    • @Ingo Bernable:

      "Labertaschen" ist ihr Wording.

      Das Klima wird uns Jahrzehnte begleiten. Weniger Schauspieler nur Jahre. Theaterstücke können sich anpassen mit Stücken mit weniger Schauspielern. Archäologische Artefakte kann man archivieren und 10 Jahre später auswerten. Wieso sie die Physik nennen kann ich nicht nachvollziehen

      Außerdem: die von ihnen genannten Berufsgruppen machen nur einen winzigen Bruchteil aus.

      Es geht eher um Berufsgruppen wie Biologen, die als Geschmacksoptimierer für irgendwelche Lifestyle-Produkte arbeiten oder Marketingexperten, die uns das 42 T-Shirt über den Kopf ziehen.

      • @Rudolf Fissner:

        "Wieso sie die Physik nennen kann ich nicht nachvollziehen"



        Weil diese ganze Grundlagenforschung genauso wenig auf unmittelbaren ROI zielt wie Kultur und anderer überflüssiger Luxus.



        Und Biolog*innen gehören übrigens auch zu den Mangelberufen, gesucht bei Weitem nicht nur geschmacksoptimierte Lifestyleprodukte, sondern auch für Verfahren die etwa Biogasanlagen optimieren, CO2 mikrobiologisch konvertieren oder speichern, um klimawandelresistente Sorten entwickeln, ...



        Aber gut, vielleicht sollte man all diese doch irgendwie unnötigen Ansätze fallen lassen, die entsprechende Studiengänge zusammenstreichen und diesen Leuten einen Schraubenschlüssel in die Hand drücken.

    • @Ingo Bernable:

      "MuESSEN und Theater" is schön ! BROTlose Kunst im Hinterkopf.

  • 6G
    651741 (Profil gelöscht)

    Die Pflicht und der Mangel, nicht nur bei den Handwerkern, werden die Preise noch weiter treiben. Ob es sich dann noch lohnt? Auch hier braucht es Verbindlichkeiten. Zwar sind die Vergütungen für Volleinspeiser angehoben worden, aber da kostete das kWp nur 1.100 € netto, jetzt sind es schon 1.500 € netto. Tendenz steigend. Die Vergütung aber nicht 🥺

    • @651741 (Profil gelöscht):

      Es ist bösartige Polemik zu unterstellen dass die Bevölkerung den Profit sucht. Die Wirtschaft sucht den Profit und offenbart damit die Fratze des Kapitalismus, die Menschen haben die Zeichen der Zeit erkannt.

      Selbst wenn die Menschen bei PV kräftig draufzahlen, so bin ich mir sicher dass keine einzige PV-Anlage weniger installiert wird. Mehr Rendite als die Rettung unseres Planeten gibt es nicht

  • Doch, die braucht man. Wie soll das Kapital, das scheue Reh, sich sonst trauen?

    Auch Bürgerwille (Bürgerinnen wollen ja bekanntlich nicht, oder was?) ist ein scheues Reh. Die investieren lieber in Drittautos [1].

    Sarkasmus beiseite: nur eine gewisse Verbindlichkeit kann den von Ihnen bemühten Handwerkermeister*in dazu bewegen, in Nachwuchs zu investieren. Das sich so etwas mit ein paar Jahren Verzögerung entfaltet, das wissen wir. Von der Baugenehmigung bis zum brummenden Gewerk vergeht auch ein wenig Zeit. Zeit genug, für die Handwerkermeisterin, für Anreize zu sorgen.

    Politik ist manchmal weitsichtiger als Sie sich vorstellen können.

    [1] www.spiegel.de/aut...-a159-656082c76f34

  • > zulasten der akademischen Ausbildung gehen darf. Nämlich jener Fächer, die in der freien Wirtschaft nur geringe Perspektiven bieten.

    Als wäre in solchen Fächern viel Kapazität. Das ist damit leider Populismus. Die Finanzierung der Universitäten ist schon seit Jahrzehnten auf Verwertbarkeit getrimmt, was zum Beispiel bewirkt, dass wir kaum Antworten auf soziale Probleme wie steigenden Rechtsextremismus haben.

    Ja, mehr Wertschätzung für das Handwerk. Dafür muss keine andere Ausbildung leiden, denn es gibt genug Leute, die etwas machen wollen. Es gibt genug Leute in Billigjobs und Zeitarbeit, die etwas anderes machen würden, wenn sie die Chance dazu hätten.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Schauen Sie sich bitte mal diese:

      www.statistik.uni-...stud/ws_ss_2019_20

      Zahlen an. Sie werden sehen, dass es zu wenige Studierende in Fächern gibt, die für den Kampf gegen den Klimawandel benötigt werden. Für ein Land, dass eigentlich davon lebt, gute Technik herzustellen, sind die Studenten falsch verteilt.

      "...dass wir kaum Antworten auf soziale Probleme wie steigenden Rechtsextremismus haben."

      Mehr Soziologen sind da nicht die Lösung. Qualität wäre hier wichtiger als Quantität.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Entschuldigung, aber das, was Sie da verlinkt haben, sind Zahlen der Universität Freiburg. Repräsentiert diese den Bundesdurchschnitt?

        • @MeinerHeiner:

          Freiburg ist eine der großen Unis und natürlich nur ein Beispiel. An des anderen großen Unis sieht es aber auch nicht viel anders aus. Eine Gesamtaufstellung habe ich leider nicht gefunden.

  • Sie vertauschen da etwas, nachdem jahrelang die Energiewende eingestampft wurde, hat man damit den Arbeitskräftemarkt kaputt gemacht. Die Leute die dann in den Zehner-Jahren auf der Straße standen, mussten sich andere Jobs suchen. Nachwuchs hatte keine Chance. Eine Solarpflicht ist unvermeidlich, will man sich nicht komplett von Wasserstoffimporten abhängig machen. Übrigens liegt die Energieausbeute von PV gegenüber Biokraftstoffen nach einer Studie des BUND 30-50 mal höher, was eine Umwandlung zu Wasserstoff rechtfertigen würde, hierbei liegt der Faktor bei 5. Die Missstände im Handwerk der Energiewende anzukreiden ist unangemessen.