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Nach Parteiaustritten der Grünen JugendGegen die Verzweiflung

Carolina Schwarz
Kommentar von Carolina Schwarz

Dass der Vorstand der Grünen Jugend eine neue Bewegung gründen will, ist der richtige Schritt. Und eine neue linke Partei unsere einzige Hoffnung.

Im Traum erscheint die Hoffnung auf eine bessere, linke Politik Foto: Weihrauch/picture alliance/dpa

S tellen Sie sich vor, am Sonntag wäre Bundestagswahl, wen würden Sie wählen? Hätte ich früher noch eine Antwort auf diese Frage gehabt, möchte ich mich heute in meinem Bett verkriechen und mir die Decke über den Kopf ziehen. Denn schon seit Langem treibt mich das Gefühl um, dass es für mich als linke Person keine Partei mehr auf dem Wahlzettel gibt.

Dabei sind meine Anforderungen nicht besonders hoch. Ich möchte lediglich eine Partei, die Gerechtigkeit und Solidarität in den Mittelpunkt ihrer Politik stellt: bei der Asyl- und Migrationspolitik genauso wie beim Thema Wohnen und Klimaschutz sowie bei der Auslands- und Geschlechterpolitik. Einfach eine antifaschistische und feministische Partei, die sich nicht von rechten Debatten und Parteien vor sich hertreiben lässt. Dass Wählen immer auch bedeutet, Kompromisse einzugehen, ist mir klar. Doch selbst mit Bauchschmerzen wüsste ich nicht, wo ich mein Kreuz bei der nächsten Wahl setzen soll.

Deswegen hat mich die Ankündigung des Vorstands der Grünen Jugend, nicht erneut zur Wahl anzutreten und geschlossen aus der Partei auszutreten, mit Hoffnung erfüllt. Denn sie haben die Schnauze voll, dass die Grünen nicht bereit sind, sich mit den „Reichen und Mächtigen anzulegen“ sowie die soziale Frage und damit die Bedürfnisse der breiten Bevölkerung in den Mittelpunkt zu stellen. Anstatt dass die Jugendorganisation immer weiter mit der Mutterpartei auseinanderdriftet, wollen die Ausgetretenen eine neue linke Jugendorganisation gründen. Mit dem Ziel, dass es bald eine starke, linke Partei in Deutschland geben könne.

Nicht nur von Parteikolleg_innen gibt es Kritik an diesem Schritt. Spalterisch sei ihr Rückzug, sie sollten doch lieber innerhalb der Grünen für eine neue Politik kämpfen. Doch die Entscheidung von Svenja Appuhn, Katharina Stolla und den acht restlichen Vorstandsmitgliedern lässt sich nicht nur auf individueller Ebene gut nachvollziehen.

Nachts von Merz träumen

Die Forderungen und politischen Vorstellungen der Jugendorganisation sind schon seit Längerem nicht mehr mit einer Partei zusammenzubringen, die nachts heimlich davon träumt, mit Friedrich Merz (CDU) zu koalieren. Doch auch politisch leuchtet der Schritt ein. Denn die Lücke im Parteiensystem, also das Fehlen einer linken klimabewussten Partei, wird vielen tagtäglich schmerzlich bewusst.

In Gesprächen mit Freund_innen, Familie und Kolleg_innen merke ich, dass viele eine tiefe Verzweiflung spüren. Sie fragen sich: Wo ist die Partei, die dafür kämpft, dass wir uns unsere Mieten leisten und von unserem Lohn leben können? Die Menschen nicht an den europäischen Außengrenzen ertrinken lässt und sie hier vor Ort nicht einfach den Rassist_innen überlässt? Die echten Klimaschutz voranbringen möchte – und das nicht auf dem Nacken derer, die sich ohnehin kaum noch etwas leisten können?

Ob die Verzweifelten genügend Menschen sind, um eine neue Partei über die Fünfprozenthürde zu hieven, weiß ich nicht. Doch das sollte auch nicht die erste Frage sein. Denn das Fehlen einer echten linken Partei, die laut und stark ist, ist so eklatant, dass es nicht zu versuchen, keine Option mehr ist. Auch deswegen, weil die fehlende Wahlmöglichkeit ein Aspekt ist, der vor allem jüngere Wähler_innen, die Angst vor der Zukunft haben oder frustriert von der Politik sind, in die Arme der Rechten, Rechtsextremen und Populist_innen treibt.

So ein Wahlverhalten ist in keiner Weise zu entschuldigen. Sie alle haben sich als Wahlberechtigte dazu entschieden, ihr Kreuz bei Parteien mit menschenverachtenden Politiken zu setzen. Doch auch sie haben ein besseres Wahlangebot verdient. Und vor allem ist es nur fair, allen, die dem Rechtsruck etwas entgegensetzen wollen, eine echte Alternative zu bieten.

Die einzige Hoffnung

Ob es „Zeit für was Neues 2024“, wie sich das neue Projekt vom zurückgetretenen Vorstand der Grünen Jugend bislang nennt, zeitnah gelingen wird, eine starke linke Partei aufzubauen, ist fraglich. Neue politische Kräfte im deutschen Parteiensystem zu etablieren, ist zweifelsohne schwierig.

Doch in einer Parteienwelt, in der sich aktuell alles um Personaldiskussionen und einen Überbietungswettbewerb der Abschiebepläne dreht, ist eine neue linke Partei unsere einzige Hoffnung.

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Carolina Schwarz
Ressortleiterin taz zwei
Ressortleiterin bei taz zwei - dem Ressort für Gesellschaft und Medien. Schreibt hauptsächlich über intersektionalen Feminismus, (digitale) Gewalt gegen Frauen und Popphänomene. Studium der Literatur- und Kulturwisseschaften in Dresden und Berlin. Seit 2017 bei der taz.
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43 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Auf das neue Projekt dieser stabilen Aktivist:innen bin ich mal sehr gespannt. Wird es eine komplett neue Partei, machen sie die Die Linke wieder wählbar oder geht´s in Richtung Klimaliste o.a.?



    Lassen wir uns überraschen...

  • Wir sehen die Klimakatastrophen weltweit und es passiert praktisch nichts, so die Erfahrung der jungen Leute: Wir Älteren haben das -zugegeben zweischneidige- Privileg eines 'Wirtschaftswunders' erleben dürfen, dessen Nebenwirkungen eben dieses Überlebensmodell inzwischen für JedeRmann sichtbar -täglich im Fernsehen, aber ausgeblendet bei IT-Schwurblern- in Frage stellen. Die tägliche 'Gewöhnung' an einen Wohlstand zu Lasten von Klima und Umwelt, der inzwischen durch Inflation, Automatisierung und damit Arbeitslosigkeit ausgebremst wird, hat die älteren Generationen erblinden lassen in einer Abhängigkeit von einem Wirtschaftssystem, das abgewirtschaftet hat, aber eigentlich demokratisch gewählte 'Politiker' nicht wahrhaben wollen.

  • "Dabei sind meine Anforderungen nicht besonders hoch. ...."



    Mal in die Programme gucken, Parteien, die das erfüllen gibt es jede Menge (Die Partei, Tierschutzpartei, Linke)...wird halt schwierig wenn man als Anforderung noch "sollte in ein Parlament kommen" dazu fügt.



    Un ddie Vertretungsfähigkeit nimmt halt eher ab, je mehr dieser Parteien sich gründen.

  • Zuerst musste ich nachschauen, in welcher Rubrik dieser Artikel erschien.



    Aber ist es wirklich ernst gemeint, braucht es noch eine weitere, neue Linke Partei? Mit jedem Split schadet man der linken Seite

  • Irgendwie alles sehr retro. Die xte Neuauflage der Realo-Fundi-Debatte aus den grünen Anfangsjahren. Damals hießen die Kombattanten Ditfurth, Ebermann, Trampert. Wer Lust hat und ein bisschen in der Peripherie herumstöbern möchte, kann ja mal googlen, was aus denen inzwischen geworden ist.

    Realitätssinn ist nie wirklich eine Stärke der Grünen Jugend gewesen. Dazu hat man in der Regel auch zu wenig Kontakt mit der Welt außerhalb des grünen Mikrokosmos. Nur so kann man zu der Illusion gelangen, irgendwo gäbe es eine Mehrheit für eine Politik, wie sie den frisch Ausgetretenen vorschwebt. Aber selbst der in BW weit über Parteigrenzen hinaus populäre Kretschmann hat in seinen Bestzeiten gerade mal ein Drittel der Wähler hinter sich gebracht. Aber darauf kommt es den Hardcore-Fundis ja eh nicht an. Haupsache, die reine Lehre - die reale Politik machen dann zwar die anderen, aber man selber hat eine blütenweiße Weste.

  • Finde ich auch, würde allerdings das Gewicht einen Ticken mehr auf Klima-, Umwelt- und Naturschutz legen.

    Und für Friedenspolitik noch eine ganze Schaufel draufpacken (der "Doppelwumms", 100 skandalöse Milliarden für die Bundeswehr bzw. Rheinmetall und Konsorten, findet sich immerhin schon in der Austrittsbegründung)

    Katharina Stolla hat ihre Beweggründe hier auf Instagram www.instagram.com/...NzZTRjdTByZTJkcQ== etwas ausführlicher dargelegt - lesenswert!

  • !Ich möchte lediglich eine Partei, die Gerechtigkeit und Solidarität in den Mittelpunkt ihrer Politik stellt: bei der Asyl- und Migrationspolitik genauso wie beim Thema Wohnen und Klimaschutz sowie bei der Auslands- und Geschlechterpolitik. "

    Hört sich nach der Quadratur des Kreises und nach linkem wohlfühl Gendanken an.

    Es ist immer wieder erstaunlich wie irgendwelche Wünsche, ohne solide Finanzierung, geschweige denn realistische Vorschläge in den Raum gestellt werden.

    Sorry ,aber so gehen leider! viele linke Träumereien über die Wupper.

  • Sorry, wenn ich unhöflich wirke, aber wo sind denn die Linken? Ich sehe überall nur Links-Simulanten, wohlstandsverwöhnte Bürgersöhnchen und -töchterchen, die sich in ihrem Links-Sein ihr Gutemenschentum lediglich einbilden. Es ist gut, daß sich BSW formiert hat und das neueste Wahlergebnis sollte den "Linken" doch eine Lehre sein. Ich habe von Anfang an Grün gewählt, aber seit ein paar Jahren nehme ich davon Abstand. Mir geht es um Umweltschutz, aber was hat das mit "links" zu tun? Die Grünen wurden zum Vehikel von selbstgefälligen "Linken" und Emanzipations-Chauvinisten. Es ist gut, wenn diese Leute das sinkende Schiff der UMWELT-Partei endlich verlassen. Dann kann ich vielleicht wieder die Grünen wählen.

  • Bis heute nicht gewusst, dass es in Bayern eine GJ geben soll. Hier in München noch nie aufgefallen.

  • Halte ich für eine völlige Fehleinschätzung. Da ist überhaupt nichts richtig dran. Man erinnere sich mal, was hier so alles geschrieben wurde, als Wagenknecht aus der Linken ausgetreten ist. Jetzt könne man die Partei endlich wieder wählen, jetzt hat man sich vom altlinken Ballast getrennt. Ergebnis bekannt.



    Nicht, dass es (tendetziell) linken Bewegungen nicht eh schon inhärent wäre, dass sie oft am Sekterierertum scheitern. Der aktuelle Zeitgeist, nicht nach gemeinsamen Nennern und Möglichkeiten für Mehrheiten zu suchen, ambivalente Meinungen innerhalb der eigenen Reihen nicht mehr akzeptieren zu können und sich deshlab lieber in kleinstgruppen zurückzuziehen, zerlegt gerade das linke Lager in Rekordtempo. Die eigenen Befindlichkeiten stehen unverhältnismäßig über einem gemeinsamen Ziel. Unverhältnismäßig deshlab, weil der eigentliche Feind, die Rechtsextremen und Klimawandelleugner aktuell Rekordzahlen einfährt. Und eine Spaltung der Grünen in Splitterparteien wird das demokratische Lager weiter schwächen.



    Ich denke, diese Leute sind sich gar nicht bewußt, wie groß überhaupt das Potential ihres Kernklientels ist und schon immer war.

  • Über die Zersplitterung der Linken ist jetzt alles gesagt.



    Für mich geht das Problem tiefer. Es handelt sich um eine Krise der Parteiendemokratie. Bislang wurden die gesellschaftlichen Interessen über sogenannte Volksparteien vermittelt, derer es eigentlich drei gab, die jeweils die großen politischen "Erzählungen" vertraten (Konservatismus, Liberalismus, Sozialismus).



    Der Auflösung begann mit dem Auftritt der Grünen, die bereits entweder Basisinteressen (Klimaschutz) oder Partikularinteressen (Pazifismus, Antiatomkraft) vertraten. Inzwischen zerfällt das gesamte politische Spektrum in Gruppierungen, die nur noch Interessen ihrer unmittelbaren Anhänger formulieren und nicht mehr in der Lage sind, widersprechende Interessen zu entspannen und in eine der "Erzählungen" oben einzubinden.



    Eventuell einzig verbliebene Volkspartei auf Bundesebene ist die CDU, die (noch) angefangen von "wohlmeinenden" Reaktionären (die Rechtsextremismus verabscheuen) bis hin zu "unpolitischen" Kleinbürgern (denen die Grünen zu eskapistisch sind) wählbar bleibt.



    Ansonsten scheint die politische Arbeit in der mühevollen Ebene mehr und mehr einem Ramschladen oder Basar zu gleichen.



    Soviel in Kürze.

  • "Dabei sind meine Anforderungen nicht besonders hoch. Ich möchte lediglich eine Partei, die Gerechtigkeit und Solidarität in den Mittelpunkt ihrer Politik stellt: bei der Asyl- und Migrationspolitik genauso wie beim Thema Wohnen und Klimaschutz sowie bei der Auslands- und Geschlechterpolitik. Einfach eine antifaschistische und feministische Partei"



    Keine besonders hohen Ansprüche???



    Gerechtigkeit, Solidarität, Asyl, Migration, Wohnen, Klima, Internationalismus, Geschlechterpolitik, Antifaschismus, Feminismus.



    Das sind ZEHN zu erfüllende 'Tatbestandsmerkmale' für die imaginäre neue Partei.



    Das ist die Quadratur des Kreises mit Verlaub.



    Genau daran scheitern doch aktuell alle linken Parteien (auch weltweit) - alles auf einmal unter einen Hut bringen zu wollen.



    Das hat nicht geklappt und wird nie klappen.



    Etwas mehr Demut und Realismus - die Rechten begnügen sich mit zwei Ansprüchen: Sicherheit, wirtschaftliche Stärke.



    So lange man sich Links nicht endlich entschlackt und immer gleich die Utopie in einem Wurf erzwingen will wird das nichts werden.



    Im echten Leben muss ich auch eins nach dem anderen angehen - ein Allfrontenkrieg wurde noch nie gewonnen 🤷‍♂️

  • Es gibt die Linke, das BSW, die SPD, die Grünen, die DKP, die SGP, die MLPD, die Klimaliste und wahrscheinlich noch etliche andere linke Gruppen und Parteien. Noch eine davon ist sicherlich der Königsweg...! Linksruck oder Rechtsruck, es kommt darauf an, die Problem der Bürger zu lösen. Das fängt mit der Wahrnehmung an.

    • @bestrosi75:

      Die Autorin spricht mir aus der Seele. Ihr Kommentar macht mich aber eher ratlos. SPD und Grüne sind wohl mittlerweile keine dezidiert linken Parteien mehr, sondern eher auf der Seite der Mächtigen und Wohlhsbenden. Das BSW kann vielleicht mal was werden, ist bislang aber noch recht unbestimmt. Bliebe die Linke. Letztere ist aber mittlerweile derart heruntergewirtschaftet, dass es schwer fällt hier noch eine Zukunft zu sehen. Und das Aufzählen von Politsekten, wo ich bei einigen gar nicht wusste, dass es sie noch gibt, ist auch wenig hilfreich. Ihr "Die Probleme der Bürger lösen" ist auch eher abstrakt als konkret. Die angeblich 70% abgearbeiteten Ampelprojekte mögen quantitativ stimmen, qualitativ sind die verwässerten Kompromissergebnisse aber teilweise katastrophal.

    • @bestrosi75:

      Genau! Und diese Wahrnehmungen sind halt subjektiv, sie unterscheiden sich zum Teil deutlich voneinander, laufen diametral auseinander.



      Also kommt es auf den Willen zum Dialog, zum Konsens, zum Kompromiss an … unabdingbare Voraussetzungen für eine funktionierende Demokratie. Heutzutage jedoch für viele Zeitgenossen eine unzumutbare Hürde.

  • Der richtige Schritt ist also die weitere Schwächung des eigenen Lagers?

    Rücktritt ist das eine, Austritt aber etwas völlig anderes. Das Problem der Zurückgetretenen ist die Überhöhung der Wichtigkeit des eigenen Anliegens und sonst nichts. Und nur aus dieser, und wirklich nur aus dieser Perspektive ist der Austritt Folgerichtig.

    • @insLot:

      Hier wird nicht "das eigene Lager" geschwächt.



      Die Grünen sind schon lange keine progressive oder linke Partei mehr.



      Die Grünen haben in dieser Regierung erneut demonstriert, dass Umweltschutz, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit für sie keinerlei Bedeutung haben und sofort aufgegeben werden, wenn sie dafür auf den entsprechenden Posten sitzen dürfen.



      Die Grünen sind genau die selbe opportunistische Machtclique wie die CDU. Selbst SPD und FDP haben mehr Prinzipien und Ideale als die Grünen!

    • @insLot:

      Das sehe ich eigentlich ähnlich. Und wenn man die Leistungen der grünen Minister in der Bundesregierung anschaut, müsste man eigentlich zufrieden sein mit der Mutterpartei... was die Bundesregierung sonst noch zu bieten hat, ist nicht sehr viel.

  • Eigentlich gibt es dafür die Linkspartei, mit der die Grünen ja durchaus koalieren könnten. Die Putinversteher haben ja ihr BSW.

    Klar, im Moment ist Klima und Gerechtigkeit nicht angesagt, da hetzen sie lieber gegen Ausländer. Mir absolut schleierhaft.

  • Für die Linkspartei sind sie (Autorin) sich zu fein. Zumindest wenn ich lese wofür die Partei stehen soll, ist es doch eindeutig. Es ist einfacher die Linkspartei wieder über 5% zu bringen, als eine neue Partei zu etablieren. Für mich ist die Linkspartei erst nach dem Abgang der ganzen Russlandversteher vom BSW wählbar geworden. Geben sie der Partei doch wenigstens eine Chance.

    • @wirklich?:

      Im Freitag war schon vom "KPÖ-Moment" die Rede. Denn in Österreich flogen die Jungen Grünen vor einigen Jahren komplett raus und gründeten die Junge Linke, die heute Jugendorganisation der KPÖ ist.



      Ähnliches könnte doch auch in Deutschland passieren, wenn die Altkader in der Linken Platz machen, könnte so ein Projekt Erfolg haben.

  • Wie hoch das Wähler Potential einer linken Partei ist, die zur Zeit für Migration wäre, kann man in etwa an den Zahlen der "Linken" in Relation zum BSW erkennen.

    Etwa 2-5 %

    Wobei bei der Linken natürlich noch die Nostalgie Wähler nen Teil der 2-5 % ausmachen, der Tatsächliche Anteil dürfte also noch niedriger liegen.

    Und das Wundert auch bei einer Bevölkerung mit etwa 1/4 Migrationshintergrund nicht, ich Zitiere mal den Mann meiner Cousine (gebürtiger Iraner) "wenn das so weiter geht, muss ich wohl nochmal flüchten, diesmal zu 5." (haben Kinder).

    Entsprechend denke ich Künast und einige andere Grüne haben mit ihrer Einschätzung, das die Realitätsfremd sind, ziemlich recht...

  • Geht mir genauso, Frau Schwarz.

    Und so oder so -- taktisches Geschwurbel hin oder her, der Vorstand der GJ hat meinen höchsten Respekt (hatte ihn immer).

  • Frau wird sehen, wie es wird. Wenn die Nachwuchspolitiker ohne Ausstattung und Unterstützung der „Mutterpartei“ die Verhältnisse revolutionieren wollen. Genauso spannend dürfte werden, wie die grüne Jugend insgesamt sich jetzt entwickelt. Unter Umständen führt der Weggang der alten Spitze ja auch zu einer neuen Weite durch die Basis.

  • 2,3 allumfassende "Volksparteien" sind nicht mehr zeitgemäß, insofern finde ich den Ablösungsschritt der Jungen Grünen sehr richtig. Dann gibt es vielleicht noch eine, kleinere Partei. Das fordert heraus und auf, differenziert damit umzugehen, welcher Partei man seine Stimme gibt. Gut so!

    • @poesietotal:

      Bei der letzten Wahl sind 37 Parteien angetreten auf dem Wahlzettel. Wie zerklüftet soll es denn werden. Der Sinn der Wahlen und Regierungsbildung durch Mehrheit ist eigentlich einen Konsens zu finden und sich eben nicht im Dissenz zu verlieren.

      Die neue Gruppe wird keinerlei Relevanz haben, dafür sind die Positionen einfach zu obskur und an der Realität vorbei.

      Zum anderen hilft das nur den Rechten Parteien wie AFD, welche sich eben nicht zersplittern und damit immer mehr an Einfluss gewinnen.

      Und im dritten wird die neue Gruppe wie auch die anderen Linken Splittergruppen nicht ohne die Grünen und SPD regieren können. Daher müssten Sie dann dennoch die gleichen Kompromisse eingehen.

      Und im Vierten sind auch die Sachzwänge immernoch die gleichen. Eine Politik gegen die eigenen Möglichkeiten funktioniert nicht (Sozialstaat bei 20h Wochenarbeitszeit für alle ist nicht machbar).

      Des Weiteren fehlen auch die Personen die man mit der Partei positiv in Verbindung bringt und damit auch finanzielle Mittel anzieht um etwas erreichen zu können.

      • @Walterismus:

        "Rechts" ist auch zersplittert.

        Mal sehen ob ich die zusammenbekomme:



        Heimat (früher NPD), der III Weg,



        Bündnis für Deutschland,



        Freie Sachsen und Werte Union.



        LKR (gibt es die noch und wenn ist es nicht eher eine rechte FDP?).

        Das Problem der "jungen Wilden":



        Sie überschätzen ihre Probleme.



        Das gleiche Problem wird die AfD



        haben sollte jemals koalieren (können).

  • Das sehe ich genauso. Und in meinem Umfeld (gebildet, bürgerlich und frei von Sozialneid auf die, die weniger haben), sieht es genauso aus. Viele wollen sich engagieren, wissen aber nicht wo, sondern sehen nur, dass nach CDU/CSU, FDP und SPD inzwischen auch die Grünen auf einen Kurs eingeschwenkt sind, der 1. unsolidarisch ist, 2. ausschließlich sehr reichen Menschen und Großkonzernen nutzt und 3. nur im Sinne von Umweltzerstörung nachhaltig ist.

    • @Claro:

      Sollte man da nicht eigentlich sich diejenigen aussuchen, die einem am nächsten sind, eintreten und versuchen die Entwicklung zurück zu drehen, wenn das genügend Leute machen, wäre das nicht sinnvoller, statt am Spielfeldrand zu stehen...

  • Ironischerweise kann das Gefühl niemand besser nachvollziehen als ein Konservativer. Da fehlt auch eine nennenswerte Partei. Die CDU wird leider noch zu sehr durch Politiker wie Hendrik Wüst geprägt, die allzu grün-sozialdemokratische Vorstellungen hegen. Und in der AfD sind zu viele Rechtsextreme. Aber: eine neue Partei fragmentiert nur die politische Landschaft und zerstört die eigenen Chancen Positionen auch umzusetzen. So gesehen lieber das kleinere Übel wählen, anstatt sich selbst durch Spaltung zu schwächen.



    Aber nur zu. Macht eine weitere linke Partei auf. Vielleicht sind es irgendwann genug, so dass jede unter 5 Prozent landet. Aber eine ernste Frage zum Schluss: Warum treten diese jungen Grünen nicht einfach bei den Linken ein? Sie scheinen doch ziemlich genau die gleichen Ziele zu verfolgen.

  • Ich sage es ungern: Das wird nicht klappen. Es gibt doch ökologische (ÖDP) und linke (Die Linke) Alternativen. Beide dümpeln vor sich hin. Ein Galionsfigur (wie BSW und Wagenknecht) gibt es auch nicht.

    Wenn bei den Grünen die Realos zurück bleiben, haben die Grünen aber bei den Konservativen Wählern auf lange Sicht mehr Chancen - siehe Baden-Württemberg. Von daher tut die Grüne Jugend den Realps einen Gefallen, da interne Streitigkeiten möglicherweise weniger werden.

    • @Strolch:

      Das Erstarken der Realos ist meiner Meinung nach eher ein Grund für die (PR-)Krise der Grünen: Söders Hasskampagne ist zu großen Teilen von der Angst geprägt, die Grünen könnten wie in BW noch mehr im Bürgerlichen Lager wildern - Übrigens waren die auch noch evangelisch-bider geprägten "SchöpfungsGrünen" in BW schon bei der letzten Landtagswahl unwählbar für mich.

      Wenn diese Junggrünen irgend was reißen wollen, müssten sie eventuell die moderneren der linken Kleinparteien vereinen - Piraten? Volt? Die Spalterei jedenfalls hilft nicht weiter.

      • @Garak:

        Bei Söder sehe ich eher die Ablenkung von eigenen Fehlern. Insbesondere die Forderung, die Stromleitungen von Nord nach Süd unterirdisch zu verlegen, hat zu Verzögerung und Verteuerung geführt. Das will man jetzt nicht so recht wahrhaben und wer ist der ideale Prügelkandidat, wenn es um teuren Strom geht?

  • 6G
    611245 (Profil gelöscht)

    Das, was auf dem Wunschzettel steht, gibts doch schon Dutzendfach. solid, DKP, MLPD, Volt….. .Alle wollen das.



    Ich glaube, diese Zersplitterung in alle möglichen Sekten liegt einfach im quasireligiösen Denken, es gäbe eine „reine“ Partei, die meine individuellen Überzeugungen 100% vertritt. Erfahrungsgemäß folgt selbst unter den „Reinen“ eher kurz als lang die nächste Abspaltung.

    Das trifft übrigens auch auf rechts zu. Die Geschichte der AFD der letzten Jahre beweist es hinlänglich.

    Zudem folgt in einer Demokratie das nächste Problem: Man muss für den Souverän wählbar und atttraktiv sein. Aus Sicht der meisten Leute sind die „Reinen“ allerdings bloß Zeugen Jehovas an der Fußgängerzone. Kein Bezug zum Alltagserleben.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Die KPÖ hat es bei einigen geschafft, den Bezug zum Alltagsleben herzustellen. Oder "DW Enteignen" in Berlin. Generell sind so "Brot und Butter"-Themen oft eine gute Einflugschneise.

      • 6G
        611245 (Profil gelöscht)
        @vøid:

        Ja, in Berlin wäre so etwas sicherlich denkbar. Oder vielleicht Bremen.



        Aber das wars dann auch schon.

        Die Gesamtlage in Ö (und D) sieht hingegen ganz anders aus.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Dem kann ich nur zustimmen. Die Tendenz geht seit geraumer Zeit dahin, dass zu Viele sich eine Partei wünschen, die quasi deckungsgleich mit ihren Wünschen und Erwartungen ist - und wenn das nicht so ist, dann wählt man lieber gar nicht oder, genauso schlimm, Populisten.

  • Was ist hier los? Träume ich? Als ich das letzte Mal auf den Wahlzettel geschaut habe, gab es da noch eine Partei, die hieß „Die Linke“. Es ist ja verständlich, wenn man an dieser Partei in den letzten Jahren viel auszusetzen hatte, aber ihre Existenz komplett zu verschweigen, finde ich schon ein wenig ulkig. Ein Blick in das extrem umfassende Klimaschutzprogramm dieser Partei lohnt sich auf jeden Fall.

    • @mancunian:

      Volle Zustimmung. So einen Artikel zu schreiben und "Die Linke" nicht zu erwähnen oder nicht zu schildern, warum sie für die Autorin keine Alternative ist…? Obskur!

  • Leider ist es so, dass Links derzeit unpopulär ist. Lieber auf Arbeitslose rumhacken als auf Milliardenschweren Steuertrickser, also die Reichen und Erben. Man muss aber auch die Erfolge der Grünen sehen, z.B. Ausbau der Erneuerbaren Energien usw.

    • @Jelli:

      Der Beitrag zeigt ein weiteres Problem...

      Die Rede ist von "Arbeitslosen", "Reichen und Erben"...



      Mal abgesehen von der Gleichsetzung Erben und Reiche: die große Mehrheit der Gesellschaft wird mit solchen Begriffen nicht angesprochen - und auch leider immer öfter nicht mal mehr mitgedacht.

      Dass dann ausgerechnet die Arbeiter genau die Gruppe mit dem größten Anteil AfD-Wähler sind, ist zwar betreffend Parteipräferenz nicht unbedingt logisch - aber vom Grundsätzlichen her nicht überraschend.

  • "Mit dem Ziel, dass es bald eine starke, linke Partei in Deutschland geben könne."



    Einerseits, der Wunsch, nach einer solchen Partei, andererseits stellt sich die Frage, welches Wählerpotential vorhanden wäre.