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Stationierung von MittelstreckenwaffenRolf Mützenich ist nicht begeistert

Der SPD-Fraktionschef hat Bedenken gegen die geplante Stationierung von Mittelstreckenwaffen. Außenministerin Baerbock verteidigt die Entscheidung.

Haben etwas unterschiedliche Vorstellungen von der „Zeitenwende“: Kanzler Olaf Scholz und sein Parteifreund Rolf Mützenich Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin taz | Die angekündigte Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland sorgt zunehmend für Unruhe in der SPD. Am Wochenende hat sich nun auch Bundestagsfraktionschef Rolf Mützenich kritisch zu den Plänen geäußerst. „Wir müssen unsere Verteidigungsfähigkeit angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine verbessern, aber wir dürfen die Risiken dieser Stationierung nicht ausblenden“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Am Rande des Nato-Gipfels in Washington hatten das Weiße Haus und die Bundesregierung vor eineinhalb Wochen bekanntgegeben, dass die USA von 2026 an Tomahawk-Marschflugkörper, die Mehrzweckrakete SM-6 sowie derzeit noch in der Testphase befindliche Hyperschallraketen in der Bundesrepublik stationieren wollen. Diese Waffensysteme verfügen über eine deutlich größere Reichweite als die derzeitigen landgestützten Systeme in Europa.

Es handele sich um eine „Reaktion auf die von Russland ausgehende Bedrohung“, heißt es in einem gemeinsamen Schreibenmit dem die Parlamentarischen Staats­se­kre­tä­r:in­nen Siemtje Möller (Verteidigung) und Tobias Lindner (Auswärtiges Amt) am Freitag den Auswärtigen Ausschuss und den Verteidigungsausschuss des Bundestages über das mit den USA vereinbarte Vorhaben informierten.

„Russland hat in den vergangenen Jahren massiv im Bereich weitreichender Raketen und Marschflugkörper aufgerüstet“, so die SPDlerin und der Grüne. Vergeblich habe die Bundesregierung mehrfach auch öffentlich „zu einer Umkehr von diesen eskalatorischen Maßnahmen aufgefordert“. Die Stationierung weitreichender konventioneller US-Waffensysteme in Deutschland trüge „zu einer effektiven und glaubwürdigen Abschreckung und zum Schutz Deutschlands und seiner Verbündeten bei“.

In Washington hatte Bundeskanzler Olaf Scholz bereits verkündet, das sei „ein Element der Abschreckung, ein Beitrag zum Frieden und eine wichtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt“.

„Gefahr einer unbeabsichtigten militärischen Eskalation“

Dagegen wendet sein Parteifreund Mützenich jetzt ein, dass er zwar die Bedrohung durch Russland „überhaupt nicht ignorieren“ wolle. Gleichwohl verfüge die Nato „auch ohne die neuen Systeme über eine umfassende, abgestufte Abschreckungsfähigkeit“.

Die Waffensysteme, die nun neu stationiert werden sollen, hätten eine sehr kurze Vorwarnzeit und eröffneten neue technologische Fähigkeiten. „Die Gefahr einer unbeabsichtigten militärischen Eskalation ist beträchtlich“, warnte Mützenich. Darüber hinaus würde er sich wünschen, „dass die Bundesregierung ihre Entscheidung einbettet in Angebote zur Rüstungskontrolle“.

Noch deutlich schärfere Worte findet eine Gruppe überwiegend älterer Sozialdemokrat:innen, unter ihnen Ex-Bundesjustizministerin Hertha Däubler-Gmelin, die frühere NRW-Wissenschaftsministerin Anke Brunn, die ehemalige Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann und – mal wieder – der 75-jährige Willy-Sohn Peter Brandt. „Nein zu neuen Mittelstreckenraketen!“, ist ihr gerade veröffentlichter Aufruf überschrieben.

Deutschland brauche eine starke Friedensbewegung

„Die Gefahr eines großen Krieges in Europa droht wieder zu einer denkbaren Zukunft zu werden“, heißt es darin. Dazu trage bei, dass in Deutschland wieder Waffensysteme stationiert werden sollen, „die mit sehr kurzen Vorwarnzeiten konventionelle Sprengköpfe und sogar Atomwaffen nach Russland tragen können“. Dass am Ukraine-Krieg Russland „die unmittelbare Kriegsschuld“ trage, stehe zwar „außer Frage“, ändere aber „nichts daran, dass es zuerst um den Frieden gehen muss“.

Sie sagten „Nein zu einem neuen Kalten Krieg, aus dem ein Heißer Krieg werden kann“, schreiben die Verfasser:innen, zu denen auch das Ex-IG Metall-Vorstandsmitglied Helga Schwitzer, Ostermarschorganisator Willi van Ooyen und Jörg Sommer, der Vorsitzende der Deutschen Umweltstiftung, gehören. Was Deutschland brauche, sei „eine starke Friedensbewegung, die sich der zunehmenden Militarisierung in der Politik und den öffentlichen Debatten entschieden widersetzt“.

Demgegenüber verteidigte Außenministerin Annalena Baerbock erwartungsgemäß die vereinbarte Raketenstationierung. Der russische Präsident Wladimir Putin habe „das Arsenal, mit dem er unsere Freiheit in Europa bedroht, kontinuierlich ausgebaut“, sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Dagegen müssen wir uns und unsere baltischen Partner schützen, auch durch verstärkte Abschreckung und zusätzliche Abstandswaffen“, so Baerbock. Alles andere wäre „nicht nur verantwortungslos, sondern auch naiv gegenüber einem eiskalt kalkulierenden Kreml“. Putin habe schon vor Jahren mit Abrüstungsverträgen und der gemeinsamen europäischen Friedensarchitektur gebrochen.

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51 Kommentare

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  • LOL ... die "Nachrüstung" des Westen eskaliert mal wieder. Die "Vorrüstung" von Russland/Putin ist friedenssichernd?

    Es ist natürlich wahr, wenn die eine Seite sich nicht oder nicht effektiv verteidigt oder verteidgen kann, ist ein Krieg schneller zu Ende.

    Hat eigentlich einer jener Tauben hier mitbekommen, wie oft Putin mit allem Möglichen gedroht hat, falls Leos, F-16, Panzerhaubitzen an die Ukriane geliefert werden, falls Schweden oder Finnland in die NATO eintreten usw usw usw?

    Wer da noch von gefährlicher Eskalation spricht, scheint ganz andere Ziel zu haben.

  • Es ist bedauerlich, dass sich Herr Mützenich vor den Karren der russischen Propaganda spannen lässt.

    Die Sowjetunion hatte schon in den 80er Jahren die Demonstrationen gegen die Stationierung von Pershing-Raketen initiiert oder zumindest beeinflusst.

    Beweise dafür:

    KGB-Aktivitäten: Es ist dokumentiert, dass der KGB versuchte, Einfluss auf westliche Friedensbewegungen zu nehmen. Ziel war es, die öffentliche Meinung gegen die NATO-Rüstungspolitik zu mobilisieren. Dies geschah durch Desinformation und die Unterstützung von friedenspolitischen Organisationen.

    Stasi-Unterlagen: Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde bekannt, dass die ostdeutsche Staatssicherheit (Stasi) aktiv daran beteiligt war, die westdeutsche Friedensbewegung zu unterstützen und zu beeinflussen. Dies geschah durch finanzielle Unterstützung und propagandistische Maßnahmen.

    Westliche Geheimdienste: Westliche Geheimdienste wie die CIA und der Bundesnachrichtendienst (BND) zeigten eine sowjetische Einflussnahme auf. Es gibt Berichte, dass westliche Nachrichtendienste die Friedensbewegung überwachten und dabei Hinweise auf sowjetische Aktivitäten fanden.

    Es ist bedauerlich, dass Herr Mützenich so agiert!

    • @Andere Meinung:

      Genau, jeder Protest gegen Aufrüstung in Deutschland war schon immer und ist von dem Russen fremdgesteuert. So geht Propaganda.

  • 》„Russland hat in den vergangenen Jahren massiv im Bereich weitreichender Raketen und Marschflugkörper aufgerüstet“, so die SPDlerin und der Grüne. Vergeblich habe die Bundesregierung mehrfach auch öffentlich „zu einer Umkehr von diesen eskalatorischen Maßnahmen aufgefordert“. Die Stationierung weitreichender konventioneller US-Waffensysteme in Deutschland trüge „zu einer effektiven und glaubwürdigen Abschreckung und zum Schutz Deutschlands und seiner Verbündeten bei“《

    Abschreckung ist vorher.

    In einer Lage, die die deutsche Außenministerin und Chefdiplomatin Annalena Baerbock als "we are fighting a war against Russia" www.berliner-zeitu...t-russia-li.310974 beschrieben hat, bedeutet diese Stationierung eine Eskalation.

    Und nichts anderes, sie trägt keinesfalls "zum Schutz Deutschlands und seiner Verbündeten bei“.

    • @ke1ner:

      Russland hat angefangen, in dem es Raketen in Kaliningrad stationiert hat.

      Und natürlich befinden wir uns in einem Krieg mit Russland - und auch den hat Russland angefangen.

  • Unbeabsichtigte militärische Eskalaltion? Die fällt so zufällig vom Himmel und keiner will es?



    Mir fallen schon Industrie und Geschäftzweige ein, die gut davon leben. Die sind globalisiert und arbeiten daran, daß die Ideologie von "Rassen und Nationen" bloss keinen Schaden nimmt.



    Die haben wohl auch die Idee von Esperanto als Weltsprache beerdigt. Wäre ja schlimm, wenn sich jeder Mensch mit jedem anderen Menschen auf der Welt direkt verständigen könnte.

  • Die Bedenken, die Rolf Mützenich äußert, hatte ich schon nach der ersten Meldung in der TAZ versucht anzumerken. Leider wurde dieser Beitrag von der TAZ-Redaktion „einmal mehr“ nicht veröffentlicht.

    Im Unterschied zum NATO-Doppelbeschluss von 1979, der in den Jahren 1983/1984 zu den größten Friedensdemonstrationen in der Geschichte der Bundesrepublik führte, damals noch gemeinsam mit Bündnis 90/ Die Grünen, war dieser Beschluss an Verhandlungen mit der UDSSR und ein Moratorium von 4 Jahren gebunden.

    Der NATO-Beschluss 2024 zur Stationierung weitreichender, mit Atomsprengköpfen bestückbaren birgt ungeheure Gefahren in sich und macht Deutschland zu einem potentiellen Angriffsziel für russische Raketen.

    • @justus*:

      Haben Sie eigentlich gegen den seit den 2000er Jahren erfolgenden massiven Ausbau der russischen Mittelstreckenraketen (z.B. in Kaliningrad) demonstriert?

      Russland muss nicht mehr atomar nachziehen weil es bereits seit langem die entsprechenden Kapazitäten hat. Deutschland ist schon lange ein ,nicht mehr nur potentielles, Angriffsziel Russlands.

      Es war ja diese strategische Ausgangslage, die Moskau zu der Annahme veranlasst hat, dass Europa es nicht wagen wird, der Ukraine beizustehen. Wie hat das zu Frieden geführt?

    • @justus*:

      "...macht Deutschland zu einem potentiellen Angriffsziel für russische Raketen."



      Sind wir das jetzt nicht?



      Das Mützenich Bedenkenträger in den "Beziehungen" -falls man das noch so nennen kann- zu Russland ist, das war bekannt.



      Es ist eine Dichotomie: Man kann nur stationieren - oder es lassen. Egal, was man macht - das Angebot an Russland zu entspannteren Verhältnissen sollte in beiden Fällen deutlich gemacht werden und stehen.



      Der Unterschied zum Kalten Krieg ist: Russland war ein ziemlich verläßlicher Vertragspartner. Das ist vorbei: Putin hat der Ukraine Zusagen gemacht und gebrochen. Mit ihm kann man nur noch Verträge machen, die mit harter militärischer Macht unterlegt sind. Alles andere respektiert er nicht.



      Das mag bei einem Nachfolger wieder anders werden. Bis dahin...

  • Leute wie Mützenich haben im wahrsten Sinne den Schuss nicht gehört und sind einfach nur peinlich. Ob und wie dieser Krieg eskaliert liegt einzig in der Hand der Russen und dort lebt man mittlerweile offensichtlich in einer Parallelwelt, was ganz offensichtlich auch für Mützenich gilt. Auch wenn Putin und seine Hofschranzen nicht den Eindruck als wollten sie über irgendwas ernsthaft verhandeln, so darf Herr Mützenich es natürlich gerne versuchen. Aussicht auf Erfolg hat es aber allenfalls aus einer Position der Stärker heraus. Traurig aber war: je mehr amerikanische Raketen in Europa, desto besser. Noch besser wäre es die Europäer wären auch alleine verteidigungsfähig. Aber solche Politiker wie Mützenich arbeiten ja aktiv daran, dass dem so schnell nicht sein wird.

  • Niemand außer Panikmachern wie Mützenich redet davon, dass diese Waffen nuklear bestückt werden sollen. Vorallem nicht diejenigen, die mit der Entscheidung befasst sind.

    Allein da könnte man schon aufhören sich mit seinen Äußerungen zu befassen.

    • @metalhead86:

      Über die Möglichkeit der "nuklearen Bestückung" muss man nicht extra drüber sprechen, die ist gegeben.

      Und ob der NATO-Doppelbeschluß wirklich den Frieden gesichert hat wird man nie beweisen können. Er hat auf alle Fälle nicht zu einem Krieg geführt. Glücklicherweise!

      Aber ich glaube schon, dass man Menschen wie Putin nur mit Stärke begegnen kann, die verstehen nichts anderes. Es sei denn, man gibt sich mit der Rolle eines unterwürfigen, schwanzwedelndes Hundes zufrieden.

      • @celcon52:

        Die alte Frage: Hätten wir das viele Geld für den Deich nicht sparen können... Immerhin hat es ewig lang keine Überschwemmung gegeben...



        Ich übersetz mal auf ukrainisch: Hätte Putin den Überfall gewagt, wenn die Ukraine damals ihre Nuklearwaffen behalten hätte....?

  • Weiß Mützenich, dass in Kaliningrad Raketen stationiert sind, die binnen sechs Minuten Berlin erreichen und in einen See aus Feuer verwandeln können?

    Hat Mützenich mitbekommen, dass aus Russland mindestens jede Woche mit dem Atomkrieg gedroht wird?

    Hat Mützenich immer noch nicht begriffen, dass Russland Einlassungen wie seine nicht etwa als Dialogbereitschaft betrachtet, sondern als auszunutzende Schwäche?

  • Unglaubliches Niveau auch in der FAZ, auf dem dieses Thema verhandelt wird.

    》Auf den Friedenstäuberich ist immer noch Verlass

    Der SPD-Fraktionsvorsitzende warnt wieder einmal vor Raketen – vor den amerikanischen, nicht den russischen. Das ist verantwortungslos, da hat Außenministerin Baerbock recht《

    In der Ukraine steht "der Friedenstäuberich" - immerhin der Fraktionsvorsitzende der SPD - auf einer Feindesliste, wie wan sie von Rechtsextremisten kennt: 》Das „Zentrum gegen Desinformation des nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine“ hatte [...] bereits im Juli im Internet eine Liste mit 70 Persönlichkeiten veröffentlicht, auf der auch Mützenich aufgeführt war. Der Vorwurf: Die Verbreitung von „Narrativen“, die mit russischer Propaganda übereinstimmten. Mützenich sei mit dem Hinweis aufgeführt gewesen, dass er sich für einen Waffenstillstand einsetze. Die Seite lässt sich inzwischen nicht mehr aufrufen《

    is.gd/LlFVMa

    "Nicht begeistert" hier, "Friedenstäuberich" in der FAZ - es bedürfte dringend sachlicherer Analysen, z.B. in Hinsicht auf amerikanische Interessen etwa Obamas (und Bidens) "A Pivot to Asia"-Agenda.

    • @ke1ner:

      Russische Interessen sind für Europa einfach relevanter und gefährlicher.

      • @Chris McZott:

        Nicht, wenn Europa aus amerikanischer Sicht zur Not auch zum Schlachtfeld werden darf - vieles spricht dafür, dass auch dies ein Aspekt ist, unter dem der Krieg in der Ukraine analysiert gehört.

        》Die Debatten um mögliche Szenarien für einen Friedensschluss mit Russland stellen den Präsidenten nach Einschätzung vonKlitschkovor große Schwierigkeiten. [...] „Wird er den Krieg mit neuen Toten und Zerstörung fortsetzen oder einen territorialen Kompromiss mit [...] Putin in Betracht ziehen?“, fragteKlitschko.„Wie auch immer er sich entscheidet, unser Präsident riskiert politischen Selbstmord.“ Beide Szenarien könnten ihn in Erklärungsnot bringen.Insbesondere mögliche territoriale Zugeständnisse, die einen Gebietsabtritt an Russland zur Beendigung des Krieges vorsehen würden, könnten den Ukrainern nur schwer zu vermitteln sein.„Wie soll er dem Land und den Menschen erklären, dass es notwendig ist, Teile unseres Territoriums aufzugeben,die Tausende unserer kämpfenden Helden das Leben gekostet haben?“, soKlitschkoweiter《

        shorturl.at/MtIhh (21. Juli 2024 16:40)

        Der Westen sollte Selenski jedenfalls nicht weiter "einmauern".

  • "Notwendig ist eine grundsätzliche Diskussion über die Gefährdungen und Kosten, die durch Kampfdrohnen entstanden sind und entstehen. Es besteht die akute Gefahr eines neuen gefährlichen Rüstungswettlaufs. (...) Eine überstürzte Beschaffungsentscheidung der Bundeswehr wäre deshalb nicht nur politisch unklug und sicherheitsstrategisch unüberlegt, sondern schlicht verantwortungslos." www.rolfmuetzenich...bewaffnete-drohnen

    Rolf M., führender Friedensforscher und Militärexperte im Jahre 2013 zum Thema "Kampfdrohnen".

  • Mehr Raketen bringen nicht mehr Sicherheit, sondern erhöhen das Risiko eines "Kurzschlusses". Abschreckung basiert auf ein Gleichgewicht der Kräfte, nicht auf Überlegenheit.

    Und mit dem oft zitierten Nato Doppelbeschluss verfolgte die Achse Schmidt/Reagan das Ziel der wirtschaftlichen Überlastung der Sowjetunion und damit einhergehend Abrüstungsverhandlungen.

    Diese Voraussetzung ist in der aktuellen Lage nicht gegeben. Daher zeugen Äußerungen wie die von Frau Baerbock von einer ziemlich konventionellen Sichtweise, aber nicht von Weitsicht.

    Das Ergebnis wird sein, dass sich die Rüstungsspirale unaufhörlich weiter dreht, im Sinne von Reaktion und Gegenreaktion.

  • Ach gäbe es doch nur mehr, sehr viel mehr Mützenich's in allen Parteien....

    • @Perkele:

      Danke.

    • @Perkele:

      Ja, das würde ich mir auch wünschen. Erschreckt hat mich doch sehr der Wandel der Grünen von der Friedenspartei der 80er Jahre zur Partei der Aufrüstungsbefürworter.

    • @Perkele:

      Ja, und am besten ein Friedens- und Abrüstungsabkommen wie das Budapester Memorandum.



      Den Erfolg sieht man ja. 20 Jahre später Unterwanderung einer Provinz, 28 Jahre später Überfall.



      Ich bin fast 60. Mich betrifft das kaum noch. Ich stelle lediglich meine persönliche Einschätzung zur Debatte.

    • @Perkele:

      Ja, was wäre dann besser?

      • @Christian Tölken:

        Weniger Waffen, weniger Tote, mehr Diplomatie. Zeit wird's!

        • @Ernie:

          Aha, hat der Mützenich, denn irgedwas dazu beigetragen dem faschistischen Diktator im Kreml die Lust auf Angriffskriege auszureden?

          Es ist schon beeindruckend, wie geflissentlich all die "Pazifisten" ständig was von Diplomatie schwurbeln, wenn Russland wiederholt klar gemacht hat, dass es die Kapitulation von der Ukraine fordert, und eigentlich jederzeit den Krieg und das Morden beenden könnte, wenn es sich einfach aus der Ukraine zurückzöge.



          Aber weder die Worte Russlands noch die Taten und Schuld beindrucken unsere Armsessel-Pazifisten. Stattdessen wird lieber vom Opfer gefordert.

  • Begeistert bin ich auch nicht drüber. Das sind sicher auch generell die Wenigsten. Dass sich aber ausgerechnet einer Derjenigen, die mit ihrer blind-naiven Russland Politik, trotz offensichtlicher Fehleinschätzungen und massiver Warnungen, noch weit nach 2014 und bis kurz vor Kriegsbeginn entscheidend dazu beigetragen haben, dass diese Situation überhaupt aktuell nötig ist, jetzt hinstellt und vor einer Eskalation warnt, ist mehr als bezeichnend. Dass er Putin-Freund Schröder in Schutz nimmt und wiederum von diesem beklatscht wird, wundert mich schon lange nicht mehr. Uneinsichtig und lernresistent bis ins Mark.

    • @Deep South:

      Oder Sie selbst ("Uneinsichtig und lernresistent bis ins Mark"), der*die nicht einsieht, dass es die Nato war, die Putins Forderungen nach Verhandlungen über eine gemeinsame europäische Sicherheitsarchitektur VOR dem Einmarsch brüsk zurückgewiesen hat, Forderungen, die er ungefähr 20 Jahre lang erhoben hat

      Dass es auch die Ukraine war, die das Minsker Abkommen sabotiert hat, Warnungen wie die des früheten amerikanischen Außenministers Kissinger in den Wind geschlagen hat

      www.washingtonpost...51760b9_story.html (3-2014)

      》Far too often the Ukrainian issue is posed as a showdown: whether Ukraine joins the East or the West. But if Ukraine is to survive and thrive, it must not be either side’s outpost against the other — it should function as a bridge between them. [...] A wise U.S. policy toward Ukraine would seek a way for the two parts of the country to cooperate with each other. We should seek reconciliation, not the domination of a faction.《

      Und was die Grünen geritten hat, ihre Friedenspolitik komplett in die Tonne zu klopgen, ist auch nicht nachvollziehbar.

      • @ke1ner:

        Die offizielle Version des Kreml ist mir durchaus bekannt. Von den kleinen grünen Männchen, dem völligen Desinteresse an einer Invasion, über das Naziregime mit dem "eifrigen antisemitischen Juden" (sic) Selenskyj an der Spitze, der historischen Zugehörigkeit der Ukraine zu russischem Blut und Boden, Vergleiche mit peter dem Großen und der NATO, die den Faschismus über Putins Vorzeige-Demokratie bringen will, alles zigmal gehört, gelesen und für billigst dreiste Propaganda befunden.

      • @ke1ner:

        Schon wieder die apologetische Legende, Putin sei es nur um den Aufbau einer "europäischen Sicherheitsarchitektur" gegangen. Und diesmal noch garniert mit der Behauptung, er habe dies 20 Jahre lang gefordert. Aber natürlich kein Wort von der "Nato-Russland-Grundakte" oder "Partnership for Peace", also alles Ansätze, die Putin selbst durch seine aggressive Politik sabotiert hat, wie Sie ja auch seine wiederholt vorgetragenen territorialen Forderungen mit schöner Regelmäßigkeit ignorieren.

        Ich hatte Sie ja schon mehrfach darauf hingewiesen ist, dass Ihre immer wieder vorgetragenen Behauptungen an den Fakten vorbeigeht, zuletzt hier taz.de/US-Bekenntn...bb_message_4789736

        Und irgendwann ist aber auch mal gut mit der systematischen Verharmlosung im Sinne der russischen Propaganda, wie wir sie hierzulande ja vor allem von AfD&BSW und ihrem putinhörigen Umfeld her kennen.

        • @Schalamow:

          》Schon wieder die apologetische Legende, Putin sei es nur um den Aufbau einer "europäischen Sicherheitsarchitektur" gegangen《 - das habe ich nicht geschrieben, sondern dass die NATO auf seine Forderung, darüber zu verhandeln, nicht eingegangen ist, sie also z.B. gar nicht auf Ernsthaftigkeit geprüft hat.

          Seinerzeit (ihr link) hatten Sie mir geschrieben:

          》Erstaunlich ist allenfalls, wie beharrlich Sie immer wieder ignorieren, was Putin tatsächlich sagt. Er will eine "demilitarisierte und entnazifizierte Ukraine".[...]

          Im Klartext: ein russisches Vasallenregime in Kiew. Das wäre dann die europäische Sichheitsarchitektur à la russe.《

          Auch hier müssen Sie sinnentstellend umformulieren - Selenski selbst hat früh einen Verzicht auf einen Nato-Beitritt ins Gespräch gebracht shorturl.at/ZJvKq , und wenn z.B. der ukrainische Faschist und Nazikollaborateur Bandera in der Westukraine keinen Heldenstatus genösse, ihm keine Denkmäler errichtet würden, hätten Sie hoffentlich nichts dagegen einzuwenden!

          Ihr wiederholter Vorwurf der Komplizenschaft mit Putin geht an der Sache vorbei und führt die Diskussion auf Abwege.

          • @ke1ner:

            "Entnazifizierung" ist das von Beginn an verwendete russische Propaganda-und Desinformations-Narrativ. Es meint eben nicht die Demonatage von ein paar Banderas-Denkmälern, sondern die Absetzung der derzeitigen Regierung, die Lawrow ja schon als "Neonazi-Regime" diffamiert hat www.br.de/nachrich...aktenfuchs,T4xx7YX

            "... gar nicht auf Ernsthaftigkeit geprüft hat"

            In meinem Kommentar hatte ich ja bereits darauf hingewiesen, in welcher Weise die Putin-Forderung vorgetragen worden ist, die nie ernsthaft gemeint war, sondern ganz offensichtlich nur der propagandistischen Vorbereitung des russischen Angriffs diente. Aber darauf sind Sie ja schon damals nicht eingegangen. Es passte eben einfach nicht zur Fama der russischen Verhandlungsbereitschaft.

      • @ke1ner:

        Sie wollen doch nicht ernsthaft behaupten, dass die Ukraine Debalzewe überfallen hätte?!

  • Baerbock hierzu in der Faz: „Putins Russland ist derzeit die größte Sicherheitsgefahr für uns und unseren Frieden in Europa. Und den verteidigen die tapferen Ukrainerinnen und Ukrainer jeden einzelnen Tag.“

    Abgesehen davon, wer welchen Alters wen nervt "der 75-jährige Willy-Sohn (sic!) Peter Brandt mal wieder" oder mangelnde Begeisterung für eine Nachrüstung zeigt, gegen die zu protestieren eigentlich zur DNA der Grünen gehört, lässt sich konstatieren, dass "die tapferen Ukrainerinnen und Ukrainer" in diesem Krieg ihre Leben verlieren, ihr Land in der dreifachen Größe Österreichs auf Jahrzehnte vermint, sich wahrscheinlich demografisch nie erholen wird, sein Osten ruiniert ist, und dass der günstigste anzunehmende Fall, ein Sieg, nur deshalb nicht als Pyrrhussieg gesehen werden würde, weil jetzt schon allenthalben Wiederaufbaukonferenzen stattfinden, neue Marshallpläne glänzende Geschäfte verheißen, auch angesichts des Rohstoffreichtums der Ukraine shorturl.at/ABGnK

    Was zur Frage führt, welchen Stellenwert eigentlich Menschen in solchen Entscheidungen haben, wie sich Deutschland in einem vergleichbaren Szenario - 'the brave Germans'? - bewähren würde.

    • @ke1ner:

      Das ist einfach. Die Deutschen besitzen weder eine funktionale Armee noch überhaupt die demografischen Voraussetzungen für einen Krieg und hätten binnen Tagen kapituliert und einen von Moskau eingesetzten AfD-Politiker als Führer hingenommen.

      Schön dass Sie den Ressourcenreichtum der Ukraine anführen. Bei all den Mutmaßungen über Moskaus Motivation wird dieses Thema gerne übersehen (entdeckte Gasvorkommen im Schwarzen Meer z.B.)

  • Da waren SPD Politiker wie Schmidt vor 40/50 Jahren geistig schon weiter als Mützenich heute.

  • "Die angekündigte Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland sorgt zunehmend für Unruhe in der SPD."

    Echt? Sonst nirgends? Bestürzend. Wegen diesem gefährlichen Schwachsinn waren wir mit Hunderttausenden in den 80er Jahren auf der Straße. Und jetzt keine Reaktion der Bevölkerung? Keine Partei, die wenigstens öffentlich darüber nachdenkt? Wo lebe ich eigentlich inzwischen?

    • @Jalella:

      Aber dass der NATO-Doppelbeschluss sich als richtig herausgestellt hat, werden Sie wohl noch zugestehen müssen.

  • Auf Abschreckung setzten beinhaltet risiko, nicht auf Abschreckung zu setzten auch. Das Leben ist gefährlich... aber die Erfahrungen aus dem NATO deoppelbeschluss hat gezeigt das aufrüsten der erste wichtige Schritt in Richtung Abrüstung ist. Das zu verstehen erfordert halt ein komplexes Denken.

    • @Machiavelli:

      "Das zu verstehen erfordert halt ein komplexes Denken"

      Dann mal los. Ausseracht gelassen wird gerne, dass die Welt in dieser Zeit einigemale kurz vor dem Abgrund stand.

      Gut nachzuvollziehen am Beispiel des sowjetischen Offiziers in der Arte Doku "Der Mann der die Welt rettete".

      Eine Neuauflage der damaligen Verhältnisse oder wie sie es nennen, Aufrüsten um Abzurüsten, braucht keiner und entbehrt angesichts der heutigen Lage jedweder Logik.

    • @Machiavelli:

      "Das Leben ist gefährlich..."

      Was machen da ein paar Atomwaffen?

      "...aber die Erfahrungen aus dem NATO deoppelbeschluss hat gezeigt das aufrüsten der erste wichtige Schritt in Richtung Abrüstung ist."

      Die Abrüstung begann nicht mit Aufrüstung, sondern damit, dass immer mehr Menschen erkannten, dass die Situation unkontrollierbar wurde. Darunter ein sowjetischer Generalsekretär.

      Natürlich kann man noch mal russisch Roulette spielen und hoffen, dass es nochmal gut geht. Muss man aber nicht.

      Ich hatte damals 3 Jahre lang das "Vergnügen", am Radarschirm zu sehen, wie dicht man täglich am Ausbruch des völligen Wahnsinns war. Deshalb halte ich eine Wiederholung für völlig unverantwortlich.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die Gefahr das Russland Schwäche sieht und angreift kann halt genauso zu so einer Situation führen. Es gibt keine gute Lösung so oder so. Solange Russland militaristisch unterwegs ist wird man mit Gefahr leben lernen müssen.

  • Niemand kann ernsthaft leugnen, dass der Verhandlungsweg von allen !! direkt oder indirekt Beteiligten kaum bis gar nicht in Betracht gezogen wird. Es mag sein, dass Putin nur Scheinangebote öffentlichkeitswirksam präsentiert, doch macht irgendwer die ernsthafte Probe darauf? Gibt es irgendwo eine erkennbare Bemühung, das Problem anders als mit Waffen zu lösen? Sucht irgendwer nach einem veritablen Vermittler?

    • @Perkele:

      Sie behaupten also ernsthaft, Putin sei darüber hinaus, gnädig eine vollständige Kapitulation zu akzeptieren, verhandlungsbereit? Haben Sie Einblick in Diplomat*innen- und Geheimdienstkreise, um das sowie Ihre Brachialrhetorik im ersten Satz zu untermauern?

  • Manche Leute, gerade in der SPD, haben immer noch nicht verstanden, daß die Welt von heute, mit der russischen Aggression gegen die Ukraine, anders funktioniert, als die Welt vor einem halben Jahrhundert, in der Willy Brandt mit seiner Ostpolitik Erfolge feierte.



    Die Zeiten ändern sich, die Probleme ändern sich und unsere Antworten müssen sich auch entsprechend ändern.

  • Hat Herr Mützenich die von der SPD mit herausgegebene „Nationale Sicherheitsstrategie“ nicht gelesen ? Da steht das doch schon alles präzise drin.

    Ich habe den NATO-Doppelbeschluss und die landesweiten Proteste miterlebt. Dagegen scheint diese Nachrüstung kaum jemanden zu interessieren. Damals hat sich die Friedensbewegung gegründet und die Grünen sind entstanden.

    Und heute? Nichts. Was für eine Veränderung.

  • "Die Waffensysteme, die nun neu stationiert werden sollen, hätten eine sehr kurze Vorwarnzeit und eröffneten neue technologische Fähigkeiten. „Die Gefahr einer unbeabsichtigten militärischen Eskalation ist beträchtlich“, warnte Mützenich."



    /



    Adressiert wird hier doch eine implizite "Erstschlags-Kapazität", ob real oder unterstellt, die keine diplomatischen Interventionsmöglichkeiten mehr lässt, wenn die Sicherungen versagen oder durchgebrannt sind.



    Und erst kürzlich wurde uns vom Verteidigungsminister mit Medienbegleitung präsentiert, wie wichtig der Weltraum für unsere Verteidigung sei.



    "Star Wars", kannte schon Ronald Reagan.*



    /



    Offensichtlich ist das Thema schon länger virulent ❗



    /



    www.ippnw.de/fried...neue-aera-des.html



    *



    www.deutschlandfun...-us-armee-100.html

  • Es gibt sie noch, die Menschen die erst nachdenken, recherchieren und dann erst handeln. Ein Mützenich in der SPD ist leider nicht viel.

    • @Ernie:

      Ich darf sie an folgende historische Abläufe erinnern:



      1994 Budapester Memorandum



      2014 Unterwanderung der Krim durch eine der Garantiemächte (!)



      Minsker Abkommen, Debalzewe



      2022 Überfall der Ukraine durch eine der Garantiemächte (!)

  • Wir brauchen beides, wie schon in den 1980ern.



    Klare Zeichen und Handlungen, dass hier gegengehalten wird, gegen Putins Aufrüstung, gegen Überfälle auf Nachbarn.



    Und dabei doch _keine Dämonisierung "ewiger Feinde", "des" Russen, ... _Kein "Dem zeige ich es, egal wie", sondern nüchtern Putins Spiele durchkreuzen und den nächsten Versuch beginnen, danach eine Friedensordnung aufzubauen.



    Friedensansätze laut zu denken, signalisiert Menschen und Mächtigen in Putins Russland auch, dass sie einen Wandel jederzeit einleiten könnten, ohne selbst an der Wand zu enden.

    • @Janix:

      Mit *diesem* Russland wird's in Europa keinen Frieden mehr geben - allenfalls Waffenstillstandes von wenigen Jahren. Danach geht's dann jeweils weiter, in ein glückliches Eurasien von Wladiwostok bis Lissabon.

      "Wehret den Anfängen" gilt nicht nur in Deutschland.