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Betteln wird in Bremen schwererDer Wunsch, in Ruhe zu speisen

Kommentar von Mika Backhaus

In Bremen geht die rot-grüne-rote Regierung gegen das Betteln vor. In der Außengastronomie dürfen die Gäste nicht mehr angesprochen werden.

Hier darf wieder in Ruhe gespeist werden: Außengastronomie auf dem Bremer Marktplatz Foto: Sina Schuldt/dpa

B remen gilt als soziale Stadt. Seit dem Zweiten Weltkrieg stellt die SPD fast ununterbrochen die Bürgermeister, derzeit regieren die Sozialdemokraten zusammen mit der Linkspartei und den Grünen. Auch wer die SPD hinsichtlich sozialer Fragen schon lange abgeschrieben hat, konnte darum von der Änderung des Ortsgesetzes überrascht sein, die die Bremische Bürgerschaft am 18. Juni beschloss und die das Betteln in der Öffentlichkeit deutlich einschränken soll.

Sogenanntes „aufdringliches und aggressives Betteln“ ist seitdem in der Stadt Bremen verboten. Menschen dürfen beim Betteln nicht angefasst, bedrängt oder festgehalten werden und auch das nochmalige Fragen nach Geld, nachdem eine Spende schon abgelehnt wurde, ist untersagt. Auf Außenflächen der Gastronomie darf nicht mehr gebettelt werden, außer die Betreiber erlauben es.

Als Ordnungswidrigkeit gilt jetzt auch aktives Betteln in Bussen und Bahnen, ebenso, wenn der Fuß- und Straßenverkehr dadurch beeinträchtigt wird. Von und mit Kindern war Betteln ohnehin schon verboten, und „bandenmäßiges Betteln“ ist ebenfalls untersagt.

In der Gesetzesvorlage des rot-grün-roten Senats heißt es zur Begründung, Polizei und Ordnungsamt hätten in den letzten Jahren einen Anstieg des aufdringlichen Bettelns beobachtet, viele Menschen hätten sich bei den Po­li­ti­ke­r:in­nen über die Situation beschwert. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband begrüßt die neuen Maßnahmen, die Zustände seien nicht mehr tragbar gewesen.

Die neuen Regeln führten dazu, dass vor allem in der Außengastronomie Betteln nun gar nicht mehr möglich sei, hieß es auf einer Kundgebung gegen das neue Gesetz, bei der auch Betroffene sprachen. Der Verein Innere Mission, der in Bremen zur evangelischen Kirche gehört und sich in der sozialen Arbeit engagiert, weist darauf hin, dass die neuen Vorschriften die Probleme nur verschieben. Niedrigschwellige Arbeitsangebote, bei denen sich Menschen ohne viel Bürokratie ein paar Euro verdienen können, wären hilfreicher.

„Maßnahmen“ gegen Hilfsbedürftige

Doch „Maßnahmen“ gegen hilfsbedürftige Menschen scheinen Konjunktur zu haben. In Essen wurde im April von Gastronomen und der Essen Marketing ein eigener Sicherheitsdienst damit beauftragt zu verhindern, dass Gäste in der Außengastronomie bedrängt werden. In Krefeld ist „organisiertes, verkehrsbehinderndes oder aggressives Betteln“ seit 2019 verboten. Der Versuch, „aktives Betteln“ generell zu verbieten, scheiterte 2023 vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht.

Ob Betteln womöglich ein Grundrecht ist, ist höchstrichterlich noch nicht geklärt. Die Bettelverbote treffen jedenfalls vor allem diejenigen, die sowieso nichts besitzen, und in Bremen werden sie nun zusätzlich sanktioniert: Ordnungsamt und Polizei können bei Verstößen ein Bußgeld von bis zu 500 Euro verhängen.

Dass die Linkspartei, die in Bremen mitregiert, auch für das Gesetz gestimmt hat, ist erschütternd, immerhin handelt es sich um eine Partei, die vorgibt, dass ihr die soziale Frage sehr am Herzen liegt. Nun sorgt sie dafür, dass auf dem Marktplatz und in den Einkaufsstraßen der Bremer Innenstadt dem Konsum nichts mehr im Wege steht.

Auch dass die Grünen bei dem Gesetz mitgestimmt haben, blieb nicht unwidersprochen. Ein Bremer Mitglied trat deswegen aus der Partei aus: „Dieses Verbot“, schreibt er, „verteidigt Privilegien einer Klasse, die es sich leisten kann, an gut gedeckten Tischen für teuer Geld zu speisen und zu trinken – gegen die Zumutung der Armut, die von ihr geschaffen wird.“

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52 Kommentare

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  • Man sollte sich schon die Frage stellen, ob es notwendig ist einen Bettler mit einem Bußgeld von 500,- Euro zu belegen. Ich habe weder in Bremen, noch anderswo angeblich "aggressive Bettler" erlebt. In Bussen, Straßenbahnen betteln zu verbieten ist doch kontraproduktiv. Das ist eine vollkommen unnötige Kriminalisierung und Marginalisierung von Menschen, die am Rand unserer Gesellschaft leben. Zudem erhöht es die Wahrscheinlichkeit von anderen Kriminal-Delikten.

  • Zustimmung, ich gebe auch gerne aber nicht , wenn ich gerade in einem Lokal esse. Das ist übergriffig und angefasst möchte ich auch nicht werden. Anfassen ist mir allerdings noch nie passiert.

  • "Sogenanntes „aufdringliches und aggressives Betteln“ ist seitdem in der Stadt Bremen verboten. Menschen dürfen beim Betteln nicht angefasst, bedrängt oder festgehalten werden und auch das nochmalige Fragen nach Geld, nachdem eine Spende schon abgelehnt wurde, ist untersagt."

    Was ist daran zu beanstanden? Niemand hat das Recht andere Menschen zu bedrängen oder gar ohne Erlaubnis anzufassen. Und nein heißt nein. Sollte mittlerweile auch Allgemeingut sein.

    Mir sind übrigens solche Praktiken noch nicht begegnet. Die meisten Bettler sind höflich und nicht aufdringlich. Vielleicht bekommen sie gerade deshalb auch was.

    "Ordnungsamt und Polizei können bei Verstößen ein Bußgeld von bis zu 500 Euro verhängen."

    Bußgelder gegen Bettler. Unsere Bürokratie ist echt Klasse...

  • Wenn man gemütlich in Ruhe essen möchte sind sogar die Rosenverkäufer störend. Betteln an sich ist ja nicht verboten, kann jeder machen, aber nicht im Restaurant

  • Ich sehe in dem Gesetz kein Bettelverbot. Es wird lediglich klargestellt, dass normales zwischenmenschliches Verhalten auch für Bettler zu gelten hat.



    Fremde Menschen auf der Straße anfassen, festhalten, mehrfach ein nein ignorieren, Situationen ausnutzen, in denen die Menschen nicht ausweichen können etc. Das geht in keiner Situation, egal ib ich bettele, etwas verkaufe oder nur ein Schwätzchen halten will.

    • @Herma Huhn:

      Vielleicht müsste man aber auch einmal realisieren, dass das Auseinandergehen der Schere zwischen Armen und extremen Reichtum keine Erscheinungen sind, die ein „normales zwischenmenschliches Verhalten“ gerade fördern … und vielleicht ist das Ärgern über aggressive Bettelei oder auch nur den Anblick von offensichtlicher Armut nur ein Symptom dafür, dass man im Grunde weiß, das gesellschaftlich irgendetwas nicht stimmt oder auseinander driftet und jetzt eigentlich politische Gegenmaßnahmen angesagt sind.



      Ordnungspolitik wie die Bremer Maßnahmen bekämpfen jedenfalls nur die Symptome, an die Ursachen gehen sie indes nicht ran. Und zumindest für die letzten ungefähr 30, 40 Jahre liegen die Ursachen in der Durchsetzung einer neoliberalen Agenda („Tanz ums Goldene Kalb“), die sich wie Mehltau über dieses Land und alle anderen europäischen Gesellschaften gelegt hat … und übrigens menschenverachtenden Ideologien wie Sozialdarwinismus, Nationalismus und Faschismus Tür und Tor öffnet.

  • Ja, richtig. Immer schön verbieten! Eure Armut kotzt uns an.



    Aber allen ein bedingungsloses Grundeikomen zu zahlen, kommt uns nicht in den Sinn. Das wäre nicht zu teuer, sondern bedroht den Kapitalismus. Das ist schon zu gewagt.Dann lieber Kriege und Klimakastrophe. Das kennen wir schließlich schon.

    • @Matt Gekachelt:

      Es geht nicht darum, Augen vor Armut zu verschliessen.



      Es geht darum, dass sich auch Bettler an minimale (!) Anstandsregeln zu halten haben (anfassen, bedrängen etc).

    • @Matt Gekachelt:

      Und schon schaut wieder das bedingungslose Grundeinkommen um die Ecke 😁

      Es gibt in D eine Menge Sozialleistungen. Mein Eindruck ist, dass die Menschen, die tatsächlich betteln müssen, allgemein Probleme haben, in unserer Bürokratie die Dinge zu bekommen, die ihnen zustehen. Sie sind mit der Bürokratie überfordert. Das würde ein Grundeinkommen auch nicht ändern.

    • @Matt Gekachelt:

      Erstens: inwiefern verhindert ein bedingungsloses Grundeinkommen die Klimakatastrophe? Ich denke die würde damit nur noch stärker befeuert.

      Zweitens: viele der Bettler sind gar keine deutschen Staatsbürger, sondern kommen aus Osteuropa. Die hätten also gar keinen Anspruch auf ein bedingungsloses Grundeinkommen.

      Drittens: es geht nicht darum die Bettelei an sich zu verbieten, sondern das aggressive Betteln, bei denen Passanten direkt angesprochen oder sogar angegangen werden.

      Also bitte die Hausaufgaben nochmal neu machen.

    • @Matt Gekachelt:

      So haben in sofern recht, das Bettler wegen Kapitalismus überhaupt hier sind.



      Hätten wir Sozialismus wären die Bettler in einem reichen Land, also schlicht nicht mehr in Bremen.

    • @Matt Gekachelt:

      Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist der Traum jedes Kapitalisten. Endlich weiß man hundertprozentig, wie viel Geld jeder Konsument mindestens hat und kann entsprechend die Preise und Mieten „gestalten“.

      „Sie arbeiten? Super, dann können Sie die 1500 Euro Miete ja mit dem BGE bezahlen.“

  • Bei allem Mitgefühl, in diesem Artikel wird ausgeblendet, dass der Preis, die Kosten für unreglementiertes Betteln in vielen größeren Städten zu einemAttraktivitätsverlust führt. Da florierende Innenstädte incl. Aussengastronomie, in denen Menschen die Geld haben, ihr Geld ausgeben, mit dazu beitragen, dass auch Geld für z.B. Bedürftige, Lehrer:innen,Sozialarbeiter:innen und andere soziale Leistungen herbeigeschafft wird. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Aspekt: „ Wer bezahlt den ganzen Bums?“ mit in die Betrachtung einbezogen wird.

  • taz-Zitat: "(...) Die Bettelverbote treffen jedenfalls vor allem diejenigen, die sowieso nichts besitzen, und in Bremen werden sie nun zusätzlich sanktioniert: Ordnungsamt und Polizei können bei Verstößen ein Bußgeld von bis zu 500 Euro verhängen. (...)"



    Und am Ende dieser ordnungsrechtlichen Zwangskette steht dann die Ersatzfreiheitsstrafe, weil Bettlerinnen und Bettler die verhängten Bußgelder i. d. R. nicht zahlen können; dann geht es ab in den Knast, welcher die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler um die 140 € pro Hafttag und Person kostet. Macht das Sinn?

    • @Thomas Brunst:

      "Bis zu" steht da und die Frage ist, wen die Strafe tatsächlich trifft.



      Aus dem Text und den Kommis hier schließend geht es wohl v.a. um organisierte Bettelei, betrieben von Leuten, die 1. andere Optionen des Lebensunterhalts hätten und haben, 2. Leute bedrängen, um ihnen mehr als 1 Euro abzunötigen (ja, bewusst so gewählt das Verb) und 3. dabei aufdringlich werden, also sich mit einem "Nein, heute nicht" nicht zufrieden geben.



      Dagegen darf eine Stadt doch durchaus vorgehen, um andere Bürger*innen zu schützen.

  • "Sogenanntes „aufdringliches und aggressives Betteln“ ist seitdem in der Stadt Bremen verboten. Menschen dürfen beim Betteln nicht angefasst, bedrängt oder festgehalten werden und auch das nochmalige Fragen nach Geld, nachdem eine Spende schon abgelehnt wurde, ist untersagt."

    Wer hat hiermit eigentlich ein Problem?

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Ihre Frage geht am Problem vorbei … aggressiv angebettelt zu werden, mag von uns wohl niemand. Allerdings ist das Phänomen - das ich übrigens als intensiver als noch vor einigen Jahren erlebe, wann immer ich in der Innenstadt unterwegs bin - nur Symptom einer stetig wachsenden gesellschaftlichen Verelendung (die sich auf dem Land übrigens ganz anders äußert als in den Städten, dort aber ebenso zutage tritt)



      Als meine Schwester, die in einer eher touristisch geprägten, „idyllischen“ Kleinstadt wohnt, mich vor einiger Zeit in meiner Großstadt besuchte, war sie regelrecht schockiert über das aggressive Anbetteln an den entsprechenden Hotspots Nähe Hauptbahnhof.



      Das zeigt auch das Auseinanderdriften der unterschiedlichen Lebenswelten.



      Die Frage ist natürlich auch - bezogen auf das Bremer Beispiel - , ob und warum ich ausgerechnet eine Aussengastronomie im Umfeld besagter Hotspots aufsuchen MUSS.

      • @Abdurchdiemitte:

        "Die Frage ist natürlich auch - bezogen auf das Bremer Beispiel - , ob und warum ich ausgerechnet eine Aussengastronomie im Umfeld besagter Hotspots aufsuchen MUSS." Weitergedacht, wenn man diese Außengastronomie nicht mehr aufsuchen soll, dann macht sie zu. Die Beschäftigten dort verlieren ihren Arbeitsplatz, die Attraktivität der Gegend schwindet. Am besten, ihr macht dann einen großen Parkplatz draus.

      • @Abdurchdiemitte:

        Hm, wieviele Einwohner hat denn die Kleinstadt in der Ihre Schwester wohnt? Ich frage deshalb weil ich das Gefühl habe dass auch in kleineren Städten nicht weniger gebettelt wird.

      • @Abdurchdiemitte:

        Gibt es konkrete Zahlen zu der von ihnen wahrgenommenen wachsenden Verelendung?

        Was zB in Berlin der Fall ist: viele sozial schwache Menschen, oft Alkoholiker, kommen aus Polen nach Berlin. Das Phänomen ist seit Jahren bekannt und es gab auch schon Bemühungen und Gespräche mit Polen, da es ja nun auch nicht sein kann, dass Polen seine sozialen Probleme nach Berlin „abschiebt.“

        Ist das nun ein Zeichen von wachsender Verelendung von Deutschland?

  • Ich gebe grundsätzlich jedem, der oder die "normal" bettelt mindestens ein Euro. Aber aggressives, aufdringlichen betteln oder demutsbetteln lehne ich ab. Ich gebe dann auch nichts. Ich finde es richtig, dass das verboten wird.

  • Überfällig. Und wenn man ehrlich ist, warum wird in Zeiten des Bürgergeldes gebettelt? Erschließt sich mir nicht.

  • Die Maßnahmen sind leider notwendig, da vielerorts das Betteln überhand genommenen hat. Zumal es in Bremen eine organisierte Szene gibt die von Osteuropäern dominiert wird und die schon vor Jahren den Verkauf der Strassenzeitung an sich gerissenen und alteingesessene von ihren angestammten Plätzen vertrieben hat.

    Das Problem war in der Bremer Politik lange ein umstrittenes Thema und jetzt hat man auf die Beschwerden reagiert und die richtigen Konsequenzen gezogen.

    Auch werden diese Leute nicht aus den Einkaufszonen verdrängt. Sie sind immer noch in der Innenstadt vertreten und dagegen haben auch nur wenige etwas einzuwenden. Nur Gastronomie und öffentlicher Nahverkehr sind jetzt Tabuzonen.

    • @Sam Spade:

      In Berlin ist es im Sommerhalbjahr auch so. Pünktlich ab April erscheinen größere Gruppen aus Südosteuropa, die organisiert betteln und vor allem die lokale Obdachlosenzeitung verkaufen. Insbesondere letzteres war garantiert nie im Sinne des Erfinders und sorgt dafür, dass wohnungslose Menschen, die das ganze Jahr über in Berlin leben, sich weniger dazuverdienen können. Ich frage mich, wieso der „Straßenfeger“ das mit sich machen lässt. Es war doch nie so gedacht, dass morgens mehrere Leute riesige Stapel der Zeitung abholen und dann an eine größere Gruppe verteilen, die dann organisiert in verschiedenen Teilen der Stadt das Magazin verkaufen.

      • @Suryo:

        Ihre Schilderung des Problems (organisierte Bettelei) zeigt doch in allererster Linie, dass ordnungspolitisches Handeln bzw. Verbote zu kurz greifen - DASS sie notwendig sind, würde ich ja nicht grundsätzlich bestreiten - , aber erstens mit entsprechenden sozialpolitischen Maßnahmen, zweitens im gesamteuropäischen Kontext (organisierte Kriminalität aus Südosteuropa) angegangen werden müssten. Sonst lösen sich auch die Probleme in Bremen oder anderswo nicht - sie verlagern sich nur, wie das Beispiel des Umgangs mit aggressiver Bettelei in meiner Heimatstadt gut zeigt.

    • @Sam Spade:

      Ich hatte in meiner Antwort auf @Gesunder Menschenverstand eher die individuelle Draufsicht im Blick … das es hier natürlich auch um organisierte Kriminalität geht, hatte ich dabei zugegebenermaßen nicht so auf dem Schirm. Und die erfordert natürlich (ordnungs)politische Maßnahmen, da haben Sie ganz recht.



      Aber eben nicht bloß ein ordnungspolitisches, sondern eben auch ein sozialpolitisches Umsteuern … man muss wohl beide Aspekte im Auge behalten.

    • @Sam Spade:

      die armut hat zugenommen. es wird auch mehr in läden geklaut.

      ich schätze es keinesfalls, durch bettelnde genervt zu werden wg. aufdringlichem verhalten.

      da hat hinz+kunzt in HH bessere ideen. aggressives verkaufen der zeitung ist nicht erwünscht. die meisten verkaufenden halten sich dran. es gibt ausnahmen. den sage ich dann schon mal, daß sie gegen das h+k-konzept (eben nicht betteln) verstoßen.

      der wohnungsmarkt ist dicht, es gibt zu viele obdachlose, alk-+sonstige suchtkranke.

      auch da gibts besssere konzepte, als aggressives betteln zu verbieten-letzteres ist ein armutszeugnis - wenn auch die arm im geiste angeblich in den himmel kommen. na ja ...

    • @Sam Spade:

      Zustimmung ... würde mir ähnliches für Kassel auch wünschen.

  • Dass aggressives Betteln verboten wird ist richtig. Ich verbitte mir bei jedem Fremden, dass er mich anfasst oder bedrängt, egal ob er bettelt oder nicht.

  • Es ist echt krass, wie häufig man in der Bremer Innenstadt, speziell auch am HBF, nach Geld gefragt wird.

    Ob man Obdachlosigkeit und Armut nun einfach per Gesetz verbieten kann, mag bezweifelt werden. Vielleicht sollte sich Rot-Rot-Grün lieber an einen Sparkurs für Bremen wagen, im Gegensatz zum Bund ist das Land schließlich völlig überschuldet.

    Das würde auch den Grundsätzen der Parteien eigentlich widersprechen, aber wäre tatsächlich mal sinnvoll.

    Das hier allerdings

    "Menschen dürfen beim Betteln nicht angefasst, bedrängt oder festgehalten werden und auch das nochmalige Fragen nach Geld, nachdem eine Spende schon abgelehnt wurde, ist untersagt."

    versteht sich ja eigentlich von selbst.

  • "Menschen dürfen beim Betteln nicht angefasst, bedrängt oder festgehalten werden und auch das nochmalige Fragen nach Geld, nachdem eine Spende schon abgelehnt wurde, ist untersagt."

    Ich dachte immer, das sei sowieso Grundkonsens - aber anscheinend doch nicht?!? Und ich frage mich auch, wie man gegen diese Vorgabe sein kann?!?

    • @Emmo:

      Wo ist der Unterschied zwischen aggressiven Betteln und Straßenrand bzw. Wegelagerei?



      Schwierige Zeiten für die ohnehin schon überlastete Justiz. Die Strafen müssten auch mal reformiert werden. Neue Strafen, wie Digitalsperren, oder altes, Prügelstrafen zb.Knast hat sich irgendwie nicht so richtig bewährt und ist sehr teuer!

  • Uns kotzt eure Armut an.

    "Polizei und Ordnungsamt hätten in den letzten Jahren einen Anstieg des aufdringlichen Bettelns beobachtet"

    Ach nee, wirklich?

  • Why not both?

    Man muss natürlich das Problem der Obdachlosigkeit angehen. Aber jetzt verurteilen, dass Menschen mit (vielleicht auch wenig) Geld aufdringlich angebettelt werden bzw. ihnen Schuldgefühle gemacht werden, weil sie sich etwas zu essen gönnen?

    Ich habe selber nicht genug Geld für Essen am Ende des Monats und möchte nicht ständig angebettelt werden. Besonders nicht, wenn ich mir einmal im Jahr im Cafe was gönne. Natürlich muss man die Bürger schützen vor sowas.

    Man tut hier ja so, als würde man wie in den USA Obdachlos sein selber unter Strafe stellen und deren Wohnbereiche ausräumen. (In den USA hatten Obdachlose unterirdisch gelebt und es gab sogar FREIWILLIGE die mitgeholfen haben "den Müll" wegzuräumen. Müll = deren einziges Hab und Gut.)

    Die LINKEN und SPD sind sozial hier - und zwar gegenüber den Bürgern, die in Ruhe leben wollen. Es sind keine Reichen, die nichts abgeben wollen.

  • Frag ja nur: “…Auf Außenflächen der Gastronomie darf nicht mehr gebettelt werden, …“

    Straßenrecht. Straßen und trotz Sondernutzung für Gastronomie bleiben diese “Außenflächen“ öffentliche Flächen - sind jedermann frei zugänglich



    Können nicht qua Stadtrecht “umgewidmet“ werden.

    • @Lowandorder:

      Dort wo die Gastronomie an die Stadt eine Pacht für Aussenflächen zahlt gilt das Hausrecht. Man darf die Flächen zur Durchquerung nutzen, mehr aber auch nicht sofern es vom Betreiber nicht erwünscht ist.

      • @Sam Spade:

        Das ist mir schonn klar: saß grad in meinem Stammcafé - da wird die nicht erfaßte Straßenfläche nicht verlassen!



        (Was die Bullerei regelmäßig übersieht. Denende ja regelmäßig erstmal via Nachhilfe verklickern mußt - daß der Aufenthalt auf einer öffentlichen Fläche Straße etc nicht zu Platzverweisen berechtigt! Verweis nur mal auf das rechtinaffine Vorgehen (in memoriam) zur Klagemauer von Walter Hermann auf der Domplatte.



        de.wikipedia.org/w...%B6lner_Klagemauer

        • @Lowandorder:

          Erklären Sie mal bitte, wo in §34 PolG NRW (Für Ihre Provenienz / ansonsten ein beliebiges Polizeigesetz der Länder oder des Bundes einsetzen) eine Einschränkung existiert, die verbietet Platzverweise bei Aufenthalt auf einer Straße zu erteilen?

          • @Hector Savage:

            …anlaßlos… ist das Zauberwort.



            Aufhalten Gehen Stehen Sitzen etc sind - oh Wunder - KEINE ANLÄSSE - Woll!

  • "Sogenanntes „aufdringliches und aggressives Betteln“ ist seitdem in der Stadt Bremen verboten. Menschen dürfen beim Betteln nicht angefasst, bedrängt oder festgehalten werden und auch das nochmalige Fragen nach Geld, nachdem eine Spende schon abgelehnt wurde, ist untersagt."

    Finde ich gut, als soziophober Autist, welche so selten wie Möglich die Wohnung verlässt und draußen Angst hat, machen mir Bettler sehr große Angst. Vor allem da ich Streit aus dem Weg gehen möchte und ungerne jemandem nein sage. Einmal habe ich einem Bettler einen Euro gegeben, er sah aber noch einen 5 €Schein im Portmonnaie und hat danach gefragt, 50 cm vor mir stehend und mir in die Auge anstarrend. Aus Angst habe ich es ihm gegeben. Ein anderer hat um Geld für seine Tochter gefragt, anschließend sah ich wie er mit meinem Geld im Kiosk einen Lottoschein gekauft hat, das war für mich ein Stich ins Herz. Einem anderen habe ich am Bahnhof Brötchen und Apfel gegeben, der hat sich ehrlich gefreut und diese direkt vor mir gegessen, das hat auch mein Herz erwärmt. Aber so oder so, ich wechsele Straßenseite wenn welche sehe.

  • Ich verstehe das nicht.



    Sls EUbürger haben sie Anspruch suf Untrrdtützung.



    Als Frau, finde ich das agressi



    ve Betteln schon bedrohlich.



    Auch das betteln der "Rosenfrauen", wie gerade lm Aussenbereich einer Eisdiele , ist nicht angenehm

    Ich gebe gern und freiwillig,immer an die Obdachlosen in der Stadt.



    ICh möchte aber nicht bedrängt werden, meistens sehr nah und oft agressiv.

    • @D. MEIN:

      EU-Bürger haben eben keinen Anspruch auf Sozialleistungen, sofern sie nicht mindestens 6 Monate (meine ich) sozialversicherungspflichtig gearbeitet haben. Darum haben die verschiedenen Wellen der EU-Osterweiterung (mit der einhergehenden Arbeitnehmerfreizügigkeit) oder auch lückenhafte grenzübergreifende Leiharbeitsabkommen ("Arbeitnehmerentsendegesetz" etc.) auch zu einem Anstieg der Wohnungs- bzw. Obdachlosigkeitsproblematik geführt. Hergekommen um zu arbeiten, dabei oftmals auf dubiose "Arbeitsvermittler" reingefallen, kaum was verdient, aus irgendwelchen Gründen rausgeschmissen, kein Geld für die Heimreise, kein Anspruch auf hiesige Leistungen...

  • taz: *Die Bettelverbote treffen jedenfalls vor allem diejenigen, die sowieso nichts besitzen, und in Bremen werden sie nun zusätzlich sanktioniert: Ordnungsamt und Polizei können bei Verstößen ein Bußgeld von bis zu 500 Euro verhängen.*

    Das ist ja wieder einmal "gut durchdacht". Arme Menschen, die um 50 Cent betteln, bekommen dann also ein Bußgeld von bis zu 500 Euro aufgebrummt. Und weil sie das natürlich nicht bezahlen können ('wie könnten sie so eine große Summe auch bezahlen?') steckt man sie am Ende ins Gefängnis, wo sie dem Steuerzahler dann richtig viel Geld kosten.

    Anstatt gegen die zunehmende Armut in Deutschland endlich etwas zu unternehmen und den armen Menschen zu helfen, fällt unseren sogenannten "Volksvertretern" wieder mal nur Blödsinn ein; also 'Bußgelder und Strafen' gegen die ärmsten Menschen in diesem reichen Land zu verhängen. Wäre es nicht viel besser, die Armut endlich mal zu verbieten und für soziale Gerechtigkeit zu sorgen?

    „Die großartige 'Gleichheit vor dem Gesetz' verbietet den Reichen wie den Armen, unter Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln oder Brot zu stehlen.“ [Anatole France (1844 - 1924), französischer Literaturnobelpreisträger]

    • @Ricky-13:

      «Arme Menschen, die um 50 Cent betteln, » sind selbst in der Bettlerszene an den Rand gedrängt - auch dort hat sich schon seit einigen Jahren das organisierte Business breit gemacht. Wird aber nicht von allen wahrgenommen, weil man kaum ein vollständiges Bild bekommt, wenn man die überwiegend südosteuopäische Herkunft ignoriert. Aber solange man das tut, kann man sich keine Xenophobie unterstellen lassen - von "rumänischen Bettlerbanden" oder ähnlichem darf nur sprechen, wenn kein Problem damit hat, dass er deutlich rechts der Mitte eingeordnet wird. Dann sollte man aber nicht eine dauerhafte Tätigkeit im sozialen Bereich anstreben...

  • Höchste Zeit! Die Profi-Bettler-Banden sind mittlerweil so aufdringlisch, dass man sich nicht mehr traut in der Öffentlichkeit einen Stop einzulegen.

  • Wie wäre es, wenn man die Ursachen statt der Symptome zu bekämpfen versuchte? Gibt es dazu auch gute Ideen?

    • @Aurego:

      Vom Mittelalter lernen heißt hier siegen lernen. Betteln wart da gesellschaftlich nicht geächtet und die Reichen hatten die Pflicht zu spenden. Insofern gibt es hier gesellschaftlichen Rückschritt in der Moderne.

      An den Stadttoren und Kirchenstufen war es erlaubt.

      Letzteres ließe sich in die Moderne transformieren: An den Autobahnauffarten/Bahnhöfen/Flughäfen und speziell an den Stufen zu den Parteizentralen ist es gestattet/erwünscht.

      alt.forum-nuernber...r/bettelwesen.html

      • @Thorsten Gorch:

        Was im Mittelalter dazu führte, dass man Bettler aus anderen Städten herankarrte, weil die Reichen sich beschwerten, es wären zu wenig Bettler in der Stadt.



        Der Grund für die Spendenbereitschaft war die Angst vor der ewigen Verdammnis, von der man sich freikaufen wollte.



        Dahin wollen Sie zurück?



        Dann doch lieber ein Steuerfinanziertes Sozialsystem.

        • @Herma Huhn:

          Wenn Sie wenigstens auf den Link geklickt hätten - da steht schon ganz oben:

          "Einheimische Bettler wurden bevorzugt; so versuchte man, Auswärtige fernzuhalten"

          Es war im Mittelalter vor allem die Versorgung von Versehrten (Krieg, Krankheit wasauchimmer). Daher, auch dort:

          Alle arbeitsfähigen Bettler durften an den Werktagen also nicht betteln (wobei es im Mittelalter wesentlich mehr Feiertage gab als aktuell).

          Diese Regeln wären also durchaus etwas wohin man wieder zurück sollte.

    • @Aurego:

      Ähh,



      falls es D Bürger sind, haben die Anrecht auf Bürgergeld. Per Definition ist das eine ausreichende Grundsicherung (inkl Wohngeld etc).



      Der Wunsch des Vereins nach einer Möglichkeit einfach so ein paar Euro zu verdienen - es ist ja gerade eine linke Position, genau so etwas nicht zu erlauben, schliesslich kann das leicht in Ausbeutung münden. Daher gibt es ja einen Mindestlohn.

      • @fly:

        Das frage ich mich aber auch. Ich lebe mit dem mindesten Geld was man in Deutschland haben kann. Trotzdem stehe ich bei Bettlern als der "geizige Wohlhabende" dar gefühlt.

        Aus meiner Sicht läuft da etwas schief bei erwachsenen Bettlern, welches eher Obdachlosenhilfen lösen können anstatt ständig Geld geben, was man nicht immer hat. (Bei Jugendlichen würde ich noch denken, dass sie halt zB. LGBTQ/Geprügelt sind und nicht nach Hause wollen, aber keine staatliche Untersützung kriegen deswegen.)

        • @Franz Engel:

          Weshalb vermuten Sie, dass die Bettler obdachlos seien?