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Nach dem Massaker in IsraelIn diesen Tagen

Wegschauen, relativieren, hassen: Jü­din­nen:­Ju­den sind weltweit bedroht wie seit der Shoah nicht mehr. Warum sehen das so viele nicht?

Nach dem Terrorangriff nahe dem Kibbuz Kfar Aza Foto: Alexi J. Rosenfeld/Getty Images

Wie viel leichter das Leben doch sein muss in diesen Tagen, wenn man jene Fotos und Videos aus Israel nicht gesehen hat. Junge und Alte, verbrannt bei lebendigem Leibe. Zerteilte Körper.

Wie viel leichter das Leben doch sein muss in diesen Tagen, wenn man die Angst in den Gesichtern derer, die misshandelt, vergewaltigt und verschleppt wurden, nicht gesehen hat.

Da ist der etwa sechsjährige israe­lische Junge. Er wurde nach Gaza entführt. Ein Video zeigt ihn inmitten palästinensischer Kinder. Sie schubsen ihn, drehen seinen Kopf, lachen. Am Bildrand schwingt ein Stock ins Bild. Ein kleiner Junge, ohne jeden Schutz.

Da sind die Schreie der 22-jährigen Amit, die sich als Sanitäterin in einer Klinik in Beari um Opfer kümmerte, als Hamas-Terroristen eindrangen und sie, den Arzt und die Krankenschwester ermordeten, während sie versuchten, das Leben anderer zu retten. Amits Schwester hat die Schreie auf ihrem Handy.

Hypermoral ohne Moral

Wie viel leichter das Leben doch sein muss in diesen Tagen, wenn man seine Kinder in Berlin, London oder Paris noch zur Schule schicken kann, weil sie keine jüdische ist. Wenn man keine Angst haben muss, dass sie vor ihrer Schule dem Mob ausgesetzt sein könnten, der sich auf den Straßen versammelt.

Terror ist Terror. Terror ist nicht Widerstand, nicht Dekolonisation, nicht Befreiung

Wie viel leichter das Leben doch sein muss, wenn man von alldem nichts weiß, nichts wissen muss, nichts wissen möchte.

Für das, was den israelischen Opfern angetan wurde, gibt es einen Begriff: Massaker. Doch während es immer mehr Beweise für diese an planvoller Grausamkeit nicht zu übertreffende Entmenschlichung gibt, schaffen es allzu viele, den Judenhass, der die Taten vom 7. Oktober leitete, nicht zu benennen, nicht zu verurteilen, woraus man nur folgern kann, dass in unseren hypermoralistischen Gesellschaften viele ihren moralischen Kompass völlig verloren haben.

Die BBC möchte Hamas-Kämpfer, deren Organisation ohne jeden Zweifel eine faschistische ist, nicht mal mehr als Terroristen bezeichnen. Denn, so ein Korrespondent, „jemanden als Terroristen zu bezeichnen, bedeutet, dass man Partei ergreift“.

Täter-Opfer-Umkehr

Einige studentische Organisationen in Harvard wussten sehr schnell, was zu tun ist – während in Gaza mehr als 150 israelische Geiseln gefoltert und vergewaltigt werden, gaben sie eine eindeutige Erklärung heraus: „Die unterzeichnenden studentischen Organisationen machen das israelische Regime für alle gewalttätigen Vorfälle verantwortlich.“

Auch wenn die Hamas ermordete Frauen zur Schau stelle, verliere „der Angriff auf die Besatzungsmacht […] nichts an Legitimität“, ließ eine junge Frau auf einer Palästina-Kundgebung in Leipzig verlauten.

Patrice Cullors, Mitbegründerin der Black-Live-Matters-Bewegung, sieht sich gar in den USA direkt von Israel bedroht und sagte vor wenigen Tagen: „Wenn wir uns nicht mutig dafür einsetzen, das imperialistische Projekt namens Israel zu beenden, sind wir dem Untergang geweiht.“

Während also viele Regierungen in aller Welt sich mit Israel und jüdischen Menschen solidarisieren, weil sie sich eventuell sogar an das Versprechen „Nie wieder“ erinnern, toben auf den zentralen Plätzen dieser Welt Menschen ihren Hass gegen Israel und jedes jüdische Leben aus. Jedes jüdische Leben. Denn wer die Massaker der Hamas legitimiert, meint auch die Hamas. Und die meint: „Jeder Jude ist ein Siedler, und es ist unsere Pflicht, ihn zu töten.“ Und: „Das Jüngste Gericht wird nicht kommen, solange Muslime nicht die Juden bekämpfen und sie töten.“

Die BDS-Bewegung findet das wohl okay, denn sie interpretiert den jüngsten genozidalen Terror der Hamas als „schlagkräftigen bewaffneten Aufstand der unterdrückten Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen in Gaza“.

Terror ist nicht Dekolonisation

Terror ist Terror. Terror ist nicht Widerstand, nicht Dekolonisation, nicht Befreiung.

Jede Relativierung der Hamas und anderer islamistischer Vereinigungen ist antisemitisch, weil der Kern ihrer Ideologie der Hass auf Jü­din­nen:­Ju­den ist und zur Vernichtung aller Jü­din­nen:­Ju­den aufruft.

Würde es wirklich um die Verbesserung der palästinensischen Lebensbedingungen gehen, müsste man zuallererst die Hamas anklagen. Dafür, dass sie Wasserrohre für den Bau von Raketen anstatt für die Wasserversorgung gebraucht. Dafür, dass sie die palästinensische Bevölkerung als Schutzschild benutzt, indem sie ihre Tunnel, Waffenlager, Ausbildungszentren und Zentralen Tür an Tür oder unterirdisch von Kindergärten, Krankenhäusern, Wohnhäusern baut.

Dafür, dass sie die Menschen in Anbetracht der israelischen Bombardierungen nicht aus Gaza rauslassen will, so denn Ägypten bereit wäre, seine Grenze zu öffnen. Die Hamas braucht die palästinensischen Opfer für ihre Bilder, ihre Propaganda.

Tradition des Antiimperialismus

Was daran verstehen jene, die „Free Palestine from the River to the Sea“ rufen, nicht? Warum solidarisieren sich viele Linke mit einer faschistischen Organisation, auch wenn sie sich selbst als feministisch oder queer sehen? Warum gilt es als progressiv, Israel von der Landkarte zu wünschen? Warum werden Kolonialismus und Shoah erinnerungsökonomisch gegeneinander ausgespielt?

Antworten hierauf liegen im manichäischen Antiimperialismus seit dem Sechstagekrieg 1967, aus dem die Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen als Projektionsfläche Nummer eins für antikoloniale Befreiungskriege hervorgegangen sind. Der Pionier der Holocaustforschung Leon Poliakov hat detailliert analysiert, wie die Widersprüche, die die Welt spalten, fortan für einen großen Teil der Linken wie auch der Rechten (die herrschsüchtigen Juden) im jüdisch-arabischen Konflikt ein Symbol gefunden haben.

Jene Linke wird erklären müssen, was genau sie mit „Free Palestine“ meint – ob sie sich für bessere Lebensbedingungen für Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen einsetzen kann, ohne einem Erlösungsantisemitismus das Wort zu reden.

Die Rechte hingegen soll sich hüten, den Terror gegen Jü­din­nen:­Ju­den für ihre rassistische Anti-Asyl-Politik zu instrumentalisieren. Der linksliberale Kunst- und Kulturbetrieb muss aufhören, seine Agitprop-Langeweile hinter einem edgy Antizionismus zu verstecken.

Und die deutsche Mehrheitsgesellschaft mit antisemitischer Grundhaltung, deren Gewissen so leicht wird angesichts eines muslimischen Antisemitismus, sollte endlich verstehen, dass Friedenstauben und ihr Motto „Recht auf Frieden“ Jü­din­nen:­Ju­den keinen Schutz bieten. Den aber brauchen sie längst. Wer das nicht sieht, möchte nicht sehen.

Anmerkung: In einer früheren Version des Textes war die Behauptung von enthaupteten Babys aufgegriffen worden, die von oberster israelischer Stelle zwar bestätigt, aber sich dann als Falschmeldung herausgestellt hat.

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27 Kommentare

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  • Skatelefants , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Warum überlassen wir nicht dem Gerichtshof in Den Haag Stellungnahmen und Verurteilungen?



    Warum nehmen wir uns heraus verurteilen zu dürfen?

  • Es ist wohl NOCH erlaubt, wenn schon die UNO das bestätigt, auf Völkerrechtsverletzungen Israels hinzuweisen:



    www.spiegel.de/aus...-823d-62a2c91df4d9

    • @Frankenjunge:

      PS: beim Spiegel heißt es zudem KÖNNTE eine Völkerrechtsverletzung sein. Von daher korrigiere ich mich. Falsche Sachen dürfen Sie zwar sagen ohne strafrechtlich belangt zu werden. Es ist aber unredlich.

    • @Frankenjunge:

      Warum ist es Ihnen so wichtig auf israelische Völkerrechtsverletzungen hinzuweisen? Warum ist Ihnen das gerade jetzt, also gerade mal zehn Tage nach diesem barbarischen Vernichtungsantisemitismus, ein Anliegen? Wieso erkennen Sie die Unterschiede im Handeln von Hamas-Terroristen einerseits und der IDF andererseits nicht? WARUM?!

    • @Frankenjunge:

      Das verbietet ihnen doch niemand, oder?

      Der Historiker Michael Wolffsohn, sicher kein Populist oder Verharmloser, erklärte bei Anne Will: "Das Völkerrecht ist hervorragend geeignet zum Bekämpfen der Blattlaus".

      Will sagen, das Völkerrecht ist extrem theoretisch und wenn es Staaten um ihre eigene Sicherheit oder Existenz geht, hält sich nicht einer dran.

      Wobei man im Fall Israels sagen muss, es hat noch keine Bodenoffensive angefangen und das nicht wegen des Wetters, sonder wegen der palästinensischen Zivilisten.

  • Patrice Cullors, Mitbegründerin der Black-Live-Matters-Bewegung, .... sagte vor wenigen Tagen: „Wenn wir uns nicht mutig dafür einsetzen, das imperialistische Projekt namens Israel zu beenden, sind wir dem Untergang geweiht.“

    Nicht wirklich. Die Wahrheit ist um einiges weniger clickbaity.. sie hat diese Aussage 2015 gemacht, nicht direkt nach dem grössten terroristischen Massaker an Israeliten in den letzten Jahrzehnten.

    Es steht nicht zur Debatte ob ihre Aussage antisemitisch und widerwärtig ist, keine Frage.



    Ebenso wenig das Patrice Cullors eine sehr kontroverse Person ist.

    Doch wenn Sie über den Antisemitismus der BLM (oder Teilen davon) reden wollen, warum dann nicht ein tatsächlich aktuelles Beispiel nehmen wie den Tweet "I stand with Palestine", der in Kombination mit dem Bild des Gleitschirmfliegers von BLM Grassroots getweetet wurde...

    Der Seitenhieb gegen Patrice Cullors hat in der von Ihnen verfassten Art ein "Gschmäckle" von Diffamierung, vor allem mit dem Framing das Cullors es "vor wenigen Tagen" gepostet haben soll.

  • Die Kälte und Grausamkeit, mit der viele sich als links verstehende Organisationen, Künstler, Intellektuelle und andere Akteure die unaussprechlichen Gräueltaten der Hamas verharmlosen, bagatellisieren oder in ein Ursache - Konsequenz Verhältnis stellen, ist nahezu flächendeckend.

    Man stelle sich einen Anschlag mit nahezu 10000 Opfern in Deutschland vor. Und man stelle sich weiter vor, was hier gesellschaftlich los wäre, wo schon in „Friedenszeiten“ nahezu täglich muslimische Migranten angegriffen und deren Unterkünfte angezündet werden.

    Als direkte Konsequenz auf den Massenmord von Israel letztlich zu fordern, auch die andere Wange hinzuhalten, ist Ausdruck eines jahrhundertealten Antisemitismus.

    All diese Experten für Geopolitik und Geschichte haben nun bewiesen, was sie im Falle neuer Pogrome gegen Juden tun würden: Mindestens nichts. Schlimmstenfalls das Existenzrecht Israels untergraben und sich mit den „Freiheitskämpfern“ der Hamas solidarisieren.

  • „Wenn wir uns nicht mutig dafür einsetzen, das imperialistische Projekt namens Israel zu beenden, sind wir dem Untergang geweiht.“

    Man kann es drehen und wenden, wie man will: Antizionismus ist ohne Antisemitismus nicht zu haben. Und meint allen Phrasen und Beschwichtigungen zum Trotz in der Regel nichts anderes als die Vernichtung des Staates ISrael und die Auslöschung seiner Bewohner.

  • Jeder Mensch, egal welcher Herkunft, egal welcher Religion, egal welcher Hautfarbe, hat ein Recht auf Leben. Wer Menschen "allgemein" als Bestien bezeichnet, sollte nicht auch noch ein hohes Amt begleiten.

    • @Frankenjunge:

      Warum bewegt Sie diese Äußerung so sehr, die zweifellos kritisierbar ist, während die ermordeten Israelis Sie eher weniger tangieren?

  • Es ist gut, dass unsere Regierung eine klare Position einnimmt: Die Sicherheit Israels ist Staatsräson.



    Der Bundeskanzler drückt hiermit aus, dass der Schutz Israels nicht verhandelbar ist.



    Weiterhin ist gut, dass er, als erster Staatschef nach dem Massaker, Israel besucht .



    Die Regierung ist in Ihrer Reaktion klar, ganz im Gegensatz zu einigen "Linken".



    Auch für mich ist es, angesichts der Schuld, die wir Deutschen gegenüber dem jüdischen Volk haben, völlig indiskutabel, nicht für die israelischen Interressen zu stehen.



    Es ist mir völlig unverständlich, dass Menschen, die sich dls politisch links betrachten, die Existenz Israels infrage stellen.



    Wer das tut, vertritt Nazi-Positionen und ist so links wie Alice Weidel.

  • Es ist mir nicht ganz klar, was die Autorin eigentlich erreichen möchte. Bei Menschen, die für das Leid anderer empfänglich sind, dürfte das Entsetzen über die Untaten und die Abscheu über die Täter kaum steigerbar sein. Aber was sollte daraus folgen?

  • Danke für den Kommentar.

    Terror ist Terror.

    Die Hamas ist keine kämpferische Freiheitsbewegung, die für einen unabhängigen palästinensischen Staat kämpft. Die für ihre eigenen Leute ein friedliches, prosperierendes Gemeinwesen möchte. Das hätte sie schließlich haben können, als sich Israel aus dem Gazastreifen zurückgezogen hat. Vom Singapur des Nahen Ostens war die Rede und die Hamas hat ein Höllenloch daraus gemacht.

    Die Hamas kämpft für einen islamistischen Staat, in dem keine Juden leben. Der Begriff "palästinensischer Staat" kommt in ihrer Charta nicht einmal vor.

    Die Hamas will jüdisches Leben letztendlich weltweit auslöschen. Die haben keinen Gesprächs- und auch keinen Verhandlungsbedarf.

    Juden sind aus Gründen diejenige Minderheit, bei der, wenn es gilt, ihr zur Seite zu stehen, sie zu schützen, sich mit ihr zu solidarisieren, auf ein riesiges "Ja, aber" stoßen.

    Und so sieht es dann eben auch auf den Straßen, in den Feuilletons und in den Kommentarspalten aus. Vorbehaltlose Solidarität ist eben einfach nicht drin.

    • @Jim Hawkins:

      Fragt sich eben (immer), mit wem mensch solidarisch sein soll/will. Mit Rechten und Faschos sollte mensch sich als Linke*r wohl nicht solidarisieren - mit der israelischen Regierung wie auch mit der Hamas und der Hisbollah nicht (dennoch gibt es offenbar leider auch Linke, die sich mit welchen der zuvor genannten solidarisieren), mit denen die bspw. auf einem Electro-Festival feiern wollten und auch mit jenen Jüd*innen, die in Deutschland aufgrund Jüdischseins bzw. Antisemitismus bedroht werden, schon.



      Abgesehen vom Antisemitismus der Hamas würde ich deren Angriff definitiv nicht als Teil eines Befreiungskampfes sehen. Neben dem Angriff auf Militärposten und Kriegsgefangennahme ist das hauptsächlich klar Verg@#%#@, Mord und Entführung (von Unbeteiligten) gewesen, mit dem Kalkül Terror zu verbreiten und hierauf weitere Propaganda aufbauen zu können.

      • @Uranus:

        Nun ja, die israelische Regierung dürfte Geschichte sein, schon jetzt ist es ein verändertes Kabinett.

        Aber darum geht es nicht. Die Hamas hat dieses Massaker angerichtet, um möglichst viele Jüdinnen und Juden zu töten.

        Welche Regierung in Israel an der Macht ist, spielt für diese Terroristen keine Geige. Unter den Geiseln sind auch israelische, propalästinensische Aktivisten. Aber das sind nun mal auch Juden. Darum geht's.

        Teil des Befreiungskampfes? Von welchem Befreiungskampf ist da genau die Rede?

        Das ganze Blut hätte nicht vergossen werden müssen, dieses ganze Elend und Leid hätte nicht stattfinden müssen, hätten die Palästinenser 1948 einen Staat gegründet oder eben nach dem Abzug der Israelis Gaza aufblühen lassen. Sie haben es aber vorgezogen, die Milliarden und Abermilliarden, die sie bekommen in Terror und Krieg zu investieren.

        Sicher sind nicht alle Palästinenser Parteigänger der Hamas, aber dieser Hass sitzt tief, er wird tradiert und in den UNWRA-Schulen gelehrt.

        Der Weg zu Frieden und Verständigung ist seit dem 7. Oktober so lang geworden, dass kein Ziel in Sicht ist.

  • Das Thema ist viel zu komplex für einen einfachen Kommentar unter einem Artikel. Daher ein paar Gedanken:

    1. Erhöhte Medienaufmerksamkeit auch für unbedeutende Ereignisse:

    a) Die "Feiern" in Berlin waren unsäglich. Die Medienaufmerksamkeit war gut und richtig und hier muss was getan werden. Allerdings hat hier die Linke das Problem, dass sie Sorgen hat, ein rassistisches Fettnäpfchen zu treffen. Daher darf der Satz "Die Rechte hingegen soll sich hüten, den Terror gegen Jü­din­nen:­Ju­den für ihre rassistische Anti-Asyl-Politik zu instrumentalisieren." Diese Korrektheit führt dazu, immer die andere Seite mit nennen zu wollen, auch wenn im aktuellen Konflikt die andere Seite eindeutig das Problem ist.



    b) Was interessiert es, wenn irgendwelche Harvard-Studenten einen geistigen Dünnpfiff absondern? Wen interessiert ein Podcast mit einem Herrn Precht. Die Reichweite dieser Leute wird erst durch die Medien erreicht, die das Gesagte permanent wiederkäuen. BILD hat heute von irgendeinem Fußballspieler einen Post, bei dem er ein Bild teilen wollte und darunter stand ein antisemitischer Text, den er nicht gelesen hat. Interessiert das Millionen von Menschen? Ist das ein Systemproblem oder eher ein Problem, dass unbedeutende Sachen nach oben gespült werden?

    2. Größere Zustimmung zu Israel als bei der Ukraine

    Ich habe in Deutschland den Eindruck (ACHTUNG "ICH" und "EINDRUCK"): Es ist hier noch klarer als beim Ukrainekrieg, dass es hier einen einseitigen Verursacher gibt. Lediglich Teile der Linken und besagte Demonstrationen stellen einen Gegenpol da. Bei der Ukraine war der Gegenpol größer (insb. AfD und Linke sowie dieses unsägliche Flugblatt). Zudem war bei der Ukraine die Wirtschaft bedroht und man hat trotzdem zu ihr gehalten. Daher gab es Gegenstimmen. Bei Israel ist unsere Wirtschaft nicht bedroht. Die Solidaritär ist daher "einfacher". Vielleicht demonstrieren daher auch weniger Menschen: Es gibt weniger (politische) Gegenstimmen.

    • @Strolch:

      Nicht komplex: Wenn wan, erkennbar als Jude, in eine solche Demo gerät, auch hier in Deutschland, muss wan Glück haben, da mit heiler Haut wieder rauszukommen.

      Damit will ich Ihnen weder widersprechen noch Ihnen zustimmen, sondern nur darauf hinweisen, dass es sicherer ist, sich die Gefahr bewusst zu machen und nicht leichtfertig anzunehmen, wan habe es bei diesen Demos und ihren Unterstützern/Rechtfertigern NICHT mit direkt oder indirekt gewaltbereiten Antisemiten zu tun.

    • @Strolch:

      @ Strolch, Nachtrag: Natürlich sind auch Leute, die in Harvard oder ähnlichen Institutionen studieren, nich davor gefeit, "geistigen Dünnpfiff" abzusondern.

      Aber diese Leute werden vermutlichh allein schon wegen ihres Studiums dort mit größerer Wahrscheinlichkeit in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft landen. Da schadet es nicht, genauer hinzuschauen.

      Wenn man Ihre Überlegung weiterdenkt, wäre auch die ganze Aufregung um den "geistigen Dünnpfiff" des Oberschülers Aiwanger überflüssig gewesen. Und das war in der Zeit vor dem Internet.

      • @ PeWi:

        Studiums dort mit größerer Wahrscheinlichkeit in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft landen.

        Richtig. Das hatte ich auch überlegt. —Auchvgilt Harvard als eine der wichtigsten Unis. Harvard würde ich aber aus deutscher Perspektive außen vor lassen. Wir haben unsere und die Amis ihre Probleme. Die hohe Aufmerksamkeit wäre vielleicht gerechtfertigt, wenn es eine deutsche Uni gewesen wäre.

    • @Strolch:

      @ Strolch: Gestatten Sie einen kleinen Einspruch.



      Das Posting des Sportlers mag an sich ohne große Bedeutung sein. Aber inzwischen finden halt die Aussagen der hier lebenden Muslime größere Beachtung, weil dort der Judenhass erschreckend weit verbreitet ist.

      Und die Aufmerksamkeit gibt es zu Recht, finde ich. Dieses Denken ist eben auch ein Zeichen, daß die "Integration" nicht immer so funktioniert, wie man sich das gerade in linken Kreisen so gewünscht und vorgestellt hat.

      Und wenn man an die Aufregung denkt, die manche, ebenfalls "unbedeutende" Äußerung aus dem "wertkonservativen" Umfeld auslöst, sollte man nicht pauschal mit zweierlei Maß messen.

      Erst recht nicht beim Thema Antisemitismus.

      • @ PeWi:

        Ja und Nein. Aufgrund des Angriffs der Hamas gibt es jetzt 1000e Äußerungen zu dem Thema. Also finde ich jeden Tag eine abstoßende Äußerung. Die 999 anderen, die nicht abstoßend sind, fallen aber (gefühlt) unter den Tisch, wenn man die eine Aussage hoch kocht.

        Aiwanger mache ich jetzt nicht auf… das Thema wurde hier schon zu Genüge diskutiert und würde den Rahmen mE sprengen.

    • @Strolch:

      Sehr gut analysiert und kommentiert. Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass man nun die Situation ausnutzt und Israel als vermeintlichen Allein-Verursacher für die Geschehnisse im Gaza-Streifen verantwortlich machen will und ihnen zudem andichtet, sie wollen die Palästinenser auslöschen. Bei den 21% arabischstämmigen Menschen unter der israelischen Bevölkerung, so sollte man meinen, wäre der Ansatz ein anderer.

  • Wieviele Kommentare zu dem Thema werden noch kommen, die bewusst due Verbrechen der israelischen Armee gegen palästinensische Zivilisten bewusst ignorieren?



    Die Todeszahlen, inzwischen mehr als doppelt so viele wie Israel zu beklagen hat, sprechen für sich. Komischerweise spricht die Autorin beim Hamas Terror von Völkermord, über die israelische Rache an palästinensischen Zivilisten verliert sie kein Wort.



    Das ist die selbe Einseitigkeit, die sie den "Linken" in ihrem Text vorwirft.

    • @TeeTS:

      Die Todeszahlen, inzwischen mehr als doppelt so viele wie Israel zu beklagen hat, sprechen für sich.

      Unterstellt Ihre Zahlen stimmen: Es macht schon einen Unterschied, ob Sie einen unbewaffneten Zivilisten töten oder im Rahmen einer Kampfhandlung ein bewaffneter Soldat getötet wird. Sowohl moralisch als auch rechtlich.

    • @TeeTS:

      Kennen Sie den Unterschied zwischen Angriff und Verteidigung? Zwischen als widerwärtigem Terror gedachten widerwärtigen Terror und militärischem Vorgehen dagegen? Haben Sie schon mal was von der stärksten Waffe gehört, die die Hamas hat: die palästinensische Bevölkerung als menschlichen Schutzschild zu gebrauchen?

  • Diese einseitige Beurteilung, weche nicht Ursache und Auswirkungen zumindest anspricht, teile ich nicht.