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Marsch der Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nenUnter bürgerlichem Deckmantel

Am Samstag versammeln sich Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen wieder beim jährlichen „Marsch für das Leben“. Zum ersten Mal ziehen sie durch zwei Städte. Ein Zeichen neuer Stärke?

Der „Marsch für das Leben“ (hier im März 2023 in München) wendet sich gegen körperliche Selbst­bestimmung Foto: Sachelle Babbar/imago

Das Video hat alles, was es in den sozialen Medien braucht: gute Musik, Zeitrafferbilder, eine klare Botschaft. Die Country-Sängerin Dolly Parton singt „Working 9 to 5“, dazu tragen zwei junge Leute Holzbretter aus einem Auto in eine Garage. „Wir waren gestern fleißig und haben ganze 400 Holzlatten für die Demoschilder parat gemacht“, steht unter dem Video.

Zu sehen ist es auf dem Instagram-Kanal @koelnermarschfuerdasleben, der mobilmachen will für den jährlichen Höhepunkt der Abtreibungsgegner*innen. Das Video soll zeigen: Wir sind jung, wir sind bereit, wir werden viele sein, am 16. September in der Kölner Innenstadt.

Der erste „Marsch für das Leben“ fand 1974 in Washington statt und expandierte seither in verschiedene Länder. Seit 2002 gibt es ihn auch in Berlin, seit 2008 sogar jährlich. In Köln findet er dieses Jahr das erste Mal statt.

Regelmäßig versammeln sich auf der Demonstration Abtreibungs­geg­ner*in­nen, Christ*innen, Bischöfe, konservative Poli­tiker*in­nen, aber auch Rechtsradikale. Was sie eint, sind ihre Positionen zu dem, was sie Lebensschutz nennen: für den unbedingten Schutz von Embryonen, gegen Schwangerschaftsabbruch, gegen Eizellspende und Leihmutterschaft, gegen Beihilfe zum Suizid und aktive Sterbehilfe.

Sie wollen zu alter Stärke zurückfinden

Gegendemonstrationen

Berlin

Aktionstag des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung: „Leben und lieben ohne Bevormundung“, Auftakt 12 Uhr am Pariser Platz, Abschluss 13.50 Uhr am Bebelplatz

Burn the patriarchy“ – Queer-feministischer Protest des Bündnisses What the Fuck, Kundgebung ab 10.30 Uhr am Washingtonplatz

Köln

„Gegen christliche Fu­da­men­ta­lis­t:in­nen und rechte Ideologie“, Bündnis Pro Choice Köln, 13 Uhr, Heumarkt

Das Jahr 2019 war bisheriger Höhepunkt der Mobilisierung, rund 8.000 Menschen demonstrierten bei dem „Marsch für das Leben“ in Berlin. Dann kam Corona, die Märsche fanden statt, aber mit weit weniger Teilnehmer*innen. 2022 liefen dann rund 3.000 Menschen mit. In diesem Jahr findet der Marsch zum ersten Mal gleichzeitig in zwei Städten statt. Die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen wollen so zurück zu alter Stärke finden. Sie wollen mehr Teil­neh­me­r*in­nen anlocken, aber auch ein Zeichen setzen gegen die Bundesregierung.

Für Alexandra Linder ist die Politik der Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP eine Katastrophe. Linder ist Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht (BvL), der den Marsch organisiert. „Aus bioethischer Sicht ist die aktuelle Regierung die schlimmste seit Bestehen der Bundesrepublik“, sagt Linder der taz. Linder, verheiratet, drei Kinder, engagiert sich seit 30 Jahren gegen Schwangerschaftsabbrüche.

Die Bundesregierung bringt derzeit vieles voran, was das Gegenteil von dem ist, was Linder und ihre Mit­strei­te­r*in­nen wollen: Den Paragrafen 219 a, der es Ärz­t*in­nen verboten hatte, über Schwangerschaftsabbruch zu informieren, hat die Ampel abgeschafft. Eine Expertenkommission sucht gerade nach Wegen, Abtreibung auch außerhalb des Strafrechts zu regeln. Zudem prüft sie die Legalisierung von Eizellspende und Leihmutterschaft. Der Bundestag debattierte jüngst eine Reform der Suizidhilfe.

Das positive Framing in der Öffentlichkeit

Was für viele Menschen eine Liberalisierung und mehr Selbstbestimmung bedeutet, sieht die Szene der Le­bens­recht­le­r*in­nen als unverantwortlich an. Wenn Alexandra Linder über aktive Sterbehilfe spricht, verwendet sie schon mal den Begriff „Euthanasie“. Die Legalisierung von Leihmutterschaft macht aus ihrer Sicht Frauen zu „Gebärmaschinen“. Abtreibung sind für sie die „massenweise Tötung ungeborener Kinder“.

In der Öffentlichkeit bemühen sich die Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen meist um ein positives Framing. Sie sprechen von einer „Kultur des Lebens“, davon, „Babys“ zu retten, und inszenieren sich als Für­spre­che­r*in­nen etwa von Menschen mit Trisomie 21. Allerdings: Wenn der Bundesverband Lebensrecht ein „Europa ohne Abtreibung“ fordert, bedeutet das de facto ein umfassendes Verbot des Schwangerschaftsabbruchs.

Und auch, wenn es beim Marsch primär um ein Nein zu Schwangerschaftsabbruch und Sterbehilfe geht – die organisierte „Lebensschutz“-Bewegung betreibt einen umfassenden Kulturkampf: für die klassische, heterosexuelle Kleinfamilie, für traditionelle Rollenbilder und gegen körperliche, sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung.

AfD versucht sich über den Marsch zu profilieren

Der Bundesverband Lebensrecht organisiert „unter einem bürgerlichen Deckmantel nach rechts weit offene Veranstaltungen“, kritisiert Ella Nowak vom queerfeministischen Berliner Bündnis What the Fuck, das seit Jahren Gegenprotest organisiert.

Traditionell sind CDU und CSU eng mit dem „Marsch für das Leben“ verbunden. Die den Unionsparteien nahestehenden „Christdemokraten für das Leben“ organisieren Busfahrten zur Demo, der Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe stand schon am Rednerpult, die Kölner CDU bewirbt den diesjährigen Marsch online.

Auch die AfD versucht immer wieder, sich über den Marsch zu profilieren. Im vergangenen Jahr twitterte Beatrix von Storch Fotos von sich und Parteifreunden auf dem Marsch und schrieb: „AfD wieder am besten vertreten“. Von Storch war nicht zum ersten Mal bei dem Marsch dabei und lief auch schon in der ersten Reihe mit. Dieses Jahr wird sie nicht dabei sein, sagt sie der taz.

Das Treffen von Rechten und Christen

Doch die Untergruppe „Christen in der AfD“ mobilisiert für den 16. September. Deren Vorsitzender ist Joachim Kuhs, AfD-Abgeordneter im EU-Parlament, 10 Kinder, 19 Enkelkinder. Kuhs trägt über seine Netzwerke AfD-Positionen in die Kirche. In Baden-Baden leitet er nach eigenen Angaben eine anglikanisch geprägte freikirchliche Hausgemeinde. Der taz sagt Kuhs, dass es der „Marsch für das Leben“ war, der ihn zur AfD gebracht hat. Vor elf Jahren habe er zum ersten Mal an der Demo teilgenommen. „Das hat mich elektrisiert“, sagt Kuhs. Wenig später sei er in die AfD eingetreten.

Joachim Kuhs ist gut vernetzt mit zentralen Figuren der sogenannten Lebensschutzbewegung. In Brüssel hat er nach eigenen Angaben bereits auf einem „Marsch für das Leben“ gesprochen. Er ist stolz darauf, das Thema auch in die Wahlprogramme der AfD gehievt zu haben. In ihrem Programm zur Europawahl fordert die AfD unter anderem die weitgehende Einschränkung des Zugangs zu Abtreibungen – eine Passage, sagt Kuhs, die maßgeblich die Christen in der AfD erarbeitet hätten.

Es ist kein Zufall, dass sich Rechte und Christen gerade beim Thema Abtreibung treffen. Für die einen geht es dabei um die Bewahrung des Völkischen, für die anderen um die Bewahrung der Schöpfung. Sowohl die Ver­an­stal­te­r*in­nen des „Marschs für das Leben“ als auch die AfD fordern nahezu wortgleich eine „Willkommenskultur für ungeborene Kinder“.

AfD-Politiker*innen dürfen nicht sprechen

Alexandra Linder vom Bundesverband Lebensrecht will für diese Nähe jedoch nicht verantwortlich gemacht werden: „Wir sind eine demokratische Veranstaltung und offen für alle. Es kommt vor, dass sich unter Tausenden Menschen auch ein paar AfD-Politiker anschließen.“ Auf der Bühne sprechen dürften AfD-Politiker*innen weder in Köln noch in Berlin.

Aber die Verbindungen zwischen dem Bundesverband Lebensrecht und der Neuen Rechten gehen darüber hinaus. Linders Vorgänger im BvL-Vorstand, Martin Lohmann, ist regelmäßiger Autor der rechtskonservativen Zeitung Junge Freiheit. Linder selbst sprach 2015 in der Berliner Bibliothek des Konservatismus, einem Treffpunkt der Neuen Rechten aus dem Umfeld der Jungen Freiheit. Darauf angesprochen sagt sie, als Verbandsvorsitzende sei es ihre Aufgabe, überall da für ihr Thema zu sprechen, wo sie eingeladen werde.

Der Marsch beschreibt sich selbst als „überkonfessionell“. Tatsächlich aber gehören die Kirchen zu den wichtigen Unterstützer*innen, besonders die katholische Kirche. Die Deutsche Bischofskonferenz ruft regelmäßig zur Teilnahme auf. Ihr Vorsitzender Georg Bätzing schickte auch in diesem Jahr wieder ein Grußwort.

Kirche demonstriert Schulter an Schulter mit Nazis

Innerhalb der katholischen Kirche jedoch sorgt die Nähe der Le­bens­schüt­ze­r*in­nen und der Neuen Rechten inzwischen verstärkt für Diskussionen. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck warnte kürzlich öffentlich vor einem Rechtsruck in der katholischen Kirche. Rechte Kräfte würden die Themen „Lebensschutz, Familie, Geschlechtergerechtigkeit, sexuelle Vielfalt und Umgang mit dem Islam“ für intensive Anfeindungen nutzen, sagte er der Zeitung Die Welt.

Deutlicher wurde der Sprecher des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend, Gregor Podschun. Nach dem „Marsch für das Leben“ im vergangenen Jahre twitterte er, es sei „wirklich armselig, dass die Kirche Schulter an Schulter mit Nazis demonstriert (‚marschiert‘)“. Das Bistum Regensburg distanzierte sich daraufhin auf Twitter „in aller Entschiedenheit von AfD-Positionen“.

Alexandra Linder vom Bundesverband sagt, sie müsse sich von der AfD nicht distanzieren, weder personell noch organisatorisch sei sie mit der Partei verbunden. Sie distanziere sich auch nicht von anderen Parteien, die auf dem Marsch präsent seien.

Dennoch hält ein Teil der Bischöfe weiter zu der Demo und läuft jährlich mit. Kirchliche Organisationen und Würdenträger schicken jedes Jahr Grußworte.

In Köln gibt es Rückenwind durch das Bistum

Ungestört sollen die Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen jedoch auch in diesem Jahr nicht bleiben. Sowohl in Berlin als auch in Köln planen Fe­mi­nis­t*in­nen Gegenproteste. Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung kündigt an, den „christlich-fundamentalistischen und rechtsnationalen Geg­ne­r*in­nen des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung“ am 16. September nicht die Straße zu überlassen.

Auch das queerfeministische Bündnis What the Fuck mobilisiert zu Protesten in Berlin. Das Bündnis Pro Choice Köln ruft seinerseits auf: „Marsch für das Leben nerven, stören, verhindern! Für ein selbstbestimmtes Leben!“Die feministischen Ak­ti­vis­t*in­nen zweifeln an der Ankündigung des Bundesverband Lebensrecht, dass sich der „Marsch für das Leben“ in diesem Jahr durch die zwei Standorte „verdoppeln“ werde.

Ella Nowak vom Bündnis What the Fuck glaubt eher, dass die Gegenproteste der vergangenen Jahre die Demo nach Köln treiben: „2019 haben Ak­ti­vis­t*in­nen den Marsch sehr lange und sehr erfolgreich blockiert“, sagt sie. „Berlin ist für sie kein einfaches Pflaster mehr.“ In Köln hingegen bekäme der Marsch Rückenwind durch das erzkonservative Bistum. Kardinal Rainer Maria Woelki schickt seit Jahren Grußworte, in denen er den Teilnehmenden des Marschs dankt.

In diesem Jahr jedenfalls wollen die Ab­trei­bungs­geg­ne­r*in­nen zum ersten Mal nicht mit großen weißen Holzkreuzen marschieren, die sie bisher als „Symbol der europäischen Trauerkultur“ mitgetragen hatten, wie Alexandra Linder sagt. Denn: „Wir sind eine Demonstration und keine Prozession.“ Die Leute hätten das zunehmend falsch verstanden.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hatten wir geschrieben, Alexandra Linder bezeichne Suizidhilfe als Euthanasie. Das stimmt nicht, sie bezeichnet aktive Sterbehilfe als Euthanasie. Wir haben die Passage korrigiert.

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33 Kommentare

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  • Vielleicht gehören befruchtete Eizellen noch nicht zu den lebenden Menschen, aber sie gehören doch zumindest zu den "zukünftigen Generationen".



    Deshalb sollte man einmal darüber nachdenken, was denn Vorrang hat:



    Das Recht auf Selbstbestimmung der jetzt lebenden Menschen oder das Recht auf Leben zukünftiger Generationen.



    Wenn das Selbstbestimmungsrecht Vorrang hat, müssen wir die Erde nicht in einem lebenswerten Zustand erhalten.



    Wenn jedoch das Recht auf Leben Vorrang hat, müssen wir verhindern, das zukünftige Generationen durch Abtreibung vernichtet werden.

    • @benoni:

      Äh, weil ganze Generationen vernichtet werden? - Ja, stimmt, diese leeren Kitas allüberall und die Warteschlangen vor den OPs, wo wir Frauen uns regelmäßig zum Kaffeeklatsch mit gemütlicher Abtreibung treffen...

      Oder weil das jetzt das am letzten Haar herbeigezogene, in sich nicht schlüssige Argument für ein Abtreibungsverbot sein soll?



      Strohmänner basteln, sie in eine selbstgestellte Verbindung setzen, das ganze dem Diskussionsgegenüber in den Mund legen und dann dagegen sprechen? Puh... Logik sieht anders aus.

  • Im Text heißt es, dass Rechte und Christen sich in der “Lebensschutzbewegung” treffen. Sprechen wir besser davon, dass dort rechte Christen mit anderen Rechten und Rechtsextremisten zusammentreffen. Ich fühle mich als Christ jedenfalls nicht von bigotten und faschistischen sogenannten Lebensschützern angesprochen und habe mir ihnen auch nichts gemein.



    Bei den selbsternannten Christdemokraten und Christlich-Sozialen sieht man das offenbar anders.

  • Die jetzige Regelung stellt einen bergreifenden Konsens zwischen Parteien, gesellschaftlichen Gruppen, Religiösen und Nichtreligiösen dar.



    Sie steht von ganz links und von ganz rechts unter Beschuss.

    Wir sollten uns diesen Konsens nicht kaputt machen lassen.

  • Ist im Moment ziemlich unüblich, aber gerade kurz zum Inhalt:



    Wenn man (was tagtägliche unumstrittene Praxis ist) definieren kann, wann ein menschliches Wesen nicht mehr lebt (wenn es keinen Herzschlag mehr gibt und keine Gehirnaktivität nachzuweisen ist), sollte man doch wohl in der Lage sein, zu definieren, was eigenständiges Leben ist. Wenn nämlich Herzschlag vorhanden ist und Gehirnaktivität nachgewiesen werden kann.



    Und das ab der 20. Woche der Fall.



    Gibt man nun ein wenig "Sicherheitsabstand" dazu, ist in D mit der Fristenlösung bis Woche 12 IMHO eine ziemlich verantwortungsvolle Regelung in Kraft.



    Dass diejenigen, die es bedauern, dass eine Abtreibung mehr potentiell einen Soldaten weniger bedeutet, gegen eine solche Regelung sind, nuja ...

  • Demonstrationen und auch Gegendemonstrationen sind ein wichtiges Grundrecht in einer Demokratie, wenn aber eine Demo die andere zu be- oder gar verhindern versucht wird’s meiner Meinung nach irgendwie absurd…deswegen bin ich für eine zeitliche Trennung, so darf z.B. samstags die eine Demo starten und sonntags dann die entsprechende Gegendemo, irgendwelche Straßenblockaden lehne ich jedenfalls ab solange die jeweilige Demonstration ordnungsgemäß genehmigt wurde.

    • @Saile:

      Ahso. Demonstrationrecht also exklusiv für Rechte. Joa, so kann man das auch sehen.

      • @Kaboom:

        Nein, Demonstrationsrecht für alle und auch ebenso Gegendemonstrationsrecht…nur eben nicht zeit- und/oder ortsgleich, das habe ich doch aber auch genauso beschrieben…

  • Da sind wohl auch die dabei, die kein Problem damit haben, dass jährlich Tausende im Mittelemeer ertrinken. Heuchler.

    Und die Kardinäle... sollten sich mal Matthäus 7,3 bis 7,5 zu Gemüte führen und den Kindesmissbrauch in den eigenen Reihen mal aufarbeiten. Auch Heuchler.

    • @tomás zerolo:

      Naja. Heuchler überall. Die Lebensschützer könnten sagen: Für die Rettung von Leben im Mittelmeer, aber kein Problem mit der Tötung von Babys.... Ich bin mir nicht sicher, wem derartige Polemik helfen soll.

  • "Unter bürgerlichem Deckmantel"

    Ganz ernsthafte Frage: Was soll denn bitte bei diesen Leuten nicht "bürgerlich" sein?

    Der Umstand, dass es auch AfD-Leute gibt, die mitlaufen (aber nicht reden dürfen), ändert doch nichts daran, dass die von den "Marsch für das Leben"-Demonstranten vertretenen Prinzipien in erster Linie bürgerlich-konservativ bzw. christlich-konservativ sind. Da braucht es gar keinen "Deckmantel."

    Wenn dem Feminismus Anhängende meine, dagegen demonstrieren zu müssen, ist auch das selbstverständlich ihr gutes Recht. Das macht die Gegendemonstrierenden nicht weniger bürgerlich als diejenigen, gegen die sie demonstrieren. Aber eben auch nicht mehr.

  • Als Vater von zwei Kindern verstehe ich die Abwägung zwischen der Selbstbestimmung der Frau und dem Recht des ungeborenen Lebens. Unser Gesetzgeber berücksichtigt beides und hat bereits eine gute Mitte gefunden - was wir an über 100.000 Abtreibungen jährlich ablesen können.

    Was ich nicht verstehe sind die Hinweise auf AfD und Nazis bei der Demonstrationen. Diese sind öffentlich, jeder darf mitmachen, nennt sich Demokratie.

    • @Jörg Radestock:

      ... weil es der AfD hier nur sekundär um Abtreibung geht, sondern darum, die Geschlechterrollen hochzuhalten, wieder zu manifestieren, sodass die Frau nur zum Kinderkriegen und -erziehen da ist.

      www.zukunft-brauch...tionalsozialismus/

  • BTW: Wenn jedes Leben ein Geschenk ist, stellt sich die Frage, warum eine kapitalistische Wachstumsgesellschaft befürwortet wird, die genau das - also jedes Leben - auf diesem Planeten mehr und mehr vernichtet.

    • @EDL:

      Jedes politische System, das jemals auf diesem Planeten existiert hat, hat einen Anteil an der Entwicklung. Die nicht-kapitalistischen Systeme haben sich allerdings in Relation zu ihrer "Ausbreitung" als WESENTLICH schlimmer erwiesen als der Kapitalismus. Und das liegt u.a. daran, dass es in Diktaturen jeglicher Couleur völlig egal ist, was die Bürger von einer Maßnahme halten.



      Und genau das führte zu den Zuständen in der Region Bitterfeld, zum Verschwinden des Aral-Sees und zur manuellen Bestäubung von Obstbäumen in manchen Gegenden Chinas, weil des dort keine Insekten mehr gibt, die die Obstbäume bestäuben.

      • @Kaboom:

        Immer wieder die alte Leier über die traurige und gescheiterte Vergangenheit. Die DDR, die Sowjetunion. Genau wie der Westen, hat auch der Osten damals auf die Umwelt gepfiffen.

        Heute wissen wir es doch besser und sehen, dass der Raubbau an der Natur dramatisch Folgen hat. Alle Wissenschaftler schlagen Alarm weltweit! Mit ewigem Wachstum, dem ewigen Streben nach maximalem Profit, werden wir der Sache nicht Herr werden.

        • @EDL:

          Sie verbreiten DDR-Legenden. Jeder, der vor der Wiedervereinigung sowohl im Ruhrgebiet, als auch in der Region Bitterfeld "unterwegs" war, weiß das. Schon unter Will Brandt ging das im Westen los. Im Osten ging hingegen im Kontext Umweltschutz gar nichts los.

    • @EDL:

      Vielleicht weil alles andere bisher mehr Probleme geschaffen als gelöst hatte.

      • @Luftfahrer:

        Welche größeren Probleme kann es geben, als die Zerstörung des Planeten ... und daran hat nun mal maßgeblich der Kapitalismus schuld, der vor 150 Jahren sein Unwesen begann.

        • @EDL:

          Die Probleme, die die Roten Khmer bereitet haben. Und die sind leider kein Einzelfall. Wenn man in die Geschichte schaut, hat der geregelte liberale Kapitalismus bisher für die besten Lebensumstände gesorgt. Sowohl der Sozialismus als auch der Faschismus sind aus guten Gründen am Kapitalismus gescheitert. Beide Systeme haben mehr Schaden als der Kapitalismus verursacht. Insbesondere der Sozialismus war die tödlichste Ideologie des 20. Jahrhunderts, dicht gefolgt vom Faschismus. Und der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit.

          • @Luftfahrer:

            Der Kapitalismus entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts und die sozialistische DDR hat zumindest keine Millionen Juden auf dem Gewissen. Merkwürdig, dass Sie den Faschismus hinten anstellen.

            Und wie gut die Lebensqualität des Kapitalismus ist bzw. durch wen sie zustande kommt, würden uns Mienen- und Fabrikarbeiter in vielen Teilen der Welt bestimmt gerne einmal erzählen.

            • @EDL:

              Den Kapitalismus gibt es, seit es Eigentum gibt. Also spätestens seit den antiken Hochkulturen. Und wie viele Leute Mao, Lenin, Stalin, Pol Pot, Castro etc. auf dem Gewissen haben, ist ne Hausnummer für sich. Ich zähle übrigens fast alle Toten des 2. Weltkrieges als Opfer des Faschismus. Und ja, der Faschismus ist an seinem inhärenten Größen- und Überlegenheitswahn rechtzeitig gescheitert, um dem Sozialismus den Vortritt zu lassen. Zur DDR: wenn ich die Wahl zwischen DDR und BRD habe, nehme ich ohne zu zögern die BRD. Zu den ausgebeuteten Ländern: es steht ihnen frei, anständige Arbeitsbedingungen einzuführen. Da bin ich voll dafür. Deswegen schrieb ich auch vom geregelten Kapitalismus und nicht vom Unkontrollierten. Dass der unkontrollierte Kapitalismus ebenfalls mörderisch ist, muss nicht erklärt werden. Und mir ist kein System bekannt, das besser als der geregelte Kapitalismus funktionieren würde. Womit wir wieder beim Anfang sind.

          • @Luftfahrer:

            Dann warte mal noch ein paar Jahre. Tod durch Klimawandel. Wie hoch die Opferzahlen in den nächsten 15-20 Jahren wohl sein werden? Wenn wir sagen wir mal 40 Millionen erreichen, hat der Kapitalismus schonmal mehr Tote verursacht, als der Faschismus.

            Und dass der Sozialismus tödlicher war, als der Faschismus, ist eine schlechte Bilanzierung. Viele sozialistische Staaten vs. wenige faschistische werden verglichen.

            Opfer werden dann gezählt und verglichen, wenn beide Systeme gleichwertig auf der Welt verteilt sind.

            Aber ja, immer dieses Links = Rechts-Geschwafel. Entkontextualisiert, analyselos und einfach nur dumm.

        • @EDL:

          Nö, das hat mit dem Kapitalismus nichts zu tun. Wenn es um Raubbau und dem achtlosen Umgang mit der Natur ging, waren die Menschen immer sehr erfinderisch, egal in welcher Gesellschaftsform.

    • @EDL:

      Weil in der Vergangenheit diverse andere Gesellschaftsformen ausprobiert wurden die dem Planeten auch nicht besser getan haben, aber deutlich weniger demokratisch ausgeprägt waren (vom geringeren Wohlstand der betroffenen Bevölkerungen mal abgesehen).

      • @Tom Tailor:

        Natürlich gab es Gesellschaftsformen, die super für den Planeten waren - bloß halt weniger für die Menschen. Die Rotem Khmer, zum Beispiel: dir hatten einen super CO2-Abdruck, Degrowth, bio-Landeirtschaft und vieles mehr....

        • @Wurstprofessor:

          Das stimmt, die haben halt nur einen Großteil ihrer eigenen Bevölkerung umgebracht. Ist aber super für die CO 2 Bilanz, das stimmt.

          • @Tom Tailor:

            Immer diese Vernaderer! Es war nicht "ein Großteil", sondern nur ein gutes Drittel.

      • @Tom Tailor:

        Ausprobiert? Gesellschaftsformen sind nichts, was man aus der Schublade holte und ausprobierte. Sie sind eine Folge politischer (Fehl-)Entscheidungen und (Fehl-)Entwicklungen. Mit dem Wissen um die Fehler und Probleme von gestern, gilt es politisch vieles neu zu denken und gänzlich infrage zu stellen, gerade in Anbetracht der Endlichkeit der Ressourcen und dem drohenden Kollaps des Planeten.

        • @EDL:

          Sie irren - einige Gesellschaftsformen sind quasi am Reißbrett entstanden und quasi nach Lehrbuch umgesetzt worden. Der Sozialismus z.B. nach Marx. Ich habe überhaupt nichts gegen neue Ideen, nur müssen diese eben aus der Bevölkerung heraus entstehen bzw. diese mitnehmen. Kopfgeburten hingegen haben noch nie einen Mehrwert erzielt.

          • @Tom Tailor:

            Nun, eine Gesellschaftsform am Reißbrett ist letztlich auch eine Entscheidung und Entwicklung.

            Wie soll etwas aus der Bevölkerung entstehen, wenn die Wirtschaft noch vor dem Staat regiert?

            • @EDL:

              Na ja, es steht der Bevölkerung völlig frei, Parteien zu gründen und in die Regierung zu wählen die die Wirtschaft komplett vom Staat lenken lassen wollen.

            • @EDL:

              Die Wirtschaft besteht letztendlich aus der Bevökerung, ist von dieser nicht zu trennen, da die hergestellten Güter und Dienstleistungen von ihr selbst produziert und konsumiert werden. Je mehr Freiheiten man Menschen lässt desto produktiver ist i.d.R. auch die Wirtschaft und damit wieder die gesellschaftliche Entwicklung. Das es Regeln braucht ist klar, aber je mehr man die Freiheiten einschnürt desto unproduktiver wird die Wirtschaft und desto restriktiver der Staat. Hier die richtige Balance zu finden ist zweifelsohne nicht einfach, das stimmt. Was es aber eben braucht ist ein gesamtgesellschaftlicher Konsens und keine Staats- und Gesellschaftsidee als Kopfgeburt von einer Elite.