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Ukraines Botschafter Melnyk über BanderaDoch, seine Truppen mordeten

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk meint, es gebe keine Belege, dass Bandera-Truppen Hunderttausende Juden ermordet haben. Wie falsch ist das?

Ukrainische Nationalisten mit dem Bild ihres Idols Stepan Bandera im Januar in Slowjansk Foto: Andriy Andriyenko/Zuma/imago

„Es gibt keine Belege, dass Bandera-Truppen Hunderttausende Juden ermordet haben“, behauptet der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk in einem Interview. „Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen.“

Melnyks Behauptungen sind, dem Wortlaut nach, derzeit nur schwer zu falsifizieren, aber verzerren die historische Rolle des ukrainischen Faschisten und seiner Organisation Ukrainischer Nationalisten doch so massiv, dass sich das ukrainische Außenministerium umgehend zu einer Klarstellung genötigt sah: „Die Meinung des ukrainischen Botschafters in Deutschland gibt nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wider.“

Die Nazis hatten andere Pläne

Stepan Bandera wurde 1941 im KZ Sachsenhausen in „Ehrenhaft“ genommen, weil sein Flügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN-B) kurz nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion am 30. Juni 1941 in Lemberg einen unabhängigen ukrainischen Staat ausgerufen hatten. Doch die Nationalsozialisten hatten andere Pläne.

Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchtete Bandera nach Deutschland und wurde 1959 in München von einem KGB-Agenten mit einer Giftpistole ermordet.

Bandera war Chef des radikal-nationalistischen und antisemitischen Flügels der Organisation Ukrainischer Nationalisten. Obwohl sich Bandera nicht als Faschist bezeichnete, hatte er doch die Ideen des Faschismus rezipiert. Dass er allerdings selbst Ideologe der Organisation gewesen sei, wird von dem ukrainischen Historiker Andrii Portnov in einem Beitrag für die NZZ bestritten: „Bandera war kein Ideologe der OUN, sondern Terrorist.“

Die OUN-Miliz ermordete Juden

Das ideologische Manifest der OUN wurde laut Portnov von Dmitro Donzow, der selbst allerdings nie Mitglied war, im Jahr 1926 veröffentlicht. „Er rief zum gnadenlosen Kampf für den ukrainischen Staat auf, verherrlichte die Gewalt und idealisierte ab den dreißiger Jahren unmissverständlich die totalitären Praktiken des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus, popularisierte die nationalsozialistische Rassentheorie und machte antisemitische Äußerungen“, urteilt Portnov, der in der taz über das Verschweigen des Holocaust in der Sowjetunion und die Weigerung ukrainischer Politiker, über die Beteiligung von Ukrainern am Genozid zu sprechen, geschrieben hat.

Denn es blieb nicht bei der ideologischen Annäherung der OUN an die NS-Rassenlehre. Eine von der OUN Banderas aufgestellte Miliz bereitete durch Verhaftungen in Lemberg die Massenerschießung von 3.000 Juden durch die Einsatzgruppe C der deutschen Sicherheitspolizei am 5. Juli 1941 nicht nur vor, wie der Historiker Hannes Heer gezeigt hat. Angehörige dieser Miliz ermordeten viele Juden auf brutale Weise. Sie erschossen, erstachen und erschlugen sie.

Banderas moralische Verantwortung

Historiker gehen davon aus, dass „untere Ränge“ des militärischen Arms der OUN-B im weiteren Verlauf des Kriegs an der Ermordung von bis zu 800.000 Juden beteiligt waren. Das entscheidende Wort im Zusammenhang mit Melnyks Einlassung ist hier: „beteiligt“.

Der Historiker Grzegorz Rossoliński-Liebe weist Bandera für die während seiner Abwesenheit in den Jahren 1943/44 durch den militärischen Arm der OUN an 70.000–100.000 Polen­ verübten Morde in Wol­hynien und Ostgalizien eine „moralische Verantwortung“ zu: „Die ‚Säube­rung‘ der Ukraine von Ju­den,­ Polen, Russen und anderen­ ‚Feinden‘ der Organisation war zentraler Bestandteil­ seiner Ziele.“

Melnik erweist der Ukraine keinen Dienst

Es gibt also derzeit in der Tat keine Belege dafür, „dass Bandera-Truppen Hunderttausende Juden ermordet haben“, wie Botschafter Melnyk sagt. Es gibt aber sehr wohl viele Belege dafür, dass Bandera-Truppen viele Juden ermordet haben. Angehörige der Organisation, der Bandera vorstand und die das „B“ seines Nachnamens trug, beteiligten sich aktiv an der Vernichtungspolitik der Nazis.

Die Klarstellung des ukrainischen Außenministeriums zeigt: Die ukrainische Regierung ist sich bewusst, dass Botschafter Melnyk mit seinen Relativierungen seinem Land keinen Dienst erweist.

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53 Kommentare

 / 
  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Wenn man hier über Melnyk redet, dann muss man bei der Beurteilung dieses "Herrn" zwei Ebenen trennen:



    1. Sein rhetorischen Ausfälle und Rüperhaftigkeiten gegenüber Deutschland, der deutschen Gesellschaft, deutschen Politikern oder Personen (z.B. Herrn Welzer).



    Die sind unflätig, beleidigend,stillos und zeugen von Anstand auf Nullebene. Aber sie wirken allenfalls emotional verletzlich. Man kann sie mit der Floskel abtun "Wer mich beiligen kann, bestimme immer noch ich - und so ein Mensch ohne Kinderstue gehört ganz bestimmt nicht dazu." Oder man kann ihn auffordern, seine Koffer zu packen - anstatt ihn ständig zu hofieren wie die ör-Medien und ihre Talker(innen) bzw. wegen seiner Krawall-Natur in



    Talgshows einzuladen.



    2. Auf einer anderen Ebene laufen seine Geschichtsklitterungen und seine unverhohlene, ja mehrfach demonstrierte Sympathie für Bandera. Er bzw. Organisation, der Bandera angehörte und in der er eine Führungsrolle hatte, waren beteiligt am Massenmord von Jugen, Polen, Russen, Ukrainern (die sie als "Feinde" erkannten oder einfach so benannten) und/oder haben diese Taten gutgeheißen. Und da hört die Relativierung auf. Da muss man als deutsche Regierung sagen: Raus! Sofort!



    Und als ukrainische Regierung muss man den Mann aus dem diplomatischen Deinst entlassen. Auch das: Sofort. So eine windelweiche Distanzierung reicht nicht!

  • Melnyk steht in der Ukraine nicht alleine mit seinen Positionen, es gibt viele Unterstützer:innen von Bandera. Dies liefert natürlich der russischen Propaganda Vorschub, das Problem ist allerdings nicht nur, was Melynk sagt, sondern was er und viele andere denken. Dieses Problem zu leugnen, hilft am Ende der Ukraine auch nicht, sondern mag sogar der russischen Propaganda nützen.

    • @PolitDiscussion:

      Schon klar. In der Ukraine sitzen die Rechtsextremen sogar mit dicken 2,4 (!) Prozent im Parlament.

      In Deutschland dagegen, sitzen die Rechten der AfD mit über 10 Prozent im Bundestag. In manch ostdeutscher Kommune hat die Partei weit über 20 Prozent.

      In Frankreich hat Macron denkbar knapp gegen LePen in der Stichwahl gewonnen.

      In Österreich saß die FPÖ bis vor Kurzem in der Regierung.

      In Rußland sitzen Rechtsextreme- und Rechtspopulisten mit rund 8 Prozent im Parlament.

      Kreml Vize Issajew vom Einigen Russland trifft sich in Paris mit Strache, LePen, Wilders und Konsorten.

      Kreml Partei Rodina lädt in St.Petersburg regelmäßig zu Treffen von Rechtsextremisten ein, wo auch NPD Kader teilnehmen und unterstützt die Ausbildungscamps des „Russian Imperial Movements“, wo Leute an Waffen ausgebildet werden.

      Salvini, der ganz offen Mussolini verehrt, war bis vor Kurzem noch italienischer Innenminister und gibt sich als großer Putin Bewunderer. Tritt mit Putin-Shirt vor die Kameras.

      LePens Partei wird mit einem 40 Mio Kredit aus Rußland vor der Insolvenz gerettet. Sämtliche rechte Parteien in der EU und nicht zuletzt die AfD werden mit Geldern aus Rußland ganz offen unterstützt.

      AfD Bundestagsmitglied Markus Frohnmaier, wegen Verbindungen in die extremistische Rechte vom Verfassungschutz beobachtet, wird in einem Kreml Strategie-Papier als „ein unter unserer absoluten Kontrolle stehender Abgeordneter“ bezeichnet.

      Aber stimmt, das muss schon mal ganz klar erwähnt werden, das Problem mit den Rechten in der Ukraine.

      • @Deep South:

        Gehört Melnyk zu diesen 2.4 Prozent offenen Nazis dazu? Ich glaube nicht.

        Das macht das Problem halt nicht kleiner, wenn solche Äußerungen von der ukrainischen Mitte geäussert werden.

        • @Alfonso Albertus:

          Ich hab überhaupt kein Verständnis für Melnyks Äußerungen oder die anderer ukrainischer Nationalisten und Geschichtsrevisionisten. Da gibts nix schön zu reden. Ob Melnyk zur "Mitte" gehört, wag ich auch mal anzuzweifeln.

          Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass Melnyks Bandera Unsinn offensichtlich viel größere Empörung auslöst, als die jahrelange massive Förderung rechtsnationaler Kräfte und Strukturen in Europa durch den russischen Staat.

          Und während man sich Melnyk abarbeitet, vergleicht zum Beispiel Lawrow im italienischen Fernsehen Selenski mit Hitler und begründet das auch noch mit deren jüdischer Abstammung. Der gehört auch nicht zu den "offenen Nazis" wie Rodina und Konsorten.

      • @Deep South:

        Danke.



        Finde ich ausgezeichnet gelungen, wie die realen Größenordnungen sichtbar werden.



        Angesichts einer Empörungsmaschinerie, von deren Heftigkeit man nie genau weiß, ob sie mehr von spießiger Entrüstung über flegelhaftes Benehmen oder ukrainekritischer politischer Beckmesserei aus moskaufreundlicher Sicht genährt wird.



        Und die zu der Größenordnung empörungswürdiger Ereignisse, die gerade in der Ukraine passieren, in einem bizarren Missverhältnis steht.

        • @Jossito:

          Seh ich genauso. Und ich glaube es ist eine Mischung aus Beidem. Abseits von den Bandera Äußerungen ist die Kritik an ihm absolut überzogen, auch wenn er ein echt unagenehmer Typ ist.

          Und gleichzeitig eignet er sich gerade deshalb bestens für das Körnchen Wahrheit, dass man gern in Putins Entnazifizierungserzählung finden möchte.

  • Klarer Fall Melnyk muss als Diplomat beendet werden. Nein, Ludmyla Melnyk ist nicht mit ihm verwandt.



    Ein Teil des ukrain. Nationalismus ist reaktiv auf den Holod-mor der Bolschewisten. Deshalb auch Sturz der Lenin-Statuen.



    In ganz Osteuropa gab es einen Antisemitismus, der sich gegen eine Minderheit richtete, die bei der Nationenbildung übrig blieb. Auch nach dem Völkermord gab es 1945 Angriffe auf Juden.



    Das FSB-Regime hat jedenfalls kein Recht, dieses Thema für sich zu verwenden. In Russland ist Antisemitismus an der Tagesordnung das berichten die seit 1990 zugereisten jüdischen Gemeindemitglieder.



    Wie bei allem: mehrere Fakten nebeneinander stellen statt sie gegeneinander zu instrumentalisieren.

  • Bedauerlich, dass erst der Youtuber Tilo Jung die kritischen Fragen an Herrn Melnyk gerichtet hat. Weder ARD, noch ZDF noch sonstige „seriösen“ Medien haben sich hier angemessen verhalten. Empfinde ich als einen ziemlichen Schlag ins Gesicht, wo doch die jüdische Gemeine schon 2010 deutlich darauf hingewiesen hat:

    www.jg-berlin.org/...6d-2010-04-01.html

    Und die Blumenniederlegung von Herrn Melnyk am Grab von Bandera 2015 auch bereist bekannt war:

    dip.bundestag.de/v...ukrainischen/66783

    Die israelische Botschaft äußert sich eindeutig: »Die Aussagen des ukrainischen Botschafters sind eine Verzerrung der historischen Tatsachen, eine Verharmlosung des Holocausts und eine Beleidigung derer, die von Bandera und seinen Leuten ermordet wurden«

    www.juedische-allg...r-schoa/?q=bandera

    So einen Botschafter in Deutschland zu dulden ist eine Zumutung und Verhöhnung der Opfer. Melnyk muss endlich abberufen oder zur Persona non grata erklärt werden. Gerne auch beides! Verstehe nicht, weshalb das Tätervolk hier zögert. Die Prioritäten müssten doch endlich mal klar sein!

    • RS
      Ria Sauter
      @Jonas Goldstein:

      Danke für diesen Beitrag!



      Das ist unfassbar, dass dieser Mensch in den Medien so hofiert wird.



      Ich verstehe es nicht

  • Verlotterung der diplomatischen Sitten

    Zitat: „Die Meinung des ukrainischen Botschafters in Deutschland gibt nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wider.“

    Was für eine Verlotterung der diplomatischen Sitten! Da tanzt ein Botschafter seinem Außenministerium auf der Nase herum und das „distanziert“ sich, statt ihn unverzüglich abzuberufen. Jegliche Äußerung eines Botschafters muß als offizielle Äußerung seiner Regierung gelten, die ihn dazu bevollmächtigt, ausnahmslos jede. Sollte seine Privatmeinung davon abweichen, hat er entweder zu schweigen oder zurückzutreten.

    Diese Affäre reiht sich zur langen Reihe anderer Verstöße des ukrainischen Botschafters gegen die Konventionen der Diplomatie, seine ständigen Einmischungen in die inneren Angelegenheiten seines Gastlandes bis hin zu Herabwürdigung seiner Repräsentanten, was in jedem anderen Land zur unverzüglichen Einbestellung in das Außenministerium führen würde, wenn nicht dazu, ihn zur Persona non grata zu erklären.

    • @Reinhardt Gutsche:

      Ja, aber Sie erinnern sich, dass nicht wenige Foristen in der taz die permanenten verbalen Entgleisungen des obersten Diplomaten der Ukraine in Berlin stets damit rechtfertigten, dass die Ukraine in einem Überlebenskampf gegen einen übermächtigen Gegner stehe und “deutliche Worte” an die deutsche Adresse deshalb legitim seien (nach dem Motto: “wo gehobelt wird, da fallen Späne”).



      Jetzt sind wiederum “deutliche Worte” gefallen, die die tatsächliche ideologische Gesinnung des Bandera-Verehrers Andrij Melnyk aufzeigen - jeder, der es wissen will, hat es auch schon vorher wissen können - und mit denen er diesmal nicht nur Deutschland, sondern auch Polen und Israel düpiert hat. Das ukrainische Außenministerium musste in dieser Causa offiziell “zurückrudern”, ein diplomatisch äußerst peinlicher Vorfall.



      Ein Verteidigungskrieg ist keine Legitimation für schlimmen nationalistischen Geschichtsrevisionismus … höchste Zeit, den ukrainischen Botschafter ins Bundeskanzleramt zu bestellen.

      • @Abdurchdiemitte:

        Und immer wieder spürt man die große Dankbarkeit für die Existenz dieses undiplomatischen Diplomaten.

        Ein Land wird angegriffen, ganz offen mit der Vernichtung bedroht, Städte, Krankenhäuser werden bomardiert, ganz offensichtlich gibt es Kriegsverbrechen, aber hey, viel wichtiger ist, der Ton macht die Musik.

        Da sind wir Deutschen ganz feinsinnig.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          „Und immer wieder spürt man die große Dankbarkeit für die Existenz dieses undiplomatischen Diplomaten. [….] aber hey, viel wichtiger ist, der Ton macht die Musik.“



          Leider ist die Uhrzeit, zu der ein Kommentar an taz.de gesendet wurde und mit der er irgendwann erscheint, kein Beleg über den Zeitpunkt der Veröffentlichung. Es kann also sein, dass die Ergänzung, die @REINHARDT GUTSCHE um 19:03 h geschrieben hat, für Sie um 21:30 h noch nicht sichtbar war.



          Ich spüre da eher Betroffenheit, dass Melnyk seinem Land „einen Bärendienst“ erweist. Ansonsten „spüre“ ich, dass die Mehrheit der Deutschen der Ukraine helfen will, und dass von denen, die das wollen, viele irritiert sind, wie Melnyk agiert.



          Mit gutem Willen war es anfänglich möglich, die Wut zu verstehen und zu glauben, M. wolle medial Druck auf Deutschland ausüben, damit DE die Hilfen verstärkt und die Lieferung von Kriegsgerät beschleunigt. Das hätte ja ein Plan sein können. Und sogar den Menschen die sich fragten, wo wohl die Drehbücher für Melnyk geschrieben werden, drängt sich jetzt die Folgerung auf, dass M. sein eigenes Drehbuch schreibt, bzw. dass er improvisiert und dass er keinen Plan hat. Bedauerlich.

          • @95820 (Profil gelöscht):

            Wie auch immer, in der Angelegenheit lag ich wohl ziemlich falsch.

            Und habe mich etwas verrant.

            • @Jim Hawkins:

              Hut ab. Es gibt hier nicht viele, die wie Sie, einen Fehler eingestehen können.

              • 9G
                95820 (Profil gelöscht)
                @Nansen:

                Anschließe mich. Mehr Mut zum Hut.

        • @Jim Hawkins:

          Interessant mit welcher Konsequenz Sie nationalistische Aussage verteidigen.



          Nationalismus ist eben Nationalismus, egal von welcher Seite

        • @Jim Hawkins:

          Hier geht es nicht mehr alleine um den Tonfall des "undiplomatischen Diplomaten", sondern um Geschichtsklitterung, um Relativierung und Verharmlosung von Faschismus,Antisemitismus ,Holocaust, Rassismus,... Ja ,da sind "wir Deutschen" schon "ganz feinsinnig". Es war ja auch ein jahrzehntelanger Weg dahin,der neben allgemeiner Aufklärung über die NS-Vergangenheit, Rassismus etc. und vielen vielen gesellschaftlichen Diskussionen auch einfach durch den Generationswechsel ermöglicht wurde.



          Seltsam ist das SIE ,als doch sonst selber so "Feinsinniger",sich hier auf einmal so ganz unempfindlich geben.

        • @Jim Hawkins:

          vorbei geschrammt am Kern des Problems. Das eine kann kaum mit dem anderen sinnhaft verknüpft werden. Es gibt keine Rechtfertigung für die Entgleisungen Melnyks.

        • @Jim Hawkins:

          "Und immer wieder spürt man die große Dankbarkeit für die Existenz dieses undiplomatischen Diplomaten."

          Wofür danken? Dafür, dass der Mann Ultranationalisten verehrt? Er vertritt ein Land, dass in die EU will!

        • @Jim Hawkins:

          Zitat @Jim Hawkins: „Da sind wir Deutschen ganz feinsinnig.“

          Und die Polen und Israelis erst...

        • @Jim Hawkins:

          Ich hatte gar nicht vor, mich an Melnyk abzuarbeiten, eigentlich ... eigentlich habe ich mir gedacht, Sie könnten das doch übernehmen, wo Sie in Sachen Antisemitismus-Bekämpfung doch sonst immer an "vorderster Front" stehen.



          Und nein, das ist gar nicht ironisch, sarkastisch oder so gemeint, denn Ihr Engagement gegen Faschismus und Antisemitismus im taz-Forum - ob hierzulande, in Palaestina, Russland und wo auch immer diese ihr Haupt erheben - weiß ich durchaus zu schätzen ... eigentlich.🤔

      • @Abdurchdiemitte:

        Ein Bärendienst

        Zitat @Abdurchdiemitte: „Ein Verteidigungskrieg ist keine Legitimation für schlimmen nationalistischen Geschichtsrevisionismus … höchste Zeit, den ukrainischen Botschafter ins Bundeskanzleramt zu bestellen.“

        So ist es. Auch ein Verteidigungskrieg ist keine Legitimation dafür, eigentlich gibt es keinerlei Entschuldigung dafür.

        Diese sehr undiplomatische Entgleisung des ukrainischen Botschafters hat allerdings den Vorteil, die mythischen Hintergründe dieses Konflikts zu erhellen. Für Melnyk et al. sind der Kampf des Selenskyj-Regimes gegen die „Moskali“ und derjenige der 250 000 Banderisten, darunter die ukrainische SS-Division „Galizien“, gegen Russen, Juden und Polen Seit an Seit der Deutschen Wehrmacht unter dem Hakenkreuz derselbe Kampf. Der Schlachtruf von Banderas Terrororganisation OUN/UPA war "Juden an den Baum, Russen (Moskali) ans Messer, Polen in den San,“ von den Maidaniks wieder aufgegriffen und vorläufig nur um Juden und Polen bereinigt.

        Bandera stand schon vor 1939 in Polen wegen Mordes polnischer Politiker vor Gericht und wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Von den Hitleristen befreit, wurde ihm als Ober-Hiwi die Judenmassaker in Lwów übertragen, (vgl. F. "Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben - Geschichte der OUN/UPA"; G. Rossolinski-Liebe "Stepan Bandera: The Life and Afterlife of a Ukrainian Nationalist: Fascism, Genocide, and Cult").

        In der Tat, aus welchem Grunde, the hell, soll es der ukrainischen Sache helfen, den ukrainischen Mussolini mit einem solchen politischen Kerbholz als Galionsfigur dieses Krieges herausstellen? Ganz im Gegenteil, damit erweist man der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die rußländische Aggression einen Bärendienst.

      • @Abdurchdiemitte:

        Ich denke, Sie haben da einen wichtigen Punkt.



        Wenn der Botschafter in dieser Lage etwas undiplomatisch wegen Waffenlieferungen ist, kann ich das verstehen.



        Geschichtsklitterung nicht.

  • „Zur Kenntnis genommen“

    Die Bundesregierung verwies auf die Stellungnahme des ukrainischen Außenministeriums, das klargestellt habe, dass es sich um die persönliche Meinung des Botschafters handele und nicht die offizielle Position der Ukraine. Man habe die Äußerungen von Melnyk „zur Kenntnis genommen“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.

    Das langt nicht!

    • @jeggert:

      ... andererseits sollte mensch sich als Deutsche*r/Deutscher Staat nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

    • @jeggert:

      Das würde ich auch meinen. Immerhin geht es um Leugnung der Beteiligung am Holocaust.

  • Melnyk ist nicht der erste ukrainische Konsul der durch Verherlichung von Nazis auffiel,



    Wassil Maruschinetz ein ehemaliger ukrainischer Konsul aus Hamburg wurde wegen seiner faschistischer Gesinnung des Amtes enthoben.



    www.heise.de/tp/fe...072580.html?seite=

    taz.de/Ukrainische...-Hamburg/!5506281/

    Des weiteren wurde vor nicht langer Zeit in der Ukraine, die Hauptstraße, die zum Babi-Yar-Mahnmal führt, nach dem NS-Kollaborateur Stepan Banderaumbenannt.

    • @Bu-Be:

      Bei aller Kritik an den Umgang in der Ukraine mit Stepan Bandera sollte mensch in Deutschland eigene Verfehlungen, Ignoranz und Verklärung nicht aus dem Auge verlieren. Umgang mit Hitlers Steigbügelhalter Hindenburg, Umgang mit NS-Richter und späteren Ministerpräsidenten Hans Filbinger, Umgang mit Ermächtigungsgesetz-Mitbeschließenden und späteren Bundespräsident Theodor Heuss ...

  • Das Ansehen der Ukraine hat schon durch die enge Anbindung des mittlerweile vernichteten, rechtsextremen und nationalistischen Asov-Regiments an die Kiewer Regierung sehr gelitten.

    Die Offiziellen sollten sich jetzt umgehend auch von den historischen Faschisten in den eigenen Reihen distanzieren, um die Unterstützung Westeuropas nicht zu verlieren. Die Wertvorstellungen der Ukrainer wirken sonst auf manche von uns äusserst abstossend.

    • @VanessaH:

      "mittlerweile vernichteten, rechtsextremen und nationalistischen Asov-Regiments an die Kiewer Regierung sehr gelitten."

      Ob das Asov-Regiment ganz vernichtet ist,



      ist fraglich, zumindest bestehen die faschistischen Strukturen sowie die Verehrung



      von Bandera in Teilen der ukrainischen Armee.

      Wer hat das rechtsextreme und nationalistische Asov-Regiment vernichtet?

    • @VanessaH:

      "Die Wertvorstellungen der Ukrainer" dürften doch sehr unterschiedlich sein. Die Wertvorstellungen deutscher Nazis, deutscher Leerdenker oder deutscher Pazifisten sind auch nicht meine, obwohl in meinem Pass ebenfalls "deutsch" steht.

      • @dites-mois:

        Der Punkt ist, dass man in der Ukraine solche und solche hat. Das ist weder ein Land wie Schweden (eine der besten Demokratien weltweit) noch ein Nazi-Staat. Beides ist Propaganda.



        Allerdings sollte eine Regierung, die zum Westen gehören will, dafür sorgen, dass bedenkliche Werte nicht offiziell sind.



        Sie können natürlich nichts für jeden Ukrainer, so wie Sie nichts für jeden Deutschen können.



        Aber regierungsamtliche Handlungen und Äußerungen sind was anderes.



        Wenn 2014 Nazis Kampfgruppen gegen die Russen bilden, ist das eine Sache.



        Wenn man diese Gruppen in die staatlichen Organe aufnimmt, eine ganz andere.



        Wenn einfache Menschen die negativen Aspekte ausblenden und in ihm "nur" den Kämpfer für die Unabhängigkeit sehen, so wie die Amerikaner Washington verehren, aber seine Sklavenhaltung ausblenden, ist das noch menschlich.



        Ein Botschafter auf einem zentralen Posten (Melnyk ist nicht der Hausmeister des ukrainischen Konsulats in Frankfurt, sondern der Botschafter in Berlin) muss sich klar von solchen Dingen distanzieren.



        Er kann ja sagen: "Ich bewundere den Freiheitskämpfer, aber ich verachte den Antisemiten".

        • @Kartöfellchen:

          "Allerdings sollte eine Regierung, die zum Westen gehören will, dafür sorgen, dass bedenkliche Werte nicht offiziell sind."



          Hat sie sofort getan. Sich distanziert und betont, dass das nicht ihre Ansichten sind. Also alles korrekt gelaufen.



          Deswegen ist die Ukraine aber kein demokratischer Musterstaat, das hat auch niemand behauptet und das ist im aktuellen Kontext auch ziemlich wurscht.

  • Das Thema ist komplex, einerseits war Bandera 41-44 von den Deutschen ins Konzentrationslager gesperrt, sein Bruder kam um. Er war also nicht Befehlshaber während der blutigsten Phase. Andererseits war er klar Anti-Semit, inwiefern er mit den Massakern an Polen übereinstimmte ist umstritten. Das ist auch der Grund warum ihn das Außenministerium zurückgepfiffen hat es geht um die guten Beziehungen zu Polen.

    Generell ist es ein dunkler Fleck in deutschen Debatten, wie diese anti-kolonialistischen Kolloborateure außerhalb Deutschlands rezipiert werden. Sukharto ist in Indonesien Held der Unabhängigkeit und nicht Achsenkolloborateur, Rashid Ali und seine Arabische Legion, Bose aus Indien ist für viele Inder ein Held, hab einen indischen Kommilitonen der findet den bspw. Super weil er gegen die Briten war. Was seine Soldaten sonst so anrichtete interessiert nicht so sehr. In Indien wurde erst vor kurzem über Boses indische Befreiungsarmee eine glorifizierende Serie produziert. Das all diese Einheiten an brutalen Kriegsverbrechen beteiligt waren wird zumeist ignoriert. Man muss mit diesen Perspektiven nicht übereinstimmen aber für viele Ukrainer und Balten war (und für einige ist) Stalin der größere Feind als Hitler. Bandera und die Ukraine kann man nur verstehen wenn man sich auch in diese anti-kolonialistische Perspektive reinarbeitet. Man muss sie natürlich nicht teilen, ich halte Bandera persönlich für einen Verbrecher, aber lebe in einer Demokratie im Wohlstand da lässt es sich leicht urteilen.

    • @Machiavelli:

      Sie meinen Sukarno, nicht Suharto

    • @Machiavelli:

      "Das Thema ist komplex": Öhm, nö!



      "...inwiefern er mit den Massakern an Polen übereinstimmte ist umstritten.": Nein, nur die braunen Ukrainer leugnen. Sie nennen die deutsche Nazizeit ja auch nicht umstritten, weil ein paar braune Jungs und Mädchen den Holocaust leugnen (hoffe ich jedenfalls mal).

  • Wobei doch schon lange bekannt ist, dass Herr Melnyk ein Bandera-Fan und Geschichtsrevisionist ist. Dass der Typ so lange hofiert wurde (nicht nur durch die Springer-Presse) ist der eigentliche Skandal. Wenn man mal vergleicht mit welchem Furor über die Documenta hergefallen wurde und wie nachsichtig die Verehrung des Botschafters für einen am Holocaust Tat-Beteiligten behandelt wird, kann man das nur als heuchlerisch bezeichnen.

    „Eine von der OUN Banderas aufgestellte Miliz bereitete durch Verhaftungen in Lemberg die Massenerschießung von 3.000 Juden durch die Einsatzgruppe C der deutschen Sicherheitspolizei am 5. Juli 1941 nicht nur vor, wie der Historiker Hannes Heer gezeigt hat. Angehörige dieser Miliz ermordeten viele Juden auf brutale Weise. Sie erschossen, erstachen und erschlugen sie.“

    Herr Hawkins „Melnyk rules!“ übernehmen sie.

    • @guzman:

      Wobei man hier differenzieren muss:



      Ist dies eine Nation, die hier einfach alles negative ausblendet, weil sie verzweifelt Nationalhelden braucht?



      Oder ist das eine Nation, die damit sympathisiert, also z.B. mit dem Hass auf Minderheiten und Russen wie typisch für Bandera...

    • @guzman:

      Das bezog sich auf eine sarkastische Äußerung Melnyks über deutsche "Intellektuelle".

      Es ist mir klar, dass Sie glücklich darüber sind, einen Melnyk zu haben. Asow ist weg und Selenskji wird nur von den ganz harten Hunden diffamiert.

      Und die Klitschkos sind merkwürdigerweise tabu. Vielleicht weil die Boxer waren.

      Was bliebe ihnen nur, wäre Melnyk auch noch weg? Dann müssten Sie Zuflucht bei Argumenten suchen.

      • @Jim Hawkins:

        Ihr "Argument" ist jetzt aber auch ausgesprochen schwach, nicht wahr? Das merken Sie doch selber.

        • @HRM:

          Mein Argument ist es, die Ukraine entscheiden zu lassen, wie sie mit diesem mörderischen Angriffskrieg umgeht.

          Welches ist ihres?

          • @Jim Hawkins:

            Hm, und was hat DAS jetzt mit dem Thema der ukrainischen Verstrickung in den NS-Vernichtungsfeldzug in Osteuropa und der seltsam geschichtsrevisionistischen Deutung dieser Vorgänge durch den ukrainischen Botschafter zu tun? Die im übrigen von offiziellen ukrainischen Regierungsstellen nicht geteilt wird. Nicht nur Polen, auch der israelische Botschafter in Deutschland hat sich inzwischen ja auch eindeutig zu den Melnykschen Entgleisungen geäußert.



            @Jim Hawkins, Sie müssen nichts verteidigen, wo es nichts zu verteidigen gibt.

          • 9G
            95820 (Profil gelöscht)
            @Jim Hawkins:

            „Mein Argument ist es, die Ukraine entscheiden zu lassen,“ Mit Verlaub, das ist kein Argument, das ist ein (akzeptabler) Standpunkt. „Melnyk rules.“?

            • @95820 (Profil gelöscht):

              Vielleicht war das ein Griff ins Klo, kann sein.

              Aber ohne "Asow" und ohne "Melnyk" hätten die Freunde des offenen Briefes nur abstraktes und blumiges zu bieten.

              Verhandlungen, Verhandlungen, Verhandlungen. Frieden, Frieden, Frieden. Keine Ahnung wie, aber immer von Herzen und schwer betroffen.

              Blutleer und substanzlos.

              Außerdem finde ich, dass jeder einen Ort haben sollte, an dem er gehasst wird.

          • @Jim Hawkins:

            Ah, der gute alte Themenwechsel (=Derailing),wenn die Argumente ausgehen!



            Aber da bin ich auch ganz bei Ihnen : Die Ukraine entscheidet ,wie sie mit diesem Krieg umgeht. Allerdings kann die ukrainische Regierung oder Angehörige des Diplomatenkorps anderen Regierungen nicht vorschreiben wie diese sich in dem Konflikt verhalten.Ohne Rüstungsunterstützung von Dritte ,könnte sich die Ukraine nicht mehr lange halten.Und ist deswegen letztlich von anderer Leute Entscheidungen abhängig.

            • @Mustardmaster:

              Wenn die ukrainische Regierung den westlichen Staaten nicht vorschreiben kann, wie diese sich verhalten sollen, warum dann sie ganze Aufregung?

          • @Jim Hawkins:

            Auf einmal so sanft zu Antisemiten?

          • @Jim Hawkins:

            Indessen, die Ukraine geht ja nicht alleine mit diesem mörderischen Angriffskrieg um.



            Soweit ich weiß, hat der Westen massive Sanktionen gegen Russland beschlossen?



            Und liefert Waffen, auf die die Ukraine nun angewiesen ist, nachdem die Russen ihre Industrie zerbombt haben?



            Und wir zahlen viel Geld, um die kriegsbedingten Ausfälle zu kompensieren?



            Und wenn der Krieg vorbei ist, wir die Ukraine auch nicht nur mit ukrainischem Geld wieder aufgebaut, oder?



            Insofern- auch wenn ich grundsätzlich dafür bin die Ukraine zu unterstützten- sind auch wie involviert und müssen entscheiden, wie wir mit der Situation umgehen? Und auch schauen, wer uns da gegenüber sitzt?



            Man denke einmal, ein Bundeswehrgeneral hätte Ernst Jünger als Vorbild genannt oder hätte an seinem Grab Blumen nieder gelegt. Was wäre in der taz los.

      • @Jim Hawkins:

        Die Klitschkos haben einen gewissen Bonus, weil sie eben sowas nicht verbreiten.



        Dafür sind es Millionäre, die statt ein Leben am Strang ihres riskieren.



        Das muss man sehr respektieren.

      • @Jim Hawkins:

        Nun, ich denke, wie in jedem Land gibt es auch in der Ukraine solche und solche. Sie ist sicherlich kein einheitlicher Block, weder in Richtung "Alles aufrechte Demokraten" noch in Richtung "Alles Banderisten und Faschisten". Beides ist Propaganda. Der eigentliche Skandal um Asow ist nicht, dass sich in einer Krise auch Nazis am Kampf ihres Landes beteiligten. Sondern, dass ein solches Regiment, mitsamt rechtsextremer Symbolik und trotz Kriegsverbrechen (Quelle: Amnesty) in die offiziellen Sicherheitsorgane aufgenommen wurden. Das gibt mir zu denken, was dies aussagt. Im Besten Falle hat da einer weit oben keine Hemmungen, Nazis einzusetzen. Im Schlimmsten Falle haben die Rechtsextremen Sympathisanten weit oben.



        Und Melnyk ist nicht der Einzige.



        "Vor allem im Westen der Ukraine wird Bandera heute von breiteren Bevölkerungsschichten als Nationalheld verehrt,[21] dort gibt es seit 2014 auch Hunderte nach ihm benannte Straßen, viele lebensgroße Statuen und Büsten, einige monumentale Denkmäler sowie mehrere Museen zu seinen Ehren."



        Nun ist das wiederum nicht eindeutig zu klären, ob sie "Nur" den Aspekt "Kämpfer für die Ukraine" verehren und den Rest ausblenden. Oder ob da durchaus Sympathien sind.



        Bedenklicher:



        Am 22. Januar 2010 verlieh der damalige ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko Bandera postum den Ehrentitel Held der Ukraine.[24] Die damalige Ministerpräsidentin Julia Timoschenko von der Vaterlandspartei sprach Juschtschenko in dieser Angelegenheit ihre Unterstützung aus.[25] Die polnische und russische Regierung sowie einige andere Institutionen protestierten gegen diese Ehrung.[26] Das Europäische Parlament äußerte die Hoffnung, dass der neue Präsident der Ukraine diesen Präsidialerlass revidiere. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum verurteilte die Ehrung und wies darauf hin, dass Bandera Mitschuld am Tod von Tausenden Juden trage.[27]



        de.wikipedia.org/w...g_und_Personenkult

        • @Kartöfellchen:

          Ich bin sogar der zuversichtlichen Überzeugung, dass die ukrainische Zivilgesellschaft das Potential hat, alle diese dunklen Seiten der ukrainischen Geschichte - Nationalismus, Antisemitismus, Russen- und Polenhass - zu überwinden, wie Deutschland heute auch ein positives Verhältnis zu seinen französischen und polnischen Nachbarn hat … wenn man die Ukrainer nur lässt. Sie müssen allerdings erst die Chance bekommen, in den zivilgesellschaftlichen Zustand zurückkehren zu können … jetzt befinden sie sich im Kriegszustand und es ist nicht ihre Wahl. Den Krieg kann nur Russland beenden. Vielleicht ist dann - in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft - auch ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zwischen diesen beiden Staaten möglich.



          Bei diesem ukrainischen (und längerfristig russischen) Demokratisierungsprozess können wir Europäer unterstützen (weshalb ich den EU-Beitritt der Ukraine begrüßen würde, nicht aber den NATO-Beitritt) … in diesem Sinne erhoffe ich mir von westlicher Seite einen schnellen Erkenntnisgewinn, dass Solidarität mit der Ukraine mehr bedeutet als bloß Waffenlieferungen (im Moment bedeutet es allerdings hauptsächlich militärische Unterstützung).