Umgang mit Ungeimpften: Maximaler Druck ist nötig
Nichts ist derzeit wichtiger als die Impfquote zu erhöhen. Das kommt nicht einer Impfpflicht gleich, sondern ist für Impfunwillige nur unbequemer.
E s kommt nicht oft vor, dass man den Impuls verspürt, Kanzlerinamtsminister Helge Braun (CDU) zuzustimmen, aber bei seinen jüngsten Äußerungen ist es so. Ungeimpfte müssten bei steigenden Corona-Inzidenzen stärker eingeschränkt werden als Geimpfte, sagte er der Bild am Sonntag. Vollständig Immunisierte könnten dagegen ihre Freiheiten behalten.
Nichts ist derzeit wichtiger als maximalen Druck aufzubauen, damit mehr Menschen sich impfen lassen. Wer keine Impfung möchte, der wird bei steigenden Infektionszahlen in Kauf nehmen müssen, dass er nicht ins Fitnessstudio, Schwimmbad, Kino oder ins Fußballstadion darf. Es ist zumutbar, dass Ungeimpfte nach einer Auslandsreise in Quarantäne müssen und einen PCR-Test brauchen.
Wenn die Impfquote bis zum Herbst nicht deutlich steigt, dann wird die hochansteckende Deltavariante Deutschland im Herbst mit voller Wucht treffen – insbesondere die Jungen. Mag sein, dass schwere Verläufe und Todesopfer in dieser Altersgruppe unwahrscheinlich sind. Aber hohe Infektionszahlen erhöhen immer auch die Wahrscheinlichkeit für Mutationen, die dann auch wieder die Risikogruppen gefährden.
Die Erwachsenen haben zudem eine gesellschaftliche Verantwortung gegenüber Kindern und ihrem Wohlergehen. Für unter 12-Jährige ist kein Impfstoff zugelassen. Bei den 12- bis 16-Jährigen wird keine Impfung empfohlen. Und dann sind da auch noch die jungen Menschen, die nicht geimpft werden können. Steigt die Impfquote nicht, werden die Schulen und Kitas sehr wahrscheinlich erneut im Herbst und Winter schließen – mit all den verheerenden Folgen für Kinder und Eltern.
Mehr Druck auf Impfunwillige ist keine Impfpflicht durch die Hintertür. Die Unannehmlichkeiten und Einschränkungen haben eine Lenkungswirkung und erinnern die Skeptiker an ihre Verantwortung. Wer dennoch keine Impfung möchte, wird nicht dazu gezwungen. Er oder sie hat es lediglich unbequemer.
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