Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Hälfte Deutschlands voll geimpft
Über 50 Prozent der Bevölkerung sind nun immunisiert. Eine Testpflicht für Tourist:innen kommt wohl bald. Viele Jugendliche zeigten im Lockdown Depressions-Symptome.
Mehr depressive Jugendliche im Lockdown
Die Zahl der Jugendlichen mit Anzeichen einer Depression ist laut einer Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung im ersten Coronalockdown im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. In der Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen habe sich der Anteil damals von zehn Prozent auf etwa 25 Prozent erhöht, teilte das Institut am Mittwoch in Wiesbaden unter Verweis auf eine von ihm verfasste Studie zur Corona-Belastung von Kindern und Eltern mit.
Laut Hochrechnungen sei die Gesamtzahl der bundesweit betroffenen Jugendlichen damals dementsprechend auf rund 477.000 gestiegen, berichtete das Institut weiter. Für seine Untersuchung, die sich unter anderem auch mit den Auswirkungen von Schulschließungen auf Bildungsstand und Familien befasste, nutzte es wiederum Analysen aus dem sogenannten Familienpanel pairfam aus dem Frühsommer 2020.
Das Bundesinstitut wies zugleich darauf hin, dass die Werte auf Selbsteinschätzungen der Jugendlichen zu typischen depressiven Symptomen beruhten. Nicht alle Betroffenen seien an Depressionen erkrankt. Gleichwohl deuteten die Ergebnisse an, dass die Folgen von Schulschließungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen „offensichtlich gravierender“ seien als bisher angenommen. Das Offenhalten von Schulen müsse „Priorität“ haben.
Der Untersuchung zufolge wirkte sich die Zeit von Homeschooling und Distanzunterricht dabei unterschiedlich auf den persönlichen Lern- und Entwicklungsstand von Jugendlichen aus. Rund zwei von drei jungen Menschen seien trotz mancher Schwierigkeiten „relativ gut“ durch die bisherigen Einschränkungen gekommen, erklärte Martin Bujard vom Bundesinstitut. Es sei davon auszugehen, dass sie in dieser Phase auch zusätzliche Kompetenzen etwa im Bereich Digitalisierung und Selbstständigkeit erworben hätte, betonte er.
Auf der anderen Seite hätten die Auswirkungen der Pandemie laut Analyse aber insbesondere Kinder und Jugendliche aus sogenannten bildungsfernen Familien besonders benachteiligt. Gleiches gelte für junge Menschen, bei denen zu Hause kein Deutsch gesprochen werde. Zudem könnten sich bei einigen Kindern auch Lernrückstände und psychische Probleme nun wechselseitig verstärken. Wichtig sei aber, kurzfristig auch nicht zu viel Lerndruck aufzubauen. Der Ausgleich von Bildungsdefiziten sei ein „langfristiger Prozess“. (afp)
Mehr als die Hälfte der Deutschen voll immunisiert
Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland hat den vollständigen Impfschutz gegen das Coronavirus. 50,2 Prozent der Bürgerinnen und Bürger hätten den vollen Schutz, teilte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Dies sind 41,8 Millionen Menschen. Zudem sind demnach 50,85 Millionen mindestens einmal geimpft, das entspricht einem Anteil von 61,1 Prozent.
Spahn appellierte zugleich erneut an die Menschen, sich impfen zu lassen. „Je mehr sich jetzt impfen lassen, desto sicherer werden Herbst und Winter“, schrieb der Gesundheitsminister mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen und die Sorge vor einer vierten Coronawelle im Herbst. (afp)
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Testpflicht für Reiserückkehrer wohl ab August
Urlauber müssen sich bereits ab kommendem Monat auf erweiterte Testpflichten bei der Rückkehr nach Deutschland gefasst machen. Der Bund habe zugesichert, er werde bis zum 1. August alles probieren, um eine einheitliche Testpflicht einzuführen, „nicht nur für Flugreisen, sondern auch beispielsweise für alles, was an normalem Autoweg oder Bahnweg kommt“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstagabend in den ARD-“Tagesthemen“. Am Nachmittag sei ihm mitgeteilt worden, dass eine Rechtsgrundlage geschaffen werde, damit die Umsetzung zum 1. August klappe.
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Söder sagte: „Die Regel ist ja relativ einfach, jeder braucht einen Test, der sozusagen wieder anreist, ob er mit dem Auto, der Bahn oder mit dem Flugzeug kommt.“ Er glaube, dass das jetzt verständlicher, klarer und sicherer sei. Derzeit gilt die Testpflicht nur für Menschen, die per Flugzeug nach Deutschland einreisen.
Söder äußerte sich nicht explizit dazu, wie Geimpfte und Genesene künftig behandelt werden. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte der „Bild“ (Mittwoch) gesagt: „Wer nachweislich geimpft oder genesen ist, braucht natürlich keinen Test.“
Söder sagte weiter, das ursprünglich angedachte Datum für eine Einreiseverordnung ab 11. September wäre „ein Witz gewesen“. „Da ist der Urlaub vorbei selbst in den Ländern mit späten Ferien.“ Die Länder hätten Druck gemacht, weil sie eine verlässliche Basis für die Einreise bräuchten.
Seehofer und auch Söder sagten, die Kontrollen sollten im Individualverkehr stichpunktartig erfolgen. Stationäre Grenzkontrollen wolle keiner und mache auch keiner, sagte Söder.
Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen sagte der „Rheinischen Post“ (Mittwoch): „Reisemobilität bleibt ein wesentlicher Faktor bei der neuerlichen Zunahme der Neuinfektionen in Deutschland und Europa.“ Deswegen sei es richtig, die Testpflicht auf alle Reisenden auszuweiten. (dpa)
In Teilen Frankreichs erneut Maskenpflicht draußen
Wenige Wochen nach der Aufhebung der Maskenpflicht im Freien in Frankreich wird diese in immer mehr Regionen und Städten des Landes wieder eingeführt. Wegen der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus muss seit Dienstag in der Präfektur Gironde im Südwesten Frankreichs auch im Freien wieder eine Maske getragen werden. Auch in anderen Landesteilen im Osten und Südosten des Landes sowie auf der Mittelmeerinsel Korsika gilt wieder eine strengere Maskenpflicht.
Der Präfektur zufolge stieg die Inzidenz in der Gironde bei Bordeaux binnen zwei Wochen von 40 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner auf inzwischen 314. In Korsika stieg die Inzidenz zuletzt sogar auf 699. Die korsischen Behörden verhängten daher eine Maskenpflicht im Freien für belebte Straßen in großen Städten.
Zuerst hatte das Département Pyrénées-Orientales (Östliche Pyrenäen) Mitte Juli die Maskenpflicht wieder eingeführt. Ausnahmen gelten nur am Strand und in der Natur.
Erst Mitte Juni war die Maskenpflicht im Freien landesweit aufgehoben worden. In Innenräumen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln galt sie weiter. (dpa)
Integrationsbeauftrage will Impfangebot für Migrant:innen
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), fordert besser auf Menschen mit Migrationsgeschichte zugeschnittene Impfangebote. „Nötig ist ein mehrsprachiges und aufsuchendes Informations- und Impfangebot vor Ort“, sagte sie der Rheinischen Post vom Mittwoch. „Es gibt gute Beispiele in den Kommunen – von Coronalotsen, die vor Ort aufklären, über Info-Busse und Lautsprecherwagen bis hin zu mobilen Impfstationen. Diese Beispiele müssen jetzt lokal und kommunal Schule machen.“
Widmann-Mauz erinnerte daran, dass jeder und jede Vierte in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte hat. Die meisten könnten über deutschsprachige Medien erreicht werden, „aber für Menschen, deren Deutschkenntnisse gering sind, brauchen wir andere Kanäle“.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, forderte angesichts der schleppenden Impfkampagne mehr Einsatz in sozialen Brennpunkten. „Gerade um sozial schwächere Gruppen zu erreichen, müssen wir direkt vor Ort – in den sozialen Brennpunkten – präsent sein“, sagte er der Rheinischen Post.
Es reiche dabei nicht, „buntes Informationsmaterial“ zu verteilen. „Wir brauchen mehr niederschwellige, wohnortnahe Impfangebote wie zum Beispiel mit Impfmobilen in den Kiezen“, sagte Reinhardt. Auch sollten „Sportvereine, Kulturvereine und die unterschiedlichen Glaubenseinrichtungen“ für die Impfkampagne ins Boot geholt werden.
TV-Spots zur besten Sendezeit und verständlich aufbereitete Informationsmaterialien in den sozialen Medien könnten ebenfalls helfen, die Impfbereitschaft in allen Bevölkerungsgruppen zu steigern. „Wir dürfen nichts unversucht lassen, die Menschen zur Impfung zu motivieren“, mahnte Reinhardt.
Seiner Überzeugung nach sind die meisten Ungeimpften keine radikalen Impfgegner. „Viele haben sich bislang mit dem Thema noch nicht ernsthaft auseinander gesetzt oder sie schieben diese Entscheidung vor sich her“, sagte Reinhardt. „Da hilft nur konsequente Aufklärung.“ (dpa)
US-Regierung erwägt Impfpflicht für Mitarbeitende
Die US-Regierung erwägt, für ihre mehr als zwei Millionen Mitarbeiter eine Corona-Impfpflicht einzuführen. „Das wird zur Zeit geprüft“, sagte US-Präsident Joe Biden auf die Frage einer Journalistin nach einer Impfpflicht für Angestellte des Bundes. „Aber falls Sie nicht geimpft sind, dann sind Sie nicht annähernd so intelligent wie ich dachte“, sagte Biden am Dienstag (Ortszeit) bei einem Besuch des Büros der Geheimdienstkoordinatorin (ODNI) weiter.
Der Demokrat Biden hat sich gegen eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. Die Impfkampagne in den USA tritt inzwischen jedoch auf der Stelle – und das trotz einer Fülle an Impfstoffen und vielen Impfanreizen. Politisch könnte aber selbst eine auf die Angestellten der Regierung begrenzte Impfpflicht heikel werden: Viele Republikaner dürften dies als Eingriff in die individuelle Freiheit zurückweisen. Falls die Impfungen damit zum politischen Zankapfel werden sollten, dürfte es noch schwieriger werden, kritische oder zögernde Anhänger der Republikaner zu überzeugen, sich impfen zu lassen.
Erst am Montag hatte das Veteranenministerium erklärt, dass sich die medizinischen Mitarbeiter der Krankenhäuser für die früheren Militärangehörigen nun gegen das Coronavirus impfen lassen müssen. Ärzte, Zahnärzte, Krankenschwestern und andere medizinische Angestellte haben acht Wochen Zeit, sich die Spritzen geben zu lassen. Bei der Anordnung handelte es sich um die erste Impfpflicht einer größeren Bundesbehörde. Die Ministerien und Behörden des Bundes beschäftigten dem wissenschaftlichen Dienst des Kongresses zufolge 2020 knapp 2,2 Millionen zivile Mitarbeiter.
Auch in der Metropole New York und dem bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat Kalifornien müssen sich städtische beziehungsweise staatliche Angestellte künftig gegen Corona impfen lassen. Nicht geimpfte Mitarbeiter müssen sich regelmäßig auf eine Corona-Infektion testen lassen.
In den USA sind bislang erst 49 Prozent der Bevölkerung von rund 330 Millionen Menschen vollständig geimpft. Zuletzt stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen wegen der besonders ansteckenden Delta-Variante im Schnitt wieder auf fast 50.000 an. (afp)
RKI registriert 2.768 Neuinfektionen
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 2.768 neue Positivtests. Das sind 565 mehr als am Mittwoch vor einer Woche, als 2.203 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 15,0 von 14,5 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner:innen sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.
21 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 91.586. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,76 Millionen Coronatests positiv aus. (rtr)
RKI-Chef Wiehler will wohl weiter Orientierung an Inzidenz
Angesichts der Diskussion über den Umgang mit steigenden Infektionszahlen hat sich RKI-Chef Lothar Wieler einem Medienbericht zufolge weiterhin für die Inzidenz als „Leitindikator“ ausgesprochen. Wie die Bild am Dienstag berichtete, präsentierte der Direktor des Robert-Koch-Instituts bei einer Schaltkonferenz zwischen Kanzleramtschef Helge Braun und den Chefs der Staatskanzleien der Länder am Montag ein Papier, in dem er dafür plädierte, an der Inzidenz festzuhalten.
Damit widerspricht Wieler auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der vor einigen Wochen erklärt hatte, dass der Inzidenzwert an Aussagekraft verliere. Laut Bild heißt es in dem Papier, dass Prävention „weiterhin die höchste Priorität (= niedrige Inzidenz)“ habe. Wieler warnte demnach darin auch, dass „die vierte Welle“ begonnen habe.
Nach Informationen der Zeitung waren die Ländervertreter mit Wielers Festhalten an der Niedrig-Inzidenz-Strategie überwiegend nicht einverstanden. Teilnehmer sprachen sich dagegen aus, die Inzidenz weiter als wichtigsten Maßstab für die Corona-Maßnahmen zu betrachten.
Braun erklärte demnach die Frage, welche Bedeutung die Inzidenz künftig haben soll, zur Richtungsentscheidung. Bund und Länder sollten bis zur nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 10. August entscheiden, ob sie ausschließlich dem Ziel folgen, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern – oder ob sie anstreben, die Nachverfolgung der Corona-Infektionen sicherzustellen und somit die Inzidenz niedrig zu halten.
Für den 10. August ist eine Videokonferenz der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angesetzt. Die Teilnehmer werden über die künftige Strategie in der Coronapandemie beraten. Zuletzt waren Debatten um mehr Freiheiten für Geimpfte sowie neue Richtwerte zur Einschätzung der pandemischen Lage aufgekommen. (dpa)
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