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Böllerverbot an Silvester in BerlinDas wäre echt der Knaller

Nie standen die Chancen besser, ein ruhiges Silvester zu erleben – Corona sei Dank. Doch nicht alle freut das. Und wäre es auch kontrollierbar?

Viel Rauch um Nichts Foto: dpa

Die Polizeigewerkschaftschaft will's krachen lassen

Die jährlichen Berichte am 1. Januar ähneln sich frappierend. „Im Berliner Unfallkrankenhaus (UKB) behandelten die Ärzte bis zum Nachmittag 26 Verletzungen durch Böller. Dazu zählten mehrere schwerste Verbrennungen. Teils waren durch Explo­sio­nen Finger abgetrennt worden, in einem Fall die ganze Hand. Unter den Schwerverletzten seien vier Kinder unter zehn Jahren“, hieß es etwa am 1. Januar 2020 aus dem UKB. Die Sprecherin des Klinikums, Angela Kijewski, beschreibt gegenüber der taz die immer wiederkehrende Lage so: „Die Zeit um den Jahreswechsel ist aufgrund der Zahl der Verletzungen und ihrer Schwere extrem arbeitsreich“; die OP-Säle seien durchweg belegt, ebenso die Stationen in den Tagen danach.

Die Berliner Feuerwehr meldete in ihrem Jahresbericht 2019: „In der Silversternacht rückte die Berliner Feuerwehr zwischen 19 und 6 Uhr zu mehr als 1.500 Einsätzen aus. Erneut kam es zu einer Vielzahl von Angriffen gegen Einsatzkräfte.“ Letztere, so mahnt die Feuerwehr schon länger, würden stetig zunehmen.

Vor diesen Hintergrund wäre ein (vorerst einmaliges) Aussetzen der Böllerei, wie er in dem von Berlin verfassten Entwurfspapier für die Bund-Länder-Verhandlungen am Mittwoch vorgesehen ist, ein echter (und gesunder) Knaller. Doch den stets düsteren Bilanzen zum Trotz halten sich UKB, Feuerwehr und auch die Berliner Polizei in der Debatte über ein Verkaufsverbot für Böller mit einer klaren Positionierung zurück.

Obwohl ein solches Verbot die Arbeit an Silvester „in vielerlei Hinsicht erleichtern“ würde, wolle man sich dazu nicht pauschal äußern, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Montag; schließlich sei dies keine Entscheidung, die die Feuerwehr treffen müsse, sondern die Politik. Ähnlich äußerten sich UKB und eine Polizeisprecherin.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wiederum glaubt nicht so recht an ein solches Verbot. Denn es gehe „vor allem auch um die Umsetzbarkeit“, teilte GdP-Landeschef Norbert Cioma am Montag mit. Viele Ber­li­ner*innen hätten noch Böllervorräte aus den vergangenen Jahren und die Polizei sei weder technisch noch von der Größe der Stadt her in der Lage, das Verbot – so es denn komme – umfassend zu kontrollieren.

Zudem äußerte Cioma rechtliche Bedenken: „Alles mit der Gefahr durch die Coronapandemie zu begründen, finden wir nicht ganz schlüssig; den Zusammenhang zwischen benötigten Kapazitäten auf den Intensivstationen und den Rettungsstellen, die sich an Silvester um Verletzungen durch unsachgemäßen Gebrauch von Pyrotechnik ergeben, sehen wir nicht.“

Die GdP sprach sich für eine Ausweitung der Böllerverbotszonen aus, die am vergangenen Jahreswechsel zum ersten Mal getestet wurden. Auf dem Alexan­derplatz und rund um die Pallasstraße in Schöneberg-Nord durfte damals nicht geknallt werden. Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte die beiden Testzonen Mitte Januar als Erfolg bezeichnet. Die Anwohner hätten durchweg positiv reagiert. Allerdings sei das Konzept nur deshalb aufgegangen, weil ausreichend Beamte dafür abgestellt waren. Selbst ein Wasserwerfer wurde in Schöneberg bereitgehalten.

Geisel war damals davon ausgegangen, dass diese Verbotszonen auch zum Jahreswechsel 2020/21 wahrscheinlich seien. Eine Diskussion über weitere Verbotszonen – etwa auf dem Hermannplatz in Neukölln – hatte er indes als „verfrüht“ bezeichnet. Aber dieses Jahr ist ja ganz anders. Bert Schulz

Am Morgen tief durchatmen

Fakt ist: Silvesterfeuerwerk produziert Unmengen an Feinstaub. Wenn innerhalb von ein bis zwei Stunden Millionen Schwarzpulverladungen in die Luft gehen, hängt die im Anschluss voller winziger Partikel aus Ruß.

Bei günstigem Wetter – viel Feuchtigkeit in der Luft – verbinden sich diese Substanzen mit Wassertröpfchen zu einem deutlich sichtbaren Aerosol: dem Neujahrsnebel des Grauens. Ohne Feuerwerk könnte man nach dem Anstoßen also endlich mal wieder tief durchatmen. Fakt ist aber auch: Der Beitrag eines Silvesterfeuerwerks zur Gesamtbelastung der Berliner Luft mit Feinstaub ist – leicht zugespitzt – irrelevant.

Zwar sind die an den Luftmessstationen ermittelten Mengen der Feinstaubklasse PM10 in der Silvesternacht so hoch, dass die Ausschläge auf den Diagrammen nicht mehr richtig dargestellt werden können. In der Frankfurter Allee schnellte der Stundenwert am 1. Januar 2020 um 1 Uhr auf das 40-fache des um diese Uhrzeit üblichen PM10-Werts.

Der Tagesdurchschnitt des 1. Januar lag mit 83 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (μg/m3) über dem Wert von 50 Mikrogramm, der gemäß EU-Grenzwert 35-mal im Jahr überschritten werden darf. An drei weiteren Stationen wurden Tageswerte zwischen 50 und 80 Mikrogramm gemessen, an den restlichen acht blieb alles im grünen Bereich. Und überhaupt: Was Feinstaub angeht, ist Berlins Luft mittlerweile ziemlich gut. Seit 2015 wurde die 35-Tage-Marke nirgendwo in der Stadt gerissen. Claudius Prößer

Feuerwerksverkauf

Um den Jahreswechsel boomt das Geschäft mit Feuerwerk. Für Torsten Fehr, den Geschäftsführer des Lichtenrader Feuerwerksverkaufs, ist die Aussicht auf ein Verbot von privatem Feuerwerk an Silvester daher auch „eine mittlere Katastrophe“.

Der Silvesterverkauf alleine mache rund 80 Prozent seines Jahresumsatzes aus, erzählt er der taz. Das ganze Jahr über beschäftige sich sein Unternehmen damit, die Ware für die letzten Tage des Jahres einzukaufen. Normalerweise hätten sie viele Vorbestellungen. Das Problem: Wegen der Aussicht auf ein Böllerverbot „stornieren die Kunden jetzt schon reihenweise“, sagt Fehr. Die Ware sei aber bereits eingekauft und stehe im Lager, auch die Kosten, die das ganze Jahr für die Vorbereitung des Silvesterverkaufs entstehen, seien nicht zu unterschätzen.

Fehr sagt, er habe „vollstes Verständnis“ dafür, große Veranstaltungen zu unterbinden. Warum Leute draußen nicht ihr Silvesterfeuerwerk abbrennen dürfen, während es weiter möglich ist, in den Gottesdienst zu gehen, sei für ihn aber nicht nachvollziehbar. Roberto Sanchino Martinez

Schon jetzt ein Böllerverbot

Zumindest für die Straße des 17. Juni ist ein Böllerverbot nichts Neues. Auf der offiziellen Silvesterfeier vor dem Brandenburger Tor dürfen Besucher*innen schon lange nicht mehr knallen und Raketen steigen lassen – zu dicht war hier die Menge an Menschen.

Dieses Jahr wird es keine Feier geben, dafür aber aller Voraussicht nach eine Demonstration. Die Querdenken-Bewegung hat, wie die Polizei auf taz-Anfrage bestätigte, eine Versammlung angemeldet. Unter dem Titel „Berlin invites Europe – Fest für Freiheit und Frieden 2“ wollen die Coronaleugner*innen 22.500 Teilnehmer*innen von 15.30 Uhr bis 1 Uhr nachts auf die Straße bringen; Polonaise nicht ausgeschlossen.

Böllern dürfen die Knaller dabei nicht; allein schon, weil das auf Kundgebungen und Demonstrationen grundsätzlich verboten ist. Ein Verkaufsverbot könnte trotzdem helfen, dass sich die Schwurbler, die sich von Ver- und Geboten eh nicht beeindrucken lassen, schwieriger an Material kommen, um Polizist*innen und etwaige Gegner*innen mit einer Feuerwerksschlacht bekriegen. Erik Peter

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55 Kommentare

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  • Jeder der jetzt nach einem Böllerverbot schreit sollte sich fragen ob es nicht die ganzen Coronaverweigerer bestärkt. Es gibt aus Umweltsicht gute Argumente gegen ein Verbot, auch wenn ich als Böllerfreund ziemlich traurig wäre. Die Begründung mit Corona und vermeintlichen Menschenansammlungen und Verletzungen durchs Böllern wirkt aber wie ziemlich fadenscheinige Klientelpolitik. Wenn man ein Verbot fordert bitte mit ehrlichen Begründungen.. Ich befürchte dass die jungen Leute sich dadurch entweder nicht beeindrucken lassen oder sich verstärkt drin aufhalten. Zudem sind es auch eher nicht die deutschen Böller die zu massiven Verletzungen führen, sondern ohnehin illegal beschafftes Klasse 3 oder 4 Feuerwerk "Pollenböller", welches von Leuten benutzt wird die den Unterschied zu Chinacrackern, die man auch mal in der Handvergessen kann ohne sie zu verlieren, nicht ernst nehmen.

  • Wo ist das Problem ? Ich wohne in einer Stad in der Nähe von Würzburg, hier ist seit Jahren das Böllern und Abfeuern von Raketen (außer an bestimmten Plätzen) verboten und jeder hält sich dran....



    Hintergrund: seh alter Stadkern, dichte Bebauung mit Leerstand und daher die hohe Gefahr, dass ein Feuer durch Silvesterböller und Raketen ausgelöst wird und sehr schnell übergreifen kann.(Ist hier in einer Nachbarstadt passiert, und wie war dass mit dem Affenhaus im Zoo im Ruhrgebiet?). Daher nur Böllern etc. auf einem Supermarktparkplatz ausserhalb der Stadt. (Ist hier in einigen Städten so!)



    Und ? die Tiere danken es einem, wer böllern will trifft sich draussen, dem Rest fehlt nichts und alles ist gut.



    Warum muss ich böllern? Bzw.: muss die Umwelt alles ertragen, was ich will ?? Das ist Egoismus pur!

    • @Falkner2010:

      Affenhaus wurde nicht mit Böllern entzündet. Das waren Himmelslaternen, was im Internet sehr leicht recherchierbar ist. Mich ärgern regelmäßig Kommentare bei denen man sofort sieht, dass der Kommentierende sich nicht schlau gemacht hat, was heutzutage sehr leicht ist. Merke: Hätte Hannibal ein handy gehabt, dann hätte er die Römer locker besiegt. Hat er aber nicht.

  • Man kann gegen Böllern sein. Feinstaub, Lärm, johlende Saufnasen, die Frauen begrabschen und sich anschließend die Fingerkuppen absprengen.



    Corona heißt: keine sich andünstenden Menschenansammlungen bitte; das wäre aber mit Feuerwerk vereinbar!

    Mit Corona kann man nicht alles begründen. Mensch sollte Feuerwerk aus _Feinstaub-Gründen reduzieren/neu denken oder abschaffen. Trommeln auf Kochtöpfen tut es auch.

    • @Janix:

      Seh ich auch so. Es gibt sicher Gründe, vor allem die Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden, die gegen Feuerwerk sprechen.

      Wenn aber argumentiert wird, dass Böllern zu Menschenansammlungen führen würde, an einem Tag, an dem die Menschen sowieso feiern (ob mit oder ohne Feuerwerk) kann ich das nicht ernst nehmen. Genauso flach könnte man behaupten, Böllerei wäre gut gegen Infektionen. Weil es die Menschen aus den geschlossenen Räumen an die Luft bringt. Das ist nicht glaubwürdig.

      Generell müssen Verbote aber auch durchgesetzt werden können. Deshalb bin ich etwas befremdet, mit welcher Hingabe hier Viele für ein Verbot plädieren. Denn das würde nichts anderes bedeuten als massive Polizeipräsenz im gesamten öffentlichen Raum und Kontrollen privater Feiern.

    • @Janix:

      Doch. Auch mit Corona kann man den Verbot begründen. Zu Silvester werden die Krankenhäuser und Erste-Hilfe-Stationen von Patienten mit Verbrennungen und sonstigen "Unfällen" (Auge weg, Finger ab, etc.) ins Krankenhaus eingeliefert. Die belasten also die ohnehin schon angespannte Situation.

  • Fehlt nur noch das Tempolimit auf Autobahnen. Der Flugverkehr ist schon reduziert. Ich schlage Zinngießen vor. Auch alte kleine Gläser (Deos, Arzneimittelfläschchen etc.) kann man platzen lassen. Vorher kräftig erhitzen, dann in kaltes Wasser tauchen und aus den Glasbruchmustern die Zukunft vorhersagen!

  • Die Argumentation der GdP ist nachvollziehbar - mit einem Verbot, bei dem von vornherein klar ist, daß es einfach nicht durchsetzbar ist, machen sich alle Beteiligten unglaubwürdig. Und davon brauchen wir im Augenblick nicht noch mehr.



    Davon abgesehen fände ich es wirklich sehr schön, wenn das Geballer abnehmen oder sogar weitgehend verschwinden würde, wie die meisten hier.

  • Man kann zur Böllerei nun stehen wie man will, aber das jetzt im Kontext mit Corona anzubringen, ist ziemlich dämlich, weil's offensichtlich ein Vorhaben ist, das man immer schon durchdrücken wollte. Mit der damit einhergehenden recht schwachen Argumentation untergräbt man gleichzeitig die Glaubwürdigkeit aller anderen Coronamaßnahmen. Sauber!

    • @Encantado:

      Siehe mein Kommentar weiter oben. Wieso werden durch ein Böllerverbot die "Glaubwürdigkeit aller anderen Coronamaßnahmen" untergraben? Ich findes ein Böllerverbot unter dem Gesichtspunkt Corona einleuchtender als der Verbot des Besuchs eines Museums mit Zeitfenster, Maske und reduzierten Besuchern.

      • @Jossi Blum:

        Ja, wie man das Beispiel bildet. Ich verstehe nicht, warum ich nicht 3 Raketen hochschießen darf, wenn -wie die letzten vier Jahre auch - nur meine Familie dabei ist... keinerlei zusätzliche Gefahr.

  • Wird das Zeugs erst gar nicht verkauft wird, muss man auch nichts mehr kontrollieren. Ich bin schon lange für ein Verkaufsverbot von Feuerwerk an Hinz & Kunz. Wenn schon Feuerwerk, dann ausschließlich professionelles. Besser wär's, man verzichtet ganz auf diese Umweltsauerei. Wir können es uns doch längst nicht mehr leisten, ausgerechnet auf Kosten der Umwelt irgendwie Spaß generieren zu wollen. Hört endlich auf mit dem Unfug!

    • @Rainer B.:

      Dann wird noch mehr unter der Hand verkauft aus Polen und Tschechien bzw. mehr selber hergestellt, da gibts dann noch mehr schwere Verletzungen.

      • @FancyBeard:

        grenzverkehr ist schwierig zurzeit.

    • @Rainer B.:

      Sorry - zur besseren Lesbarkeit einfach im ersten Satz das zweite „wird“ streichen. Danke!

  • Mir wäre es ganz recht, wenn sich der Quatsch auf ein paar Knallerbsen beschränken würde. Was haben die Leute bloß gemacht, als es noch keine Böller zu kaufen gab? Dürfte doch noch gar nicht so lange her sein.

    Kann nicht ganz nachvollziehen, warum es für einige Leute das Allergeilste ist, mal so richtig Krach und Dreck und Müll zu machen. Ich raffe einfach nicht, was daran nun so genial ist. Ist es das totale Ablegen der dünnen Zivilisationsschicht, das so richtig total rücksichtslose Arsch-Sein-Dürfen? Das ungestrafte "Räumt doch meinen Müll weg, ihr dreckigen Hipster"?

    Besaufen kann man sich nämlich auch sonst. Auch Feuerwerke gibt es zu anderen Anlässen genug. Also muß es was mit dem ungehemmten Pyromanentum, der gelebten Unvernunft und der kollektiven Umweltschweinerei zu tun haben.

    Wer das braucht, um sich so richtig geil zu fühlen, der tut mir eigentlich richtig leid. Also, ja, laßt die armen unterdrückten Seelen ruhig einmal die Sau rauslassen, was sie ja sonst das ganze Jahr über nicht dürfen *räusper* ... schließlich ist ja sonst alles verboten, was unvernünftig ist und Spaß macht... *hust* ... mit 200 über die Autobahn brettern, Basejumping, Freeclimbing, Komasaufen, Kette rauchen, jagen, BDSM, generell ist das Leben in Deutschland ja sonst so eintönig, da brauchen wir das an Sylvester echt!!!

    Wirklich!!!

    • @kditd:

      "Was haben die Leute bloß gemacht, als es noch keine Böller zu kaufen gab? Dürfte doch noch gar nicht so lange her sein."

      Oh doch. Böller werden in D schon lange verkauft. Wenn ich mich nicht täusche, gab es die auch schon vor dem letzten Krieg.

    • @kditd:

      Nein, nicht mit 200 über die Autobahn, durch die Innenstadt!



      Ich dachte oft es geht um "ich lärme, also bin ich".

  • Bei all der Zwangsoptimierung, die wir schon in unserem Leben betreiben, stellt sich irgendwann die Frage, wofür wir es eigentlich optimieren. Leben, um immer das Richtige zu tun, dürfte jedenfalls auch einr eher NICHT mehrheitsfähige Einstellung sein.

    Von daher: Das Jahr hat an die 9.000 Stunden. Ist es so schwer erträglich, wenn die Böllerfans unter uns 1-4 davon mal nach Herzenslust um sich knallen dürfen?

    Für Corona gelten natürlich Sonderregeln, und da sind die unmittelbaren auswirkungen fehlgegangener Böller sicher nicht die Hauptüberlegung. Einmal mehr geht es um gezielte - hier aber begründete - Vergellerei von Dingen, die vor allem Spaß machen, wenn man dabei Einen hebt und dicht mit Anderen zusammen ist. DAFÜR kann man das mal über sich ergehen lassen. Aber dass manche Menschen es nich tertragen, dass ihre Mitmenschen an anderen Dingen Spaß haben als sie, ist KEIN guter Grund.

    • @Normalo:

      Traurig, wenn das Ausbrechen aus dem Funktionieren darin besteht, mit Böllern um sich zu schmeißen.

      Denn das passiert leider hier in Kreuzberg, zum Teil gezielt auf Passanten, oder so, dass einem das Trommelfell wegfliegt.

      Wer keine andere Idee hat, um an Silvester Spaß zu haben, tut mir Leid. Guckt dann halt Brandenburger Tor in der Glotze.

    • @Normalo:

      Lebten Sie auf einer einsamen, unbewohnten Insel, wäre Ihnen Ihr "Spaß" unter Gleichgesinnten unbenommen.



      Tun sie aber vermutlich nicht.



      Um Sie herum wird es menschliche und nicht menschliche Lebewesen geben, für die Ihre läppischen 1 - 4 Stunden im Jahr (die sich gern auch auf mehrere Tage und rund um die Uhr auswachsen) die Hölle sind.



      Dazu sollten Sie den Kommentar von RICKY-13 mal lesen.



      Aber natürlich ist "das Richtige" tun, selten so richtig spaßig.

      • @Fezi:

        Wir leben aber auch nicht in Japan (wo die unbedingte Nichtbeeinträchtigung des sozialen Umfeldes durch den eigenen Lebensstil eine wesentliche kulturelle Tradition ist). In Mitteleuropa ist die Pflicht der Mehrheit, Rücksicht auf die Minderheit zu nehmen, nicht ganz so absolut. Wer dort lebt, muss auch damit umgehen können, dass die Gesellschaft in toto sich nicht sklavisch nach seinen Befindlichkeiten richtet.

        Ergo: Wem diese eine Nacht Geballer wirklich so unterträglich ist, wäre vielleicht für diese Zeit selbst auf einer einsamen Insel besser aufgehoben. Im Rheinland ist die regelmäßige Flucht der ortsansässigen Karnevalsmuffel vor dem ganzen Halligalli (für gleich sechs ganze Tage, wohlgemerkt) auch kein unzumutbares Opfer. Soviel sollte einem das Privileg, zu wohnen, wo man wohnt, schon wert sein.

        Was die Feinstaub- und CO2-Belastung betrifft - darüber kann man reden. Dazu sollte aber auch nicht nur der Straßenverkehr sondern der gesamte Emissionshaushalt in Betracht gezogen werden.

        • @Normalo:

          Es ist ein Privileg nicht in Japan leben zu müssen/dürfen?



          Mir scheint eher, SIE halten es für ein Privileg hier deutlich mehr als dort auf Kosten anderer, bzw. der Allgemeinheit, die Sau raus lassen zu dürfen.



          Ich persönlich kann auch mit temporärer Lärmbelästigung durch eine Minderheit etwa nach Fußballspielen, Hochzeiten o.ä. recht gut leben.



          Warum allerdings bei einem simplen Datumswechsel landesweit quasi der Ausnahmezustand ausgerufen und die weitere wie nähere Umgebung mit hauptsächlich lautem Abbrennen von explosiven und hochgiftigen Substanzen, die weit weg unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt, bzw. kombiniert werden, terrorisiert werden muss, um stundenlang kriegsähnliche Zustände zu simulieren, kann ich absolut nicht nachvollziehen.



          Besonders spaßiges Werfen von Böllern u.ä. auf andere Lebewesen oder auch in Kapuzen von Umstehenden, abgefackelte Scheunen, zerschossene Dachfenster und und und inklusive.



          Sie meinen also, Wildtiere, Haus- und Nutztierbesitzer*innen, Kriegstraumatisierte und andere Spaßbremsen sollten sich für den Jahreswechsel einfach mal auf Inseln oder ins Hochgebirge zurückziehen?



          Und hoffen, dass sich zumindest da alle ans Böllerverbot halten? Was wir ja auch schon anders hatten und ein ganzer Berg per Rakete abgefackelt wurde.



          Nein, sorry, Ihre ganze schöne Fürsprache für rücksichtsloses Verhalten überzeugt mich einfach nicht.

          • @Fezi:

            Um mich hier mal ungefragt reinzuhängen. ich les das nicht als ein Plädoyer für rücksichtsloses Verhalten, sondern als ein Plädoyer für ein wenig mehr gegenseitige Akzeptanz und ein wenig mehr Sachlichkeit in der Debatte.

            Eine Wortwahl wie "Ausnahmezustand, menschenverachtende Bedingungen, terrorisieren, kriegsähnliche Zustände, abgefackelt, zerschossen....etc." halte ich für völlig überzogen. Jemand, der wirklich Krieg erlebt hat, sicherlich auch.

            Und ich sag das, obwohl auch ich keine Böller kaufe und denke, dass man die Knallerei durchaus (gerade dieses Jahr) etwas beschränken könnte.

            • @Deep South:

              Akzeptanz könnte man fordern, wenn die Böller(er)seite Ihrerseits diese auch in ihrem Wortschatz hätte.

              Aber manchen leuten, vor allem Jugendlichen, geht es doch genau darum, mit Böllern Leute maximal zu erschrecken und auch zu gefährden.

              Einkaufen wird kurz vor Silvester teilweise zum Spießrutenlauf.

              Das ist null witzig, und wenn solche Vollpfosten dieses Jahr nicht ihrem "Spaß" nachgehen können, dann ist das auch null Verlust.

              • @cazzimma:

                "Aber manchen leuten, vor allem Jugendlichen, geht es doch genau darum, mit Böllern Leute maximal zu erschrecken und auch zu gefährden. Dann gibt es bereits Tage vorher reizende Jugendliche, die gezielt Passanten bewerfen."

                Für mich gibts halt nicht immer die "eine und die andere Seite". Und klar gibts rücksichtslose Idioten, wie überall.

                Manche Leute nutzen ihre Autos zum Rasen. Manche Leute randalieren, wenn sie getrunken haben. Manche Leute gehen zum Fußball um sich zu prügeln.

                Alles häßlich, alles strafbar. Genau wie das Bewerfen von Passanten oder illegale Böller generell.

                Aber deshalb alle Leute, die mit Feuerwerk feiern über einen Kamm scheren und grundlegende Verbote fordern? Macht doch (zum Beispiel) bei Autofahrern, Alkohol und Fußball auch niemand.

            • @Deep South:

              Ich lebe seit 33 Jahren in Kreuzber und das nach wie vor gerne.

              Finde allerdings die Zustände rund um Silvester auch oft unerträglich.

              Illegale Böller, die hier ja ferne unters Volk gebracht werden, hauen einem fast das Trommelfell weg.

              Dann gibt es bereits Tage vorher reizende Jugendliche, die gezielt Passanten bewerfen.

              Sorry, das hat nichts mit Spaß zu tun und das braucht kein Mensch.

  • Weshalb redet man bei uns eigentlich immer über Klimaschutz, wenn der Deutsche es nicht einmal schafft auf seine blödsinnige jährliche Silvesterknallerei zu verzichten?

    Jedes Jahr werden in Deutschland an Silvester ca. 4.500 Tonnen Feinstaub durch Feuerwerkskörper freigesetzt. Im Straßenverkehr brauchen alle Autos und LKWs in Deutschland etwa zwei Monate, um so eine große Menge Feinstaub freizusetzen. Die rund 10.000 Tonnen Feuerwerk der Deutschen belasten zudem die Atmosphäre mit verschiedenen Treibhausgasen, deren Klimawirkung rund 2.300 Tonnen Kohlendioxid entspricht. Im Grunde gehört die "Feuerwerksknallerei" schon seit langem verboten - nicht nur wegen Covid-19.

    • @Ricky-13:

      Ganz zu schweigen von dem, was man den Tieren in der Stadt antut, wenn die Ballerei losgeht.

  • Wenn jemand wirklich glaubt, dass Sylvester damit „gerettet“ wird, dass jeder um Mitternacht ein paar Böller auf die Straße schmeißt oder Raketen in die Luft schießt, dann sollte er sich ernsthaft mal mit seinem Leben auseinandersetzen. Da scheint nämlich einiges schief zu laufen...

  • Mein Sohn(11Jahre) fände es nach der ganzen blöden Zeit, echt scheiße nicht wenigstens ein paar knaller los zu lassen. Auf Alkohol würde er auch verzichten;)

    • @MfG:

      Verständlich, immer dieses blöde Rücksichtnehmen auf andere!



      In China würden sich reihenweise 11jährige die abgeätzten Fingerkuppen danach ablecken, weiter unsere Böller und Raketen basteln zu dürfen.

  • 0G
    02881 (Profil gelöscht)

    Wird wohl nichts draus mit dem Böllerverbot. D.h. wieder bürgerkriegsähnliche Zustände am Gesundbrunnen und Böller in den Hinterhöfen zwei Tage vor und eine Woche nach Sylvester. Na super!!

    • @02881 (Profil gelöscht):

      Um ein Böllerverbot in Berlin durchzusetzen müssen Sie vermutlich die ganze Bundespolizei versammeln...und was machen wir dann mit anderen deutschen Städten?

  • Den Jahreswechsel nicht so hoch hängen. Man muss ihm auch entfliehen können und im "neuen" Jahr, das ja eigentlich nichts Neues bringt, aufwachen können, als wenn nichts wäre. Was an Neuem kommt, hat doch nichts mit einer Jahreszahl zu tun, geschweige denn mit einer nächtlichen Uhrzeit.

    Wir erklären den Kindern, dass wir ab jetzt feiern, dass sich etwas zum Besseren ändert und nicht unsere Egoismen, die wir mit lauter, weiter, höher aufpumpen müssen, bis sie platzen. Der Jahreswechsel als Pfurz im Wind. Dann lachen sie und glauben, dass Erwachsene etwas ändern können. Sie schmeissen ihr Smartphone in den Busch und wünschen sich mehr von dieser Wirklichkeit.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Silvester ohne Böller ist wie Weihnachten ohne Geschenke.



    Ich lass meine Raketen steigen und töte damit Viren.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Ja, und einen Teil der heimischen Vogelwelt gleich mit.



      Ein bisschen Spaß muss schließlich sein.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Weihnachten ohne Konsumrausch ist wie Sylvester ohne Böller. Schont die Nerven und die Umwelt

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Sie töten keine Viren ABER Menschen durch Feinstaub!



      Idee: Sie können statt dessen die „Feuerwerksmusik“ von Händel sehr laut über Kopfhörer genießen; bestimmt gibt es auch sehr laute Ballerspiele und VR Brillen. Weiterhin empfehle ich „Schmetterling und Taucherglocke“ - lesen oder schauen sie mal, wie ein Mensch mit Locked-in-Syndrom Silvester verbringt ...!

  • Es gibt für Pro und Contra "Böllerverbot" gute und weniger gute Argumente. Die Argumentation mit Corona,vor allem wenn der Zusammenhang an den Haaren herbeigezogen wird,ist nicht mal ein wirkliches Argument!

  • Hier 50km von der tschechischen Grenze wäre so ein Verkaufsverbot der reine Wahnsinn. Gewiss ist auch hier eine Mehrheit gegen das Böllern, aber wenn es kein deutsches Schwarzpulver-Puffpuff mehr gibt, reicht es auch, wenn sich 10% der Leute Feuerwerk mit richtigem Sprengstoff aus dem liberalerem Nachbarland holen. Damit passieren im Übrigen auch fast alle schweren Unfälle, ein Schwarzpulverknaller reisst keine Hand ab.

    Aber wer weiss, vielleicht verbrennt der Industriesprengstoff ja sauberer, ohne den tödlichen Ruß.

  • Böllerfreies Berlin nnur wegen Verkaufsverbot - ich glaube nicht.

    Wie im Artikel schon beschrieben ibt es Leute mit Altbestand und wenn ich nur daran denke, wieviel in den sonstigen Jahren geschmuggelt worden ist, glaube ich nicht daran, dass es weniger werden wird, wenn ein Verbot kommt, sondern eher mehr. Vergleiche gab es schon früher (z.B. Prohibition in den USA, Rauchverbot für Jugendliche, Mopped-Fahrerlaubnis "erst" mit 16 Jahren). Immer gab und gibt es Leute, die sich nicht an die Verbote halten. Und dank der Einsparmaßnahmen von Bund und Länder ist das Risiko erwischt zu werden extrem gering.

  • Hier ist so Vieles verboten. Warum nicht auch so etwas Sinnvolles? Kaum ein anderes Land böllert frei herum. Alle feiern Silvester. Hie und da gibt es ein offizielles Feuerwerk in den Kommunen, aber keine frei verkäuflichen Waffen in den Händen von Besoffenen. Warum tut sich die Politik so schwer damit, seit Jahren? So viele Opfer. Es reicht jetzt mal.

    • @Maria Burger:

      Selbe Liga wie eine durchgehende Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen.



      Es wäre vernünftig und sinnvoll, sehr viele wollen es, aber es gibt da eine lautstarke Gruppe, die auf ihr Gewohnheitsrecht pocht und immer wieder damit durch kommt.

    • @Maria Burger:

      Vielleicht ist es Beschäftigungstherapie für Geltungsbedürftige, damit die nicht auf den Gedanken kommen ihre Situation in den Blick zu nehmen. Ich bewundere allerdings eher das Pflegepersonal, Feuerwehr und zum Teil die Polizei, die sich mit den besoffenen Sprengmeistern herumärgern müssen.

      • @aujau:

        Das Klientel, was im Krankenhaus landdet, verwendet meistens illegalen Sprengstoff. Der wird durch ein Böllerverbot nicht verschwinden, sondern eher zunehmen.

        • @FancyBeard:

          die grenzen zu polen sind dichte.

          einmalige chance, ohne dieses dynamit zu feiern, und zwar gemütlich!

  • Feuerwerk und laute Geräusche einmal für ein paar Stunden im Jahr reinigen die Seele.



    Man darf davon ausgehen, dass Verbrechen und Gewalt ausufern würden, gäbe es kein reinigendes Gewitter.



    Ausgelassenens Feiern befreit und ist gesund, Feuerwerk macht alles viel schöner.

    • @dudeldudel:

      Wenn Sie Geräusche an Silvester wollen: wie wäre es mit Trommeln, Ratschen und Rumbrüllen ab Mitternacht, während man auf ein organisiertes Feuerwerk blickt?



      Ich finde es auch doof, nur Sachen zu verbieten. Man sollte auch Möglichkeiten aufgezeigt bekommen, wie man Silvester anders, aber trotzdem spaßig feiern kann.

    • @dudeldudel:

      JA, und erst das gemeinsame Sitzen in der Notaufnahme! Was für eine bereichernde und verbindende Erfahrung und eine gelungene Einstimmung auf die kommenden 12 Monate.



      Was wäre so ein Jahreswechsel ohne stimmungsvolle Martinshörner im Hintergrund?!

      Wie sehr ausgelassen gemeinsam feiern, auch von Viren, befreit, haben wir im Spätsommer gesehen.



      Weiter so!

  • Böllerfreies Berlin!



    Hammer!



    Bin ick sowas für!



    Unabhängig von Corona mal. Wenn es wirklich kommt, ist ja sozusagen das Warten auf" Stille" genauso spannend wie auf sonstens die Monsterfeier.(BT) Darüber ließe sich auch wunderbar streiten.

  • Recht auf Nachtruhe



    Recht auf gesunde Luft,



    Recht auf körperliche Unversehrtheit

    Bei so viel Recht ist das Recht Unfug, Umweltverschmutzung und Coronaverbreitung sehr in Gefaht