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Belästigung bei KonzertenHallo, hört mich jemand?

Sibel Schick
Kommentar von Sibel Schick

Rapper Drake hat bei einem Auftritt einem Belästiger die Meinung gesagt. Ich hätte auch gern einen Drake, denn selber komme ich nicht durch.

Deine Aktion sollte ein Vorbild sein, lieber Drake! Foto: ap

Wenn du nicht aufhörst, Mädchen anzufassen, komme ich runter und fuck dich ab!“ So legte sich am Mittwoch der ḱanadische Rapper Drake während eines Auftritts in Sydney mit einem Mann im Publikum an. Der Mann soll dort Frauen sexuell belästigt haben. Drake brach daraufhin seinen Song ab – und setzte damit ein klares, wichtiges Zeichen.

Ein solches Bewusstsein für sexuelle Belästigung ist in Clubs, Bars, auf Parties und Konzerten leider nicht selbstverständlich. Das musste ich selbst vor paar Wochen feststellen. Im Oktober war ich in einem Club in dem Berliner Stadtteil Wedding, wo ein Rap-Auftritt stattfinden sollte. Peti Free, eine Band aus Köln, und Hip-Hop-Produzent Figub Brazlevič waren zu Gast. Ich hatte einen Mann dabei, wir tranken und tanzten. Es war ganz nett, bis es irgendwann weniger nett wurde.

Meine Begleitung ist irgendwann Bier holen gegangen, und gleich landete ein Typ neben mir und tanzte mich an. Ich habe ihn nicht mal angeschaut, habe mit meiner Körpersprache klar gemacht, dass ich kein Interesse für Interaktion mit ihm habe. Er hat das ignoriert.

Der Typ blieb, bis meine männliche Begleitung wieder zurückkam. Dass ich kein Interesse gezeigt hatte, hat ihm nicht ausgereicht. Die Existenz eines anderen Mannes war für ihn wichtiger. Dabei wusste er ja noch nicht einmal, wie wir zueinander stehen – meine Begleitung hätte mein Mitbewohner sein können, mein Bruder, mein Cousin. Egal, offenbar hat der Antanzer diesen Mann für „meinen Besitzer“ gehalten, und so ist er zur nächsten Frau gegangen.

Ich habe ihn nicht aus dem Auge verloren: Er tanzt sie an. Sie, so wie ich, schaut ihn nicht mal an. Auch bei ihr klar: kein Interesse. Ihm ist es egal. Er tanzt die Frau solange an, bis sie keine Lust mehr hat, da zu sein. Sie ist „leider“ alleine, hat keinen Mann dabei, der diesen Antanzer wegscheucht. Sie verlässt den Raum, geht einfach weg – und ich finde es überhaupt nicht lustig.

Ist sexuelle Belästigung wirklich schlimm?

Ich bin schon angetrunken und stinksauer auf den Mann. Die Band auf der Bühne rappt vor allem „für den Frieden“. Und sie sagt böse Sachen über die Polizei, die ich gar nicht so schlecht finde. Es sind People of Color, möglicherweise kennen sie Unterdrückung, insbesondere den institutionellen Rassismus und die Polizeigewalt. Ich fühle mich wohl bei ihnen. Als der Song endet, gehe ich zur Bühne und frage den einen Rapper, ob ich kurz auf die Bühne darf. Er sagt ja, und gibt mir ein Mikro.

Ich will sagen, dass eine Frau wegen sexueller Belästigung den Raum verlassen musste. Dass sie eingeengt wurde. Auf das Konzert ist sie sicherlich nicht dafür gekommen, um von einem antanzenden Mann zu flüchten. Nein, sie ist für die Musik da, zu tanzen, um sich zu entspannen. Aber ihr wurde der Raum entnommen, der ihr zur Verfügung steht. Wir diskutieren seit Wochen über sexualisierte Gewalt – in diesem Land, in dieser Welt. Die Sache ist doch ganz klar. Sie kennen Unterdrückung. Ich kann die Leute erreichen, die Zeit ist reif.

Ich fange an: Hallo, mein Name ist Sibel, ich bin Feministin. Wir diskutieren seit Tagen über sexualisierte Gewalt… und werde sofort stillgelegt

Ich fange an: „Hallo, mein Name ist Sibel, ich bin Feministin. Wir diskutieren seit Tagen über sexualisierte Gewalt…“ und werde sofort stillgelegt. Von etwa sieben Männern, die auf der Bühne stehen. Sie sind panisch, wollen, dass ich verschwinde, dass ich die Klappe halte. Das sagen sie auch, und ich lehne ab, möchte es unbedingt loswerden. „Nein, lasst mich reden. Ich will unbedingt reden.“ Wenn ich einmal erzählen kann, was passiert ist, verstehen sie mich, denke ich. „Frauen wollen nicht ständig daran erinnert werden, dass sie ein Geschlecht haben“ möchte ich sagen. „Wenn sie Lust haben, sieht man ihnen das an. Wenn sie euch ignorieren, dürfen sie nicht mehr angetanzt werden.“ Ich kann aber nicht, weil sie mein Mikro ausschalten. Wie naiv ich manchmal sein kann.

Zwei junge Frauen kommen sofort zu mir: „Also wir denken auch so wie du, aber wie du es gemacht hast…“ Dabei konnte ich mich nicht mal ausdrücken. Ich durfte ja nicht. Sie wussten also gar nicht, was ich sagen wollte, worum es ging. Als das Ganze passiert ist, hat sich meine Begleitung überfordert die Decke des Clubs angeschaut, und dabei Bier getrunken.

„Nimm es doch als Kompliment“

Nach dem Auftritt kommen die Rapper von der Bühne zu mir: Was war das, was du sagen wolltest, fragen sie. Ich fange an zu erzählen, und werde gleich unterbrochen: „Nimm das doch als Kompliment an. Du bist doch so 'ne heiße Frau.“ Ich sage „Warte, lass mich mal aussprechen.“ Ich erzähle weiter, obwohl die Niederlage feststeht: Menschen, deren erster Instinkt ist, den belästigenden Mann zu verteidigen, sind nicht zu erreichen. Ich erzähle trotzdem zu Ende, und ähnliche Kommentare folgen: „Du bist doch hübsch, nimm es doch nicht böse an.“ Und dann aber auch: „Ihn fandest du respektlos, aber dass du auf die Bühne springst, ist okay, oder wie?“

Eine hilflose Aktion, um auf sexuelle Belästigung hinzuweisen, und bisschen Gerechtigkeit für die Frau zu fordern, die gehen musste, wird mit sexueller Belästigung gleichgesetzt. Ich sage „Klar hätte ich das anders machen können, aber ich bin wütend.“ Ein Rapper sagt: „Nur wegen dem einen Typen oder was?“ Er fühlt sich beleidigt, sie sind alle beleidigt. Und ich stehe da, und versuche ihnen zu erklären, dass sexuelle Belästigung keine gute Sache ist. Sie erwarten, dass ich ihnen sage, dass doch nicht sie die bösen sind. Dass sie anders sind. Dass da nur der eine blöde Typ war.

Ich verliere langsam die Geduld. Bei dem einen Mann, der sagt „Körperkontakt gehört zum Tanzen“ explodiere ich. Ich sage ihm, dass es unsinnig ist, dass es einfach nicht stimmt. Frage ihn, wie er das fände, wenn ich an seinen Körper rumfummeln würde. Er sagt ich wäre ein Nazi, weil ich ihn nicht reden lasse. Das reicht mir, ich verlasse den Raum.

Hätte Drake auf dieser Bühne gestanden, wäre es vielleicht anders gelaufen

Auf dem Rückweg zieht meine Begleitung einen Vergleich: Meine Erfahrung sei so ähnlich, wie wenn er von seinem Arbeitgeber aufgrund seiner Tätowierungen blöd angeguckt wird. „Ich verstehe dich,“ sagt er. Ich kann nicht fassen, wie realitätsfern sein Kommentar ist. Das muss seine schlimmste Diskriminierungserfahrung sein. Der arme.

Hätte Drake auf dieser Bühne gestanden, wäre es vielleicht anders gelaufen. Ich wäre vielleicht zu Wort gekommen und losgeworden, was ich loswerden wollte. Ich glaube, wir werden es nie wissen, aber alleine die Wahrscheinlichkeit erleichtert mich. Danke Drake, weiter so, ich hoffe deine Aktion wird ein Vorbild für alle. Und Männer: Hört endlich damit auf, Frauen zu belästigen.

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59 Kommentare

 / 
  • Drakescool.

  • Liebe Frau Schick,

    Sie vermitteln in Ihrem Artikel ein realistisches Bild von Scheitern in jener Situation, ebenso wie die Wut, diese Art Auseinandersetzungen immer wieder und gewaltsam aufgezwungen zu bekommen.

    Als Mann betrifft mich Ihr Problem nicht aber dafür habe ich andere, z.B. auf der Arbeit. Da stehe ich zufällig gerade einem ähnlichen Scheitern gegenüber. Ja, das tut weh, vor Allem wenn der Konflikt sich einem ungefragt in den Weg stellt.

    Es tut gut, zu sehen, dass es anderen auch so geht. Und vielen Dank für den Mut, das öffentlich zu äußern.

     

    Mit dieser Anmerkung möchte ich Ihr eigentliches Anliegen natürlich nicht entwerten.

  • Und Respekt vor dem Mut auf die Bühne zu gehen.

  • > Sie verlässt den Raum

     

    Spätestens hier müsste der Band klar sein, dass sie einschreiten muss. Schon aus Eigeninteresse: Hier werden ihre Fans reihenweise vergrault (der Antänzer hört ja nicht bei einer auf).

     

    Wenn das auf jedem Konzert passiert, kommen irgendwann fast nur noch Männer.

  • Hey, mal den Mund aufmachen und den Kerl richtig zutexten. Wenn wir Frauen immer nur wegschauen und auf anders geartete Männer warten, hört das mit der Opfermentalität nie auf. Und darauf baut die penetrante Anmache; Manche Typen geilen sich daran doch auf. Nee, Frau braucht auch keinen Bühnenmann. Sie kann sich darin selbst in Szene setzen.

    • @lions:

      ;) - korrekt -

       

      & Hannibal bugsiert die weißen

      Elefanten auch gekonnt über die

      Eiflerhügel!;)

  • @Anunderdog

    Moin, sehr schön, dass Du den missverständlichen Bezug Deines Tattoosatzes klarstellst und Deine Sichweise erklärst!

    Insofern nehme ich für meinen Teil mein eindimensional und was ich nicht alles schlechtwertendes gesagt habe, zurück und sage ernsthaft, es tut mir leid!

    Das ganze zeigt mir wieder eindrucksvoll, dass, solange direkte Kommunikation zweier Menschen miteinander nur verbal/körperlich geht, und nicht telepathisch inkl. Gefühle :-),

    immer wieder Missverständnisse auftreten können, die oft erst später geklärt werden.

    Mal sehen, was die Autorin, vielleicht auch nur Dir direkt, dazu sagt.

     

    @Humankapitalanlageberater

    Victim Blaming trifft es, vergesse immer wieder diese tollen Schlagworte.

     

    @MOWGLI

    Ja, die Überschrift lädt vielleicht zur Vorurteilsverstärkung ein, aber mann könnte es auch so deuten,

    dass wenn die Frau, in der Situation vor Aufregung nicht die richtigsten :-) Mittel wählt, (direkt die Meinung sagen, Security, was auch immer),

    , nicht durchkommt, ein anderer Mensch, der dass beobachtet, dann beistehen sollte. Das ist für mich nachvollziehbar wünschswert. :-)

     

    Ganz allgemein verwirren mich die Eingänge/Zeitpunkt des Sichtbarwerden der Kommentare für mich. Ich habe immer wieder die Seite aktualisiert (F5), bevor ich gestern nacht geschrieben habe, und sehe aber erst jetzt Einträge,

    die deutlich vor mir geschrieben wurden. Muss ich meine Browsereinstellungen prüfen oder liegt es an den "Prüfroutinen" der TAZ?

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ich stell mit grad vor wie etw beim Rock am Ring bei jeder Belästigung ein Mensch auf die Bühne rennt und die Sache dann durchdiskutiert wird. Das wär ein Fest. Da bekäme Komasaufen eine ganz neue, feministische Bedeutung. Ein völlig neues Flair würde bei Konzerten und Festivals einziehen und nach einem Wochenende voll ausgelassenem Spaß und Tollerei würden die restalkoholisierten Besucher*innen vielleicht endlich mal ihre Chefs oder Chefinnen ordentlich anschnauzen, bei der FAU eintreten und die Sozialpartnerschaft in die Tonne kicken. Ob das so einfach ist?

  • Es besteht kein Grund, hier eine Front zwischen EmpathInnen und IgnorantInnen zu ziehen, da sich - soweit ich die Kommentare überblicke - alle einig sind, daß solch übergriffiges Verhalten nicht hinnehmbar ist. Gegenwehr erfordert - egal in welcher Form - Mut. Frau Schick hat diesen Mut aufgebracht, wofür man ihr nur uneingeschränkten Repekt zollen kann. Dennoch sollte eine offene Diskussion um Möglichkeiten der Gegenwehr in einer solchen Situation möglich sein, ohne daß alle an der Diskussion beteiligten Männer gleich zu Mansplainern oder Topcheckern gestempelt werden. Mag sein, daß notorische Besserwisser dazwischenquatschen, doch die meisten Foristen gehen schlichtweg der drängenden Frage nach, wie sich derlei Attacken abstellen und künftig verhindern lassen. Meiner Meinung nach ist das nicht durch improvisierte Kurzreferate zum Thema Sexismus zu erreichen. Mehr noch: ich zweifel an jedem Ansatz, der nach Aufklärung oder Pädagogik riecht. Politik - und hier geht es um gesellschaftspolitische Intervention - läuft leider nicht über das Vorbringen des gescheitesten Arguments, sondern über das Schaffen von Mehrheiten und rabiate Dominanz. Für SexistInnen gilt für mich in etwa das gleiche, was Droste mal über Nazis sagte: Sie sind welche, weil sie welche sein wollen. Den Kerl hätte man schlichtweg aus der Halle kicken müssen. Die miesen Erfahrungen, die etwa @Tonita mit Sicherheitspersonal gemacht hat, kann ich zum Glück nicht teilen. In den Clubs, die ich besuche, werden "Antänzer" auch ohne die - für die Frau meist erniedrigende - Prozedur der Rekonstruktion und Beweisaufnahme von den Fachkräften unsanft vor die Tür gesetzt. Meine Türsteher-Kumpels bezeichnen gerade diesen Akt als eine ihre Kernaufgaben. Allein schon aus kommerziellen Motiven - sollte man vermuten - können VeranstalterInnen nicht riskieren, daß Frauen ihren Parties fernbleiben. Aber - nur um das abermals klarzustellen: Der einzige, der sich falsch verhalten hat, war der übergriffige Spacko.

  • Ich finde Ihre Aktion total gut und hoffe, Sie reagieren beim nächsten Mal wieder.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Außnahmsweise bin ich tatsächlich mal halbwegs der selben Meinung, wie Frau Schick.

     

    Diese penetranten Antänzer-Typen die nichts schnallen,(wollen) sind wirklich die Pest und versauen so manchen Partyabend. So schwer kann es nicht sein das zu raffen, wenn kein beitseitiges Interesse besteht. Auf die Bühne zu gehen und das anzusprechen finde ich zudem recht mutig.

     

    Nur, ich bin eben auch nur halbwegs der Meinung, was ich nämlich nicht verstehe;

     

    Wenn man schon zu zweit ist und man die Situation mit dieser anderen Frau beobachtet; warum greift Frau, (oder beide) dann nicht rechtzeitig ein, geht der Frau nach die den Raum verlässt und bietet ihr Hilfe an etc. sondern macht danach ein großes Politikum vor Unbeteiligten(?) daraus?

     

    Wirkte dieser Typ gefährlich? Warum wurde in dieser Situation nicht direkt gehandelt?

     

    Sehen sie Frau Schick, genau das ist das Problem mit dem richtigen Handeln in solchen Situationen.

    Vermutlich haben sie beobachtend abgewartet, weil sie sich nicht sicher waren, ob es diese Frau genauso belästigend wahrnimmt wie sie es taten und schon war sie weg. Ähnlich erging es mir auch schon. Die Unsicherheit, eine Situation unter Dritten richtig einzuschätzen zu können.

     

    Ich habe bei sowas schon richtg gehandelt, mich übertrieben eingemischt und nachlässig nicht reagiert.

     

    Wir alle sind nicht unfehlbar, aber trotzdem war das Bühne entern nicht falsch, nur vielleicht nicht die richtigen Worte für diese Situation...

  • Das Problem wird sich nur durch die Schaffung von Safe Spaces lösen lassen in denen Frauen ohne Männer tanzen können.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Alreech:

      Nö, dieses spezielle Problem lässt sich lösen, indem gewisse Typen mal peilen, wenn sie gerade lästig sind.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        aber das muss man ihnen dann eben auch beibrigen und es gibt ziemlich vieleLeute, die da sehr lernresistent sind.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Z.B. indem es ihnen von jemandem gesagt wird, den sie ernst nehmen. Daher bin ich komplett bei der Aussage des Artikels.

  • Es reicht nicht zu sagen, daß man eine Feministin ist. Man muß sich auch so verhalten.

    Und da hat Sibel Schick gleich mehrfach objektiv falsch reagiert.

    Sie hätte dem sog. Antänzer deutlich sagen sollen, daß er verschwinden soll. Sie hätte der anderen Frau beistehen sollen und sie ggfls zu sich holen sollen. Dann hätte diese dableiben können und dieser mindestens unglückliche Auftritt wäre unnötig gewesen.

     

    Derartige Veranstaltungen sind nun mal der gute Zeitpunkt um Kontakt mit dem anderen Geschlecht zu suchen um dann eine wie immer geartete Beziehung aufzubauen. Natürlich machen das auch Psychopathen und das sind naturgemäß, die am rücksichtslosesten Agierenden - und denen muß man eben deutlich sagen was man für falsch hält.

     

    Was @NickyArnstein und @Normalo dazu sagen ist natürlich richtig.

     

    Und Sibel Schick sollte sich fragen ob ihr Umgang mit ihrer Umwelt wirklich gut ist. Sie hilft nicht einer offenbar hilfsbedürftigen Frau aber hält es für richtig die Stimmung bei dem Konzert zu verderben. Ein Mann der sich so verhält würde man - mit Recht - als unangenehmen Typ auffassen.

     

    Und was überhaupt soll diese dümmlich Beschwerde darüber, daß der Typ abhaute als ihr Begleiter zurück war? Gerade so als ob es besser gewesen wäre wenn der Typ da weitergemacht hätte.

    Wenn Sibel Schick nicht selber in der Lage ist, Fremde abzuweisen braucht sie eben einen Mann.

     

    So wie sich Sibel Schick in dem Artikel selber darstellt ist sie kein sympathischer Mensch. Eigentlich die Karikatur einer Feministin, die gleichzeitig einen Mann braucht und ihn doch nicht haben will.

  • "Ich habe ihn nicht mal angeschaut, habe mit meiner Körpersprache klar gemacht, dass ich kein Interesse für Interaktion mit ihm habe. Er hat das ignoriert."

     

    Vielleicht hätten Sie es mal mit verbaler Sprache und einer klaren Ansage versuchen sollen.

     

    „Frauen wollen nicht ständig daran erinnert werden, dass sie ein Geschlecht haben... „Wenn sie Lust haben, sieht man ihnen das an. Wenn sie euch ignorieren, dürfen sie nicht mehr angetanzt werden.“

    Nochmal: klare Kommunikation und zwar verbaler Natur. Dann sind alle Missverständnisse ausgeschlossen.

    • @Nicky Arnstein:

      Lesen Sie doch bitte meine Antwort auf den Kommentar von INSLOT (fängt mit "Ja nee, klar" an). Danach wird hoffentlich alles, was Sie missverstanden haben, geklärt sein.

  • Achtung, klischeemäßiges Mansplaining:

     

    In hochdynamischen Situationen wie dem Entern einer Konzertbühne zählt der Empfängerhoriziont und nicht, was man dabei in seinem (leicht beschickerten, aber immer noch klugen) Kopf für Absichten hegt. Den Empfängerhorizont haben Sie mit Ihrem Auftritt schlicht vernachlässigt.

     

    Wenn Sie etwas gesagt hätten wie "Dieser Mann belästigt hier reihenweise Frauen, und wir alle haben keinen Grund, das zu dulden", dann hätten Sie sich vielleicht Gehör verschaffen können. Wenn Sie aber mit "Ich bin Feministin" anfangen, dann hören die Anwesenden, dass es um SIE geht, und erwarten einen von ideologischem Verve (und ein wenig Narzissmus) durchtränkten Generalangriff - im Zweifel noch gespickt mit altbekannter Phrasendresche. Ein weitausholender Allgemeinplatz wie "Wir diskutieren seit Tagen über sexualisierte Gewalt…" bestätigt diese Erwartungen und führt absehbar zur Abschaltung des Mikros.

     

    Das war ein Rapkonzert und kein Stuhlkreis oder Townhall-Meeting. Wennschon eine solche Bühne entern, dann so dass die, deren Aufmerksamkeit Sie da beanspruchen, SOFORT kapieren, dass Sie ein konkretes Anliegen haben. Wenn's brennt ruft man auch "FEUER!" und fängt nicht erstmal mit einem Sermon über brandbedingte Gefahren an. Entweder Sie können das (auch mit etwas Alkohol im Blut) darstellen, oder Sie finden sich damit ab, dass "gut gemeint" nicht immer "gut gemacht" heißt und daher auch nicht von Erfolg gekrönt sein muss.

     

    Verstärken Sie auch bitte das Bild von einer nur um sich und ihre ideologische Spezialperspektive kreisenden (und im Grunde selbst sexistischen) Aktivistin nicht noch, indem Sie so einen Vorfall dann zum Politikum hochjubeln und an allen Ecken und Enden darauf hinweisen, dass es ja (böse/ ignorante?) MÄNNER waren, die Ihren vergeigten Auftritt abbrachen und danach (mäßig empathisch, gebe ich zu) versuchten Sie zu beruhigen.

    • @Normalo:

      Als Gedankenspiel: Was wäre ideal gewesen? Von der Band her?

       

      Idee: Die Bandmitglieder merken, dass die Ansprache nicht klappt. Einer geht ans Mikrophon und sagt, "wir spielen einen Song, dann kommt das mit Schwung". Während dem Song setzt sich jemand mit ihr zusammen und sagt "so erreichen Sie die Leute nicht, sagen Sie es mir, wir schauen, wie wir durchkommen. Was wollen Sie erreichen?". Dann erarbeiten sie zusammen einen starken Satz. 15 Sekunden um klar zu machen, dass Antanzen nicht geht. Die Band kündigt sie nach dem Lied nochmal an. Dann sagt sie den Satz. Die Band bestätigt ihn (das sind die Leute, die den Respekt schon haben). Dann geht das Konzert weiter.

      • @Arne Babenhauserheide:

        Gute Idee.

         

        Hier konkretes Problem: Wenn ich die Darstellung im Artikel richtig verstehe, wusste die Band auch nicht mehr als das Publikum darüber, was Frau Schick sagen würde (hatte also den gleichen Empfängerhorizont). Sie beschreibt das so, als hätte sie sich einfach ein Mikro geben lassen.

    • @Normalo:

      Klärt das doch beide besser persönlich. Für solche persönlichen Missverständnisse ist weder ein Zeitungsartikel noch ein Kommentar dazu der richtige Platz.

    • @Normalo:

      Ich stimme Ihnen in Teilen zu, aber da ich es völlig normal finde, dass sich nicht jeder Mensch in so einer hochemotionalen Situation sofort 100%ig korrekt ausdrückt, finde ich, das hätte man auch ganz normal analysieren und neutral erklären können - ohne diese, doch recht herablassende, Art Ihrerseits. Auch den Sarkasmus hätte man durchaus weglassen können, meiner Meinung nach.

       

      Inwieweit die Autorin selbst sexistisch gewesen sein soll, erschließt sich mir nicht. Sie erzählt halt einfach, wie es war (und erwähnt ja auch die zwei Frauen, nicht nur Männer). Hätte sie die ganze Zeit von "MenschInnen" oder sowas gesprochen, würde man sie jetzt hier auch kritisieren, für die doofe, gegenderte Sprache. Wäre ja auch albern, denn wenn Diejenigen nun mal männlichen Geschlechts waren? An welchen "allen Ecken und Enden" weist sie darauf hin, "dass es ja (böse/ignorante?) MÄNNER waren", die sie kritisierten? Ich finde diese Stellen so nicht.

       

      Auch eine ideologische Spezialperspektive kann ich nicht herauslesen (aber ich sehe "Feminismus" auch nicht als furchtbar schlimmes Schimpfwort an oder sowas, vielleicht ist das mein "Fehler"), auch kein "hochjubeln"; sowas hat schließlich auch Niemand Drake unterstellt.

       

      Desweiteren waren die genannten Männer nicht "mäßig" empathisch, sondern haben sie (auch abseits der Bühne) unterbrochen und nicht ausreden lassen (respektlos), ihr komplett ihre Gefühle abgesprochen und ihr aufzwingen wollen, gefälligst etwas anderes fühlen zu sollen ("Nimm es als Kompliment." - Belästigung ist kein Kompliment). Das Verhalten des Typen wurde komplett verharmlost und gar zu etwas Normalem gemacht ("Körperkontakt gehört zum tanzen." WTF?!). Sogar als "Nazi" wurde sie bezeichnet. Das ist das Letzte!

      Niemand hat versucht, sie beruhigen. Sie wollten sie dazu bringen, dass sie schweigt.

      • @Tonita:

        Da sehen Sie mal, wie einfach es ist, beim Empfänger den falschen Eindruck zu erwecken (diesmal mit mir als Kommunikationselefant im Prozellanladen). Ich dachte, ich schreibe einfach nur einigermaßen unverblümt über Fakten und Kausalitäten, und Sie weisen (zu Recht) auf jede Menge tendeziöses Geschimpfe hin, das ich so gar nicht beabsichtigt hatte. Mea culpa.

         

        Und damit auch zum Empfängerhorizont bei dem, was die Musiker getan und gesagt haben: Dass die nur wollten, dass Frau Schick schweigt, ist eine Unterstellung. Dass jemand, den man erfolgreich beruhigt hat, in der Regel nicht mehr weiterschimpft, ist unbestreibar. Aber das sagt nichts über die Absicht hinter solchen Beschwichtigungsversuchen aus. Beruhigt zu sein und DESHALB nicht mehr zu schimpfen, ist ja kein per se unerwünschter Zustand, oder?

         

        Davon abgesehen ist es eine Frage des Selbstverständnisses, ob man die Äußerungen als "zwingen Wollen" versteht. Faktisch hatten die Herren keinerlei Einwirkungsmöglichkeiten auf Frau Schicks Gemütszustand außer in Form von (möglicherweise vielleicht eventuell sogar gutgemeinten?) Ratschlägen. Die Macht, sie zu irgendwas zu zwingen, hatten sie ganz offensichtlich nicht - also warum unterstellen, dass sie das (in geradezu deliriöser Verkennung der Machtverhältnisse) wollten?

         

        Ich will weiter nicht abstreiten, dass auch "mäßig empathisch" ein ironisches Understatement war. Allerdings gebe ich - nur als freundlichen Denkanstoß - zu bedenken, dass der methodische Konflikt zwischen "typisch" männlicher und weiblicher verbaler Konfliktbewältigung (Auflösung vs. Verarbeitung) ein absoluter Klassiker ist und Menschen aller Geschlechter teilweise bis ins hohe Alter damit ihre Probleme haben. So sehr man gegen die Zementierung solcher Archetypen sein kann, so wenig vorwerfbar finde zumindest ich es, wenn gerade junge Menschen, die noch nicht die Lebenserfahrung haben, ihnen (noch) entsprechen.

  • @Jabba

    "Auf dem Nachhauseweg versucht der männliche Begleiter, sich als vergleichbares Opfer darzustellen, das ähnliches durchmacht."

    "Die Blicke seines Arbeitgebers auf seine Tattoes sind nicht vergleichbar mit dem ignoranten Antanzen durch einen anonymen Menschen..."

     

    -----

     

    By the way: ich war die Begleitung.

     

    Sexuelle Belästigung würde ich niemals gleichstellen mit "Belästigung meines Arbeitgebers" aufgrund von Tattoos. Dies wäre wohl ein Vergleich, der zu 100% seiner Grundlage entbehrt (und geistig ziemlich kurzsichtig wäre).

    Ich denke getrost sagen zu können, in der Lage zu sein, dies differenzieren zu können.

     

    Der Zusammenhang war ein Anderer, aber war aus dem Kontext des Dialoges heraus offen gestanden missverständlich.

    Ich habe nicht versucht zu vermitteln, daß sexuelle Belästigung das gleiche sei und ich mich als ähnliches "Opfer" sehe. Dies wäre zugegebenermaßen weltfremd und letztlich ziemlich maskulin gedachte Pseudosolidarität.

    Es ging darum (bezogen auf die Äußerung eines der Typen, sie sei ein "Nazi"), sinngemäß auszudrücken: "Hey, lass dich nicht unterkriegen, sei stark, versuche drüber zu stehen" und war nicht bezogen auf die Situation auf der Tanzfläche.

    Mir tat für sie leid, was in dem Laden passiert ist.

    Hätte ich es direkt mitbekommen, würde ich jederzeit eingreifen – als Unterstützer, nicht als "Beschützer".

     

    Das Argument "wenn mich jemand blöd anquatscht wegen der Tattoos, stehe ich da auch drüber" war in diesem Gesprächszusammenhang unglücklich gewählt und daher wohl ziemlich missverständlich, was mir leid tut.

    Ich würde sexuelle Belästigungen niemals in irgendeiner Art und Weise relativieren wollen.

    • @AnUnderdog:

      Danke für deine öffentliche Aussprache!

  • Das eigentliche Problem war wohl nicht der nervtötende Antänzer, sondern alles folgende, dass nicht sofort ein Podium bereitgestellt wurde, das Mikro ausgestellt wurde, dass folgende Diskussionen nicht in ihrem Sinne verliefen, dass Freunde nicht 100% zu einem halten und dass Drake nicht da war,

    • @Rudolf Fissner:

      Das Problem war wohl, dass die angetanzte Frau gehen musste, nicht der Antänzer.

  • Das Antanzen ist eindeutig eine Belästigung, wenn es fortgesetzt wird, obwohl sie eindeutig signalisiert, dass sie das nicht will. Etwa wenn sie tanzend sich von ihm abwendet, sich von ihm wegbewegt und er hinter ihr her tanzt. Ob das einfache ihn nicht ansehen da als eindeutiges Signal zu werten ist, dass sie das nicht will, finde ich da nicht klar genug. Das könnte der ihr zugewandte Tänzer auch so auffassen, dass sie seine Antanzversuche noch nicht bemerkt hat.

    Böse Anschauen finde ich da als eindeutiges Signal besser als Nichtanschauen.

    • @vulkansturm:

      Hauptsache der Belästigten noch Tips geben. Wunderschön selbst demontiert.

  • Victim Blaming auch hier in den Kommentaren. :/

  • hey sibel,

    bin komplett bei dir, in jedem punkt. großen respekt vor dir, deinem mut, deinem einsatz. mein volles mitgefühl für die üblen reaktionen - vor ort und teilweise auch hier. es scheint noch einiges an weg vor uns zu liegen.

    (bin männlich, weiß, hetero - nur für den kontext - ich genieße alle privilegien dieser gesellschaft - bin mir dessen oft nicht bewußt)

    • @gefährlichesHalbwissen:

      ich bin auch total aufgewühlt und fassungslos

    • @gefährlichesHalbwissen:

      Oh Mann...

  • Ich würde sagen sie haben es einfach am Anfang voll vergeigt! Hätten Sie Ihr anliegen einfach vorgetragen ohne zu erklären, dass Sie Feministin (also Anhängerin einer Ideologie, mithin Radikale) sind hätte man ihnen vielleicht zugehört!

     

    Aber Sie haben sich entschieden den Oberlehrer zu spielen!

    • @insLot:

      Und noch eins, um auf die Bühne zu gehen, und die vermeintlich grundsätzlich mit ihrer Meinung konform gehende Öffentlichkeit einzuspannen, dafür hat Ihr Mut gereicht, aber um dem Typen einfach ganze direkt auf der Tanzfläche Ihre Meinung ins Gesicht zu sagen, damit waren Sie überfordert!

      Gut dass Sie einen Mann dabei hatten, der Sie von der lästigen Pflicht sich selbst zu behaupten befreit hat.

       

      Nicht jeder versteht Körpersprache, dass wird vor allem dann schwer, wenn wie meistens bei solchen Einrichtungen noch Alkohol im Spiel ist.

      Manchmal kommt man um ein direktes Wort und Mimik einfach nicht herum. Und wenn das nicht reicht, gibt es bei solchen Veranstaltungen in aller Regel Sicherheitspersonal.

      • @insLot:

        Und zum Thema Sicherheitspersonal:

        Ich habe jahrelang in einem Club gearbeitet, und das Sicherheitspersonal hat oftmals noch nicht mal den eigenen Barfrauen geholfen - da kann man sich ausmalen, wie häufig oder selten Gästinnen Hilfe erfahren haben.

         

        Auch als Gästin (ja, dieses Wort steht im Duden) in anderen Clubs habe ich es erlebt, dass von Türsteher-Seite nicht geglaubt oder verharmlost wurde. Und nicht nur ein Mal. Oder es wurde argumentiert, ich hätte ja keine Beweise (und Zeugen für ein kurzes an-den-Po-fassen im Gedränge der Tanzfläche zu finden, ist auch fast unmöglich). Ja klar, ist ein Argument. Aber Fakt ist, dass sowas der betreffenden Frau nicht dabei hilft, sich besser zu fühlen.

         

        Und selbstverständlich verlässt sie dann den Club - allein schon, weil der Abend gelaufen und ihre Stimmung komplett im Eimer ist. Aber natürlich auch, weil dieser Typ ja noch da ist. Und wenn ihr sowas mehrfach passiert, nimmt sie die Botschaft mit: Wehren oder sich Hilfe suchen - sollte frau lieber lassen, bringt eh nix.

         

        Am Ende geht sie einfach nicht mehr in Clubs. Und die Typen wundern sich über den Männerüberschuss: "In letzter Zeit nur noch Kerle hier!".

        Mich wundert's eher, dass die das alle wundert.

      • @insLot:

        Ja nee, klar. Ein unschuldiges Bürschlein, der wollte nur flirten, Komplimente machen. Hat nicht das Geringste falsch gemacht, und wird nun an den Pranger gestellt, der Ärmste!

        Ich habe solche Situationen schon sehr häufig erlebt, und auch Freundinnen / Bekannte von mir.

         

        Diese Typen haben sich im Verlauf des Abends immer als A...löcher herausgestellt, die genau wussten, was sie da taten, und dass es Scheiße ist. Denn die so-und-so-vielte Frau am Abend, mit der er sowas macht, sagt dann auch mal direkt, dass er sie in Ruhe lassen möge. Und egal, wie sachlich und ruhig die jeweilige Frau das tat: Die Reaktionen der betreffenden Typen waren jedes Mal unter aller Sau. Keiner von denen wurde rot und war verlegen oder so. Keiner hat je in ruhigem Ton gesagt, es wäre ein Missverständnis gewesen, er habe es nicht so gemeint, oder sich gar entschuldigt, dass er die Situation verkannt habe. Keiner. Habe ich nie erlebt oder beobachtet.

         

        Stattdessen fielen Worte wie "Hysterikerin", "Schlampe" oder es wurde lautstark vermutet, die "Tussi" habe "wohl ihre Tage". Es waren immer unsympathische Widerlinge. Mit solchen Kerlen muss Niemand Mitleid haben!

         

        Überhaupt: Immer dieses "Frauen sollen sich gefälligst wehren". Im schlimmsten Fall wirst du körperlich angegriffen, und hast danach zwei Tage lang Schmerzen (mir selbst passiert). Nur weil du aufgestanden und weggegangen bist, als der Typ sich Schenkel-an-Schenkel, Kopf total nah an deinem, neben dich setzte, obwohl überall reichlich Platz war. Und nein, das ist kein total hyper-seltener Einzelfall, ich kenne da viele Geschichten. Gestern las ich von einer jungen Frau, die nach so einem sich-wehren neun Stunden in der Notaufnahme behandelt wurde; das Foto ihres verquollenen Gesichts war furchtbar.

         

        Es soll total einfach sein, sich sofort und ohne nachzudenken gegen einen Mann, der in den allermeisten Fällen größer und kräftiger ist, als man selbst, zu wehren? Selbstverständlich nicht! Natürlich trauen sich das viele Frauen nicht.

        • @Tonita:

          Das ist müßig hier über wenn und aber zu streiten. Fakt ist, Sie hat es noch nicht mal versucht. Und anschließend den 1. vor dem 2. Schritt machen wollen.

          • @insLot:

            Was für arrogante Kommentare Sie hier gegenüber Sibel Schick und Tonita ablassen.

            Leider scheinen Sie auch nicht zu verstehen, was Tonita ihnen sagen will. U.a., dass Kontext und Erfahrungen relevant sind - dies vor dem Hintergrund des Patriarchats.

          • @insLot:

            Sie lesen noch nicht mal richtig, was ich schreibe: Ich hatte mich noch nicht mal aktiv versucht zu wehren, bin nur weggegangen, und wurde trotzdem körperlich angegriffen - Verstehen Sie das nicht, oder wollen Sie es nicht verstehen? Allein der Versuch (oder sogar nur das sich-herausnehmen-wollen aus der Situation) kann zu verbaler oder gar körperlicher Gewalt führen (einen noch viel, viel krasseren Fall, der durch die Medien ging, erwähnte ich ebenfalls). Von Männern, die meist größer und stärker sind als die betreffenden Frauen, begreifen Sie das?

             

            Derjenige (falls er denn zu Gewalt neigt, was frau ja nicht wissen kann!) wird wohl kaum vorwarnen: "Okay, jetzt hast du ein Mal versucht, Dich zu wehren, lasse ich dir durchgehen. Aber ich mache trotzdem weiter mit der Belästigung; und wenn du dich dann nochmal wehrst, greife ich dich tätlich an!". Natürlich nicht.

             

            Von daher ist das auf-die-Bühne-gehen doch verständlich: Da wird sie wohl kaum angeschrien, beleidigt oder gar tätlich angegriffen werden. Ich sage ja nicht, dass das perfekt war. Aber verständlich ist es für mich durchaus.

      • @insLot:

        Wenn Drake nur dagewesen wäre. Der hätte Sie gerettet...

        • @El-ahrairah:

          !

  • Wo ist bitteschön das Mitfühlen mit der Autorin?

    Sie wird belästigt und nur die bloße Erscheinung Ihrer männlichen Begleitung sorgt für Ruhe.

    Eine weitere Frau wird von demselben Mann soweit belästigt, dass sie flieht.

    Die Autorin versucht sofort, wie auch immer, sich auf der Bühne auszudrücken und findet kein Gehör.

    Ist ja Partystimmung und so etwas stört da nur.

    Junge Mädchen kritisieren die Art Ihres Versuchs, denken aber wie sie.

    Nach dem Konzert wird Sie in kleinerer Runde von den Künstlern befragt.

    Es wird verharmlost, Ihre Gefühle seien falsch, aus deren männlicher Sichtweise sollte sie sich geehrt fühlen.

    Auf dem Nachhauseweg versucht der männliche Begleiter, sich als vergleichbares Opfer darzustellen, das ähnliches durchmacht.

     

    Alles zusammen echt einfach nur noch zum Schreien! //Cool down!

     

    Die Blicke seines Arbeitgebers auf seine Tattoes sind nicht vergleichbar mit dem ignoranten Antanzen durch einen anonymen Menschen,

    der sich schnell verpi**t, wenn ein potentieller Gegner anwackelt, der ihn dafür im Affekt auf die Schna*ze hauen könnte.

    Die Blicke sind nicht vergleichbar mit der nervenden Teilsolidarisierung der jungen Mädchen und mit dem anschließend dummen Gewäsch der Rapper.

    Das Stelle ich ebenso wie die Autorin in Frage.

    Realitätsfern ist nett ausgedrückt und wenn das vom Begleiter nett, einfühlsam und solidarisch sein soll,

    schreibe ich erbärmlich, einfältig, eindimensional und eigenlich zum Totweinen.

    Der arme wird es verkraften. Ja, bestimmt hat er es gut gemeint, ist vielleicht ein exemplarisches Beispiel für die Unbeholfenheit eines Teils unserer Gesellschaft,

    mit diesem Thema umzugehen, wenn man direkt, als Mann nebenan, damit konfrontiert wird.

     

    Wo ist das MITFÜHLEN mit der Autorin?

    Kleines Gedicht zum Schluss:

     

    Was ist, wenn Deine Schwester so "angetanzt" wird?

    Was ist, wenn Deine Mutter so "angetanzt" wird?

    Was ist, wenn Deine Frau so "angetanzt" wird?

    Was ist, wenn Deine Tochter so "angetanzt" wird?

     

    Vielen Dank für den Artikel, vielleich

    • @Jabba:

      Kann es nicht aus Mitgefühl für die Autorin sein, dass jemand sagt:

       

      Doof gelaufen, hier sind Strategien, mit denen dir es in Zukunft, bei einer ähnlichen Situation, besser gelingen könnte, Gehör zu finden.

       

      Es ist auch eine Art von Respektlosigkeit, dann sofort Victim Blaming zu unterstellen. Das unterstellt, dass gemeint war "Selbst Schuld, weil du es nicht soundso gemacht hast", aber es kann auch gemeint sein "Hier Tipps fürs nächste Mal", ohne dass da ein Vorwurf drinsteckt.

       

      Ich finde generell das so genannte "Principle of Charity" eine gute Methode, um Dialog so konstruktiv wie möglich zu gestalten.

      (Sogar dann, wenn man es eigentlich besser weiß, oder zumindest meint es besser zu wissen! In dem Fall besteht die Zielgruppe eher in anderen Zuhörern des Wortwechsels als in dem Gegenüber; und hin und wieder wird man positiv überrascht)

      • @Existencielle:

        (auf deutsch: "Prinzip der wohlwollenden Interpretation")

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Jabba:

      ...Mitgefühl?

      Wird sich schon irgendwo finden.

  • @ ok kapiere gar nichts - ;)

    &

    Denn dennoch mal so -

    Nehme mal an - "Auseinandertanzen" -

    DDR-Jargon - was hierzulande mit Twist begann & meinen Deutschlehrer

    - katholischer Plattkopf&Puffgänger -

    Zu der Bemerkung veranlaßte

    " Jetzt wisse kein Theaterregisseur mehr - wie er die Regieanweisung im Faust "Mephisto macht eine unsittliche Bewegung" umsetzen solle -

    Diese Startphase haben Sie denn doch noch nicht live mitbekommen.

    Aber. Seit derzeit ist das hier so als "Heiligerseibeiuns" beschworenes &

    letztlich vorauseilend pejorativ als "Antanzen" bezeichnetes & bar jeder Differenz abgestempeltes Tanzen - Ubiquitär - Allgegenwärtig auf allen Dancefloors - in was für Hütten Zelten oder im Freien die auch gerade verlegt sind - kerr! einschl.

    Flirt&Anmachvarianten wie Sand am Meer. Newahr - & genderneutral!

     

    Die hier geschilderte Penetranz bis zur Übergriffkeit wird hier im around ja jeder schon mal & je nach Etablissemente häufig genug gewärtigt haben.

    &

    Daß sich Frauen dadurch angemacht fühlen - auch klar. (Aber nicht nur die!)

    &

    Ob die geschilderte Reaktion -

    " „Hallo, mein Name ist Sibel, ich bin Feministin. Wir diskutieren seit Tagen über sexualisierte Gewalt…“ passend war? - Who knows? - war nicht dabei.

    Aber auch klar - dürfen darf frauman alles!

     

    Aber - " …der arme…" am Ende - ??

    Auf den vllt etwas hilflosen Versuch -

    Das Geschehene - weniger zu verstehen - als die Freundin zu trösten - läßt -

    An der Tastatur - mit Verlaub -

    Geht's noch? Cool down baby??! -

    Distanz& Empathie vermissen. Ja.

    &

    Vielmehr erscheint mir - & das nun wahrlich nicht erst seit diesem Beitrag -

    Dies Ausdruck - "Nabel ihrer selbst"!

    &

    kurz - Selten zeitigt solches einen in sich schlüssig-kritischen Blick auf's

    Geschehen & eine reflektierte Wahrnehmung!

    &

    Das ganz ersichtlich auch hier nicht.

    & nochens ~>

    "…ihr kapiert einfach gar nichts…"

    Yes. "Look to your own" - ist ein guter

    Gestaltspruch. In der Tat.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      "Antanzen" kenne ich noch - und zwar ausschließlich - aus meiner Zeit als "Untergebener".

      Angetanzt wurde auf Einladung beim "Vorgesetzten", der dann eine gewisse "Zigarre" ausgab.

       

      Erst die Kölner Silvesternacht verdrängte den alten Begriff mit sexualisierter neuer Bedeutung.

       

      So ändern sich die Zeiten, leider...

  • Es geht hier um ein wichtiges Thema, mich stört an dem Artikel allerdings, dass die Autorin einerseits gesellschaftlich geduldete Belästigung kritisiert und im gleichen Atemzug Klischees wie "People of Color kennen das - die finde ich gut" und "mein männlicher Begleiter hat davon sowie so keine Ahnung - den finde ich blöd" benutzt. Dieses festgefahrene Rollendenken ist ja genau das Problem um das es eigentlich geht, nämlich das geglaubt wird Frauen müssten gewisse Dinge nunmal dulden weil es halt so ist.

  • die drake szene findet man auf youtube. da ging es offensichtlich um mehr als antanzen.

    das nur gesagt um die relation etwas herzustellen.

    (das heißt aber nicht das die aktion, des antänzers okej war.)

  • Inhaltlich hat sie völlig Recht - nur der Einstieg ihrer Ansage "ich bin Feministin" ist die falsche Schublade, und in die wird sie dann sofort gesteckt.

    "Hey, das ist grad ne Frau aus eurem Konzert geflohen, weil sie dumm und penetrant angebaggert wurde so wie auch ich kurz davor, wie findet ihr das?" hätte die tollen Systemkritiker vielleicht eher aufgerüttelt. Dann hätten sie vielleicht mehr machen müssen als nur freche Texte singen, nämlich Position beziehen.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Mitch Miller:

      ...vielleicht WILL die Autorin ja in diese Schublade "gesteckt" werden?

  • Sexismus macht etwas mit Menschen. Nichts Gutes leider. Er wäre ja sonst kein Problem.

     

    Ich hab zwar keine Ahnung, woher Sibel Schick ihre Überzeugung hat. (Ich selber wäre mir in manchen Fällen nicht so sicher.) Aber wenn „die Frauen“ tatsächlich allesamt „nicht ständig daran erinnert werden [wollen], dass sie ein Geschlecht haben“, dann könnte das ja vielleicht daran liegen, dass sie zu lange als „schwaches Geschlecht“ bezeichnet worden sind – und Schwäche immer noch als großer Makel gilt, als Attribut geborener Verlierer sozusagen.

     

    Dieses dämliche Vorurteil hat Sibel Schick leider gleich doppelt verstärkt. Zum einen mit ihrem unprofessionellen Auftritt, zum anderen mit ihrem Text darüber. Wäre sie lange genug nüchtern geblieben, wär‘ ihr das vielleicht nicht passiert. Dann hätte sie sich nämlich überlegen können, dass es „den Männern“ vielleicht völlig anders geht, dass sie womöglich ständig dran erinnert werden wollen, dass sie als Männer auf die Welt gekommen sind, als Mitglieder eines „starken Geschlechts“, das immer irgendwie die Sieger stellt.

     

    Im Gegensatz zu Sibel Schick hat sich Drake kurz gefasst. So kurz, dass jeder Kerl im Laden wusste: Das ist ein echter, rechter Mann. Der quatscht nicht rum. Der schlägt tatsächlich zu, wenn ich nicht mache, was er sagt. DAS hat gezogen, nicht die Empathie. Die Knaben wollten sein wie Drake, nicht wie Frau Schick mit ihrer „Körpersprache“, die manche Männer weder sprechen noch verstehen wollen, so lange sie nicht Aggression ausdrückt oder doch wenigstens: „Hey, mach mich an!“

     

    Mag sein, dass dieser Super-Rapper den Sugar Daddy hätte gegeben wollen. Mag sein, dass Sibel Schick zu Wort gekommen wäre unter seiner "Schirmherrschaft". Aber wenn sie wirklich ein „Zeichen“ gesetzt hätte damit, dann höchstens dieses: Die Tussi kann das nicht allein! Die braucht den Macker, der nicht labert, sondern Fakten schafft.

     

    Vorbild? Bewusstsein? What the hell…? Gibt es nicht schon genug brutale Menschen auf der Welt?

  • Da wollte der Begleiter nach der ganzen Situation mal was Nettes, Einfühlsames sagen und sich ein wenig mit der Autorin solidarisieren und darf als Dank von sich als “der Arme“ in der Zeitung lesen.

    • @André Schlebes:

      Gut gemeint ist eben nie das gleiche wie gut gemacht. Eine Solidarisierung, die gleichzeitig den Angriff relativiert ist eben keine Solidarisierung, sondern Teil des Problems.

    • @André Schlebes:

      Stimmt. Nej tak.

      • @Lowandorder:

        @ Andre Schlebes und Lowandorder:

         

        ihr kapiert einfach gar nichts ---- dazu brauchst sonst keinen weiteren Kommentar ---- ist anscheinend ne andere Welt. Sibel hat g-e-n-a-u DAS beschrieben.

        • @Friderike Graebert:

          "gut gemeint" (in bezug auf den kommentar des begleiters) gibt es wohl nicht?

          trotzdem danke für den artikel, auch wenn ich die welt anders sehe und trotzdem derartige anmache daneben finde...