Antisemitismus bei Fridays for Future: Luisa Neubauer distanziert sich
Die Klimaaktivistin nimmt Abstand von internationalen Fridays-for-Future-Kanälen, auf denen antisemitische Inhalte geteilt wurden. Nun legt Greta Thunberg nach.
Die internationalen Netzwerke der Bewegung seien lose und strukturlos und wenige Personen stünden hinter einzelnen Posts. „Es alarmiert uns zu erleben, wie eben diese Netzwerke insbesondere in den letzten Tagen von Wenigen missbraucht wurden, um Desinformation und Antisemitismus zu teilen“, sagte Neubauer.
Vor rund einer Woche hatte die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die Fridays for Future mitbegründet hat, in sozialen Netzwerken zu einem Streik für Solidarität mit den Palästinensern aufgerufen und damit für Empörung gesorgt. Diesen Freitag machte sie sich erneut für die Palästinenser stark. „Gerechtigkeit für Palästina“, stand auf einem Schild, das die 20-Jährige bei ihrem freitäglichen Klimaprotest vor dem schwedischen Parlament in Stockholm in den Händen hielt. Auf einem weiteren Schild stand „Stop the Genocide“ – ein Slogan, der als antisemitisch eingestuft werden kann, da er Israel dämonisiert.
Thunberg müsse sich den Vorwurf des Antisemitismus gefallen lassen, nachdem sie Aufrufe von palästinensischen Unterstützergruppen geteilt habe, die Israel das Existenzrecht absprächen, sagte die Antisemitismusforscherin Juliane Wetzel. „Wer das Existenzrecht Israels nicht nur infrage stellt, sondern den Staat auslöschen will, ist eindeutig antisemitisch.“ Gleiches gelte, wenn man den Eindruck erwecke, die Israelis würden den Palästinensern dasselbe antun, wie es die Nationalsozialisten den Juden angetan haben.
Laut Neubauer nur „einzelne Gruppe“ verantwortlich
„Wer versucht, israelische Politik mit dem Holocaust gleichzusetzen, überschreitet immer die Grenze zum Antisemitismus“, sagte die Historikerin. Die internationale Abteilung von Thunbergs „Fridays for Future“ hatte Israel einen „Genozid“, also Völkermord, und ein „Apartheid-System“ wie einst in Südafrika vorgeworfen. Wer in der aktuellen Situation von Genozid spreche, würdige auch die Opfer des Holocaust herab, sagte Wetzel.
Neubauer versprach, die Vorgänge der letzten Tage sehr ernst zu nehmen. „Ich setze mich persönlich dafür ein, dass wir globale Prozesse aussetzen, bis wir sicher sein können, dass eine einzelne Gruppe nicht länger globale FFF-Accounts für Desinformation und Hass nutzen kann“, sagte sie.
Zuvor hatten Politiker von CDU und FDP eine stärkere Distanzierung der deutschen Sektion von Fridays for Future gefordert. „Die israelfeindlichen Äußerungen von Greta Thunberg und ihrem Umfeld sind Wasser auf die Mühlen der Hamas“, sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen