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Antirassistische SpracheSchwarz ist keine Farbe

Sprache prägt das Bewusstsein: „Schwarz“ und „weiß“ sind antirassistische Bezeichnungen, die über Macht sprechen, nicht über Hautfarben.

Drei Frauen aus Mississippi kämpfen 1965 dafür, das Kapitol in Washington betreten zu dürfen Foto: Dick Strobel/ap/picture alliance

Menschen, die von Rassismus betroffen sind oder sich davon betroffen fühlen, bezeichnen sich selbst oft als Person of Color (PoC).

Der Begriff kommt aus dem angloamerikanischen Raum und stammt aus der Kolonialzeit. Erste Verwendungen sind laut Oxford Dictionary für das Ende des 18. Jahrhunderts dokumentiert. Der Begriff geht möglicherweise auf das französische gens de couleur ­libres (etwa „freie Menschen von Farbe“) zurück und bezeichnete Personen in europäischen Kolonien, die im Gegensatz zu versklavten Schwarzen Menschen (black people) begrenzte Freiheiten besaßen. Die US-Bürgerrechtsbewegung wandelte den historischen Begriff Ende der 1960er Jahre zu people of color um, als Gegenentwurf zu den abwertenden Begriffen, mit denen die weiße US-Gesellschaft über Afroamerikaner sprach. Martin Luther King benutzte die Bezeichnung citizens („Bürger“) of color.

Im Deutschen gibt es derzeit keine Übersetzung für den Begriff PoC. Direkte Übersetzungen ins Deutsche sind oft mit rassistischer Geschichte verbunden. Sie basieren auf der Annahme, dass es biologische menschliche Rassen gibt, sind daher negativ konnotiert. Als Selbstbezeichnung wird daher Person of Color auch im Deutschen immer mehr geläufig, oder im Plural People of Color, beides kurz PoC.

Inzwischen wird in der Regel unterschieden zwischen den Begriffen PoC und Schwarz, um den unterschiedlichen Rassismuserfahrungen von Schwarzen Menschen und anderen nichtweißen Personen Rechnung zu tragen. Ob PoC dabei Schwarze Personen implizit mitmeint, darüber besteht keine Einigkeit. Vor allem in Nord- und Südamerika sind inzwischen die erweiterten Abkürzungen BPoC (Black and People of Color) und BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) hinzugekommen, die gruppenspezifische Rassismuserfahrungen von Schwarzen Menschen, indigenen sowie ehemals kolonialisierten oder versklavten Gruppen verbinden – und gleichzeitig jeweilige Spezifika anerkennen.

PoC in Deutschland noch nicht üblich

Übrigens beziehen sich weder PoC noch Schwarz – mit großem S geschrieben – auf Hautfarben. Ebenso wenig meinen sie eine ethnische Zugehörigkeit oder Abstammung, wie zum Beispiel afroamerikanisch, sondern sie stehen für eine Verbundenheit durch ähnliche Rassismuserfahrungen. Die Begriffe werden durch die Proteste gegen Rassismus und Polizeibrutalität nach dem gewaltsamen Tod des Schwarzen US-Amerikaners George Floyd immer häufiger eingesetzt, auch in Deutschland.

Hierzulande identifizieren sich sehr viele Menschen als PoC. Allerdings ist die Bezeichnung in Deutschland aufgrund seiner anderen historisch-gesellschaftlichen Ausgangslage noch nicht üblich geworden. Obwohl über ein Viertel der deutschen Bevölkerung einen sogenannten Migrationshintergrund beziehungsweise eine Einwanderungsgeschichte hat und Diskriminierungen aufgrund ethnischer, kultureller, sprachlicher oder religiöser Unterschiede das Leben vieler prägen.

PoC ist aber nicht gleichzusetzen mit Migrationshintergrund. Es betont nicht unbedingt eine Einwanderungsgeschichte, sondern kritisiert die strukturelle Dominanz von Weißsein in Politik und Alltag. Doch es gibt Wechselwirkungen. Menschen mit ostmittel- oder osteuropäischem Hintergrund oder mit polnischer, russischer, balkanischer Herkunft machen in Deutschland auch dann rassistische Erfahrungen, wenn sie als weiß gelten könnten. Eine als osteuropäisch vermutete, als „undeutsch“ wahrgenommene Sprachfärbung reicht oft aus, um rassistische Vorbehalte auszulösen. Der Kontext der jeweiligen Gesellschaft ist entscheidend.

Auch weiß markiert keine Hautfarbe. Der Begriff wird klein und häufig kursiv geschrieben, um seinen Charakter als Ideologie statt physischer Tatsache zu markieren. Er zielt auf die gesellschaftspolitische Position der so Bezeichneten ab: im Rahmen rassifizierender Vorstellungen zugehörig zur Mehrheit, Macht ausübend, normgebend. Um die eigene Zugehörigkeit zu einer privilegierten Gruppe zu benennen, kann weiß auch eine Selbstbezeichnung sein.

Kein Konsens über Definition von Weißsein

Das aber ist im Gegensatz zu Schwarz oder PoC weniger üblich. Das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA) schreibt in seinem Glossar, die Bezeichnung weiß diene dazu, „diese in der Regel unmarkiert bleibende Positionierung weißer Menschen – mit ihren in der Regel für sie unsichtbaren Folgen – sichtbar zu machen“.

Für Weißsein existiert aber kein Konsens über eine allgemeingültige Definition. Es bedeutet nicht automatisch, rassistisch zu sein, sondern innerhalb einer rassistischen Hierarchie an der Spitze zu stehen. Auch wenn man sich persönlich gegen Rassismus positioniert, profitiert man von weißen Privilegien.

Die Reihe

Wissen ist Macht

Was ist Rassismus? Warum schreibt man oft „trans“ klein, aber „Schwarz“ groß? Was meinen die Gender Studies genau, wenn sie sagen „Geschlecht ist konstruiert“? Es ist unabdingbar, Grundlagen der kritischen Gesellschaftswissenschaften zu kennen, wenn man über antirassistische und queerfeministische Politiken diskutiert.

Von vorn erklärt

In dieser Reihe mit dem Titel „Zurück zu den Grundlagen“ erscheint ab sofort jede Woche ein erklärender Text zu einem oder mehreren Begriffen aus dem Bereich Feminismus und Antirassismus. Kommende Woche folgt: „Schwarz, weiß, PoC, BPoC“ – antirassistische Bezeichnungen und ihre Hintergründe.

Weißsein bedeutet auch nicht, in jeder Situation automatisch oben zu stehen. Andere Machtkategorien sind ebenfalls wirksam, etwa das Klassenverhältnis, und sie sind verschränkt mit Rassismus. Weiße Proletarier etwa sind nicht per se privilegiert, aber sie sind gegenüber Schwarzen Proletariern durch ihr Weißsein privilegiert.

Die Komplexität von Rassismus zeigt sich darin, dass auch von Rassismus betroffene Menschen andere Menschen durchaus rassistisch diskriminieren. Nur weil jemand von Rassismus betroffen ist, heißt es nicht, dass diese Person nicht ihrerseits rassistisch denkt, spricht oder handelt. Ein Beispiel wäre Antisemitismus unter Menschengruppen mit arabischen und türkischen Wurzeln, die selber gegen „Türkenhass“ oder Muslimfeindlichkeit kämpfen und als „Kanaken“ beschimpft werden.

Historisches Erbe ohne persönliche Schuld

Viele Juden würden sich nach der oben entwickelten Definition nicht als PoC bezeichnen, dennoch sind sie von Rassismus betroffen, der in diesem Fall nicht nur durch die Vorstellung von „Rasse“, sondern noch durch weitere Ideologien und Mythen genährt wird, etwa Verschwörungstheorien über angeblich überproportionale Macht und großen Einfluss dieser Gruppe. Der Begriff PoC vereint somit nicht immer alle, die von Rassismus betroffen sind. Er ist kontextabhängig und muss in jeder Gesellschaft möglicherweise etwas anders verstanden werden.

Es gilt noch einen weiteren Aspekt zu berücksichtigen: Schuldverstrickung. Geeigneter zur Sensibilisierung als die bisher aus dem US-amerikanischen Kontext importierten Begrifflichkeiten sind die der – ebenfalls US-amerikanischen – „memory studies“, der Erinnerungswissenschaften. Deren Begriffe versuchen über die postkoloniale Herrschaftskritik hinauszuführen und den Blick auf universale Verantwortung zu lenken.

Hier hat besonders der Holocaustforscher und Literaturhistoriker Michael Rothberg mit seinem Buch „The Implicated Subject“ (2019) eine sprachliche Denkweise eingeführt, die ausdrücklich über individuelle oder Gruppen­identitäten hinausweisen will. Rothberg weist auf die „gemeinsame Verantwortung für Dinge, die wir nicht getan haben“, hin. Er spricht von „Verstrickung“: „verstrickt“ sind alle, die in Machtverhältnissen leben, in die sie hineingeboren wurden.

Auch wenn sie diese Verhältnisse nicht selbst geschaffen oder mitgestaltet haben, profitieren sie doch von ihnen und tragen durch ihr Verhalten zur Aufrechterhaltung der Verhältnisse bei, ohne individuell schuldig zu werden. Vor allem Europäer und Nordamerikaner treten damit ein historisches Erbe an, ohne persönliche oder juristische Schuld zu tragen.

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77 Kommentare

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  • Als kritischer, hellhäutiger privilegierter Europäer bezeichne ich mich neuerdings als PwC, People without Color. Weiße Rassisten bezeichne ich dagegen als PvC, People versus Color.

  • Ein sehr schöner Artikel, der endlich mal anspricht, was mich an der aktuellen Rassismusdebatte so sehr stört: Die Undurchschaubarkeit der Begrifflichkeiten. Mir ist nur selten klar, wer mit der „weißen" gemeint ist, wenn in der Presse von „weißen" geredet wird. Gehören türkischstämmige Deutsche dazu oder nicht? Das wir z.B. nie geklärt.



    Auch die einseitige Berichterstattung wird hier endlich einmal angesprochen. Wenn es nur um die Hautfarbe geht, die Diskriminierung von Osteuropäern und Antisemitismus aber ignoriert werden, dann kann man nicht ernsthaft über Rassismus sprechen.



    Rassismus ist ein sehr komplexes und wichtiges Thema , daher sollte man weder alles vereinfachen, noch auf einige wenige Aspekte reduzieren. Außerdem muss man klar kommunizien und Begriffe deutlich erklären um nicht zu riskieren, dass man an einander vorbeiredet.

  • Ich kann den Ausdruck PoC nicht leiden. Er heißt auf Deutsch einfach übersetzt farbige Leute. Basta. Die ganzen verklärenden Konnotationen von King‘s Heldentum sind dann allerdings weg. Aber die sind ja eh verklärend, wie im Prinzip im Artikel beschrieben: colored steht ja auch für rassismus und rassentrennung in den USA bis vor ein paar wenigen Jahrzehnten. Ich werde jedenfalls PoC in Deutschland nie verwenden, ich hasse es, wenn englische Begriffe zur Verschleierung von Problemen genutzt werden.

    • @sachmah:

      "Farbig" ist blöd: "Die englische Entsprechung zu "Farbige" ist "colored" in (US-)Amerika und "coloured" in Südafrika. Beides bezeichnet "Mischlinge". Da es keine Rassen gibt, kanns auch keine "Mischlinge" geben/gegeben haben.

      Also: people of color =/= colo(u)red people." (Selbstzitat vom Sonnabend unter dem Artikel)

  • nur mal so ...



    schwarz & weiß sind vollfarben.

    beide farben enthalten das gesamte farbspektrum.

    • @adagiobarber:

      Schwarz und Weiß sind sogenannte „unbunte“ Farben oder „Unbuntfarben“. Vollfarbe meint Farben ohne jedes weiße, schwarze oder graue Pigment. Ihre Eigenschaft ist sozusagen die maximalste Buntheit.

      „Eine Farbe wird als unbunt bezeichnet, wenn sie weder einen bestimmten Farbton noch eine Sättigung aufweist. Unbunte Farben sind Schwarz, Grau und Weiß.“

  • Diskriminierungen und Privilegien sind nicht nur nach postkolonialen Kategorien verteilt. Das wird im Artikel dankenswerterweise auch angesprochen. Wenn aber ein klassistisch privilegierter PoC wegen postkolonial behaupteter "Verstrickung" dennoch mehr "gehört" gehört als jemand aus dem "weißen" Proletariat, dann ist das nicht nur unverständlich, sondern auch nicht mehr links. Denn diese Verstrickungen sind wesentlich komplexer als die Behauptungen der Leute, die mit Begriffen um sich werfen als hätten die Betroffenen sie dazu aufgefordert.

  • OK, was wir nun also festhalten können ist, dass kaum jemand die Angelegenheit auch nur annähernd ernst nehmen möchte. Natürlich gibt es Ausnahmen.

    Es lädt offensichtlich mehr dazu ein, sich über die vielleicht übertriebenen Differenzierungen lustig zu machen.

    Ja nun, was schlagen die Spaßvögel vor?

    Stellt euch nicht so an, ihr N-Wörter?

    • @Jim Hawkins:

      Der Vorschlag ist simpel:



      es ist ander Zeit, mal den ganzen Identitätskram beiseite zu schieben.

      In den USA wurde damit der Rassismus nicht abgeschafft. Nennen Sie mir einen Grund, warum es hier funktionieren sollte.

      Wer Gemeinsamkeitsgefühle schaffen will, muss Gemeinsamkeiten betonen und nicht Unterschiede.

      A-Z_Wörter haben noch nie etwas abgeschafft. Man kommt sich bloß vor wie bei der, dessen Name nicht genannt wird.

      In die neuen Begriffe kann man dagegen super seine alten Vorurteile hineinbringen.

      N-Wörter sind durch, weil zu lange behauptet wurde, sie seien von vorneherein beleidigend oder herabsetzend. Heute ist der Tabubruch doch gerade spannend geworden.

      Lassen Sie es bei "Schwarze", auch wenn es dann Leute mit schwarzer Hautfarbe gibt, die keine "Schwarzen" sind (z. B. manche Inder)

      PoC ist sowieso kein adäquater Ersatz. Deshalb gibt es ja bereit "BPoC" und "BIPoC".



      Und wieviel Türken oder Araber kennen Sie, die sich in einer Identitätsgemeinschaft mit Afrikanern südlich der Sahara sehen?

      Ergänzender Vorschlag: Man möge uns bitte die Rassenlehre der Südstaatler der USA ersparen, die da lautet:"Wer auch nur einen Tropfen schwarzen Blutes hat, ist ein Schwarzer."

      Der Rassismus wird mit Sicherheit nicht verschwinden, wenn wir erst mal die Sichtweise der Sklavenhalternachfahren richtig verinnerlicht haben.

      Ich kommte mir bescheuert vor, wenn ich von weißen Schwarzen sprechen soll. Hat was von "Des Kaisers neue Kleider". Ich sehe A und soll B sagen.

      Eigentlich müsste man auch das J-Wort abschaffen. Das J-Wort wird bis heute als Schimpfwort gebraucht. Nahezu jedem ist die Naziterminologie "J-Wort-sau" und "Drecks-J-Wort" geläufig.

      Nach N- und M-Wörter-Theorie ließe sich der Antisemitismus ohne Abschaffung des J-Wortes nicht ausrotten.

      Gab es ja auch schon mal. Da wurde "Leute mosaischen Glaubens" als neutrale Bezeichnung draus.

    • @Jim Hawkins:

      Hier geht es doch nicht um übertriebene Differenzierung. Offensichtlich scheitert der Versuch, antirassistische Sprache zu katalogisieren auch daran, dass die vielfältigen Formen der Diskriminierung ohne gesellschaftstheoretischen Backround zur Farce wird. Da stellt sich für mich die Frage, wer etwas nicht ernst nimmt. Da sind Sie vielleicht mit diesem Kommentar deutlich mehr auf der Seite der Spaßvögel als Sie denken.

    • @Jim Hawkins:

      Es könnte auch einfach an den Inkonsistenzen der vorgestellten Theorie liegen. Nun kann man sich auch darüber sicherlich differenzierter auseinandersetzen, aber das ist auch das Forum der taz und kein Uniseminarraum.

  • Wenn man künftig ständig ein aktuelles Begriffslexikon im Kopf haben muss, wen man sich an Diskussionen beteiligen will (oder prüfen soll, ob man überhaupt etwas sagen darf), dann ist das der Tod jeder Debatte. Insbesondere wenn die Begriffe mit Gefühlen und Betroffenheiten verbunden sind, denn heutzutage ist man entweder beleidigt oder empört.

    Besonders bezeichnend ist, dass diese Bezeichnungen ein Gruppendenken, ein Einsortieren ("Othering", genau!) bedeuten, dass diametral sowohl der Liberalität des Einzelnen als auch der Universalität der Werte und Menschenrechte entgegensteht.

    Letztlich wird hier ein Macht- und Kulturkampf ausgefochten, indem für alle die Sprache normiert und Gegenpositionen die Rede verboten werden soll. Das ist weder links noch frei.

    • @bestrosi75:

      Welche imaginierten Diskussionen meinst Du?



      Virtuell kann mensch Begriffe nachgucken und falls Du im realen Leben mal auf Diskussionsrunden triffst, die (durchaus diskutierbare) insider-Ausdrücke verwenden, weißt Du durch das Lesen des Artikels hier zumindest, worüber die mit welcher Bedeutung reden.

      George Orwell, 1984 usw. hasde übrigens noch vergessen; der Gute ist eh in Dauerrotation wie oft und meist seine Bücher als Argument mißbraucht werden, da kommts auf einen Rotationsbeschleuniger mehr auch ned mehr an. *lol*

  • Dieser Text ist glasklar geschrieben – und das in einem durchgehend freundlich-aufklärerischen Grundton (danke dafür!). Wer vorgibt, ihn nicht zu verstehen, will ihn nicht verstehen oder versteht auch 95 Prozent aller anderen in der taz erscheinenden Texte nicht. Jenseits davon fällt auf, dass gerade bei diesem Thema – relativ taz-untypisch – immer wieder die sog. kleinen Leute herbeizitiert werden, um das eigene Nicht-Verstehen zu rechtfertigen. Ggf. kann das durchaus sein, denn für Menschen mit wenig(er) Lesepraxis ist ein solcher Text in der Tat nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Aber in einem solchen Fall kann mensch ja – sofern sich die Möglichkeit ergibt – die wichtigsten Botschaften im mündlichen Gespräch rüberbringen. Schließlich: Ob besagte leseungeübte Menschen verstehen oder nicht verstehen, hängt natürlich auch davon ab, welche Erfahrungen sie im Leben gemacht haben. Wer sich den gestrigen Livestream der Kundgebung in Hanau angeguckt hat (auf der fast ausschließlich Familienmitglieder und Freund*innen der am 19. Februar 2020 von einem Rassisten Ermordeten gesprochen haben), dürfte schnell verstehen, dass alle Sprecher*innen das im vorliegenden taz-Text Gesagte sofort begreifen würden, spätestens wenn es ihnen freundlich erklärt würde.

    • @Olaf Bernau:

      Nein.

      Ich selbst brauchte eine Weile, aber ich habe es irgendwann begriffen.

      Wenn ich es nun jemandem erkläre, gucken die meisten mit höherer Bildung mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. Dazu zählen übrigens auch PoC.

      Leuten mit einfacher Bildung verstehen es nach meiner Erfahrung wirklich nicht.

      Da nützt auch Hanau nichts.

      Ihren Klassismus à la "leseungeübt" hätten Sie sich auch klemmen können. Der passt nicht in eine linke Zeitung.

      • @rero:

        Hauptsache dagegenhalten: Auf der einen Seite kritisieren Sie die vermeintliche Unverständlichkeit bestimmter Gedanken, auf der anderen Seite teilen sie aus, wenn auf einen simplen Sachverhalt hingewiesen wird: nämlich, dass viele Menschen nicht sonderlich viel Lesepraxis (mit sozialwissenschaftlich inspirierten) Texten haben und es insofern natürlich zum Leben dazugehört, solidarische Übersetzungsarbeit zu leisten (deshalb gibt es auch die Rubrik "einfache Sprache"). Ich selbst habe viel mit Bauern und Bäuerinnen in Mali zu tun, von denen die meisten nie eine Schule besucht haben, dennoch können wir politisch und anderweitig gut zusammenarbeiten (auch wenn es der mündlichen Übersetzungsarbeit von Französisch in Bambara und/oder Fulfulde bedarf). Kurzum: Im Hinterkopf zu behalten, dass Schriftlichkeit aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht jedermenschs Sache ist, hat nichts mit Klassismus zu tun, sondern mit ganz normaler Aufmerksamkeit gegenüber unterschiedlichen Lebensrealitäten. Insofern: Sie zeigen auf mich, mindestens drei Finger zeigen zurück - im übrigen auch deshalb, weil Ihre an normierten Bildungsabschlüssen orientierte Begrifflichkeit "einfache Bildung" tatsächlich ein klassisches Beispiel von Klassismus ist.

        • @Olaf Bernau:

          Man kann Critical Whiteness für inkonsistent halten und gleichzeitig das Argument, es liege nur an einer fehlenden Lesepraxis, dass nicht jeder überzeugt ist, für borniert halten.

          Das ist gar nicht so schwer. :-)

          Übrigens empfinde ich Ihren Verweis auf solidarische Übersetzungsarbeit und die Rubrik "Einfache Sprache" sowie das Beispiel Ihrer malischen Bauern als hochgradig paternalistisch-borniert.

          • @rero:

            Nun - die Debatte ist durch, dennoch antworte ich nochmal: Sie führen Scheindebatten, indem sie den Eindruck erwecken, auf das Gegenüber einzugehen (in diesem Fall auf mich), nur um dann wieder neue Vorwürfe zu formulieren, die mit dem Gesagten gar nichts zu tun haben (Parallelen zu sonstigen politischen Akteuren schenke ich mir an dieser Stelle). Daher nochmal fürs Protokoll: Ich habe nicht gesagt, dass es fehlende Lesepraxis wäre, die dazu führen würde, dass Leute das Argument nicht nachvollziehen (diesen völlig bekloppten Gedanken haben Sie mir in den Mund gelegt). Vielmehr habe ich gesagt, dass es durchaus sein könnte, dass es Leute gibt, die einen solchen Text nicht verstehen (diese Leute wurden ja von Ihrer Blase haufenweise herbeizitiert...), dass es aber in einem solchen Fall möglich ist, im mündlichen Gespräch zu klären, was gemeint ist. Abgesehen davon: Es handelt sich nicht um "meine" malischen Bauern (wieder so eine hässliche Zuschreibung), sondern um Bauern und Bäuerinnen, mit denen ich zusammenarbeite - auf der Basis davon, dass es wechselseitige Übersetzungen gibt (nicht nur von Sprache, sondern auch von Inhalten). Wo in einer solchen Zusammenarbeit, die nicht auf einer Kolonialsprache basiert, der Paternalismus liegen soll, müssten Sie erst erklären (aber das wollen Sie nicht - denn Ihre Agenda ist offenkundig eine andere - schade!).

            • @Olaf Bernau:

              "Ggf. kann das durchaus sein, denn für Menschen mit wenig(er) Lesepraxis ist ein solcher Text in der Tat nicht ganz einfach nachzuvollziehen."

              Das spricht für sich, finden Sie nicht?

    • @Olaf Bernau:

      Vorschlag: alle taz-Foristen müssen künftig einen Leseübungstest machen. Wer den nicht besteht, darf nur noch in Welt-Online kommentieren.

    • @Olaf Bernau:

      es ist wohl weniger der text als solcher als vielmehr das dahinterstehende gedankengebäude, dss kopfschütteln verursacht.

  • Meine Frau ist Kamerunerin. Wir haben zwei Kinder. Sie und ihre ganzen schwarzafrikanischen Freunde interessiert das Thema politisch korrekte Sprache nicht die Bohne. Sie bezeichnet sich wertfrei als Schwarze und ich bin ein Weißer. In Kamerun bin ich ein white man oder ein homme blanc. Dieses Thema interessiert nur eine linksliberale Minderheit in den USA oder Europa. Die Mehrheit hat wichtigere Probleme, erst recht in Afrika oder Lateinamerika.

    • @Christof Abt:

      Ihre Frau und Sie sind nicht angesprochen, gefragt oder gemeint. Auch die Prolls, die als "Weiße" im Alltag den üblichen Umgang mit ihren Mitmenschen und Nachbarn egal welcher Herkunft, Haut oder Nation pflegen und sich vertragen, sind nicht gemeint.

      Zielgruppe solcher Diskussionen sind politische Kostgänger (und sowas wie "Beratungsstellen") und alle, die sich aufgrund ihrer Herkunft oder Eigenschaften für etwas Anderes oder Besonders halten.

  • Nach den hier gegebenen antirassitssischen Definitionen müssen als Han-Chinesen in China, Yoruba in Nigeria, Ashanti in Ghana, Amharischsprecher in Äthiopien als "weiß" bezeichnet werden. Friesen und Sorben in Deutschland hingegen sind PoC. Wenn die promulgierer dieser Terminologoie das nicht nicht tun, sollten sie sich fragen, ob sie nicht tatsächlich selbst Rassifizierer sind.



    Zitat: "Auch weiß markiert keine Hautfarbe. Der Begriff wird klein und häufig kursiv geschrieben, um seinen Charakter als Ideologie statt physischer Tatsache zu markieren. Er zielt auf die gesellschaftspolitische Position der so Bezeichneten ab: im Rahmen rassifizierender Vorstellungen zugehörig zur Mehrheit, Macht ausübend, normgebend."

  • Wenn man bösartig wäre, könnte man den Artikel auch als Satire lesen, nur Loriot würde es wohl noch mehr auf die Spitze treiben können. Der normale Stadt- und Dorfmensch hat ja gar keine andere Chance, als sich in den ganzen Abkürzungen und Gruppenbeschreibungen zu verheddern.

    • @Hans aus Jena:

      An Loriot hatte ich auch gedacht. Der hätte es natürlich besser gekonnt.

  • 0G
    09922 (Profil gelöscht)

    70 Jahre lang hat man versucht den Menschen beizubringen, das Individuum zu sehen und sich nicht über eine wie auch immer geartete Gruppenzugehörigkeit zu definieren. Und jetzt öffnet man die Büchse der Pandora und führt alle Arten von Kategorisierungen ein. Und wer nicht korrekt kategorisiert oder nicht kategorisiert werden will, der ist dann „farbenblind“ oder hat sich nicht mit seinem weißen Privileg auseinandergesetzt. Da kommt nichts Gutes heraus.

    • @09922 (Profil gelöscht):

      Bin da ganz bei Ihnen, auch wenn ich vergleichsweise nah dran bin, um recht schnell was von den (neuen) Bezeichnungen mit zu bekommen. Unterhalten kann ich mich mit Freund/innen und Bekannten außerhalb dieser Blase aber dann mit den Begriffen auch nicht. Weiß auch nicht, ob ich das wirklich möchte.

      Dieses Einkategorisieren passt auch irgendwie nicht zum wichtigen, aber schwierig-undurchsichtigem Inklusions-Hype (meist leider nur in Worten).

      Inklusion geht eben gerade davon aus, dass niemand "draußen" steht, sondern grundsätzlich gesellschaftlich alle mit drin sind oder sein sollen - so wie sie sind, alle vielfältigst unterschiedlich.

      Entweder setze ich gesellschaftlich das Ausrufezeichen nach "Inklusion!" oder nach "Spaltet Euch!" Wenn ich mich selbst erst in einer Gruppe definiere und mich per Definition und Aktion von anderen abgrenze, dann kann ich begrifflich gesehen auch nur integregiert werden und diesen Begriff samt Sicht auf die Zusammenhänge wollte man ja eigenltlich hinter sich lassen... (Inklusion statt Integration - auch wenn ursprünglich die Definiton der Integration die Inklusion beinhaltete).

      Mir war es von jeher völlig egal, wer wann von wo mit welcher Bildung oder familiärem und/oder sexuellem Hintergrund kommt - es ist der Mensch, wie er ist, der mich interessiert.

      Menschen können und sollen sich zwecks Austausch gerne zusammen tun.Kritisch wird es, wenn die Sprache und die Auftritte dieser Gruppen aggressiv und exklusiv werden.

  • Endlich wird das Thema mal allgemeinverständlich erklärt.



    Ich werde das morgen bei meinen Kolleginnen in der Frühschicht einbringen und wir können endlich alle KollegInnen richtig nach den Definitionen der äusserlichkeiten einteilen. Das fehlte wirklich.



    Danke für beitrag



    Es wäre allerdings noch besser hier eine Tabelle oder eine Hierarchie in graphicform darzustellen, das würde die erlärbsrkeit noch verbessern.

    • @Demokrat:

      Nachtrag: es kam in der Frühschicht gut an.



      Die Kolleginnen schienen aber nicht alles auf Anhieb verstanden zu haben.



      Es wurde nach farbtabellen gefragt, welche die Einordnung vereinfachen würden.



      Praktisch wurde schon einiges versucht. Die Tische in der Kantine sind jetzt nach Farbe markiert.



      Leider spielten nicht alle mit, da noch ein wenig uneinsichtigkeit herrscht. Viele wollten nicht die besten Plätze, sondern einfach nur mit den Kollegen unterhalten, unabhängig von Farbe.



      Es ist mehr Training notwendig.

      • @Demokrat:

        Nachtrag 2 (nach 2 Tagen).



        Ausgerechnet die 2 poc im Team sind nun nicht zufrieden.



        Sie fühlen sich ausgegrenzt und wollen einfach nur mit den anderen sitzen.



        Außerdem finden sie die Abkürzung poc nicht gut. Sie meinten, das hört sich an wie eine Krankheit.



        Es ist viel Training notwendig.

        • @Demokrat:

          Nachtrag 3: jetzt sind auch noch die biodeutschen aufmüpfig. Nachdem sie indigeneous gegoogelt haben, fühlen die sich als I.

          • @Demokrat:

            Ach, bei Dir auf der Arbeit gibts die letzten verbliebenen Neandertaler*innen@indigen *augenverleier*...



            Falls die Kommentare lustig sein sollen; ja, sindse ned; Intention der Artikelreihe in der taz ned kapiert, setzen 6!

            • @Hugo:

              Wir alle haben natürlich ein neandertalergen in uns.



              Aber was das nun zur Sache beiträgt ist mir ein Rätsel.



              Oder meinen sie etwas anderes mit Neandertaler?



              Ich kann ihren Wirrungen hier nicht folgen.

            • @Hugo:

              Genau... Biodeutsch = indigener Neandertaler.



              wundert euch nicht über die Wut die IHR damit produziert, und zwar bei ganz normalen Almans, Kartoffeln. (alles Beleidigungen in meinen Augen, aber ich bin nur ein betroffener, weißer privilegierter Prolet. Deutsch reicht doch. Der froh ist das er überhaupt lesen kann, solch fortschrittliche Texte fallen mir ab und an noch schwer, aber ich geb mir mühe.

              • @5ender:

                Was ist an "Alman" oder "Kartoffel" beleidigend?

                • @Hugo:

                  Liegt immer im Auge des Betrachters. Ich möchte so halt nicht tituliert werden, besonders "Kartoffel" weckt bei mir schlechte Erinnerungen an Schulzeiten. Und da waren die Biodeutschen Kartoffeln nunmal Minorität und des öfteren Diskriminierungen ausgesetzt. Wegen Schweinefleisch essen, blonden Locken, fehlendem Zusammenhalt und ähnlichem.



                  Das sind halt meine Erfahrungen, aber wenn mich jemand heutzutage Kartoffel nennt hab ich ehrlich gesagt kein Interesse noch großartig zuzuhören

  • Rassifizierend, BIPoC, weiß kursiv, Schwarz groß, die Privilegien des weißen Prekariats... Ich bin raus Leute, viel Spaß noch in der Seifenblase, sagt mir Bescheid wenn das Wörterbuch "Links - Normies / Normies - Links" raus ist...

  • Habe ich jetzt etwas falsch verstanden, oder erfährt das biblische Konzept der Erbsünde ein Revival?

    Allgemein kann ich mich meinen Vorredner*Innen nur anschliessen. Die Wortklauberei wird immer abstruser - und damit für die eigentliche Zielgruppe immer unverständlicher.

  • Immer diese Wortgläubigkeit! Natürlich ist Sprache Macht und reproduziert Sprache Macht, das ist aber noch lange kein Grund sich mit einzelnen Wörtern und Begrifflichkeiten rumzuschlagen, diese ersetzen zu wollen, in der nicht nur naiven sondern auch stinkfaulen Annahme, durch die Änderung von Begrifflichkeiten würde sich irgendetwas in der Wirklichkeit ändern. Diese unheilvolle Tendenz aus tausenden feministischer Seminare ist nicht nur lächerlich eindimensional, sie entwertet auch Sprache an sich, die Möglichkeit zur Präzision, die Möglichkeit zur Diskussion. Wenn es keine einfache Übersetzung für "Person of Color" gibt, dann benutzt man eben ein paar Worte mehr. Das wäre ohnehin ganz gut, denn in "PoC" schwingen derartig viele Subbotschaften mit, dass ein solche Begrifflich überhaupt nicht hilft. Als Kampfbegriffe bleibt dergleichen immer Kampfbegriff, so lange bis dann die Schriftgelehrten aus Antirassismus, Feminismus und LGBTs neue Definitionen lizensieren. Reichlich viel davon ist Selbstzweck, reichlich wenig davon ist irgendwie erhellend und konstruktiv. Vor allem aber ist es schlichtweg dumm sich ständig an einzelnen Wörtern festhalten zu wollen.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Das sehe ich ähnlich wie Sie und Christine Kiefer.

      Ich will gar nicht mal behaupten, dass es das Phänomen „Whiteness“ nicht gibt. Für mich ist diese ganze Bezeichnungs-Debatte allerdings eine plastische Bebilderung desselben. Die Leute, die sich damit zu profilieren versuchen, sind für mich wie Kokosnüsse: von außen vielleicht ein wenig dunkler als ihre Umgebung (und außerdem verdammt hart), im Inneren aber deutlich heller um nicht zu sagen weiß.

      Sie missbrauchen Privilegien, die sie von den Herrschenden erhalten und die sie sich mühsam genug erkämpft haben, um allen anderen zu zeigen, dass sie weniger wert sind. Wer gesellschaftliche Phänomene publikumswirksam kritisiert, der sollte vielleicht aufpassen, dass er sie nicht unabsichtlich reproduziert. Sonst braucht er sich nicht wundern, wenn sein Publikum lernunwillig reagiert auf offenbare Widersprüche.

  • Ich bin schwarz. Ich bin eine Frau. Ich bin Deutsche. Ich bin alleinerziehend und berufstätig.



    Dieses als Anti-Rassismus getarnte paternalistische Gequatsche nervt mich nur noch!



    Mein Alltag ist davon geprägt Kinder und Job unter einen Hut zu bringen.



    Mein Alltag ist davon geprägt, mit spitzen Stift zu rechnen.



    Mein Alltag ist geprägt von der Frage „ Habe ich wirklich genug Zeit für meine Kinder?“



    Für ständige Opferhaltung fehlt mir einfach die Zeit! ich allerdings auch nicht so erzogen.



    Vielleicht liegt es daran dass ich nicht nur überall Rassismus sehe, wenn etwas nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle.

    • @Desti:

      Vielen Dank, geht mir im ähnlichen Kontext auch so.

      Bin daher auch noch nie eine Freundin von "Selbsthilfegruppen" gewesen und meide Blasen oder agiere bewusst in unterschiedlichen Blasen.

      Das Thema Opferhaltung beschäftigt ja schon allein die "weiße", deutsche Gesellschaft - unabhängig von Finanzstatus. Seltsam nur, dass sich einige als Daueropfer fühlen und sich zusammen tun und laut artikulieren und andere sich gar nicht so fühlen, obwohl sie unter gleichen Umständen sozialisiert wurden.

    • @Desti:

      @Desti: Viel Erfolg bei der Bewältigung Ihres bestimmt nicht einfachen Alltags. Ich denke, dass die Leute, die sich mit dem Thema politisch korrekte Sprache beschäftigen zum Großteil weiß und privilegiert sind und deshalb Ihre Probleme gar nicht kennen

    • @Desti:

      Gratuliere zu Ihrem Selbstbewusstsein. Ich hoffe, Sie urteilen milde über diejenigen, die damit nicht so gesegnet sind... Dass der aktuelle Anti-Rassismus den letztgenannten nicht gerade weiterhilft, kann man gar nicht oft genug betonen.

    • @Desti:

      "Für ständige Opferhaltung fehlt mir einfach die Zeit! ich allerdings auch nicht so erzogen."



      Falls das irgendeine Person aus Deinem realen sozialem Umfeld verlangt, solltest Du den Kontakt zu jener Person auf das unbedingt nötigste reduzieren oder komplett abbrechen. Der Artikel gibt diesbezüglich nix her, sprich: Dein Kommentar ist off topic ;) .

      • @Hugo:

        Mansplaining und weißer Paternalismus in einem. Respekt ;)

        • @Hampelstielz:

          Den "Nichtganzernstgemeint"-Smiley mußt Du Dir dazudenken *lol*.



          Kommentare wie der von DESTI provozieren solche wie den von Ewald aus den Dolomiten; da er denkt, kein Rassist zu sein, musser sich auch ned mit tieferen Erklärungen rumschlagen und hat dafür zu allem Übel hier ne Kronzeugin gefunden.



          Mensch hat bei der ganzen Antidiskriminierungsdebatte mehrere Möglichkeiten zu agieren:



          1. Ignorieren; machen die meisten,



          2. Für linksgrünversiffte Gehirnwäsche halten,



          3. Othering und Verharmlosung; da gibts paar Trottel, die sind Rassisten, aber ICH (Ewald z.B.) bin dagegen immun,



          4. Sich damit beschäftigen und reflektieren; artet in Arbeit aus, mensch muß sich mit ungewohnten, zumeist ausländischen, Begriffen rumärgern; also sich quasi "updaten".

          • @Hugo:

            Im Kommentar steht ja deutlich "aktuelle" vor Antirassismus. Man kann Antirassismus und Antidiskriminierung für wichtig halten und trotzdem aktuelle Konzepte (z.B. den oben vorgestellten) für unzureichend bis gefährlich halten.

            Zumal die in der Artikelserie vorgestellten Theorien und Konzepte, auch in der Forschung, nicht unumstritten oder alternativlos sind.

            Insofern ist ihr Möglichkeitenschema unterkomplex.

            • @DasEndeallerHoffnung:

              Ich bestehe ned auf Vollständigkeit.



              Und es ist eben eine Debatte, d.h. Argumente werden ausgetauscht und Positionen müssen begründet werden. Die, daß ich als weißer männlicher Deutscher gegenüber Mitbürger*innen, die sich ned so leicht nen Sonnenbrand einfangen wie ich, durchaus besser behandelt werde im Alltag, ist ne Tatsache. In dem Zusammenhang halte ich die Bezeichnung "people/person of color" für nen "Arbeitstitel". Und natürlich sind hier die (historischen) Randbedingungen andere wie in den USA, dem UK oder Frankreich etc.pp. . Die auch wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Rassismus und sonstiger Diskriminierung ist halt woanders schon weitaus länger am Laufen. Das ist kein Grund, Erkenntnisse pauschal als "Blödsinn" "Geschwafel", "wirklichkeitsfremd" usw. abzutun und hier sich mit dem für die alltäglich Diskriminierten vorhandenen Status Quo zufriedenzugeben!

              • @Hugo:

                Begriffsbildung ist erstmal keine Erkenntnis, sondern Definition von Wörtern. Mit der Ablehnung einer Sprachtheorie befürwortet man keine Diskriminierung.

          • @Hugo:

            “da er denkt, kein Rassist zu sein, musser sich auch ned mit tieferen Erklärungen rumschlagen und hat dafür zu allem Übel hier ne Kronzeugin gefunden.“

            Gut, dass du es besser weißt, wer Rassist ist oder nicht. Danke für deinen antirassistischen Einsatz in der Taz-Kommentarspalte und in der Gruppendynamik. Du bist ein wirklich erhabener Mensch, nicht wie all die verkappten Rassisten. Du bist auch stets up-to-date in Sachen Begriffsbildung. Das kann halt auch nicht jeder.

  • Die Ursache rassistischer Realitäten - wie rassistischer Gewalt aber meinetwegen auch rassistischer Privilegien - ist rassistisches Denken. Und dahinter steckt ein Denkmuster, das Menschen pauschal in Gruppen einteilt, entlang von Kriterien wie zum Beispiel "Rasse", Hautfarbe, Herkunft, statt sie als Individuen zu sehen, für die diese Kriterien wenn überhaupt ganz individuelle und unterschiedliche Auswirkungen haben. Dieses Denken liegt aber eben immer auch vor, wenn man pauschal sagt PoC sind X oder Weiße sind Y. Auf dieser Basis kann man Rassismus nicht überwinden.

  • Die größten Probleme der Zukunft auf diesem Feld werden uns nicht diejenigen bereiten, welche das falsche Adjektiv benutzen, sondern der Graben welcher sich in der Gesellschaft auftut, zwischen denjenigen, welche diesen Artikel verstehen können und jenen, die hilflos "hä, wie bitte?" sagen weil dieser zunehmend abgehobene und abgedrehte politisch korrekte Kommunikationsstil einen Großteil der Gesellschaft sprachlos macht, da alles was er sagen will, im Zweifelsfall falsch ist. Kein Problem! Die Zauber-und Zungenkünstler vom rechten Rand werden diesen "Wortlosen" ihre Stimme leihen. Kommt auf den Teppich! Sprache ist ein Gemeingut. Das hier - und ähnlich auch der zunehmend komplizierte Bezeichnungs-Quatsch im Genderbereich - lassen ganz normale Menschen zunehmend wie fassungslose Idioten aussehen. Merke: es gibt nicht nur ungerechte Anhäufungen von Vermögen, sondern auch den Anspruch einer Pseudo-Intelligenzia, die Weisheit mit Löffeln und damit anderen weggefressen zu haben.

    • 0G
      06360 (Profil gelöscht)
      @Christine Kiefer:

      Verständlich und ausführlich genug formuliert. Dank auch für den Inhalt!

    • @Christine Kiefer:

      Ich stimme Ihnen zu.

      Wer glaubt, im 20. Jahrhundert äußerliche Unterschiede bei Menschen mit Begriffen wie POC etc. katalogisieren zu müssen, spielt den Rassisten in die Hände.

    • @Christine Kiefer:

      Du sprichst mir aus der Seele.

  • selten einen derart inkonsistenten Artikel gelesen. Wer ist nun schwarz oder weiß, und wer bestimmt das nach welchen Kriterien?

    • @Heinrich Ebbers:

      Das ist nicht der Fehler des Autors. Er macht es nicht schlecht.

      Es ist die Theorie, die so inkonsistent ist.

      • @rero:

        Die Theorie ist inkonsistent und über-komplex. Ihr größtes Problem ist die Umsetzung in die Praxis.



        Man kann es ja noch so oft in Proseminaren, Antirassismus-Trainings oder Zeitungsartikeln aufgedröselt bekommen – in der Alltagssprache werden 'schwarz', 'weiß' und 'braun' eben doch auf äußerliche Merkmale angewendet, und zwar durch die politischen Lager hindurch.

        • @Amandas:

          Auf welche Merkmale soll man es denn sonst anwenden? Muss man den weißen Hart4ler jetzt als schwarz bezeichnen und meinen bekannten aus Kamerun, Gruppenleiter und promovierter Ingenieur, als weiß?

          • @Christof Abt:

            Das ist genau das Problem. Eindeutig lässt sich das nicht beantworten, weil nicht nur die Theorie, sondern oft auch die einzelne Texte (z.b. von Arndt oder Brodkin) hoch inkonsistent sind.

            • @DasEndeallerHoffnung:

              Das ganze Problem würde sich von den Farben lösen, wenn man in "Priviligierte" und "Diskriminierte" unterteilen würde.



              Allerdings gibts dann vermutlich 95% gefühlte Diskriminierte pro Land...

  • Mir fehlt bei den Begriffen "People of Color" und "Weiß" die analytische Trennschärfe. "Weiß" soll stehen für postkoloniale Privilegien und ""People of Color" für Rassismuserfahrungen. Nur sind Kolonialisierung und Unterjochung eroberten Länder genau so wenig wie Rassismus auf westliche Kulturen beschränkt. Als Erbe des osmanischen Kolonialreiches existiert ein türkischer Rassismus gegenüber Kurden, Armeniern, Arabern und christlichen Griechen und Bulgaren. Ein Türke gehört damit in Deutschland zu den unterdrückten "People of Color", in der Türkei zu den privilegierten "Weißen". Ein Han-Chinese gehört dann in China ebenfalls zu den"Weißen" im Verhältnis zu den unterjochten Völker etwa der Uiguren oder der Tibeter. Die Araber waren die "Weißen" im Verhältnis zu den bei den islamischen Eroberungszügen nach Mohammed unterworfenen Völkern, etwa den christlichen Ägyptern.

    • @vulkansturm:

      "Als Erbe des osmanischen Kolonialreiches existiert ein türkischer Rassismus gegenüber Kurden, Armeniern, Arabern und christlichen Griechen und Bulgaren."

      Das halte ich für Quatsch. Das osmanische Reich war kein Kolonialreich, sondern ein Großreich in der Tradition z.B. des byzantinischen Reichs. Da gab es wahrscheinlich eine Diskriminierung von Christen, aber keine Unterscheidung nach Nationalitäten. Die Unterdrückung der Armenier und der Kurden ist eine "Errungenschaft" des sich im 19. Jh. entwickelnden türkischen Nationalismus, der von Europa inspiriert war.

      Zum Rest: Neulich hat das (ich glaube auch hier in der taz) eine Brasilianerin beschrieben: Dass sie in Brasilien "weiß" ist, aber hier eine Person of Color.

      • @Francesco:

        "Das osmanische Reich war kein Kolonialreich, sondern ein Großreich in der Tradition"

        Die Argumentation hat was. Kolonien und Unterdrückung kann nur aus Europa kommen (siehe auch "türkischen Nationalismus, der von Europa inspiriert war.") . Bei allen anderen beruht Unterdrückung auf historischer Tradition und sei daher nicht zu kritisieren.

      • @Francesco:

        Nein, meine arabischen Kollegen erzählen mir es genauso, wie es Vulkansturm geschildert hat. Die Araber und alle anderen ethnischen Minderheiten waren im osmanischen Reich die Unterprivilegiert.

  • "Martin Luther King benutzte die Bezeichnung citizens („Bürger“) of color." - Die Bezeichnung "Negroes" hat er auch verwendet...

    • @bk:

      Warum ist das englische "People of Color" eigentlich als Bezeichnung o.k., aber das deutsche Wort "Farbige" nicht, obwohl es doch nur die direkte deutsche Übersetzung davon ist?

      • @Rojas:

        Wegen irgendwelcher Empfindlichkeiten. Und natürlich hat es etwas mit dem vollkommenen Mangel an sprachlicher Kreativität der hiesigen "Woke-People" zu tun. Ihnen fällt einfach nichts anderes ein, als das englischsprachige Manna wörtlich zu übersetzen, und wenn das zu bescheuert klingt (Person von Farbe), bleibt es eben englisch.

      • @Rojas:

        Mit der Großschreibung von "Schwarz" als Adjektiv war bestimmt nicht beabsichtigt, dass "Schwarze/r" jetzt wieder als Substantiv verwendet wird. Es geschieht in dem Glauben, dass es nicht diskriminierend sei.

      • @Rojas:

        "People of Color" - das wird ja im Artikel auch erklärt - kommt aus der US-Bürgerrechtsbewegung, ist also eine Selbstbezeichnung. Inwieweit das hierher übertragbar ist, ist aber die Frage.

      • @Rojas:

        Die englische Entsprechung zu "Farbige" ist "colored" in (US-)Amerika und "coloured" in Südafrika. Beides bezeichnet "Mischlinge". Da es keine Rassen gibt, kanns auch keine "Mischlinge" geben/gegeben haben.



        Also: people of color =/= colo(u)red people.

    • @bk:

      Ja, ist aber auch schon mehr als ein halbes Jahrhundert her. Mit der gleichen Begründung kann mensch ("weiß") auch die Verwendung von "Ni****r" legitimieren, schließlich gibts genug Schwarze Sprechgesangakrobaten, die des als Selbstbezeichnung in ihren Liedern verwenden *kopfpatsch*.

      • @Hugo:

        Da vergleichen Sie jetzt Äpfel mit Birnen. King sah gleich von vornherein "Negro" nicht als abwertendes Wort an.

        • @Ewald der Etrusker:

          Ohne hier drölfunddrünfzig Verweise hinzukopieren; das mit der Verwendung von "Negroes" war unter Kings Mitaktivist*innen auch schon umstritten; die "Black Panther" hießen ned "Negro Panther" und heutzutage heißts auch ned "Negro lives matter" sondern "Black ~" .



          Und als weiße Deutsche (BK, Ewald, Hugo) steht uns des ned zu, des Schwarzen US-Amerikaners Martin Luther King Interpretation von vor 50+ Jahren dafür zu mißbrauchen, daß ja "Neger" als Bezeichnung für Schwarze Mitbürger*innen irgendwie gerechtfertigt wäre.



          Wenn mich eine Großstädter*in als "Dorftrampel" bezeichnet, ist das erstmal eine Beleidigung, wenn ich das (scherzhaft) in einem Gespräch mit ein*er Dorftrampel*ine verwende, isses ein "insider-gag" ;).

          • @Hugo:

            "Dorftrampel" unter Dörflern = Insidergag. "Ni***r" (bitte auf die Zahl der Sterne achten, ich weiß gar nicht mit Sicherheit, auf was für ein Wort Sie anpielten) unter Rappern = Insidergag. "Negroes" war bei King kein Gag, sondern ein ganz normales Wort. Wenn das für Sie alles das selbe ist, dann ist das allein Ihre Sache. Dass ich zu keiner Person "Neger" sage, hat nichts mit vernünftigen Argumenten zu tun. Ich akzeptiere, dass das Wort von Aktivisten als rassistisch angesehen wird. Die Gründe dafür sehe ich, solange niemand ein überzeugendes Argument liefert, vor allem in der berühmten Euphemismus-Tretmühle. Ganz nebenbei, etwas drölfunddrünfzig Mal zu wiederholen, macht es nicht automatisch zu einem guten Argument.