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Abschiebung von PflegekräftenGrenzenlose Dummheit

Kommentar von Benno Schirrmeister

Im kleinen niedersächsischen Wilstedt zeigt sich, was es wirklich heißt, im großen Stil abzuschieben: Es beschädigt die soziale Infrastruktur.

Deutschland kann auf Menschen, die etwas können, nicht verzichten: Abschiebungen schaden dem Land ebenso, wie den Abgeschobenen Foto: Sebastian Willnow/dpa

D ieser Kommentar müsste überflüssig sein. Denn die Meldung, dass die geplante Abschiebung von zehn kolumbianischen Pflegekräften in Wilstedt ein Heim für Demenzkranke lahmlegt, sagt ja alles: Abschiebungen schaden der Daseinsvorsorge. In diesem Fall fügen sie 48 in dem Heim untergebrachten Menschen unmittelbaren Schaden zu: Demenzkranke aus ihrem Alltag zu reißen, bedeutet einen direkten Angriff auf ihre Gesundheit. Gut möglich, dass sie danach nur noch in einer geschlossenen Psychiatrie versorgt werden können.

Wilstedt ist eine stinknormale Gemeinde, gewissermaßen Deutschland, wie überall, nur in klein. Deshalb zeigen sich hier die Folgen pompöser Ankündigungen ganz direkt: So sieht es also aus, wenn wir in großem Stil – und gemessen an 1.781 Einwohnern sind 10 echt großer Stil – abschieben.

Ist es angesichts des verbreiteten Mangels an Fachkräften und ausbildungsfähigem Personal nicht irrational, nein, sogar schreiend dumm, Zuwanderungsbegrenzung und Abschiebung für ein wirksames Mittel zur Lösung überhaupt irgendeines Problems zu halten?

Kein humanitärer Impuls, sondern Eigennutz

Es geht hier nicht um einen humanitären Impuls. Es geht hier um Eigennutz. Deutschland kann es sich nicht leisten, auf Menschen zu verzichten, die etwas können und in diesem seltsam unfreundlichen Land leben wollen, beispielsweise weil Gewalt und organisierte Kriminalität sie aus ihrer Heimat vertrieben haben.

Deutschland kann es sich nicht leisten, auf Menschen zu verzichten, die etwas können

Vorausschauende, verantwortungsvolle Politik wäre, dem Ressentiment etwas entgegenzusetzen, statt sich von ihm zu schädlichem Handeln verleiten zu lassen. Und die Rechtslage so anzupassen, dass die notwendige Immigration nicht illegalisiert wird. Wenn Einwanderung, die zum Wohle des Landes beiträgt, gegen Gesetze verstößt, sind nämlich nicht die Einwanderer schlecht, sondern die Gesetze.

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Reporter und Redakteur
Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.
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65 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • In Wilstedt hat die SPD eine 55% Mehrheit.

  • Der Niedersachsen-Slogan „Immer eine gute Idee. Niedersachsen“ sollte umgehend geändert werden in: „Immer eine dumme Idee. Niedersachsen“

  • Albert Einstein hatte es schon erkannt:



    "„Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir immer noch nicht ganz sicher."

  • Zitat: "Wenn Einwanderung, die zum Wohle des Landes beiträgt, gegen Gesetze verstößt, sind nämlich nicht die Einwanderer schlecht, sondern die Gesetze."

    Seitdem wir wissen, daß es einer bestimmten Partei nur gut geht, wenn es Deutschland schlecht geht, wird es immer bemerkenswerter, wie sich dem Drängen und dem Verhalten dieser Partei immer mehr anschließen und in vorauseilendem Gehorsam die Gesetze noch schlechter machen wollen.

    • @dtx:

      Irgendwie muss man die Prophezeiung vom Untergang des Abendlandes, die sich partout nicht mit der Realität vertragen will, doch real werden lassen.

      Also setzt man alles daran, dass es wirklich steil bergab geht, um sich am Ende nicht mit den eigenen Irrtümern befassen zu müssen.

  • Das ist nun in Niedersachsen auch nicht der erste Fall, bei dem sich die Nackenhaare sträuben. Dieser Mann hätte Arzt werden wollen, man ließ ihn aber das Studium (das praktische Jahr ist Bestandteil davon) nicht abschließen:

    www.ndr.de/nachric...eassistent100.html

  • In den nächsten zehn Jahren geht in Niedersachsen ein Fünftel des Pflegepersonals in Rente.



    www.ndr.de/nachric...egekraefte192.html

    www.ndr.de/nachric...rankenhaus976.html

    Da sollte die BA mal nachschauen, ob ihre Aussage, es gäbe in D schon genug arbeitslose Pflegehilfskräfte, sowohl für das Bundesland als auch diese Region von praktischer Relevanz ist und wenn ja, dem Heimbetreiber schleunigst ein paar Bewerber schicken, die den Anforderungen des Heimschwerpunktes gerecht werden.

    Das ist jetzt mitnichten nur Polemik, denn wenn man die zehn Leute und ihre Familien auf ein Arbeitsvisum verwiese, stünde vermutlich eine Vorrangprüfung im Raum.

  • Gerade in Kolumbien und Mexiko wirbt Deutschland ganz massiv unter Pflegekräften, nach Deutschland zu kommen.

    Der aktuelle Fall in W. ist offenbar einfach dumm gelaufen. Die Leute haben aus Versehen einen (aussichtslosen) Asylantrag gestellt und nicht rechtzeitig zurückgezogen, um einen Spurwechsel zu bekommen. Außerdem sind es nur ungelernte Hilfskräfte. Die sofortige Abschiebung ist aber offenbar schon vom Tisch.



    www.ndr.de/nachric...pflegeheim490.html

    • @Günter Picart:

      Zitat: "Die sofortige Abschiebung ..." Ja, in dieser Woche nicht mehr. Aber was bedeutet das schon? Heute ist Donnerstag, wahrscheinlich geht einfach nur in den nächsten drei Tagen keine Maschine mehr.

      Der Stichtag für den "Spurwechsel" vom Asylverfahren zum Arbeitsvisum sei der 29. März 2023 gewesen. Aus den bisherigen Artikeln geht nicht hervor, ob die zehn Leute an dem Tag ihren Asylantrag schon gestellt hatten, also von der damaligen Regelung überhaupt profitieren konnten. Sie hätten das falsche Tor gewählt, heißt es beim NDR. Dabei ist mir nicht ganz klar, ob man mit Arbeitsvisum kommen und hier erst nach einer Stelle suchen kann. Denn der Heimbetreiber ist ziemlich wahrscheinlich nicht in Lateinamerika gewesen und hat sich die Leute dort ausgesucht. Der wird die erst eingestellt haben, als sie schon hier waren und grundlegende Sprachkenntnisse hatten.

      Was bleibt, wenn die Härtefallkommission nicht mitspielt? Aus der EU ausreisen und mit einem Arbeitsvisum wiederkommen? Weder trivial noch ein Selbstläufer, selbst wenn man es schon richtig macht: www.westernunion.c...work-visa-germany/

      • @dtx:

        Wenn sie abgeschoben werden, bekommen sie eine Einreisesperre und können dann auch mit Arbeitsvisum nicht mehr zurück nach Europa. Zumal es da offenbar an den Voraussetzungen (Abschluss als Fachkraft) mangelt. Aber das Beste für sie wäre sicher die freiwillige Ausreise, dann kommt man wenigstens um die Einreisesperre herum und kann es auf einer anderen Spur versuchen, eventuell lieber nicht in Deutschland, sondern z.B. in Spanien, wo es einfacher ist, weil man als Lateinamerikanerin legalisiert werden kann, was in Deutschland nicht geht. Dem Heim und den deutschen Senioren hilft das natürlich nicht.

  • Wie hat es mal jemand so schön gesagt? „... und wenn beim LIDL niemand mehr die Maionaise scannt, hat bestimmt auch die letzte Kartoffel kapiert, das in Deutschland ohne Ausländer nichts mehr geht."

    • @Thomas Böttcher:

      Dann macht das der Kunde selber. Bei den derzeit laufenden Umbaumaßnahmen in den Lidl-Märkten kommen neben mehr und höheren Regalen auch Selbstbedienungskassen rein. Sich selber zu pflegen wäre aber zugegebenermaßen schwierig.

  • Was sind denn die Gründe für die Abschiebung ?

  • Ich kenne es auch : erst abschieben oder freiwillig gehen, um dann legal wieder einzureisen mit dem Ziel der späteren Einbürgerung. Fehlende Info: sind aufenthaltsbescheinigungen abgelaufen ? Asylanträge abgelehnt ( Kolumbien)??

  • Soll Einwanderung nach Deutschland den Deutschen nutzen oder den Einwanderern? Das ist die entscheidende Frage.

    Der Artikel sagt es ja selbst: "Es geht hier nicht um einen humanitären Impuls. Es geht hier um Eigennutz." Das heißt Einwanderer die dem Land sollten (aus eigennütziger Sicht) bleiben, Einwanderer die Deutschland schaden (Kriminelle, Faschisten, Kolonisten) hingegen nicht.

    • @Chris McZott:

      "Soll Einwanderung nach Deutschland den Deutschen nutzen oder den Einwanderern? Das ist die entscheidende Frage."

      Beiden.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das wäre schön. Davon sind wir nur unfassbar weit entfernt. :(

  • Im hiesigen Reha-Klinikum sind in manchen Abteilungen die Kartoffeldeutschen beim Pflegepersonal eine Rarität.

    Albanien, Nordmazedonien, Indien, Nepal, Sudan, … stellen hier das Gros der Pflegekräfte. Sogar bei den Ärzten bröckelt die Mehrheit der gebürtig Einheimischen.

    Nur bei den Therapeuten sind aus dem Ausland stammende Kräfte Einzelfälle. Vermutlich gibt es hier keine einschlägige Ausbildung, die anerkannt wird. Und die sollten wir auch den anderen Ländern nicht klauen; es reicht schon, wenn die Schweiz das mit unseren ausgebildeten Fachkräften macht.

  • "Ist es angesichts des verbreiteten Mangels an Fachkräften und ausbildungsfähigem Personal nicht irrational, nein, sogar schreiend dumm, Zuwanderungsbegrenzung und Abschiebung für ein wirksames Mittel zur Lösung überhaupt irgendeines Problems zu halten?"

    Natürlich ist es schreiend dumm. Aber leider hat Dummheit gerade Konjunktur. Werden wir bei der anstehenden Wahl sehen.

  • Der Titel „Grenzenlose Dummheit“ kann als ableistisch verstanden werden. Ableistische Sprache setzt bestimmte Begriffe wie „Dummheit“ oder „Unfähigkeit“ herab, indem sie Menschen abwertet, die möglicherweise kognitive oder andere Beeinträchtigungen haben. Solche Begriffe werden oft genutzt, um auf eine vermeintliche intellektuelle Minderleistung hinzuweisen, was die Vorstellung verstärken kann, dass intellektuelle Fähigkeiten über den Wert oder die Würde eines Menschen entscheiden.

    Ein Titel wie „Grenzenlose Dummheit“ trägt dazu bei, negative Assoziationen mit kognitiven Einschränkungen zu verfestigen, und verfehlt dabei das Ziel, sachliche Kritik an einer Idee oder Entscheidung zu üben. Eine treffendere und respektvollere Formulierung könnte sich auf das spezifische Problem oder die Entscheidung beziehen, die kritisiert werden soll – etwa durch Begriffe wie „Unvernunft“ oder „Verantwortungslosigkeit“, wenn diese den Sachverhalt genauer beschreiben.

    Ableismus lässt sich vermeiden, indem Sprache bewusst gewählt wird, sodass die Kritik respektvoll und differenziert bleibt.

  • Das kann man sich kaum vorstellen, dass die beschriebenen Ereignisse sich wirklich zugetragen haben. Hat das Bundesland eine Regierung ? Hat die TAZ mal nachgefragt, was die Regierung dazu sagt?

  • Ich kann mich des Eindrucks nicht entziehen, dass gerne gezielt schwache und integrationswillige Menschen abgeschoben werden, damit man sich nicht um die echten Problemfälle kümmern muss. Ist leichter Aktionismus zu zeigen und mit einer Träne im Auge kann man dann die Problemfälle einfach gewähren lassen.

    • @Dromedar:In:

      Es werden vor allem Menschen abgeschoben, bei denen das reibungslos abläuft, d.h. die überhaupt erst mal anzutreffen sind, z.B. an der Meldeadresse oder am Arbeitsplatz.

      Und ansonsten völlig planlos, bekommt man tatsächlich den Eindruck.

      Hauptsache man kann Abschiebungen vorweisen.

  • Wenigstens um des eigenen Vorteils Willen, müssten selbst die Alternativen Wagenbürger eigentlich begreifen, welche Hilfe sie los werden. Aber ich fürchte, es ist nicht mehr die Zeit für Vernunft bei diesem ganzen poprollistischem Irrsinn .

  • Gut wäre gewesen wenn der Artikel auch ein bisschen Informationsgehalt gehabt hätte. Warum sollen die abgeschoben werden. Wie lange sind sie schon hier. Wurde versucht mit den Verantwortlichen zu sprechen. Wurde mit deren Anwälten gesprochen.

  • Das eigentliche Problem ist, dass die rechten Parteien gar keine demenzkranken Menschen in Deutschland haben wollen.

    Und vermutlich auch keine Menschen mit Behinderung.

    Und wohl auch sonst niemanden, der nicht ins rechte Weltbild passt.

    Das Ziel ist es, alle nicht passenden Menschen los zu werden. Egal wie.

    Ich weiß, das ist zynisch und menschenverachtend, aber es sind ja auch Rechte, die das wollen.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Das eigentliche Problem geht weit über die Extrem-Rechten hinaus: CDSU beteiligen sich massiv an der Stimmungsmache, sogar die SPD scheut sich nicht sehr viel mehr Abschiebung zu fordern. Die GRÜNEN, die sich (zu) zaghaft dagegenstellen, werden von allen anderen Parteien sofort als "Sicherheitsrisiko" beschimpft.

  • Und ganz vielleicht sollte auch mal irgendjemand darauf kommen, Themen und Problemfelder nicht immer nur in ihrem nach Luhmannscher Manier gedachten spezifischen Kontext zudenken. Wenn es um Migration im Allgemeinen und Arbeitsmigration im Besonderen geht, sollte es natürlich immer zuerst um die Menschen gehen. Aber man sollte sich auch mal fragen, warum wir überall Arbeitskräftemangel haben, obwohl die Erwerbstätigenquote und der Stand von Automatisierung und Digitalisierung (bei allen Rückständen im int’l Vergleich) jeweils historische Höchststände erreicht haben? Vielleicht wird einfach zu viel produziert und konsumiert, was den Menschen und der Welt wenig nachhaltigen Nutzen bringt, aber gewaltig viel Ressourcen inkl. Arbeitskräfte bindet und verbraucht?

    Abschiebungen von Pflegekräften sind unsinnig und Arbeit in der Pflege ist sinnvoller, als Computerspiele zu entwickeln oder einen Kulturevent zu kreieren. Vielleicht geht es einfach darum, dem ganzen Tun und Machen wieder Sinn zu geben? Es muss mehr darüber diskutiert werden, was sinnvoll ist, als dass man so etwas wie wirtschaftliche Vernunft, Realpolitik, nationale Interessen usw. als normativen Maßstab voraussetzt.

    • @Stoersender:

      "Vielleicht geht es einfach darum, dem ganzen Tun und Machen wieder Sinn zu geben? Es muss mehr darüber diskutiert werden, was sinnvoll ist, als dass man so etwas wie wirtschaftliche Vernunft, Realpolitik, nationale Interessen usw. als normativen Maßstab voraussetzt."

      Absolut.

      Und das wird nicht passieren.

  • "Es geht hier um Eigennutz". Finde den Fehler. In dem Moment, wo ich Pflegekräfte zu MEINEM Nutzen bleiben lasse oder rauswerfe, ist die Beziehung asymmetrisch und unmoralisch. Menschen sind keine Ware, die ich bestellen, entwurzeln und wieder wegschicken kann, wenn ich sie nicht mehr will. Von nicht mehr brauchen kann hier ja wohl keine Rede sein. Was, wenn die zehn Leute keine Pflegekräfte wären sondern Poet:innen oder Prostituierte?

    • @Patricia Winter:

      Sollte man dann besser erst gar keine Pflegekräfte mehr einwandern lassen, weil das asymmetrisch und unmoralisch wäre?

  • Deutschland macht seine Einwohner systematisch kaputt. Einbürgerungsanträge werden auf Anweisung unseres Bürgermeisters über einJahr mit immer neuen Anforderungen verschleppt und auch dann muss man noch Untätigkeitsklage erheben - so einfach darf es ja nicht sein, Deutscher zu werden! Schwarze Studierende aus der Ukraine mit hervorragendem Examen dürfen nicht in Deutschland als Arzt in der Klinik arbeiten, obwohl sie dort händeringend gesucht werden - Abkürzungen gibt es bei der Bezirksregierung nicht, stattdessen hat er als Arbeitssklave (Bufti) gearbeitet und fängt nun hier wieder mit dem Studium an. Die Mutter von zwei Kindern wartet seit 8 Jahren auf ihren Aufenthaltstitel, sie bekommt immer nur Fiktionsbescheinigungen, obwohl das illegal ist. Ich könnte immer so weiter schreiben. Deutschland hat ein Talent, Menschen fertig zu machen. Denn auch die Mitarbeiter in den Ausländerbehörden und wir Juristen sind von diesem ewigen Kleinkrieg auf Anweisung von oben zermürbt und arbeiten uns in Überstunden an diesem systematischen Hass auf alles Fremde ab. Es ist grausam.

    • @hedele:

      Fremdenfeindliche Mentalitäten sind allgegenwärtig, auch im Apparat und je nach Region mehr oder weniger.

  • Danke.



    Nach 20 Jährchen ++ Ausl&AsyllR kann ich mich nur anschließen

  • Das ist natürlich eine schlechte Nachricht.



    Allerdings wären hier die Hintergründe interessant.



    Denn schließlich wirbt Deutschland auch in Mittel- und Südamerika Arbeitskräfte an, gerade auch im medizinischen Bereich.



    Dafür gibt es auch Schulungsmaßnahmen in Sprache und Praxis in den Herkunftsländern.



    Ein Visum ist allerdings auch notwendig.



    Die Ampel hat Fachkräftezuwanderung und Chancenkarte eingeführt und somit der legalen Zuwanderung die Tür geöffnet.



    Das Bekenntnis der handelnden Parteien zum Zuwanderungsland ist deutlich.



    Es sollte vermieden werden, aufgrund von Einzelbeispielen diese Tatsachen aus den Augen zu verlieren.



    Im Übrigen liegt ein grundlegender Fehler für unsere Gesellschaft auch in der Abschaffung der Wehrpflicht, wie hieß es so schön: "Ohne Zivis ist Deutschland am Ende"!

  • Wenn das Gesetz nicht human ist, dann muss man die Humanität über das Gesetz stellen. Inhuman ist es, wenn man Menschen gegeneinander ausspielt: Hier die Illegalen, dort die Legalen. Dazu braucht man Zündler, wie die in der AfD und in Teilen der CSU, CDU, FDP...Die Würde des Menschen ist eben antastbar! Danke für diesen Beitrag!

  • Danke.

  • Menno, Benno! Starker Artikel! Starke Worte!

  • Wir sollten alle MigrantInnen aus Deutschland rausjagen. Für vielleicht zwei drei Monate. Danach würde bei uns alles so weit zusammengebrochen sein, dass vielleicht auch die letzten rassistischen Ausländerhasser endlich merken, was Sache ist. Die MigrantInnen in Deutschland nur zu Zwecken der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft zu dulden - was ja derzeit die gemäßigte Ansicht der meisten ist - ist auch menschenverachtend. Aber vielleicht kommt mit der Einsicht der Abhängigkeit ja irgendwann die Wertschätzung dieser Menschen als, eben, Mensch. Also fast so, wie es Artikel 1 unseres Grundgesetzes verlangt. Der am meisten mit Füßen getretende Artikel.

    Nachdem der Abschiebe-Kanzler Scholz den Staffelstab an den kleine Pascha Merz, mit seinen Zahnarztterminproblemen, übergibt, sehe ich sonst keine Möglichkeit zur Einsicht mehr.

  • Jaja, die Ausländerfeindlichkeit führt zu sowas aber das haben wir doch schon nach dem Brexit gesehen. Unsere Gesellschaft wäre gut daran beraten regelmäßig ausländische Zeitungen zu lesen damit wir nicht die Fehler der anderen wiederholen.



    Oh, oder geht es den Rechten in AfD, C...U und FDP nur darum die schlechten Ausländer abzuschieben? Das passiert aber schon und sogar mit EU-Bürgern ist das möglich.

  • Kein Widerspruch per se, Arbeitsmigration muss erleichtert werden und bedarfsorientiert sein.

    Es nervt mich, ehrlich gesagt, aber trotzdem, dass auch dieser Artikel wieder alle Arten von Migration in einen Topf zu werfen scheint. Die meisten Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus sind eben keine examinierten Pflegekräfte. Und ein moderner Staat muss sich auch aussuchen können, was die Bedingungen sind, zu denen man einwandern darf - und zu welchen nicht.

    Das diese Kriterien sinnvoller ausgewählt sein müssen, ist aus meiner Sicht aber völlig richtig.

    • @Agarack:

      Die Menschen die hier abgeschoben werden sollen sind Pflegehelfer. Die wurden wenn ich es richtig verstanden habe auch hier ausgebildet.



      Wenn wir Arbeitskräfte aus dem Ausland wollen müssen wir sie auch Ausbilden und nicht anderen Lädern ihre Fachkräfte weg nehmen.



      Man sollte auch mal sehen ob es möglichkeiten gibt aus illegal legal zumachen und zu unserem Vorteil nutzen.

      • @Garum:

        Interessant. Ich hatte mich auf die Angaben im Artikel verlassen, der explizit von "Pflegekräften" spricht. Pflegehelfer (1 Jahr Ausbildung) sind doch eine deutlich andere Nummer als tatsächliche Pflegekräfte (3 Jahre Ausbildung und Examen).

        Dann sehe ich das Ganze tatsächlich deutlich ambivalenter. Ich bin kein Fan davon, aus illegal nachträglich legal zu machen, sonst ermutigt man letztendlich illegale Einwanderung. Regelungen, die es Leuten erlauben, einzuwandern, wenn sie eine Ausbildungsstelle haben, und sich einbürgern zu lassen, wenn sie diese abschließen, wären mir deutlich lieber.

  • Danke dafür!! Und vielleicht wäre es im Wahlkampf auch bei diesem Thema endlich mal sinnvoll in die Offensive zu kommen: Die Probleme, die wir gegenwärtig in puncto Integration haben, verantwortet nicht die Ampel. Die verdanken wir CDU/CSU, die jahrzehntelang darauf beharrten, Deutschland sei kein Einwanderungsland.

    • @Kanuka:

      Deutschland ist ein Einwanderungsland, war es schon immer. Die Parameter haben sich aber massiv gewandelt.



      Bisher brauchten wir vorrangig Hilfsarbeiter. Fließband, Zeche, Produktionshelfer.



      Die waren, salopp ausgedrückt, gestern noch in Apulien oder Anatolien, kamen heute an und standen morgen bei Firma XY am Band. Ob die Deutsch könnten oder ne Ausbildung hatten war zumeist egal.



      Da war die Rechnung simpel. Junge arbeitsfähige und willige Einwanderer, winwin - für sie ein Einkommen was zuhause die ganze Verwandtschaft versorgte, für uns vom Wirtschaftswunder bis zum Exportweltmeister eine goldene Zeit.



      Heute aber fehlen Fachkräfte. Die müssen Deutsch können, die müssen eine Ausbildung haben, etc...



      Das verlangt einen enormen Mehraufwand (finanziell, strukturell und organisatorisch) UND verursacht laufende Kosten bis zum Tag X wo sie dem Arbeitsmarkt zugeführt werden können.



      Gab letztes Jahr ein Studie in den Niederlanden die dort für einiges Aufsehen gesorgt hat - da wurde berechnet was ein Zuwanderer je nach Herkunftsland im Schnitt den Staat kostet oder finanziell bereichert...



      Borderless Welfare State The Consequences of Immigration for Public Finances | ISBN: 9789083334820

    • @Kanuka:

      Da gebe ich Ihnen recht. Was mir dabei aber immer wieder durch den Kopf geht, ist, dass vor allem CDU/CSU sich gegen Veränderungen in der Gesellschaft sperren. Aber sind sie nicht u.A. genau deswegen immer wieder gewählt worden? (gibt natürlich noch diverse andere Gründe) Es ist letztlich ein gesellschaftliches Problem, was einer kollektiven Verweigerungshaltung nahe kommt.

    • @Kanuka:

      Wir verdanken wir vor allem der Mehrheit der Deutschen, die so wählen. Und die sich ohne Medienkompetenz von den Medien immer wieder einreden lassen, Migration sei unser größtes Problem. Ist natürlich bequem, mit solchen Lügen von den echten Problemen abzulenken, die man aus Macht- und Profitgier nicht angehen möchte.



      Aber wie sagte nicht schon Obi-Wan: the force may have a great influence on the weak-minded. Ersetze "force" durch Medien.

    • @Kanuka:

      Das ist ganz genau richtig. Man sollte der CDSU dieses Beispiel bei jeder !!! Gelegenheit präsentieren. Vor allem die Herren Söder und Merz tun sich ja heftig hervor mit der Übernahme des AfD Vokabulars und deren Zielsetzung. Die schaden den Menschen damit direkt - für das Linsengericht von ein paar Wahl-Stimmen....

    • @Kanuka:

      Die AfD ist im Prinzip ein radikaler CDU Ableger. Wenn ich so an die Gastarbeiterdebatten in früheren Jahren zurückdenke, war es immer die CDU, die rassistische Takes rausgehauen hat. Damals gab es wenigstens die SPD noch als Gegengewicht. Sollte Merz Bundeskanzler werden, dann bekommen wir trumpistische Politik.

  • "Abschiebungen schaden der Daseinsvorsorge."



    Falsch, Abschiebungen wahren den sozialen Frieden - WENN sie sinnvoll angewandt werden, nämlich an denen, die unsere Art zu leben, unsere Gesellschaft ablehnen, sich nicht integrieren wollen, straffällig werden, etc...



    Da wir aber gerade diese fast ausnahmslos nicht abschieben können, weil sie ihre Papiere vernichtet haben oder ihre Länder sich weigern sie zurückzunehmen, werden am Ende oft andere abgeschoben, die sich zwar integriert haben oder zumindest bereit sind, derer man aber habhaft werden kann und deren Länder auch einer Rückführung zustimmen - weil es muss ja abgeschoben werden, die Vorgabe kommt von ganz oben, remember Scholz (aber nicht nur ihn, wollen ja alle abschieben).



    Deshalb wäre es so wichtig, dass das Abschiebegesetz endlich reformiert wird. Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden Totalverweigerer und Gefährder abzuschieben unabhängig von ihrem Zuarbeit oder der Verweigerung ihrer Heimatländer. Rund um den Globus handhaben das Länder so.

    • @Farang:

      Wenn man die, die hier nicht unbedingt gebraucht werden, so und so nicht abschieben kann. Welchen Sinn machen denn dann Abschiebungen?

  • Danke, genau richtig. Das ist pure Dummheit. Statt sich diese dämlichen Diskussionen über Migration von der AfD diktieren zu lassen, sollten die demokratischen Parteien sich um eine sinnvolle Gesetzgebung für eine gezielte Einwanderung kümmern. Das wir die brauchen ist ja schon seit Jahrzehnten klar.

    • @Squirrel:

      GIBT es da noch eine????

  • Sich von den Rechten den Diskurs vorgeben zu lassen, dann in vorauseilendem Gehorsam ihre "Agenda" durchzuführen, ist der sichere Weg in den Untergang.

    Vorher wird noch das gesellschaftliche Klima zunächst beklemmend und dann mit zunehmender Geschwindigkeit vergiftet.

    Migration ist Thema Nummer 1, hochstilisiert zu Problem Nummer 1.

    Wie die Protagonist:innen der Parteien, die dem Humanismus, der Solidarität und angeblich dem Christentum verpflichtet sein wollen, sich zu solchen Worten und Taten hinreißen lassen, bleibt für mich ein großes Geheimnis, aber vor allem eine nachhaltige Erschütterung.

    Ich werde ihnen nie wieder Vertrauen entgegenbringen können (und wünsche mir schon Angela Merkels moralischen Kompass zurück).

    Dass diese wirtschaftliche Selbstschädigung, dieser Opportunismus, diese moralische Verirrtheit und Verrohung nur zum weiteren Aufstieg der Rechten führen wird, wie in jedem anderen Land zu beobachten, ist eine besonders traurige Ironie der ganzen Sache.

    Für das Land, das nach Fachkräften lechzt, und vor allem für das persönliche Schicksal der Betroffenen, ist es einfach nur schrecklich.

    Irgendwann werden die Fachkräfte nicht mehr kommen wollen.

  • Kurz, bündig, richtig. Sollte (nicht nur) an AfDlerInnen verschickt werden. Viellleicht fällt dann ja noch ein Wundergroschen.

    • @Ardaga:

      Warum nur an die AfD? Die meisten anderen Parteien unterstützen doch solchen Unfug.



      In Wilstedt hat z.B. die SPD die Mehrheit im Gemeinderat.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Im Kommentar steht: "Sollte (nicht nur) an AfDlerInnen verschickt werden".



        warum_liest_keiner_nach?

  • Guter Kommentar, aber wenn man mit den "Ausländer raus!"-Parolen der AfD und des BSW konkurrieren will, zählen halt nur Abschiebezahlen.

  • Seltsamer Kommentar der den Leser ratlos zurück lässt. Liegt vielleicht daran, dass auf den eigentlichen Sachverhalt überhaupt nicht eingegangen. Warum wurde abgeschoben? Ein paar Worte dazu wären ganz gut gewesen um das Ganze einordnen zu können.

    • @Fran Zose:

      Google ist Ihr Freund, eventuell.

      • @sedeum:

        Schon, nur wäre das nicht Aufgabe des Kommentars kurz auf den zu kommentierenden Sachverhalt einzugehen?

  • Der Kommentator übersieht, daß genau das gewollt ist. So wie die Steuergesetzgebung genau so ausgestaltet ist, daß man notfalls jeden Steuerpflichtigen kriminalisieren kann, ist auch die Ausländergesetzgebung genau so ausgestaltet, daß man notfalls jeden "Ausländer" kriminalisieren und ausweisen kann.